... D . "wadrbrumnd f} Ir» . 7 . . ... “ ’ via » oo. ’ . . .„+ ’ . D ’ “r .... - > u. » r ’ art lerne Amis BU Fterene.n ’ . % Du rer" D + i .% ser; “ enge „eh ee tnelee rate ofgıke ‘ ’ .. ‘ ri» . ‘ D ‘ wi ’ ' . . arte . sach» . Fa ..r i . = ' ‘ .i.+ v + .ı. . « . . .r ’ . r nanı-t . u ‚ + ‘ . no d.. . . I . - ‘ Dr j - » v ü - + - >. -. p a FAR) ..." ‚ .... u. .ı0 En. er Fi » -. dee re . - . . MEARFR ‘ Jene fer Pr) ’ .. .- D . wiig% dr 0. u. .. vor .. Pe a Ir CE Tr. P Pe RE ui. . deu .rn.'gen dei ni en 0er. ur her * dr i 0 rt ur... .. “ “ . wurie® .y.- - rum Mh“ un humane . ' anne ' .. De Peer Er w D .. D . t . “ ‘ arme De Jen En ....% \ PR) ’ ..r u. ar re o0nr “ ’ De ö ae Kl. a * rnit en. "de D Weine Bi nr fan“ AR . hmar » Pe ee L ’ . “9% da 4 i ı 3 Gr ernten tee ‘ r 2 Werner hare nme, u a harı reader ner in er ’ “ dmu ’ ' er . Ze ; von 8 & u. \ . 1‘ .. ch r ner nn“ Pe) zeıgasrenf, nun urteereg u u + hir“ ee panendl NET. ar ri... 10h" Book Ne SMITHSONIAN. DEPOSIT Pr A < Akademie der Wissenschaften in Wien 4 Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse Sitzungsberichte Abteilung I 129. Band Jahrgang 1920 — Heft 1 bis 10 (Mit 12 Tafeln und 52 Textfiguren) Wien, 1920 Aus der Staatsdruckerei In Kommission bei Alfred Hölder Universitätsbuchhändler Buchhändler der Akademie der Wissenschaften ’ RUE ER TC ET VRR RE 0, NORA eh = BES f h | In Wer aD 9 zart Inhalt Bersa E., Über das Vorkommen von kohlensaurem Kalk in einer Gruppe von Schwefelbakterien. (Mit 1 Tafel und 2 Textfiguren.) [Preis: 11 K] Ne Me s z BG Ru Brunswik H., Über das Vorkommen von Gipskiystallen bei den Tamanı caceae. (Mit 1 Tafel und 1 Textfigur) [Preis: 8 K] Diener C., Neue Ceratitoidea aus den Hallstätter Kalken des Salzkammer- gutes. (Mit 1 Tafel.) [Preis: 40 K] REN: nn — Die Ceratitoidea der karnisch-norischen Mischfauna des en kogels bei Aussee. (Mit 3 Tafeln und 3 Textfiguren.) [Preis: 80K] . 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Lovisato (03) als triadisch, noch die pflanzenführenden Sandsteine von Crispusu bei Belvi, von Tesili und der Tonneri, welche von demselben Forscher als rhätisch oder liasisch angesehen worden waren, gehören diesen Perioden an. Auch sie haben sich als jurassisch erwiesen. Die in diesen Gebieten aufgefundenen Pflanzenreste, deren Aufschließung hauptsächlich den BemühungenLovisato’s zu verdanken ist, haben die Auffassung Tornquist’s, die außer auf die stratigraphischen Verhältnisse, insbesondere auf die richtige Determinierung einiger Pflanzenreste gegründet wurde, durchaus bestätigt. Lovisato’s Ansicht schien durch einige von Sterzel herrührende irrige Bestimmungen gestützt, welche durch die im allgemeinen recht schlechte Erhaltung der Pflanzenreste verursacht worden waren. Aus Sardinien sind bisher nur jungpaläozoische und jurassische Pflanzenreste bekannt geworden. Die ersteren sind . erst 1901 von Arcangeli (Ol) genauer beschrieben und als 4 F. Krasser, Repräsentanten einer Permocarbonflora erkannt worden. Über die letzteren liegen nur vor die Angaben von Tornquist (04) über Ptilophyllum pecten, Otozamites Beani und Coniopteris cf. arguta, sowie von mir eine Bearbeitung der Williamsonien, Krasser (12, 15), und eine Enumeratio der fossilen Flora der die Williamsonietn bergenden Juraschichten, Krasser (13), aus welcher bereits hervorgeht, daß diese Juraflora sehr mit der dem Inferior Oolite angehörigen fossilen Flora der Küste von Yorkshire übereinstimmt, also eine Doggerflora repräsentiert. Meine Enumeratio von 1913 verzeichnet bereits unter 21 nicht weniger als 14 mit der Doggerflora der Yorkshire- küste gemeinsame Arten. Sie bezog sich auf eine mir von Domenico Lovisato über. Veranlassung von Salfeld zur Bestimmung zugesandte Aufsammiung. Es war Lovisato damals in erster Linie wohl um eine Vergleichung der sardinischen Pflanzen. mit der Flora der Lunzer Trias mit den charakteristischen Pierophyllum-Arten zu tun, um seine Ansicht über das Vorkommen der Trias in Mittel- und Ost- sardinien phytopaläontologisch zu stützen. Nach meinen Publikationen hatte er die Liebenswürdigkeit aus freien Stücken noch mehr Untersuchungsmaterial zu übersenden, welches ich wegen der durch den Weltkrieg verursachten argen Störung rein wissenschaftlicher Studien und psychischen Hemmungen nur allmählich, mit großen zeitlichen Unterbrechungen — denn die Arbeit war für mich nur in Wien durchführbar —, auf- arbeiten konnte, Meine Altersbestimmung der vermeintlichen Triasflora als Doggerflora erfuhr dadurch noch weitere Stützen, denn es ergaben sich noch eine Reihe von wichtigen Arten, welche mit Arten von der Yorkshireküste identisch sind, sowie einige andere interessante Vorkommnisse. II. Fundorte und Erhaltungszustand. Die Fundstätten, welche Lovisato ausbeutete, befinden sich in der Umgebung von Laconi. Die Hauptmasse der mir vorgelegten Reste stammt von Arcidano de Laconi, die übrigen von Costa de Mandera im Park des Marquis de Laconi in Doggerflora von Sardinien. O Laconi,. aus den Schichten Gres de Canali Öltastra bei Cignoni und von Tupe Caniga. Von der letztgenannten Lokalität stammen die am schlechtesten erhaltenen Beleg- stücke. In der Sammlung Lovisato befinden sich aber auch zahlreiche Stücke von genügend guter, seltener von sehr guter Erhaltung, so daß es möglich war, durch genaue Unter- suchung die Zusammensetzung der fossilen Juraflora von Laconi mit Sicherheit festzustellen und eine monographische Bearbeitung anzubahnen. Da ich mangelnder Detailetikettierung der Belegstücke halber nicht in der Lage bin, die einzelnen Lokalflorulen genau abzugrenzen, muß ich diese Zusammenstellung dem bodenständigen Forscher empfehlen, dem durch meine Deter- minierung der numerierten Stücke seiner Kollektion der Weg hierzu geebnet ist. Es wird für den Zweck der vorliegenden Arbeit wegen der nötigen Kürze der Zitafion am besten sein zu unter- scheiden: Lov. A: Nr. .... Die Aufsammlung von verschiedenen Lokalitäten, welche meiner Enumeratio von 1913 zugrunde liegen, und Lov. B: Nr. ... die Aufsammlungen, welche mir nach diesem Zeitpunkte vorlagen. Die meisten der von mir untersuchten Pflanzenreste liegen in einem tonigen Medium eingeschlossen. Speziell für Lov. 5 gilt folgendes: Die Pflanzenreste liegen teils in einem weißen bis gelblichen zum Teil zerfallenden feinkörnigen geschichteten Sandstein (Lov. B: 1 bis 63), teils in einem mehr oder weniger dunkel oder heller braungrauen Ton (Lov. B: 64 bis 128), teils in einem festen eisenschüssigen Sandstein (Lov. B: 129 bis 133). Die im letzteren bisher zutage geförderten Reste sind jedoch leider von so schlechter Erhaltung, daß ihre Bestimmung unmöglich war. III. Catalogus systematicus plantarum fossilium in stratis jurassicis formationis Dogger insulae Sardiniae detectis (Flora fossilis Laconiensis). ‘6 F: Krasser, Die fossile Doggerflora von Laconi in Sardinien. Da fast alle Arten der Flora fossilis Laconiensis in der Doggerflora der Yorkshireküste Englands vertreten "sind, werden sie im nachfolgenden Katalog in der. Reihenfolge erörtert, die in. A. EC. Seward: The Jurassice Flora (I. The Yorkshire Coast, London 1900; II. Liassic and oolitic floras of England [excluding the inferior oolite plants of the Yorkshire Coast], London 1904) eingehalten wird. Bekanntlich bildet dieses Werk den III. und IV. Teil des Catalogue of the Mesozoic Plants in the Department of Geology: British Museum (Natural History). Bei jeder Art, welche mit einer der Doggerflora Englands identisch ist, wird das genannte Werk kurz zitiert: Sew. I], p. .., respektive Sew. Il, p. ... Weiters wird stets gegebenen Falles meine Enumeratio (Kr. 13) und meine Williamsonia- ‚Abhandlung (Kr. 12) zitiert werden. Wo es notwendig ist, wird auch andere Literatur angegeben. Es handelt sich dabei nur. um die Begründung der Bestimmung, respekt H) der Nomenklatur in kürzester Form. Bezüglich der Zitation der Belegstücke aus den Auf- sammlungen Lovisato’s. wolle man die Ausführungen im vorhergehenden Kapitel nachsehen. Equisetites columnaris Brongn. Sew., I, ‚ns.,98, Lov. B: 1 (über 30 cm langes Stammfragment, mehrere Internodien, verschieden tiefer Gewebezonen): 2 (1 bis 4, 3,4 (1, 2: Scheide), 5, 6 (Scheide), 7 bis 18 (meist ansehnliche Sunmnkierikichen oder Steinkerne), 17 (ver- ‚schiedene Erhaltungszustände, auch geringfügige Pagrophyllum Williamsoni-Reste und Sagenopteris - Spreitenteil), 18, 21 (Stammfragment mit Knoten im Abdruck der Oberseite und Hohldruck, auch Ptilophyllum pecten), 23, 31 (normale Equi- setites-Oberfläche mit aufgelagerter Sagenopteris Goeppertiana), 32, 42 (Diaphragma, auch Sproß von Pagiophyllum William- soni), 44 (reichlich verzweigtes Stammfragment, auch Williamsonia acuminata), 51: (Diaphragma, schiefer Quer- - Doggerflora von Sardinien. bruch), 52 (Diaphragma), 53 (Scheide, . auch ein. Fragment einer Primärfieder von Dictyophyllum rugosum), 54 (1: Dia- phragma, 2: gänzlich zerquetsches Fragment), 59 und 60. Ich habe sämtliche Reste unter Eguisetites columnaris subsummiert, da ich zur Ansicht gelangt bin, daß Eguisetites Beani (Bunb.) Sew. (1851) lediglich die dickeren Achsen (in der Kollektion Lovisato übrigens die Hauptmasse der besser erhaltenen Equisetites!) desselben Typus repräsentiert, dessen dünnere Achsen die typischen Egquisetites columnaris Brongn. (1828) darstellen. Laccopteris Presl. Sew: I,.p. 77. — Kr.. 13. Die Abgrenzung der Arten, welche gewöhnlich dieser Gattung zugezählt werden, ist schwierig. Sie wird erst mit Sicherheit gelingen, wenn sie an vollständigeren Resten, als sie zumeist beschrieben wurden, auch nach ihrer geologischen und geographischen Verbreitung studiert werden können. Es kommt nicht allein auf Schnitt, Abgrenzung und Nervation der Fiederchen, sondern auch auf die Lage und Beschaffen- heit der Sori und der Sporangien an. Eine weitere Schwierig- keit liegt auch in der Abgrenzung von Laccopteris gegen- über Gutbiera, Andriania und Nathorstia. Aus Sardinien liegen bisher ganze Primärfiedern nicht vor, wohl aber sowohl sterile als fertile Fiederchen, auch einzelne Spindelfragmente mit mehreren Fiederchen. Zunächst kann man relativ breite und lange und schmälere kürzere Fiederchen unterscheiden. Die ersteren ‚lassen sich jedoch trotz habitueller Ähnlichkeit nicht mit Sicherheit der bisher aus dem englischen Kimmerridge und aus der Wealdenformation bekannten L. Dunkeri Schenk unterordnen, sie gehören aber auch nicht zu. L. polypodioides Brongn., welches für den Dogger von England charakteristisch ist. Nathorstia Heer liegt nach der Beschaffenheit der Sori zu schließen, sicher nicht vor. Wir haben einen Laccopteris- Typus vor uns, dessen Fiederchen 8 mm Breite und beträcht- liche Länge besitzen (Lov. A: 18 ein Fragment von 60 mm)), 8 7» Krasser, dessen kreisrunde Soren knapp an die Mittelnerven gereiht sind, einen Durchmesser von einem Drittel der halben Fiederchenspreite besitzen und aus zahlreichen Sporangien bestehen. Diese sardinische Laccopteris gleicht sehr einer Laccopteris aus dem Unterlias von Steierdorf im Banat, welche von Stur als ZL. spectabilis nom. mus. signiert wurde. Bei Laccopteris polypodioides Brongn. sind die Sori vom Mittelnerv um ein Nervenfeld entfernt gestellt (Sew. I, Fig. 11 B). Im Inf. Oolit von Stamford kommt übrigens auch eine Laccopteris vor, welche von Seward als höchst wahr- scheinlich zu L. polypodioides gehörig betrachtet wird (Seward, Matonia p. 198, fig... 9C; ‘reproduziert Sew. |], fig. 11 C), bei welcher jedoch die Sori knapp an die Mittel- nerven gereiht sind! Dieser Typus scheint bisher nur in spärlichen Fragmenten bekannt zu sein. Nach der zitierten Abbildung ist die Nervatur reicher gegabelt als bei der typischen L. polypodioides. Es liegt mir übrigens aus Sardinien auch ein Belegstück vor (Lov. B: 73), welches diesem Ner- vationstypus vollkommen entspricht. Mit Laccopteris Woodwardi (Leckenby) Sew. stimmen Ley.: 4: 81_ und Lov.:2: 37 sehr gul-nberein. Die Laccopteris mit schmäleren Fiederchen stehen der "Laccopteris elegans Presl im Schnitt der Fiederchen, Nervatur und Ausbildung der Sori so nahe (Lov. A: 53a,b), daß sie davon kaum getrennt werden können. Zu Laccopteris gehören: Lov. A: 3 und 18 (cf. L: spectabilis), 83a, b (L. elegans), 81 (L. :‚Woodward)). Lov. 5: 37 (L. elegans, mit Ptilophylium pecten und Cheirolepis setosus), 64 (cf. L. spectabilis, Spindelfragment mit 9 Fiederchen), 73 (1, 2: cf. L. »polypodioides« von Stamford) zeigt ein 1 cm breites Fiederchenfragment mit prachtvoll erhaltener Nervatur, 74 (1, 2), 76 bis 78, 80, 82 bis 85, 86 (1, 2: schmälere Fiedern), 95 (mit ?, Sporocarpium von Sagenopteris). | Doggerflora von Sardinien. y Todites Williamsoni (Brongn.) Sew. Sew.'}, p. 87..— Kr. 13. Lov. A: 5, 6, 12, 30, 63; 8 (im Sandstein). Auf ein- zelnen Stücken mit Pfilophyllum pecten und Coniopteris hymenophpylloides. Lov. B: 43 zweifelhaft! Coniopteris hymenophylloides (Brongn.) Sew. Sew. I, p. 99. — Kr. 13. Bar AT ER 30. ON bis’3o, 60, 61. Auf einzelnen Stücken mit Pfilophyllum pecten, Nageiopsis anglica, Baiera Phillipsi, Todites Williamsoni. Coniopteris cf. arguta L. et H. Sew. I, p. 115. — Tornquist (04), p. 158; T. 4, F. 5. Besitzt geringere Dimensionen als die englische Pflanze. Im Jura von Crispisu bei Belvi. Dictyophyllum rugosum L. et H. Sew..I,.p. 122, Lov. B: 47 (1: Mehrere Fiedern erster Ordnung in beträchtlichen Fragmenten), 55 (mit Aranucarites sardinicus), 49 (1: wahrscheinlich hierhergehöriger undeutlicher Abdruck einer Gabelung mit Nilssonia compta; 2: undeutlicher Abdruck einer Gabelung). Klukia exilis (Phill.) Racib. Sew. I, p. 130. — Kr. 13. Lov. A: 70a. Das einzige Belegstück. Cladophlebis denticulata (Brongn.) Font. Sew. I, p. 134. — Kr. 13. Lov. A: 64 (Bruchstück einer Fieder vorletzter Ordnung mit kleineren, also mehr spitzennahen Fiedern letzter Ordnung vom Typus Neuropteris ligata L. et H.). 10 F. Krasser, Taeniopteris vittata Brongn. Ssew..1; p.. 157. — Kr.,l2. Lov. A: 45 und 72, bloß Laminarfragmente, daher die Artbestimmung nicht sicher, wenn auch sehr wahrscheinlich. Lov. B: 45 (Blattspitze). | Sagenopteris Goeppertiana Zigno. 1865. Zigno A. de: Enum. filic. foss. form. oolit., p. 36. 1867. Zigno A.»de:«Flora foss. form; ;oolit:#],,p.2188, tab. 217er 3% 1874. Schimper Ph.: Traite II, p. 518. Lov. B: 31. (stark asymmetrische basale Fiederhälfte, auch Egnisetites Oberfläche), 35 (1: mit Cheirolepis setosus, auf der Rückseite Nilssonia compta), 38 (1: Gegendruck zu 31. Fast vollständige Fieder, auch Querbruch von Eguisetites columnaris, Fragmente von Laccopteris), 39 (fast vollständige Fieder), 40 "sowie 41. und 49 basale’ Partien einzelner Fiedern. | | 95 (Abdruck eines Sporocarpiums, ähnlich dem von Marsilea), 99 und 101 (?Sporocarpien, undeutliche Abdrücke.) Sowohl gewisse Formen von Sagenopteris Phillipsi (Brongn.) Sternb. des englischen Dogger, als von Sageno- pteris rhoifolia Schenk des deutschen Uhnterlias gleichen habituell ziemlich der Sagenopteris Goeppertiana Zigno. Bei der letzteren sind die Fiedern stumpf abgerundet, ‚die Mittel- ader aber breit und bis zur Spreitenmitte reichend. Siehe in dieser Beziehung Sew. I, p. 165, und Salfeld (09, p. 19). Sagenopteris Goeppertiana (inklusive rotundata, Brauniana und BDrognartiana als Entwicklungszuständen) wurde von Zigno aus dem Oolith des Val Zuliani bei Rovere di Vela im Veronesischen beschrieben. Sie ist anscheinend für das südeuropäische Juragebiet charakteristisch. Baiera Phillipsi Nath. Sew. I, p. 279. — Kr. 79, Lov. A: 28 (mit Coniopteris hymenophylloides und Philo- phyll pecten). | Doggerflora von Sardinien. 11 Czekanowskia Murrayana (L. et H.) Sew. Sew. 1, p. 279. — Kr. 13. Lov. A: 20, 50, 56, 58. Einzelne Belegstücke auch mit Nilssonia compta, Ptilophyllum pecten, Spiropteris. Lov. B: 79 zeigt Bruchstücke sehr feiner Nadeln, wohl zu einer anderen Art (cf. (2. setacea Heer) gehörig. Es kann sich aber auch um der Länge nach zerfaserte Murrayana- Nadeln handeln. Nilssonia compta (Phill.) Brongn. Sew. I, p. 223. — Kr. 13. Lov. A: 50 (mit Czekanowskia Murrayana)). Lov. B: 34 (Blattspitze), 35 (1, 2: Mittelpartie des Blattes, 35/1 zeigt auch eine Sagenopteris Goeppertiana Fiederbasis und Cheirolepis sardinicus), 36 (mittlere Blatt- partie), 45 (1 und 2: Spreitenfragmente), 49 (Fragment, auch die Basis der Verzweigung eines Dictyophyllum-Blattes) 683 (Spreitenfragment). Hierher dürften auch 97, ein warziger Karpolith und 42, Blattstiele, gehören. Die Mehrzahl der mir vorgelegenen Reste zeigen breite Spreiten und den Übergang der ungeteilten in die segmen- tierte Spreite. Die Reste repräsentieren überdies teils die breitspreitige Form, welche Seward I, p. 227, Fig. 40, ab- gebildet hat, oder sie stehen ihr wenigstens in den Dimensionen wenig nach. Die Breite einer Spreitenhälfte aus der Mittel- partie bewegt sich, querüber vom Medianus zum Blattrand gemessen, bei den verschiedenen Exemplaren zwischen 3 und ocm! Die Dichte der Nervation entspricht vollkommen der Darstellung in der zitierten Seward’schen Abbildung. Es ist übrigens nicht unwahrscheinlich, daß sich die breitspreitigen, gegenwärtig zu Nilssonia compta gestellten Exemplare aus dem Dogger von England und Sardinien beim vergleichenden Studium größeren Materiales als eigene Art erweisen werden. Auch für die breitspreitigen Exemplare von XNilssonia orientalis des Kimmeridge besteht diese Möglichkeit. 12 F. Krasser, Die Gattung Nilssoniopteris Nath. (Nathorst 09, p. 29), im englischen Dogger Nilssoniopteris tenninervis Nath., ist nach den Nervationsverhältnissen — sie ist bekanntlich durch randnahe, wenn auch spärliche Gabelungen einzelner Sekundär- nerven charakterisiert — für die sardinischen Fossile aus- geschlossen. Otozamites Beani (L. et H.) Brongn. Sew. I, p. 207. — Tornquist (04), p. 157 et tab. 4, fig. 4. Nach Tornquist ähnlich, vielleicht identisch mit Otozamites Canossae Zigno aus dem Lias (calcare grigi) des Veronesischen. Im Jura von Crispisu bei Belvi. Otozamites Lovisatoi F. Krasser. Kr. 13, p. 5: Diagnose und Unterschiede von ähnlichen Arten. Lov. A: 59 (a,b). Eine Art aus der Saporta’schen Gruppe des ©. brevifolins F. Br. Steht dem O. recurrens Sap., sowie O. vicentinus Zigno und ©. veromensis Zigno nahe. Ptilophyllum pecten (Phill.) Morris. 1841. Morris J., Remarks upon the recent and fossil Cycadaceae. Ann. and Mag. Nat. History, vol. 7, p. 117. 1904, Tornquist A., Beitr. z. Geol. d. westl. Mittelmeerländer I. N. J. f. M.G. u. Pal., Beilagebd. 20, p. 155; t. 4, F. 1—3. 1912. Krasser F., Williamsonia in Sardinien. Sitzb. Akad. Wiss. Wien, m.-n. Kl., Bd. 127, Abt. -I, p. 26; "Textfig. 15. auf“ p. 27. Synon.: Williamsonia pecten (Phill.) Sew. ex p. Sew..-1,-p, 190 -’eg p. =; Kr: 19} Lov, A:ılı (1 bis‘6, 8’ bis‘ 12), 2 (1),23>(1, 2, 4°bis 0), o bis 10, 12a, 13, 15, 18 (8), 26, 28, 30, 3la, 33 (5), 58, 60a, c. Im Sandstein 74 bis 79, 2a, b. An einzelnen Stücken fanden sich außerdem Todites Williamsoni, Coniopteris hymenophylloides, Baiera Phillipsi, Czekanowskia Murrayana. Näheres Kr. 13. Doggerflora von Sardinien. 13 Lov. B: 19 (mehr terminale Partie), 20 (mit Zgu. colum- naris und Pagiophyllum Williamsoni), 25 (mit Zgmnisetites columnaris), 37 (ansehnliches Blattfragment mit Laccopteris elegans und Cheirolepis setosus), 48 (Blattspitze, mit Cheiro- lepis setosus und stark mazerierter Equisclites Rindenober- fläche), 63 (1: mittlere Blattpartie), 65 (kleines Fragment mit basalen Fiedern). Von Tornquist angegeben für Zentralsardinien zwischen Laconi und Nurallao und für Ostsardinien von Seulo. Seward hat |]. c. die Art außerordentlich weit gefaßt, Nathorst, Halle und andere sind ihm jedoch in dieser allzu weiten Fassung nicht gefolgt, auch die Gattungs- bezeichnung Williamsonia für diese Cycadophytenbeblätterung mußte aufgegeben werden, da für verschiedene der unter Williamsonia zusammengefaßten Cycadophyten-Blütentypen das zugehörige Laub unter den Vertretern verschiedener Gattungen erkannt wurde, wie Pfilophyllum, Anomozamites, Otozamites, Zamites. Zamites sp. Lov. B: 33 (1 bis 3). Nur drei Abdrücke kleiner Frag- mente. Spindelbruchstücke mit einigen unvollständigen Fiedern letzter Ordnung, die sich gegenwärtig nicht näher bestimmen lassen. Spindel bei zwei Stücken 2 mm, bei einem 4 mm breit. Fiedern mit breiter, etwas verjüngter Basis auf der Spindel inseriert; Länge unbekannt, jedoch über 22 mm, von zahlreichen sehr zarten Längsnerven in kaum strahliger Anordnung durchzogen. Fiederbreite am Rande der 4mm breiten Spindel etwa 9 mm, Verbreiterung auf 10 mm. Das in Rede stehende Fossil erinnert habituell auch an gewisse Pferophylium der Rhät-Liasflora und selbst der Trias, es zeigt jedoch nicht die für Plerophyllum charakteristischen Gabelnerven. Es erinnert auch an Psendoctenis Lanei Thomas aus der Doggerflora von Marske im Cleveland-District (England) (Thomas 13, p. 242, tab. 24, fig. 4, tab. 26), dem wider- spricht aber der Ansatz der Fiedern, wonach eben die Ent- scheidung zugunsten der Einreihung in die Gattung Zamites fällt. Über die Umgrenzung der Gattung Zamites verweise 14 F. Krasser, ich auf die klaren Ausführungen von Thore G. Halle (13, p. 55) in seiner mesozoischen Flora von Grahamland. Podozamites lanceolatus (L. et H.) Schimp. Sew. I, p. 242. — Zigno A. de: Flora foss. form. oolit. II, p. 119. Lov."B: 66 (1), 67, 68 XL, 2), 96 (1, 2). — Disckbes u den Details sehr schöne Abdrücke einzelner Fiedern, jedoch sämtlich unvollständig. Williamsonia Carr. Sew. I, p. 177 ex parte. — Kr. 12, 13, 15, daselbst weitere Literatur! Williamsonia Le ckenbyi Nath. i Kr: 12, Fig: 19bis 8 9Kr98. Lov. A: 44, 48, 49 (3, 4), 94 (a,b). — Panzerzapfen in verschiedenen Erhaltungszuständen. Ohne Nummer: Herausgedrückter Inhalt eines Panzer- zapfens mit den Samen. . Williamsonia Sewardi F. Krasser. Kr. 18, p- ©;. tab. 3, fe. Arel 5. Synon.: Williamsonia whitbiensis F. Krasser non Nath. Kr. 12, fig. 13 et 14. — Kr. 193. Lov. A: 49 (1, 1a), — Verschiedene Erhaltungszustände. Williamsonia acuminata (Zigno). Synon.: | 1885. Blastolepis acuminala Zigno, Fl. foss. form. 00l. 2, p. 175 et tab. 13, fig. 10. 1888. Williamsonia ilalica Saporta, Pl. jur. vol. 4, p. 180 et tab. 150, 151. Lov. B: 41 (2) und 42 (2) Involukralblattfragmente, 44 (1 bis 4) mehrere zusammenneigende Involukralblätter, 1 und 2 zusammen mit Araucarites sphaerocarpus, 61 (1 bis 4) Fragmente einzelner Involukralblätter, auf 1 und 2 Samen ähnlich denen von Williamsonia Wettsteini Kr. 12, fig. 9, und den an Lov. A (ohne Nummer) unter W. Leckenbyi erwähntem Doggerflora von Sardinien. 15 zerquetschten Panzerzapfen ersichtlichen Samen, welche bei Kr. 12, fig. 7, abgebildet sind. Die Reste zeigen gute Übereinstimmung mit den von Achilles de Zigno 1885 als Blastolepis acuminata aus Oolith von Rotzo im Gebiete der Sette Comuni im Vizentinischen beschriebenen Fossil, welches Saporta 1888 in der Pal&eonto- logie frangaise nach einer ihm -von Zigno zur Verfügung gestellten Zeichnung unter Reproduktion derselben zutreffen- der als Williamsonia charakterisierte (W. italica Sap.) und mit einer genauen Diagnose versah, ohne jedoch auf Zigno’s Beschreibung Bezug zu nehmen. Der Schluß des 4. Bandes erschien zwar erst 1891, Saporta zitierte jedoch, offenbar versehentlich, Blastolepis acuminata Zigno an keiner Stelle. Auch Schenk erwähnt diese Reste weder in seiner Paläophytologie, noch in seinem Werke: Die fossilen Pflanzen- reste (1888). Erwähnenswert ist, daß Zigno eine Blastolepis Otozamitis beschrieb und abbildete (l. c., p. 174, und tab. 42, fig. 9), d. i. eine Williamsonia, welche sichtlich in situ von klein- fiederiger Otozamites-Beblätterung umgeben ist. Leider ist der betreffende Rest nicht von bester Erhaltung. Es kann sich um eine W. acuminata handeln. Als Blastolepis hat übrigens Zigno wahrscheinlich sowohl weibliche (seine B. acuminata) als auch männliche Williamsonien (D. falcata, 1. c., p. 175, tab. 42, fig. 11) beschrieben, denn die letztere gleicht habituell ziemlich einer Williamsonia spectabilis Nath., Sew. I, p. 28, erklärt die Zigno’schen Blastolepis als Williamsonia sp. Er beschreibt und bildet ab in seiner Kimmeridgeflora von Suther- land ;(Sew. 11, p. 61 et tab. 5, fig. 99) ähnliche kleinere Reste als » Williamsonia sp.« und vergleicht sie mit Blasto- lepis Otozamitis Zigno, Williamsonia cretacea Heer, W. microps Feistm. und W. oregonensis Font. In diese Reihe kann man auch W. Froschü-Schust., W. Fabrei (Sap.) Schust. und W. pseudo-gigas Schust., sowie W. infracretacea Schust. (Schust. 11, tab. 4—6, fig. div.) einfügen. Es sind durchaus Williamsonien, die noch näherer Erforschung bedürfen. 16 F. Krasser; Laconiella nov. gen. et nov. sp. Kräftige Hauptachse mit verschoben-gegenständigen, dünn- stieligen, keulenförmigen Seitenachsen (im Abdruck von löffelförmiger Gestalt). | | | Die Hauptachse des Fragmentes. fast 40 mm lang, 2 mm breit, läßt beiderseits die Ursprungsstellen von 6 Seiten- achsen (Stiel I mm breit bis 3 mm Länge wenig verbreitert, dann die keulige Verdickung von 4mm Länge und 4 mm größter Breite nahe der Rundung) erkennen, von denen jeder- seits jedoch nur 4 teils sehr gut, teils deutlich erkennbar erhalten sind. Zum Teile noch mit Kohlebelag. Laconiella erinnert habituell an den weitaus schmäch- tigeren Discostrobus Treitiii E, Krasser (17, p Ar 942 5 fig.'5, 6)' von Lunz, "welcher aber nicht Keuhee sondern scheibentragende Achsen besitzt und als Synangienträger an- zusehen ist. Ob auch Lacomiella als Synangienträger anzu- sehen ist oder ob es einen Samenträger darstellt, läßt sich gegenwärtig nicht entscheiden. Dieselbe sparrige Verzweigung finden wir auch bei den wohlcharakterisierten Samenträgern, die als Beania Carr. und Stenorrachis Sap. bekannt sind. Laconiella sardinica nov. gen. et nov, sp. Die Diagnose dieser bisher einzigen Art deckt sich mit vorstehender Beschreibung, welche der Gattungscharakteri- sierung dient. Lov. B: 24 (mit geringfügigen, schlecht erhaltenen Pagio- phyllum Williamsoni). Laconiella sardinica nannte ich das Fossil, um durch den Namen an die fossile Flora von Laconi in: Sardinien zu erinnern. Cycadeospermum Sap. Da wir die Gattung Nilssonia nachgewiesen haben, muß auch die Frage erörtert werden, ob auch die Samen derselben vorhanden sind. Selbst nach. den Untersuchungen von Nathorst (09, Nilssonia) wissen wir über die Samen von Doggerflora von Sardinien, 17 Nilssonia noch nicht sehr viel. Er sagt darüber (l. c., p. 25): »Diese Samen müssen zu äußerst eine dicke und harzreiche Fleischschicht, etwa wie bei Gingko oder Cycas gehabt haben, während eine Hartschichte entweder fehlte oder nur wenig ‚entwickelt war. Denn wenn eine kräftige Hartschicht wie bei Cycas oder Gingko vorhanden gewesen wäre, dann können die Samen unmöglich so flachgedrückt vorkommen, wie sie tatsächlich vorliegen. Die Hartschicht muß daher vermutlich durch eine weiche oder dünne Schicht ersetzt gewesen sein: die Samen von Nilssonia pterophylloides (tab. 6, fig. 1, 8), da- gegen sind die Samen von N. brevis (tab. 6, fig. 14—16) und N. polymorpha kugelförmig und dürften schwer voneinander zu trennen sein.. Ich halte es nicht für unmöglich, daß Stenorrachis scanicus Nath. die weibliche Blüte von Nilssonia sein kann.« Wenn man die zitierten Nathorst'schen Abbildungen mit meinen Abbildungen von Cycadeospermum Persica (Kr. 12, fig. 11a,b) und Ü. Lovistoi (ibid. fig. 12a,b,c) vergleicht, könnte man auf die Vermutung kommen, es lägen Abdrücke ‘von Nilssonia-Samen vor. Das kann aber nach den zitierten Angaben Nathorst’s nicht der Fall sein, denn es handelt ‚sich bei den sardinischen Cycadeospermum-Arten um Karpolithe . mit grubiger Oberfläche des Steinkernes. Siehe die dies- bezüglichen Ausführungen in meiner zitierten Abhandlung über Williamsonia in Sardinien. Ähnliche, jedoch deutlich verschiedene Karpolithe finden sich sowohl in der Rhät- Liasflora Frankens als im Oolith Norditaliens. | Cycadeospermum Persica F. Krasser. Kr 199.016 et tab. Aue. Il ar Kro 18. Lov. A: 40 (1 bis , 43. Cycadeospermum Lovisatoi F. Krasser. Kr. 12, p. 15 et tab. 2, fig. 12a,b,c. — Kr. 13. Lov.:A340 (6, 741x(1,'2, 3, 5,;.6).: to Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 129. Bd. 18 ? F, Krasser, Nageiopsis anglica Sew. Sew. I, p. 288, fig. 51. — Kr. 18. Lov. A: 33 (14) mit Coniopteris hymenophylloides. Nageiopsis anglica wird von Nathorst (80, Berättelse,, p. 73) mit Araucaria Bidwilli Hook. verglichen. Pagiophylium Williamsoni (Brongn.) Sew. Sew: LP 291. Kr. 3} Loöv. 4: 9a, b), 10, 73, 80. — Besonders 73 zes Beblätterung sehr gut erhalten und zugleich PHlophyllum: pecten. Quer- und Längsbruch eines Zapfens (Dimensionen: 49:20 mm) zeigt 9. Lov. B:, 14, 27, 29, ol (2), 107, 122 Si ae stark mazeriert sind 27, 51 und 107. Abgetrennte und sich ablösende Schuppenblätter sowie den Holzkörper zeigt 27. Auf Handstück 122 erblickt man Triebspitzen. Die Zugehörig-- keit des Zapfens, Lov.:A: 9, mag zweifelhaft erscheinen, ist jedoch ziemlich wahrscheinlich, da im Gestein keine andere‘ in Betracht kommende Konifere vorkommt als Pagiophyllum Williamsoni, welches von Saporta (Plant. jur. 3, p. 378) als: zur Familie der Araucarien gehörig betrachtet wird. Die: Oberfläche des Zapfens (im Hohldruck erhalten) stimmt übrigens- mit Araucarites ooliticns (Carr.) Sew. (Sew. I, p. 133 und Figuren) überein, doch besitzt letzterer weitaus bedeutendere: Dimensionen. Cheirolepis setosus (Phill.) Sew. Sew. I, p. 294. Textfig. 53 A, B. Lov. B: 15 (1 bis 3), 19 (mit Pagiophyllum Williamsont und: Piilophyllum pecten), 22, 26, 28, »80:.(d4, 2), Sol, 2 1: mit Nilssonia compta und Sagenopteris Goeppertiana), 37 (mit Laccopteris elegans und Ptilophyllum pecten). Besonders die zitierte Fig. A zeigt beste Übereinstimmung. Das Fossil bedarf noch weiteren Studiums. Auch im Dogger Englands fanden sich bisher nur wenige Exemplare. Doggerflora von Sardinien. td Conf. Pityophyllum Nordenskiöldi (Heer) Nath. Nathorst 97, Spitzbergen, p. 18. Lov. 5: 89 (Blattfragment mit der Querrunzelung, 91 (Oberseite). Man kann die wenigen Belegexemplare vorläufig nur mit denen von Heer aus dem braunen Jura des Kap Boheman auf Spitzbergen in Beziehung bringen. Es ist bekannt, daß die Querrunzelung zuweilen auch an Sequoia und Taxites- blättern zu sehen ist (Nath. 97, p. 18). Im Dogger von England kommt Pityophyllum nicht vor, wohl aber eine Taxites zamioides (Leckenby) Sew., Sew.], p. 30 et tab. 10, fig. 5, welche in Betracht käme. Da die Blattbasis nicht erhalten ist, läßt sich nicht entscheiden, ob etwa ein Erhaltungs- zustand von Taxites vorliegt. Thuites expansus Sternb. Sew. II, p. 142. — Kr. 13. Bow 43 66 Brachyphylium mamillare Brongn. Sew. I, p. 297. — Kr. 18. Lov. A: 1 mit Plilophyllum pecten. Araucarites sardinicus F. Krasser. Synon.: Cycadeospermum sardinicum Kr. 12, p. 14, fig. 10. — Kr. 13. Lov. A: 42, Lov. 5: 44 (mit Williamsonia acuminata), 50 (1, 2), 85 (mit Dictyophylium rugosum), 56, 57 (1: mit Sagenopteris Goeppertiana, Cheirolepis setosus und Williamsonia acuminata; 2), 98. Von Arancarites sphaerocarpus Carr. (Sew. II, p. 131; tab. 13, fig. 2—4, 8) ist unsere Art durch die bedeutende Größe des Samens unterschieden. Ich mußte diese Art ursprünglich nach dem Erhaltungszustand von Lov. A: 42 als ein Cycadeospermum bezeichnen, da dieses mir damals als einziges Belegstück vorliegende Exemplar nur den Samen 20 F. Krasser, deutlich erkennen läßt: Länge 17 mm, Breite 12 mm, mit sich scharf abhebender Randzone (Steinschale). Auffallend für Cycadeospermum war der elliptisch-eiförmige Umriß. Erst die in Lov. B vorliegenden Exemplare, besonders 50 (2) und 56 zeigen, daß es sich um einen Araucarites handelt, da an diesen Exemplaren die umschließende Früchtschuppe deutlich zu erkennen ist. Mit Araucarites — man vergleiche auch die Samen der rezenten Araucaria Bidwelli — stimmen nun alle Merkmale sehr gut. Die rezenten Araucaria-Samen besitzen gleichfalls eine massive Steinschale. 50 (1) zeigt die Samenkerne deutlich, die umwachsene Schuppe hingegen undeutlich er- halten, während 58 wieder die stark mazerierte Oberfläche der Schuppe aufweist. | | = Ähnlich sind die Araucarites der Juraflora Indiens, zum Teil auch in der Größe der Samen, ferner die von Salfeld (07, p. 198, tab. 21, fie. 2) aus den Plattenkalken von Nusplingen im Malm von Württemberg als »Zapfenschuppen von Araucaria?« und die vom selben Autor (09, p. 25, tab. 5, fig. 14) als »Cycadeospermum (?) Wittei< aus dem Korallen- oolith von Lindenberge bei Hannover beschriebenen Vor- kommnisse. Im Dogger von England ist jedenfalls Araucarites sphaerocarpus Carr. aus dem Inierior Oolite von Brutton, Somersetshire, habituell das Analogon zur sardinischen Art. Die Ähnlichkeit ist möglicherweise größer, als die Seward- schen Abbildungen erkennen lassen, da sie vielleicht nur unreife Zapfenschuppen darstellen. | Von den aus Sardinien bisher bekannten Araucarieen- Beblätterungen kommt wohl nur Pagiophyllum RE in: Betracht. Carpolithes Sternb. Außer den Samen von Williamsonia, den Gycadeospermum- Arten, dem Aranucarites sardinicnus finden sich noch kleine: Karpolithe von kreisförmigem Umriß und flacher Gettall mit; einem: Durchmesser von 2 bis 4 mm. | 1. kow...B::62 (1,:2),.66 (1; 2), 100. Doggerflora von Sardinien. - Einen ' längsstreifigen flachen Karpolithen repräsentiert Lov. B: 100. Schließlich seien noch erwähnt: Lov. B: 41 (1, 3, 4, 5) und 42 (3, 4, 5): Farnspindeln. Lov. B: 46. Ein narbentragendes Stammfragment, welches noch der Aufklärung durch neue Funde bedarf, mit folgenden Merkmalen: Sardoa Robitschekii nov. gen. et nov. sp. Abdruck einer Stammoberfläche (etwa S cm’ erhalten) mit einigen in Quincunx angeordneten querrhombischen Blattnarben mit undeutlichen Gefäßbündelspuren. Letztere jedenfalls nicht hufeisenförmig. Die Narben messen 5:3 mm. Am ähnlichsten erscheint mir Schuster's (11, tab. 3, fig. 9) Abbildung eines von ihm zu Weltrichia mirabilis F. Braun in Beziehung gebrachten Stämmchens. Die Narben von Lov. D: 46 sind jedoch weitaus größer. Lov. B: 90 bis 94. Längsstreifige dünne Achsen, wahr- scheinlich zu Zquisetites gehörig. Manche Stücke der Sammlung Lov. B zeigen nur sehr kleine Fragmente der gleichen oder von verschiedenen Arten, Detritus oder Häcksel, so .Lov. DB: 19: Zquisetites, Pagio- phyllum, Cheirolepis; Lov. B: 20: Eguisetites, Ptilophyllum, Pagiophylium,; Lov. B: 127, vielerlei, nur Pagiophyllum erkennbar. Lov. B: 110 bis 120 zeigen ein dünnes verzweigtes Rhizom. Nicht näher bestimmbar. In derselben Schichte kommt reichlich Laccopteris vor. * Wie die Durchsicht dieses Katalogus systematicus lehrt, setzt sich die. Laconiflora zusammen aus echten Farnen verschiedener Familien, Rhizocarpeen, Ginkgophyten, Cycado- phyten und, Coniferen, darunter sicher Araucarieen. Außer Blattresten fanden sich nur wenige Blüten (Williamsonia in mehreren Arten, Panzerzapfen) und Samen (Williamsonia, Gycadeospermum, Araucarites, Carpolithes), eine Cycado- phyten angehörige Blüten- oder Fruchtspindel (Samenträger) als Vertreter einer neuen Gattung: Laconiella, ferner der 22 F. Krasser, sehr fragmentarische Abdruck einer Stammoberfläche (wahr- scheinlich einem Cycadophyten angehörend), fossiles Holz (Lignit). Die meisten Reste sind sehr stark beschädigt, zur Ab- lagerung gelangte viel Detritus und Häcksel. IV. Die Beziehungen der Doggerfiora Sardiniens zu anderen Jurafloren. In einer Ansprache an die Yorkshire Naturalist’s Union in. Middelsborough hat vor Jahren Seward (10*) neuerdings die Zusammensetzung der Doggerflora von Yorkshire und ihre Beziehungen zu den wichtigsten bis 1909 bekannt gewordenen Jurafloren erörtert. | | Mit Recht bemerkt Seward, daß die Esiuarine beds von East Yorkshire vom Standpunkte ihres Fossilgehaltes zu den berühmtesten und interessantesten Schichten der Welt gehören und führt des näheren aus, welche Bedeutung sie seit William Smith für die Entwicklung der Stratigraphie in der Geologie besitzen. In Form einer Tabelle gibt Seward (11% p. 93) schließlich eine Übersicht über die geo- graphische Verbreitung der charakteristischen Typen der Yorkshire-Flora in den wichtigsten: Floren der Jurazeit. Es handelt sich ihm dabei nicht darum, identische Formen nachzuweisen, sondern die Aufmerksamkeit auf das Vor- kommen von ähnlichen Typen in diesen nicht in allen Fällen gleichalterigen Floren zu lenken. | Auch die nach Seward’s Erörterung erschienenen Bearbeitungen von Jurafloren bestätigen diese Beziehungen. Am interessantesten ist wohl die von Thore G. Halle (13) publizierte Bearbeitung der fossilen Flora der Hope-Bay auf Graham Land in der Antarktis. Sie hat unter 61 gut charakterisierbaren Arten nicht weniger als 9 Arten mit der Flora des mittleren Jura von England gemeinsam. Im nachfolgenden seien nur zur Ergänzung der Seward- schen Tabelle die auch in Sardinien vorkommenden identischen Arten angeführt. Es sind: Zgunisetites colnmnaris, Chladophlebis denticulata, Coniopteris hymenophylloides, Dietyo- phyllum vugosum, Laccopteris cf. polvpodioides (mindestens nn Doggerflora von Sardinien. 23 die Form von Stamford), Todites Williamsoni, Brachyphyllum mamillare, Podozamites lanceolatus, Czekanowskia Murrayana, Nilssonia compta. Von den Typen der Seward’schen Tabelle kommen in Sardinien nicht vor: Sagenopteris cf. Phillipsi (in Sardinien .S. Goeppertiana), Araucarites cf. Phillipsi (in Sardinien der an A. sphaerocarpus anschließende A. sardinicus n. Sp.), Gingko cf. digitata und Baiera cf. gracilis (in Sardinien jedoch Baiera Philipsi, wie in Yorkshire), Ofozamites obtusus (in Sardinien O. Beani und ©. Lovisatoi, ersterer auch in Yorkshire), Dictyozamites cf. Haweli (in Sardinien bisher kein Dietyozamites bekannt). Von den in der Seward’schen Tabelle nicht an- geführten Arten der Yorkshireflora kommen in Sar- dinien vor: t£ Coniopteris cf. arguta, Kluckia exilis, » Laccopteris poly- podioides« von Stamford, Laccopteris Woodwardi, Taenio- pteris vittata, Otozamites Beani, Williamsonia Lackenbyi, Williamsonia Sewardi, Baiera Phillipsi, Thuites expansus, Nageiopsis anglica, Pagiophyllum Williamsoni, Cheirolepis ‚setosus. Von den in Sardinien vorkommenden Arten sind in der Yorkshireflora nicht vorhanden: 'Sagenopteris Goeppertiana, Laccopteris cf. spectabilis, Laccopteris elegans, Zamites sp., * Laconiella sardinica, *Cyca- .deospermum Persica, *Cycadeospermum Lovisatoi, William- sonia acuminata cf. Pityophyllum Nordenskiöldi, * Araucarites ‚sardinicus, *Sardoa Robitscheki. Die bisher nur aus Sardinien bekannten Arten sind in der vor- ‚stehenden Liste mit * bezeichnet. Zwei Typen von Carpolithes wurden hierbei, weil unwichtig, nicht erwähnt. Wie wir aus den vorstehenden Darlegungen entnehmen können, hat also die Doggerflora von Sardinien mit der Doggerflora der Yorkshireküste von weitverbreiteten Typen 10, von solchen beschränkterer Verbreitung 13 gemeinsam. Es sind identische Arten. Nicht in Yorkshire vertreten sind 14 Arten der Laconiflora; von diesen müssen bislang 5 als in Sardinien endemisch angesehen werden, während die 24 "UPReRRUSSET, übrigen, von den zwei irrelevanten Carpolithes abgesehen. auch außerhalb Sardiniens vorkommen, und zwar: Sageno- pteris Goeppertiana im Oolith von Norditalien; Laccopteris- cf. spectabilis im Unterlias von Steierdorf; Laccopteris elegans- in Rhätlias Floren von Bornholm, Deutschland und Polen; Williamsonia acuminata im Oolith von Norditalien; Pityo- phyllum Nordenskiöldi im Jura des arktischen Gebietes. Es zeigt sich somit, daß von den wohl definierten Arten dern Doggerflora Sardiniens, es sind: ihrer'87, nicht weniger als 23 Arten mit Arten der Dogger- flora (Inferior Oolithe) von Yorkshire identisch sind. Von Interesse ist noch, daß von den. 9 Arten, welche nach Halle (13) die Flora des mittleren Jura von Grahamland mit der Yorkshireflora gemeinsam hat, 5 Arten auch im: Dogger Sardiniens vorkommen, nämlich: Todites Wilhamsoni, Cladophlebis denticnlata, Coniopteris argnta, Kluckia axilis, Coniopteris hymenophylloides, während die übrigen 4 Arten durch nahestehende Arten vertreten sind. Es sind Vertreter der Gattungen Pfilophyllum, Araucarites, Pagiophyllum und Brachyphylium. Befremdend sind im ersten Moment die geringen Bezie-. hungen der Doggerflora Sardiniens zu den Jurafloren von Italien und Frankreich. Es erklärt sich jedoch zwanglos aus dem jüngeren geologischen Alter der letzteren. Die Juraflora von Venetien gehört dem Lower Oolithe an und aus Frank- reich sind nur aus der Umgebung von Nancy durch Fliche und Bleicher (82, Bull. soc. sci. Nancy) sehr schlecht erhaltene Pflanzenreste bekannt geworden, welche keine sichere Bestimmung gestatten. Die bekannten Jurapflanzen: Frankreichs gehören dem Bathonien (obersten Dogger im Sinne von Oppel) und jüngeren Schichten an. Auffällig ist in der Doggerflora von Sardinien das spärliche Vor- kommen von ÖOtozamites, welche Gattung sowohl in der Yorkshireflora, als auch in Venetien und Frankreich reich vertreten ist. Doggerflora von Sardinien. 20 Übersicht über die wichtigsten Ergebnisse: 1. Es konnten 37 sicher unterscheidbare Arten festgestellt werden, nämlich: Equisetites columnaris Brongn.*, Lacco- pteris spectabilis Stur nom. mus., Laccopteris »polypodioides Sew.« von Stamford!*, Laccopteris elegans Presl, Lacco- pteris Woodwardi (Leckenby) Sew.*, Todites Williamsoni (Brongn.) Sew.*, Coniopteris hymenophylloides (Brongn.) Sew.*, Coniopteris cf. arguta L. et H.*, Dictyophyllum rugo- sum L. et H.*, Klukia exilis (Phill) Racib.*, Cladophlebis denticulata (Brongn.) Font.“, Taeniopteris vittata Brongn.*, Sagenopteris Goeppertiana Zigno*, Baiera Phillipsi Nath“*, Czekanowskia Murrayana (L. et H.) Sew.*, Nilssonia compta (Phill.) Bronn*, Otozamites Beani (L. et H.) Brongn.*, Oto- zamites Lovisatoi F. Krasser, Ptilophyllum pecten (Phill.) Morris*, Zamites sp“, Podozamites lanceolatus (L. et H.) Schimp.*, Williamsonia Leckenbyi Nath.*, Williamsonia Sewardi F. Krasser”, Williamsonia acnuminata (Zigno) F. Krasser (Synon.: Williamsonia italica Sap.), Laconiella sardinica F. Krasser n. g. et n. sp., Cycadeospermum Per- sica F. Krasser, Cycadeospermum Lovisatoi F. Krasser, Nageiopsis anglica Sew.*, Pagiophyllum Williamsoni (Brongn.) Sew.*, Cheirolepis setosus (Phill) Sew.*, cf. Pityophyllum Nordenskiöldi (Heer) Nath., Thuites expansus Sternb.*, Brachy- phyllum mamillare Brongn.*, Araucarites sardinicus F. Kras- - ser, Carpolithes (2 Arten), Sardoa Robitscheki F. Krasser. 2. Von diesen 37 Arten sind 23 (mit * bezeichnet) iden- tisch mit Arten der Doggerflora von Yorkshire. 3. Die übrigen 14 Arten sind nur zum Teil endemisch - in Sardinien, nämlich 7 Arten; Otlozamites Lovisatoi und Zamites sp. (Blätter), Laconiella sardinica (Pollensäcke oder Samen tragende Achse), Cycadospermum (2 Arten von Cycado- phytensamen, nicht zu Nilssonia gehörig), Araucarites sardi- nicus (Samen in der Schuppe), Sardoa Robitscheki (vermut- lich Cycadophyten-Stammoberfläche). Die beiden Carpolithes- Arten sind nicht charakteristisch. Die Laccopteris-Arten_ cf. spectabilis und elegans zeigen Beziehungen zur Liasflora. 268 F. Krasser, Sagenopteris Goeppertiana und Williamsonia acuminata sind Vorläufer der Lower Oolite Flora von. Venetien. Das als cf. Pityophyllum Nordenskiöldi determinierte Fossil ist etwas problematisch. 4. Die aus den Juraschichten Sardiniens zutage geförderten Pflanzen sind demnach die Repräsentanten einer typischen Doggerflora, welche sich enge an die Flora des englischen Inferior Oolite der Yorkshireküste anschließt. | 5. Auffallend ist das spärliche Vorkommen von ÖOto- zamites (nur 2 Arten), weil diese Gattung sowohl in der Yorkshireflora als im Jura von Frankreich und Norditalien reich entwickelt ist. Von besonderem Interesse ist das Vor- kommen von Williamsonia-Blüten (3 Typen). ID = Doggerflora von Sardinien. Literatur. Arcangeli, A. (O1). Contribuzione allo studio dei vegetali permo-carboniferi della Sardegna. Palaeontographia italiana, vol. 7, 1901. Halle, Th. G. (13). The mesozoic. flora of Graham Land. Wissensch. Ergebn. der schwed. Südpolar-Expedition 1901 bis 1903. Bd. 3, Lief. 14, Stockholm 1913. Heer, O. (77). Beiträge zur Juraflora Ostsibiriens und des Amurlandes. 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Jänner 1920) Dank der Fürsprache der Akademie der Wissenschaften in Wien und der erfolgreichen Vermittlertätigkeit Sr. kgl. Hoheit des Prinzen Karl von Schweden (als Vorsitzendem des schwe- dischen Roten Kreuzes) wurde es mir bewilligt, den größeren Teil meiner russischen Kriegsgefangenschaft in Kasan an der Wolga zuzubringen. Hier ergab sich nach einiger Zeit die Möglichkeit, an der dortigen Universität fachlich arbeiten und ‚die Bibliotheken benützen zu können. Kasan liegt mitten in der russischen Tafel, viele Hunderte von Werst von dem nächsten gefalteten Krustenstreifen, dem Ural, entfernt. Allenthalben liegen die Schichten streng söhlig und es ist außerordentlich wenig, was sich in dem stark kultivierten Lande oberflächlich oder in den seichten Fluß- rinnen enthüllt. Was im Wolgastromtale in der Umgebung von Kasan zutage kommt, ist Perm. Nur posttertiäre Schichten liegen ihm auf, das alte Relief der permischen Tafellandschaft verhüllend. Bei der ausgezeichneten Erforschung des russischen Perm durch die einheimischen Fachgenossen und bei der leichten Zugänglichkeit der posttertiären Ablagerungen war es erklärlich, daß ich mich — einer Anregung Prof. Tornquist’s in Graz folgend, der mich auf die Lößarbeiten Arma- schewsky’s verwies — dem Studium des Altquartärs zu- wandte, in welchem, wie sich bald erkennen ließ, Lößbildungen eine ganz bedeutende Rolle spielen. 30 H. Mohr, Zur Durchführung meiner Studien standen mir die Lehr- ‚behelfe und Arbeitsmittel des geologischen und mineralogischen Kabinetts der Professoren M. E. Noinski und B.P. Krotow an der Kasaner Universität zur Verfügung, für welche Gast- freundschaft ich den genannten Herren vielen Dank schulde. Im’ Jahre 1897 berichtete A. Stuckenberg! nee Schriften der Naturforschenden Gesellschaft an der Kaiserl. Universität zu Kasan über ein Bohrloch, welches 12 Werst? entfernt von der Stadt niedergebracht wurde. Seine Gesamt- tiefe betrug 1402 Fuß; 31 Fuß davon entfielen auf das Post- pliocän, 825 auf Perm und Permocarbon und mit 546 Fuß: stand es im eigentlichen Carbon. Die Steinkohlenformation kommt in der Umgebung von Kasan nirgends zutage. Wird die Basis der posttertiären Bildungen sichtbar, dann sind es meist die hellen, häufig Gips in Streifen und Nüssen führenden Dolomite und Kalke des russischen mittleren Perm, zu welchen sich noch Mergel und etwas Sandsteine gesellen. Diese Serie: wird von den russischen Autoren gern als »Kasaner Stufe« bezeichnet. | Das scharf ausgeprägte alte Relief, welches das permische‘ Grundgebirge erkennen läßt und welches größtenteils durch die nivellierende Wirkung der quartären Absätze wieder ver- hüllt wurde, ist von den Kasaner Forschern wiederholt hervor- gehoben und im Weichbilde der Stadt durch zahlreiche Bohrungen nachgewiesen worden. An der Basis der darüber folgenden quartären Schichten hat man an einigen Stellen Tegel erbohrt, deren Alter mangels an Versteinerungen fraglich ist. Man vermutet in ihnen tertiäre Reste. Über das zweite wichtige Bauglied des Untergrundes von Kasan, das Quartär, ist eine ziemlich reiche Literatur vor- handen. In erster Linie wird sich dies daher leiten, daß die quartären Sandlagen den wichtigsten Wasserhorizont für Kasan 1 A. Stuckenberg, Ein Bohrloch in Kasan. Proc. verb. Soc. Natur., Universität Kasan. 1897, Suppl. Nr. 159, p. 9 (russ.). 2 1 Werst = 1067 m. Lößstudien an der Wolga. Sl und dessen Umgebung abgeben. Wir besitzen eine große An- zahl von Bohrprofilen, welche durch M. E. Noinski! über- sichtlich zusammengestellt wurden. Aber auch an sonstigen tagmäßigen Aufschlüssen, in Ziegeleien, Eisenbahn- und Fluß- einschnitten ist kein Mangel, so daß wir uns über den Aufbau dieser Formation reichlich gut unterrichten können. Schon ein flüchtiger Besuch .der Umgebung der Stadt reicht hin, um uns die Überzeugung zu verschaffen, daß viele Entblößungen typischen Löß erkennen lassen. Gleichwohl kann man in der Literatur die Beobachtung machen, daß dieser Terminus ängstlich vermieden wird. Die Autoren sprechen in der Regel von braunem Lehm, sandigem Lehm, seltener von lößähnlichem Lehm. Welche Gründe können für diese auf- fällige Tatsache maßgebend gewesen sein? Die Hauptveranlassung hierzu mag sich aus folgendem ergeben. Wie das Studium der russischen Lößliteratur zeigt,. ist die alte und der Hauptsache nach wohl abgetane Rinnsal- theorie von G. H. O. Volger! und Friedr. Mohr? in Rußland auf fruchtbaren Boden gefallen und hat in den russischen Forschern P. J. Armaschewsky (Kiew) und Al.P. Pawlow (Moskau) sehr geschickte Verteidiger gefunden, welche diese: Theorie ausbauten und auf russische Verhältnisse anzuwenden bestrebt waren. Die Lößtheorie von Volger und Mohr? basiert bekannt- lich auf der bedeutungsvollen Erkenntnis, daß es sich um eine echte Landbildung handelt. Diese besonders seit Alexander Braun’ Studien gefestigte Tatsache hat dazu geführt, die älteren Anschwemmungstheorien allmählich ‘aufzugeben. Der Ausdruck »allmählich« ist insoferne berechtigt, als auch die Theorie von Volger und Mohr noch kleinste Wasserläufe zuhilfe nimmt, um die Anhäufung feinsten Verwitterungsstaubes. auf bestimmten Flächen zu erklären. So wie auf einem Schiefer- dache das angesiedelte Moos den auf das Dach niederfallenden 1 M.E. Noinski, Materialien zur Hydrologie des Gouvernements von Kasan. Trudi zur Wasserversorgung des Kasaner Gouvernements. Lief. 1. Kasan 1917 (russ.). 2 Friedr. Mohr, Geschichte der Erde. II. Aufl., Bonn 1875, p. 19% bis 197. 32 H. Mohr, und durch Regen zusammengeschwemmten Staub festhält, ebenso wirken nach Friedrich Mohr Wiesen zwischen steileren Gehängen. Der feine Detritus des Steilhanges wird durch den Regen auf die Wiese gebracht und hier durch die Vegetation festgehalten. Im selben Maße als der Wiesenboden an Höhe und Ausdehnung gewinnt, nimmt die Oberfläche des Steil- hanges, welcher den Verwitterungsstaub liefert, ab. Dieses Spiel erreicht sein natürliches Ende, wenn die steilen Böschungen auf Kosten der flachen verschwunden sind. Volger und Mohr's Deluationstheorie wurde nun von Armaschewsky auf den Löß der Gegend von Poltawa und Charkow in Südrußland anzuwenden versucht. Indem dieser Forscher in seiner. Hauptarbeit über dieses Thema! die Schwächen der anderen Theorien, besonders der Richt- hofen’schen, aufzuzeigen versucht, verlegt er den Schwer- ‘punkt seiner Ausführungen mehr auf die kritische Richtung. Denn neue Tatsachen, welche geeignet wären, :die Volger- Mohr’sche Annahme zu festigen, bringt er nicht bei. Die Rinnsal- theorie wird nur auf eine breitere Basis gestellt. Armaschewsky geht von der Auffassung aus, daß der Löß der Hauptsache nach eine postglaziale Bildung ist. Nach dem Abschmelzen der Eismassen erfolgte eine gewaltige Belebung der Erosion. Es kam zu einer ausgedehnten Neu- bildung von Alluvium, welches er in Subaqualalluvium (unter Wasser in Seen und Flüssen gebildet) und Suba£ral- alluvium. (unter Mitwirkung kleinster Rinnsale und Wasser- läufe zusammengeschwemmt) einteilt. Die Geländeprofille in Südrußland:lassen sehr deutlich eine Gliederung in zwei Ab- schnitte: erkennen.” Der steilere Teil steht unter der Herrschaft der Erosion. Diese Region ist gekennzeichnet durch steile‘ Einschnitte, Täler und Schluchten, welche baumartig verzweigt sind. Eine sanfter geböschte Zone, die Niederung, begleitet als Fuß die zuerst genannte Region. Hier ist der Einfluß der Erosion geringer, die Niederschläge werden vom Boden auf- 1 P. Armaschewsky, Allgem. geolog. Karte von Rußland. Bl. 46 Poltawa—Charkow—Obojan. Mem. du Comite Geologique. Vol. XV. Nr. 1. St. Petersbourg 1903. EENFR.... 91.806. Lößstudien an der Wolga. 33 gesaugt oder verdunsten. Das Areal der Niederung vergrößert sich dauernd auf Kosten des Areals der Steilböschungen. Die Formen runden sich allmählich und die Erosion erleidet eine Abschwächung: die Produkte der Erosion werden früher ab- ‚gesetzt. (Die an der Basis der Steilhänge sich bildenden Ab- sätze werden Brocken des anstehenden Gesteins enthalten.) Die Vegetation beginnt sich festzusetzen. Die Abtragung der 'Steilhänge dauert aber fort, bis diese verschwunden sind, wo- durch der Pflanzenwuchs in der akkumulierenden Zone die Oberhand gewinnt. Die Abschwächung der Erosion steht nach Armaschewsky wahrscheinlich auch im Zusammenhange mit einer Abnahme der Feuchtigkeit des Klimas.! Dies ist in den Hauptzügen Armaschewsky’s Ent- stehungstheorie des Lösses. Es ist wohl kaum möglich, in ihr einen Fortschritt gegenüber den Anschauungen Volger und Mohr’s zu erblicken, mit welchen sie in ihrem Grund- ‚gedanken vollständig übereinstimmt. Mit diesem Lehrgebäude wollte Armaschewsky aber nicht allein die Herkunft des südrussischen Lösses klarstellen, er dachte an eine allgemeine Gültigkeit seiner Theorie. Für China und Zentralasien war er wohl zu einigen Zugeständ- nissen bereit; den dortigen auf alluvialem Weg entstandenen Löß dachte er sich in gewissem Grade einem Verwehungs- -prozeß unterworfen. Auf den Einwand, daß es ja Lößflächen ‚gäbe, welche von Grundgebirgsaufragungen nicht mehr über- höht würden, erwidert er, daß es in vielen Fällen natürlich ‚schwer ist, das alte orographische Bild zu rekonstruieren. Das Fehlen des Lösses im nördlichen Deutschland und Rußland ‚aber erklärt er damit, daß diese Gebiete länger vereist geblieben ‚sind oder daß das Klima einer Grasvegetation nicht günstig ‚gewesen sei. Der bei den Anhängern der äolischen Theorie ‘hoch eingeschätzte Fund von Resten einer Steppenfauna durch . Nehring wird skeptisch beurteilt und seine Beweiskraft über- einstimmend mit Wahnschaffe? nicht anerkannt. 3 RE N. 910. , 2 F. Wahnschaffe, Die lößartigen Bildungen am Rande des nord- .deutschen Flachlandes. Zeitschr. d. Deutschen Geol, Ges., 38. Bd., 1886, p. 353 ‚bis 569. ' | Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl. Abt. I, 129. Bd. 3 34 | H. Mohr, Armaschewsky's Erklärungsart des Lösses hat in Ruß- land rasch Schule gemacht. Ich verweise nur auf A. P. Pawlow,t Sacharow,” Neüstrujew? und andere, welche in den von ihnen studierten Gebieten den Löß ebenfalls durch »Deluation« erklären wollen oder zumindest der Richthofen’schen Theorie ablehnend gegenüberstehen. | Diesen zahlreichen Stimmen gegenüber, welche die äolische Theorie bekämpfen, kommen in Rußland die Verteidiger Richthofen’s fast nicht zu Worte. Ich erwähne unter ihnen besonders Obrutschew,* dem der wichtige Nachweis gelungen ist, daß in Zentralsibirien das Verbreitungsgebiet rezenter Dünen sich in auffälliger Weise mit den Lößgebieten deckt. | Aus diesem Widerstreit der Meinungen ist bei einem Teil der russischen Forscher eine begreifliche Zurückhaltung ent- standen, da — wie es scheint — manchem Bedenken auf- stiegen, ob denn das echter Löß sei, was in Rußland als. deluvial erklärt wird. | Und so können wir das Unerwartete beobachten, daß in einer typischen Lößgegend, wie es die Umgebung von Kasan ist, von Löß bis auf Noinski nicht die Rede ist. 1 A.P. Pawlow, Voyage geologique par la Volga de Kazan a Tzaritsyn.. Enthalten in Guide des excursions du VII Congres Geolog. Internat. St. Peters- bourg 1897. (Löß deluvialer Entstehung an der Wolga südlich Kasan.) 2 S.A. Sacharow, Über die lößartigen’Ablagerungen Transkaukasiens- »Bodenkunde<« 1910, Nr. 1, p. 37 bis 80 (russ.) (erklärt den dortigen Löß deluvial). 3 S. Neüstrujew, Über den turkestanischen Löß. Tagebuch der 12. Versammlung russ. Naturforscher und Ärzte in Moskau. 1910, Nr. 10, p. 493 bis 495 (russ.) (behandelt Untersuchungen im Syr-Darja-Gebiete, wo sich keine Beweise für eine äolische Entstehung des Lösses aufbringen lassen). 4 W.A. Obrutschew, Zur Frage über den Ursprung des Lösses (Ver-- teidigung der äolischen Hypothese). Iswiestia des Technolog. Instituts in. Tomsk. 1911, Bd. XXI, Nr. 3 (russ.). 5 W.A. Obrutschew, Orographische und’ geolog. Beschreibung des. südwestlichen Transbaikalien. Explorations g&ol. et miner. le long du Chemin de fer de Siberie. Livr. XXI. Fasc. I. St. Petersbourg 1914 (russ. — deutscher- Auszug), p. 751. Lößstudien an der Wolga. 3) Als einen der ersten, welcher dieses Gebiet geologisch durchforscht hat, werden wir N. A. Golowkinski! zu nennen haben. Er bezeichnet die den permischen Gesteinen auf- liegenden jüngeren Schichten als »Sandformation«. Sie bevor- zugt den östlichen (beziehungsweise nordöstlichen) Hang der permischen Grundgebirgsrücken und erreicht die gleiche Höhe mit den permischen Ablagerungen. Nach oben geht sie häufig in einen sandigen Lehm über, der sich am rechten Ufer der Wolga auf den Gipfeln der Kuppen wiederfindet. Mit einem namhaften Fortschritt in der Erkenntnis der posttertiären Schichten ist wieder die Ära Stuckenberg- Schtscherbakow verbunden, in welche eine bedeutende Belebung der Bohrtätigkeit auf Wasser in Kasan und dessen Umgebung fällt. Die Art der Grundwasserführung, die Gestaltung des permischen Untergrundes und die Zusammensetzung der quartären Ablagerungen in größerer Tiefe ist dadurch rasch übersichtlich klargestellt worden. Eine ganze Reihe von kleineren Arbeiten? berichtet über die geologischen und hydrologischen Ergebnisse dieser Bohrungen, aber niemals finden wir den 1 N.A.Golowkinski, Beschreibung der geologischen Beobachtungen, welche im Sommer 1866 im Kasaner und Wiatkaör Gouvernement angestellt wurden. Materialien zur Geologie Rußlands (St. Petersburg 1869, Bd. I, p. 190 u. T., FUSS.). 2 Anon.: Über artesische Brunnen in Kasan. Beilage zu den Sitzungs- protokollen der Naturforschenden Gesellschaft an der Kaiserl Universität zu Kasan. Nr. 133, Kasan 1893 (russ.). A. Stuckenberg, Artesisches Wasser in Kasan. Beilage zu den Sitzungsprotokollen der Naturforschenden Gesellschaft an der Kaiserl. Uni- versität zu Kasan. Nr. 134. Kasan 1893 (russ.). A. Stuckenberg und A. Schtscherbakow, Artesische Brunnen in Kasan. Beilage Nr. 145. Kasan 1894 (russ.). A. Stuckenberg, Artesisches Wasser in Kasan. Beilage Nr. 160, Kasan 1897 (russ.). A. Stuckenberg, Ein Bohrloch ‘in Kasan. Proc. verb. soc. natur. de l’Universite de Kazan. 1897; Suppl. Nr. 159, p. 9 (russ.). | A. J. Schtscherbakow, Untersuchung einiger Stadtteile Kasans in sanitärer Beziehung. Mem. scientif. de l’Universite Imperiale de Kazan. Kasan 1898. II: p. 1 bis 72; V—VI: p. 1 bis 84 (russ.). A. J. Schtscherbakow, Boden und Grundwasser der mittleren Terrasse ‘der Stadt Kasan. Mem. scientif. de l’Universite etc. Kasan 1898, p. 13 bis 36 (russ.). 36 H. Mohr, Terminus »Löß« in Verwendung. Die ganze Serie der quartären Ablagerungen wird in der Regel unter dem Namen Posttertiär oder Postpliocän zusammengefaßt, an deren Aufbau sich gelb- braune Lehme, mehr oder weniger sandig (an den Steilabstürzen des linken Kasanka-Ufers! bis zu 50 Fuß”? mächtig) und gelb- braune Sande, mehr oder. weniger lehmig. (ebendort. bis zu 60 Fuß mächtig) beteiligen.” Übereinstimmend legen die Bohrungen Zeugnis ab von der großen Mächtigkeit der posttertiären Ablagerungen. So hat die Bohrung Podluschnja* nahe der Stadt 201 russ. Fuß (etwa 60 m) postpliocäne Lehme und Sände durchbolırt, ehe sie in das anstehende Perm gelangte. Der oben erwähnte Aufschluß des Quartärs an der Kasänka läßt eine Gesamtmächtigkeit von 33 m überblicken. An tieferen Stellen kann man jedoch nach Stuckenberg eine Mächtigkeit bis zu 45. Saschen (= 96 m) beobachten,’ welche — wie wir später erfahren werden — noch übertroffen werden kann. An der Auf- lagerungsfläche des Quartärs lassen sich dem autochthonen Untergrund entstammende Schuttbrocken beobachten, aber auch Gerölle. | Diluviale Säugetierreste scheinen — nach den Aufsamm- lungen des geologischen Kabinetts an der Universität zu schließen — im Quartär des Kasaner Gouvernements massen- haft. gefunden. worden. ,zu ‚sein, ‚es ist. „aber, in der Kileratur wenig darüber zu finden. Im Jahre 1895 teilt uns A. Lawrsky® einiges über Funde von Mammutresten im Kreise Laischew (etwa 50 km südlich von Kasan) mit. Die Knochen lagen in einem grünlich-grauen Ton zusammen mit einigen Resten des Urrindes und eines Nashorns. Über dem Ton wird »lößartiger 1 Im Bereiche der Stadt, bei der alten Festung (»Krieposte). 1 Füß = 30 cm. 3 A. Stuckenberg, Artesisches Wasser in Kasan. Beilage Nr. 134, 1893, p. 10. "2.8.8.0, 2.10. 5 A. Stuckenberg, Artesisches Wasser in Kasan. Beilage Nr. 160, p. 3. 6 A. Lawrsky, Mammutreste, welche im Dorfe Dopaürowski Urai, Kreis ww Laischew des Kasaner Gouvernements gefunden wurden. Beilage Nr, 150, Kasan 1895 (russ.). .. Lößstudien an der Wolga. O4 Lehm«, der in den oberen Horizonten Einschaltungen von Sand führt, beobachtet. Zum ersten Male = so weit mir die einschlägige Literatur bekannt ist — taucht hier der Ausdruck »Löß« auf, eine Erläuterung oder nähere Begründung dieser Benennung wird aber nicht gegeben. P.Krotow! und M.Noinski” in Kasan haben später das Gesamtbild ergänzt und besonders dem letzteren ver- danken wir eine Reihe von Berichten üper neu ausgeführte Bohrungen und eine außerordentlich wertvolle Zusammen- stellung des Tatsachenmateriales, das die Tiefbohrungen im Gouvernement Kasan bis zum Jahre 1917 geliefert haben. Im großen und ganzen finden wir gegen früher keinen Wandel der Anschauungen. Der Ausdruck »lößartiger Lehm« kehrt in den jüngeren Arbeiten wohl öfters wieder, wir vermissen aber durchwegs eine Stellungnahme zur Entstehungsfrage dieser mächtigen Ablagerungen. Eine Diskussion entspinnt sich über die Herkunft exotischer Gesteinsbrocken, welche zusammen mit Kalkschutt des Untergrundes und Geröllen in den tiefsten Horizonten des Quartärs nachgewiesen werden konnten. Diese fremden Gesteine konnten als Carbonkalk bestimmt werden und P. Krotow verteidigte ihre glaziale Herkunft. Es würden also an der Basis des Quartärs Reste einer Grundmoräne erhalten sein. In der Zusammenstellung aller Bohrergebnisse im Gou- vernement Kasan bietet M.E. Noinski am Schlusse? einen gedrängten Auszug alles dessen, was sich bis jetzt vom Pleistocän der Kasaner Umgebung sagen .läßt. Die pleistocänen 1 P. Krotow, Zur Geologie des Gouvernements Kasan. Beilage etc. Nr. 250, Kasan 1910 (russ.). P. Krotow, Noch einmal über die Spuren der Glazialzeit im Gouverne- ment Kasan. Beilage Nr. 255, 1910 (russ.). 2 M.E. Noinski, Zwei Bohrlöcher in Kasan. Beilage etc. Nr. 259, 1910 (russ.). M.E.Noinski, Materialien zur Geologie von Kasan und dessen Um- gebung. II. Über den Charakter der Ablagerung bei der alten Klinik. Beilage Nr. 334 (russ.). | M.E.Noinski, Materialien zur Hydrologie des Gouv. Kasan. Trudyi zur Wasserversorgung des Kasaner Gouvernements. Lief. I. Kasan 1917 (russ.). BEN. DE CN, BESN. 38 H. Mohr, Sedimente sind nach Noinski hauptsächlich auf das linke Ufer der Wolga und der unteren Kama beschränkt, wo sie bis zu 100 Werst Breite erlangen. Auf der einen Seite werden sie von den Alluvionen der genannten Flüsse, auf der anderen vom Perm begrenzt. Das Relief der permischen Unterlage ist sehr ungleich. An der allgemeinen Zusammensetzung des Pleistocäns beteiligen sich Tone, Sande,. Kiese, Gerölle und Schutt. Von den Tongesteinen erwähnt Noinski zuerst a) den lößartigen Lehm. Er findet sich vorwiegend in den oberen Horizonten, ist von sehr feiner Beschaffenheit und immer sandhältig. Der Sandgehait. beträgt 10 bis 20°/,, häufiger 30 bis 50°/, der gesamten Masse. Durch weitere Steigerung des Sandgehaltes entwickeln sich Übergänge zu völlig reinen Sanden. — Kali- glimmerblättchen sind eingestreut. — Ein CaCO,-Gehalt wird manchmal beobachtet; er konzentriert sich um die feinen Röhrchen, welche den Lehm durchziehen. Unter b) führt Noinski einen sehr verschiedenfarbigen Ton an. Er. tritt .in den .tiefsten .Horizonten ‚auf, - ist, Klarge- schichtet, wenig sandig und enthält eine große Menge Glimmer. Fast immer begleitet ihn ein großer Kalkgehalt. Seine Farben sind bald braun oder zimtfarbig, bald mehr grau oder gelb- lichgrau. Er ist außerordentlich selten und gehört möglicher- weise dem Pleistocän nicht mehr an. Eine „dritte ‚Gruppe .c) „bilden Tehme, welcher ers plastisch sind und petrographisch dem lößähnlichen ent- sprechen. Ihre Farbe ist grau, gelblich, bläulich, grünlichgrau. Der Verbreitung nach sind sie auf die mittleren und unteren Horizonte beschränkt. Als Einlagerungen wären Muschelreste und tonige Torf- spuren zu erwähnen. Die eigentlichen Sande werden in feine und gröbere mit 1 bis 2 mm. Korngröße eingeteilt. Die einzelnen petrographischen Typen sind nicht niveau- beständig. Immerhin kann man eine gewisse Gesetzmäßig- keit in der Verteilung beobachten, die sich folgendermaßen ausdrücken läßt: | .. . 7 Q Lößstudien an der Wolga. 39 1. Gesteinsarten mit feinerem Korn, lehmige und fein- sandige Typen sind vorwiegend auf die oberen, gröbere Sande, seltener auch Gerölle und Schutt auf die tieferen Horizonte beschränkt. 2. Das gröbere klastische Material hält sich an die Nähe ‚der Täler (Wolga, Kama und deren Nebenflüsse). 3. In der Regel läßt sich beobachten, daß die Lehme nach unten übergehen in tonige Sande und hierauf in reine Sande. Diese aber liegen ohne Übergang wieder auf Lehmen, welche Lagerungsart sich mehrmals wiederholen kann. Auf diese Weise zerfällt jedes Profil in eine Anzahl von Kom- plexen, deren Noinski sechs bis acht, manchmal aber nur zwei bis drei beobachtete. 4. Ist nach Noinski die Anordnung auch meistens eine solche, daß in den oberen Horizonten lößartiger Lehm mit feineren Sanden wechsellagert, in den tieferen aber »schlam- miger« (?) Ton mit gröberen Sanden. An diese rein geologische Zusammenfassung schließen sich nun noch Ausführungen an, welche sich mit den Gesetzen ‚der Wasserführung beschäftigen, die aber für unsere Betrach- tung von geringerem Belange sind. Wir verlassen nunmehr dieses Kapitel der älteren Er- fahrungen, aus welchem sich unschwer ergibt, daß die Literatur vor dem Jahre 1917 dem Entstehungsproblem der pleistocänen Ablagerungen um Kasan nur teilweise näherzutreten versuchte und ich gehe zu meinen eigenen Beobachtungen über, welche das aus der älteren Literatur gewonnene Bild ergänzen sollen. Im allgemeinen kann man sagen, daß die posttertiären Bildungen um Kasan derart auftreten, daß sie den Gesamt- eindruck der Tafellandschaft noch vertiefen: sie spielen eine nivellierende Rolle. Diese Wirkung läßt sehr gut die post-- pliocäne Kante erkennen, welche die Ostbegrenzung des Wolga- tales südlich der Kasanka! darstellt. Diese auffällige Land- kante erhebt sich ganz unvermittelt am Ostrande des Inunda- tionsgebietes und zieht in gleichmäßiger Höhe vom Nordende 1 Ein linker Nebenfluß der Wolga, knapp nördlich der Stadt mündend. 40 H.Mohr, der Stadt durch deren Gebiet gegen Süd. Die Stufe ist etwa 10 Saschen! hoch. Sie besteht fast ausschließlich aus post- tertiären Lehmen und Sanden, welche auf Perm aufliegen. Während ‚aber die obere Kante der »Lößstufe« — wie wir sie nennen wollen — einen gleichmäßigen Horizont behauptet, ist die Basis sehr ungleichmäßig. So sieht man deutlich rings. um den Fuß der Kriepost, welche das Nordende der Stadt. bezeichnet, söhlig gelagertes Perm zum Vorscheine kommen. Im Süden der Stadt hingegen liegen die permischen Schichten tiefer als der Spiegel des Kabänsees,? welcher bei stärkerem: Wellengange Brocken permischer Mergel vom Grunde losreißt. und ans Ufer wirft (s. Fig. 1). | In ihrer Nacktheit, dem söhligen Verlauf ihrer Oberkante und dem Steilabbruch gegen Westen gewährt die Terrasse: einen eigenartigen Anblick. Einige scharfe Einkerbungen in den Rand dieses »Brettes« unterbrechen einigermaßen die Eintönigkeit der Kontur. Wie mit einem Messer geformt, sind diese modellscharfen Rinnen und Racheln in die Stufe randlich eingesenkt und haben an ihrer Mündung in das Überschwemmungsgebiet der Wolga einen fladenförmig sich ausbreitenden Deponierungskegel auf- gehäuft (s. Fig. 2). Manche dieser jugendlichen Erosionsrinnen erreichen bereits eine halbe Weestunde in der Länge. Bei den Platz- und Gewitterregen des späten Frühjahres wälzen sie eine dicke Trübe von Sand und Schlamm gegen die Wolganiede- rung. Ich weise auf diese, Racheln. besonders hin, weil mir dünkt, daß sie Armaschewsky eine gewisse Grundlage für seine Rinnsaltheorie abgegeben haben. Der vorgelagerte Kegel wird mit Rasen schwach besiedelt und es mag dadurch eine Anhäufung lößartigen Bodens auf sekundärer Lagerstätte stattfinden. Ähnliche Vorgänge sind natürlich . auch denkbar, wenn das Hinterland, welches der Erosion unterworfen ist, aus. tertiärem oder sonstigem lockeren Sediment besteht. Immer: 1 1 Saschen (1 Faden), = 2° 13m. 2 Alter, toter Lauf der Wolga, vom Grundwasser des Wolgatales gespeist. 41 Lößstudien an der Wolga. (Yopunwıno wyugsey olp ur 1olojoM fsoasurgey sop gnyqVv AP 7St Und) "u9279S -110] aJuBYgOT op ur S yoeu yaIs oyapom “opuvsuaundg pun 997 (sodaLıy]) Sunysag J9uvsey} usye Jop unog WaP Aag/] uonıvg uoydıpuu. 19P U9ZYSsqy nz yorgeiyds Jıyny [99905 wr punMmyssasseW od zyosadsne Sunyoswaäsny UOpLIONePUB J9UF2 JOSSTALOOH 19q Sıopuosag puIs UONWOIOC uayosıunad uap ur 9ssnNn pun uosur] ‘opurgsdin oıp ‘puammez [ojjered ayejodun BIIoA\ op mu oynjysdunzypg adnyseıd uorsn up "Pays AOUBSPAM<«) w.Jog Sa.lopymu 7sodarıy Top sIsegg Jap uw pun uoIsn uf (YpBIS op uoA Aayoıpns semo Jar YluyaS 919joN 91) uesey Iogq JeyesjoM Sed u a wP10oM SzumyscoT] \ Zn 0oSO ayırd TANTENE zsodarıyl 42 H. Mohr, aber wird das Material der Aufschüttung eine strenge stoffliche Abhängigkeit vom abgebauten Hinterlande verraten, und das müssen wir festhalten. Verfolgen wir nun diese Terrainkante in ihrem südlichen Verlauf bis dorthin, wo die neue Eisenbahn nach Jekaterinen- burg in die pleistocänen Bildungen eindringt, so finden wir dort einen prächtigen Aufschluß. Junge Rachel in der Lößkante südlich der Stadt (Kasan). Die oberste Lößlage kommt durch Steilabbruch scharf zum Ausdruck. Gesamthöhe der Wand etwa 15 m. Die Stufe ist hier etwa 12 bis 15 hoch. Um Material für den Eisenbahnbau zu gewinnen, ist sie in drei Etagen tagbaumäßig angeschnitten worden, welche folgenden geo- logischen Aufbau’ enthüllen. I. Etage: Die Wand besteht aus typischem Löß, dessen Röhrchenstruktur sehr gut ausgeprägt ist. -Reichliche Kalk- ausscheidungen werden beobachtet, die sich besonders längs der alten Wurzelröhrchen anhäufen. Lößkindel sind aber spär- 4 1 Ze = Lößstudien an der Wolga. 43 lich und in der Regel sehr klein. Sehr gut sichtbar ist auch eine vertikale Klüftung, welche zur Bildung von polygonalen Säulen Anlaß gibt. Schwächer ist eine horizontale Unterteilung Sn es =) © & (3) S .— e © a = q = Fe Ir ; = : a 1 T- © od 5) = nn — zE E 2 v A & [73 = > 3 S (eb) s En „a * in Bl. © a I: 5 era za 80 [62 Dr = ap} ® LE = NP le Fi 5 un SER: Be sc ia = Ko} S 7 = Zus = Fe re 95 un -_ et 3 n -_ | es eb) vi o ee © m ! = 5 = Dr ee gt [ 2 S} AUSB \ m. ze -— ) =d a Seen Ei rs EN = SE — IA :o© HH 0 5 5 a a el 8! = Q & ® == _ Sue S SD =) =, 5 © je a +1 = un a | © 8, = & 35 t S 2 Er) pe & 3 — N =: Were e N ® - o a Be 3 =: 8 bemerkbar. Die im ganzen ausgesprochen massige Struktur wird nur gegen den Rasen durch einige lehmig humose Streifen unterbrochen, welche gewissermaßen in den gegenwärtigen Alimatischen Zustand hinüberleiten. 44 H. Mohr, I. Etage: Bei db eine lettige, flammig gestreifte Lage, im Streichen nicht weit verfolgbar. Darunter bei c ein dickes Nest von gröberem Dünensand, welcher teilweise durch CaCO, verkittet ist. Ill. Etage: An ihrer Wand ist ein mächtiges, massig aus- sehendes Dünensandlager erschlossen. Der Sand ist links vom Beschauer (gegen N) mehr graugelb, rechts (gegen S) mehr bräunlichgelb gefärbt. An der Kante oberhalb d merkwürdige sackförmige, lettige Nester, schwarz (Mn-+Fe?) oder rostbraun flammig-streifig gefärbt. Diese Bildungen scheinen einer späteren Zeit anzugehören und mit der nahen Oberfläche in Zusammen- hane'zü stehen. | Der Bahneinschnitt selbst liegt überwiegend im Löß, aber der tiefere Teil des Steilabfalles der Lößstufe nördkich vom Einschnitt zeigt in einer Reihe von Entblößungen, daß sich das Flugsandlager des Tagbaues im Streichen fortsetzt. Von diesem Aufschluß begeben wir uns zu einem zweiten am Südufer des bereits erwähnten Kabansees (s. Fig. 4). Etwas nördlich von den sogenannten Junkerbaracken (Militärlager) schließt sich an das Südwestende des Sees eine kleine Bucht, deren Umfassung durch den Steilabbruch einer 6 bis 8m hohen Wand gebildet wird. | Der Anschnitt zeigt zwei Ablagerungsserien miteinander in schichtiger Ablösung. Der obere, etwa 1 bis 1:5 u» mächtige Abschnitt besteht vorwiegend aus Lößboden, und zwar stellt. der unter dem Rasen liegende Teil eine schokoladebraune, lößartige Masse (Tschernosjöm) mit schwachen, gelblichen Sandlagen dar. Tiefer walten allmählich staubförmige Dünen- sande vor, welche an einzelnen Stellen sehr deutlich die be- zeichnende diagonale Schichtung erkennen lassen. Die gegen die Tiefe zurücktretenden Lößstreifen sind nur etwa handbreit,. zeigen aber die Röhrchenstruktur ganz ausgezeichnet. Neben diesen Bändern kommen noch andere braune Streifen vor,. welche aber nichts anderes als verfestigten Dünensand dar- stellen.! 1 Diese streifenweise Verfestigung des Dünensandes könnte man sich am ehesten durch periodische Überschwemmungen (Wolga) entstanden. Lößstudien an der Wolga. 45 Daß es sich in den angeführten Fällen wirklich um Dünen- sande handelt, geht nicht allein aus der Erkenntnis ihrer petro- graphischen Eigentümlichkeiten! hervor, sondern auch aus — teilweise — klassischen Feldbeobachtungen, wie sie z.B. am neuen mohammedanischen Friedhof angestellt werden konnten. Hier hatten die Arbeiten für den gleichen Eisenbahnbau einen tiefen Einschnitt erzeugt, der einen mehrmaligen Wechsel von Mr \ > (4 Uno TI il! BULL AD Rind eycntigigre JUL TE TFEE Fa fulet” Fig. 4. Aufschluß am Südwestende des Kabänsees. Höhe: 6 bis 7 m über dem See; Tschernosjom und Löß mit Sandlagen wechselnd. Lehm und Dünensand entblößte. Die Dünenstruktur war hier an manchen Stellen so gut erhalten, daß man den auf- und absteigenden Ast der Dünenstreifung genau im Querschnitt ‚denken, welche den sonst völlig losen Sand mit einem tonigen Bindemittel infiltrierten. Nach dem Abzug des Wassers legte sich neuerdings Dünensand ‚darüber. 1 Zu diesen Eigentümlichkeiten gehört vor allem eine bedeutende Steigerung und Vervollkommnung des Aufbereitungszustandes, besonders kenntlich im Ausgleich der Korngrößen,. Anreicherung des Quarzes durch Ausscheiden der Mineralien von anderem physikalischen Verhalten gegenüber dem Luftstrom, besonders des Glimmers (Muskovit), welcher verschwindet. 46 ‘° H. Mohr, beobachten konnte. Leider war der Kriegszustand dem Vor- haben hinderlich, diese lehrreichen Aufschlüsse im Bilde fest- zuhalten. Es wurden noch einige andere Quartärprofile untersucht, wie am Fuße der alten Stadtfestung (Kriepost) und in den Ziegelgruben im Süden der Stadt, wichtiges neues Beob- achtungsmaterial ist aber dabei nicht zugewachsen. Wir wollen nun auf Grund der gewonnenen fremden und eigenen Beobachtungen Klarheit zu gewinnen trachten, welche Entstehungstheorie sich mit diesen am besten vereinbaren läßt. Nach der von de Geer entworfenen Karte Europas zur Zeit seiner maximalen Vergletscherung (enthalten in Geinitz: »Die Eiszeit«) könnte es den Anschein haben, als wären jene pleistocänen Bildungen, welche wir zu beschreiben versucht haben, Absätze des stark vergrößerten Kaspisees. Nach der‘ Auffassung, welche in dieser Karte niedergelegt wurde, er- streckte sich. der Spiegel. dieses Sees. in. der genannten längs des östlichen Ufers der Wolga weit nach Norden. Sogar das Mündungsgebiet der Kama wurde noch vom See über- schritten und Kasan würde gerade einen der nördlichsten Punkte einnehmen, den das Wasser des Kaspi noch bedeckte. Worauf diese Annahme sich gründet, konnte ich aus der Literatur nicht erfahren. Vermutlich dachte man an eine lakustre Entstehung der tieferen Sande des Quartärs. Daß für diese Auffassung keine Handhabe vorhanden ist, zeigen nicht allein die Bohrungen und natürlichen Aufschlüsse in der Kasaner Umgebung, sondern auch die Örtliche Literatur der letzten Jahrzehnte, in welcher dieser Gedanke nicht mehr er- örtert wird. Es genügt hinzuzufügen, daß weder der obenauf liegende »lößartige« Lehm noch die tieferen Sande irgend- welche Berührungspunkte mit lakustren Absätzen aufweisen. Hingegen weisen alle Anzeichen auf eine Bildung hin, welche auf dem trockenen Lande vor sich ging. Die Sande sind echte Dünensande sowohl ihrer petrographischen Aus- bildung als ihrer Lagerungsart nach. Der »lößartige« Lehm Noinski’s aber ist ein schwach verlehmter Löß, dem noch Lößstudien an der Wolga. 47 alle petrographischen und geologischen Eigenheiten anhaften, die den Löß Mittel- und Westeuropas charakterisieren. Der Reichtum an Quarzkörnchen bestimmter Größe, die unregel- mäßig und in verschiedenen Stellungen verteilten Glimmer- schüppchen, der Kalkgehalt und die Lößkindchen, und endlich die Röhrchenstruktur, all das tritt uns auch an den Lehmen der Kasaner Umgebung 'entgegen. Dazu kommen noch eine Reihe bezeichnender Eigenheiten in seinem geologischen Auf- treten, wie die Massigkeit seines Aufbaues, die vertikale Klüf- tung, die Neigung zur Steilwandbildung, das Unvermögen, Wasser tragen zu können, die Einbettung großer Landsäuge- tiere, besonders grasfressender Dickhäuter und Huftiere, und endlich die planierende Art seines Auftretens. Wenn wir alle diese Beobachtungen auch an den »lößartigen« Lehmen Kasans anstellen können, so können wir uns berechtigt fühlen, von »Löß« schlankweg zu sprechen, wenn er auch Anzeichen beginnender Verlehmung erkennen läßt. Zu dieser Erkenntnis also führen uns die Beobachtungen um Kasan. Wenn aber der Löß der Kasaner Umgebung prinzipiell keinerlei Unterschiede gegenüber jenem Mitteleuropas erkennen läßt, wie dies Nikitin? bereits in den Achtzigerjahren für die gleichartigen Bildungen Südrußlands festgestellt hat, dann wird die Frage interessant, ob denn wirklich die Verhältnisse in Rußland so ganz anders liegen, daß sie einer Anwendung der äolischen Lößtheorie widerstreiten. Wir wollen uns deshalb mit den nichtäolischen Theorien an der Hand der eigenen Beob- achtungen auseinandersetzen, um deren Anwendungsmöglich- keit zu prüfen. Richthofen hat bekanntlich die Möglichkeit keineswegs geleugnet, daß untergeordnet auch auf anderem Wege denn durch Windwirkung lößähnliche Bodenarten entstehen Können. selrspricht er-vom »see Löß«, den er sich als Absatz in 1 Ferd. Freiherr v. Richthofen, Führer für Forschungsreisende. Han- nover 1901, p. 469 bis 471. Neudruck der Aufl. 1886. 2 S. Nikitin, Les depöts posttertiaires de l’Allemagne dans leurs rela- tions aux formations correspondantes de la Russie. Bull. du Comite Geol. St. Petersbourg 1886, T. V, p. 133— 185. -48 H. Mohr, abflußlosen Seen entstanden denkt, wenn in Lößgegenden auf- ‚geschlämmter Löß in den Wasserbecken zusammengetragen wird.! Auch die Deltas der Flüsse hält er für einen geeigneten Ort, um lößähnliche Böden entstehen zu lassen.” Und dieser ‚Art der Entstehung kommt vielleicht in einem etwas anderen ‚Sinne eine größere Bedeutung’ zu, als man bisher anzunehmen ‚geneigt war. Wenn wir z. B. die russischen Ströme betrachten, so staınt der Beobachter über die Menge des feinen, gelben Schlammes, den sie tagaus tagein ihrem Mündungsgebiete zu- wälzen. Ich habe den ganzen Sommer. über die Wolga nie: anders als gelbgefärbt an Kasan vorüberziehen sehen. Und besonders reich an suspendierten Stoffen scheint sie im Früh- jahre zu sein, wenn. die Schneeschmelze sie das Land weit- hin überschwemmen läßt. 5 bis S m, vielleicht auch mehr, erhebt sich dann ihr Pegel gegenüber dem gewöhnlichen Stande im Wolgagerinne und verwandelt die ganze Umgebung von Kasan in einen gewaltigen See. Kleinere Zuflüsse halten nicht Schritt mit dem rapiden Anstieg der Wasserflut im Strome und so sieht man tagelang die gelbe Trübe die kleine Kasanka aufwärts wandern, ihrer Stromrichtung entgegen, deren Wasser zurückstauend und allenthalben die Marschen zu beiden Seiten des Flusses tief ins Land hinein in eine ‚gelbe See verwandelnd. Nach einigen 14 Tagen ist der Hoch- stand erreicht, die Gewässer kommen zum Stehen. Etwa eine Woche lang behauptet die Fiut noch ihre Herrschaft, dann aber sinkt der Spiegel und das inundierte Gebiet wird wieder frei. Wenn wir aber die abziehenden Fluten betrachten, . so finden wir sie völlig klar. In der kurzen Zeit des Stagnierens hat sich diese Klärung vollendet, der ganze suspendierte Schlamm ist zu Boden gefallen, deckt die Marschen, wo er an den Grasresten des Vorjahres einigen Halt findet. Wenn auch die heftigen Frühjahrsstürme, worauf wir noch zurück- kommen wollen, sich rasch dieser Sinkstoffe bemächtigen und sie in einer bestimmten Weise im Lande verteilen, so wird doch ein Teil des gelben Schlammes durch den Graswuchs 1 Führer für Forschungsreisende, p. 473. 2 A.a.O,, p. 474. Lößstudien an der Woiga. 44 verankert bleiben und im Laufe der Zeit zu einer Erhöhung des Bodens führen. Es kann kaum bezweifelt werden, daß auf die beschriebene Art lößähnliche Böden erzeugt werden können. Vielleicht ist auch anzunehmen, daß sich in diesem Flußlehm das Wurzelröhrchensystem der Marschenvegetation erhält, dann wäre die Ähnlichkeit eine noch weitergehende. — Niemals aber glaube ich, daß solche Böden neuzeitlicher Ent- stehung freien Kalk enthalten werden, denn was an löslichen Salzen vorhanden ist, ging sicher durch den Wassertransport verloren.! | Ablagerungen dieser Herkunft werden auch einen uni- formen Charakter besitzen. Sie werden sich nicht allein längs des gleichen Flusses durch eine streng einheitliche Zusammen- setzung auszeichnen, sondern die Absätze verschiedener Flüsse werden unter den gleichen klimatischen Verhältnissen kaum nennenswerte Unterschiede erkennen lassen. Denn das ist eben eines der wichtigsten Kriterien: die kosmopolitische Verbreitung des Lösses und sein uniformer Charakter. Und der schwerste Einwand, welchen man gegen die Deluationstheorie erheben kann,. dünkt mir deshalb der zu sein, daß sie durch ihre Erklärungsart das gerade Gegenteil dessen erwarten läßt, was man am Löß tatsächlich beobachtet. »Überall, "wo die Verhältnisse seine typische Ausbildung be- günstigt haben«, sagt Richthofen, »besitzt er die gleichen . Eigenschaften«.? Wie kann der Löß diese merkwürdige petro- graphische Einförmigkeit besitzen, wenn er durch einfache Umlagerung des Verwitterungsstaubes der nächsten Hänge entstanden ist? Wie kann auf der kurzen Strecke Weges vom abwitternden Hang bis zur akkumulierenden Wiese in Rinn- salen und ähnlichen kleinsten Wasserläufen die Aufbereitung eine solche sein, daß verschiedene Gesteine den gieichen Detritus liefern? Wie ist es möglich, daß der Löß der Baikal- region, welcher überwiegend saure Massengesteine und alt- 1 Der Abbruch des Kasaner Aufenthaltes hat leider unmöglich gemacht, diesen Überlegungen die wünschenswerten Kontrolibeobachtungen im Felde folgen zu lassen. 2 Richthofen, Führer für Forschungsreisende, p. 469. Sıtzb.d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 129. Bd. 4 #10) -H. Mohr, krystalline Schiefer zu seinem Grundgebirge hat, im wesent- lichen keine petrographischen Merkmale erkennen läßt, die ihn vom Löß der Kasaner Umgebung trennen würden? Und doch . liegt dieser letztere auf Kalken, Dolomiten, Mergeln mit wenig Sandstein auf! Über diese Schwierigkeit hilft uns die Deluationstheorie nicht hinweg und deshalb erscheint sie jedem Beobachter unannehmbar, der sich den kosmopolitischen Charakter des Lösses und besonders seine petrographische Unsbhöngieiie | vom Grundgebirge zu eigen gemacht hat. Am '9. und 10. Jänner des Jahres 1918 war ich Zeuge eines sehr merkwürdigen und interessanten Naturereignisses. Ganz Kasan stak im tiefen Winter und Schnee. Da plötzlich brach am 7. von einem kräftigen Barometerrückgang begleitet, eine warme Luftmasse herein, welche in der Nacht vom 8. auf den 9. das "Thermometer über den Nullpunkt brachte. Am 9. taute es bis über Mittag. Später gab es ausgiebigen Schnee- fall und kräftigen Wind. Am 10. hatte der Schneefall aufgehört und das Wetter war ruhiger geworden. Als ich um 10%/,® a meinen Gang zur Universität antrat, fiel bereits überall der frischgefallene Schnee durch seine schmutzigbraune Bestäubung auf. Im geologischen Institut angekommen, das an einem der höchstgelegenen Punkte des Stadtgebietes errichtet ist, bemerkte ich, daß die Fernsicht, welche normal bis weit über die Wolga reicht, auf die nächste Umgebung beschränkt ist. Gegen 1” p. bot sich dem Beobachter der normale Winterhimmel, wenn er umzogen ist; eine lichtgraue, ziemlich gleichmäßige Färbung überzog ihn. Gegen den Horizont aber — vom Zenit weg — verdichtete sich die Atmosphäre zu einer gelblich-bräunlich gefärbten,! nebeligen Masse. Gebäude waren auf 800 Schritte wie in leichten Rauch gehüllt und auf 1 km verschwanden die Umrisse. Die nebelige Masse ließ geringe Ungleichmäßigkeiten in - ihrer Dichte erkennen, ohne aber irgendeine Himmelsrichtung 1 Zeitweise gewann ich den Eindruck, als ob auch ein Stich ins Röt- liche vorhanden gewesen wäre. richt Lößstudien an der Wolga. ol zu bevorzugen und war ohne Unterschied — wie es mir schien — in und um die Stadt vorhanden. i Als ich gegen 2" p. die Wohnung neuerdings verließ, war _ eine deutliche Verdichtung des »Nebels« zu bemerken. Abends trat dann ein merkwürdiges Eisrieseln ein (es fielen kleine Graupen). Am 11. erfolgte Ausheiterung bei raschem Anziehen der Kälte. Prof. H. Ficker-Feldhaus (Graz), der mein Schicksal in Kasan teilte, berichtete, daß nachts ein Drittel Meter Schnee gefallen war. Der frischgefallene Schnee war rein weiß, ohne jegliche Färbung. Gegen Abend (6”) stand über Kasan ein heiterer Himmel. Nur gegen NW sah man dicht über dem Horizont eine gelb- lich bis rauchgrau gefärbte Dunstmasse, die die Form eines sehr flachen Kreisabschnittes annahm, sich scharf gegen den ausgeheiterten Himmel abgrenzen. Sie war scheinbar im Abzug begriffen. | Bereits am 10. war ich mir dessen bewußt, daß in Kasan ein ausgiebiger Staubfall erfolgt war und, wie die Überlegung sagen mußte, unter besonders günstigen Umständen. Deshalb rüstete ich mich sofort, um an einem möglichst einwandfreien Punkte Staubproben zu sammeln. Die Wahl des Ortes war von außerordentlicher Wichtigkeit. Der Schnee- und Eisgraupenfall war von starken Winden begleitet und deshalb war der Einfluß der Umgebung auf die Zusammensetzung des Staubes überall sehr zu befürchten. | Tatsächlich zeigte sich der Schnee in der Städt überall durch den verwehten Mist der Straßen stark verunreinigt. Der Wind kam — ganz roh genommen — aus südlicher Richtung. Deshalb empfahl es sich, das südliche Vorland der - Stadt aufzusuchen. Am 12. versah ich mich mit einigen prak- tischen Gefäßen zum Sammeln der Proben und verließ in ‚südlicher Richtung das Weichbild der Stadt. Ich überzeugte - mich aber bald, daß Wärmewelle und Sturm eine Menge ‚aperer Stellen geschaffen hatten und der herausragende Boden | auch hier auf den Schnee seine verunreinigende Wirkung - ausübte. Da kam mir der Gedanke, die Proben auf dem nahen zugefrorenen See zu sammeln. In seiner südlichen Hälfte 32 | H: Mohr, besaß ja der Kabansee eine ganz ansehnliche Breite und hier auf dieser fast unbegangenen und unbefahrenen Fläche bestand die beste Aussicht, einwandfreie Proben gewinnen zu können. Zwischen .der Artilleriekaserne am östlichen und der Ziegelei am westlichen Ufer schritt ich zur Entnahme der Proben. Ich entfernte zuerst zum Teil den noch etwa !/, Fuß mächtigen, rein weißen Schnee, der in’ der Nacht auf den 11. gefallen war und die Staubschicht so vortrefflich vor einer späteren Verunreinigung schützte, und stach dann mittels eines zylindrischen Glasgefäßes einen bis auf das Eis des Sees reichenden Probezylinder heraus. Es war folgendes Profil zu beobachten: Zu unterst das Eis des Sees, dann etwa 2cm weißer, körniger Schnee, darüber 2 bis 3 cm Schmutzschnee deutlich in Graupenform fest zusammenbackend und dann endlich die bald !/,, bald nur !/; Fuß mächtige Decke. des weißen Pulverschnees. Diese Probe war bestimmt, um eine quantitative Bestimmung des Staubfalles durchzuführen. Für qualitative Untersuchungen wurde ein. zweites Gefäß mit Schmutzschnee gefüllt. Damit war die Probenahme nach bestem Können beendigt. Prof: Ficker-Feldhaus, welcher dem Gang der meteoro- logischen Ereignisse während des Staubfalles gleich mir regstes Interesse entgegenbrachte, hatte die Freundlichkeit, die ent- sprechenden Daten! an der meteorologischen Beobachtungs- station der Kasaner Universität auszuheben und stellte mir nachstehenden Kommentar bereitwillig. zur Verfügung, wofür ich ihm auch an dieser Stelle herzlichst danken möchte. Bemerkungen zum Staubfall am 10. Jänner 1918. Von Prof. Dr. H. Ficker-Feldhaus, Graz. »Dem Staubfall am 10. Jänner, der mit SSE-Wind kam, gingen tagelang vorwiegend südwestliche Winde beträchtlicher Stärke voraus. Dem relativ niedrigen, wenig gestörten Luft- druck sowohl des Vortages als des Staubfalltages selbst zu- folge, läßt sich annehmen, daß eine ausgedehnte Depression mit ihrem Zentrum westlich oder nordwestlich von Kasan lag 1 Siehe die nachfolgenden Tabellen. a di ie an rs u. Wi“ DER nn Ai ? UDO u Ei Da T Ze re er un IC u Lößstudien an der Wolga. 29 und während der in Betracht kommenden Tage (etwa seit 3. Jänner) im wesentlichen stationär blieb. Durch das lange Verweilen der Depression im gleichen Gebiete würde sich dann der Umstand erklären, daß auf ihrer Vorderseite Luft aus sehr entlegenen südlichen Gebieten weit nach Norden sich ver- lagert hat. — Für den 9. Jänner (geringer Druckanstieg mit Windwechsel nach SSE und Abkühlung) ist sogar eine geringfügige rück- läufige. Bewegung der Depression wahrscheinlich, wichtig da- durch, daß Kasan aus dem Gebiete extrem warmer, wohl ozeanischer, feuchter, südwestlicher Winde in den Bereich einer kälteren SSE-Strömung kam, die durch Staubfall und geringe relative Feuchtigkeit ihre kontinentale Herkunft bewies. Der Windwechsel wurde dadurch bewirkt, daß die kalte SSE- Strömung sich unter die warme SW-Strömung einschob und letztere vom Boden weg in die Höhe drängte, ein Vorgang, der zu bemerkenswerten Begleiterscheinungen Veranlassung gab. Am Abend des 10. Jänner fiel nämlich gleichzeitig mit ‚dem Staub und trotz der geringen relativen Feuchtigkeit starker Eisregen. Der Wasserdampf der in die Höhe gedrängten, da- durch abgekühlten SW-Strömung kondensierte zu unterkühlten Regentropfen, die bei Durchfallen der stauberfüllten Boden- schichten gefroren und den Eisregen lieferten. Am 11. Jänner kam Kasan auf die Rückseite der Depres- sion; es trat mit starker Abkühlung bei Windwechsel nach WSW gewöhnlicher Schneefall ein. Über die Herkunft des Staubes läßt sich aus den vor- liegenden Daten gar nichts aussagen. Schneebedeckte Gebiete sind als Ursprungsort. ausgeschlossen, was von vornherein auf eine Ausgangsbreite von etwa 45° schließen läßt. Wesent- lich niedrigere Breiten sind nach der normalen Druckverteilung des Jänner nicht wahrscheinlich. Am plausibelsten ist die Annahme, daß die Heimat der Staubströmung in einer der Steppen der Linie: nördlicher Kaspisee—Aralsee—Balkaschsee zu suchen: ist. Bahn und Ausdehnung der Strömung sind mangels syn- optischer Daten ganz unbestimmt.« a Be 18 &2 122 &2 1 89 E22 & 198 6 | 66 &6 6 BL 1 29 LS 09 2399 09 29 89 89 3 8, 9, 08 18 *..01 82. £8 88 38 68 98 12) r9 09 D2 82 #8 7) <6 18 12) 82 29 GL 28 G 2L 28 68 EB 88 29: 8 18 A 88 82 2L gg 18 88 88 18 92 82 9 JOuupf') NOySHYyOnDg SAHTIOy 8 el RI 1. ae 2. I 18.9 = ne ee a ee a er EL BE ei RE ee id ame a er a are Dr irren < 01 20 ma Zee ee DAN Tr ORT 0-2 0-7 0-3 0-3 6-1 6 5 Gel &-0 a0 20 TE RO 1.0 a ee ee er ale ee Fe ° Let 2 Al 989. 12% —r 7:9 = 90 9 9. Te I BT u | Fer) nl PP I pe. anyersdwaL 8.19 %-092 | 7-69 | r-28 | S.se |H.eG |#.10 | 2-6# |6.27..|9-.97 | 9.97 16-98 | 20H == &.6# 2.27. SEsSrt | 2.85 een | 2.0 ie 2rBr 1:20.06 1° 6.6970 8.6 ar 2200. 68.06 Den Fe 8.6% 0:08 76:67 2| 6-6R. | T=0C2 | 1.06 1 1:092 18-68. | g:675|.1-on g.8rn Z.87 I Ger u 1-9# 4-96 | 2:9% 10.97 | 6.C# |0-97 | 9-97 | 2:97 | 9.957 |8-97 | 0.09 |2.cCH | 2. us 9.FPL2 9.75 Le:rr 10. | 2-89 :| 6.25 |6.07-| 1-C8 ren | 6-9 | 7.07 | GR 0 9.692 \Jonmep‘, yonıpıynT ISIN ull u6 1002 ug ue ul ull u6 ud uG ue& | ul wnyel] fh x 2. T 0 6° Ol . 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Mohr, Die weitere Untersuchung der Staubproben wurde nun im geologischen und mineralogischen Kabinett der Universität in Angriff genommen. | Das Schneewasser wurde in allen Fällen unter Beob- achtung der nötigen Vorsicht im Wasserbad eingedampft. Es blieb ein erdbraunes, sehr feines Pulver zurück, ohne sicht- bare gröbere Beimengungen, vom Aussehen des käuflichen Cacaopulvers. Bestimmung: der: Menge: Die” zylindrische” Sebele hatte einen Querschnitt von 5039 mm? —= 55'389 cm?’. Die auf diesem Querschnitt eingedampfte Staubmenge wog 0'131g, woraus sich eine gefallene Staubmenge von 238g auf.1 m? errechnet, Infolge der geübten Vorsicht bei der Probenahme und der Bestimmung glaube ich für diese Ziffer eine ziemliche Zuverlässigkeit in Anspruch nehmen zu können. Sie läßt er- kennen, daß die Staubmassen ganz gewaltige waren, welche durch diese südliche Luftströmung bis in die Breiten von Kasan gelangten. | Die weiteren Untersuchungen, welche zur Klarstellung der Zusammensetzung des Staubes unternommen wurden, konnten leider zu keinem gedeihlichen Abschluß gebracht werden. Die außergewöhnlichen Verhältnisse des Jahres 1918 schufen eine ganze Reihe von Schwierigkeiten, welche kaum zu umgehen waren. Es wurde deshalb eine hinreichende Menge zusammen mit dem Schmelzwasser in eine Glasröhre eingeschmolzen und außerdem noch Trockenproben des Staubes aufbewahrt, um die qualitative Untersuchung seiner- zeit in der Heimat durchführen zu können. Dieser Arbeit konnte ich mich bis jetzt nicht unterziehen, da die Mitte des- selben Jahres unternommene Flucht aus Kasan mich nötigte, die Proben — wenn auch in guten Händen — zurückzu- lassen. Dieser Mangel wird hier sehr schwer empfunden und es. muß der Hoffnung Ausdruck verliehen werden, daß es zu einem späteren Zeitpunkt gelingen möge, diese Lücke aus- zufüllen. Lößstudien an der Wolga. 87 Denn der Verdacht, daß solche Staubfälle irgend einen Anteil haben könnten am Aufbau des Bodens um Kasan, mußte natürlich sofort einen mikroskopischen Vergleich zwi- schen Staub und Lößpulver anregen. Und diese ‚Arbeit ist nun über eine bloße Übersicht nicht hinausgekommen. Soviel aber verriet auch schon eine oberflächliche Musterung, daß auf einen Vergleich im Kleinsten keine besonderen Hoffnungen gesetzt werden dürfen. Die beiden Proben liegen in einem grundverschiedenen Erhaltungszustande vor. . Der Löß ist merklich verlehmt, d.h. die Silikate sind in toniger Zersetzung begriffen und ein gut Teil der löslichen Salze ist bereits fortgeführt; beim Staub vom 10. Jänner ist dieser Prozeß noch nicht einmal eingeleitet. Selbst bei völliger Identität des Aus- gangsmaterials — an welche übrigens im engeren Sinne nicht gedacht werden kann, da die charakteristischen großen Quarz- körnchen des Lösses dem Staub völlig mangelten — ist des- halb eine glatte Übereinstimmung des Lößpulvers mit jenem des Staubes weder unter dem Mikroskop noch in der Analyse kaum zu erwarten. Es kann aber nicht bezweifelt werden, daß der gefallene Staub dem Boden wenigstens teilweise einverleibt wird. So- weit er. nicht auf Wasserflächen auffällt, soweit ihn nicht Wind, Schmelz- und Regenwasser einer neuerlichen Umlage- rung unterziehen, wird ihm der Pflanzenwuchs Schutz ge- währen, und es ist eine reine Frage der Anzahl und Aus- giebigkeit solcher Staubfälle, ob gewisse, der Denudation weniger unterliegende Hochflächen eine Erhöhung erfahren oder nicht. Die Wirkung dieser Staubfälle quantitativ zu erfassen, ist aber außerordentlich schwierig. Während der ganzen schneefreien Jahreszeit entziehen sie sich einer verläßlichen Beobachtung. Denn welche Merkmale bei den geringen mine- ralischen Unterschieden der vom Boden abgefegten Staub- arten sollten uns instand setzen, zu erkennen, daß wir es wirklich mit ortsfremden, von weither zugeführten Staub- massen zu tun haben? Wenn es sich nicht um ganz charakte- ristisch zZzusammengesetzten Staub handelt, werden selbst mit aller Vorsicht angestellte meteorologische Beobachtungen Keine 8 H. Mohr, eindeutigen Beweise liefern. Daher gewinnen die Staubfälle zur Winterszeit, wenn das ganze Umland unter einer schützenden Schneedecke begraben ist, besondere Bedeutung. Dann ist der örtliche Einfluß beinahe ausgeschaltet. Aber auch für die Bestimmung des Herkunftsgebietes, der Bahn, Ausdehnung (Streuung) und Dichte des Staubfalles ergibt sich eine besonders günstige Konstellation der Beobachtungs- bedingungen. - Leider haben es die Wirren des Jahres 1918 nicht zu- gelassen, diese Vorteile entsprechend auszunützen. Nach den Aufzeichnungen der meteorologischen Beob- achtungsstationen des Gouvernements Kasan sind Staubfälle keine besondere Seltenheit und es wäre denkbar, daß ihnen beim Aufbau des Lößbodens eine gewisse Rolle zukommt. Denn wir müssen folgendes bedenken: Ist der Boden vom Schnee frei und der Pflanzenwuchs noch nicht in dem Maße vorgeschritten, daß er den lose liegenden Staub festhalten könnte, dann werden sich die auftrocknenden Frühjahrsstürme des losen Materials bemächtigen und eine Umlagerung be- wirken, welche durch die vorherrschende lokale Windrichtung bestimmt ist. Der Staub wird von der Luvseite der Gehänge verschwinden und an der Leeseite einer steten Akkumulierung unterworfen werden. Und hier wird ihn der allmählich hoch- kommende Pflanzenwuchs endgültig verankern. Einer ähnlichen Umlagerung sind aber auch die Sink- stoffe des jährlichen Wolgahochwassers ausgesetzt, welche nach dem Rückzuge der Fluten im Inundationsgebiete zurück- ‚gelassen werden. Wenn man nach Ablauf des Eisstoßes in der Wolga im Fuchshofgarten, einem kleinen Öffentlichen Park am Nordrande der Lößkante im Stadtbezirke, sitzt, den Blick gewendet gegen die Niederung, in welcher sonst die kleine Kasanka träge ihre Fluten zur Wolga wälzt, so späht man vergebens nach dem Flusse aus, vergebens nach den Wiesen und kleinen Tümpeln, die sich zu Füßen der prächtigen Aussicht einige 30 Meter Bw N . an cD Lößstudien an der Wolga. tiefer weithin nach Norden erstreckten. Die Niederung der Kasanka ist in einen See verwandelt, der Stromstrich aber hat sich verkehrt und trübe stauen sich die von der steigenden Wolga kommenden Fluten die Kasanka aufwärts. Das Wolga- wasser ist mit Sinkstoffen beladen, die mit ihm über das ganze Überflutungsgebiet verteilt werden. ‘Denn in den Tagen des Höchststandes verschwindet rasch die gelbe Trübung und die abziehenden Fluten sind klar und haben sich ihres mineralischen Ballastes entledigt. Auf der von der Überflutung befreiten Niederung sieht man dann allenthalben den lößfarbenen Sinkstoff in einer dünnen Schicht den Boden decken. Aber die Sonne und besonders die Frühjahrswinde trocknen rasch, der Niederschlag wird rissig, schält sich auch vom Boden und gerät in die Gewalt des Windes. Und der Mangel einer Vegetationsdecke, in der sich der trockene Sinkstoff verfangen könnte, begünstigt ganz außerordentlich die Frei- zügigkeit des Staubes. Die 30 m hohen Wände der Lößkante im Kasankatale sind für ihn kein Hindernis. An der Brüstung am Rande des Absturzes im Fuchshofgarten sitzend, war man bei Wind ständig den Attaken des feinen Quarzsandes aus- gesetzt, den der Frühjahrswind aus dem Kasankatale herauf- brachte. Im Windschatten aller Hindernisse häufte er sich und es läßt sich erwarten, daß auch seine Verteilung im Gelände hauptsächlich durch die Windrichtung bestimmt wird, welche um Kasan die herrschende ist. Daß diese äolischen Aufbereitungsprodukte des Hoch- wasserschliammes den weiteren Bereich der Stromtäler ganz zu entfliehen vermögen, ist wohl kaum anzunehmen. Im Gegen- teil, bald wird die rasch aufsprossende Vegetation die Kraft des Windes überholen und dann ist es mit der Freizügigkeit des Staubes zu Ende. Es wird also einerseits ein Teil des 'Hochwasserschlammes das Inundationsgebiet gar nicht ver- lassen und hier in den Marschen längs der Flüsse an einer steten, aber sehr ungleichmäßigen Erhöhung des Bodens arbeiten, das bewegliche Material aber wird sich dort ver- fangen, wo im Jahresdurchschnitt die größte Windstille herrscht, d.h. im Windschatten’der Rücken. 60 H. Mohr, So haben wir denn zwei aktuelle geologische Prozesse kennen gelernt, welche noch heute der Umgebung von Kasan Rohmaterial zuführen, dessen weitere Verteilung im Gelände wesentlich von der herrschenden Windrichtung abhängt. Und die Frage muß ernstlich erwogen werden, ob nicht Ablage- rungen, deren Verteilung eine derartige Abhärgigkeit verrät, eben diesen geologischen Prozessen ihre Entstehung verdanken. Eine Prüfung der postpliocänen Schichten, die wir unter dem Titel »Lößstufe« zusammengefaßt haben, ergibt nun in ‚der Tat, daß eine solche gesetzmäßige Abhängigkeit vorhanden ist. Es ist eine sehr bekannte Tatsache, welche in vielen Gegenden bereits ihre Bestätigung gefunden hat, daß dem Löß in Regionen, deren Relief eine ausgesprochene Luv- und Lee- seite unterscheiden läßt, eine gesetzmäßige Verteilung zu- kommt. Er hat sich in diesem Falle mit überzeugender Folge- richtigkeit auf der Leeseite der Rücken angesiedelt, wie dies seine äolische Herkunft notwendig macht. »In einer Gegend mit schroffem Formenwechsel«, sagt Freiherr v. Richthofen,! »wird man beobachten, daß der Staub sich an geschützten Stellen in großer Mächtigkeit ab- gelagert hat, dagegen an anderen, welche der fegenden Kraft . des Windes ausgesetzt sind, gänzlich fehlt«. So hat E. Tietze die auffällige Ungleichseitigkeit der ost- galizischen Täler und die vorherrschende Entwicklung des Löß auf den westlichen Talgehängen damit zu erklären versucht, daß er für die Zeit der Lößbildung ein Vorherrschen der West- winde annahm. Von den Westwinden mitgenommen, sei der Steppenstaub im Windschatten der N—S verlaufenden Höhen- rücken, also an deren Ostabdachung abgesetzt worden, Auch F. E. Sueß beobachtete eine ganz ähnliche Einseitigkeit der Lößverteilung in den Tälern, welche die Ostabdachung der Böhmischen Masse begleiten. Loczi hat besonders an der Hand der Lößgeographie von Ungarn gezeigt, wie folgerichtig sich dieses Gesetz für einen großen Teil von Mitteleuropa ableiten läßt. Einen in- direkten, aber wunderschönen Beweis verdanken wir Obrut- 1 Richthofen, Führer für Forschungsreisende, p. 442. Lößstudien an der Wolga. 61 schew, dessen. Untersuchungen im südwestlichen Trans- baikalien (Zentralsibirien) das hochinteressante Ergebnis hatten, daß sich dort das Verbreitungsgebiet des noch lebendigen Flug- sandes vollständig an jenes des Lösses anschließt. (Die Jahres- resultierende der Windrichtungen hat also in diesem Gebiet seit der Lößperiode keine kennbare Veränderung ihrer Richtung erfahren.) Es ist sehr zu bedauern, daß diesem Gesetze der Löß- verteilung in den neueren russischen Arbeiten, welche nicht auf dem Boden der äolischen Theorie stehen, die ihm ge- bührende Beachtung nicht zuteil wird. Denn daß diese Gesetz- mäßigkeit auch für russische Gebiete Geltung hat, lehrt gerade das Beispiel von Kasan. In einer sehr älten Arbeit aus dem Jahre 1869 berichtet ein scharfer Beobachter (N. A. Golowkinski) über die Ver- teilung der sogenannten »Sandformation« in der Umgebung von Kasan. .Diese »Sandformation« ist das, was wir als Löß- stufe bezeichnet haben. Er sagt von ihr: »Die Sandformation liegt in keiner Vertiefung, sie erreicht gleiche Höhe mit den permischen Ablagerungen«; und an einer anderen Stelle: »Es ist bemerkenswert, daß den Westhang der Rücken permische Gesteine zusammensetzen, kaum verdeckt durch Lehm, während der östliche (nordöstliche) überall gebildet wird durch. die kompakte Masse der mehr oder weniger tonigen ‚Sandforma- tion‘. Dasselbe beobachtet man auch an anderen Orten, z. B-. in der Semiosernaja Pustinja, nahe Laischew, gegen den Osten von Sacharomwka (am linken Ufer der Kama) usw...«! Gleichzeitig bringt er ein einfaches, aber sehr lehrreiches Profil, welches ich hierher setze (siehe Fig. 5), weil es das Gesetz der Lößverteilung sehr hübsch zum Ausdruck bringt: In einer Zeit also, da die äolische Theorie noch gar nicht den Brennpunkt des Streites um die Lößentstehung ausmachte, da die Lößnatur eines Teiles der posttertiären Ablagerungen von Kasan noch gar nicht in Frage stand, hat bereits ein scharfer Naturbeobachter diese Gesetzmäßigkeit im Kasaner Gebiet erkannt. Und weil sie so ganz unbeeinflußt 1 N.A.Golowkinski, Beschreibung der geologischen Beobachtungen, angestellt im Sommer 1866 im Kasaner und Wiatkaör Gouvernement. Mate- rialien zur Geologie von Rußland. St. Petersburg 1869, Bd. I, p. 269 (russ.). 62 7 E4,Mohr,; von jeglicher theoretischen Richtung festgestellt wurde, ver- dient sie um so mehr Vertrauen. Die Beschränkungen meiner Freizügigkeit haben es leider nicht zugelassen, diesen wertvollen Feldbeobachtungen Golow- kinski’s nachzugehen und sie durch eigenes Tatsachen- material zu ergänzen. Mögen künftige Untersuchungen im zentralen Rußland diesem Lagerungsgesetz des Lösses die gebührende Aufmerksamkeit schenken. Für unsere eigenen Überlegungen müssen wir uns mit den angeführten alten Beobachtungen bescheiden. | Die nächste Frage, welche dringende Erledigung heischt, ist nun die: Welcher Zusammenhang besteht zwischen dem Verteilungsprinzip des Lösses und der herrschenden Wind- richtung um Kasan? Herr Prof. Ficker-Feldhaus hat mir auch in diesem Falle seine wertvolle Unterstützung nicht versagt und sich der umständlichen Arbeit unterzogen, aus zehnjährigen Beob- achtungen für das Wolgagebiet zwischen Nischni Nowgorod und Sysran-Samara die Jahresresultante zu berechnen. Ich möchte ihn für diese Mühe nochmals meines wärmsten Dankes versichern. Hören wir, zu welchen Schlüssen ihn seine Berech- nung führt: »Im Wolgagebiet zwischen Nischni Nowgorod und Sysran- Samara sind südwestliche Winde am häufigsten. Für vier in diesem Gebiete gelegene Stationen berechnet sich nach zehn- jährigen Beobachtungen (1894—1903) die Häufigkeit der ein- zelnen Windrichtungen, wie in nebenstehender Tabelle folgt (Häufigkeit in Prozenten aller Windstunden, exklusive der wind- stillen Termin-Stunden). Dem klimatologischen Atlas des Russischen Reiches ist ferner zu entnehmen, daß die westliche Komponente der Luft- strömungen in dem fraglichen Gebiete im Sommer stärker ist als im Winter; dieser jahreszeitliche Unterschied ist sogar sehr stark ausgeprägt. — Der Isobarenverlauf läßt südwestliche bis westliche Winde als die häufigsten erwarten. Auch das Rechts- drehen der Winde mit abnehmender Höhe über dem Erdboden — in unserem Falle gleichbedeutend mit einer Verstärkung der Westkomponente — darf nicht außeracht gelassen werden.« c « No) waof :MIOyyeiyds [eJuozluoH — '>UONPUNOJPURS« :219Uje.1y9S eo A . uesey uoA Zungsswpg Ip y9anp YruysaS :IYMSUIYMOJON 'YV 'N ‘od E osyoasypsL outziunz > ; 2 k H upnseoy i © : i . uojsn > vylosyeasussı syn 49q0 5 Oo > +sO | 9 MU [= ‚2 o 2 un = 2 a a TE hen S 1.6 SoeIM| 2 08 Ai | 6. 89 1-E M o°18& S oma ee} 2 PR 3 RR 0-6 SoeSEM | 01 174 Le -08 9 |" ysuriwapowsoy j ’ ++ Moses | El 91 ir. | | ‚03.96 |" po1o8moNn TuyosIN yos/ın | | | ur | | r r ! Bi Eisen] 5: IRINESH ci ÄRNE |: "AN | MB-PoB| Aszl ee eREieoN BE DE u Lee Be 91a W 64 H. Mohr, Halten wir uns diesen Tatsachen gegenüber noch einmal vor Augen, was Golowkinski über die gesetzmäßige Ver- teilung der »Sandformation« im Gelände konstatieren konnte, so müssen wir über das Ergebnis dieses Vergleiches vollauf befriedigt sein. Wir haben also folgende Sachlage: In der Umgebung von Kasan existiert eine posttertiäre Ablagerungsreihe, deren petrographische Zusammensetzung und Aufbau eine ganze Reihe von Merkmalen in sich schließt, welche auf eine äolische Herkunft dieser Sedimente hindeuten, während gleichzeitig alle Anhaltspunkte mangeln, welche einen Absatz aus dem Wasser begründen würden. Diese »Formation« verrät eine derart gesetzmäßige Verteilung im Gelände, daß sich ihre Ab- lagerungsorte als die Leeseite der Grundgebirgsrücken zu erkennen geben, wenn wir der Jahresresultante der Gegenwart auch für die Bildungsperiode des Lösses Gültigkeit zuerkennen würden. Angenommen, daß der Gang der Isobaren in Nach- und Zwischeneiszeiten von dem der Gegenwart im wesentlichen nicht verschieden war, so ergibt sich wenigstens für jenen Löß, den wir als nach-. oder zwischeneiszeitlich erkennen, eine notwendige Beeinflussung durch die berechnete Jahres- resultante. Mit größter Wahrscheinlichkeit müssen wir dem Winde beim Absatze der Bodenarten der Lößgruppe in der Umgebung von Kasan die entscheidende Rolle zuerkennen. Dieser Eindruck wird noch dadurch verstärkt, daß die den Löß unterlagernden Sande, welche nach Noinski auch mit ihm wechsellagern, ihrer ganzen Beschaffenheit nach nur dem Winde ihre Bildung und Ortstellung verdanken. Diese Sande sind zum guten Teil als Dünensande klar kenntlich, sie zeigen die für sie so bezeichnende Einförmigkeit der Zusammen- setzung und Gleichmäßigkeit des Korns, sie zeigen wiederholt und manchmal in klassischer Klarheit die Dünenschichtung, wie sie z.B. vom mohammedanischen Friedhofe in Kasan beschrieben wurde. Bei dem absoluten Mangel an Fluß- oder Meereskonchylien unterliegt es meines Krachtens keinem Zweifel, daß dieser Sand eine echte Landbildung darstellt und gewissen Zwischenperioden seine Entstehung verdankt, welche ar 4 . Lößstudien an der Wolga. 65 die große Phase der Lößbildung — vielleicht nur örtlich — unterbrachen. Als wir auf der Fahrt von Moskau nach Samara uns von Rusa&wka her der Wolga näherten, trat die Strecke bei Koremeslowka überraschend aus der Tschernosjom-Region in ein typisches Stück Steppe ein. Crömegelber Triebsand, über- sät mit prächtigen äolischen Rippelmarken, deckt den Boden. Spärlicher Graswuchs und schüttere Kieferinseln fristen ein kümmerliches Dasein. Einigen großen Dünenwällen ist der Mensch bereits erfolgreich zu Leibe gerückt: sie sind mit mehrjährigen Kiefern bestanden. Dieses Flugsandgebiet liegt 300 km wolgaabwärts südlich Kasan. Aber auch dort — in Kasan — tritt uns dieses Stück Gegenwart entgegen, nur »fossil«, begraben von einer mäch- tigen Lößdecke. Ich habe mich nie des Gedankens erwehren können, daß wir in Kasan und Samara ein zeitliches Neben- einander vor uns haben, das in den Profilen der Lößgruppe in ein zeitliches Nach- oder Übereinander übergeht. Und es drängt manches dahin, die Frage, ob äolischer Löß um Kasan heute noch gebildet wird, mit einem entschiedenen »Ja!« zu beantworten. Der Löß wächst noch. Solange Staubstürme ganz ungeheure Massen von ober- flächlichen Zerstörungsprodukten in südlichen Gebieten ab- heben und sie hunderte von Meilen nach Norden verfrachten, solange die Wolga hunderttausende von Kubikmetern an Sink- stoffen jährlich über das Land ausstreut, solange ein Flecken präquartären Grundgebirges dem Winde Angriffsfläche bietet und der Verwitterung ausgesetzt ist, wird der Löß wachsen. Aber dieser Prozeß geht jetzt anders vor sich, viel lang- samer, wie wir vermuten, als in den Zeiten der Vergletsche- rung. Heute ist fast aller Boden um Kasan, der nicht vom Walde bedeckt ist, Ackerland; der Mensch und die Pflanze rücken gegen die Steppe vor. Aber wir wissen nicht, was sich ereignen würde, wenn eine jener großen Völkerverschie- bungen dem Lande alle Kultur nehmen, wenn sich wieder alles Ackerland in Heide verwandeln würde. Oi Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 129. Bd. 66 ".H. Mohr, Verwitterungsstaub der Nachbarschaft kann ebenfalls Stoffzufuhr für die Lößbildung bedingen. Aber wenn das ge- samte Land mit wenigen Ausnahmen von einer Kultur- oder Grasnarbe bedeckt ist, kann dieser Art der Stoffbringung nur eine sehr bescheidene Bedeutung zuerkannt werden. Anders wird diese Möglichkeit für eine Periode einzuschätzen sein, als dieser Vegetationsüberzug noch nicht vorhanden war, als das Eis nach Norden zurückwich und im Westen der Wolga ausgedehnte Gebiete sich bar jedes Schutzes dem Winde dar- boten. Aber ist es nicht auffällig, daß die Rückzugsgebiete der Dnjepr- und Donzunge selbst wieder von Löß bedeckt werden? Wie kann er hier aus der Grundmoräne abgeleitet werden, wenn sie selbst unter ihm begraben wird?! Hier ist es schwierig‘ zu sagen, der Löß ist örtlicher Entstehung, wie dies neuerdings L: S. Berg vertritt! Auch dieser russische Forscher rechnet mit der Lößbildung auf verschiedenem Wege. Er denkt sich diesen entstanden einerseits durch Ausblasen fluvioglazialer Ablagerungen, doch mißt er dieser Entstehungsart keine große Bedeutung bei; dann auf deluvialem Wege im Sinne Arma- schewsky’s und endlich alluvial und durch Verwitterung in situ. »Im Sakawkas und in Turkestan gibt es Ablagerungen von ersichtlich alluvialer Herkunft. Und nichtsdestoweniger besitzen sie eine lößähnliche Zusammensetzung. — Die Mög- lichkeit der Bildung von alluvialen Bodenarten, welche sich von Löß nicht unterscheiden, kann als bewiesen gelten. — Der Löß des mittleren und nördlichen Rußland und auch Sibiriens ist der gleichen Entstehung. Löß kann in situ ge- bildet werden aus den verschiedensten Gesteinsarten im Gefolge der Verwitterung und bodenbildender Prozesse unter dem Ein- flusse eines trockenen Klimas. Gewisse Gesteinsarten (wie Moränen und fluvioglaziale Ablagerungen) sind zur Lößbildung besonders geeignet. — Die Bildungszeit des Lösses fällt in eine Trockenperiode, welche auf die Vereisung folgte, als sich die Steppen bedeutend weiter nach N erstreckten.« Br NS, Berg, Über das Auftreten des Lösses. Iswiestia der Kaiser]. Russ. Geogr. Gesellsch., Bd. LI, 1916, Lief. VII, p. 579—647 (russ.). d | Lößstudien an der Wolga, 67 Dies sind die Leitsätze des Berg’schen Lehrgebäudes. Vielleicht war es notwendig, den mehr autochthonen Charakter des Lösses zu betonen, der in den südrussischen Steppen wächst; dem Verfasser steht darüber kein Urteil zu. Aber dem gesamten Löß des mittleren und nördlichen Rußland, dem Löß Sibiriens die gleiche Art des Entstehens zu unter- stellen, wie dies Berg tut, dürfte zu weit gegangen sein. Es ist immerhin sehr bemerkenswert und soll nicht übersehen werden, daß innerhalb des mitteleuropäischen Lößgürtels sich beträchtliche Strecken durch sehr spärliche Verbreitung oder völlige Armut an diesem Gestein auszeichnen. Auffällig ist z.B. die Lößarmut auf der ganzen OÖstabdachung der Alpen gegen die pannonische Niederung; schwer erklärlich auch die Spär- lichkeit seiner Vertretung im Regnitz- und Neckarlande (Süd- westdeutschland) und im Moldaugebiet (Böhmen), wie dies bereits Alb. Penck! bervorgehoben hat. Solche Lücken in der Lößverbreitung bereiten der Berg’schen Theorie der Auto- chthonie des Lösses einige Schwierigkeiten und es ist sehr fraglich, ob nicht Alb. Penck’s Auffassung dem Problem viel näher kommt, indem sie einen Zusammenhang zwischen den dem vereisten Gebiete entströmenden Flüssen und der Löß- verteilung herstellt. Es ist sehr auffällig, daß »der Löß nördlich der Alpen gerade in den Tälern, in welchen die Schmelzwasser der Ver- gletscherung sich zum Meere bewegten, seine größte Entwick- lung zeigt, so längs der Donau, längs des Rheins und längs der Rhöne bis dahin, wo sie ins Waldgebiet der Eiszeit floß«. .»Nahe liegt es angesichts der überaus mächtigen Löß- massen der Gegend von Krems an verwehten Hochwasser- schlamm der Donau zu denken, sowie den Löß der Mittelrhein- ebene auf den Rhein zurückzuführen«.? Meine Beobachtungen an der Wolga sind sehr geeignet, dieser Auffassung als Stütze zu dienen. Durch die Zubringung von Staub anderer Herkunft, von fremdem, weither verfrachtetem und von einheimischem, prä- 1 Alb. Penck und Ed. Brückner, Die Alpen im Eiszeitalter, III. Bd., Leipzig 1909, p. 1160. 2 A. 2: O,, p. 1160. 68 , H. Mohr, quartären Entblößungen entstammendem, wird zwar das Pro- blem ein kompliziertes, aber da diese letzteren Arten der Staubzufuhr wahrscheinlich hinter der zuerst erwähnten in ihrer Wirkung zurückbleiben, so tun sie der Penck’schen Auf- fassung wenig Abbruch. An Verwitterungsstaub aus Trockengebieten oder Gletscher- sehlamm werden wir aber auch deshalb denken müssen, weil nur die unzersetzten, kalkhältigen Silikate dieser Zerstörungs- produkte geeignet sind, den hohen Kalkgehalt des aufgeschlos- senen Lösses zu erklären. Wir eilen zum Schlusse. Das Problem der Lößentstehung erscheint uns seinem Wesen nach kein einfaches; sowohl ört- lich als zeitlich unterliegt es nach unseren bisherigen Er- fahrungen verschiedenen Abänderungen. Für den Löß der zweiten Terrasse von Kasan (Noinskij)! ist sowohl die Teilnahme von verwehtem Hochwasserschlamm als von Steppenstaub am Aufbau bis in die Gegenwart sehr wahrscheinlich. Für eine Anwendbarkeit der Deluationstheorie ergaben sich keine Handhaben. Die Lößgruppe um Kasan (Noinski Il. Terrasse) ist überwiegend äolischer Entstehung; Zusammensetzung, Aufbau und Verteilung im Gelände machen dieses Urteil fast zur Gewißheit. Diese Arbeit war im wesentlichen bereits während meines Aufenthaltes in Kasan zum Abschlusse gebracht worden. Nur einige Untersuchungen im Kleinen, wie die mikroskopische Durchforschung der um Kasan aufgesammelten pleistocänen Gesteine und des am 10. Jänner 1918 gefallenen Staubes sollten noch eine Ergänzung bringen. Nun haben die Wirren in Ruß- land bis heute eine Nachsendung der in Kasan zurückgelassenen Aufsammlung nicht zugelassen. 1 M. Noinski, Materialien zur Geologie von Kasan und dessen Um- gebung. II. Über den Charakter der Ablagerungen bei- der alten Klinik. Beil. zu den Sitzungsprotokollen der Naturforschenden Gesellschaft an der Kasaner Universität, Nr 334 (russ.). Lößstudien an der Wolga. 69 "a Da mittlerweile ein Jahr seit meiner Heimkehr ver- strichen ist und die Aussichten, bald in den Besitz meiner _ Aufsammlungen zu gelangen, gering sind, so übergebe ich _ diesen Beitrag zur Kenntnis des russischen Lösses dem ' _ Drucke. Ich bin mir der Lücken bewußt. Aber da deren Aus- füllung die Grundlinien dieser Untersuchung kaum zu ver- rücken imstande sein werden, so kann ich der Hoffnung Aus- druck verleihen, daß diese Mängel weniger schwer empfunden _ werden mögen. N Er ri er Rus "sdes we = 18% Es ut HA Be re u, AST ak N EN 2 BIN an LE: re. SCHE n Fa [’ y) E3 £ 2 So ee Fe ee ee Haben: Be Wr Sa BE re u Ring Ban B 5; REN Et RR ER u hi r$ ö Pe Er A Ps u he 4 var z Kurze Beschreibungen neuer Thysanopteren aus Österreich' Von Dr. H. Priesner (Mit 8 Textfiguren) (Vorgelegt in der Sitzung am 22. Jänner 1920) Fam. Thripideae. l. Anaphothrips silvarum n. sp. 9: Körperfarbe dunkelbraun, Thorax braun. Fühler und Schenkel wie der Körper gefärbt, Vorderschenkel an der Spitze heller, Vorderschienen gelblich, außen getrübt, Mittel- und Hinterschienen graubraun, an der Spitze heller, Tarsen graugelblich. Vorderflügel leicht gelblichgrau getrübt. Kopt um 03 breiter als 'lane; ‚nach hinten leicht gerundet erweitert. Interocellarborsten sehr klein, fast zwischen den beiden hinteren Öcellen stehend. Fühler. kurz, das zweite Glied das breiteste, das dritte viel länger als dieses, samt Stiel um -0°3 länger als das vierte, bei seitlicher Ansicht stark asymmetrisch, das fünfte Glied verhältnismäßig klein und seitlich stark gerundet, kürzer als das vierte, das sechste um 0°57 länger als das fünfte, ohne schräge Quer- linie; Stylus lang, das achte Glied viel länger als das siebente. Prothorax ohne längere Borsten, sehr kurz, um 1 Die allgemeine Not in Österreich zwingt mich, die Beschreibungen der neuen Thysanopteren nur ganz kurz zu fassen. Die neuen Formen sollen später in einer zusammenfassenden Arbeit ausführlicher, sämtlich mit Bei- gabe von Skizzen charakterisiert werden. 12 H. Priesner, 0°9 breiter als lang; Pterothorax breiter. Vorderflügel an der Außenader mit drei Distalborsten. Beine schlank. Ab- domen breit, Borsten an dessen Ende dunkel und kurz, am 9. Segment 0:05 mm lang. Fühlermaße in Mikron, vom 3. Glied an: A827 22777 38, 9, 13. Kopf 94 lang, 136 u breit. Prothorax 94 m lang, 179 u breit, Pterothorax 306 u lang, 280 1 breit. Abdomen °95 m lang, 306 u breit. Gesamtlänge fast 1 mm. — d’ un- bekannt. Von den dunklen Arten atroapterus Priesn., vahdus Karny und similis Üzel unterscheidet sich diese Art: von ersterer durch viel kürzere Fühler, verhältnismäßig längeres drittes und kürzeres fünftes Glied derselben, viel kürzeren Kopf und viel schwächere Beine, von validus durch viel kürzeres, seitlich stärker gerundetes, fünftes und kürzeres drittes Fühlerglied, ferner ‘durch kürzeren Prothorax, von similis Uz. durch Färbung und Fühlerbildung. Von dunklen Stücken der Art ferruginens Uzel durch kürzere Fühler verschieden. Vorkommen: I 9, "Hörsching im Oberösterreien 26. Mai 1919, geketschert am Waldrande (H. Priesner). 2. Oxythrips virginalis n. sp. 9: Körperfarbe hellgelb, Thorax und Abdomen oben mit schwachen grauen Zeichnungen. Fühler gelb, 2. Glied mit grauem Anflug, 4. Glied an der Spitzhälfte grau, 5. Glied rau, an. der Basis gelb, 6. 7." und 8.-Glied düunkerran Borsten am Abdomenende dunkelbraun. Ähnlich Oxythrips ajugae Uzel. Kopf breiter als lang, Ocellen deutlich, Kopfseiten leicht gewölbt. Interocellarborsten knapp vor den beiden hinteren Ocellen. 2. Fühlerglied doppelt so lang als das erste, 3. Glied samt Stiel etwas länger als das 2. und etwas länger als das 4. 5. Glied kaum kürzer als 4. Sechstes lang, länger als bei O. ulmifoliorum Halid., seitlich weniger gerundet, um 0'56 bis 0'6 länger als das 5. und um 1°5 bis 1:7 längen,als ‚breit. Thysanopteren aus Österreich. 73 Prothorax um 0'25 breiter als lang, nach vorn konisch verengt, Hinterecken mit je einer mäßig langen Borste, welche kürzer ist als bei O. ajugae Uz. und brevistyhis Tryb., sie ist ungefähr so lang wie bei O. ulmifoliorum Hal. Vorderflügel fast ungetrübt, äußere Ader mit 3 oder 4 Distalborsten. Innenader mit 8 Borsten. Beine unbewehrt. 9. Abdominalsegment vor dem Hinterrande mit 6, 10. mit 4 kräftigen, nur mäßig langen, braunen Borsten. — S un- bekannt. Maße in «: Fühlerglieder: 19, 38, 40, 33 bis 34, 32, 51, 8, 15. Kopf 102 bis 110 lang, 136 bis 145 breit. Prothorax 136 lang, 170 breit. Pterothorax 238 lang, 238 bis 248 breit. Abdomen 510 bis 560 lang, 255 bis’ 290 breit. Gesamtlänge 0'8 bis 0°9 mm. Vorkommen: 2 9 9, völlig übereinstimmend, Pfenningberg bei Linz in Oberösterreich, 18. Mai 1918, auf nicht blühenden Pflanzen (leg. H. Priesner). 'Parafrankliniella nov. gen. Ocellen vorhanden. Körper langborstig. Kopf seitlich stark gerundet. Fühler achtgliedrig (Stylus zweigliedrig). Maxillar- taster dreigliedrig. Prothorax am Vorderrande jederseits mit zwei langen Borsten, von denen die inneren, zwischen den Vorderecken und der Mittellinie in der Mitte stehenden, viel länger sind als die äußeren. Hinterecken mit zwei langen Borsten. Borstenreihe der Vorderflügelaußenader mit einer kleinen Lücke. Beine einfach, Abdomen der JS einfach. Springvermögen vorhanden. | 3. Parafrankliniella verbasci n. sp. Durch den hinter den Augen etwas eingeschnürten Kopf mit den seitlich stark gerundeten Wangen, die abweichend gebauten Fühler, die Stellung der Interocellarborsten und besonders durch die sehr langen inneren Vorderrandborsten am Prothorax und die ungezähnten Vordertarsen von allen Frankliniella-Arten leicht zu unterscheiden. 74 ai: Beriesnen | 9: Körperfarbe 'schwarzbraun oder gelblichbraun mit grauer Trübung. 1, 2. und 4. bis 8. Fühlerglied schwarz- braun, 3. Glied gelb, oberseits meist leicht getrübt. Beine schwarzbraun, Mittel- und Hinterschienen an der Basis und Spitze heller, Vordertibien gelb, außen und innen getrübt, Vordertarsen trübgelb, Mittel- und Hintertarsen grau. Vorder- flügel an der Basis glashell, sonst stark getrübt, gegen die Spitze merklich heller. Rie. E Vergrößerung: 120 fach. Kopf viel breiter als lang, hinter den Augen eingezogen, | Wangen gewölbt. Interocellarborsten lang, vor den hinteren, an den Seiten des vorderen Ocellus stehend. Letztes Maxillar- tasterglied sehr lang und dünn. 4. Fühlerglied kürzer als das’ ©,” seitlich”"stark gerundet, distal stark verengt, 5. kürzer, 6. kürzer.,.als, 3.,,.an_ .der ‚Spitze „verenst, sches abgestutzt. Das erste Stylusglied breit. Prothorax an den Vorderecken mit einer mäßig langen, an den Hinterecken mit zwei sehr langen Borsten jederseits. Am Vorderrande zwischen der langen Eckenborste und der Mittellinie mit einer sehr langen Borste jederseits, die länger als die Ecken- borste ist. Innenader der Vorderflügel fast der ganzen Länge nach beborstet, Außenader mit einer-Lücke in der N Qi Thysanopteren aus Österreich. Borstenreihe, so daß 7 bis 9 Distalborsten von den anderen getrennt sind. Beine einfach. Borsten am Abdomenende sehr lang. d: Kleiner und schmäler, heller gefärbt, Kopf: und Abdomenende am dunkelsten, 6. Fühlerglied länger als das 3. Flügel nur schwach gelblich getrübt. 3. bis 7. Abdominal- segment mit je einer schmalen, querovalen, lichten Vertiefung. Länge 0:9 bis 1 mm. Maße der 2 in g: Fühlergliederlängen: 27, 38, 62, 54, 41, 51, 8, 16. Kopf 119 bis 136 lang, 162 breit. Prothorax 153 lang, 213 breit. Pterothorax 340 lang, 281 breit. Abdomen 730 lang, 340 bis 360 breit. Fühlergliederlängen der J in u: 24, 34, 49, 44, 33, 54, 8,12. Vorkommen: Juni bis September nicht selten auf Verbascum thapsus und migrum (Blüten und Blätter). Von Herrn J. Kloiber (Linz) bei Sarleinsbach in Oberösterreich entdeckt, von dem Genannten und mir auch bei Linz auf- gefunden. Lebt in Gesellschaft von Neoheegeria verbasci Osborn. 4. Thrips difficilis n. sp. Q: Körperfarbe braun oder lichtbraun, Umgebung der Augen heller, Abdomen stets dunkelbraun. 1. und 2. Fühler- glied gelblich, an der Basis grau getrübt, 3. und 4. Glied gelb, 4. gegen die Spitze leicht getrübt, 5. braungrau, am Grunde gelblich, 6. und 7. Glied dunkel. Beine gelb, Schenkel- mitte braun, Mittel- und Hinterschienen in der Mitte schwach getrübt. Flügel hell, die vorderen undeutlich gelblich getrübt, wie bei T. fuscipennis var, major Uzel.! 1 Thrips fuscipennis Karny (Zool. Anz. Bd. XLIII, Nr. 3, Dezember 1913, p. 135) gehört, wie die betreffenden Präparate zeigen, nicht zur Art communis Uzel und kann daher mit deren var. pullus Uzel nicht identifiziert werden, wohl aber mit der dunkelflügeligen Form des T. major Uzel, weshalb ich, wohl mit Recht, 7. major Uzel, ferner sambuci Heeger, Uzel als Variationen zur Art /uscipennis Hal. stelle. T. meledensis Karny scheint auch hierher zu gehören, sicher ‚salicaria Schille (partim) und salicaria Coesfeld, nicht aber salicaria Trybom, 76 H. Priesner, Kopf klein, wenig breiter als lang, Wangen nicht ge- wölbt, schwach aber deutlich nach hinten verengt. Interocellar- borsten stehen in der Verbindungslinie des vorderen Ocellus mit den beiden hinteren Ocellen. Erstes Fühlerglied sehr kurz, das zweite lang, verhältnismäßig länger als bei den verwandten Arten, das dritte schmal, kurz, samt Stiel jedoch etwas länger als das 2, 4. kürzer als 3. samt Stiel, 5. rundlich, kürzer als 4 6. Glied um 0°4 bis 0°5 länger als 5. Stylusglied lang und spitzig. ae Prothorax verhältnismäßig schmal, breiter und länger als der Kopf, Hinterecken :mit zwei mäßig langen Borsten jederseits. Vorderflügelaußenader mit drei Distalborsten. Beine einfach. Abdomen wenig breit, Spitze mit langen Borsten, die aber kürzer sind als bei den verwandten Arten. Maße des’ o_"in "#7 Bühlerlängen 16, 32, Bes 22 41, 14. Kopf 94 bis 102 lang, 119 breit. Prothorax 111 lang, 150 breit. Pterothorax 204 lang, 204 breit. Abdomen 630 lang, 230 breit. Gesamtlänge 0'9 mm. JS: Unbekannt. Durch den kleinen Kopf an Thrips angusticeps Uz. erinnernd, vielleicht auch longicollis Uz. nahestehend, durch die hellen Flügel T. fuscipennis var. major Uz. ähnlich, unter- scheidet sich T. difficilis von ersterer Art durch die hellen Flügel, spitzigeres Stylusglied und die Körperfärbung etc., von T. longicollis Uz. durch den kürzeren Kopf und die nicht gewölbten Wangen von T. f. var. major Uz. durch schmächtigere Körpergestalt, kleineren, schmäleren Kopf und die Fühlerbildung (kleineres fünftes Glied!). Vorkommen: 4099, 27. April 1918, bei Grökrtuie in Oberösterreich in verblühten 9-Weidenkätzchen (leg. H»Priesnen. oO. Thrips robustus n. sp. 9: Körperfarbe braun bis dunkelbraun, Abdomen dunkler. 1., 2., 5., 6. und 7. Fühlerglied braun, 3. Glied Zei welche Art zu viminalis Uzel zu stellen sein wird. Zu fuscipennis Hal. gehört sehr wahrscheinlich auch salicaria Uzel (partim!). | | =] un | Thysanopteren aus Österreich. oben oft schwach getrübt oder ganz gelb, 4. Glied licht graubraun, Basis gelb. Beine gelb, Schenkel und Schienen in der Mitte braun. Vorderschienen oft nur außen getrübt. Vorderflügel stark braun getrübt, Hinterflügel fast hell. Kopf breiter als lang, Seiten leicht gewölbt. Interocellar- borsten an den Seiten des vorderen Ocellus. Fühler kurz, 2, Glied breiter als bei der verwandten Art validus Uz., Ähnlich wie bei dilatatus Uz., an der Spitze sehr breit ab- gestutzt. 3. Glied an der Basis dünn gestielt, dann sehr stark erweitert, im ersten Drittel am breitesten, gegen die Spitze verengt, vor derselben stark eingeschnürt; krugförmig. 4. Glied wenig kürzer als das 3. (samt Stiel), 5. viel kürzer als das 4.;, an den Seiten aber nicht so stark gerundet wie bei Big: 2: Vergrößerung: 275fach. validus, auch. nicht so kurz wie bei diesem. 6. Glied etwas kürzer als 3. (samt Stiel). Stylusglied normal. Prothorax an den Hinterecken mit zwei sehr langen Borsten jederseits. Flügel verhältnismäßig kurz, Adern deutlich, Außenader mit drei Distalborsten. Beine kräftig, einfach. Abdomen breit, aber verhältnismäßig schmäler als bei dilatatus Uz., an der Spitze sehr lang beborstet. Maße der 9 in w: Fühlergliederlängen’ 24 bis 27, 34 bis 38, 57 bis 59, 51 bis 57, 38 bis 41, 51, 16 bis 19. Kopf 128 bis 136 lang, 170 breit. Prothorax 136 lang, 221 breit. Pterothorax 255 lang, 289 bis 306 breit. Abdomen 700 lang, 323 bis 357 breit. Vorderflügel 765 lang. Gesamtlänge: 1'2 bis 13 mm. — d: Unbekannt. T. validus Uz. und dilatatus Uz. ähnlich, von ersterem durch die Fühlerbildung und Fühlerfärbung etc., von letzterem durch bedeutendere Körpergröße, weniger breites Abdomen, 78 H. Priesner, kürzere Körperborsten und die Fühlerbildung leicht zu unter- scheiden. - Vorkommen: Im Mai und Juli in Blüten von Gentiana kochiana‘, Ferr. ee song. und clusü P.et"S’Gn’1B00REE 1600 m Seehöhe nicht selten. — Steiermark: Mugel bei Bruck an der Mur. — Oberösterreich: Warscheneck (leg. ER Priesner). 6. Thrips alpinus n. sp. 9: Körperfarbe schwarz, Pterothorax schwarzbraun. Vorderschienen gelb, außen und innen schmal gebräunt, die übrigen Schienen braun, gegen die Spitze gelblich, Tarsen gelb. 1., 2., 6. und 7. Glied der Fühler wie der Körper gefärbt, 3. und 4. Glied graubraun, an der Basis und Spitze scharf abgegrenzt hellgelb, 5. graubraun, am äußersten Grunde hell. Fig. 3. Vergrößerung: 275 fach. Vorderflügel stark braun getrübt, an der Basis licht, Borsten auf den Flügeln schwarz. Borsten am Körper sehr lang. Kopf lang, kaum breiter als lang, hinter den Augen geschnürt, Augen hervorgequollen, Kopf von den Augen nach hinten erweitert, am Hinterrande breiter als an den Augen, dann wieder verengt. Interocellar- borsten wie bei dilatatus Uz. Kopf hinter den Augen stark querrunzelig. 3. Glied der Fühler sehr lang, dünn gestielt, vor der Spitze halsförmig geschnürt (flaschenförmig), 4. Glied kurz gestielt, Kürzer als das 3.* samt «Stiel, "an derspazs gleichfalls, aber nicht so stark wie das 3. geschnürt, 5. Glied schmal und lang, 6. Glied lang, kürzer als das 4. Stylus lang. Prothorax so lang wie der Kopf, zwei Borsten an den Hinterecken sehr lang. Vorderflügelaußenader mit drei weit voneinander abstehenden Distalborsten. Beine stark, einfach. Br j Thysanopteren aus Österreich. 79 Abdomen breit, an den Seiten langborstig, Borsten an der stark verengten Spitze auffallend lang. Maße des 2 in g: Fühlergliederlängen 30, 43, 70, 65, 46, 58, 22. Kopf 153 lang, 187 breit. Prothorax 153 lang, 255 breit. Pterothorax 323 lang, 332 breit. Abdomen (Segmente zusammengezogen) 850 lang, 408 breit. Gesamtlänge 15 mm. d'. Unbekannt. Durch die Körpergröße an T. klapaleki Uz. erinnernd, ist alpinus durch die Kopfform und Fühlerbildung leicht kenntlich und mit keiner der bekannten Arten zu ver- wechseln. Vorkommen: Von mir 19 am 12. Mai 1918 bei Klaus in Oberösterreich in Alpenblumen! aufgefunden. Idolimothrips nov. gen. Ocellen vorhanden. Kopf parallelseitig. Fühler 7-gliedrig (Stylus 1-gliedrig), 2. Glied der Fühler tönnchenförmig. Maxillartaster 3-gliedrig. (Flügel verkümmert.) Abdomen mäßig breit, gegen die Spitze mit dornförmigen Börstchen besetzt, die nicht so kräftig wie bei Limothrips Hal. jedoch viel stärker als die Abdominalborsten bei allen übrigen Thripiden- gattungen sind. Prothorax jederseits an den Hinterecken mit zwei Borsten, von denen die innere doppelt so lang ist wie die äußere. Beine einfach. Mit dem Genus Thrips L. am nächsten verwandt. 7. Idolimothrips paradoxus n. sp. 9: Körperfarbe: Kopf und Prothorax braun, Pterothorax lichtbraun, Abdomen schwarzbraun. Borsten und Dörnchen am Abdomen dunkel. 1., 2., 6. und 7. Fühlerglied graubraun, 3. und 4. Glied gelb, dieses ganz leicht getrübt, 5. Glied hellgraubraun. Beine gelb, Schenkel stark, Mittel- und Hinter- schienen außen schwach getrübt. l Gemischtes Material (hauptsächlich Gentiana clusii). 80 H. Priesner, Kopf breiter als lang, parallelseitig. Ocellen weit aus- einanderstehend, Interocellarborsten klein, knapp vor den hinteren Ocellen. 1. Fühlerglied sehr kurz, das 2. mehr als doppelt so lang als das 1., langgestreckt tonnenförmig, breiter als die folgenden Glieder. 3. Glied kurz, gestielt, samt Stiel kürzer als das 2. und 4., 5. kürzer als dieses, 6. solang wie 5. Stylusglied lang und dünn. Prothorax an den Hinterecken mit jederseits zwei längeren Borsten, deren äußere nur halb so lang ist wie die innere. Außerdem am Hinterrande vier kleine Börstchen jederseits. Pterothorax wenig breiter als Fig: 5. Vergrößerung: 120fach. der Prothorax. Flügel zu kleinen Läppchen verkümmert. Vorderbeine etwas verdickt. Abdomen an den Seiten mit kurzen, dornartigen Börstchen besetzt, die gegen die Spitze länger werden. Am 8. Segment seitlich jederseits 2 kürzere und 2 längere, am 9. Segment 2 dorsale, 2 laterale Börstchen, ferner 6 lange Haarborsten, am Hinterrande des 9. Segmentes stehen oberseits 5 sehr feine, helle, gerade nach hinten gerichtete Härchen. 10. Segment mit 4 starren, mäßig langen Borsten. Maße des @ in gu: Fühlergliederlängen 3, 38, 32, 38, 33, 34, 15. Kopf 89 lang, 126 breit. Prothorax 138 lang, 175 breit. Pterothorax 187 lang, 213 breit. Abdomen 700 lang, 264 breit. Gesamtlänge 1 mm. d': Unbekannt. Thysanopteren aus Österreich. Sl Vorkommen: I 9 bei Grünburg in Oberösterreich am Ufer der Steyr (27. April 1918) geketschert. Fam. Phloeothripidae. 8. Haplothrips vuilleti n. sp. Durch den langen, eigenartig geformten Kopf, die langen, nicht scharfspitzigen, hellen Postokular- und Prothoraxborsten ausgezeichnet. 0: Körperfarbe braun bis schwarzbraun, ähnlich A. phyllo- philus Priesn. gefärbt, das rote Hypodermalpigment .meist Fig. 6. Vergrößerung: 120 fach. durchscheinend. Beine wie der Körper gefärbt, die Mittel- und Hintertarsen etwas heller, Vorderschienen lichter, Vorder- tarsen gelblich. Fühler dunkelbraun oder lichtbraun, das dritte Glied gelb, oben schwach graubraun getrübt, das 4., 5. und meist auch das 6. Glied nur am Grundstielchen gelb, sonst dunkel. Borsten am Körper licht. Flügel glashell. Kopf länglich, um 0°15 bis 0:17 länger als breit, an den Seiten deutlich gerundet, nach vorn jedoch etwas stärker verengt als nach hinten und hiedurch charakteristisch geformt. Postokularborsten sehr lang, zart, hell, die Seiten des Kopfes weit überragend. Die Fühler kräftig, nicht so schlank wie Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 120, Bd. 6 82 H. Priesner, bei phyllophilus, das 4. Glied so lang oder etwas länger als das 3.; das 5. kürzer, das 6. ebenfalls kürzer. als das vorher- gehende, das 7. jedoch wieder länger als das vorhergehende. Das 4. Glied stets breiter als das 3., dieses um 0°8 länger als breit bis fast doppelt so lang als breit. Prothorax an den Hinterecken mit jederseits einer langen, hellen, anfangs geraden, an der Spitze leicht gebogenen Borste, die nicht scharfspitzig, sondern stumpf, meist schräg abgestutzt ist. Pterothorax mäßig breit, etwas breiter als.der Froliorss. Flügel glashell, die vorderen mit 8 bis 11 eingeschalteten Fransen. Vordertarsen mit sehr kleinem Zähnchen. Abdomen an den Seiten mit sehr langen, hellen Borsten. Tubus um 023 bis 0:23 kürzer als der Kopf, am Grunde um Wr 0-9 breiter als am Ende. Maße der 9 in w: Fühlergliederlängen 22 bis 30, 42 bis 46, 50 bis 53, 51 bis 53, 47 bis 49, 39 bis 42, 42 bis 48, 26 bis 28. Kopf 201 bis 204 lang, 167 bis 170 breit. Pro- thorax 153 bis 1598 lang, 255 bis 303 breit. Pterothorax 28% bis 340 lang, 306 bis 340 breit. Abdomen 750 bis 800 lang, 323 bis 374 breit. Tubus 141 bis 153 lang. — Gesamtlänge: 1:3 bis 1'6 mm. | fd: Kleiner, schmäler, Kopf etwas weniger nach vorn verengt als beim ©, um 0'3 bis 0'4 länger als breit, an den Fühlern nur das dritte Glied (oft auch dieses nicht) rein gelb, das vierte und fünfte wolkig, hell braun getrübt, die übrigen Glieder dunkelbraun. Vorderschenkel etwas verdickt, Tarsen mit einem deutlichen Zahne. Vorderflügel mit 4 bis 7 ein- geschalteten Fransen. Tubus um 0'3 bis 0°4 kürzer.als der. Kopf. Borsten am Kopf und Prothorax sind glashell, kürzer als beim 9, an der Spitze abgestutzt. Länge 1'3 bis 14 mm. Vom d der Art acanthoscelis Karny durch 'bedeutendere Größe, längere Fühler, helleres 3. Glied derselben, meist: zahlreichere, eingeschaltete Fransen, vom. d’ der Art phyllo=, philus durch die Kopfform, breiteres 3. Fühlerglied und die helle Färbung der Prothoraxborsten leicht zu unter scheiden. | Vorkommen: Anzahl 99 und J’d’ bei Graz: (21. und 24. Mai 1914, Schöckl, Rannach) in Steiermark in Blüten: et Thysanopteren aus Österreich. 33 (Trifolium montanum L., Anthyllis jacguini Kern.) gefunden {H. Priesner). 9. Haplothrips arenarius n. sp. (= H. distinguendus Pries. olim i. litt.) Durch die kurzen Postokularborsten dem lencanthemi Schrk. nahestehend, von demselben durch die vollkommen glashellen Flügel, die Kopfform und den kurzen Tubus ver- schieden. 0: Körperfarbe schwarz, Vordertibien gegen die Spitze heller, Vordertarsen gelblich. Fühler dunkel, das dritte Glied gelb, an der Basis oben schwach braun getrübt, an der Spitze ganz braun getrübt, das vierte braungrau, oben und unten gelblich gefleckt, oft auch das fünfte Glied am Grunde gelblich. Flügel vollkommen hyalin. Kopf lang, um 0:13 bis 0:18 länger als breit, sofort hinter den Augen nach hinten verengt. Postokularborsten sehr klein, meist nicht sichtbar. Die Borsten an den Hinterecken des Prothorax sehr kurz, starr, kaum zugespitzt. Vorder- flügel mit 9 bis 11 (selten 7 oder 8) eingeschalteten Fransen. Vordertarsen mit sehr kleinem Zähnchen, das nur in gewisser Stellung sichtbar ist. Tubus um 0°3 bis 0°43 kürzer als. der Kopf,! am Grunde um 0'8 breiter als an der, Spüze; - Maße des Q in w: Fühlerlängen: 22, 46, 54 bis 58, 54 Dis 937, Ar bis 5, 47, 46, 34. Kopf 211 bis 218 lang, 184 bis 187 (5 170) breit. Prothorax 153 lang, 272 bis 315 breit. Pterothorax 289 bis 306 lang, 306 bis 357 breit. Abdomen 700 bis 800 lang, 298 bis 340 breit. Tubus 124 bis 135 lang. Gesamtlänge 14 bis 16 mm. d: Schmäier, Tubus und Fühler länger und schlanker, Kopf nach hinten noch stärker verengt als beim 9, Vorder- beine sehr stark verdickt, Tarsen mit einem sehr kräftigen ‘Zahne. Vorderschienen gelb, nur an der Basis dunkel. 1 Den Kopf der Phloeothripiden messe ich stets vom Vorderrande der Augen bis zu seinem Hinterrande. 84 H. Priesner, Vorkommen: Vom Museum Königsberg aus Ost- preußen eingesandt (Lötzen, 11. August 1909, Helichrysum arenarium-Blüten). Von H. Karny im Juli 1909 und August 1919 in Oberweiden (Niederösterreich) in Anzahl ge- ketschert. Eurytrichothrips nov. gen. Körper sehr breit und flach. Kopf kürzer als der Pro- thorax, seitlich sehr stark gerundet erweitert, ohne Warzen. Mundkegel breit gerundet, zirka die Mitte des Prosternums erreichend, Oberlippe das Labium nicht überragend. Palpen kurz. Ocellen stets vorhanden. 9 9 geflügelt oder rudimentär geflügelt, JS” mit verkümmerten Flügeln. Fühler achtgliedrig, 8. Glied so lang oder länger als das 7. Das Sinnesgrübchen an der Oberseite des 2 Fühlergliedes befinge tech wie bei Plectrothrips Hood in oder vor der Mitte des Gliedes. Borsten sämtlich scharfspitzig. Vorderbeine beim S und @ sehr stark verdickt, Vordertarsen auch beim 9 stark gezähnt. Tubus kürzer als der Kopf. Flügel gleichbreit, ohne Fransenverdoppelung. : Mit Zrichothrips Uzel und Plectrothrip, Hood am nächsten verwandt. | 10. Eurytrichothrips piniphilus n. sp. (= Trichothrips nlmi Priesn.,, Wiener Entom. Zeitschr., XXXIH. Jahrg., 1914, p. 195; nec Trichothrips ulmi Hal.) Q: Schwarzbraun oder braun, Vorderschienen gelb, innen und außen braun, Mittel- und Hinterschienen an der Spitze und alle Tarsen gelb. Die beiden ersten Fühlerglieder schwarz- braun, 2. an der Spitze heller, 3. gelb, kaum grau getrübt, 4, .5,,. 6. sund.7. Glied. licht „graubraun, »an...der Basis Sgelb, 8. Glied ganz grau. Flügel hellgelb getrübt. Kopf um 0'18 breiter als lang, Seiten stark gerundet erweitert, hinten eingezogen. Postokularborsten sehr klein. Prothorax etwas länger als der Kopf und viel breiter, an den 'Hinterecken . stehen. ‚jederseits;, zwei. ‚helle, Borsten, die viel kürzer und kräftiger als bei Trichothrips sind. Borsten Thysanopteren aus Österreich. 35 scharfspitzig. Pterothorax bei der f. macroptera breiter als bei der f. brachyptera. Flügel vorhanden oder zu kurzen mit wenigen Fransen besetzten, gebogenen, hyalinen Chitin- plättchen reduziert. Fransenverdoppelung keine. Vorderbeine sehr stark verdickt, Schenkel breit und flach, Tarsenzahn sehr kräftig, Vordertibien einfach. Abdomen breit, an den Seiten mit sehr langen Borstenhaaren besetzt. Tibien ohne Endsporne. Tubus um 0:18 bis 0'23 kürzer als der Kopf. Fig. 7. Vergrößerung: 60 fach. Maße des 9 in uw: Fühlergliederlängen: 32 bis 41, 59, 62, 81 bis 84, 70 bis 76, 59 bis 68, 59 bis 64, 38 bis Sl, 46 bis 50. Kopf 230 bis 255 lang, 277 bis 289 breit. Pro- thorax 255 bis 281 lang, 459 bis 476 breit. Pterothorax 459 bis 476 lang, 544 bis 561 breit. Abdomen 1200 bis 1300 lang, 629 bis 680 breit. Tubus 187 bis 204 lang. — Gesamtlänge 17 bis 2 mm. d': Kopf oft schwächer gerundet, Vorderbeine stärker verdickt; kleiner als das 9. Tubus mit kleiner Basalschuppe. Flügelsperrdornen vom 2. bis 6. Segment vorhanden, während sie beim 9 vom 2. bis 7. Segment (f. macroptera) oder am 2. bis 5. Segment (f. brachyptiera) sichtbar sind. 36 H. Priesner, Vorkommen: Anzahl 909 und Sc Andritz bei Graz in Steiermark (15. Juni 1913) unter losen Schuppen der Kiefernrinde (H. Priesner). ll. Trichothrips schaubergeri n. sp. Durch die dunkle Färbung, die gezähnten Vordertarsen, die Form des Kopfes und die gekeulten Borsten "aus- gezeichnet; von Cryptothrips-Habitus, dem Cr. junctus Hood ähnlich. | Fig. 8. ‚Vergrößerung: 60 fach. 9: Körperfarbe schwarzbraun, Schienen ganz dunkel, die Tarsen graubraun, Fühler wie der Körper gefärbt, 3. Glied an der Basishälfte gelb, übrigens braun, nur an der Spitze wieder etwas gelblich, 4. Glied im basalen Drittel gelblich, übrigens braun, 5. Glied nur am Stielchen gelb. Flügel braungrau getrübt, am Grunde hell, auch an der Spitze etwas lichter, Längsader gut sichtbar. Kopf so lang wie breit, Netzaugen klein. Ocellen ent- wickelt. Postokularborsten hyalin, wohl entwickelt, gekeult. Kopf hinter den Augen noch etwas erweitert, dann fast geradlinig, ähnlich wie bei Tr. copiosus Uzel, jedoch nicht so stark nach hinten verengt. Thysanopteren aus Österreich. 87 Mundkegel den Hinterrand des Prosternums erreichend, an der Spitze abgerundet, die spitzige Oberlippe überragt den Labialkegel etwas. Fühler nicht ganz doppelt so lang wie der Kopf, 1. Glied kurz und breit, 2. länger, 3. länger als das 2, so breit oder breiter als dieses, 4. Glied kürzer als das vorhergehende, die folgenden abnehmend kürzer, das 7. und 8. Glied bilden zusammen ein Ganzes. Prothorax genau doppelt so breit als lang, um O0°4 bis 0°5 breiter als der Kopf, vor den Hinterecken mit zwei langen, hellen, an der Spitze schwach geknöpften Borsten jederseits. Flügel in der Mitte gleichbreit, die vorderen mit 8 und 11 ein- geschalteten Fransen. Beine ziemlich schwach, Vorderbeine kaum verdickt, Vorderschienen einfach, Vordertarsen mit deutlichem Zähnchen. Tubus kurz, um 0'3 kürzer als der Kopf. Die hellen Borsten an den Seiten des Abdomens sehr lang und dünn, nach innen gebogen. Maße. des © in w: Fühlergliederlängen: 36, 72 bis 75, 86 bis 89,783, 78 bis 81, 72, 56, 35 bis 36 (7. und 8. zu- sammen 91 bis 92 u). Kopf 311 lang, 323 breit. Prothorax 204 lang, 464 breit. Pterothorax 459 lang, 519 breit. Abdomen 1020 lang, 566 breit. Tubus 221 lang. — Gesamtlänge: 2:2 mm. — d’: Unbekannt. Vorkommen: 19, vom Koleopterologen Dr. E. Schau- berger (Linz) am Ibmer Moos in Oberösterreich (15. August 1919) im Fluge gefangen. Anmerkung. Ich stelle diese neue Art vorläufig ins Genus Trichothrips Uzel, da sie trotz abweichender Merk- male den Trichofhrips-Arten habituell am nächsten steht. Möglicherweise gehört sie aber in das amerikanische Genus Symphyothrips, Hood et Williams, dessen Beschreibung mir noch nicht zugänglich war. Verzeichnis der Abbildungen. f: und eg von Parafranktinie a n. 8, "Mergr. 120-fach., u ESTER MALE Linker Fühler von Thrips robustus n. Sp. — Vergr. PIZR: Rechter Fühler von Thrips alpinus n. sp. — Vergr. 27 Kopf und Prothorax von Jdolimothrips paradoxus n.8 er Vergr. 120 fach. 5 a Abdomenspitze von Ve paradovus n.8, 2. Sp 5 120 fach. LTM Kopf und Prothorax von Haplothrips. vunlleti n. Sp. er Kopf, Prothorax und Vorderbein von id ? n. sp. — Vergr. 60 fach. Kopf, Prothorax und Vorderbein von Trichothrips schaub ee 60 fach. Akademie der Wissenschaften in Wien Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse ee PN Sitzungsberichte Abteilung I Mineralogie, Krystallographie, Botanik, Physiologie.der Pflanzen, Zoologie, Paläontologie, Geologie, Physische Geographie und Reisen 129. Band. 3. und 4. Heft (Mit 1 Tafel und 3° Textfiguren) I iFL ö ne‘ > u nn . Sursnnien > - ne Wien, 1920 Österreichische Staatsdruckerei In Kommission bei Alfred Hölder Universitätsbuchhändler u Buchhändler der Akademie der Wissenschaften Inhalt des 3. und 4. Heftes des 129. Bandes, Abteilung I der Sitzungsberichte der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse: Seite Tertsch H., Krystallographische Bemerkungen zum Atombau. (Mit 2 Texthguten) fReeis: 8,.R] 000% ae ; le a Brunswik H., Über das Vorkommen von Cipskeystallen bei den Tank caceae. (Mit 1 Tafel und 1 Textfigur) [Preis: 8 K] . ee, Höhnel F., Fragmente zur Mykologie (XXIV. Mitteilung Nr. 1189 bis 1214) [Preis: 15 K] 91 Akademie der Wissenschaften in Wien Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse Sitzungsberichte Abteilung 1 Mineralogie, Krystallographie, Botanik, Physiologie der Pflanzen, Zoologie, Paläontologie, Geologie, Physische Geographie und Reisen 129. Band. 3. und 4. Heft Du" S0B EARERN # ERS 91 Krystallographische Bemerkungen zum Atombau Von Hermann Tertsch (Mit 2 Textfiguren) (Vorgelegt in der Sitzung am 5. Februar 1920) Seitdem die Fortschritte der Röntgendurchleuchtung von Krystallen so überraschend tiefe Einblicke in den Feinbau der Materie gestatteten, ist man emsig bemüht, das Geheimnis der Struktur bis in seine letzten Ausläufer aufzuklären. Dabei zeigt sich immer deutlicher die dem Krystallographen schon lange bekannte, aber in den letzten Jahren etwas in Ver- gessenheit geratene Forderung als berechtigt, daß man bei der Konstruktion von Raumgittern scharf zwischen der Gitter- symmetrie und der Bausteinsymmetrie unterscheiden müsse. Auch Bravais stützt sich schon auf diese Unter- scheidung, da er ja die Unterabteilungen der Krystallsysteme mit seinen vollsymmetrischen 14 Raumgittertypen nicht zu deuten vermochte und darum die Mindersymmetrie in die Bausteine (»Molekel«) verlegte. Bei ihm ist schon aus- gesprochen, daß z. B. ein Netz mit tesseralen Abmessungen trotzdem nicht tesserale Symmetrie aufweist, wenn die streng parallel gestellten »Molekel« sich nicht selbst der tesseralen Symmetrie fügen (»Grenzfälle«). Selbst Sohncke, der nur von »Punktsystemen« spricht, bei denen die Symmetrie des Punktes nicht ausgesprochen ist, schreibt diesen, je nach ihrer Lage, Symmetrieebenen zu, wenn man nicht überhaupt die Kugelsymmetrie annehmen will. Sohncke war auch darum gezwungen, polare Symmetrieklassen durch Ineinander- stellung zweier Gitter mit materiell verschiedenen Punkt- 92 H. Tertsch, massen zu deuten. Auf ihn geht also der Begriff des »Atom- gitters« zurück, gegenüber dem Bravais’schen »Molekül- gitter«. Schönflies (16)! arbeitete mit asymmetrischen, be- ziehungsweise mit zweierlei, zwar stofflich gleichartigen, aber zueinander symmetrischen Massenteilchen und. gab. die all- gemeinste Form der für die festen Körper (Krystalle) maß- gebenden Symmetrieverhältnisse. Gerade Schönflies hat oft- mals auf die besondere Bedeutung der Unterscheidung von Gitter- und Bausteinsymmetrie hingewiesen (16). In der Tat haben auch die Röntgenbefunde der Krystall- durchleuchtungen Resultate gezeitigt, welche gebieterisch die genaueste Rücksichtnahme auf die Bausteinsymmetrie fordern. Die ursprünglich meist verbreitete Ansicht schrieb den Bau- steinen Kugelsymmetrie zu. Johnsen (9) versuchte durch Feststellung der im Gitter dem Atom (Baustein) zukommenden »Minimalsymmetrie« dieser Frage beizukommen, allerdings zu einer Zeit, wo die physi kalischen Arbeiten über allgemeine Atomsymmetrie erst ihren Anfang nahmen. | Wenn auch sicherlich eine Annäherung an die Kusen symmetrie bei den Atomen ‚schon ziemlich sicher geworden ist, so darf diese höchste Symmetrie doch nicht schlechthin als gegeben angesehen werden, da gewisse Tatsachen dem entschieden widersprechen. Johnsen (9) wies schon darauf hin, -daß die Symmetrieverschiedenheit von NaCl und KCI, die beide genau gleiche. Gittersymmetrie besitzen, ohne Symmetrieverminderung im ‚Baustein kaum erklärlich ist. Bei der Genauigkeit der bisherigen Messungen müßten Ab- weichungen der Massenpunkte von der hochsymmetrischen Lagerung schon sichtbar sein, .die Gittersymmetrie ist also sicher nicht an der Mindersymmetrie schuld.? 1 Vgl. das Literaturverzeichnis am Schlusse ‚der Arbeit. 2 Dozent Dr. Thirring ist eben im Begriffe, eine Arbeit herauszugeben, in welcher die Möglichkeit, hochsymmetrische Gitter im Anschluß an Schön- flies aus mindersymmetrischen Bausteinen aufzubauen, im Hinblick auf die bisherigen Röntgenbefunde an Krystallen eingehend erörtert wird. Es ist sehr dankenswert, daß ein Physiker dieses krystallographische Problem auf- gegriffen: hat, um auch von. der Seite der Physik her daraus die nötigen Sep uuipieerungen zu en [vgl. auch Voigt W. al. Krystallographische Bemerkungen zum Atombau. 93 Hätten die Atome Kugelsymmetrie, so wäre auch nicht zu begreifen, weshalb sich unter den Elementen die ver- schiedensten Krystallsymmetrien mit Ausnahme der triklinen vorfinden. Für Atomkugeln müßten doch einfach die Gesetze der Kugelpackung gelten. Wenn auch zuzugeben ist, daß die überwiegende Mehrheit der Elemente die tesserale, also der Kugelsymmetrie zunächst stehende Symmetrie besitzt, würde doch der Schwefel allein schon mit seiner in jeder Modifika- tion absolut nicht tesseralen Form die allgemeine Annahme einer Kugelsymmetrie der Atome und der dadurch wahrschein- lichen Kugelpackung sehr unwahrscheinlich machen. Bei kugel- symmetrischen Atomen müßte man annehmen, daß sich die Atome nach den Raumachsen in ihrer Struktur und Kräfte- verteilung ganz gleich verhalten; dann aber wäre ein niedrig- symmetrisches Gitter nur durch Annahme ganz geheimnis- voller, unkontrollierbarer Nebenkräfte erklärbar, wozu keine Berechtigung vorliegt. Auch die Chemiker sind bei ihren Arbeiten von einer Art Isotropie der Elemente ausgegangen und Kossel (10) betont mehrfach, daß ein der Kugel nahestehender Atombau .den chemischen Tatsachen am besten entspreche. Dem stand ziemlich schroff das Bohr’sche Atommodell (3) gegenüber, welches eine Art planetarischen Systems darstellt, umgeben von gequantelten Elektronenringen mit gleichen Rotationsebenen. Dieses Modell enthält eine ausgezeichnete Rotationsebene (beziehungsweise -achse) und ist somit ent- schieden nicht tesseral. An eine ständige Verschiebung der Rotationsachse, so daß in endlichen kleinen Zeiten von den Elektronen die Fläche einer Kugel durchlaufen würde, ist wegen der ungeheuren Kompliziertheit einer derartigen Be- wegung als unwahrscheinlich gar nicht zu denken. Daß auch höchst symmetrische Gitter damit aufgebaut werden könnten, ist schon nach den Schönflies’schen Darlegungen, die von Niggli (13) noch besonders in bezug auf die Röntgenstruk- turen ausgearbeitet wurden, durchaus denkbar (vgl. Anmerkung p. 92); es fragt sich nur, ob sie auch immer die wahrschein- lichste ist. Das Bohr’sche Modell scheint aber nicht die end- gültige und allgemeinste Lösung der Atomstruktur zu bedeuten. 94 H.-Tertsch, | Born und Lande (4) haben gezeigt, daß sich die Kom- pressibilität der Krystalle aus dem Gitter-, beziehungsweise Atombau berechnen läßt, wenn man nicht eine ebene Ver- teilung der Elektronen annimmt, sondern eine solche in den Ecken eines um den positiven Kern als Zentrum. gelegten Würfels. Die Bahnebenen liegen hierbei in den Oktaeder- ebenen, die Bahnzentren entsprechen den Oktaedernormalen und die Elektronen schwingen so, als würde der Würfel abwechselnd nach je einer der drei Raumachsen rhythmisch verlängert, beziehungsweise verkürzt. Es haben demnach auch die Physiker die einfachere Bohr’sche Anordnung der Elek- tronen zugunsten einer räumlich auf Kugelschalen erfolgten Verteilung geändert.! Von den bisher angenommenen 92 Elementen sind 87 wirklich bekannt; es fehlen nur noch 3 Analoga zu Mn und ein positiv und ein negativ einwertiges Element der höchsten Atomgewichte. Unter den 87 bekannten Elementen wurden 51 auf ihre Krystallgestalt als Elemente untersucht, 8 hiervon mit negativem Resultat. Man kennt also von 43 (rund 50%,) die Krystailformen. 23 Elemente (d. ı. etwa _30°/, aller) haben mehr oder minder deutlich tesserale Formen, wobei aber Poiy- morphie in anderen Systemen nicht fehlt. Die übrigen 15, also ein Sechstel — 16°/, aller, sind dagegen ausgesprochen nicht tesseral. | Sehr interessant ist nun eine Zusammenstellung der Eie- mente nach ihrer Stellung im System (Ördnungszahl) und nach den bekannten Krystallformen. Abgesehen von den empfind- lichen Lücken in unserer Kenntnis der Formen ist doch eine sehr auffällige Gruppierung zu erkennen (Fig. 1). 1. Die tesseralen Formen zeigen eigentümliche Häufungs- stellen, die mit den Zentralstellen der sogenannten »Perioden« 1 Diese auf einem umiangreichen Tatsachenmaterial aufgebaute und mathematisch wohl fundierte Anschauung wurde: übrigens schon im Jahre 1917 unabhängig von Born und Lande& vom Verfasser, freilich nur in Form einer Anregung, vorgetragen, und zwar anläßlich eines durch Herrn Dozenten Dr. A. Reis damals ın Wien am Universitätsinstitut für theoretische Physik zustande gebrachten Referier- und Diskussionskollegiums über physikalisch- chemisch-mineralogische Grenzfragen. Viele der im folgenden gegebenen Über- legungen wurden schon damals zum Ausdruck gebracht. Krystallographische Bemerkungen zum Atombau. Suryquawwesnz ySSIqWouy men | jeuodin], Krystallgestalt fesassa], ajey9S ussJagne Jap [yezuauolya]] |. seonurzuna | wypozıuawalz] up ran BE: TLELL-FELEITRESTFLEIRELEREELES TU FESFESFFELLLEELL IT SEN ELTTTESLESEFEREN "uopoLIag USy9SIuUmy9 A9p 9ZU9.1d pun 9LNaWwwÄsIapumN UAUOSIMZ 18192 vLUrT oYoy9LıJS9° USW.IOT Iop sIuyuusy Jopujodureur 194 »stomsdunyaızag ‘ayanyundyarmys aTq [0989319 yaIs Yyoıu « ; -uoneyyrpowusgoN « < = < Joynyog ‘woreyyıpouydneg Jap WAIOM[eISsAIN = MOUFEAIyOS Ira "USP-I9M UIWWOUSSNE « « dh — “wopaMm uagssagge U9uuoy WUHPH r=r-—+ uogoesodur (9]) 19kaM IS UOA Nogqıy op yoeu purs U9ZUsJeA Id 1 JIyezasjne swo}sÄS uayosıwayo sap uajyezsdunupıIg J9p »Fjojuaymy Jap ur pums oJuowoly ld "LSA BEOBUEARANIBEREREN Ile B8DL RSERBENE li m au RR in 3 t HN! Dan LANIEIENEN I in KAIRERIN IE ill E ’ | HEHE HIWEEAHELAUHAETNIHC a HR HR nalstlun nm ın uruMagr Kacl hi Le) on I ln BR ars Ira then 3a -lalnllnlo +4 Al 4#] h, ++ 44 ++ ) 2 sı = Be is) E b al IZ < >| Is öl |< >| | | | 6 2 a n|O altinaloim __n|winloim|Won Dlt- 101 in un [alla ln mini © |00 100100 ai vr az — == Kat er a7 17 Nummern nicht bekannt Seltene Erden 1: 7 en! 96 Hrtertech, der Elemente zusammenfallen. An den Übergangsstellen von einer »Periode« in die nächste fehlen dagegen die Elemente: mit tesseralen Formen; diese besitzen die tesserale Symmetrie nicht einmal in Form instabiler oder metastabiler Modifika- tionen. Die Minima der Atomsymmetrie finden sich immer knapp vor jenem Elemententypus, den die Chemiker als »Edelgas«- Typus bezeichnen. 2. Kein Element krystallisiert triklin, überall ist ein deut-- lich symmetrisches Verhalten. 3. Wenn neben den tesseralen Formen noch eine andere Symmetrie auftritt, ist dies immer die trigonale; nur Phosphor und Palladium haben daneben noch niedriger-symmetrische, allerdings auch zweifelhafte Modifikationen. Die Tatsache, daß die tesserale Symmetrie einen Spezialfall der trigonalen bildet und mit dieser deutlicher zusammenhängt als mit der tetra- gonalen, wird dadurch wieder augenscheinlich. Bei Na ist allerdings neben der tetragonalen Hauptmodifikation eine tesse- rale angegeben, doch ist diese zweite Form recht zweifel- haft! (8). | . 4. Der Grad der Mindersymmetrie wächst an den Perioden - grenzen der zweiten und dritten Periode, um dann deutlich. wieder abzunehmen; d. h. die schwereren Elemente zeigen einder Kugelsymmetrie viel näherstehendes Verhalten als die leichteren. 5. Die Größe der in diesem Symmetriekurvenverlauf er- sichtlichen »Perioden«e und ihre Verteilung fallen genau mit den chemisch bekannten Perioden zusammen.” Die ersten beiden »kleinen« Perioden umfassen je 8 Elemente (de—F) 1 Hier, wie oft im folgenden, sei bezüglich der krystallographischen. Einzelheiten auf das Standardwerk P. Groth’s: Chemische Krystallographie,. 1. Bd., verwiesen (8). . | 2 Die chemische Abgrenzung erfolgte nach Kossel (10) so, daß die Elemente, die sich durch »Abspaltung« von Elektronen auf einen vorher- gehenden Edelgastypus zurückführen lassen, mit diesem zu einer »Periode« vereinigt werden. Krystallographische Bemerkungen zum Atombau. 97 und Ne—Cl), die dritte und vierte Periode (»große«) enthalten je 18 Elemente (Ar—Br und Kr—J); die fünfte Periode (die der seltenen Erden) weist 32 Elemente auf (X—N 85) und dann bleiben noch die schwersten Elemente mit ihrer deut- lichen Radioaktivität (bis U) zurück. Nach Bohr (3) und Kossel (10) hätte man sich zu denken, daß sich die Elektronen in gequantelten Bahnen um den positiven Kern bewegen, wobei jedes Edelgas ein völlig indifferentes, also mit einer undurchdringlichen und unzerstör- baren Elektronenschale umgebenes Gebilde darstellt. Dann müßten ebensoviele Ringe, beziehungsweise Schalen vorhanden sein als Edelgastypen. So würde B oder N durch Abgabe von Elektronen aus einem noch nicht völlig mit Elektronen belasteten Ringe in den Fe-Zustand zurückkehren oder O durch Aufnahme zweier fremder Elektronen einen zweiten vollen Ring ansetzen und damit den Bau des Ne erreichen. So überaus fruchtbar diese Vorstellung hinsichtlich der chemischen Verbindungen und des Verständnisses der Haupt- und Nebenvalenzen ist, haben doch gerade die Chemiker immer wieder betont, daß das Valenzverhalten isotrop er- scheint, also mit dem Wirtelbau des Bohr’schen Modells nicht recht stimmt. Ebensowenig gibt das Bohr’sche Modell über die sonderbaren Zahlenverhältnisse der einzelnen Perioden Aufschluß. Warum ist gerade mit 8 Elektronen ein Ring ge- ' schlossen? Die Zahl 6 wäre geometrisch verständlicher. Warum haben auch nur die kleinen Perioden diese Zahl, die folgenden aber steigende Größen, die mit 8 in keiner einfachen Beziehung stehen? | Born und Lande (4) haben aus der Komptressibilität nachgewiesen, daß das Potential der abstoßenden Kräfte im wesentlichen mit 7° geht, was mit Elektronenringen gleicher‘ Bahnebene unvereinbar wäre. Zur Erklärung hierfür ist un- bedingt die Annahme einer so hohen Symmetrie wie die des Würfels nötig. Nach Kossel (10) »nähern sich auch die Trennungsarbeiten der Ionen und was damit zusammenhängt um.so mehr den Verhältnissen einer starren, undurchdring- lichen Atomoberfläche, je höher der Exponent des Abstoßungs- gesetzes ist. Diese letztere Idealisierung (undurchdringliche‘ "98 ; HD. TDertsch, "Kugelschalen) hatte sich bei der Betrachtung der Trennungs- ‚arbeiten als sehr brauchbar erwiesen«.! TR Geht man von dem axialen Atombau zum isotropen über, so heißt das, vom Ring zur Kugelschale vorschreiten. Die Elektronen gehören also innerhalb einer Periode mit ihren ‚Bahnen jeweils ein und derselben Kugelschale an. Man denke sich den positiven Atomkern mit den 2 He- Elektronen als räumliche Masse im Atommittelpunkt und suche nun die Niveaufläche möglichster Annäherung der Elek- 'tronen, beziehungsweise Elektronenbahnen an den Kern. ‚Zwischen Elektronen und Kern muß sich ein. bestimmter Gleichgewichtszustand bezüglich der Raumverteilung einstellen, ‚der von der Anziehung der Elektronen durch den Kern einer- ‚seits und von der Abstoßung der einander genäherten Elek- tronen anderseits abhängig sein muß. Denkt man sich in "ganz roher Versinnlichung die Abstoßungssphäre je eines Elektrons kugelig, so handelt es sich einfach um .die Frage .der kompaktesten Kugelpackung jeweils auf der Oberfläche einer den Kern einhüllenden Kugelschale. Da ergibt sich von selbst als einfachste und kompakteste Anlagerungsform um einen Kern die oktaedrische Verteilung der Elektronen und in:der Tat ‘enthält auch „die „erste Periede acht Elemente Da bei weiterem Abrücken vom Kern die Anziehungs- kräfte abnehmen und damit die Abstoßungswirkung steigt, müßte man sich die Abstoßungsbereiche der Elektronen der - nächsten Schale etwas größer denken. Auch dann ist noch immer die kompakteste Verteilung mit 8 Elektronen in.der ‘Schale zu erreichen, obwohl diese zweite Kugelschale schon ‚deutlich lockerer besetzt ist. Aber schon bei der dritten »Schale« müßte, immer das gleiche rohe Bild vor Augen, eine andere Gruppierung von Elektronen zu einer kompakteren Besetzung der Oberfläche mit. Elektronenbereichen führen. Man beachte, daß die Elek- 1 Auch in mineralogischen Kreisen ist die Vorstellung von räum- lich, nicht flächig angeordneten Elektronenschalen weit verbreitet. "So sagt Rinne (14) in einer Anmerkung: »Voraussichtlich wird die Elektronenschar von Atomen, die krystallstrukturell eingebaut‘ sind, sich nicht ringförmig, sondern nach den Gesetzen der Krystallsymmetrie verteilen«. = ie a te Krystallographische Bemerkungen zum Atombau. 99 tronenbahnen in den Richtungen der Würfel- und Rhomben- .dodekaedernormalen dem Kern nunmehr viel stärker genähert werden können als bei Festhaltung ihrer alten Verteilung an .den Würfelecken. Es bleiben, bildlich gesprochen, ungenützte »Lücken« zwischen den Elektronenbereichen der zweiten ‘Schale, die nun nach dem Problem der kompaktesten Kugel- packung ausgenutzt werden. Es ist nun gewiß merkwürdig, daß die damit zu gewinnende, dem Kern tunlichst genäherte Schale gerade 18 (6 = Würfel+12 = Rhomben? dodekaeder) tesseral verteilte Zentren der Elektronen- bahnen aufweist, jene Zahl, die der ersten »großen Periode« zukommt. Die zweite große Periode steht zur ersten im gleichen Verhältnis wie die zweite kleine Periode zur ersten. Bei den Elementen der fünften Periode (fünfte Kugel- schale) sind wiederum die vorbezeichneten Stellen nicht mehr jene der kompaktesten und dem Kerne am meisten genäherten Anordnung, sondern es ist ein neuer, günstigerer Gleich- gewichtszustand möglich unter Ausnutzung der »Lücken«, die zwischen den Elektronenbereichen der vierten Periode bleiben. Diese neue Elektronenverteilung entspräche krystallo- graphisch den Richtungen der Oktaedernormalen [8] in Kom- bination mit den Normalenrichtungen eines Tetrakishexaeders [24], d. h. einem 32-Punkter. Auch hier ist die Überein- stimmung der so erschlossenen Zahl mit der Größe der »Perioden der seltenen Erden« ganz verblüffend (Fig. 2). Für die letzten Elemente ist eine Einordnung der äußersten Elektronen in den Richtungen der Würfelnormalen (»Lücken« der fünften Periode) das Nächstliegende. Gleichzeitig ist aber die Entfernung vom Kern schon so bedeutend, daß ein Abbröckeln dieser äußersten Elektronen leicht verständlich wird.! 1 Durch Herrn Prof. Stef. Meyer wird der Verfasser aufmerksam ge- macht, daß gleichwohl dadurch noch kein Zusammenhang mit der Radio- aktivität gegeben ist. da die «- und ßB-Strahlungen aus dem positiven Atomkern stammen. Immerhin sei die Tatsache festgestellt, daß die mit der lockersten Elektronenhülle begabten Elemente gleichzeitig auch jenen in der Radioaktivität erkennbaren Zerfall des Atomkernes aufweisen. 100 HTertsEn Bei aller gebotenen Vorsicht in der Handhabung der eben skizzierten Versinnlichung der einzelnen Elektronen- schalen ist doch die, zahlenmäßige Festlegung der Perioden auf diesem Wege so merkwürdig, daß wohl behauptet werden darf, die Anordnung von Elektronen in konzentrischen Kugel- schalen als Niveauflächen komme zum mindesten den Tat- sachen sehr weit entgegen. Die Anordnung der ersten und zweiten Periode wurde schon von Born und Lande (4) rechnerisch bestätigt. Es wäre von Interesse, ob sich auch Fig. 2. Die Zentren der Elektronenbahnen einzelner Schalen in stereographischer Projektion. e Bahnzentren der ersten und zweiten Schale, x » » dritten » "vierten :» (6) > » fünften » die folgenden Perioden mit dem oben angedeuteten Aufbau deuten lassen. Kossel (10) hat gezeigt, wie ungemein fruchtbringend die Vorstellung der Elektronenschalen und. ihrer Ergänzung zum Aufbau der Edelgastypen bei der Erklärung und Be- rechnung von valenzchemischen Problemen verwendet werden können. Die Untersuchungen von Debye und Scherrer (7) ergaben auch, daß tatsächlich im Krystallbau des Sylvins oder ‚des (12#) K& und.(Ci z, B. nicht als neutraler mente, sondern als Ionen zu bewerten sind. K mit 19 Elek- tronen verhält sich so, als hätte es deren nur 18 und erweist sich einfach positiv geladen, Cl mit 17 Elektronen im neu- tralen Atom ist dagegen durch Aufnahme eines Elektrons Krystallographische Bemerkungen zum Atombau. 101 einfach negativ geladen. Die lonenbildung ist also im wesent- lichen ein Versuch, den Edelgastypus wieder herzustellen, sei es nun durch Abtrennung. einer erst begonnenen neuen Elektronenschale oder durch Auffüllung auf eine dem nächst höheren Edelgas nahezu gleich gebaute Elektronenmasse. Bei den großen Perioden schaltet sich allerdings ungefähr in der Mitte der Periode ein Nebentypus ein, welcher .aber in der Konfiguration der Elektronenschale bedeutend weniger stabil ist als der Edelgastypus. In »heteropolaren« Verbindungen, wie Abegg (1) den Aufbau der Materie aus Atomen verschiedener Stoffe nennt, ist die Ergänzung. der einzelnen Elemente zum Edelgastypus, die Ionisierung, und die damit erzielte Bindung bei isotropem Verhalten der Elemente sehr leicht verständlich. Es ist aber klar, daß als Ionen die Elemente nicht die ursprüngliche Atomsymmetrie besitzen. .Die Ionen scheinen vielfach eine hochtesserale Symmetrie zu haben, wodurch die früher er- wähnte Isotropie der Elemente im Gitter verwirklicht erscheint. Allerdings darf nicht übersehen werden, daß wirtelige Atome die Verschiedenheit der NaCl- und KCl-Symmetrie durch entsprechende Anordnung der Atomwirtelachsen ganz gut erklären ließen [Schönflies (16) und Niggli (13)], was aber bei der Kossel’schen Auffassung der Atombindungen, bei der Ansicht von Kugelschalen der Elektronen, wieder verloren- Seht | Ä Ist, also hier. noch, .eine gewisse Unsicherheit in der Deutung der lonensymmetrie vorhanden, so entfällt diese Schwierigkeit bei Betrachtung der krystallisierten Elemente, Hier ist keinerlei Aufladen von Elektronen zu erwarten, jedes 1 Oder wäre es denkbar, daß durch das Lostrennen der Elektronen im positiven und Anlagern derselben im negativen Ion eine lineare Beziehung zwischen beiden Elementen hergestellt wird, die dann, ähnlich wie die Wirtel- achsen, als ausgezeichnete Richtungen entsprechend den Baugruppen im ‚Gitter geordnet eingefügt sind? | +-... Man beachte, daß in den äußersten Atomschichten eines Kırystallgitters keine vollkommene Absättigung, der —- und —-Ionen mehr eintreten kann. Sollten neben den Erscheinungen der Oberflächenspannung auch noch die seltsame Abhängigkeit der Zerreißungsfestigkeit von der Oberfläche und ähn- liche Rätsel damit zusammenhängen? 102 A. Tertsch, Atom hat die ihm zukommende Elektronenzahl; es ist nur deren eventuellem Zusammenhang mit dem Krystallbau der Elemente nachzuspüren. Da der positiv elektrische Kern und. die negativ elektrische Elektronenhülle nicht nur im einzelnen Atom aufeinanderwirken, sondern ihre elektrischen Anziehungs-- und Abstoßungskräfte in den umgebenden Raum ausstrahlen, müssen auch die »homöopolaren« Verbindungen, wie Abegg (1)» den Massenverband durchaus gleicher Atome nennt, die Ele- mente, zu kompakten Krystallgittern führen. In den Gitter- distanzen muß dann das Wechselspiel zwischen Anziehungs-- und Abstoßungskräften zum entsprechenden Ausdruck kommen. Man kommt damit zu der Annahme, daß dieselben Kräfte: und deren räumliche Verteilung, die den Atomfeinbau. beherrschen, auch für die Konfiguration des gesamten Gitters maßgebend sein müssen, d.h. daß Baustein- und) Gittersymmetrie von den gleichen Kräften beherrscht werden.. Wenn sich die Elektronen in kugeligen Niveauflächen. vom Edelgastypus ordnen, muß den einzelnen Elementen, die nicht selbst Edelgase sind, eine Symmetrie zukommen, die einerseits durch die Anordnung der Elektronenbahnen in der’ äußersten Schale (die inneren Schalen haben ja alle tesserale Symmetrie) und andrerseits durch die gleichzeitige Einwirkung: aller inneren Elektronenschalen bedingt ist. So ist z. B. in den höheren Perioden kaum eine andere Krystallisation als- die tesserale, allenfalls noch die trigonale bekannt und auch zu erwarten. Atombaue, die schon 50 bis 60 und noch mehr‘ Elektronen in tesseraler Anordnung besitzen, werden durch die Hinzufügung einiger weniger, neuer Elektronen in ihrer‘ isotropen (tesseralen) Fernwirkung kaum wesentlich gestört werden. Es liegen demnach folgende Fragen vor: 1. Wie sind bei gegebener Zahl der zu der gleichen (äußersten) »Schale« gehörigen Elektronen deren Bahnen auf der Kugelfläche zu verteilen und welche Symmetrie ergibt sich hierbei für den Atombau selbst? 2. In welchen Fällen zeigt sich zwischen der auf diese- Weise hypothetisch gewonnenen Elektronenverteilung (Atom-- Krystallographische Bemerkungen zum Atombau. 103° symmetrie) und der beobachteten Krystallform (Gittersymmetrie)- Übereinstimmung? Es mögen darum in den folgenden Zeilen die nach obigen Gesichtspunkten für die einzelnen Elemente denkbaren Elek- tronenverteilungen kurz skizziert werden, wobei die Fälle, bei denen noch Unklarheiten und offene Widersprüche zu ver- zeichnen sind, durch Kleindruck ausgesondert werden. Hinsichtlich der erstaufgeworfenen Frage wäre noch eine- allgemeine Überlegung vorauszuschicken. Die im allgemeinen kreisförmigen Elektronenbahnen könnten als Groß- oder als. Kleinkreise auf der Kugel ausgebildet sein. Bei einer Elek- tronenzahl, die größer als 1 ist, muß hierauf unbedingt ge-- achtet werden. Nun sind sicherlich z. B. 3 oder 9 Elektronen- bahnen als Großkreise leicht tesseral zu verteilen, da sie ja. den 3 Haupt-, beziehungsweise 9 Gesamtsymmetrieebenen des- tesseralen Systems entsprechen. Beachtet man aber die zahl- reichen gegenseitigen Durchdringungen der auf der gleichen: Kugelfläche eingezeichneten Großkreise und versucht man es,. sich hierbei von der tatsächlichen Elektronenbewegung ein Bild zu machen, so scheint die Bewegung längs dieser sich vielmals durchkreuzenden Bahnen doch nicht so einfach und ohne gegenseitige Störung und darum auch nicht so wahr- scheinlich, als es zunächst zu erwarten wäre. Gelingt es hingegen, die Elektronenbahnen in der Form: gleich großer Kleinkreise mit vermutlich zentralsymmetri- scher Anordnung der schwingenden Elektronen symmetrisch auf der Kugelfläche zu verteilen, so fällt die gegenseitig: störende Beeinflussung der Bewegungen durch die Bahn- kreuzungen weg. Tatsächlich ist die von Born und Lande (4) angenommene Bahnverteilüng auf Kleinkreisen parallel den Oktaederflächen aufgebaut. | Bezüglich der Beurteilung der aus der Bahnverteilung- resultierenden Symmetrie des Atoms lassen sich natürlich die- für ruhende Körper, beziehungsweise Gitter ausgebildeten Symmetriebegriffe nicht ohne weiteres übertragen, da in einem willkürlich herausgerissenen Zeitpunkte der Bewegung die- momentane Symmetrie scheinbar sehr weit von der wahren Symmetrie abweicht, wie dies gerade an dem nach dem: 104 H. Tertsch, -drei Raumachsen rhythmisch schwingendem Elektronenwürfel Born’s (4) zutage tritt (vgl. p. 94). Die mathematische Behandlung der Elektronenbewegung pflegt bei der außerordentlich großen Geschwindigkeit der Rotation. meist so zu erfolgen, als wäre die Masse gleich- mäßig über die ganze Bahn verteilt. Es gilt alsa. die ganze Bahn gleichsam als einheitliche Fläche und die Symmetrie wird in erster Linie von der. Verteilung dieser Bahnebenen ‚abhängen. Sie wird aber auch von der durch die Phasen- differenz der Elektronen bedingten Bahnform beeinflußt. Nimmt :man:z. B. an, die Elektronen zweier benachbarter Bahnen hätten eine derartige Phasendifferenz, daß sie bei ihrer Be- wegung gerade in. dem Punkte zusammentreffen (sich stark nähern), in dem sich auch die Bahnen berühren: oder be- rühren sollten, so muß die gegenseitige Abstoßung eine Form- ‚änderung der ursprünglichen Kreisbahn zur Folge haben. Diese Abänderung der Kreisform läuft natürlich mit einer Herab- minderung der Gesamtsymmetrie. parallel.: Möglicherweise ist durch derartige HberlsnungsR. die Polymorphie einzelner Ele- mente deutbar. Das „erste; Edelgas, -das..Helium,..dient Tür zaile folgenden.Elemente,.als; isotroper. Kern. Vom Li ist keine Krystallisation bekannt, wohl. aber in ‚der nächsten Schale vom Na und in der zweitnächsten vom K. In keinem Falle ist die Krystallsymmetrie: genau bekannt, immerhin ist sie bei X ziemlich sicher tetragonal, bei Na tetragonal oder tesseral [Groth (8)]. Bei Na und X ist jeweils ein einzelnes Elektron in .der äußersten Schale. Es ist wohl zu. erwarten, daß dessen.Bahn so verläuft, daß keine andere, innere Elektronenbahn dadurch gestört werde. Sind nun für Na und K die letzten inneren Schalen (Ne und Ar). mit 8 Elektronen besetzt, die um die Oktaedernormalen kreisen, so wäre als die am wenigsten störende Bahn des neuen Elek- trons ein Großkreis. parallel einer Würfelfläche anzunehmen: Dadurch erhält das Atom eine ausgezeichnete vierzählige Achse (D%), was.in der Tat dem tetragonalen System: ent- spräche.! Für Rb und Cs fehlen leider Krystallisationsangaben. 1:Die Krystallsymmetrie ist bei X deutlicher ausgesprochen als bei Na. i 7 aa Krystallographische Bemerkungen zum Atombau. 105 Das Be hat zwei Elektronen in der äußersten Schale und ebenso Mg, Ca, Sr, Ba. Leider sind nur Be und Mg deutlich als hexagonal krystallisierend bekannt. Bei Ca be- schreibt Moissan (12) hexagonale Täfelchen und auch Rhomboeder, es kann also auch das trigonale System vor- liegen. Sucht man auf der Kugelschale für 2 Elektronen die wahrscheinlichsten Bahnen, so wird man am _ einfachsten 2 parallele Kleinkreisbahnen mit zentrisch symmetrischer Elek- tronenverteilung annehmen, die etwa um eine der Oktaeder- normalen der inneren Elektronenschale rotieren und diese stark hervorheben, ohne die innere Schale zü stören. Damit ist sicher eine Wirtelachse gegeben, die bei der ersten Elektronenschale (Be) mangels einer darunterliegenden ausgesprochenen dreizähligen Okt4edernormalen noch keinen trigonalen Charakter haben muß. Hat man bloß die Aufgabe, Kreisscheiben (doppelte, parallele Kreisbahnen) möglichst dicht zu scharen, so ergibt sich eine Bienenwabenstruktur, also eine Anordnung .in hexagonalen Säulen, was auch für Be und Mg zutrifft. Für Ca, bei dem die inneren tesseralen Schalen mit ihren deutlichen D® schon schärfer Einfluß nehmen, muß die 'trigonale Bedeutung der Wirtelachse deutlicher zutage treten. Auch hier fehlen von den höheren Perioden die Vergleiche (Sr, Ba, Ra). Die gleichmäßige Verteilung von drei Elektronenbahnen auf der Kugel- fläche macht Schwierigkeiten. In parallelen Kreisen dürften sie kaum laufen; da hier das äquatoriale Elektron anders zu bewerten wäre als die beiden anderen. Bei zueinander geneigten Bahnebenen wäre einerseits an Kleinkreis- bahnen mit 120° gegenseitiger Neigung (auf den 3 Seiten eines trigonalen Prismas) zu denken oder, weniger wahrscheinlich, an Großkreise, die sich in gleicher Neigung um eine D3 scharen, etwa entsprechend der Lage von Rhomboederflächen, aber mit zentralen Bahnebenen. Die Lage der 3 tesse- ralen Hauptsymmetrieebenen bietet einen Spezialfall. Bemerkenswert ist, daß ‘von allen hierher zu zählenden Elementen (B, Al, Sc, Y...) nur das Al und dieses als tesseral, nicht trigonal krystallisierend bekannt ist (2, 15). Vier Elektronenbahnen werden sich wohl am besten nach .den 4 Flächen des Tetraeders ordnen lassen, was eine aus- gesprochen tesserale Symmetrie ergibt, es müßte denn sein, -.daß alle Elektronentetraeder sozusagen auf eine Fläche auf- Sıtzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt.T, 129. Bd. 8 106 H. Tertsch, gestellt werden, was zu einer trigonalen Anordnung führt:. Tatsächlich haben sämtliche, mit 4 Elektronen in der äußersten: Schale ausgestatteten Elemente, deren Krystallgestalt man kennt, tesserale Symmetrie (C, Si, Ti, Th). Der C besitzt außerdem" noch eine trigonale Modifikation (erste Periode!). Die Fünfer-Schale stellt der Eingliederung in eine Krystallsymmetrie- fast unüberwindliche Schwierigkeiten entgegen. Die an sich nicht wahr- scheinliche Verwendung von Großkreisbahnen ergäbe im einfachsten Falle- die Anordnung nach den 5 Symmetrieebenen des tetragonalen Systems,. welches aber bei keinem Element mit Fünfer-Schale auftritt.1 Wählt man Kleinkreisbahnen, so kann man diese nach den Mantel-- und Basisflächen eines trigonalen Prismas anordnen, was im besten Falle (geeignete Phasendifferenz der rotierenden Elektronen) zur trigonalen Sym- metrie führt, keinesfalls aber zu der für ?P und für V angegebenen tesse-- ralen Symmetrie. Nimmt man für die Fünfer-Schale dagegen eine einfache Wirtelachse an, dann könnte unter Zuhilfenahme der Ableitungen von Schönflies (16) und Niggli (13) das tesserale Gitter dadurch aufgebaut werden, daß die Wirtel- achsen in den 4 Raumlagen der D3 gesetzmäßig verwendet werden.? Jeden-- falls ist aber dabei nicht einzusehen, warum die tesserale Modifikation dann gerade die Hauptbedeutung besitzt. Interessant ist die Verteilungsmöglichkeit für sechs Elek-- tronenbahnen (0, S, Cr, Mo, Nd, U). Für O, Mo und Nd ist. keine Krystallisation bekannt. Cr und U besitzen tesserale Formen, S ist das bekannteste Beispiel der nichttesseralen Polymorphie. Am nächstliegenden ist die Annahme der Elek- tronenbahnen in den Ebenen eines Würfels. Bei Cr und U’ verteilen sich die 6 Elektronen nach unserer Vorstellung von dem Zusammenhange der Kugelschalen, beziehungsweise der’ chemischen Perioden untereinander so um die Würfelnormalen (»Lücken« der inneren Schale), daß hier 2 Schalen in gleicher‘ Weise in streng tesseraler Symmetrie zusammenwirken, was- auch im Krystallbau zum Ausdruck kommt. 1 Die Angaben über eine tetragonale P-Modifikation sind mehr als frag- lich [Groth (8)]. Dagegen ist eine monokline Modifikation, die sich durch. entsprechende Phasendifferenz der Elektronen aus obiger Anordnung ableiten. ließe, bekannt [Stock (17)]. | 2 Die tesserale Symmetrie ist allerdings die einzige, die pseudopenta-- gonale Achsen besitzt. Vgl. die Nachahmung der geometrisch regulären Körper: Pentagondodekaeder und Ikosaeder im tesseralen System. | Krystallographische Bemerkungen zum Atombau. 107 Anders bei S, bei dem die Wirkung der Achter-Schale der vorher- gehenden Periode noch schwach ist. Hier ist keine tesserale Modifikation bekannt. Es ist leicht, die Phasendifferenz der schwingenden Elektronen so zu wählen, daß sie in ihrer Bewegung den Anforderungen einer dreizähligen Raumachse (D3) des von den 6 Bahnebenen gebildeten Würfels (beziehungs- weise Quaders) genügen. Das entspricht dem trigonalen System und tatsäch- lich ist auch eine, allerdings instabile, trigonale S-Modifikation bekannt. Ebenso leicht kann man die Phasendifferenz der Elektronen so wählen, daß bei gegenseitiger Annäherung der Elektronen zweier benachbarter Bahnen ein drittes Elektron genau in die zwischen den ersten verlaufende Symmetrie- ebene eintritt und die Bahnebenen ihre Form entsprechend ändern, was zur monoklinen Symmetrie führt, für die der $ sogar mehrere Modifikationen aufweist. Für die stabile rhombische Form läßt sich dagegen derzeit keine so einfache, leicht verständliche Anordnung angeben, wie überhaupt die Frage der Bahnformen bei verschieden gewählter Phasendifferenz der schwin- genden Elektronen und die daraus entspringenden Folgerungen noch völlig ungeklärt sind. Die systematische, röntgenologische Untersuchung der S-Modifikationen wäre eine der dringendsten und nächstliegenden Aufgaben. Sieben Elektronen finden sich in der äußersten Schale bei F, Cl, Mn, N 43, N 61. In keinem Falle ist eine Krystallisation bekannt. Es scheint, als wäre gerade die Zahi 7 ganz besonders ungünstig für eine krystall- symmetrische Anordnung. Zum mindesten lassen sich keine wahrscheinlichen Bahnanordnungen angeben. Mit acht Elektronen erreicht man in den beiden kleinen Perioden den in sich geschlossenen Edelgastypus (Ne, Ar); anders aber bei den folgenden Perioden (Fe, Ru, Sm). Selbst- verständlich ordnen sich auch hier die Elektronenbahnen nach den Oktaederflächen und liefern eine ausgesprochen tesserale Symmetrie, was auch bei Fe und Ru zutrifit. Nach unseren früheren Bemerkungen (p. 98 ff.) sind aber für die großen Perioden die Oktaedernormalen nicht mehr die günstigsten Bahnzentren bei diesen schon relativ großen Elek- tronenschalen. Wahrscheinlicher und stabiler wäre die Kom- bination: Würfel-+ Rhombendodekaeder, also 18 Elektronen. Diese geringe Stabilität der für die kleinen Perioden sonst bevorzugten Achter-Schale bringt es mit sich, daß auch diese Elemente chemisch deutlich aktiv wirken. Stellt man sich in grober bildlicher Art vor, daß die neuen Elektronen sich 108 H: Tertsch, vor allem über den »Hauptlücken« (Würfelnormalen!) der inneren Schale anordnen, so ergibt sich ein Überfluß von 2 Elektronen, die leicht abgebbar wären, d. h. diese Ele- mente müssen sich so verhalten, als wären sie Zwei- wertig positiv und müssen demnach zu negativ zweiwertigen Elementen, wie z. B. O, eine große Affinität zeigen. All dieses trifft für Fe tatsächlich zu, wodürch die Ansicht über die Elektronenverteilung der höheren Perioden eine wesentliche Stütze erfährt. Weniger verständlich liegen die Verhältnisse bei den dem Fe (und Ru) so nahestehenden Elementen Co (und Rh) mit 9, beziehungsweise Ni (und PA) mit 10 Elektronen in der äußersten Schale. Die Neuner-Schale wäre leicht streng‘ tesseral dufmbaudn, wenn die Verwendung von Großkreisen mehr Wahrscheinlichkeit in sich schlöße (vgl p. 103). Mit Kleinkreisen allein oder mit Klein- ünd Groößkreisen gemeinsam laßt sich aber ebensowenig eine plausible tesserale Bahnverteilung angeben. Dazu kommt noch, daß es nicht gelingen will, die unverkennbare chemische Ähnlichkeit zwischen Fe, Co und N’ durch den’Atombau verständlich zu machen. a | Die Verteilung von zehn Elektronen‘ ist wieder inter- essant. Neben den 6 »Lücken« in den Würfelnormalen sind noch kleinere Lücken in. den Rhombendodekaedernormalen. Legt man nun durch je 3 einer Würfelecke benachbarte 110-Vertiefungen der inneren Schale eine Elektronenbahn, so erhält man die gewünschte Zahl 10 (6 Würfel- und 4 Tetra- ederbahnen). Diese Verteilung dürfte in der Stabilität der Oktaederverteilung von 8:Elektronen in den großen Perioden gleichkommen, weshalb ganz leicht'’ein Abspalten von 2 Elek- tronen (10 —2=8) möglich ist, was’ einem positiv zwei- wertigen Element entspricht (Ni, siehe auch Pa). Elf Elektronen besitzen die chemisch einwertigen Elemente Cu und Ag, was darauf hinzudeuten scheint, daß die relativ stabile 10-Gruppe (6 + # s. 0.) in der Elektronenanordnung eine Rolle spielt. Gruppiert man aber 6-1, so ist eine tesserale Atomsymmetrie nicht mehr denkbar, sondern nur eine Wirtelsymmetrie. Merkwürdigerweise führt die Elektronenanordnung bei Au (vgl. p. 109) zu der. gleichen Wirtelsymmetrie, .wie ja.auch das chemische Verhalten vieie Ähnlichkeiten mit Cu und Ag aufweist. Gleichwohl ist die tesserale Kıystaligestalt für alle diese Elemente die einzig bekannte und ließe sich nur mit den Schönflies’schen BERN aus den Wirtelatomen aufbauen (vgl. p. 106). Krystallographische Bemerkungen zum Atombau. 109 Die Gruppierung 8-3 (Oktaeder + Hauptsymmetrieebenen) ist trotz ihrer tesseralen Symmetrie physikalisch und auch wegen des Mangels einer Beziehung zu Au weniger wahrscheinlich. Die Zwölfer-Schale (Zu, Cd, Dy) würde zunächst auf eine Ausnutzung der Rhombendodekaederlücken hinzudeuten scheinen, doch blieben dabei die viel wirkungsvolleren Würfel- normalen ganz unberührt, was augenscheinlich zu keinem stabilen Gleichgewichtszustand führt. Geht man aber von den Würfelnormalen aus, dann lassen sich damit nur noch 6 Okta- edernormale kombinieren, wogegen 2 diametral gelegene un- besetzt bleiben. Versucht man auf der Kugeischale eine dem- entsprechende Bahnverteilung, so erhält man 2 Sechserringe, die sich um eine tesSerale Körperdiagonale scharen, wodurch der hexagonale Typus wahrscheinlich wird, wie dies tat- sächlich bei Zn und Cd zutriftt. | Mit dreizehn Elektronen wäre die Gruppierung I2-+1 (Rhombendodekaeder +1 Würfelfläche) oder S+5 (Oktaeder+ > Würfelflächen) möglich, wodurch man in beiden Fällen zu tetragonaler Symmetrie kommt, die auch bei Ga angegeben wird. Die, allerdings fragliche, tesserale Vollform des /» ist dagegen auf diesem Wege nicht zu deuten, will man nicht den schon mehrfach vor- geschlagenen Ausweg des Aufbaues eines tesseralen Gitters aus Wirtel- atomen beschreiten. Die vierzehn Elektronenbahnen bei Ge, Sn und Er lassen sich leicht tesseral in der Kombination 8+ 6 (Oktaeder + Würfel) verteilen, wie dies wohl für Ge zutrifft. Bei Sn ist allerdings keine tesserale Modifikation angegeben, wenn nicht ‘ das unter 20° stabile »graue Zinn« dazugehört. Wählt man die Kombination: 12 Rhombendodekaederflächen + 2 parallele Würfelflächen, so liefert dies eine tetragonale Form, wie dies dem gewöhnlichen Zinn entspricht. Es wird ganz von der Phasendifferenz der einzelnen Elektronen ab- hängen, ob statt der tetragonalen eine rhombische Symmetrie entsteht. Fünfzehn Elektronenbahnen folgen am einfachsten der Kombination 12+3, wobei die 3 Elektronenbahnen nach 3 in einer Ecke zusammenstoßenden Würfelebenen angeordnet sein können, was eine ausgesprochen trigonale Symmetrie gibt, 110 H. Tertsch, wie sie tatsächlich dem As und Sb entspricht, deren positive o-Wertigkeit (negativ 3-wertig) übrigens auf den merkwürdig stabilen 10-Typus zurückführt, der durch Ni und Pd reprä- sentiert wird.! Andrerseits ist die Aufnahme von 3 weiteren Elektronen (negativ 3-wertig) nach den restlichen Würfel- flächen sehr verständlich. Denkt man sich die 3 Würfelbahnen zentral als Groß- kreise geführt, so gäbe dies eine tesserale Anordnung, die allerdings nicht wahrscheinlich ist. Bei As ist eine tesserale Modifikation bekannt. Bei sechzehn Elektronen würde man die Anordnung 12 -# 4 'erwarten, die entweder tesseral oder mindestens tetragonal sein könnte, wenn man 4 Bahnebenen in 4 Würfelflächen legt. Sowohl bei Se wie auch bei Te ist aber das trigonale System angegeben. Sollte man an die Kombination: 12 —+ 3 Würfelebenen 4 1 der besetzten Würfelecke gegenüberliegende Okta- ederebene denken? Das wäre allerdings eine polar-trigonale Anordnung. Noch weniger verständlich liegen die Bedingungen bei der Siebzehner- Schale. Sowohl für Br wie für J (für letzteres sicher) wird rhombische Symmetrie angegeben. Die Kombination 12 —-5 Würfelebenen führt zu tetra- gonaler Anordnung. Allerdings wäre nicht ausgeschlossen, daß durch eine entsprechende Ausgangslage der schwingenden Elektronen eine Herabsetzung der Symmetrie der Wirtelatome zustande kommt. Die Achtzehner-Schale ist wieder ein ausgesprochener ‚Edelgastypus für Kr und X. In der fünften Periode gehen nun die symmetrischen Ver- teilungen der Elektronen weiter bis auf 32, also 24-8 nach der früheren Auseinandersetzung (p. 99). Bemerkenswert ist, daß bis auf Bi nur tesserale Haupt- modifikationen bekannt sind, demnach die äußerste Schale offenkundig nur mehr sehr geringen oder gar keinen Einfluß auf die Symmetrie des Atoms nimmt. Bekannt sind: das tesserale W mit 20 = 12+8 Elek- tronen, das tesserale Os mit 22 = 12-+6-+-4, das tesserale Ir mit 23 —= 12+8+3 und Pd mit 24 Elektronen. Os, Ir, Pd haben auch trigonale Modifikationen, die sich ganz gut. als entartete tesserale Formen deuten lassen. 1 Auch bei S» (p. 109) liefert die positive 4-Wertigkeit (neg. 4-wertig) die Möglichkeit, 4 Elektronen abzuspalten, was wiederum zum Ni-Typus führt, der eine Art Nebentypus der Edelgasformen vorzustellen scheint. Krystallographische Bemerkungen zum Atombau. 111 Die 25 Elektronenbahnen des Au sind wieder ziemlich unverständlich. wenn man bedenkt, daß Au nur in tesseraler Modifikation bekannt ist und «uch ziemlich leicht kKrystallisiert. As ist positiv l-wertig, was auf die -Grundanlage 24—+-1 hinzudeuten scheint.l Das würde, ähnlich wie bei Cu und Ag |(6-+ 4-1] mit einem Wirtelbau des Atoms vereinbar sein und das Gitter müßte wieder nach den Prinzipien von Schönflies aus solchen Wirtelatomen aufgebaut werden. Nach ähnlicher Überlegung müßte dem Hg die Anordnung 24 -+ 2 — 26 zugeschrieben werden, was zu einem tetragonalen, also wirteligen Bau führt. Auch hier wäre das Gitter wie bei Au aus Wirtelatomen aufbaubar (leichte Legierung mit Au!, Amalgam). Das Pb mit 285 = 24+4 Elektronenbahnen entspricht genau der tatsächlichen tesseralen Symmetrie. Die seinerzeit behauptete Allotropie ist nach Cohen, Inouye (6) nicht vor- ‚handen. Dagegen ist die ausgesprochen trigonale Symmetrie des Bi mit “29 Elektronen nicht ohne weiteres erkiärlich, besonders nicht die große ‚Chemische Ähnlichkeit mit As und SP. Es läßt sich mit 24—+5 (Oktaeder- flächen) ganz gut eine trigonale Anordnung bauen, die auch chemisch negativ 3-wertigen Charakter hat, doch ist damit keine Annäherung oder Analogie zu dem Verhalten von As und SD zu erreichen. In der nachstehenden Übersicht der bisherigen Ergeb- nisse ist zu erkennen, daß ein faßbarer Zusammenhang zwischen Atomsymmetrie und Krystallform in der Tat be- stehen und bei den Elementen auch deutlich zum Ausdruck kommen muß. Von den 43. krystallographisch bekannten ‚Elementen bestätigen 23, also mehr als die Hälfte, ohne Zwang diese Anschauung. Bei 4 Elementen läßt sich unter Vorbehalt noch eine passende Elektronenanordnung angeben, für 16 Elemente, also etwas mehr als ein Drittel der bekannten Formen, ist dagegen ohne stark hypothetischen Einschlag 1 Cu, Ag, Au und AI krystallisieren tesseral mit flächenzentrierten "Würfelgittern (5, 7, 18). Dabei besteht aber nur volle Mischbarkeit zwischen Cu und Au wie auch Au und Ag, nicht aber zwischen Au und AI, was bei der bis ins Detail übereinstimmenden Gitterkonstruktion (a — 407 X 1078 cm in beiden Fällen) ganz unverständlich wäre, wenn nicht der Atombau selbst hier mitspielte. Al kann mit einem Kugelatom gedeutet werden, Cu, Ag und Au scheinen besser als Wirtelatome erfaßbar. Dieser Unter- schied muß unbedingt in der Mischbarkeit zum Ausdruck kommen. 142 H. Tertsch, Tabelle der bisherigen Ergebnisse bezüglich (des Atombaues. Übereinstimmung zwischen Elek- angenommener Elektronenverteilung tronen- und wahrer Krystallsymmetrie Keine. Krystalliomn zahlager | bekannt äußeren i Schlecht Schale Gut Zweifelhaft| oder gar ‚uicht | 1 Na, K — == Li, Rb, 08 2 Be, Mg, Ca — _ Sr, Ba, Ra 3 — — Al D, 50, 4 G, 52, Ti, Th — — Zu, Ce 5 — — Fe "N, NG, Bo, 6 Cr, U u S O, Mo, Na e — — — F, Cl, Mn, N 43, N 61 B ash) ae Te — En Ne, Ar, Sm I — 0 Co, Rh Eu 10 Ni, Pd — — Ga 11 — _ Cu, Ag Tb 12 Zn, Cd _ — Dy 13 Ga — In Ho 14 Ge NY7 — Er 15 _ As, Sb — Be 16 — — Se, Te Ad 17 — — Be I: Cp 18 — — .— 1 B 19 = — — Ta 20 114 — — — 21 — — — N 75 22 Os _ —— — 23 — Ir — — 24 Pt — — — 25 ee — Au. — 26 — — Ag — 2 — _ — TI 28 Pb _ — — 29 — — Bi En 30 = -— — Po 31 _— = - N 85 32 E= = — Em Krystallographische Bemerkungen zum Atombau. 113 derzeit noch keine befriedigende Lösung der Frage um den Zusammenhang von Atom- und Krystallbau gelungen. Eine Überprüfung der Liste läßt erkennen, wie viele offene Fragen noch vorliegen, für wie viele Elemente vor allem, von den Edelgasen abgesehen, noch nicht einmal die Krystall- gestalt bekannt ist. Die röntgenologische Durchforschung der Materie, und hier vor allem die Methode von Debye-Scherrer, ist ganz besonders geeignet, auch im Falle sehr ungünstiger Krystallisation, wenn nur überhaupt ein krystallines Pulver vorliegt, das Krystallsystem gleichzeitig mit der Struktur auf- zudecken. Ist auch die mathematische Auswertung der Debye- Resultate besonders bei nicht-tesseralen Körpern sehr schwierig und umständlich, so ist doch bei den Elementen der gewaltige Vorteil nicht zu unterschätzen, daß nur einerlei Art von Atomen für die Lösung des Strukturproblems zu berück- sichtigen ist. | Jedenfalls ist heute schon klar, daß die geheimnisvolle‘ »Kohäsionskraft« der bisherigen Krystallphysik und Krystall-- chemie restlos durch elektrische, rechnerisch erfaßbare Kräfte ersetzt werden muß [vgl. Born (5)] und daß physikalische und chemische Überlegungen übereinstimmend mit den Forde-- rungen und Erfahrungen der Krystallographie zu einer räum- lichen Verteilung der nach den chemischen Perioden zu. gruppierenden Elektronen führen. 114 H.Tertsch, Krystallographische Bemerkungen zum Atombau. Literatur. (1) Abegg, Zschr. f. anorg. Ch., 50, p. 310 (1906). (2) Behrens, Mikroskop. Gefüge der Metalle u. Legierungen, 1894 (p. 54). (3) Bohr, Phil. Mag., 26, p. 857 (1913); 27 (1914), und 30 (1915). (4) Born und Lande: Sitzber. d. preuß. Akad. d. Wiss., 1918, p. 1048. — _ Verh. d. Deutsch. phys. Ges., 20, p. 202 (1918). — Die Naturwissenschaften, Jahrg. 1919, Heft 9. (5) Bragg, Phil. Mag., 28, p. 355 (1914). (6) Cohen, Inouye, Zschr. f. phys. Ch, 74, p. 202 (1910). (7) Debye und Scherrer, Nachr. d. kgl. Ges. d. Wiss. Göttingen, 1918, P>H01, — _ Phys. Zschr., 19, p. 23 u. 474 (1918). (8) Groth P.v., Chemische Krystallographie (1. Bd., Elemente usw.). Q) Johnsen A., Fortschr. d. Min, Kryst. u. Petrogr., 5. Bd. p az 1m, 1916. Seh Kossel W., Ann. d. Phys., 49, p. 229 (1916). -— Die Naturwissenschaften, 7, p. 339 (1919). (11).-Meyer Stef., Physik. Zschr., 29,. p. 179 (1913). »(12) Moissan, Compt. rend., 7/27, p.:585. (1913). (13) Niggli, Geometrische Be tulorrupite d. Diskontinuums, 2. Bd., Bere Bornträger, 1917—1919. (14) Rinne, Zentralbl. f. Min. etc., 1919, 161. (15),Scherrer, Physik. Zschr:;, 79, PZEIKLIIS: (16) Schönflies, Krystallsysteme u. Krystallstruktur, Leipzig, Teubner, 1891. (17) Stock, Ber. d. chem. Ges., 4/1, p: 250, 764 (1908). (48) Vegard, Phil. Mag,, 31, p. 83.1916) ,32% p. 65 (1936)! 19) Voigt W.,, Physik. Zschr,, 29) p. 287 (1938): Über das Vorkommen von Gipskrystallen bei den Tamaricaceae Von Hermann Brunswik Aus dem Pflanzenphysiologischen Institut der Universität in Wien Nr. 135 der zweiten Folge (Mit 1 Tafel und 1 Textfigur) (Vorgelegt in der Sitzung am 18. März 1920) Im-Jahre 1887 beschrieb Volkens! für einige Tamarica- ceenarten (Reaumuria hirtella Jaub. et Sp. Tamarix arti- culata Vahl, T. mannifera Bunge, T. tetragyna Ehrb.) das regelmäßige Vorkommen von epidermalen Drüsen, die ein Gemisch von hygroskopischen Salzen (Chlornatrium, Magne- sium- und Calciumverbindungen) sezernieren. Diese Drüsen sind wahrscheinlich eine anatomische Anpassung an die xero- phytische Lebensweise, denn die Tamaricaceae zählen zu den Charakterpflanzen der Steppen- und Wüstenflora. Eine zu- sammenfassende Beschreibung des Baues dieser Drüsen, ihrer Entwicklungsgeschichte und des Sekretionsmechanismus gab Brunner? in seinen Beiträgen zur. vergleichenden Anatomie der Tamaricaceen. Die physiologische Bedeutung der so ausgeschiedenen Salzkrusten ist freilich noch umstritten. Während ihnen Volkens! und Brunner” die Fähigkeit zuschreiben, Wasser 1G. Volkens, Die Flora der ägyptisch-arabischen Wüste, 1887, p. 27 und 106. | | 2 C. Brunner, Beiträge zur vergleichenden Anatomie. der Tamarica- ceen. Mit. Botan. Staatsinst. Hamburg, 1909, p. 89— 162. 116 H. Brunswik, aus der Atmosphäre anzusaugen und der Pflanze zu über- mitteln, deutet sie Marloth! als Transpirationsschutz. In jüngerer Zeit betonen Stahl? und Haberlandt,’ daß die Pflanzen sich dadurch nur des die Assimilation und das. Wachstum beeinträchtigenden Salzüberschusses entledigen. Doch auch, bei in unseren Breiten kultivierten Tamarix- Arten,(T. tetrandra L., T. gallica L. und T. octandra) können unter Umständen Krusten von ausgeschiedenem Kalkcarbonat auftreten; so beobachtete Molisch* nach langem Ausbleiben von Regen einen solchen Fall am Laurenziberg in Prag. . Jedenfalls enthalten die Tamaricaceae reichlich anorga- nische Kalksalze im Zellsaft gelöst. — Über krystallisierte Exkrete in den Pflanzen selbst finden sich nur wenige und widersprechende Angaben. F. Niedenzu unterscheidet bei Bearbeitung der Tamaricaceae in Engler-Prantl’s Natür- lichen Pflanzenfamilien? die Arten Reaumuria, Hololachne, Tamarix und Myricaria als krystallführend, von Fonguiera,® der er — mit Unrecht — den Besitz von Krystalldrusen im Gewebe abspricht. : Solereder‘ hingegen gibt an, daß »oxalsaurer Kalk in Form von Drusen oder selten von Einzelkrystallen« bei Tamarix, Reaumuria und Fonguiera vorhanden sei, während bei Folo- lachne und Myricaria »keine Krystalle zur Beobachtung ge- langten«. 1 R. Marloth, Ber. der Deutsch. Bot. Ges., 1887, Bd. V, p. 321. Hierbei eine Analyse der Salzausscheidung bei T. articulata mitgeteilt: Ca Cl, 51°9, MgSO, 12:0, MgCl, 47, MgHPO, 3°2, NaCl 5°5, NaNO, 172, Na,C0; 380). 2 E. Stahl, Bot. Zeitung, 1894, Heft VI—VI; Bot. Zeitung (Flora), 13. Bd. (Neue Folge), Zur Physiologie und Biologie der Exkrete, p. 30. 3 G. Haberlandt, Physiol. Pflanzenanatomie, 4. Aufl., p. 454. * Nach einer mündlichen Mitteilung von Hofrat Prof. Dr. Molisch. Vgl. auch H. Molisch, Mikrochemie der Pflanze, 1913, p. 48. 5 Engler-Prantl, Natürliche Pflanzenfamilien, III, 6 u. 6a, p. 289. 6 Auf die in neuerer Zeit erfolgte Abtrennung von Fouquiera als eigene Familie soll erst später eingegangen werden. " H.Solereder, System. Anatomie der Dicotyledonen, 1899, p. 129-132; Nachtrag, 1908, 5 38—39. de Vorkommen von Gipskrystallen bei den Tamaricaceae. 117 Auch Brunner,! dessen vergleichende Untersuchungen sich hauptsächlich auf Stamm und Samenanlage der Tamari- caceae beziehen, spricht von oxalsaurem Kalk, der regelmäßig bei allen Tamarix-Arten, gelegentlich bei Myricaria und Reau- muria anzutreffen ist. Wie von mehrfacher Seite schon betont wurde, wird bei ‚der Diagnose »Kalkoxalat« oft etwas oberflächlich vorgegangen. So auch im vorliegenden Falle. Schon ein kurzes Verweilen der krystallführenden Schnitte von Tamarix-Arten in Wasser, ja selbst in verdünntem Glyzerin zeigt nach meinen Beoo- achtungen, daß die zahlreichen Krystalle wasserlöslich, also sicher kein Kalkoxalat sind. Schwieriger gestaltete sich die positive Beantwortung der Frage nach ihrer Natur. Hiezu war eine genaue Untersuchung ihres chemischen Verhaltens unerläßlich. I. Chemisches Verhalten der Krystalle. Als Untersuchungsmaterial wurden frische Stengel und Blätter von Tamarix tetrandra L. und T. gallica L. benutzt, Arten, die sowohl im Botanischen Garten der Universität Wien als auch in vielen öffentlichen Gärten dieser Stadt kultiviert werden. Nur in zweiter Linie wurde Herbarmaterial ‚(aus dem Hofmuseum Wien) herangezogen. 1. Löslichkeit. Als charakteristisches Merkmal der Krystalle wurde be- reits ihre Wasserlöslichkeit hervorgehoben. Sobald die Krystallhältigen Schnitte mit dem Wasser in Berührung kommen, verlieren die normalerweise stark licht- brechenden, bläulich schimmernden Drusen und Einzelkrystalle fast momentan diese Eigenschaften, so daß sie bald grau- schwärzlich und stark angegriffen erscheinen. In 20 Minuten — bei nicht zu dicken Schnitten unter dem Deckglas — ver- schwinden die letzten Krümmeln restlos.. 1 C. Brunner, l.e., p. 94—95. 118 H. Brunswik, Die Krystalle lösen sich also schon in kaltem Wasser; diesem Umstande ist es zuzuschreiben, daß sie in ver- dünntem Glyzerin schon nach mehreren Stunden gelöst sind, ja daß sie sich in konzentriertem Glyzerin nur wenige: Tage halten. Ebenso kann auch Glyzeringelatine die Krystalle nur einige Wochen konservieren. Unlöslich sind die Krystalle in absolutem Alkohol,. Xylol, Äther und Chloroform. Als Einbettung für die Schnitte wurden daher Damarharz und Kanadabalsam ver-- wendet. In konzentrierter HCl, HNO,, H,SO, sind die Krystalle ohne Fällung und ohne Aufbrausen löslich, wenn auch durchwegs langsamer als in destilliertem Wasser unter sonst. gleichen Bedingungen (in konzentrierter HCl z. B. in zirka 30 Minuten); in Eisessig unlöslich. In gesättigter Oxal- säure sind sie scheinbar auch unlöslich; doch zeigt ein Über- tragen der Schnitte darauf in Wasser, daß sie nun auch. wasserunlöslich geworden sind, daß sie sich also mit Oxal- säure chemisch umgesetzt haben (siehe Ca-Nachweis). Alkali wie NH,, NaOH, KOH lösen sie; auf die sekun- däre Fällung typischer Krystalle mit konzentrierter Kalilauge soll erst beim Nachweis des Kations näher eingegangen. werden. 2. Reindarstellung der Krystallsubstanz. Zusammenfassend können zwei Eigenschaften als für die: Substanz charakterisierend aufgestellt werden: völlige Un- löslichkeit in Eisessig bei gleichzeitiger guter Wasser- losnehkeit. Dies weist auch den Weg zur Reingewinnung. In kleinen Mengen, auf dem Öbjektträger, wurde die Substanz iso- liert, indem man aus den frischen Schnitten mit destilliertem. Wasser umkrystallisieren läßt und mit konzentrierter CH,.COOH den Rückstand gründlich spült, so daß alle anderen Krystal- linischen Ausscheidungen entfernt werden. Um den Stoff in größeren Mengen zu erhalten, werden fein zerkleinerte: Blatt- oder Stengelstücke, die sich als besonders krystallreich. erwiesen, 24 Stunden mit destilliertem Wasser ausgezogen. u Vorkommen von Gipskrystallen bei den Tamaricaceae. 119» und das — eventuell eingeengte — Filtrat mit einer mehr- fachen Menge Eisessig versetzt. Der ausfallende Niederschlag, in feinen Nadelbüscheln krystallisierend, erweist sich in seinen Eigenschaften völlig gleich den in der Pflanze vorkommenden. Krystallen. 3. Verhalten bei der Veraschung. Nach dem Veraschen der Schnitte durch einmaliges Auf-- glühen behalten die Krystalle ihre Form bei, sind jedoch leicht gebräunt — wohl infolge organischer Beimengungen — und zeigen eine gekörnt-gestreifte Struktur. Ihre Löslichkeit wird dadurch in keiner Weise beein-- trächtigt. In Wasser bleiben sie löslich, so daß man sie- auch aus der Asche umkrystallisieren kann. In konzentrierter CH,.COOH völlig unlöslich, lösen sie sich nur langsam und ohne Gasblasenentwicklung in konzentrierter HCl, rascher in HNO, und H,SO,. — Ebenso verhält sich die aus’ dem Extrakt gefällte Reinsubstanz; die einzelnen Nadeln schmelzen zu kleinen Körnchen zusammen, die wasserlöslich bleiben. Die Substanz wird also durch das Glühen in keiner‘ Weise verändert; schon dadurch ist die Möglichkeit, daß. ein organisches Salz vorliegt, ausgeschlossen. 4. Nachweis des Calciums als Kation. Empfindliche Ca-Reaktionen stehen eine ganze Reihe zur- Verfügung. Die gebräuchlichste, die Fällung des Ca als Gips,. war im vorliegenden Falle, wie noch gezeigt werden wird,. nicht gut anwendbar. Doch verbleiben immer noch die Fällung‘ des Ca mit. Oxalsäure und die in letzter Zeit von Molisch! empfohlenen Reaktionen mit Sodalösung und einem Gemisch: von ‚konzentrierter Kalilauge mit Kaliumcarbonat. Alle drei angeführten. Reaktionen fallen mit frischen: Schnitten positiv aus; jedoch ist die Fällung infolge der leichten Wasserlöslichkeit der Krystalle keineswegs lokalisiert. . 1 H. Molisch, Nachweis von gelösten Kalkverbindungen mit Soda; Nachweis von Kalk mit Kalilauge oder KOH--K,CO,. Ber. d. Deutsch.. Botan. Gesellsch., Bd. XXXIV, Heft 5 und 6. 4:20 H. Brunswik, Der Einwand ist hiebei berechtigt, daß damit nicht das Ca ‘in den Krystallen, sondern nur der allgemeine Calciumgehalt der Schnitte nachgewiesen wurde. Immerhin macht schon ein Vergleich der ausgefallenen Menge von Kalkoxalat, Gaylussit (Na,CO,.CaCO,+5 H,O), respektive des Kaliumcalciumcarbo- nats (2 CaCO,+3K,CO,+6H,0) bei einem reichlich Krystalle führenden Schnitt und einem gleichgroßen vom selben Pflanzen- teil, der keine Krystalle enthält, es sehr wahrscheinlich, daß die Krystalle Calcium enthalten. Eindeutig und beweisend wird erst der positive Aus- ‘fall der genannten drei Reaktionen, wie er mit der auf dem Objektträger isolierten oder durch Eisessig gefällten Substanz gelingt. Eindeutig ist schließlich das bereits erwähnte Ver- halten der Krystalle mit konzentrierter Oxalsäure, wobei eine vollkommene Umsetzung — unter Beibehalten der äußeren "Gestalt — in das wasserunlösliche Kalkoxalat erfolgt. Die Krystalle sind demnach, wie es auch das Nächst- liegende ist, .einvwasserlösliches Calciumsalz.. 27 Die; übliche; Fällung; des, Ca ‚mit.,2 ‚bis,10.4 E50, 35 -Gips gelingt natürlich auch, sowohl mit den Schnitten wie mit der reinen Substanz. Auch hiebei ist ein lokalisierter Nachweis infolge der Löslichkeit der Krystalle im allgemeinen ‘nicht möglich. Bereitet man sich jedoch die 2°, Schwefel- säure nicht mit. Wasser, sondern: mit einem zirka 30%, Alkohol , oder .30°), : Essigsäure, So sSelzen sich Ber 203 wendung dieses Reagenz — die Schwefelsäure verhält sich ‚gegen Alkohol und Essigsäure indifferent — im frischen Schnitt wie im umkrystallisierten Zustand die Gipsnadel- büschel direkt an die korrodierten Krystalle an. Diese Methode wäre für alle leicht wasserlöslichen Ca-Salze zu empfehlen. In vorliegendem Falle jedoch handelt es sich, wie noch ge- zeigt werden wird, nicht um eine Neubildung von Gips, sondern bloß um ein Umkrystallisieren des schon vorhandenen CaSO, in die bei saurer Lösung immer auftretende Nadel- büschelform. — Infolge der Wasserlöslichkeit der vorliegenden Krystalle liegt es im Bereich der Möglichkeit, daß das Ca nicht das einzige Kation der Substanz sei, daß es sich viel- "mehr um ein Calciumdoppelsalz handeln könne. Vorkommen von Gipskrystallen' bei den Tamaricaceae. 121 In Betracht kommen hiebei vor allem.die Alkalimetalle und’ das Magnesium. Die üblichen mikrochemischen Reaktionen ‚auf Kalium, Natrium und Ammonium verlaufen jedoch sämtlich negativ. Magnesium ist zwar reichlich im Gewebe vorhanden, wahrscheinlich als MgCl, (Halophyt); ‚bei‘ An- wendung der Methode von Richter! (0'1°/, NaHNH,PO,+ +12 H,0- in: Ammoniakatmosphäre) fallen ‚sofort reichlich Krystalle von Magnesiumammoniumphosphat aus, bevor noch die zu untersuchenden Krystalle wesentlich gelöst erscheinen, Wäscht man die Schnitte hierauf in Alkohol aus und setzt die Magnesiumreaktion bis zur: Lösung der Krystalle fort, so fällt kein Magnesiumammoniumphosphat .mehr aus. Natürlich beweist der negative Ausfall der Magnesiumprobe mit der iso- lierten Substanz noch viel strenger, daß’ die Krystalle auch kein Magnesium enthalten. Die bei den Tamaricaceae vorkommenden Krystalle sind .demnach ein einfaches Calciumsalz. 5. Nachweis der Schwefelsäure als Anion.. Durch die Löslichkeitsverhältnisse und das Verhalten der Krystalle beim Veraschen, wie sie bereits geschildert wurden, ist es möglich, von vornherein den Kreis der in Betracht kommenden Anionen recht eng zu ziehen. Die organischen Säuren können völlig ausgeschaltet werden und wasser- lösliche, einfache Calciumsalze bilden von den anorgani- schen Säuren nur: HCI, (HBr, HJ), HNO,, HNO,, H,PO, (als primäres oder sekundäres Salz) und schließlich H,SO, als den schon schwerer löslichen LM), Kids... — Die Möglich- keit, daß ein Doppeisalz vorliegt, wurde —— früher aus- ‚geschlossen. _ Da die Krystalle keine Diphenylaminprobe nach Molisch liefern und auch die mikrochemischen Reaktionen für Phosphor- säure negativ verlaufen — Phosphate sind übrigens in Eis- ‚essig löslich Frl, verbleiben zur näheren Untersuchung nur Schwefelsäure und Salzsäure als Anion. 10. Richter, Untersuchungen über das Magnesium und seine Be- -ziehungen zur Pflanze; I. Teil. Diese Sitzungsber.,, 1902, Bd. CXI, p. 171. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. i, 129. Ba. 9 r22 H. Brunswik, Die mikrochemischen Reaktionen für das SO,-Ion sind,. wie Molisch! betont, wenig charakteristisch und zum Teil nicht eindeutig. Bei den relativ kompakten Mengen, welche- die Krystalle in den einzelnen Zellen darstellen, liefert jedoch" die Fällung von BaSO, mittels einer konzentrierten Ba Ch- Lösung: ganz brauchbare Ergebnisse. Trägt man die frischen. krystallführenden Schnitte in eine Bariumchloridlösung ein, so- setzen sich alsbald die Krystalle in eine dunkle, schwarze, körnig-streifige Masse um, die fast gleichmäßig die betreffenden Zellen erfüllt. Wäscht man nun die Schnitte aus und bringt‘ sie in Königswasser (2 Teile konzentrierte HC1+1 Teil kon- zentrierte HNO,), so bleiben die dunklen krystallinischen: Komplexe völlig ungelöst. Es unterliegt keinem Zweifel, daß. es sich um gefälltes Bariumsulfat handelt. | Mit den isolierten Krystallen bildet sich ein feinkörniger‘ Niederschlag, der ebenfalls in allen Säuren ungelöst bleibt. — Eine mit einer größeren Menge der rein dargestellten Sub-- stanz makrochemisch durchgeführte Fällung mit BaCl, ergab einen reichlichen Niederschlag, der sich auch beim andauernden Kochen mit Königswasser nicht löste. Schließlich wurde mit der Substanz die in A Minera-- logie gebräuchliche Heparreaktion mit stets positivem Er- gebnis (Schwärzung des Silberbleches durch die befeuchtete: Sodaschmelze) durchgeführt. Die hiebei. verwendeten Re- agenzien, sowohl die Soda wie die Kohle, waren geprüft. schwefelfrei. DieKrystalle sind demnach reine GipskrystalleCaSO,+ 2 H,O, sowohl nach ihrem mikrochemischen Verhalten in den Schnitten wie auch nach der makrochemischen Analyse der‘ isolierten Substanz. Die erschwerte Wasserlöslichkeit des. Gipses 1:400 erklärt es überhaupt, wieso es möglich ist, daß. eine wasserlösliche Substanz in der lebenden Zelle aus- krystallisieren Kann. CaCl,- oder CaNO,-Krystalle in der‘ Pflanze wären schon aus diesem Grunde unmöglich, da hiezu. Salzkonzentrationen nötig wären, die auch ein Halophyt nicht. vertragen würde. & ı H. Molisch, Mikrochemie der Pflanze, 1913, p. 61. Vorkommen von Gipskrystallen bei den Tamaricaceae. 123 Es erübrigt noch zu erwähnen, daß Chloride, wie es bei diesen Salzpflanzen nicht wundernimmt — die Fähig- keit, Chloride mittels der epidermalen Drüsen auszuscheiden, wurde bereits eingangs festgestellt —, im Zellsaft mikro- chemisch leicht nachzuweisen sind, mit den Krystallen aber gar nichts zu tun haben. I. Beschreibung der Krystalle. Bisher wurde von den Krystallformen des natürlichen Vorkommens und wie sie sich beim Umkrystallisieren und Fällen des Gipses ergeben, noch nichts erwähnt, um jetzt im Zusammenhang, als Kontrolle und Bestätigung des chemi- schen Untersuchungsergebnisses, diese Frage zu behandeln. Der Gips kommt bei den Tamaricaceae meist in Drusen in der Größe von 15 u bis 35 u vor. In ihrem Gesamthabitus ähneln sie den bekannten Kalkoxalatdrusen, so daß eine Ver- wechslung bei bloßer Betrachtung leicht erklärlich erscheint. Unter besonderen Umständen, z. B. in den englumigen Mark- strahlzellen, kommen auch schön ausgebildete Einzel- krystalle vor. Diese sind dann (siehe Tafel, Fig. 1) regel- mäßig-sechseckige oder rhombische Plättchen, manchmal auch mit abgerundeten Ecken. Die Drusen sind, wie man durch Aufhellen der Schnitte in Damarharz oder Kanadabalsam fest- stellen kann, eine Übereinanderschichtung solcher Plättchen unter teilweiser Verschmelzung. Ohne eine solche Behandlung erscheinen die Drusen als eine homogene, stark lichtbrechende Masse; fast regelmäßig enthalten sie einen dunklen Kern, wie es Tunmann! für zahlreiche Oxalatkrystalle angibt. Die Natur dieser Kerne, die am besten in Kanadabalsam hervortreten, ist zweifelhaft. Da jedoch diese Bildungskerne zuweilen auch in Einzelkrystallen feststellbar sind, so dürfte es sich dabei nur um zufällige Einschlüsse organischer Natur bei der Krystallbildung handeln. Etwas verwirrend erscheinen die Krystallformen in ihrer großen Mannigfaltigkeit, die man durch Umkrystalli- 1 O.Tunmann, Pflanzenmikrochemie, 1913, p. 139. 124 ru) “ H. Brunswik, sieren aus frischen Schnitten oder. bei der Fällung. mit Eisessig erhält. Bestimmend für‘ ihre Form ist vor allem die Reaktion‘ der Mutterlauge (sauer, neutral etc.), die Ge- schwindigkeit ihres Ausfallens (Konzentrationsgefälle) ‘und schließlich die Größe des zum Krystallisieren zur Verfügung stehenden Raumes (unter oder außerhalb des Deckglases, im Tropfen oder in der ausgebreiteten freien Flüssigkeit). Man kann 'am ‚besten vier Haupttypen der so ge- wonnenen Krystalle unterscheiden, wobei zu betonen ist, daß es unter Berücksichtigung der oben angeführten Faktoren jeder- zeit gelingt, den einen Krystallisationstypus in den anderen überzuführen. Daß es sich also’ stets um dieselbe Substanz handelt, ist dadürch völlig unzweifelhaft. Der erste Typus ist der Nadeltypus. Aus saurer Mutter- lauge fällt der Gips 'in feinen Nadeln, nadeligen Durch- kreuzungen und dichten Nadelbüscheln‘ aus. Es ist derjenige Typus, der bei der'' gebräuchlichen 'Ca-Reaktion "mit | ver- dünnter H,SO, auftritt. Vereinzelt finden sich auch die charak- teristischen Schwalbenschwanzzwillinge, für die ein Winkel von 104° (respektive 76°) oder: 130° angegeben wird. Der Plättchentypus entsteht bei neutraler Reaktion (beim Umkrystallisieren mit‘ destilliertem Wasser), wenn die Lösung unter dem Deckglas hervortritt, die Krystallbildung daher größtenteils außerhalb des Deckglases erfolgt. (Das Deckglas wirkt dabei’ verdunstungshemmend.) 'Vorherrschend sind rhombische Plättchen, häufig mit zwei gerundeten Kanten neben ET BRN Rue ale, und a Zwil- lingen.! neutlsnnut ars Bei raschem Verdunsten’ des Wassers, also ‘bei Tropfen öhne rn bilden sich die Gipskrystalle in ‘quadrati- 1 ts v Ku (Mikroskopische Studien ie die Krystallisation des- Gipses. Versuche von Otto Maschke, mitgeteilt von Heinrich Vater, Zeitschr. f. Krystallographie ete., 'XXXIIL Bd., 1.'Heft,.1900) wies nach, daß dieser Typus der von! Lösungsgenossen unbeeinflußte, dem Gips: bei ‚Kıystallisa- tion aus. zusatzireier, Lösung, zukommende . ist. Zugleich stellte er auch das Zurücktreten der Bildung von Zwillingen sowie das wechselnde Ver- hältnis der Achsenlängen ee — tafelförmige Baal bei diesem Grundtypüs' fest B na y . . \ . OF Vorkommen von Gipskrystallen bei den Tamaricaceae. 125 ‚schen Formen und kugeligen Sphäriten:aus und sind so für die Substanz am wenigsten’ charakteristisch. Am seltensten tritt der Hanteltypus aus wässeriger, neutraler Lösung auf; hiebei wird. der Gips in Form von Hanteln, pilzhutförmigen Gebilden, Doppelpinseln, Kleeblatt- formen und breiteren Spießen frei in der Mutterlauge unter dem Deckglas zum Ausfallen gebracht. Vorbedingung hiezu ist knappes Anliegen des Deckglases ohne Hervortreten von Flüssigkeit unter dem Deckglasrand, so daß die Verdunstung stark verlangsamt wird. — Dieselben vier Krystallisations- typen können auch aus einer Lösung von käuflichem Gips erzielt werden. | Wie die Versuche ©. Maschke’s! ergaben, lassen sich Gipskrystalle durch Zusatz von Eosin oder Hämatoxylin zur Mutterlauge in charakteristischer Weise färben. Die Farbstoff- aufnahme ist hierbei »molekular«, erstreckt sich jedoch nicht durch die gesamte Masse der Krystalle, sondern es färben sich nur die zu {1014—Poo gehörigen, Sektoren (= An- wachskegeln), so daß die Krystalle infolge der Färbung die sogenannte Sanduhrstruktur annehmen. (Anorganische Kry- stalle mit Sanduhrstruktur können noch aus Strontiumnitrat hergestellt werden.) Die färbenden Substanzen sind nicht iso- morph mit den Krystallen. Dieses typische Verhalten des Gipses kann leicht dazu benutzt werden, sich zu vergewissern, ob man Gipskrystalle vor sich hat oder nicht. Tatsächlich gelangen die Färbungen mit der aus der Pflanze rein dargestellten Krystallsubstanz in vollkommen gleicher Weise wie mit käuflichem Gips. Am ‚besten bewährte sich eine nicht zu starke wässerige Eosin- lösung, während das von Maschke ebenfalls verwendete Hämatoxylin (Färbungen gelangen ihm auch mit Natron- karmin und Lackmus) infolge seiner leichten Zersetzlichkeit keine guten Resultate liefert. Mit Bismarckbraun jedoch ge- lingen, wie‘ ich feststellen konnte, die Färbungen ebenso schön wie mit Eosin, während sich. Methylgrün, Methyl- und Gentianaviolett hiezu: nicht eignen. — Ein direktes 1 HA. Vater, 1. c., p. 60—67. IB H. Brunswik, Umkrystallisieren des Gipses aus den frischen Schnitten mit wässerigem Eosin oder Bismarckbraun gelingt wegen des hohen “Gerbstoffgehaltes der Pflanzenteile bei den Tamarica- ceae nicht, wäre jedoch in anderen Fällen eine elegante Methode des Gipsnachweises. Herr W. Koppi, Demonstrator am mineralogisch-petro- graphischen Institut.der hiesigen Universität, hatte die Freund- lichkeit, die Krystalle auf ihr optisches und krystallographi- sches Verhalten hin zu untersuchen, wofür ich ihm auch an dieser Stelle bestens danken möchte. Er teilte mir folgendes mit: »Von den vorgelegten Präparaten zeigen die durch Fällung mit Essigsäure und Umkrystallisieren in Destillat erhaltenen Krystalle im allgemeinen das für mikroskopische Gipskrystalle charakteristische Bild; Büschel dünner, spitzer Nadeln, größere Schwalbenschwanz- und Durchkreuzungszwillinge, daneben größere und dickere, rhomboidal umgrenzte Einzelkrystalle (30X 30 u bis SOX 50 m). Die Doppelbrechung ist niedrig, die mnehen Krystalle zeigen zwischen gekreuzten Nicols kaum merkliche Auf- hellung, die dickeren ein Graublau bis Weiß erster Ordnung. An den größeren, rhomboidal um- grenzten Krystallen konnten die Kantenwinkel und Auslöschungs- winkel gemessen und dadurch die Lage der Krystalle und die auftretenden Flächen bestimmt werden. Die Krystalle liegen fast durchwegs auf der {010}-Fläche. Der Kantenwinkel an der Spitze der rhomboidalen Krystalle ist Tem = 0,01 15: stumpfer als der der normal aus käuflichem Gips dargestellten mikroskopischen Krystalle; die Messung ergab einen mittleren Wert von 70° (Goldschmidt, Winkeltabellen: 70° 12’), ent- sprechend dem Winkel zwischen ‘der Fläche {103} und der Trace der {100}. Die a erscheint gekrümmt (siehe Text- figur). Vorkommen von Gipskrystallen bei den Tamaricaceae. Die Schwingungsrichtung a geht durch den spitzen Winkel ‚der Krystalle und bildet mit der Kante der Flächen {110, 010} einen Winkel von ungefähr 37° (berechnet 1. c. 36° 20’). Der mittlere Brechungsexponent ßB stimmt mit den An- gaben für Gips (ß = 1'5247) gut überein; er wurde durch Einbettung in ein Benzol-Bromnaphtalin-“-Gemisch zu 1'526... bestimmt.« II. Vorkommen und Verbreitung der Gipskrystalle bei den Tamaricaceae. Die Gipsausscheidungen konnten im. Stamm, im Laub- blatt, in der Blüte, in Samenanlage und Samen nachgewiesen werden. ‘Im mehrjährigen Holze kommen sie — im Gegensatz. zu den Oxalatkrystallen bei vielen Holzgewächsen — nur sehr spärlich vor. Da, einjährige Sprosse in Mark und Rinde reich- lich Gipskrystalle enthalten, so müssen diese: bei weiterem Wachstum . infolge erhöhtem Wasserzustrom wiederum. in Lösung gehen. Überhaupt scheint das Auftreten der 'Gips- krystalle mehr gebunden an die stärker transpirierenden Organe, also an das chlorophyliführende Gewebe (Blätter, einjährige grüne Zweige) und an Blüte und Fruchtknoten. Besonders reichlich und regelmäßig sind.die Krystalle zu finden: Br | aid 1. Inden Blättern. Da hiebei die Drusen in den inneren Zellreihen des chlorophyliführenden Mesophylis, ganz ein- gekapselt: im. plasmatischen Zellinhalt, zu liegen. kommen, können: sie ohne Anwendung besonderer Hilfsmittel leicht übersehen werden.. Durch ‚Behandlung der Schnitte mit kon- zentrierter Schwefelsäure, wobei die Krystalle viel lang- samer als das ‘umliegende ‚Gewebe zerstört. werden, .. oder durch. Veraschung der Blätter kann man eine’ Übersicht über ihr reiches Vorkommen in diesen Organen ‘gewinnen. Die besten Resultate jedoch: liefert die übliche Aufhellung der Schnitte. oder ganzer Blätter in Chloralhydrat (5:2) (siehe Tafel, Fig. 2), wobei freilich die Gipskrystalle langsam angegriffen werden, so daß innerhalb zweier Tage in der Umgebung des Schnittes reichlich Gipsnadeln, vereinzelt 128 yonht H. Brunswik, Schwalbenschwanzzwillinge ‘ausfallen, während die 'Drusen:» selbst zerkrümmeln. © Chloralhydratpräparate können’ daher: nicht zur dauernden Konservierung der‘ Gipskrystalle ver- wendet werden. 2. In den. einjährigen Zweigen, sowohl im Mark wie- in der Rinde, manchmal in den jungen Markstrahlen. Im Mark können im Herbst die Krystalle und gespeicherte Stärke nebeneinander in denselben getüpfelten, sklerenchymatischen Zellen vorkommen. — Direkt gespeichert und förmlich &e- staut sind die Gipsdrusen bei Tamarix-Arten in der Rinde des Stengelfußes, wobei die Zellen, in welchen sie zu liegen kommen, deutlich verholzt sind. Während sie bei T. tetrandra (Exemplare aus Wien) nur einigermaßen sklerenchymatisch verdickt sind, finden sich bei anderen Tamarix-Arten weitaus stärkere Sklerenchymzellen (siehe Tafel, Fig. 4), die bei T. laxa u. a. schon den Habitus von Steinzellen haben. Brunner! betont in seiner Untersuchung, daß .diese »diffuse Sklerose« für alle Tamariceen typisch sei, wenn sie auch bei einzelnen Arten vor der Korkbildung nur schwach auftritt; zugleich stellt auch er fest, daß diese Steinzellen fast immer Krystalle enthalten. | Da die Gipskrystalle in der primären Rinde’ nur in diesen verholzten Zellen und niemals im Parenchym vorkommen, besteht hier offensichtlich ein ursächlicher Zusammenhang. Da nichts dafür spricht, daß die Pflanze die primär ent- standenen Gipsausscheidungen durch diese Verholzung später förmlich abkapselt und aus dem weiteren Stoffwechsel in 2 diesen »Krystallscheiden«? ausschaltet, so dürfte dieser Be- fund wohl dahin zu deuten sein, daß die Krystallisations- bedingungen in diesen starkwandigen, englumigen Zellen für die bereits konzentrierten CaSO,-Lösungen am günstigsten sind.. Die Krystallablagerung in Blüte, Samenanlage und Samen wurde nur bei Tamarix tetrandra Pall. (Exemplare aus Prag 1916 und dem Mediterrangebiet) und bei 7. Hampeana Boiss. et Heltr. (Persien) untersucht. Sie sind regelmäßig, wenn auch. CH Brunner, 1. e., P.9M. 2. E. Stahl... €,,'9.'85-—- 86 -(Tamarix zitiert). Vorkommen von Gipskrystallen bei den Tamaricaceae. '129 manchmal spärlich nachweisbar und kommen in allen Teilen der Blüte, in den Blumenkronblättern, in den Staubfäden längs der Gefäßbündel, im Griffel und reichlicher in den Kelch- blättern vor, wobei die basalen Anteile der angeführten Ge- bilde bevorzugt werden. — Das Vorkommen von Krystallen in der Samenanlage und in der Samenschale bei den meisten Arten von Reaumuria und Tamarix beschreibt schon Brunner,! so daß nur nachzuweisen war, daß auch diese Ablagerungen Gips darstellen. Über das spezielle Vorkommen der Gipskrystalle bei den einzelnen Arten der Tamaricaceae siehe die folgende Tabelle. Untersucht wurden acht Arten von Tamarix, je drei Arten von Reaumuria und Myricaria, Hololachne soongerica, schließ- lich zwei Arten von Fonuguiera, einer Gattung, die erst in neuerer Zeit als eigene Familie von den Tamaricaceae ab- getrennt wurde (Engler?). Das Material hierzu stammt aus den Herbaren des Hofmuseums in Wien und des Botanischen. Institutes der Universität Wien. 1:G. Brunner, l.c.,.p. 150,. 152,155: | 2 Engler-Prantl, Natürliche Pflanzenfamilien, Nachtrag I, p. 251, und Nachtrag III zu III, 6, p. 228. Vgl. auch G. V. Nash, A Revision of the Family Fouquieraceae in Bull. Torr. Bot. Cl., XXX, 1903, p. 449—459.. H. Brunswik, 480 Übersicht über das Vorkommen der Gipskrystalle bei den Tamaricaceae. Name Fundort assimil. und zwar mehr- Anmerkung ° Blatt End- jährigen sproß Bunde Mark- Mark Stamm strahlen . Stamm in Rinde und Mark T. telrandra Pall. We. Geien)z139, —! —+ —!! — 4! — nur erfüllt mit transitori- Prag 1916 Bo scher Stärke | Cette (Frankreich), Im Mark nebst den Kıy- T. gallicaL. Bengali. — Wien (Bot. —- + — —+ + - stallen in denselben Zellen Garten) transitorische Stärke T. parviflora DC. | Attica 1886. — Triest 1902| +! + ne - — 0 T. phalerica Ndaz. Phaleron + + + _ SE ee ) u A a er ne _—— =. T, laxa Willd. Afghanistan + Sir = — ? 5 yo 0 T. Meyeri Boiss. Palästina 1897 a 7 A = Zi. Sehr spärlich en a En — Hs) | g®5 | Blüten- und Kelchblätter T. Hampeana Boiss. Persien + Ze =! - ? I 3”°| krystallfrei,. ‘sonst “"sehr: 3 reichlich ——onß —— T, octandra Bge. ? —+!| SE + !l — +! Besonders reichlich 1. Tamarix. Krystalle im einjährigen Zweige, Zeichenerklärung: — Gipskrystalle vorhanden, 2 fehlen, ! Gipskrystalle reichlich, ? zweifelhaft, Bee. Vorkommen von Gipskrystallen bei den Tamaricaceae. 131 2. Die übrigen Gattungen. A. Reaumuria hypericoides Willd. Fundort: Nordpersien. Krystalle sowohl in den Blättern wie im Stengel. — In den Blättern sehr zahlreich; formal wie die in den Blättern bei Tamarix-Arten. Drusen. Besonders reich um die Blattnerven gelagert, sonst eingekapselt im chloro- phyliführenden Mesophyli. — In den einjährigen Zweigen ziemlich spärlich, doch als gut ausgebildete Einzelkrystalle (Sechsecke, rechteckige Stäbchen, Wetzsteine etc.); nur ausnahmsweise im Mark auch Drusen wie bei Tamarix. Reaumuria squarrosa Jaub. et Sp. Fundort: Nordpersien. Blattparenchym direkt vollgepfropft mit Gipskrystallen. Zentral an den Leitbündeln Sphärite, runde Platten, die üblichen Drusen wie bei Tamarix; mehr peripher, eckige, polygonale Einzelkrystalle. — Erstaunliche Fülle (siehe Tafel, Fig. 2). — Im Mark und Rinde der Achse nur spärliche Drusen, manchmal Einzelkrystalle. In der Frucht keine Krystalle. Reaumuria vermicnlata L. Fundort: Kairo-Mocatan. Im Blatt wie bei Reaumuria squarrosa, nur nicht so zahlreich. Im Stamm keine Krystalle nachweisbar, jedoch starker Gipsgehalt im wässerigen Auszug der Schnitte. | B. Zololachne soongerica Ehrbg. Fundort: Riddersk (Sibirien). Im Blattparenchym Gipsdrusen wie bei Tamarix, Reaumuria und Myri- caria, jedoch nicht so konstant und regelmäßig wie bei diesen. Drusen meist längs den Leitbündeln, erreichen keine besondere Größe. — Vorhanden auch im assimilierenden Endsproß. Stamm jedoch krystallfrei. C. Myricaria longifolia Ehrbg. Fundort: Irkutsk. Gipsdrusen wie bei Tamarix, im Blattparenchym eingelagert, jedoch ziemlich spärlich. Meist in den Blatträndern und am Blattgrund sowie längs der Gefäße. — Stamm führt in. Mark und Rinde keine Krystalle, nur all- ‚gemeiner Gipsgehalt nachweisbar. Bei dieser und den nächstiolgenden Myricaria-Arten ist Gips in den größeren Epidermiszellen stellenweise in Spießen und strahlig-fächrigen Kıy- stallen ausgefallen — wohl sekundär beim Vertrocknen. Dieser Umstand weist jedoch auf den hohen Ca SO,-Gehalt des. Zellsaftes 'hin, der auch durch wässerige Extraktion nachweisbar ist. Myricaria alopecuroides Schrenk. Fundort: Altaigebirge (Tomsk). Im Blattparenchym fast in jeder der kubischen Zellen eine, wenn auch sehr kleine Krystalldruse oder Gipskörnchen. — Gipsdrusen in normaler Größe nur am Blattgrund längs der Gefäßbündel. Im Stamm keine Gipskrystalle zu beobachten. 182 BYE H. Brunswik, Myricaria germanica L. Fundort: Wien; Norwegen. F Krystalle in den Pallisadenzellen eingekapselt, äußerst spärlich. All- gemeiner Gipsgehalt der Blätter (Epidermis!) und Stengel jedoch bedeutend. — Es bilden sich nur keine faßbaren, nennenswerten Krystallexkrete. D. Fouquiera formosa H. B. K. und Fouguiera splendens Engelm. Fundort: Mexiko. Längs der Blattnerven und in sklerenchymatischen Zellen der Rinde: reichlich wasserunlösliche Sphärite und Drusen, die sich als gewöhn- liches Kalkoxalat erweisen (in H,O und Eisessig unlöslich; Ca-Reaktion mit 20/, H,SO,; verascht zu Kalkcarbonat). Bei allen positiven Angaben über das Vorkommen von GE wurden mit ihnen folgende Reaktionen gemacht: 1. Wasserlöslichkeit; umkrystallisiert in den Nadel-, Plättchen- oder Hanteltypus. — 2. Unlöslichkeit in Eisessig, — 3. Verascht, nur langsam ohne Gasblasenentwicklung in HCI löslich. Das Vorhandensein von Gipskrystallen in größerem (Tama- rix, Reaumnuria) oder geringerem Maße (Hololachne, Myricaria). ist somit bei allen untersuchten Arten der Tamaricaceae nachweisbar, wobei zu betonen ist, daß Krystallexkrete anderer Natur (Kalkoxalat etc.) niemals auftreten. Die Fouquieroideae hingegen, die wegen ihrer sym- petalen Blumenkrone, vor allem wegen ihres Ölreichen Nähr- gewebes (im Gegensatz zum stärkereichen der Tamaricaceae). und anderer Plazentation als eigene Familie (Fouquiera- ceae) abgetrennt wurden, erweisen sich auch in ihrem Chemis- mus wesentlich verschieden, indem sie keine GipskKrystalle wie die Tamaricaceae bilden, wohl aber das verbreitete Kalk- oxalat führen, das dieser Familie wiederum völlig fehlt. Dieser: Befund ist also ein neuer Beweispunkt für die Berechtigung. der Abtrennung der F ouquieraceae von den Tamarisken, Auch die systematisch und ökologisch nahe verwandte Familie der Frankeniaceae (ebenfalls Wüstenpflanzen mit. Salzausscheidung) zeigt sich in diesem Punkte wesentlich verschieden, indem sich bei ihren Vertretern — z.B. bei Frankenia hirsuta L. — wohl Kalkoxalatdrusen, aber keine: Gipskrystalle finden. Vorkommen von Gipskıystallen bei den Tamaricaceae. 133 IV. Physiologische Bedeutung der Gipskrystalle. Bisher sind. nur vereinzelte Fälle eines Vorkommens von Gipskrystallen in der lebenden Zelle bekannt. So identifizierte A. Fischer! die bei den Desmidia- ceen auftretenden Kryställchen als Gips und wies sie bei Closterium, Cosmarium, Micrasterias,. Euastrum, Pleuro- taenium, Penium und Tetmemorus nach. Radlkofer? fand Gipskrystalle bei. den. Capparideen. Ob die kleinen Krystalle bei Marattiaceae und bei Saccharum officinarum wirklich Gips darstellen, wie Hansen?’ angibt, ist noch nachzuprüfen, da Monteverde* sie für Kalkoxalat erklärt. r Der vorliegende Befund der reichlichen Ablagerung von Gipskrystallen und Drusen bei der rein xerophyti- schen Familie der Tamaricaceae rückt es in den Bereich der Möglichkeit, daß auch bei anderen Familien Krystallexkrete, die bisher als Kalkoxalat bezeichnet wurden, sich als Gips erweisen. Eine gewisse Übereinstimmung in der Krystallform und das gleiche mikrochemische Verhalten gegen Essigsäure und Chloralhydrat erklären leicht die Verwechslung. Es ‚wurde. bereits erwähnt, daß bei den Tamaricaceae sich die zahlreichsten Gipskrystalle in den grünen Pflanzen- teilen,: also in den ‚Blättern und einjährigen Zweigen, vor- finden. Diese werden nun im Herbste (Oktober—November) fast restlos abgeworfen und der Gips geht, wie ich mich überzeugen konnte, in wenigen Tagen aus den abgestorbenen, der Bodenfeuchtigkeit und Witterung ausgesetzten Pflanzen- teilen vollkommen in Lösung. Der Boden, in dem die Pflanze steht, wird dadurch neuerdings mit CaSO, angereichert; man 1 A. Fischer, Über das Vorkommen von Gipskrystallen bei den Des- midiaceen. Jahrb.. f. wiss, Bot., 1884, Bd. 14, p. 133. | 2 Vgl. H. 5 olereder, Systematische Anatomie der Dikotyledonen, 1399, p. 82. 3 A. Hansen, Über Sphärokrystalle. Arb. d. Würzburger Inst., 1884; Bd. IH, p. 109, 117—118. - 4 Monteverde, Über Kıystallablagerungen bei Marattiaeeen. Ref. Bot, Zbl., 1887,.Bd.!XXIX, pP. 358. 1. ah ©; 134 | H. Brunswik, könnte also von einem teilweisen Kreislaur des Gipses in diesem Falle sprechen. Sicherlich kann man die Gipskrystalle als ein Krystall- exkret im Sinne von Stahl! bezeichnen. Andere Krystall- exkrete, also Kalkoxalat oder Kalkcarbonat, sind bei den Tamaricaceen nicht vorhanden. | | Zur Erklärung ihres Entstehens läßt sich wohl nur folgendes anführen: Wie schon erwähnt, sind alle Arten der Tamaricaceae Xerophyten, Charakterpflanzen des Mediterran- gebietes, der zentralasiatischen und afrikanischen Steppen und Wüsten. Das spärliche Wasser, das ihnen jeweilig zu Gebote steht, enthält reichliche Mengen anorganischer Calcium- und Magnesiumverbindungen infolge der Bodenbeschaffenheit ge- löst und die Wurzeln müssen sich wohl daran gewöhnen, solche relativ konzentrierte Salzlösungen aufnehmen zu können. Beim Durchpumpen derselben durch die Pflanze wird nur ein geringer Teil der Sulfate zum weiteren Aufbau ver- wertet. Der Überschuß wandert an die peripheren Pflanzen- teile — Blätter- und Endsprosse —- und gelangt dort, infolge der am frühesten erreichten Übersättigung (1: 400), als Gips- krystalie und Drusen zur Ausfällung, während die wasser- löslicheren Salze (Chloride, Carbonate, MgSO,) durch die epidermalen Drüsen, die sicherlich als umgewandelte Hyda- toden aufzufassen sind,? in Form von Salzkrusten abgeschieden r werden. Bei den in unseren Breiten in normal zusammengesetztem Boden kultivierten Tamaricaceae kommt es im allgemeinen (Ausnahmen: die schon eingangs erwähnte Beobachtung von Molisch) nicht mehr zur Ausbildung von Salzkrusten; die Exkretion von Gipskrystallen erscheint jedoch quantitativ und qualitativ völlig gleich wie bei den Arten der Wüste. CaSO, steht — im Gegensatz zu den Chloriden — den Pflanzen auch hier zur Verfügung und die Wurzel behält die Fähig- keit gesteigerter Salzaufnahme, einmal erworben, bei, so daß auch die bei uns kultivierten oder heimischen (Myricaria 1 E. Stahl, Zur Physiologie und Biologie der Exkrete, Flora, 13. Bd., 1919; 9. Pu 2 Vgl. G. Haberlandt, Physiolog. Pflanzenanatomie, 4. Aufl., p. 454, Vorkommen von Gipskrystallen bei den Tamaricaceae. 139 germanica L.) Tamaricaceae ihren Sulfatüberschuß als Gips ablagern und ihn jeden Herbst mit dem Laubfall größten- teils abstoßen. V. Zusammenfassung. 1. Die bei den Tamaricaceae vorkommenden Krystalle bestehen nicht, wie man bisher angenommen hat, aus Kalk-- oxalat, sondern aus Gips. 2. Ihre Gipsnatur wurde mikro-, makrochemisch und krystallographisch erwiesen. 3. Das Vorkommen der Krystalle innerhalb der Familie der Tamaricaceae erstreckt sich in stärkerem oder geringerem Maße aufsämtliche untersuchte Arten ihrer vier Gattungen: - Tamarix, Reaumuria, Myricaria, Hololachne. 4. Die Arten von Fouguiera (jetzt Fouquieraceae) ent- halten keine Gips-, wohl aber Kalkoxalatkrystalle. Es ist dies- ein neuer Beweis für die Berechtigung der erfolgten Abtren- nung von Fouguiera als eigene Familie. Auch die nahe ver- wandten Frankeniaceae führen bloß Kalkoxalat. 5. Die Lokalisation der Gipskrystalle in der ein- zelnen Pflanze ist folgende: Im Mesophyll, besonders längs den Blattnerven, entlang der Leitbündel in Mark und Rinde, dort häufig in sklerenchymatischen Zellen. Unter Umständen sind Pflanzenteile, z.B. das Mesophyli (Reaumuria) oder der‘ Stengelfuß einjähriger Zweige (Tamarix) dicht angefüllt mit. Gipskrystallen. Am Schlusse meiner Arbeit ist es mir ein Bedürfnis, Hofrat Prof. Dr. Hans Molisch und Herrn Assistenten Dr. Gustav Klein für ihre vielfachen Anregungen und ihre- Unterstützung meinen besten Dank ausdrücken zu dürfen. ‚136 Fig. 1a. Fig. 1b. Fig. 2. ie. 3. io, ‚Au, H. Brunswik, Vorkommen von Gipskrystallen .ete., / Erklärung ‚der Tafel. Feten der bei den Tamaricaceae vorkommenden Binzelktystalle und Drusen von Gips CaSO,-+2H30. Vergr. 285. Mit Eosin und Bismarekbraun künstlich gefärbte Gipskrystalle (Sanduhrstruktur). Gefärbte Anwachskegel (a). Vergr. 285. Blattquerschnitt von Reaumuria squarrosa Janb. et Sp. Vertieft gelagerte Epidermisdrüsen (Ar). Besonders reiches Vorkommen. von Gipskrystallen (g) im Mesophyli. Speichertracheiden (sp) (Vesque). Vergr. 60. Re Querschnitt durch einen Endsproß von Tamarix telrandra Pall. Assimilationsgewebe (as) noch vorhanden. Zahlreiche Gipskrystalle (9) außerhalb des Sklerenchymringes (sk). Vergr. 140. Querschnitt durch die Rinde von Tamarix phalerica Ndz. Ver- streute Sklerenchymzellen (sk), teilweise Gipsdrusen ($g) enthaltend. Vergr. 140. Brunswik H., Gipskristalle bei den Tamaricaceae. Sitzungsberichte der Akademie d. Wiss., math.-naturw. Klasse, Abt.I, 129. Bd., 1920. ® : 48 Fragmente zur Mykologie (XXIV. Mitteilung Nr. 1189 bis 1214) Von Prof. Dr. Franz Höhnel «+ k. M. Akad. (Vorgelegt in der Sitzung am 11. März 1920) 1189. Über Celtidia duplicispora Janse. Ders Pilzuwurde „1897... in, Ann.- Jard.; bot. Büitenzorg, RNIT BES; 952024, Tal Xu; Hkig,-., bis, 8, "beschrieben und abgebildet. Nach Janse soll derselbe eine nur bis 290 ı ‚große, in kleinen, eiförmig angeschwollenen, traubig gehäuften Wurzeln einzeln eingewachsene, schmarotzende Tuberacee ‚sein. Derselbe entwickelt sich aus freien, dunkel gefärbten, 94% dicken Hyphen, die um die eiförmigen Wurzeln herum einen Filz bilden. Diese Hyphen sollen Schnallen aufweisen. Da nun unter den Ascomyceten die Tuberaceen bekanntlich durch das Vorhandensein von Schnallen an den Hyphen aus- „gezeichnet sind, glaubt Janse den Pilz, für den er keinen anderen Platz im System ausfindig machen konnte, zu den Tuberaceen stellen zu müssen. Allein es ist mir sehr frag- lich, ob seine Angabe betreffend die Schnallen richtig ist. . Möglicherweise waren die von ihm gesehenen Gebilde keine “echten Schnallen oder die Hyphen mit den Schnallen ge- hörten gar nicht zum Pilze, sondern zu irgendeinem Basidio- myceten. Jedenfalls ist es auffallend, daß Janse keine solche Schnalle abbildet. Der rundliche Pilz ist angeblich bleibend drei Zellagen stief eingewachsen, Die etwa 140 tis 150 w langen, 70 bis Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 129. Bd. 10 138 F. Höhnel, 80 u breiten Schläuche sind angeblich unregelmäßig an- geordnet, oben breit abgerundet, unten kurz zugespitzt, ei-- förmig und sehr zartwandig. Sie enthalten, wenn gut ent- wickelt, 8 Sporen und liegen in einem dichten Filz von: hyalinen, nur O°7 y breiten Hyphen mit verhältnismäßig derber‘ Membran. Die Fruchtkörper zeigen außen eine dünne, gleich- mäßig dicke, parenchymatische Rindenschichte, die nur aus. wenigen Lagen gefärbter Zellen besteht. Die Sporen sind zweizellig, dunkelbraun, etwa 35 220 u groß, ringsum fein spitzstachelig und bestehen aus zwei fast kugeligen Zellen.. Der Pilz zeigt keinerlei Mündungsöffnung. Janse stellt den Pilz schließlich zu den Elaphomyceta-- esen. Es ist aber klar, daß derselbe nur als Perisporiacee auf- gefaßt werden kann. Unter diesen ist er offenbar ganz nahe: mit Zopfia Rabenhorst 1874 verwandt, ja es ist mir frag- lich, ob Celtidia von Zopfia genügend gattungsverschieden ist. Zepfia ist nmach- meiner! Angabe in Ann myer Harz XV. Bd., p. 362, eine 'Cephalothecacee,' mit-einer' aus Tafeln: ‘zusammengesetzten Perithecienmembran. Aus Janse’s An- gaben ist etwas Näheres über den Bau dieser nicht zu ent- nehmen, jedenfalls hat er den Tafelaufbau derselben über- sehen, wie dies ja bisher bei den meisten Cephalothecaceen der Fall war. Im übrigen stimmen Celtidea und Zopfia selbst in bezeichnenden Einzelheiten soweit überein, daß nicht daran: zu zweifeln ist, daß sich diese zwei Gattungen im Baue ganz nahe stehen. Der einzige wesentliche Unterschied, der in Betracht käme, ist der, daß Zopfia ganz oberflächlich stehende Perithecien haben soll, während diese bei Celtidea bleibend. eingewachsen sind. Allein auch Zopfia hat Perithecien, die aus einem eingewachsenen, aus braunen Hyphen bestehenden, wenig entwickelten Hypostroma hervorgehen und sehr früh- zeitig vorbrechen, so daß sie schließlich ganz oberflächlich erscheinen, was aber eigentlich nicht der Fall ist. Auch kann es fraglich sein, ob Janse’s Angabe hierüber allgemein gültig ist, denn er hat anscheinend nur wenig Untersuchungsmaterial vor sich gehabt. Nach Arnaud’s Angaben und Bildern in Bull. mycol. France, 1913, XXI. Bd., p. 253, ist auch Richomia- Fragmente zur Mykologie. 139 Boudier von Zopfia nicht zu trennen. Derselbe will Zopfia in die eigene Familie der Zopfiaceen stellen, die hauptsäch- lich durch den Tafelaufbau der Perithecienmembran, den er auch bemerkt hat, ausgezeichnet ist. Er hat nicht gewußt, daß es eine ganze Anzahl von Gattungen gibt mit aus Tafeln zusammengesetzter Perithecienmembran, wie ich in Ann. myc., 1917, XV. Bd., p. 360, wo ich die Familie der Cephalotheca- ceen für dieselben aufgesteilt habe, auseinandersetzte. Die : Cephalothecaceen scheinen mir eine wichtige Familie zu sein. In derselben sind nach dem Baue des Nucleus zweierlei Elemente vorhanden; einige Gattungen, wie Cephalotheca, haben einen Plectascineennucleus, andere, wie Zopfia, Eo- sphaeria, einen. Sphaeriaceennucleus. Die einen scheinen Verbindungsglieder zwischen den Gymnoasceen und Asper- gillaceen zu sein, die anderen die Anfangsglieder einer Reihe, die zu den Perisporiaceen und durch diese zu den Sphaeriaceen führen. Letztere hätten demnach mindestens zwei Wurzeln, aus denen sie sich entwickelt haben. Die eine Wurzel läge in einem Teile der Cephalothecaceen, die andere in den Myriangiaceen, aus denen sich die Pseudo- sphaeriaceen entwickelt haben, die durch dothideale Formen einerseits in die Dothideaceen, andrerseits in die Sphaeriaceen allmählich übergehen. Danach müßten die Cephalothecaceen geteilt werden, je nach dem Bau ihres Nucleus, was noch zu studieren ist. Ich halte es wohl für möglich, daß so wie Eosphaeria v. H. gewiß mit Bizzozeria Berl. et Sacc. (siehe Ann. myc., 1918, XVI Bd. p. 74) zusammenhängt, auch Zopfia mit Caryospora stammesgeschichtlich verbunden ist. Indessen sind dies alles nur Vermutungen, die erst dann eine greifbarere Gestalt annehmen werden, wenn die Gattungen, die heute bei den Aspergillaceen und Perisporiales stehen, genauer bekannt sein werden. Nach dem oben Gesagten muß die Gattung Celtidia bis auf weiteres als Zopfia mindestens sehr nahestehend betrachtet werden, vorbehaltlich der Untersuchung des; Urstückes der Celtidia duplicispora Janse. 140 ISSN chnel, 1190. Asterina Loranthacearum Rehm v. javensis v.H. Nach Theissen, Die Gattung Asterina, Wien 1913, p. 79, ist Asterina Loranthacearum Rehm (Ann. myc., 1907, V. Bd., p. 522) gleich Asterina sphaerelloides Speg. Ich vermute jedoch, daß die beiden Arten doch voneinander verschieden sind, schon der verschiedenen Nährpflanzen wegen. Ein von mir 1908 bei Tjibodas auf Java auf der Blatt- oberseite einer Loranthacee (Loranthus?) gefundener Pilz weicht nur wenig von Rehm’s Pilz nach seiner Beschreibung ab. Ich betrachte ihn als Varietät desselben. Er bildet auf den abgestorbenen braunen Blättern nur blattunterseits undeutliche Flecke. Das Subiculum ist gut ent- wickelt und besteht aus dunkelbraunen, derbwandigen, ab- wechselnd reichlich verzweigten und oft Netzmaschen bilden- den, ziemlich geraden, aber wellig, stellenweise fast zickzack- artig verlaufenden Hyphen, mit zahlreichen, meist einzelligen und wechselständigen, 6 bis S u langen, 4 bis 6 u breiten, sehr verschieden gestalteten Hyphopodien. Sie sind meist mehr minder zylindrisch, stumpf oder spitzlich, länglich, oft fast kopfig gestielt oder unregelmäßig, fast gelappt. Seltener sind sie breit und flach zweilappig. Die runden Thyriothecien sind durchscheinend dunkelbraun, 120 bis 150 u groß, am Rande schwach kleingekerbt, seltener undeutlich wimperig, strahlig gebaut, mit vielen schmal dreieckigen spitzen Lappen, die schließlich ganz aufgerichtet und zurückgebogen werden, aufreißend. Das Schildchen besteht aus etwas welligen, 2 bis 3 breiten Hyphen, die aus 4 bis 6 w langen Zellen bestehen. Die Randzellen sind öfter gelappt. Paraphysen fehlen. Basal- schichte fehlend. Die eikugeligen, 28 bis 40 2 32 u großen Schläuche färben sich mit Jod blaßblau und sind in viel Schleim eingebettet. Die Sporen sind glatt, dünnwandig, durch- scheinend braun und 20 =9 bis 10 u groß. Die zwei Zellen derselben sind fast kugelig und gleich groß. Die Astero- stomella-Pyknothyrien sind kleiner als die Schlauchfrüchte und enthalten längliche, unten meist spitzliche, 14 bis 20 = 9 bis 10 m große Conidien, mit schmalem hellem Quer- gürtel. | Fragmente zur Mykologie. 141 Verwandte Arten sind anscheinend auch Asterina con- fertissima Syd. und 4A. Crotonis Syd. (Ann. myc., 1916, XIV. Bd., p. 90) auf anderen Nährpflanzen. 1191. Asterina subglobulifera v. H. n. sp. Mycelflecke blattoberseits, gleichmäßig zart, deutlich schwarz feinnetzig, rundlich oder unregelmäßig, 2 mm bis über. 2 cm breit, oft verschmelzend, Hyphen steif gerade ver- laufend, schwarzbraun, sehr derbwandig, gegen- und wechsel- ständig verzweigt, netzig verbunden, 6 bis 8 w dick, undeut- lich septiert, ungleichmäßig dick, oft fast torulös, stellenweise knotig bis 10 x dick; spärlich 16 u breite, deutliche Knoten- zellen, ohne Hyphopodien. Thyriothecien schwarz, opak, meist elliptisch, bis 500 u lang, 300 u. breit, oft mit scharfem Längs- kiel, meist mit einem Längsspalt aufreißend, in der Mitte opak, am KRande aus parallelen, 6 bis 8 w breiten, derbhäutigen Hyphen bestehend, meist lang und dicht gewimpert. Para- physen fehlen. Schläuche eiförmig bis kugelig, 68 bis 74 = 92 bis 54 w, mit Jod sich nicht färbend, auf einem Filz von hyalinen, zarten, mit deutlichen Schnallen versehenen Hyphen sitzend. Sporen glatt, schmutzig durchscheinend-braun, ei- länglich, zweizellig, an der Querwand wenig eingeschnürt, obere Zelle mehr rundlich und etwas breiter als die untere, 40 bis 44 = 18 bis 20 u. Auf einem Palmenblatt bei Tjibodas, Java, 1908 von mir gesammelt. Bildet mit den auch auf Palmenblättern wachsenden Asterina globnlifera (Pat.) Th. (Die Gattung Asterina, Wien, 1913, p. 56) und Asiterina Bakeri Syd. (Ann. myc., 1916, XIV. Bd., p. 367) eine natürliche Gruppe und stellt einen Übergang zu Echidnodella Th. et S. (Ann. myc., 1918, XV. Bd., p. 422) dar. Knotenzellen sind nur stellenweise deutlich, wie sie auch bei A. Bakeri nach der Beschreibung offenbar nicht auffallend sind, im Gegensatze zu A. globulifera, wie mir das Urstückr in Xkoumeg.n E: sel; ex;;, Nr. 5969, "zeigte, .,wo sie sehr deutlich sind. Letztere Art hat auch Schnallenbildungen an den hyalinen Hyphen zwischen und unter den Schläuchen, 142 F. Höhnel, eine bemerkenswerte Tatsache, die bei den Microthyriaceen weiter verfolgt werden sollte. Der Vergleich der A. globuli- fera mit der A. subglobulifera läßt ohne weiteres die nahe Verwandtschaft der beiden Arten miteinander erkennen, doch ist die letztere Art viel derber und kräftiger. 1192. Asterinella tjibodensis v. H. n. sp. Räschen blattunterseits, 5 bis 15 mm breit, rundlich, oft randständig und verschmelzend, dann größere Blattflächen bedeckend, anfänglich dünn, schwärzlichgrau, später dichter, schwarz, am Rand nicht radiär gebaut, ziemlich gut begrenzt. Hyphen dunkelbraun, derbhäutig, undeutlich gegliedert, ab- wechselnd unregelmäßig ziemlich bis sehr dicht netzig ver- zweigt, meist kleinwellig-zackig verlaufend, oft eckig-torulös, 4 bis 6 iu breit, ohne Hyphopodien. Thyriothecien rundlich, mattschwarz, oben flach gewölbt, ohne Papille, 200 bis 300 w breit, in der Mitte opak, gleichmäßig lockerer oder dichter herdenweise auf dem Mycel verteilt. Schildchen in der Mitte opak, gegen den Rand dunkelbraun-durchscheinend, aus 3 bis 4 1 breiten Hyphen bestehend, am Rande kurz unregelmäßig gewimpert, schließlich drei- bis vierlappig, unregelmäßig auf- reißend; Lappen aufgerichtet. Paraphysen fehlend. Schläuche eikugelig, derbwandig, mit. Jod sich vereinzelt färbend. Sporen zu acht, lang derbwandig, hyalin und glattbleibend, reif dunkel- braun, ziemlich feinwarzig rauh, an der Querwand mäßig ein- geschnürt, an den Enden breit abgerundet, meist 32 w lang, obere Zelle 16 bis 13 u breit und wenig länger als die untere, letztere 12 bis 13 m breit. An lederigen, kahlen, elliptischen, spitzen, 5 bis 6 cm langen, 21/, bis 3 cm breiten, entfernt stumpfgesägten Blättern eines Holzgewächses mit 0:5 cm langen Stielen, Tjibodas, Java, 1908 von mir gesammelt. Die Schlauchfrüchte sind genau so wie bei Dimero- sporinm Fuck. gebaut, von welchem sich der Pilz nur durch den Mangel der Hyphopodien unterscheidet. Daher hat die Gattung Asterinella Th. in ihrer heutigen Begrenzung nur einen sehr geringen Wert. Fragmente zur Mykologie. 143 Von den rauhsporigen Asterinella-Arten: A. diaphana «(Syd.) Th.; ?Uleana (Patzsch.) Th.; multilobata (W.) Th.; ‚Stuhlmanni (P. H.) Th.; Anamirtae Syd. und Dipterocarpi Syd. (siehe Broteria, 1912, X. Bd. p. 101, Ann. myc., 1914, p. 508) ist die beschriebene Art sicher verschieden. 1193. Limacinia graminella v. H. n. sp. Subiculum ausgebreitet, dünnhäutig, schwärzlichgrau, aus ‘nach allen Richtungen sich kreuzenden, blassen bis grau- braunen, zarthäutigen, 3 bis 5 u. breiten, gegliederten Hyphen bestehend. Perithecien schwärzlich, abgeflacht kugelig, später oben nabelig einsinkend, bis 120 bis 140 u groß, reif mit deutlichem Ostiolum, einzelnstehend oder in Gruppen oder kurzen Längsreihen, öfter zu zwei bis drei verwachsen, wie das Subiculum ohne Borsten, oben mit einigen Reihen von niederliegenden, angepreßten, septierten, bräunlichen, ziemlich steifen, Öfter zu wenigen verklebten, 80 bis 100 u langen, unten 4 bis 6 u breiten Haaren besetzt. Paraphysen fehlend. Schläuche zahlreich, zarthäutig, eiförmig bis kurzkeulig, sitzend, 28 bis 35 = 13 bis 16 u groß, achtsporig. Sporen mehrreihig stehend, hyalin, mit drei Querwänden, an diesen nicht ein- geschnürt, zarthäutig, länglich-zylindrisch, an den Enden ver- schmälert abgerundet, 15 bis 18 = 4:5 bis 5 u groß. Auf der Oberseite der Blätter von Phragmites sp. im botanischen Garten von Buitenzorg, Java, 1907, Fr. Höhnel. Bezeichnend für die Art sind die in mehreren Reihen angeordneten, zum Teil büschelig _ verwachsenen, nieder- liegenden, strahlig abstehenden Haare, die zum Teil in das nt übergehen. Echte Borsten fehlen. | 1194. Über Botryosphaeria inflata Cooke et Massee und EN xanthocephala Butler et Sydow. Ein von mir auf einer Rinde in Buitenzorg: in Java 1907 'gefundener Pilz könnte die Botryosphaeria inflata C. et M. sein. ‚Melanops inflata. (C. et M.) wäre in diesem Falle eine echte Art der Gattung. Das eingewachsene Stroma ist meist nur ‚wenig entwickelt und enthält nur wenige Lokuli. Das Stroma- 144 F. Höhnel, gewebe besteht aus violettkohligen, dünnwandigen, offenen,. 10 bis 20 u großen Zellen. Die Lokuli ragen stark vor und* zeigen dementsprechend oben einen bis 200 » langen, oben: stumpfen, unten etwa 120 w dicken Schnabel. Sie treten auch- . peritheciumartig vereinzelt auf. Dann sehen sie phiolenartig - aus, sind 500 u hoch, unten stromatisch 190 u dick gestielt, in der Mitte bauchig und 250 u breit, mit 50 bis 60 u dicker parenchymatischer Wandung und aufrecht ellipsoidischem _ Schlauchraum, oben bis 200 u lang geschnäbelt. Der Schnabel ist innen mit einem hyalinen Parenchym ausgefüllt. Die dick- keuligen, dickwandigen, sitzenden Schläuche sind 90 bis 100 < 26 u groß und färben sich mit Jod nicht. Die acht hyalinen,,. ziemlich derbhäutigen Sporen liegen in zwei bis drei Reihen, haben einen gleichmäßig grobkörnigen Inhalt, sind 32 bis 36 < 10 bis 14 u groß, spindelig-elliptisch, mit meist abgerundeten. bis stumpfen Enden und in der Mitte etwas bauchig. Indessen scheint es mir am wahrscheinlichsten, daß: Botryosphaeria inflata C. et M. derselbe Pilz ist, der in Ann. myc., 1911, IX. Bd. p. 408, als Physalospora xanthocephala Syd. et:Butl.. beschrieben) und. An, Ann:mye, 1916, ANIBE p. 326, Botryosphaeria xanthocephala (S. et B.) Theiss. ge- nannt wurde. Ich vermute, daß Cooke und Massee.dıe gelben Schnäbel der Stromakörper für Nectriella-Perithecien hielten, die sie als Nectriella gigaspora beschrieben infolge ungenügender Untersuchung. Ich fand die Melanops xanthocephala (B. et S.) Weese auf am Boden liegender Rinde (von Albizzia?) in Buitenzorg,. Java, 1907, in einer durch etwas längere Schnäbel wenig‘ abweichenden Form. | Da der Pilz bisher nur ungenügend bekannt und sehr eigentümlich gebaut ist, beschreibe ich ihn im folgenden näher. Derselbe tritt. bei meiner Form stromatisch auf, wenn auch das Stromagewebe nicht ganz .zusammenhängend ent- wickelt ist. Häufig sind mehrere Schlauchfrüchte fest ver-- wachsen, stets aber finden sich zwischen denselben zahl-- reiche schwarzviolette, 4 bis 6 1 breite, schwammig ver-- flochtene Hyphen, während im Rindengewebe darunter reich- hen:V7'«.bis'/L6 «breite Hyphen auftreten, die Streifen “und: Fragmente zur Mykologie. 145- Inseln bilden und kurzgliedrig sind, mit ei- bis kugelförmig angeschwollenen Gliedern. Das Ganze muß als lockeres Stroma. angesehen werden. Die Schlauchfrüchte sind dothideal gebaut. Die Dothithecien sind gleichmäßig derbwandig und aus offenen,, meist wenig abgeflachten violettkohligen Zellen aufgebaut. Ohne Schnabel sind sie, wenn regelmäßig ausgebildet, wenig ausgebaucht-abgestutzt kegelförmig, 160 bis 180 u breit und bis 220 u hoch. Die obere Fläche, auf der der Schnabel sitzt, ist etwa 100 u breit. Der kohlige Teil der Wandung reicht nur bis zu dieser Fläche und ist hier scharf abgeschnitten. In der Mitte bleibt hier eine 40 ı breite Kreisfläche leer, von einem 12 1 breiten, scharfrandigen, ringförmigen Vorsprung der kohligen Membran begrenzt. Das unter dieser 40 ı breiten so entstehenden Öffnung Nucleargewebe ist dicht, dickwandig-kleinzellig parenchyma- tisch und enthält die nicht sehr zahlreichen Schläuche, die samt den Sporen denen einer Melanops gleichen. Das Gewebe des bis 150 u langen und 80 bis 100 » dicken Schnabels ist fleischig und innen hyalin, außen mehr minder gelb und scharf von dem kohligen Gewebe der Dothithecien abgegrenzt. Der Schnabel hat einen kreisrunden Querschnitt. Die Wandung ist zweischichtig und besteht ganz aus stark zusammen- gepreßten Zellen; die innere hyaline Schichte ist 12 bis 16 u,. die äußere gelbe (außen öfter wenig schmutzigbräunlich) ist 12 bis 20 w dick. Merkwürdig ist nun, daß der 40 u weite Kanal von der Basisfläche des Schnabels an bis fast zu dessen Ende mit einer bis 100 u hohen Säule von meist unten kon- kaven, strukturlosen, gelblichen, kreisförmigen, 30 bis 40 u. breiten, 2 bis 25 u dicken, blättchenartigen Zellen ausgefüllt ist, die, wie es scheint, einen glänzenden homogenen Inhalt haben. An Achsenschnitten ähneln diese flachen dünnen Zellen manchmal Periphysen, indessen Flächenschnitte zeigen, daß es strukturlose, flache, übereinanderliegende Zellen sind. Diese Zellschichte endigt oben mit einigen größeren, rundlichen, offenen Zellen. Man sieht, daß dieser Pilz einen Schnabel hat mit blassem. oder gelbem fleischigen Gewebe, so wie eine Hypocreacee,, während der Schlauchteil ein kohliges Dothithecium ist. 146 F. Höhnel, Jedenfalls ist derselbe keine normale Melanops und muß "wohl in eine eigene Gattung gestellt werden, die ich Creo- melanops nenne und sich von Melanops durch den blassen oder lebhaft gefärbten Schnabel mit dem geschilderten Bau unterscheidet. Grundart: Creomelanops xanthocephala (B. et S.) v.H. Müßte eigentlich zu den Hypocreaceen gestellt werden, bei denen ja auch dothideale Gattungen vorhanden sein müssen. 1195. Über die Gattung Corallomyces Berk. et Curtis. Die Grundart dieser Gattung ist Corallomyces elegans B. et C. (Journ. Acad. nat. hist. scienc. Philadelphia, .1854, il. Bd,, .p. 259 In..g.]). Nach,.der., Beschreibung dieser zz scheinend nicht wiedergefundenen Art werden unter Corallo- "myces heute im allgemeinen scicne Nectria-Arten verstanden, deren Stroma aufrecht, einfach zylindrisch oder mehr minder verzweigt ist, mit darauf sitzenden Perithecien und hyalinen Sporen. Allein nach den Angaben von P. Hennings (Hedwisia, 1904, 43. Bd., p. 245) ist wohl als sicher anzunehmen, daß die -Grundart (. elegans im reifen Zustande gefärbte Sporen besitzt. Daher stellte Hennings a.a. O. für die mit hyalinen Sporen versehene Corallomyces Heinsensii .P.:H. (Engler's bot. Jahrb.; f. Syst.- &897,. 23. Bd.,.p..,938).. die: neue. Gattung Corallomycetella 1904 auf. Allein die bisher zu Corallomyces gestellten 12 Arten unterscheiden sich nicht bloß durch. .die Färbung der Sporen voneinander, sondern auch durch. den Bau der Nebenfruchtform, die an den Zweigenden der Stromen auftritt, und die Standorte. Mit Rücksicht auf die Sporenfarbe und die Art der Nebenfruchtformen lassen sich die bisherigen, sicheren oder wahrscheinlichen Corallomyces-Arten wie folgt einteilen: I. Conidienfrucht: Corallodendron Junghuhn 1838. A. Sporen braun (soweit bekannt). Auf Stämmen und Rinden. | C. elegans Berk. et Curt. 1854. | C. elegans B. et C. var. Camerunmensis P. Henn. 1897. ‘ Fragmente zur Mykologie. 147 C. novo-pommeranus P. Henn. 1898 (unreif). C. Caricae P. Henn. 1904 (Conid. Fr. unbekannt). C. manritiicola P. Henn. 1904. B. Sporen hyalin. Auf Rinde. C. Heinsensü P. Henn. 1897 (Corallomycetella P. H. 1904). II. Conidienfrucht Thysanopyxis (?)-artig. C. berolinensis P. Henn. 1898. Unreif, auf Holz. Il. Conidienfrucht: Fypocreodendron P. Henn. 1897. Auf Stämmen. C. sanguineum (P.H.) v. H. Fragm. Nr. 605. Perithecien unreif. IV. Conidienfrucht: Microcera Desm. 1848 (Patelloideae-patel- latae). A. Sporen gefärbt. C. Jatrophae A. Möller 1901. Auf Stämmen und Wurzeln. 5b. Sporen hyalin. Auf Schildläusen (Coccus) parasitisch. C. aurantiicola (Berk. et Br.) v.H. (Nectria B. et Br. 1873) Fragm. Nr. 729. Dlastieolor ‚Berk. eu, Yv. H..(Nectria'B. et: Curt. 1868), siehe Fragm. Nr. 743. C. brachysporus Penzig et Sacc. 1901. Hierher gehören auch Sphaerostilbe coccophila (Desm.) "Tul.,, Nectria coccorum Speg. und vielleicht auch Nectria ‚coccogena Speg. | Aus dieser Übersicht würde hervorgehen, daß die Gattung Corallomyces in fünf verschiedene, kleinere Gattungen zerlegt werden könnte. Es fragt sich jedoch, ob dies zweckmäßig ist und ob es nicht besser wäre, nur die beiden Gattungen Corallo- myces und Corallomycetella anzunehmen. Da bei der Gattung ‚Nectria sowohl die Stromaform als auch die Nebenfrüchte 148 F. Höhnel, sehr verschieden beschaffen sind, müßte diese Gattung in eine Reihe von kleineren Gattungen zerlegt werden, was um so weniger durchgeführt werden kann, als bei den meisten Nectria-Arten die Stromaausbildung eine sehr wechselnde ist und keine Nebenfrüchte bekannt sind. Daher wird es am richtigsten sein, auch die beiden Gattungen Corallomyces und Corallomycetella aufzulassen und ihre Arten bei Leiendraea Sacc. 1880 (= Phaeonectria Sacc. 1895 —1913 = Macbri- della Seaver 1909) und Nectria unterzubringen. Die hierbei maßgebenden Gesichtspunkte wurden von J.Weese in Zentralbl. Bakteriol., II. Abt., 1914, 42. Bd., 587, Ztschr. f. Gärungsphys., 1914, IV. Bd. p. 230, und Sitzber. Akad. Wiss. Wien, math.- nat. Kl., I. Abt., 125. Bd, p: 48, ausführlich und überzeuseme erörtert. 1196. Über Herpotrichia Schiedermayeriana Fuckel. Von dem in Buckel, Symb.. myc., Il. Ntr. 1825 2er beschriebenen Pilze heißt es, daß die Perithecien eiurmıe oder stumpfkegelig, 1 mm breit und 1!/, mm hoch sind. Im . oberen Teile sollen sie fast kahl sein. Die spindelförmigen Sporen sollen ein bis drei Querwände haben und in der Mitte stark eingeschnürt sein sowie an den Enden kleine, kugelige, abfällige Anhängsel haben. Der Pilz wurde bisher, soweit mir bekannt, nur zweimal, in Öberösterreich und in Venetien gefunden (siehe Fungi italici, Taf. 143), und zwar nur auf morschen Zweigen des. Hollunders. Der in einem Warmhause im Berliner botanischen Garten gefundene (Verh. bot. Ver. Brandenbg., 1898, 40. Bd., p. 154), in Rabenh.-Winter, Fg. europ., Nr. 4060, Rehm, Asc. exs., Nr. 1140, und Mycoth. march., Nr. 4019, als Herpotrichia Schiedermayeriana v. Caldariorum P. H. ausgegebene Pilz ist meines Erachtens davon verschieden, wenn auch wahr- scheinlich damit verwandt. Abgesehen von dem anderen Standorte sind die Peri- thecien nur 500 bis 600 u groß, die Sporen sind stets nur Fragmente zur Mykologie. 149 zweizellig und in der Mitte nicht oder kaum eingeschnürt. An den Enden zeigen sie überdies spitz bleibende, 4 bis 6 u. lange, hyaline Anhängsel. Dieser Pilz, den ich allein untersuchen konnte, hat oben kahle, abgeflachte Perithecien, die daselbst eine 400 u. breite, rötliche, runde Scheibe haben, in der sich die runde, mit Peri- physen ausgekleidete, 60 u breite Mündung befindet. Die Peri- thecienmembran ist oben 40 bis 45 u dick, nach unten zu nur wenig stärker. An Querschnitten erkennt man, daß die Mün- Aungsscheibe weichfleischig, derbwandig, kleinzellig und ziegel- rot ist. Dieser rote Teil der Membran ist ziemlich scharf gegen den unteren, schwarzbraun gefärbten Teil der Perithecien- membran abgegrenzt. Die obere Hälfte der letzteren ist kahl. Mit Salzsäure wird der dunkelfärbige Teil der Perithecien- membran lebhaft rotbraun gefärbt. Paraphysen sehr zahlreich, schleimig verklebt, lang, Iıw dick und oben verzweigt. Jod gibt keine Blaufärbung des Schlauchporus. Der Pilz besitzt echte Perithecien und ist schon deshalb keine Herpotrichia, die dothidealer Natur ist. Da die Sphaeria- ceen Perithecien haben, die oben und unten gleichfärbig oder oben dunkler und derber sind als unten, niemals umgekehrt wie hier, kann der Pilz nur als Nectriacee aufgefaßt werden. In der Tat ist der Scheitel der Perithecien ganz nectriaceen- artig beschaffen. Nectriaceengattungen mit braunen, zweizelligen Sporen gibt es eigentlich nur zwei, Letendraea Sacc. 1880 und Calo- stilbe Sacc. et S. 1902, denn Phaeonectria Sacc. 1913 und Macbridella Seav. 1909 sind nach Weese (Zentralbl. Bakter., II. Abt, 1914, 42. Bd, p. 587; Sitzber. Akad. Wiss. Wien, mat.-nat. Kl., Abt. I, 1916, 125. Bd., p. 48) bis auf weiteres mit Letendraea zu vereinigen. (S. Frgm. Nr. 1195). Von diesen beiden Gattungen unterscheidet sich unser Pilz genügend durch die hyalinen, bleibenden, spitzen, steifen Anhängsel der Sporen. Ich stelle daher für den Pilz die neue Gattung Aenonectria auf. Xenonectria v. H. Wie Letendraea, aber Sporen mit bleibenden, hyalinen, spitzen Anhängseln. 150 F. Höhnel, Grundart: Xenonectria caldariorum (P. Henn.) v. H. (Syn.: FHerpotrichia Schiedermayeriana Fuck. var. calda- riorum P. Henn, H.sabalicola P. Henn. 1898). 1197. Über Chiajaea Saccardo. Otth beschrieb; in Mitt. nat. Ver; Bern,.1863,:,p- 37, ‚die Nectria (Gibbera) Hippocastani mit vierzelligen braunen Sporen, welche-in Hedwigia, 1896, 35. Bd., p: XXXIE in eine eigene Sektion: Chiajaea Sacc. der Gattung Calonectria gestellt wurde. Nun fand ich am Urstücke von Otth’s Pilz, daß die Aufstellung seiner Art auf Fehlern beruht, daher diese ganz gestrichen werden muß, daher auch der Name Chiajaea hinfällig ist. Seither find ich nun, daß es tatsächlich Pilze gibt, die im wesentlichen hervorbrechende Calonectria mit braunen Sporen sind, also der Beschreibung von Chiajaea entsprechen. Da nun der von mir seinerzeit (Ann. myc., 1919, Myk..Frgm. Nr.. CCXCVIH) geprüfte Teil des Urstückes der Nectria Hippocastani Otth sehr kümmerlich war, schien es mir möglich, daß mein damaliger Befund unrichtig ist. Allein die. nochmalige Untersuchung zeigte mir, daß dies ausgeschlossen ist und Otth’s Beschreibung sich nur auf ein Gemenge von zwei Pilzen, den unreifen Perithecien von Nitschkia cupnlarıs und den Schläuchen und Sporen von Melanomma pulvis-- pyrius beziehen kann. | Nun. haft. A. Möller '1901 ‚(Phycem. u. Ascomye- Jens p. 196 und 297) die Calonectria Balansiae mit kleinen, in entleerten Perithecien von Dalansia redundans Möll. schma- ‚rotzenden Gehäusen und vierzelligen braunen Sporen be- schrieben, die also auch der Beschreibung von Chiajaea ent- spricht. Jene Nectriaceen und Sphaeriaceen, die in: Perithecien schmarotzen, haben abgesehen von dieser Eigenheit stets noch gewisse morphologische Anpassungseigenschaften, die es rechtfertigen, sie in eigene Anpassungsgattungen zu ver- setzen. Ich stelle daher für die Calonectria Balansiae die neue Gattung Weesea, benannt nach dem bekannten Wiener Pilz- Fragmente zur Mykologie. 151 forscher Prof. Josef Weese auf, die nach dem Gesagten leicht zu ‚beschreiben ist. Der Pilz hat demnach Weesea Balansiae (Möll.) v. H. zu heißen. In (der Sylloge Fung. 1905, XVII. Bd. p. 811, wird die Calonectria Atkinsonii Rehm (Ann. myc., 1904, II. Bd., p. 178) als Chiajaea bezeichnet, da die Sporen schließlich bräunlich werden sollen. Allein Seaver (Mykologia, 1909, I. Bd., p. 201) beschreibt die Sporen nur als hyalin oder subhyalin und stellt » den Pilz zu Scoleconeetria. Nun fand ich aber, daß gewisse heute als Sphaeriaceen beschriebene Pilze mit braunen vierzelligen Sporen echte Nectriaceen sind, also der Beschreibung von Chiajaea ganz entsprechen. Es sind dies Melanomma sanguinarium (Karst.) Sacc., deren Synonymie in Berlese, Icon. Fung., 1894, I. Bd., p. 33, angegeben ist, und Trematosphaeria porphyrostoma Fuckel (Symb. myc., 1871, I. Ntr.,. p. 18 [306)). Die genannten Arten haben zwar schwarze Perithecien,. diese sind aber um die Mündung herum rot. Die Perithecien- membran ist nicht kohlig, sondern fleischig-häutig und ganz so wie bei vielen Nectriaceen aus derbwandigen blassen oder bräunlichen Zellen aufgebaut. Das rote Mündungsgewebe ist strahlig parallelfaserig. Mit Salzsäure färbt sich die Membran blutrot. Paraphysen zahlreich, dünnfädig. Jod färbt den Schlauch- porus nicht. Es sind echte, dunkelfärbige Nectriaceen. Obwohl nach dem oben Gesagten der Name Chiajaea- hinfällig ist und derselbe bisher nur als Sektionsbezeichnung angewendet wurde, daher durchaus keine Nötigung vorhanden ist, ihn noch zu verwenden, nehme ich ihn doch wieder auf,. da er der Beschreibung nach den genannten Pilzen ganz ent- spricht, und um einen neuen Namen zu vermeiden. Von Trematosphaeria porphyrostoma Fuck. ist gewiß- nicht verschieden Cucurbitaria Hendersoniae Fuck. (Symb. uve, rend, 2.872). Won diesem. Pilze’ habe: ich. "n' Fragm. ENTER, N LU, XX. Mitt, IOlY, angegeben, daß es eine echte Gibberidea Fuck. ist. Als solche ist er auch in der Kryptog.-Fl. von Brandenburg, 1911, VI. Bd. p. 294, ein- gereiht. Allein dies ist gewiß unrichtig. Schon die großen 152 F. Höhnel, Perithecien und Sporen und die Form der letzteren zeigen, daß Gibberidea, deren Grundart ich aber nicht prüfen konnte, ‚eine Cucurbitarieengattung dothidealer Natur sein wird. Von Sphaeria rhodomela Fries (Observ. mycol., 1815, d. Bd p..178), die: imyKrypt.-Fl.ıBrandenbg;.1911, VdlsBa) p. 241, genauer beschrieben ist, habe ich zwei wohl sichere Stücke (Rabenh., Fg. europ., Nr. 1243, und am Sonntagsberg ‚in Niederösterreich gesammelte) geprüft. | Die jüngeren Perithecien sind blutrot und werden dann dunkelbraun. Die Hyphen und stumpfen Haare sind hyalin bis rot und werden nur zum Teil und im Alter braun. Irgend- einen wesentlichen Unterschied von Melanomma sangnina- rium (K.) kann ich nicht erkennen. Demnach gibt es bisher bei uns zwei Chiajaea-Arten, Ch. rhodomela (Fr.) v. H. und Ch. Hendersoniae (Fuck.) v. H. zu nennen sind. 1198. Hypocrea Bambusae v.H. Fruchtkörper oberflächlich, zerstreut oder herdenweise ‚anfangs kugelig, dann etwas abgeflacht, mit stark verschmä- lerter Basis sitzend, erst weißlich, dann gelb, reif schmutzig- rotbraun, mit matter, fast glatter Oberfläche, bis I'’3 mm groß. ‚Stromagewebe gelb, an der Oberfläche lebhaft gelbbraun, fleischig, aus dünnwandigen, gelben, 6 bis 25 u großen Parenchymzellen bestehend. Perithecien eibirnförmig, 120 u breit, 200 bis 250 u hoch, oben kegelig, mit dem 28 u breiten, rundlichen, mit Periphysen ausgekleideten Ostiolum nicht oder nur wenig vorstehend. Perithecienmembran 12 bis 16 dick, aus vielen Lagen,von stark abgeflachten Zellen bestehend. Paraphysen sehr spärlich, dünnfädig, nicht verschleimend. Schläuche sehr zahlreich, zylindrisch, unten kurzstielig ver- ‚schmälert, 60 bis 70 < 3 u. Jod gibt keine Blaufärbung. Sporen zweizellig, zerfallend. Teilzellen hyalin, kurzrundlich-zylin- drisch, mit, einem Tropien,,,2°5,. bis -3,2 a .‚hoch, ZB 3 breit. Auf Bambus-Rohr, Peradeniya, Ceylon, 1907 von mir ‚gesammelt. Fragmente zur Mykologie. 1593 Mit Hypoerea rufa (P.), discella Berk. et Br. und dis- ‚celloides P. Henn., die ähnlich kleine hyaline Sporen haben, verwandt. 1199. Hypocrelia lutulenta v. H. n. sp. Stromen rundlich, fest angewachsen, blaß lehmfarben, halbiert schildförmig, anfänglich glatt, dann mit wenigen bis ‚zahlreichen halbkugeligen Höckern versehen, mit den flachen, ‚graubräunlichen, punktförmigen Mündungsöffnungen. Rand schmal, dünn, kurz-strahlig-faserig. Gewebefleisch dicht oder lockerer aus 4 u breiten, dickwandigen, hyalinen Hyphen plectemchymatisch aufgebaut. Stromen auf beiden Blattseiten, ‚zerstreut, 2 bis 3 mm breit, 450 bis 500 w dick, mit wenigen ‘bis 30 Perithecien, diese ganz eingesenkt, phiolenförmig, 400 u hoch, 200 bis 300 u breit, oben kegelig zulaufend. Perithecien- membran hyalin, aus vielen Lagen von stark zusammen- gepreßten Hyphen bestehend, unten und seitlich 20 bis 25 u ‚dick, nach obenhin 40 u dick. Mündung flach, kaum ein- gesenkt, rundlich, 15 uw breit, in einer gegen 100 u breiten ‚Scheibe liegend. Paraphysen fehlen. Schläuche zylindrisch, -dünnhäutig, oben abgerundet und wenig verdickt, unten wenig stielig verschmälert, achtsporig, 160 bis 180 >28 bis 9. Sporen fadenförmig, von Schlauchlänge, septiert, parallel- liegend, im Schlauche in 8 bis 9=1'6 bis 1°9 u große, gerade oder kaum gekrümmte, zylindrische, an den Enden | abgerundete Glieder zerfallend. Auf Schildläusen auf Blättern von Cissus sp. im Urwalde ‘von Tjibodas auf Java, 1908 von mir gesammelt. 1200. Über die Gattung Hypocopra Fries. Diese wurde von Fries 1849 in Sum. veget. scand., 'p. 397, als Untergattung von Massaria aufgestellt. Als Grund- art führt er Aypocopra fimeti (P.) an und als zweite Art FH. merdaria Fr. Fuckel (Symb. myc., 1869, p. 240) stellte Hypocopra Fr. ‚als Gattung auf mit derselben Grundart. Fuckel sagt, daß sich Zypocopra von seiner Gattung (oprolepa (a. a. O., p. 239) Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 129. Bd. 11 154 - F. Höhnel,: eigentlich nur durch das fehlende Stroma unterscheidet. Nun: hat aber nach Winter (Abhdl. nat. Gesellsch. Halle, 1873,. XII. Bd. H.1, p. 13, Taf. VII, Fig. III) Hypocopra fimeti (Pi auch ein dünnes ausgebreitetes Stroma, weshalb er die drei. Arten H. fimeti (P.), merdaria (Fr.) und eguorum Fuck. in. eine Untergattung stellt, die er Coprolepa (Fuck.) W. nennt, während er die Arten ohne Stroma zu FHypocopra Fuck. (non: Fries) stellt. Die Hypocopra fimeti konnte ich nicht prüfen, allein Winter sagt, daß diese Art in allen Teilen eine solche- Übereinstimmung mit H. merdaria und H. eguorum_ zeigt, dab, ‚sie gewiß. in.,eine ‚Gruppe: gehören...In der ‚Pılzilarzs Deutschlands hat Winter die Gattung Fypocopra im Sinne: Fries’ wieder aufgenommen mit den drei letztgenannten Arten. Obwohl es mir nun auffallend ist, daß bei H. fimeti, wie. die- angeführte Figur Ill zeigt, das Stroma als Basalstroma und nicht als Clypeus erscheint wie bei FH. egquorum (Fig. II) und. H. merdaria (Fig. D, so nehme ich doch bis auf weiteres auf Winter’s Versicherung hin an, daß sich 7. fimelti: im n übrigen. so wie die zwei anderen Arten verhält. | Die. zwei "Arten unterscheiden sich "nun aber. von as ‚übrigen zu den Sordariaceen gestellten Pilzen dadurch, daß sie einen Clypeus haben, weich- und dünnhäutige Perithecien, deren blaßbraune Wandung undeutlich kleinzellig-faserig ge- baut ist und aus ganz zarthäutigen Hyphen besteht, sowie endlich durch eine auffallende Jodreaktion der deutlichen Ver- _ dickung der Schlauchspitze. Be Bei Hypocopra equorum Fuck. ist die Schlauchspitze: deutlich konvex nach innen 10m stark verdickt und in dieser Verdickung. färbt sich ein’ 7 w- hoher, 4" bis"4" own Beeren Zylinder mit Jod violett. Die Färbung verläuft gegen die. Spitze hin allmählich. ! Bei Hypocopra merdaria Fr. färbt sich in der ähnlich verdickten Schlauchspitze ein 7 breiter, 5 w hoher, ab-- gestumpfter, mit. der Basis nach oben. gerichteter Kegel mit. Jod schön blau | Alle. die genannten Eigenschaften fehlen den Arten von Soradria, Delitschia, Sporormia völlig und zeigen, daß diese: Gattungen ganz anderen Formenkreisen angehören. Fragmente zur Mykologie. 155 In der Tat ist Pleophragmia gleich Pleospora und sind wenigstens die großsporigen en Arten Scleropleella- artige Pseudosphaeriaceen. Die beiden geprüften Arten sind aber nichts anderes als mistbewohnende Anthostoma-Arten. Sollte die Grundart FAypocopra fimeti (P.) Fr. auch eine Anthostoma sein, was mir nicht wahrscheinlich ist, so wäre Aypocopra Fries 1849 gleich Anthostoma Nitschke 1867. Im anderen Falle wird es sich um eine Sordaria mit Basal- stroma handeln. 1201. Über Podospora Cesati und Bombardia Fries. In meinem Fragm. z. Mykologie, Nr. 117, II. Mitt., 1907, habe ich angegeben, daß diese beiden Gattungen zusammen- fallen. Im Gefolge hat Kirschstein (Krypt.-Flora Brandenbg.., Pilze, 1911, VII. Bd. p. 179), ohne meine Angaben zu er- wähnen, die Vereinigung der beiden Gattungen durchgeführt. Indessen habe ich schon 1909, IX. Mitt, Fragm., Nr. 427, nachdem ich noch zwei weitere echte Bombardia-Arten kennen gelernt hatte, gesagt, daß es doch zweckmäßig ist, diese zwei Gattungen getrennt zu erhalten, namentlich deshalb, weil die echter Bombardia-Arten ein gut entwickeltes Basalstroma haben, auf dem sie gebüschelt oder rasig sitzen. Außerdem haben letztere eine sehr dicke, festknorpelige, aus drei mehr- lagigen Schichten bestehende Membran und wachsen nicht auf Mist, sondern auf Pflanzenteilen. Seither fand ich, daß auch in der Beschaffenheit der Schläuche ein merklicher Unterschied vorhanden ist. Die Podospora-Arten haben meist derbwandige, mehr minder zylindrische, oben breit abgerundete Schläuche, während die Bombardia-Arten meist lang- und dünngestielte, mehr minder keulig-spindelige, dünnhäutige, oben verschmälert abgestutzte Schläuche haben, die häufig unter der Spitze einen rund- lichen, kugeligen, glänzenden Körper (Glanzkörper) zeigen, den ich bei echten Podospora-Arten niemals sah. Solche Glanzkörper, deren Natur noch näher zu erforschen ist, fand ich bei Bombardiella caespitosa v. H. (Fragm., Nr. 378), 156 F. Höhnel, Bombardia fasciculata, botryosa und Pulvis-pyrius (Fragm., Nr. 427, 429) und Eosphaeria uliginosa (Fr.) v. H. (Ann. myc., 1917, XV. Bd., p. 360). Sie scheinen vornehmlich bei jenen Pilzen aufzutreten, die bisher in die Gattungen Lasio- sphaeria und Leptospora Fuck. (non Rabh.) gestellt wurden und die ich in.Ann. myc., 1918, XVIL Bd, p. 73, "behandelt. habe. Die Glanzkörper scheinen sich erst während der Sporen- entwicklung auszubilden, da man sie früher nicht findet. Ich glaube, ;daß/,.diePilze _mit Glanzkörpern in einem engeren Verwandtschaftsverhältnis zueinander stehen, was noch weiter zu. Prülenrist Podospora Ces. 18596 und Bombardia Fries 1849 sind daher auseinanderzuhalten. Was ihre Verwandtschaft anlangt, so wurden sie schließ- lich beide zu den Sordariaceen gestellt. Allein damit ist gar nichts ausgesagt, denn diese Familie beruht ganz auf bio- logischen Merkmalen und ist daher eine ganz unnatürliche, da die Pflanzen nur nach ihren morphologischen und stofi- lichen Merkmalen geordnet werden dürfen. In der Tat ist Pleophragmia gleich Pleospora; die groß- sporigen Sporormia-Arten sind pseudosphärial (Scleropleella v. H.); Sordaria wird den Anschluß bei KRosellinia haben. Hypocopra eguorum und merdaria sind Anthostoma-Arten. Was nun aber Podospora und Bombardia anlangt, so wurden die Sporen dieser Gattungen bisher stets als ein- zellig angegeben, so auch zuletzt von Kirschstein (a. a. O,, p. 173) in der Übersicht der Sordarieengattungen. Das ist nun falsch, denn es geht aus den Angaben von Fuckel (Symb. myec., 1869, p. 245, Taf. Vl, Fig. 20), Woronin, Winter und anderen klar hervor, daß sie anfänglich zylindrisch-wurmförmig, hyalin und einzellig sind und sich dann oben teilen, wodurch eine schließlich dunkel gefärbte Zelle abgegrenzt wird, welche bisher als einzellige Spore mit einem Anhängsel beschrieben wurde. Dieses Anhängsel ist aber eine Zelle, die sich sogar manchmal teilt, wie einige Bilder in Winter (Abhdl. nat. Ges. Halle, 1873, XII. Bd., Taf. IX, Fig. 13) zeigen. Das sogenannte Anhängsel erster Ordnung der Beschreiber ist daher stets eine Zelle, wie schon Winter (Pilze Deutschlands, 1887, Il. Abt., Fragmente zur Mykologie. 157 p. 171) bei einer Art ausdrücklich sagt. In dieser Beziehung müssen die einzelnen Arten noch näher geprüft werden. Trotzdem werden die Sporen dieser Pilze allgemein als einzellig beschrieben. Sordaria und Podospora sind daher im Gegensatze zu Winter’s Meinung, der sie nur ungern auseinanderhielt, zwei voneinander völlig verschiedene Gattungen, die sich nicht bloß durch »Schleimanhängsel«, sondern einen ganz verschiedenen Bau der Sporen voneinander unterscheiden. Es ist mir nicht zweifelhaft, daß Podospora und Bom- bardia in die Verwandtschaft von Lasiosphaeria Ces. et de Not., Bizzozeria Berl. et Sacc. (em. v.H.) und Thazteria Sacc. (em. v. H.) in Ann. myc., 1918, XVI. Bd., p. 74, gehören. Von den Sordariaceen bleibt danach nichts mehr übrig. 1202. Über die Gattung Delitschia Auerswald. Wurde 1866 in Hedwigia, 5. Bd., p. 49, auf Grund von Delitschia didyma Awld. aufgestellt. Die gefärbten zweizelligen Sporen zerfallen nach Auerswald’s Angabe bald in ihre zwei Hälften. Von diesem Pilze konnte ich nur das unter diesem Namen in Krieger, F. saxon., Nr. 1950, ausgegebene Stück untersuchen. Bei diesem aber zerfallen die Sporen nicht. Nachdem nun Krieger’s Pilz im übrigen ganz gut mit Auers- wald’s Beschreibung stimmt und auch bei Delitschia chaeto- mioides Karsten sowie bei D. Winteri Plowr., von welch letzterer Art Massee und Salmon sagen, daß sie wahr- scheinlich mit D. didyma zusammenfällt, ein Sporenzerfall nicht eintritt (siehe Fe. italici, Taf. 621), so lag die Vermutung nahe, daß Auerswald’s Angabe betreffend den Sporenzerfall auf einem Irrtum beruht. Allein nachdem auch Winter in Hedwigia, 1874, 13. Ba, p. 54, ausdrücklich sagt, daß D. didyma den Sporenzerfall sehr schön zeigt, so kann es doch nicht bezweifelt werden, daß derselbe wirklich eintritt. Über die Stellung der D. didyma läßt sich ohne Prüfung des Urstückes nichts Sicheres sagen. Indessen ist anzunehmen, daß Krieger’s Pilz, D. chaetomioides und Winteri sowohl untereinander wie mit D. didyma nahe verwandt sind. Die 158 eiohnel, Untersuchung zeigte mir nun, daß Krieger’s Pilz eine ein- gewachsene echte Sphäriacee mit vielen verklebten Para- physen, großen, Keuligen, dickwandigen Schläuchen, die mit Jod keine Blaufärbung geben und mit schwarzen, zweizelligen, mit einer dicken Schleimhülle versehenen Sporen ist. Dem- nach ist Krieger, F. sax., Nr. 1950, eine Phorcys Niessl 1876 im Sinne Rehm’s (Ann. myc., 1906, IV. Bd., p. 268). | Es kann kaum zweifelhaft sein, daß auch D. chaeto- mioides und D. Winteri Arten der Gattung Phorcys sind, die sich nur wenig von Krieger’s Pilz unterscheiden. Delitschia chaetomioides hat mit einem braunen, abwischbaren Filz be- deckte Perithecien und 38 bis 50 = 17 bis 20 u große Sporen. Delitschia Winteri hat mit einem sehr dünnen, hyalinen Filz versehene Perithecien und 60 bis 66 = 28 u oder 65 bis 75 229 bis 35 u große Sporen, während diese bei Krieger’s Pilz 43 bis 60 =18 bis 20 u groß sind. Letzterer Pilz, der kahle Perithecien hat, scheint eine Form von D. chaelo- mioides Kst. zu sein. Auf den von Karsten beschriebenen filzigen Überzug der Perithecien ist um so weniger Gewicht zu legen, als nach Winter’s Angabe (Hedwigia, 1874, 13. Bd., p. 55) die Stücke Karsten’s schon veraltet waren. Alle diese Formen sind mistbewohnende Phorcys-Arten, die Ph. Winteri (Plow.) v. H., Ph. chaetomioides (Kst.) v. H. und, ‚Ph.ch. (K.). n ,H..f..ealva. v.\ El; zusnennen sind ick vielleicht nur Formen einer Art. Unter Delitschia Awld:. wird demnach eine mistbewohnende Phorcys zu verstehen sein mit in die zwei Zellen zerfallenden Sporen. Mit der Grundart Delitschia didyma Awld. ist voll- kommen gleich die Delitschia canina Mouton (Bull. soc. bot. Belg., 1887,.XXVI. Bd. p. 175, Taf. I, Fig. 4). Mouton gibt ausdrücklich an, daß die Sporen sehr leicht in ihre zwei Glieder zerfallen, so auch Auerswald’s Angabe unwissent- lich sicherstellend. Unter den weiteren vielen beschriebenen Arten finde ich nur die Delütschia leptospora Oudemans (Hedwigia, 1882, 21. Bd., p. 163) mit der Angabe, daß die Sporen sehr leicht in ihre Hälften zerfallen. Ist nach. der Beschreibung. gewiß keine Delitschia und noch unsicherer Stellung. Viele angeb- Fragmente zur Mykologie. 159 liche’ Delitschia-Arten verhalten sich ganz ähnlich den oben besprochenen Phorcys-Arten. Es sind sehr wahrscheinlich lauter Arten dieser Gattung, zum Teil wohl miteinander und mit den obigen zusammenfallend. Es sind dies: Phorcys vulgaris (Griff.), Sporen 17 bis 30 = 13 bis 16 u; Ph. excen- trica (Griff.),, Sporen 45 bis 00 2 21 bis 24 u; Ph. leporina .«(Griff.), Sporen 40 bis 69 = 16 bis 20. u; Ph. apiculata (Griff.), ‘Sporen 28 bis 34 =16 bis 21 u (alle in Syli. Fg., XVII, 687); Ph. furfuracea Niessl, Sporen 45 bis 50 £ 21 u; Ph. vaccina «(Pass.), Sporen 50 = 22 bis 25 u (Syll. Fg., IX, 748); Ph. pata- ‚gonica (Speg.), Sporen 35 =16 u (S. F., IX, 749); Pk. ligni- ‚cola (Mout.), Sporen 24 bis26 z 11 bis 12 u (S.F., IX, 749); Ph. minuta (Fuck.), Sporen 22 = 8 u. Bei keiner dieser Arten findet ein Zerfall: der Sporen statt. Delitschia sordarioides Speg. (Syll. Fg., I Bd. p. 734) ist nach der Beschreibung wohl sicher eine Podospora. Delitschia insignis Mouton (Bull. soc. bot. Belg., 1897, 36. Bd., p. 13) ist nach der Beschreibung eine Phorcys oder .Massariopsis im Sinne Rehm’s in Ann. myc., 1906, IV. Bd., p- 269, mit beidendig langgeschwänzten Sporen, die anschei- nend in die von mir aufgestellte Gattung Ceriophora ganz gut paßt, deren Grundart die Sphaeria palustris Berk. et Br. in Rabh, Fg. europ., Nr. 1936, ist. Delitschia geminispora Sacc. et Flag. 1893 (Grevillea, XXI. Bd. p. 66, Taf. 184, Fig. 5) ist eine eigene Gattung, vollkommen gleich Pachyspora gigantea Kirschstein. (Verh. bot. Ver. Brandbg. 1907, 48. Bd., p. 49) und hat zu heißen Pachyspora geminispora (Sacc. et Flg.) v.H. Die kleinen, oberflächlich stehenden, schwarz beborsteten ‚Arten, Delitschia moravica Niessl und D. bisporula (Crouan) 'Hans. sind Trichosphaeriaceen, die vielleicht zu Protoventuria Berl. et Sacc. (Syll. Fg., IX. Bd. p. 741) gehören, welche Gattung ich aber nur der Beschreibung nach kenne. Die ‘Sporen dieser Arten zerfallen normal nicht in ihre‘ zwei ‚Hälften. Erst im Alter, wenn sie sich am Miste zu zersetzen beginnen, sieht man einzelne zerfallend. Die kleinen, kahlen, teils oberflächlichen, teils eingewach- :senen, als Delitschia beschriebenen Formen sind offenbar Neo- 160 F. Höhnel, peckia, beziehungsweise Didymosphaeria-Arten, die (zufällig?) auf Mist zur Entwicklung kamen. 1203. Über die Gattung Sporormia de Notaris. Die Geschichte dieses Gattungsnamens hat Pirotta (Nouv. Giorn. bot. ital, 1878, X. Bd., p. 128) erschöpfend behandelt. Danach ist es kein Zweifel, daß Formospora de Not. 1844 der älteste Name der Gattung ist. Den Gattungsnamen Sporor- mia stellte de Notaris 1849 für einen anderen Pilz der gleichen Gattung aut. Diese Gattungsgleichheit erkannte er erst nachträglich und wendete daher 1863 wieder den älteren: Namen Hormospora an. Es wäre daher dieser letztere Name der gültige. Nachdem indes der Name Hormospora schon 1840 von Brebisson für eine Algengattung gebraucht und seither von mehreren Algenforschern in verschiedenem Sinne angewendet worden war, so muß statt seiner für die in Rede stehenden Pilze der Name Sporormia de Not. 1849 eintreten, wenn auch der Name Hormospora Breb. heute nur als Synonym gilt. | Die meisten Sporormia-Arten sind sehr kleine Pilze, die sich, zumal wenn sie am trockenen Miste sitzen, nicht zur Herstellung von Achsenschnitten eignen; abgesehen davon, daß solche kleine Formen meist, ihrer geringen Größe ent- sprechend, einen sehr vereinfachten, wenig und nur Unsicheres. lehrenden Bau aufweisen. Es gibt jedoch auch einige größere zweifellose Arten der Gattung, die eine erschöpfende Aufklärung über das Wesen der letzteren zu geben geeignet sind. Eine solche ist Sporor- mia: megalospora Awld. nach dem Stücke in Rehm, Ascom. exs,.Nr. 1391; Dieser Pilz hat kugelige, 350 bis 450 u breite, ganz ein- gesenkte Fruchtkörper, die nur mit einer flachwarzigen, 110 u breiten, 40 u hohen Papille an die Oberfläche der Kotballen gelangen. Diese Papille zeigt eine 40 u dicke, schwarze, klein- zellig parenchymatische Kruste und ist innen ganz mit einem ebensolchen, aber hyalinen Zellgewebe ausgefüllt. Periphysen Fragmente zur Mykologie. 161 fehlen völlig und erfolgt die Öffnung durch Abbröckeln der- Papille. Die den Kern umgebende Membran ist 55 u dick, davon die innere, 30 u dicke Schichte aus etwas abgeflachten, hyalinen, die äußere, 25 » dicke Lage aus ebensolchen, aber schwarzbraunen, dünnwandigen, leeren, 10 bis 20 u großen Zellen in vielen Lagen bestehen. Beide diese Schichten sind durch eine scharfe, dünne, dunklere Grenzlinie voneinander getrennt. Jod gibt keine Blaufärbung der etwa 30 bis 35 u. großen, derbwandigen Schläuche, zwischen welchen verhältnis- mäßig wenige, etwa 2 u. dicke Scheinparaphysen, die oben am. Deckgewebe angewachsen sind, stehen. Pirotta gibt von Sp. megalospora, minima, grandispora,. intermedia, lageniformis, Notarisii, gigaspora und octomera an, daß »Paraphysen« fehlen und benutzt dieses Merkmal sogar Zur Einteilung der Arten. Allein das ist unrichtig;. schon Niessl (Österr. bot. Ztschr., 1878, 48. Bd., p. 42) gibt. ganz richtig an, daß alle Arten Paraphysen haben. Nach der Beschreibung ist Sporormia megalospora ein zweifelloser, ziemlich vielschlauchiger, pseudosphäfrialer Pilz, der sich von Scleropleella v. H. (Ann. myc., 1918, XVI. Bd., p. 157) wesentlich nur dadurch unterscheidet, daß die Sporen schließlich in ihre Teilzellen zerfallen. Ganz ebenso wie die Sporormia megalospora verhält sich auch die Sporormia lignicola Phill. et Plowr. Diese bisher nur auf Laubholz gefundene Art wächst nach dem Stücke in Krieger, F. sax., Nr. 75, auch auf noch festem Fichtenholze. Nach Berlese (Icon. Fung., 1894, I. Bd., p. 42)» ist diese Art gleich Sporormia ulmicola Pass. (Hedwigia, 1874, XII. Bd., p. 52) und nur die holzbewohnende Form von Sp. intermedia Awld. Wenn dies richtig ist, so ist die- Holzform wahrscheinlich die ursprüngliche und die Kotform dadurch zustande gekommen, daß die erstere gefressen wurde, ihre Sporen den Darmkanal durchgegangen sind, so daß sie sich im Kote entwickeln konnten. Vermutlich gilt dies auch für andere der bisherigen Sordarieen und wäre es von Wichtig- keit, hierüber Fütterungsversuche anzustellen. Offenbar sind nur die dunkelgefärbten Sporen imstande, den Darmkanal: 162 F.’Höhnel, Mebend zu durchsetzen, während die hellgefärbten Sporen ver- ‚daut werden. Daraus würde sich das auffallendste Merkmal .der bisherigen Sordarieen, ihre Schwarzsporigkeit, erklären. .Am Miste entwickeln: sich die Fruchtkörper ganz anders als am Holze, so daß man zwei ganz verschiedene Arten vor sich zu haben glaubt. Dies würde sich nun bei der Sporormia ‚intermedia Awld. und ihrer (wahrscheinlichen) Holzform zeigen. Während die erstere 150 bis 200 x große, fleischig- häutige Fruchtkörper hat, besitzt die Holzform 360 u große, -dickwandige, harte, die nach Winter sogar 05 bis O7 mm groß werden sollen. Die Kruste ist etwa 50 a dick und besteht aus etwa 8 u großen, abgeflachten Zellen. Periphysen ‚und eine echte Mündung fehlen, oben bricht eine 90 u breite Papille ab. Ist. also auch eine Pseudosphaeriacee. Auch die Sporormia gigantea Hansen, aus Krieger, F. sax., Nr. 276, ist pseudosphärial gebaut. Die 350 u breiten "und 400 u hohen Fruchtkörper sind eingesenkt, nach oben- ‚hin fast krugförmig verschmälert und mit einer 150 u breiten und 80 u hohen, außen schwarzkrustigen, innen mit klein- zelligem, hyalinem Gewebe ausgefüllten Papille abschließend. Oben ist die Membran 40 u. weiter unten 70 u dick, wovon ‚die Hälfte auf die hyaline Innenschichte fällt. Das Gewebe besteht aus braunschwarzen, halboffenen Zellen. Die Schein- -paraphysen: sind 2 w dick und verzweigt; in jungen Frucht- -körpern sehr reichlich vorhanden, werden sie später : mehr weniger aufgelöst. Ebenso ist die Sporormia insignis Niessl nach selbst- ‚gesammelten Stücken, trotz ihres oft gut entwickelten, 300 ı. langen und 200 w dicken Schnabels eine pseudosphäriale Form. Die Fruchtkörper werden bis über 500 x breit, mit -40 u dicker Membran. Die Paraphysen sind hier auch im reifen Zustande sehr zahlreich, nur Ip dick und oben stark verzweigt. Es ist kein Zweifel, daß auch die kleinen Arten der Gattung sich ebenso verhalten werden. Die Gattung Sporormia de Not. hat als Grundart Sp. fime- ‚taria de N., deren vielzeilige Sporen auch in Glieder zer- fallen. Daher ist die Gattung eine einheitliche, die neben’ Sclero- ‚pleella v. H. zu den Pseudosphäriaceen gestellt werden muß. Fragmente zur Mykologie. 163 1204. Über die Gattung Pleophragmia Fuckel. Die Gattung ist 1869 in Fuckel, Symb. mycol., p. 243, aufgestellt auf Grund von Pleophragmia leporum Fuck., die in den F. rhen., Nr. 2272, ausgegeben ist. Ganz damit überein- stimmende Stücke gab Krieger in den F. saxon., Nr. 34, aus. Fuckel’s Beschreibung der Gattung ist mehrfach falsch. Die Sporen sollen aus drei miteinander verwachsenen Ketten von Zellen bestehen und Paraphysen sollen fehlen. Allein es sind zahlreiche, lange, 2 bis 2:5 dicke Paraphysen vorhanden und der runde Querschnitt der Sporen erscheint kreuzförmig geteilt, die Sporenzellen stehen also in vier Reihen. Die Perithecien sind ganz eingewachsen, ohne Stroma, rundlich, 240 bis 400 u groß und zeigen oben eine kaum vorragende, schwarze, derbwandige, 100 wu hohe und breite Papille mit einem etwa 50 u weiten Mündungskanal. Die Peri- thecienmembran ist oben stärker, sonst ringsum 20 bis 30 ı. dick und besteht aus vielen Lagen von dünnwandigen, ab- geflachten, großen, :schwarzbraunen Zellen. Der Pilz wurde bisher zu den Sordariaceen gestellt, ist aber eine ganz echte Pleospora Rabenhorst 1857 (Bot. Zeitung, XV. Bd., p. 428), die Pleospora leporum (Fuck.) v.H. zu heißen hat. Pleophragmia Fuckel 1869 ist daher gleich Pleospora Rbh. 1857. Es gibt drei mit dieser Art sehr nahe verwandte Pleospora-Arten. Pleospora Henningsiana Ruhld. Jahn et Paul (Verh. bot. V. Brandbg., 1902, 43. Bd., p. 105). Peri- thecien 350g. breit; Schläuche. 160 bis 180 =20 bis 28 u groß; Sporen dunkelbraun, sieben- bis neunteilwandig, 45 bis 0 210 bis 15 u. Auf abgestorbenen Laubholzzweigen. Pleospora ligni Kirschstein (ebenda, 1907, 48. Bd., p. 97). Perithecien 200 bis 300 u; Schläuche .200 = 24 u; Sporen dunkelbraun, meist neunteilwandig, 36 bis 45 = 12 bis 15 u. Von der vorigen kaum artlich verschieden. Pleospora Phragmitis Höllos 1910 (Syli. Fung.,, XXIL Bd, p. 274), Perithecien 700 = 300 u; Schläuche 130 bis 160 = 20 bis 24 u; Sporen dunkelbraun, neunteilwandig, 44 bis 50 = 10 bis 12 u. 164 F. Höhnel, Vermutlich ist Pleospora leporum (Fuck.) v. H. nur die Hasenkotform der letzteren Art. Die von Kirschstein in Krypt. Fl. Brandbg., 1911, VII Bd. p. 198, beschriebene Pleophragmia pleospora ist nach der Beschreibung gewiß auch eine Pleospora, eine: Tierkotform, vermutlich von Pleospora herbarum. 1205. Über die Gattung Rhynchostoma Karsten. Die Gattung wurde aufgestellt in Karsten, Mycol. Fenn.,. 1873, U. T., p. 7. Nach der Beschreibung handelt es sich um Ceratostomeen mit langgeschnäbelten, eingewachsenen oder hervorbrechenden Perithecien und zweizelligen braunen Sporen. Die Grundart wäre Rhynchostoma cornigerum K. (a. a. O., p. 97), die aber Karsten nur im überreifen Zustande beob- achtet hat, ohne Schläuche. Außerdem beschrieb er noch die Rh. exasperans, bei welcher Paraphysen nicht erwähnt werden, und Rh. minutum mit fadenförmigen langen Paraphysen. Die Gattung scheint sich von Lentomita Niessl nur durch die: gefärbten Sporen zu unterscheiden. Winter (Pilze Deutschlands, II. Abt., 1887, p. 761) faßte: die Gattung anders auf, betrachtet sie als stromatisch und brachte sie neben Anthostoma Ntke. Er stellte als erste Art: die Sphaeria apicnlata Currey in dieselbe. Daher ist Rhyncho- stoma Winter 1887 verschieden von Karsten’s Gattung. Winter hält die Sporen der Sphaeria apicnlata für zwei-- zellig mit einem hyalinen Anhängsel. Niessl (Verh. nat. Ver. Brünn, 1872, X. Bd., p. 206, Taf. VII, Fig. 48), der den Pilz. als Anthostoma trabeum neu beschrieb, sagt, daß die Sporen eine zweischichtige Membran haben, deren äußere hyaline Schichte an den beiden Enden etwas vorragt, wodurch mehr‘ minder vorstehende hyaline Endsegmente zustande kommen. Ferner sagt er, daß die braunen Sporen außerhalb der Mitte eine Querlinie zeigen, von welcher er jedoch nicht sicher ist, ob sie von einer Querwand herrührt oder nur von einer ringförmigen Verdickung der Membran. Die nähere Untersuchung der Stücke in Rehm, Ascom. exs., Nr. 614 und 6145, sowie Krieger,. F. sax., "N#'176% Fragmente zur Mykologie. 165 zeigte mir nun, daß der Pilz kein Stroma besitzt, also eine einfache Sphäriacee ist. Die zylindrischen Schläuche sind oben nur wenig verdickt und quer abgestutzt. Sie geben mit Jod keine Blaufärbung. Die Sporen wechseln in der Größe sehr und sind etwas abgeflacht: 18 bis 34=9°5 bis 14 = > bis 6 u. Ursprünglich sind sie hyalin und einzellig. Dann wird, meist am oberen Ende, eine 3 bis 41. hohe Kappe durch eine Querwand abgeschnitten. In dem abgegrenzten Teil ist deutlich körniges Plasma sichtbar. Die Kappenzelle bleibt meist hyalin oder fast so. Die große Schwesterzelle wird dunkelbraun, bleibt entweder einfach oder teilt sich bei guter Entwicklung in zwei ungleich lange Zellen, so daß nun die Spore dreizellig wird und die Mittelzelle die größte ist, etwa 8 bis 4 m länger als ihre Schwesterzelle. So hatte eine 28 u. lange Spore eine 4 lange, hyaline Kappenzelle, eine 14 lange, braune Mittelzelle und eine 10 u lange, braune End- zelle. An der fast in der Mitte stenenden zweiten Querwand ist oft eine deutliche Einschnürung vorhanden, auch zeigen sich in den beiden braunen Zellen zu beiden Seiten der Querwand oft große Luftbläschen, die nicht miteinander ver- schmelzen, so daß kein Zweifel möglich ist, daß es sich um eine wirkliche Querwand handelt. An dem der Kappe gegen- überliegenden Ende der Sporen ist häufig eine ganz schwache, hyaline Anschwellung der Sporenhaut zu sehen. Nach allem ist die Sphaeria apicnlata Curr. eine kurz- schnäbelige Rhynchosphaeria Sacc. mit ungleich dreizelligen Sporen, deren kleine Endzelle hyalin und dünnhäutig bleibt. Der Pilz muß in eine eigene Gattung gestellt werden. Saccardo hat in Syll. Fung., 1882, I. Bd. p. 278 und 286, bei der Gattung Anthostomella zwei Untergattungen: Euanthostomella (Sporen ohne hyaline Anhängsel) und Znto- sordaria (Sporen an einem oder beiden Enden mit hyalinen Anhängseln) unterschieden. Die Untersuchung der Grundart von Entosordaria, A. per- fidiosa (de Not.) Sacc. (gleich A. Poetschii Niessl) hat mir nun gezeigt, daß das angebliche hyaline Anhängsel am oberen Ende der Sporen dieser Art eine eigene Zelle ist. Die Sporen 166 F. Höhnel, derselben sind also zweizellig. Sehr leicht sieht man dies bei der zweiten angeführten Art: A. appendiculosa (B. et Br.) Sacc., wo die zellige Natur des Anhängsels auch an den ganz reifen Sporen sofort zu erkennen ist, weil keine Ver- schleimung desselben erfolgt. Entosordaria Sacc. emend. v. H. ist daher eine eigene, von Enanthostomella Sacc. verschiedene Gattung mit zwei- zelligen Sporen mit einer großen braunen und einer kleinen hyalinen oder fast hyalinen Zelle. Bei zwei Arten von Ento- sordaria findet, selten oder meist, auch eine Teilung der großen braunen Sporenzelle in zwei ungleich große Zellen statt, genau so wie bei der Sphaeria apicnlata Curr. Selten bei Entosordaria perfidiosa (de Not.) v. H., meist bei Entosordaria Cacti (Schw.) Sacc. Dasselbe ist stets der Fall bei Entosordaria altipeta (Peck) v. H., gleich Rhynchostoma altipetum (Peck) Sacc. Von den 155 beschriebenen Anthostomella-Arten gehören teils sicher, teils wahrscheinlich zu Entosordaria folgende Arten: Entosordaria pedemontana (Ferr. et Sacc.) v.H. (= ?Reh- mit [Thüm.].v. H.); dryina (Mouton) v. H.; albocincta (E. et Ev.) v. H.; cornicolan(E. ‘et Ev.) v..H.; tersa (Sace).!vw.IEbz Magnoliae (E. et Ev.) v. H.; Cacti (Schw.) v. H.; Molleriana (Wint.) v. H.; sabalensioides (E. et Martin) v. H.; hemilenca (Speg.) v. H.; Ammophilae (Ph. et Plowr.) v. H.; cymbi- sperma (Wint.) v. H.; Fnuegiana (Speg.) v. H.; perfidiosa (de Not.) v. H. (gleich Poeischii [Niessl]); appendienlosa (B. et Br.) v. H.; .umbrinella (de Not.) v. H.; italica (Sacc. et Speg.) v. H.; tomicoides (Sacc.) v. H.; . Rehmü (Thüm,) v. H.; altiveta (Peck.) v. H.; clypeoides (Rehm) v. Hl. (Ann. myes.1909,3VIL Bay p. 406), Auch Anthostoma urophora Sacc. et Speg. (Syll. Fg., I. Bd., .p. 295) wird Entosordaria urophora (Sacc. et Speg.). vd. zu nennen ‚sein, In der Untergattung Entosordaria sind in der Syll. Fung. noch viele andere Arten angeführt, die längere, borstenförmige. Anhängsel an einem oder beiden Sporenenden besitzen. Ob diese Anhängsel nur Zellhautverdickungen oder auch zelliger Fragmente zur Mykologie. 167° Natur sind, muß noch geprüft werden. Bei Anthostomella rostrispora (Gerard) Sacc. var. foliicola Sacc. auf morschen: Birkenblättern, in Rehm, Ascom. exs., Nr. 1388, scheinen die jungen Sporen drei- bis fünfzellig zu sein und sich dann die mittlere Zelle zu vergrößern und braun zu färben, wären also- die pfriemlichen Anhängsel zelliger Natur. S. Fr. 1212. Alle oben angeführten Entosordaria-Arten sind ganz ähn- lich der Sphaeria apiculata Curr., nur daß bei den meisten Arten die große braune Sporenzelle ungeteilt bleibt. Daher ist dieser Pilz auch eine Entosordaria, E. api- culata (Curr.) v. H. | Entosordaria als Untergattung in der Syll. Fung. ist jedenfalls eine Mischgattung. Aber auch Entosordaria Sacc.- v. H. im. obigen Sinne ist vielleicht keine einheitliche Gattung, . da bei einzelnen Arten derselben ein Clypeus und eine Jod- reaktion der Schläuche vorhanden ist oder nicht, auch die Sporen zwei- bis dreizellig sind. Sie wird daher auf Grund der Urstücke noch näher zu prüfen sein. Die Gattung Entosordaria Sacc.-em. v. H. wird bis auf weiteres wie nachfolgt zu beschreiben sein. Entosordaria Sacc. (ut Subg.) em. v.H. als Gattung: Ceratostomeen. Perithecien eingewachsen, oft hervor- brechend, mit kurzem, oft nur papillenförmigem Schnabel, kugelig, derbhäutig, kleinzellig parenchymatisch. Paraphysen vorhanden. Schläuche meist zylindrisch. Sporen meist ein- reihig, länglich, an einem Ende mit sehr kleiner hyaliner Zelle und ein bis zwei großen braunen Zellen. Mittelzelle, wenn vorhanden, am längsten. Ohne oder mit Jodblaufärbung. des Schlauchporus. Grundart: Entosordaria perfidiosa (de Not.) v.H. Syn.: Sordaria perfidiosa de Notaris 1867. Anthostomella Poetschii Niessl 1876. Anthostomella perfidiosa (de Not.) Sacc. 1882.. 1206. Didymella Pandani v.H. n. sp. Perithecien die ganze Blattoberseite bedeckend, ungleich- mäßig verteilt, kleine, dichtere Herden bildend, die durch. Stellen, wo sie lockerer angeordnet sind, ineinander über-- 168 F. Höhnel, gehen, eine Zellage unter der Epidermis eingewachsen, schwarz, fast kugelig, 130 bis 180 u groß, mit einer 6 bis 8 w dicken Membran, die aus zusammengepreßten, schwarzbraunen, 8 bis 15 großen, dünnwandigen Parenchymzellen besteht, außen ‘mit Hyphen überzogen. Zwischen den Perithecien keine ge- färbten verbindenden Hyphen zu sehen. Mündungspapille blaß, 20 x hoch, die Epidermis durchbrechend, nicht vorragend, mit rundlicher oder länglicher, 12 bis 20 u breiter, unregelmäßig schwarz beringter Mündung, mit deutlichen Periphysen. Para- physen zahlreich, lang, verschleimt verschmolzen. Schläuche zahlreich, keulig, unten ziemlich kurz knopfig gestielt, mäßig .derbwandig, oben abgerundet, allmählich wenig verdickt, ohne Jodfärbung, 76 bis 80 = 20 u. Sporen zu acht zweireihig, hyalin, zarthäutig, mit vielen Tröpfchen, zweizellig, obere Zelle breiter und um die Hälfte länger als die untere, an .den Enden wenig verschmälert abgerundet, 20 bis 22 2 7 bis -8 . Nebenfrucht Septoriopsis Pandani v. H. n. G. Pykniden wie die Perithecien, aber Papille schwarzbraun, zylindrisch, ‘25 1 breit und hoch; Träger kurz, papillenförmig, unten und ‚seitlich. Conidien hyalin, einzellig, mit reichlichem Inhalt, gerade, verkehrt keulig, unten spitzlich, darüber 5 bis 7 u breit, nach obenhin allmählich auf 2 u verschmälert, oben stumpflich, in einer Lage stehend, 40 bis 60. =5 bis 7 m. Auf dürren Pandanus-Blättern im Botanischen Garten ‘von Buitenzorg, Java, 1907, von mir gesammelt. Wäre mit Didymella pandanicola Syd. zu vergleichen, von der ich nur den Namen aus Ann. myc., 1917, XV. Bd,, 207, \kanne:i, ı Die beschriebene Didymella paßt sehr gut in die Gattung nach den Angaben in Ann. myc., 1918, XVI. Bd., p. 64. 1207. Astrosphaeriella bambusella v. H. n. sp. Perithecien zerstreut oder in kleinen Herden, sich .Zellagen unter der Epidermis entwickelnd, mit flacher, runder, 0'5 bis Ilmm breiter Grundfläche der Sclerenchymschichte aufsitzend und bis 0O°7 mm weit stumpflich-kegelig vor- ‚brechend, von den Gewebslappen an der Basis zackig-ring- Fragmente zur Mykologie. 169 förmig begrenzt. Perithecienmembran spröd-kohlig, an der Grundfläche dünner, am Kegel dick. Perithecien schwarz, hart, glänzend. Mündung an der Spitze des [Negels, rundlich. Paraphysen sehr zahlreich, schleimig verbunden, die Schläuche überragend, kaum 1m dick, oben verzweigt. Schläuche zahl- reich, spindelig-keulig, gestielt, oben zylindrisch vorgezogen, am Scheitel abgerundet und wenig verdickt, ohne Jodfärbung, 160 bis 270 = 10 bis 12 a. Sporen zu acht zweireihig, zwei- zellie, schwach bräunlich, spindelförmig, spitzlichendig, meist ‚gerade, dünnhäutig, an der Querwand nicht oder wenig ein- geschnürt, 44 bis 48 24 bis 6 u. An Bambusrohrhalmen, Tjibodas, Java, 1907, von mir ‚gesammelt. Von der Grundart A. fusispora Syd. (Ann. myc., 1913, ‚XI. Bd., p. 260) gut verschieden. Die Gattung Astrosphaeriella steht Oxydothis, Merilliopeltis und Ceriospora (Ann. myc., 1918, XVL Bd. p. 68 und 92) wohl nahe, wird aber wegen ‚der mangelnden Jodreaktion vermutlich von Didymosphaeria im Sinne Rehm’s abzuleiten sein und nicht von Ceriospora, ‘was auch die schwache Färbung der Sporen zeigt. 1208. Über Pterydiospora javanica Penzig et Saccardo. Von diesem in Icon. Fung. javanic., 1904, p. 13, Taf. X, ‚Fig. 3, beschriebenen und abgebildeten Pilze wird angegeben, daß die Sporen hyalin sind. Ich habe denselben nach dem ‚Urstücke im Fragm. Nr. 377, VIII. Mitt, 1909, behandelt und ‚die Sporen auch hyalin gefunden. Infolgedessen erklärte ich ihn als mit Massarinula zunächst verwandt. Ich hatte dabei, ebenso wie Penzig und Saccardo, nicht in Erwägung ge- ‚zogen, ob das Urstück auch völlis ausgereift ist. Nun zeigte ‘mir ein von mir selbst 1908 auch bei Tjibodas gesammeltes ‚Stück, daß die reifen Sporen schon in den Schläuchen durch- :scheinend hellviolett werden. Infolgedessen ist die Gattung Pferydiospora P. et S. zu- ‚nächst mit Phorcys Niessi 1876 —= Massariella Speg. 1880 verwandt. Sie unterscheidet sich von dieser Gattung durch .die kegeligen, ganz hervorbrechenden, derben, lederig-kohligen Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 129. Bd. . 12 170 F. Höhnel, Perithecien, die mehr keuligen Schläuche, die zwei- bis drei- reihig liegenden Sporen, die eine nur dünne Schleimhülle haben, welche am unteren Ende stark breit zungenförmig- vorgezogen ist. 1209. Massariopsis substriata v. H. n. sp. Perithecien meist einzeln, selten zu zwei verwachsen, in ausgebreiteten Herden, 50 u tief, vier Zellagen unter der Epi- dermis zwischen Sklerenchymfasern eingewachsen, wenig ab- geflacht kugelig, oft etwas länglich, 350 bis 600 u groß, oben mit einem gut abgesetzten, 50 w langen, dicken Hals vor- brechend, der einen 30 bis 40 u breiten Kanal zeigt, sich in der Epidermis zu einem meist nur 180 w großen Clypeus. erweitert, der die flache, scharfrandige, erst 8 bis 1O w, dann 20 bis 25 a große Mündung enthält. Clypeus oft viel größer und dann flach vorgewölbt. Perithecienmembran 12 bis 20 gu. dick, aus vielen Lagen von stark zusammengepreßten, dunkel- braunen Parenchymzellen bestehend. Periphysen fehlend. Para- physen zahlreich, zarthäutig, dünn bis bandförmig, kaum ver- zweigt. Schläuche zylindrisch, kurz gestielt, oben abgerundet‘ und stark verdickt, 180 = 8 w. Jod färbt unter der Verdickung eine dicke Querplatte stark blau. Sporen zu acht, einreihig,, schön braunviolett, zweizellig, spindelig-länglich, an den Enden verschmälert abgerundet, gerade, an der Querwand nicht ein- geschnürt, 16 bis 25=5 bis 7 w, der Länge nach oft kaum sicht- bar fein hyalin gestreift, auf jeder Seite vier bis sechs Streifen. Querschnitt der Sporen kreisrund, am Rande oft fein hyalin krenuliert. Auf Bambusrohr in Tjibodas und Buitenzorg, Java, 1907,. von mir gesammelt. Ich stelle diese Form vorbehaltlich der Revision der in. Betracht kommenden Gattungen einstweilen zu Massariopsis Niessl im Sinne von Rehm in Ann. myc., 1906, IV. Bd., p. 269, wegen der Blaufärbung des Porus. 1210. Über Cladosphaeria Sambuci racemosae ÖOtth. In meinem Fragment zur Mykologie, Nr.. 1042, XX. Mitt, 1917, gab ich an, daß Sphaeria hiria Fries, welche Karste- Fragmente zur Mykologie. 171 nnla hirta (Fr.) v. H. zu heißen hat, an den dünnen Zweigen in einer abweichenden Form mit stets kleineren (20 bis 22 = 6 u) blassen und vierzeiligen Sporen auftritt, die man für eine eigene Art halten möchte. Dies ist nun tatsächlich schon geschehen, denn es ist kein Zweifel, daß der von Otth (Mitt. naturf. Gesellsch. Bern, 1871, p. 108) unter dem Namen Üladosphaeria Sambuci race- mosae beschriebene Pilz ebendiese kleinsporige Form der dünnen Zweige ist. Diese Form müßte nun Karstenula hirta (Fr.) v. H.. forma Sambuci racemosae (Ötth) v. H. genannt werden, welcher Name aber unpassend ist, da der Pilz nur auf dem Traubenhollunder wächst. 1211. Über die Gattung Ophiobolus Aut. (non Riess). In Ann. mycol., 1918, XVI. Bd., p. 85, habe ich gezeigt, daß die Gattung Ophiobolus im heutigen Sinne in drei von- einander völlig verschiedene Gattungen zerfällt, mit den Grund- arten Leptospora porphyrogona (Tode) Rabh. 1857, Ento- desmium vrude Riess 1854 und Ophiobolus acuminatus (Sow.) Duby 1854. Eine nähere Prüfung der Stellung dieser Gattungen ergab nun, daß Leptospora porphyrogona ein echt sphärialer Pilz ist. Entodesmium rude hingegen ist dothidealer Natur. Die Fruchtkörper sind perithecienähnlich, aber oft sehr schön stromatisch verwachsen, wo dann die dothideale Beschaffen- heit ohne weiteres zu erkennen ist. Sie sind etwa 420 ı hoch und unten kugelig ausgebaucht; die obere Hälfte bildet einen oben abgerundeten, 220 u hohen, 160 uw dicken Zylinder, der anfänglich‘ ganz mit einem hyalinen Parenchym ausgefüllt ist, schließlich aber kanalartig durchbrochen wird. Bei dieser Gelegenheit wird das in der Achse des Zylinders befindliche Gewebe in eine feinkörnige schleimige Masse verwandelt, in der sich eine sehr zartfaserige Struktur erkennen läßt, wodurch Periphysen vorgetäuscht werden, die aber völlig fehlen, ebenso wie ein echtes Ostiolum, obwohl die reifen Fruchtkörper eine sehr regelmäßige runde Öffnung zeigen. Die schwarze, etwa SO u dicke Wandung ist nach innen schlecht abgegrenzt und besteht aus wenig abgeflachten, bis 20 x großen, dünnwandigen 172 F. Höhnel, Zellen. Auch das Stromagewebe zwischen den Fruchtkörpern ist offenzellig parenchymatisch. Der Pilz tritt nicht selten, so in dem Stücke in Krieger, Fg. sax., Nr. 2215, in eigenartigen zurückgebliebenen Zwergformen auf, die eine Nebenfrucht des- selben vortäuschen. Es sind dies meist in Gruppen stehende, 150 bis 200 u breite, weiße, schwarz berandete, sitzende oder kurz und dick gestielte Scheibchen, die 2 bis 2°5 u breite, parallele, paraphysenartige Fäden enthalten. Entodesmium runde könnte ohne weiteres als Dothideacee gelten. | Ophiobolus maritimus Sacc. hat nach der Beschreibung (Michelia, 1878, I. Bd., p. 119) fadenförmige hyaline Sporen, die in zylindrische, zweizellige, 15 bis 20 = 2 un große Glieder zerfallen. Die Perithecien stehen einzeln in kleinen Herden. Von einem Stroma ist nicht die Rede. Der Pilz ist nicht wieder und anscheinend nur spärlich gefunden worden, denn Berlese (Icon. Fung., 1900, U. Bd., p. 127) konnte am Urstücke nichts mehr feststellen. Da Paraphysen angeblich fehlen und kein Stroma vorhanden ist, gehört der Pilz gewiß nicht zu Ento- desmium. Ist vielleicht eine neue Diaportheengattung. Ophiobolus acnminatus (Sow.) Duby ist ein sphärialer Pilz. Echte Arten der Gattung Ophiobolus Riess (non Aut.) = Leptosphaeriopsis Berlese sind nach des letzteren Angaben (lcon. Fg., 1900, II. Bd., p. 139) noch Leptosphaeria ophio- boloides Sacc. und Ophiobolus Bardanae (Fuck.) Rehm. Ophiobolus compressus Rehm und Ophiobolus Tanaceti (Fuck.) Sacc. haben 3'5 bis 4:5 u breite, gefärbte Sporen mit vielen deutlichen Querwänden, sind dothideal gebaut und nichts anderes als lang- und schmalsporige echte Lepto- sphaeria-Arten. Ganz deutlich dothideal ist auch Ophiobolus herpotrichus (Fries), aber mit nur 2 1 breiten Sporen. Ophiobolus Rostrupii Ferd. et Winge ist, wie schon Lind angab (Ann. myc., 1915, XII. Bd., p. 17) gleich Lino- spora Briumellae E. et Ev. = Hypospila Brunellae E. et Ev. (Proc. Acad. nat. scienc. Philad., 1894—95, p. 337, 338). Der Pilz wurde von Berlese (Icon. Fung., 1900, II. Bd., p. 149) zu Ceuthocarpon Karst. gestellt; indessen sagt er, daß er n. x Fragmente zur Mykologie. 17: besser bei Ophiobolus stünde. Lind sagt, daß der Pilz eine Ciypeosphäriacee ist, weil er Ceuthocarpon, das eine Dia- porthee ist, für eine soiche hält. Theissen und Sydow (Ann. myc., 1918, XVI. Bd., p. 25) sagen, daß der Pilz in der Wachstumsweise und im Bau des Nukleus ganz mit Phaeosphaerella macularis übereinstimmt. Sie geben an, daß eine kurze, später abfallende Scheitel- papille vorhanden ist und die Schläuche einen grundständigen Büschel bilden. | Die Untersuchung des Pilzes in Ellis u. Everh. Fe. Columb., Nr. 939, zeigte mir aber, daß diese Angaben un- richtig sind. Die zwischen den beiden Blattepidermen ein- gewachsenen 350 » großen, etwas abgeflacht kugeligen Frucht- körper haben unten und seitlich eine gleichmäßig 20 bis 25 u dicke Stromawand, die aus meist drei Lagen von offenen, großen, schwarzbraunen Zellen bestehen, die etwas gestreckt und meist deutlich senkrecht gereiht sind. Nach oben hin wird die Wandung dicker und ist an der dothidealen Mün- dung 60 u dick. Der 25% breite Mündungskanal erweitert sich nach oben auf 35 u. Die Mündung ist flach oder fast so. Eine abfällige Papille fehlt. Manchmal enthält das Stroma zwei Lokuli. Die sehr zahlreichen Schläuche sitzen durchaus nicht büschelig am Grunde, sondern ganz so wie bei Lepto- sphaeria sich mehr minder weit an den Seitenwänden hinauf- ziehend. Paraphysoide Fäden sind zwischen den Schläuchen in großer Menge vorhanden und reichen bis zum Scheitel des Schlauchraumes. Die Sporen sind spindelig-zylindrisch, sind meist 125 a lang, in der Mitte bis 5°5 w dick, nach den stumpflichen Enden hin schmäler. In der Mitte ist eine deut- liche Querwand mit starker Einschnürung, wo manchmal ein Zerbrechen der Sporen stattfindet. In den beiden Hälften sind noch mehrere, aber öfter wenig deutliche Querwände zu sehen. Die einzeln liegenden Sporen sind blaßgelblich, der achtsporige Schlauchinhalt ist aber ockergelb. Danach ist der Pilz eine ganz echte, dothideale Lepto- sphaeria de Not. (non Aut.) mit sehr langen schmalen Sporen. Er ist mit Ophiobolns compressus und ©. Tanaceti ver- wandt. 174 "ie Höhnel; : Für diese langsporigen Leptosphaeria-Arten, die von den sphärialen Zeptospora Rbh.-Arten ganz verschieden sind, muß doch wohl eine eigene Gattung aufgestellt werden, die ich Leptosporopsis nenne. | Leptosporopsis ist eine dothideale Gattung, die zu den Montagnelleen gestellt werden muß, während E’haeospiuuekinli eine Pseudosphäriacee ist. | Die Ophiobolns-Arten mit ganz dünnen Sporen mit ae ohne Knotenzelle werden wohl meist sphärialer Natur sein und zu Leptospora Rabh. gehören. Aber auch jene Arten, die breite, deutlich mehrzellige, gefärbte Sporen mit Knoten- zelle besitzen, werden sphärialer Natur sein und sich 'von Nodulosphaeria ableiten, also zu Leptospora gehören. Es gibt aber auch Arten mit ziemlich breiten, deutlich zelligen Sporen ohne Knotenzelle, die sphärialer Natur sind, so Ophiobolus fruticum. Ob es schmalsporige Formen dothidealer Natur gibt, Yard noch zu untersuchen sein. Eine Übergangsform dazu wäre Ophiobolus herpotrichus. Diese Formen müßten alle zu Zepto- sporopsis gestellt werden. | | 1212. Über die Gattung Anthostomella Saccardo. Der Gattungsname Anthostomella findet sich zuerst in Nuovo Giorn. bot. ital., 1876, VII. Bd. p. 12, jedoch ohne Beschreibung, noch ohne Angabe einer Grundart. Eine Be- schreibung derselben wird erst 1882 in der Syll. Fung., I. Bd., p. 278, gegeben. Hier wird die Gattung in die Sektionen l. Enanthostomella (Sporen ohne hyaline Anhängsel) und II. Entosordaria (Sporen an. einem oder beiden Enden: mit hyalinen Anhängseln) geteilt. Dazu kommt noch 1905 dıe Abteilung Asthostomaria für die flechtenbewohnenden Arten (Syll. Fung., XVI. Bd;; :p.-595). | ern Berschese die Gattung Pin op Spegazzini 1909- (angeblich Phomatospora mit gefärbten Sporen) in Anal. Mus. nac. Buenos Aires, 3. Ser, XI. Bd, p. 339, hat, müßte am Urstücke noch geprüft eerdenn Cure und Paraphysen sollen fehlen. 7, == a Fragmente zur Mykologie. 175 Die Gattung Paranthostomella Spegazzini (Fungi chilens., Buenos Aires, 1910, p. 42) soll sich von Anthostomella nur durch den Mangel eines Clypeus unterscheiden. In der Gattung stehen drei Arten, die, nach den Beschreibungen beurteilt, von- einander gattungsverschieden sind. Die Grundart P. eryngüi- cola Speg. hat einzellige Sporen, keine Paraphysen und dick- wandige, keulige, oben stark verdickte Schläuche, in denen die Sporen zweireihig stehen. Sie weicht daher mehrfach von Anthostomella ab und wird als eigene gute Gattung gelten müssen. Die zweite Art, P. unciniicola Speg., hat zweizellige Sporen mit kleiner, hyaliner, unterer Endzelle, Paraphysen und zylindrische Schläuche. Ist offenbar eine echte Entosordaria Sacc. em. v. H. mit nicht (oder schlecht?) entwickeltem Clypeus. Die dritte Art, P. valdiviana Speg., wäre eine Ento- _ sordaria ohne Paraphysen. Es sind einige als Anthostomella in der Syll. Fung. angeführte Pilze als paraphysenlos be- schrieben. Allein die Paraphysen werden oft übersehen und es fragt sich, ob wirklich paraphysenlose hierhergehörige Formen bestehen. Vermutlich ist P. valdiviana nur eine Ento- .‚sordaria ohne deutlichen Clypeus. Niessl hat 1876 ‘(Verh. naturf. Ver. Brünn, XIV. Bd,, p. 203) die Gattung Anthostomella Sacc. in zwei geteilt: ‚Anthostomella Sacc. em. Niess]l mit Schläuchen, die oben wenig oder nicht verdickt sind und daselbst keinen besonderen Bau zeigen, und Maurinia Niess!l mit Schläuchen, die oben stark verdickt sind und einen besonderen Bau zeigen. Für Maurinia führt er als einziges Beispiel die Sphaeria lugubris Robrerge .an, die er inVVerh. naturf. V: Brünn,’ 1872,'X. Bd, 211, als Anthostomella beschrieb. Wie aus Fig. 47 auf Taf. VII zu» ersehen "ist,, hat dieser Pilz an der Spitze der Schläuche eine 4 bis5 hohe und breite, zylindrische, in das Schlauch- lumen ragende Verdickung. Dies fand ich am Urstücke in Desm., Pl. crypt. Fr., 1849, Nr. 1792, bestätigt. Ich konnte auch feststellen, daß sich diese zylindrische Verdickung mit Jod stark blau färbt. | Indessen ist nach meiner Erfahrung der Bau der Schlauch- spitze nur bei jenen Arten mit genügender Sicherheit fest- 176 F. Höhnel, stellbar, die breitere Schläuche haben; sobald die Schlauch- breite auf 4 bis 6 u herabsinkt, wird der Bau der Spitze der- selben undeutlich. Dazu kommt noch, daß, wie es scheint, alle echten Euanthostomella-Arten die Blaufärbung des Schlauch- porus mit Jod zeigen, so daß auch diese keinen Unterschied ergibt. So zeigte mir die Untersuchung des Urstückes von Anthostomella punctulata (Rob.) in Desmazieres, Pl. erypt. Fr., 1850, Nr. 2080 (vollkommen übereinstimmend mit Rehm, Ascom. exs., Nr. 2106, die als A. phaeosticta |Berk.] Sacc. unrichtig bestimmt ist), daß die etwas abgeflachten, etwa. 6 bis 8=2 4 = 2°6 u großen Sporen in 40 <> 4 bis 5 u großen Schläuchen liegen. Der Bau der wenig verdickten Schlauch- spitze ist undeutlich, doch färbt sich der sehr kleine Porus. mit Jod schwach blau. Die 220 u großen Perithecien haben: eine rundliche, 20 bis 25 w große Mündung, in der man eme Anzahl von bräunlichen, spitzen, 5 bis 6 = 2 u großen Zähnen strahlig angeordnet sieht. | Es wird daher der Gattung Maurinia Niessl 1876 keine praktische Bedeutung zukommen. Die Gattung Leptomassaria Petrak 1914. (Ann. myec., XII. Bd., p. 474) ist begründet auf Ouaternaria simplex (Otth) Nitschke 1871. Diese ist jedenfalls nächstverwandt mit einigen großsporigen Anthostoma-Arten und daher bei diesen einzureihen. Als Massariee kann der Pilz nicht angesehen werden trotz des Mangels eines Stromas. Die Gattung Astrocystis Berk. u. Br. 1873 ist nahe ver- wandt mit Anthostomella und kann als Anpassungsgattung erhalten bleiben. Siehe Fragm. z. Mykol., ‚Nr. 225, VI. Mitt., 1909. Jene Anthostomella-Arten, welche oben oder unten. ein hyalines kappenförmiges Anhängsel haben, gehören in eine. eigene Gattung, Entosordaria Sacc. em. v. H., denn dieses Anhängsel ist eine Zelle, die durch eine Querwand abgetrennt wird und hyalin bleibt, wie in dem Fragmente Nr. 1205 über Rhynchostoma besprochen ist. Die Grundart Entosordaria perfidiosa (de Not) vr gibt mit Jod keine Blaufärbung des Porus. Die meisten Arten =] Fragmente zur Mykologıe. 17 dieser Gattung geben aber die blaue Jodreaktion. Dasselbe gilt auch für die Eu-Anthostomella-Arten. Anthostomella rostrispora (Gerard) Sacc. (Michelia, 1877, I. Bd., p. 25), Var. foliicola Sacc., F. italici, Taf. 177 (Syll. Fung., 1882, I. Bd., p. 287) ist jedenfalls eine eigene Art. Die Perithecien sitzen in dem Stücke in Rehm, Asc. exs., Nr. 1388, auf den morschen Birkenblättern blattunterseits zer- streut oder in kleinen Gruppen. Sie entwickeln sich unter der Epidermis und zeigen oben einen 20 bis 25 u. dicken Clypeus, der wenig entwickelt ist und von der warzenförmigen, 60 ı. breiten und 50 » hohen Mündungspapille durchsetzt wird. Die fast kugeligen, 180 u breiten Perithecien haben unten und seitlich eine braunviolette, 6 m dicke Membran, die aus zu- sammengepreßten Zellen besteht. Paraphysen vorhanden, fädig. Schläuche zylindrisch, 100 = 4 uw oben abgestutzt und ver-- dickt. Jod färbt den kleinen Porus schwach blau. Die jungen Sporen sind hyalin, meist gerade oder schwach gebogen und schmal spindelförmig mit sehr spitzen Enden. Sie zeigen in der Mitte stets zwei Plasmatropfen. Dann treten zwei oder vier sehr zarte Querwände auf. Die so entstehende Mittelzelle wird etwas größer und breiter (8 bis 10 = 3 u), schließt die zwei Plasmatropfen ein, wird derbwandig und violettbraun, während die je ein bis zwei Endzellen sehr zarthäutig und hyalin bleiben und Schleimanhängsel vortäuschen. Gesamt- länge der Sporen etwa 20 u. Der Pilz ist eine kleinsporige Art der Gattung Hepta-- meria Rehm et Thümen 1878 = Verlotia H. Fabre 1879 und hat Fleptameria foliicola (Sacc.) v.H. zu heißen. In die Gattung Heptameria könnten noch gehören: Antho- stomella perseicola (Speg.); Closterium (B. et C.) Saeccı.; achira Speg.; umguiculata (Mont.) Sacc. und A. vostrispora (Ger.). Noch bemerke ich, daß auch Traverso (Flor. ital. erypt., I. Fungi, 1907, U. Bd., p. 489) den obigen Pilz als. eigene Art betrachtet (Anthostomella foliicola [Sacc.]) Trav. [|1906]). Er fand auch, wie in Fig. 96, 7, abgebildet, daß einer der hyalinen Fortsätze zweiteilig ist, was eben von der zelligen Natur desselben herrührt. W7S F. Höhnel, _Anthostomella clypeata (de Not.) Sacc. (Syll. Fg., 1882, [: Bd, p. 283). Nach Traverse (Flora .ital. ‚cryptog.,..1. Fungi;: 1907 1. Bd.,:p..481).hat..das Urstück 80 bis 90 >8 bis 9 a große Schläuche und dunkelbraune, 10 bis 14 =5 bis 6 u große ‘Sporen. Davon weicht. nun das Stück in Sacc., Mycoth. venet., Nr. 1444, das er als zugehörig anführt, ab. Dieses paßt fast genau zur Anthostomella limitata Sacc. (Fung. al, Tas 129): | | Die Nr. 1444 hat in kleinen Herden stehende Perithecien, -die sich in und unter der Epidermis entwickeln und öfter zu wenigen miteinander verwachsen sind. Sie sind aufrecht. ei- förmig, etwa 150 bis 160 x breit und 250 x hoch, zeigen unten und seitlich eine dunkelbraune, 10 bis 12x dicke "Membran, die aus vielen Lagen von stark zusammengepreßten Zellen besteht. Oben zeigt sich ein opakschwarzer, klein- .zelliger, wenig ausgebreiteter, 40 bis 50 u ‚dicker Clypeus- Die rundliche,. 40 ı weite Mündung ist flach. Paraphysen zahlreich, fädig, stark verschleimend, nach obenhin. in die Periphysen übergehend. Die fast zylindrischen Schläuche sind bis 90 >35. bis 6 u groß, oben wenig verschmälert abgestutzt -und wenig. verdickt. Mit Jod färbt sich eine dünne Quer- platte an der Innenseite der Verdickung schön blau. ‚Die «elliptischen, an. beiden: Enden: ‚verschmälert _ abgerundeten Sporen stehen: einreihig, sind 10. bis 14>3 bis 4 (selten Dis wo), gerade und blaßschmutzig graublau, stets einzellig. Der einzige Unterschied von A. limitata Sacc. würde darin bestehen, daß die Sporen weniger spitzendig sind, als :sie Saccardo Zeichnet. Jedenfalls ist aber der Pilz nicht die .A. eiypeata de Not. Was Winter A. clypeata nennt, ist gewiß eine andere, "von Rehm in Ann. myc., 1909, VIL Bd., p. 406, A. clypeoides R. ‚genannte Art. Diese ist jedenfalls eine Entosordaria Sacc. -em..v. H., während A. aka de Not. iin, limitata Sacc. zu. BSPHBERRREEN gehören. | Anthostomella ammophila (Phill. et Blei) Sarde: (Syll. -Fung., 1891, IX. Bd., p. 513) hat etwa 340 u breite, kugelige, Affe a u en) Aa Fragmente zur Mykologie. 179 in und unter der Epidermis eingewachsene derbhäutige Peri- thecien, die mit einem 20 w dicken Clypeus bedeckt sind und mit der Mündungswarze etwas vorbrechen. Die 16 bis 18 u. -dicke, schwarzbraune Perithecienmembran besteht aus vielen Lagen von kleinen, stark zusammengepreßten Zellen. Die zylindrischen Schläuche sind 8 x dick, oben abgestumpft und mit nach innen vorspringendem kurzen Zylinder, der sich mit Jod blau färbt. Die elliptischen, dunkelbraunen, 9 bis 10 = 6 u, großen Sporen sind zweizellig, wie man an den noch un- ‚entwickelten Sporen leicht sehen kann. Die untere Zelle bleibt hyalin und ist nur 2 bis 3 w hoch. Schließlich sieht sie wie ein kleines hyalines Schleimanhängsel aus. Ist eine Ento- ‚sordaria mit Clypeus und Jodreaktion. Anthostomella Helichnysi H. Fab. f. Solidaginis Rehm in Asc. exs., Nr. 1132, ist von Fabres’ Art (Syli. Fung,, IX. Bd., p. 508) sicher ganz verschieden. Der Pilz hat bis über ‚700 u große, in der Rinde eingewachsene, mit einem 40 m dicken Clypeus versehene, fast kugelige, oben. bauchig- kegelige, die Rinde auftreibende, scheinbar fast halbkugelig vorstehende Perithecien, die einzeln, oft in kurzen Reihen stehen, öfter zu mehreren einander sehr genähert oder mit- einander verwachsen sind. Der Clypeus ist über denselben meist ‘stark glänzend. In der Rinde zeigt sich ein mehr weniger gut entwickeltes Stroma und im Holzkörper eine dünne schwarze Saumlinie. Die ringsum gut entwickelte Peri- thecienmembran besteht aus vielen. Lagen kleinerer, stark ‚abgeflachter Zellen und -ist 25° bis-40 m dick. Paraphysen zahlreich, fädig; Schläuche zylindrisch, bis 130 2 7 bis 9 u. groß, oben: schwach’ kugelig, angeschwollen und mit einer 6 bis 7m langen ‘und 4 bis'5 a breiten, in das Schlauch- lumen: ragenden zylindrisch-rundlichen Membranverdickung, die sich mit Jod dunkelblau färbt. Die einreihig stehenden, kahn-spindelförmigen,. beidendig spitzen, einseitig abgeflachten, meist 20 bis-24= 6 bis 8 (sehr selten bis 33 = 10) u großen Sporen sind manchmal schwach gekrümmt und durchscheinend violettbraun. th | ‘‘Der durch seine ullrllend stark verdickte Schlauchspitze nn deren starke Jodfärbung bemerkenswerte Pilz ist offenbar 180 | F. Höhnel, die Anthostoma italicum Sacc. et Speg. (Michelia, 1878, I. Bd., p. 326). Aus der Abbildung in Fung. ital., Taf. 165, ist die auffallend starke Verdickung der Schlauchspitze gut zu erkennen. | Anscheinend verwandte Formen sind auch Anthostomella affinis Sacc. (Michelia, I. Bd., p. 439) und A. Intybi (Dur. et Mt.) Sacc. fSyll. F, 1Bd, p. 285). | Anthostomella eh skip (Mtg.) Sacc. Var. diminnta Rehm in Tranzschel et Serebr., Mycoth. ross., Nr. 73, ist. jedenfalls eine eigene Art, mit 10 bis 1224 großen Sporen (Anthostomella diminuta [R.| v. H.). Der in J. Bornmüller, Plantae exs. Canarienses, Nr. 1599, als Anthostomella lugnbris Roberge ausgegebene, von P. Magnus bearbeitete Pilz ist falsch bestimmt und eine eigene neue Art: | Anthostomella graminella v. H. n. sp. Perithecien 200 u. breit, rundlich, mit etwa 15m dicker, brauner, aus vielen Lagen von dünnwandigen, undeutlichen, stark zusammen- gepreßten Zellen bestehender Membran, unter einem kleinen Clypeus eingewachsen, zerstreut oder in Reihen. Mündung rundlich, mit radiären Periphysen, 25 bis 28 u breit. Schläuche zarthäutig, sitzend, keulig, 80 bis 84 = 20 1. Jod gibt keine Blaufärbung derselben. Sporen zweireihig, flachgedrückt, ellip- tisch mit verschmälerten abgerundeten Enden, wenig durch- scheinend violettbraun-schwarz, 18 bis 20 z 10 bis 12 > 3 bis. 6 u. Paraphysen frei, kaum länger als die Schläuche, nicht verschleimend, zarthäutig, mit einigen Querwänden und kleinen Öltropfen, bandförmig, 4 bis 6 1 breit. Auf Festuca filiformis, Teneriffa, J. Bornmüller 1901. Diese Art ist durch die keuligen Schläuche mit zwei- reihig liegenden Sporen und die bandförmigen, zelligen, breiten Paraphysen sehr ausgezeichnet. Unter den vielen Arten der Gattung fand ich nur zehn mit angeblich zweireihig liegenden Sporen, die alle ganz ver- schieden sind. Es sind dies: Anthostomella smilacina (Peck) Sacc. (Syll. Fg., I, 281); Intybi (Dur. et Mt.) (I, 285); ?Bap- tisiae (Cooke), I, 285; melanosticta E. et Ev. (IX, 510); Lepidospermae Cooke (XI, 281), grandispora Penz. et Sacc. Fragmente zur Mykoloeie. 181 > ) 5 (XIV, 502); thyrioides Ell. et Ev. (XVIL, 595); Coffeae Del. ‘ «XVII, 594); Molleriana Trav. et Spessa (XXIl, 98); Osyridis Bub. (XXI, 97). 1213. Anthostomella bambusaecola v. H. n. sp. Perithecien zerstreut oder herdenweise, einige Zellagen unter der Epidermis entwickelt, etwas abgeflacht kugelig, bis 800 ». groß, derbhäutig, mit 8 bis 15 w dicker, gelbbrauner Membran, die aus vielen Lagen von stark zusammengepreßten, etwa 2 breiten Hyphen besteht, die nach obenhin mehr minder senkrecht parallel verlaufen. Clypeus länglich, bis über I mm lang, flachkegelig, schwarz, meist matt, in der Mitte 80 » dick, allmählich verlaufend. Ostiolum sehr klein, unregelmäßig. Paraphysen lang und dünnfädig, mit Öltröpfchen, 1 bis 2 u breit. Schläuche zylindrisch, lang gestielt, 96 bis 120 24 bis 6 u groß. Jod färbt eine Querplatte innen an dem verdickten Scheitel derselben blau. Sporen durchscheinend violettschwärzlich, elliptisch-länglich, einseitig etwas abgeflacht, an den Enden abgerundet, 8 bis 9=5=>3 bis 3°5 m groß. An Bambusrohrhalmen, Tjibodas, Java, 1908, von mir ‚gesammelt. | | Es ist mir nicht unwahrscheinlich, daß Rosellinia (Amphi- sphaerella) formosa v. flavozonata Penzig et Saccardo (Icon. Fung. javanic., 1904, p. 6, Taf. V, Fig. 4) derselbe Pilz ist, der dann ganz falsch beschrieben und eingereiht wäre. 1214. Paranthostomella bambusella v. H. n. sp. Perithecien schwarz, rund, unten flach, oben kegelig gewölbt, drei Zellagen unter der Epidermis entwickelt, 200 bis 250 u breit, 200 ı hoch, in dichten, ausgebreiteten Herden stehend, das darüberliegende Gewebe vorwölbend, nicht vor- brechend, ohne Clypeus. Perithecienmembran häutig, 4 bis 6 ı. dick, undeutlich kleinzelligs. Mündung flach, rund, anfänglich 20 bis 25 u breit, scharf berandet; Rand von dünnen, etwa 2 bis 3 m langen, schwarzen, radialstehenden, später undeut- lich werdenden Borsten gezähnt. Periphysen deutlich, strahlig angeordnet. Schläuche bereits meist zerstört, dünnhäutig, zylin- drisch, etwa 70 >26 groß, achtsporig; Sporen schief oder 182 F. Höhnel, fast quer einreihig, einzellig, durchscheinend schwarzviolett,. meist gerade, spindelförmig, an den Enden spitzlich, 12 bis- 1525 bis 6'5 m. Paraphysen bereits undeutlich. Auf den Halmen einer dornigen Bambusa im botanischen. Garten von Buitenzorg, Java, 1907, von mir gesammelt. Weicht von den echten Anthostomella-Arten durch den Mangel eines Clypeus ab. Ob es eine der Grundart Parantho-- stomella eryngüicola Speg. 1910 genügend entsprechende Form ist, könnte nur das Urstück dieser Art lehren. Dieses. soll dickwandige, keulige, oben stark verdickte Schläuche mit zweireihig stehenden Sporen und keine Paraphysen haben, würde also einigermaßen abweichen. Von den bisher be- schriebenen Anthostomella-Arten ist der beschriebene Pilz,. soweit sich dies aus den Beschreibungen entnehmen läßt,. wohl verschieden. | En 4 “Tr. Fragmente zur Mykologie. 183 Namenverzeichnis. Anthostoma italicum Sacc. et Speg. 212, trabeum 205. — Antho- stomella ammophila (Ph. et Pl.) Sacc. 212, bambusaecola v.H. 213, Baptisiae Cke. 212, Closterium (B. et C.) 212, clypeata (de Not.) 212, clypeoides R. 212, Coffeae Del. 212, constipata var. diminuta Rehm 212, diminuta (Rehm) v.H. 212, graminella v. H. 212, grandispora Penz. etSacc. 212, Helichrysi f. Soli- daginis Rehm 212, Intybi (D. et M.) 212, Lepidospermae Cke,. 212, limitata Sacc. 212, lugubris Rob. 212, melanosticta E. et Ev. 212, Molleriana Trav. et Spissa 212, Osyridis Bub. 212, perfidiosa (de Not.) 205, perseicola (Speg.) 212, phaeosticta (Berk.) 212, Poetschii Nssl. 205, punctulata (Rob.) 212, rostrispora var. foliicola Sacc. 205, 212, smilacina (Peck.) 212, thyrioides E. et Ev. 212, unguiculata (Mont.) 212. — Asterina Lorantha- cearum var. iavensis v. H. 190, sphaerelloides Speg. 190, subglobulifera v.H. 191. — Asterinella tjibodensis v. H. 192. — Astrocystis B. et Br. 212. — Astrosphaeriella bambusella v.H. 207. — Bizzozeria Berl. et Sacc. 201. — Bombardia fasciculata 201. — Bombardiella caespitosa v. H. 201. — Botryo- sphaeria inflata Cke. et Mass. 194, xanthocephala (S. et B.) Theiss. 194.. — Calonectria Atkinsonii Rehm 197, Balansiae A. Möll. 197. — Celtidia duplicispora Janse 189. — Chiajaea Hendersoniae (Fckl.) v. H. 197, rhodo- mela (Fr.) v.H. 197. — Cladosphaeria Sambuci-racemosae Otth 210. — Corallodendron Jungh. 195. — Corallomyces auranticola (B. et Br.) 195, berolinensis P. H. 195, brachysporus P. etS. 195, Caricae P. H. 195, elegans B. et C. 195, var. Camarunensis P. H. 195, Heinsensii P. H. 195, Jatrophae A. Möll. 195, laeticolor (B. et C.) v.H. 195, novo-pommeranus P.H. 195, sanguineus (P. H.) v. H. 195. — Corallomycetelila P. Henn. 195. — Creo- melanops xanthocephala (B. etS.) v. H. 194. — Cucurbitaria Hendersoniae Fckl. 197. — Delitschia bisporula (Cr.) 202, canina Mout. 202, chaeto- mioides Karst. 202, didyma Awld. 202, gemininspora Sacc. et Flag. 202,.. insignis Mout. 202, leptospora Oud. 202, moravica Nssl. 202, sordarioides.. Speg. 202, Winteri Plowr. 202. — Didymella Pandani v. H. 206. — Entodesmium rude Riess 211. — Entosordaria albocincta (E. et Ev.) v.H.. 205, altipeta (Peck) v. H. 205, Ammopbilae (Ph. et Pl.) 205, apiculata (Curr.) 205, appendiculosa (B. et Br.) 205, Cacti (Schw.) 205, clypeoides (Rehm) 205, cornicola (E. et Ev.) 205, cymbisperma (Wint.) 205, dryina (Mout.) 205, fuegiana (Speg.) 205, hemileuca (Speg.) 205, italica (Sacc. et Speg.) 205, Magnoliae (E. et Ev.) 205, Molleriana (Wint.) 205, pedemontana. (Ferr. et Sacc.) 205, perfidiosa (de Not.) 205, 212, Rehmii (Thüm.) 205, . sabalensioides (E. et Mart.) 205, tersa (Sacc.) 205, tomicoides (Sacc.) 205,. umbrinella (de Not.) 205. — Eosphaeria uliginosa (Fr.) v. H. 201. — .184 F. Höhnel, Fragmente zur Mykologie. Heptameria foliicola (Sacc.) 212. — Herpotrichia sabalicola P.H. 196 Schiedermayeriana Fckl. 196. — Hormospora de Not. 203. — Hypocopra equorum Fckl. 200, 201, fimeti (P.) 200, merdaria Fr. 200, 201. — Hypocrea Bambusae v. H. 198. — Hypocrella lutulenta v. H. 199. — Hypo- creodendron P.H. 195. — Hypospila Brunellae E.etEv. 211. — Karstenula ’ hirta (Fr.) 210, f. Sambuci-racemosae (Otth) v. H.. 210. — Lasiosphaeria Ces. et de Not. 201. — Leptomassaria Petr. 212. — Leptosphaeria -ophioboloides Sacc. 211. — Leptospora porphyrogona (Tde.) 211. — Lepto- sporopsis v. H. 211. — Letendraea Sacc. 195, 196. — Limacinia grami- nella v. H. 193. — Linospora Brunellae E. et Ev. 211. — Macbridella Seav. 195, 196. — Massariopsis substriata v. H. 209. — Maurinia Nssl. 212, sanguinarium (Karst.) 197. — Melanops inflata (C. et M.) 194, xantho- cephala (C. et M.) 194. — Microcera Desm. 195. — Nectria coccogena Speg. 195, coccorum Speg. 195. — (Gibbera) Hippocastani Otth 197. — Ophiobolus acuminatus (Sow.) 211, Bardanae (Fckl.) 211, compressus Rehm 211, herpotrichus (Fr.) 211, maritimus Sacc. 211, Rostrupii Ferd. et Wge. 211, Tanaceti (Fckl.) 211. — Pachyspora geminispora (Sace.et F1.) 202, gigantea Kirschst. 202. — Paranthostomella bambusella v.H. 214, eryngiicola Speg. 212, unciniicola Speg. 212, valdiviana Speg. 212. — _ Phaeonectria Sacc. 195, 196. — Phaeosphaerella macularis 211. — Phorcys chaetomioides (Karst.) 202, f. calva v.H. 202, Winteri (Plowr.) 202. — "_Physalospora xanthocephala B. et Syd. 194. — Pleophragmia leporum Fekl. 204, pleospora Kirschst. 204. — Pleospora Henningsiana Ruhld. 204, ‚leporum (Fckl.) 204, ligni Kirschst. 204, Phragmitis Holl. 204. — Podo- spora Ces. 201. — Pterydiospora javanica Penz. et Sacc. 208. — “Quaternaria simplex (Otth) 212. — Rhynchostoma altipetum (Peck) 205, cornigerum K. 205, exasperans K. 205. — Rosellinia (Amphisphaerella) formosa var. flavozonata P. et S. 213. — Sordaria perfidiosa de Not. 205. — Sphaeria apiculata Curr. 205, hirta Fr. 210, rhodomela Fr. 19 — Sphaerostilbe coccophila (Desm.) 195. — Sporormia gigantea Hans. 203, ‚insignis Nssl. 203, lignicola Ph. et Pl. 203, megalospora Awd. 203, ulmi- cola Pass. 203. — Thaxteria Sacc. 201. — Thysanopyxis 195. — " Trematosphaeria porphyrostoma Fckl. 197. — Weesea Balansiae (Möll.) vw. H. 197. — Xenonectria caldariorum (P. H.) v. H. 196. te 3 we RE a Arie, > Int ‘ Akademie der Wissenschaften in Wien Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse Sitzungsberichte Abteilung I “ Mineralogie, Krystallographie, Botanik,' Physiologie der Pflanzen, Zoologie, Paläontologie, Geologie, Physische Geographie und Reisen 129. Band. % und 6. Heft (Mit 4 Tafeln und 10 Textfiguren) Wien, 1920 Österreichische Staatsdruckerei In Kommission bei Alfred Hölder Universitätsbuchhändler Buchhändler der Akademie der Wissenschaften Inhalt des 5. und 6. Heftes des 129. Bandes, Abteilung I der Sitzungsberichte der mathematisch- naturwissenschaftlichen Klasse: Seite Gickihorn J., Studien an Eisenorganismen. (Il. Mitteilung.) (Mit 5 Text- heutend.Tbreis: MMS Iren, BR Linsbauer K., Bemerkungen über Alfred sine „Gefäßglykose«. . (Mit 3 Textfiguren.) [Preis: 6 K] . Bersa E., Über das Vorkommen von kohlensaurem Kalk in einer Gruppe von Schwefelbakterien. (Mit 1 Tafel und 2 Textfiguren.) ERS Re N re ea Molisch H., Aschenbild und Pflanzenverwandtschaft. (Mit 3 Tafeln.) BEREEONB ee re oe ee Akademie der Wissenschaften in Wien Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse Sitzungsberichte Abteilung | Mineralogie, Krystallographie, Botanik, Physiologie der Pflanzen, Zoologie, Paläontologie, Geologie, Physische Geographie und Reisen 129. Band. 5. und 6. Heft seen oda 5 y EIER , u 2 1305 Syolelaynl : Minnie ale y “raoltaer öiyok fen: | Be ba Bee er A Zu ee 187 Studien an Eisenorganismen I. Mitteilung Über die Art der Eisenspeicherung bei Trachelomonas und Eisenbakterien Von Josef Gicklhorn Aus dem Pflanzenphysiologischen Institute der Universität zu Graz (Mit 5 Textfiguren) (Vorgelegt in der Sitzung am 22. April 1920) 1: A) Den Ausgangspunkt der im folgenden mitgeteilten Studien bilden Beobachtungen an verschiedenen Trache- lomonasarten nach Durchführung der bekannten Eisen- reaktion mit gelbem Blutlaugensalz und Salzsäure. Für diese Untersuchungen standen mir drei Trachelomonasarten zur Verfügung; da bei der bekannten Variabilität dieses Eisenflagellaten eine Bestimmung nur annähernd möglich war, unterlasse ich die Artdiagnosen und verweise statt aller Beschreibung auf Fig. 1. Sämtliche Formen sind bei gleicher Vergrößerung unter Berücksichtigung der für eine Bestimmung notwendigen Merkmale gezeichnet, die während einer einmonatlichen Beobachtung als konstant sich erwiesen. Die Trachelomonaden sind als typische »Eisenorganismen« — im Sinne von Gaidukov! und Molisch? — bekannt; 1 GaidukovN.: Über die Eisenalge Conferva und die Eisenorganismen des Süßwassers im allgemeinen. Ber. d. Deutsch. bot. Ges. 1905, p. 250 bis 25?. 2 Molisch H.: Die Eisenbakterien. 1910. Jena, Verl. Fischer, p. 56. 188 -J. Gicklhorn, im mikroskopischen Bild zeigt der oft verschiedenartig skulpturierte, verhärtete Panzer eine leicht gelbe bis tief braune Färbung, die durch eingelagertes Fe,O, bedingt ist. Prüft man nun auf den Eisengehalt durch Anwendung der von Molisch! und anderen als sicherste und beste Reaktion erkannten Berlinerblauprobe, so erhält man in diesem speziellen Fall nicht nur verschieden intensive Blaufärbung des Gehäuses, sondern auch verschiedene Lokalisation des gebildeten -Berlinerblau; entscheidend ist, wie später begründet wird, die Art der Durchführung der Reaktion und der Zustand des Flagellaten. Die beistehende Fig. 2 kann die Verhältnisse am einfachsten darstellen. £ \ B Fi ? + R { & x 3 Fig. Ir; Die für die Reaktionen verwendeten Trachelomonas-Arten nach dem lebenden Objekt gezeichnet. Vergr. zirka 1000 mal. l. Kann der Panzer gleichmäßig eine tiefe Blaufärbung annehmen, ohne weitere Veränderungen zu zeigen. Das gilt vor allem für leere Gehäuse, aber auch für die Anfangs- stadien der Reaktion bei solchen, in welchen der lebende Flagellat sich noch befindet (Fig. 2a). I. Kann die sonst auf das Gehäuse scharf lokalisierte Reaktion auch außerhalb des Gehäuses auftreten und dieses mit einem blau gefärbten Hof umgeben. Der Berlinerblau- 1 Molisch H.: Mikrochemie der Pflanze. 1913. Jena, Verl. Fischer, p. 39 bis 40. Studien an Eisenorganismen. 189 niederschlag ist entweder körnelig oder homogen blau, ohne Struktur (Fig. 2b). II. Kann die anfänglicn auf das Gehäuse beschränkte Reaktion durch Bildung typischer Traube’scher Zellen als Blasen und Beutel ein ganz absonderliches Bild bieten; sackartig umgibt die Niederschlagsmembran das Gehäuse, dabei in 2 bis 5 Minuten auf das Doppelte der Gehäuse- größe heranwachsend (Fig. 2c). Der Ort und die Art der Bildung kann unter dem Mikroskop leicht verfolgt werden; unter gewissen Bedingungen entstehen aber die sackartigen Niederschlagsmembranen Fig. 2. Die drei Typen der Berlinerblaureaktion bei Trachelomonaden: 4) gleich- mäßig tiefblaue Färbung des Gehäuses, nachdem zuerst K,FeCN, zugefügt wurde, später HCl; 5) schwache Färbung des Gehäuses, dieses von tief- blauem, homogenem und körneligem Niederschlag von Berlinerblau umgeben; Reaktionsbedingungen wie bei a2), doch mit besonderer Vorsicht ausgeführt, um stärkere Strömungen im Präparat zu vermeiden; c) Bildung Traube’scher Zellen um das Gehäuse und auf diesem; Reagentien gleichzeitig zu- gefüg. — Flagellat einfach schraffiert mit eingezeichnetem Augenfleck- Vergr. zirka 700 mal. ruckartig und ein förmliches Herausschnellen eines blauen Beutels aus der mit einem versteiften Kragen umgebenen Geißelöffnung hat in erster Linie die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt. B) Als Bedingungen für diese auch durch Übergänge verbundenen Typen der Reaktion wurden erkannt: die Art der Durchführung der Eisenreaktion einerseits, das Fehlen 190 J. Gicklhorn, oder Vorhandensein des lebenden Flagellaten anderseits. Nach den Erfahrungen von Molisch! wird die Probe auf Eisenverbindungen (Fe,O, locker gebunden) folgendermaßen angestellt: »Zarte Objekte, Algenfäden, dünne Schnitte legt man auf einen Objekt- träger in einen Tropfen gelber Blutlaugensalzlösung und fügt einen Tropfen verdünnter Salzsäure hinzu...... Ich verwende in der Regel eine 20/, Blut- laugensalzlösung und eine höchstens 50/, Salzsäure. Die zu untersuchenden Objekte müssen zunächst vom Kaliumferrocyanid ganz durchtränkt werden LE Dann läßt man die Salzsäure entweder direkt auf den Objekt- träger oder bei dickeren Objekten wieder in Glasdosen einwirken.« Auf diese Weise erhält man eine sichere Reaktion durch Berlinerblaubildung; aber bei Verwendung von frischem, lebendem Versuchsmaterial in unserem Fall fast ausnahms- los Reaktionen vom Typus II, wie Fig. 2b zeigt. Wenn man aber die beiden Reagentien am Objektträger gut mischt, und dann direkt in den Tropfen das Material aus der Pipette zufließen läßt und nach raschem Auflesen des Deckglases beobachtet oder — was besser geeignet ist — die Probe mit dem Versuchsmaterial neben den Reagens- tropfen bringt und sodann beim Auflegen des Deckglases auf die Diffusionszone achtet, so tritt die Berlinerblaubildung fast ausnahmslos nach Typus Ill der Reaktion auf (Fig. 2ec). Wird ferner die Probe auf dem Objektträger mit einem. der Reagentien — gleichgültig mit welchem zuerst — versetzt, nach einiger Zeit das Entsprechende, z. B. die Salzsäure mit Filterpapier nachgesaugt, so stellt sich vorwiegend eine Berlinerblaubildung nach Typus I ein (Fig. 2a). Nach der Kenntnis dieser Verhältnisse gelang es mir jederzeit mit Sicherheit, irgendeinen der erwähnten Reaktionstypen zu er- zielen und demonstrieren zu können. C) Die Erklärung für dieses verschiedene Verhalten ist am einfachsten in folgender Überlegung zu geben. Fügt man z. B. zuerst Salzsäure zu, so erfolgt rasche Tötung des lebenden Flagellaten; durch die eindringende Salzsäure wird das gebundene Eisen aus dem Gehäuse und dem Flagellaten 1 Molisch: Mikrochemie etc., p. 39 bis 40. Studien an Eisenorganismen. 191 — darüber später — gelöst, in reaktionsfähige Form gebracht und kann mit dem K,Fe(CN), als Berlinerblau nachgewiesen werden. Das Gleiche gilt für den Fall, als man zuerst gelbes Blutlaugensalz einwirken läßt; auch hier werden durch die Tötung des Objektes Bedingungen geschaffen, die ein Frei- werden des Eisens in reaktionsfähiger Form ermöglichen, zumindest vorbereiten, was durch nachfolgenden Salzsäure- zusatz in erhöhtem Maße eintritt. In beiden Fällen aber, durch den. zeitlich getrennten Zusatz von K,Fe(CN), und HCl bedingt, wird eine Diffusion des nachzuweisenden Eisens eintreten (Typus II). Wird beim Durchsaugen des Präparates, — auch bei bloßem Zusatz vom Rande des Deckglases her treten Strömungen auf — das diffundierte Eisen weggespült, so kann .nur das noch übrige, noch nicht gelöste Eisen nach erfolgtem Freiwerden in Reaktion treten. Daher muß ein lokalisierter Eisennachweis, in der Regel auf das Gehäuse beschränkt, nach Typus I sich einstellen. Wenn man aber beide Reagentien gleichzeitig wirken jäßt, so muß in dem Augenblick als das Eisen in reaktions- fähiger Form in genügender Menge frei wird — man denke an die enorme Empfindlichkeit der Probe — auch schon die Bildung von Berlinerblau stattfinden. Bei ungestörter Reaktion wird die einsetzende Diffusion des Eisens sofort durch die Niederschlagsmembran von Berlinerblau aufgehalten werden, was schließlich zur Bildung von Traube’scher Zellen führen muß, für deren Entstehung und Wachstum in diesem Falle also die gleichen Bedingungen gelten, wie für die Ferrocyan- kupfermembran des bekannten Vorlesungsversuches oder bei der Pfeffer'schen Zelle. Diese Erklärung gilt auch für jene Fälle, ‘wo durch 'Gallerte oder Schleime, z. B. bei Algen, Bakterien, Flagellaten usw. überhaupt Eisen in reichlicher Menge gespeichert wird: oder eingelagert werden kann. Die verschiedenen Typen der Eisenreaktion hat auch Klebs! bei 1 Klebs G.: Über die Organisation der Gallerte bei einigen Algen und Flagellaten. Untersuchungen aus d. bot. Instit. zu Tübingen, 11. Bd., 1886 bis 1888, p. 333 bis 418, besonders p. 366. 192 J. Gicklhorn, Zygnema beobachtet und seine Erklärung deckt sich voll- kommen mit der hier gegebenen, wie ich nach Abschluß der mikroskopischen Beobachtungen beim Literaturstudium finden konnte. D) Woher stammt das freigewordene Eisen? Auf den ersten Blick scheint das Gehäuse das meiste Eisen zu enthalten; es wäre aber auch möglich, daß der lebende Flagellat selbst Eisenverbindungen führt, oder daß zwischen Gehäuse und dem Flagellaten eisenreiche Stoffe gelöst oder in Schleim absorbiert sich finden könnten. Der hohe Eisen- gehalt des Gehäuses ist jedenfalls tatsächlich vorhanden, wenn auch mit dieser Feststellung noch gar nichts über das Zustandekommen der Eisenspeicherung ausgesagt werden kann. Die Berücksichtigung der eben erwähnten Möglich- keiten hat nun das sichere Resultat ergeben, daß die Hauptmenge des nachgewiesenen Eisens bei Trache- lomonas aus dem Innern des Gehäuses stammt. Dieser Befund erklärt am einfachsten die verschiedenen Bilder der Eisenreaktion, wenn diese um das Gehäuse zonenförmig auftritt, was aber bei leeren Gehäusen nicht oder nie in dem Maße als an bewohnten zu beobachten ist. Nun habe ich nie bei den vielen Hunderten von Objekten den chlorophyli führenden Flagellaten selbst bei Zusatz von K,Fe(CN), und HCl durch gebildetes Berlinerblau. gefärbt gesehen. Ich war daher geneigt, die Hauptmenge des Eisens als locker gebundene oder in Schleim absorbierte Ver- bindungen zwischen dem starren Gehäuse und dem amöboid, beziehungsweise kontraktil beweglichen Flagellaten zu suchen. Diese Annahme ist hinfällig geworden durch Beobachtungen, aus denen mit Sicherheit hervorgeht, daß die nachgewiesenen Eisenoxydverbindungen aus dem Plasma des lebenden Flagellaten stammen, beziehungsweise unter bestimmten Bedingungen ausgeschieden werden. Führt man die Eisenreaktion bei Trachelomonas derart aus, daß die gemischten Reagentien vom vorgeschriebenen Prozentgehalt durch Auflegen des Deckglases mit dem Versuchstropfen vereinigt werden und beobachtet: man die beweglichen Trachelomonaden, wenn diese in das abgestufte Studien an Eisenorganismen. 193 Konzentrationsgefälle der Reagentien kommen, so ergeben sich ganz einheitlich folgende Bilder: (Fig. 3a, b, c.) Die rasche Bewegung wird langsamer, es erfolgt ein Taumeln und Drehen am Ort und in dem Maße als der Flagellat sich kontrahiert, erscheint an der Geißelöffnung langsamer oder auch ruckartig vorgestoßen ein tiefblau gefärbter Beutel von Berlinerblau; oder in anderen Fällen kommt es zur Bildung eines körneligen Niederschlages von Berlinerblau, der wie ein Springbrunnen aus der Geißelöffnung hervorquillt. Immer aber erfolgt noch durch kurze Zeit, etwa 10 Sekunden bis 1/, Minute lang, eine geringe Bewegung des Flagellaten, der Fig. 3. Niederschlagsformen an lebenden Flagellaten bei gleichzeitigem Zusatz von K,Fe(CN); + HCl. a) Beutelbildung ruckartig von dem Geißelkragen aus entstehend; b) körneliger Niederschlag fontänenartig hervorgestoßen (1), beziehungsweise im Gehäuseinnern gebildet, wenn durch die Geißel mit anhaftendem Plasmapfropf die Öffnung verstopft ist (2); c) bei zerdrücktem Gehäuse um den kontrahierten, freigelegten Flagellaten ist eine langsam wachsende Niederschlagsmembran entstanden. Vergr. zirka 700 mal. dann sich abrundet und getötet im Gehäuse als grüner Ballen mit rotem Fleck (Augenfleck!) liegen bleibt. Wird vorerst durch einen stärkeren Druck auf das Deckglas das Gehäuse gesprengt und so der Flagellat ganz oder teilweise freigelegt, so erfolgt die Eisenreaktion sofort in stärkster Intensität um den Flagellaten zu einer Zeit, wo das Gehäuse noch gar keine oder eine leicht grünlich- blaue Färbung zeigt. Ist der Druck nicht so kräftig gewesen, um den Flagellaten zu schädigen, so erfolgt nach 194 J. Gicklhorn, der Bewegung einmal die Eisenreaktion dort, wo der flagellat das Gehäuse ganz oder teilweise verlassen hat, dann aber in etwas schwächerer Intensität bei der Einwirkung des K,Fe(CN),+ HCl Bei allen diesen Reaktionen bleibt aber stets der Flagellat ohne merkbare Blaufärbung durch Berlinerblau. j Aus’ diesen Beobachtungen folgt in einwandfreier Weise die Tatsache, daß die Hauptmenge des nachzuweisenden Eisens aus dem lebenden Protoplasten stammt und daß Eisengehalt des Organismus und Einspeicherung in; dersiSebildetem- Hülle‘ ganzsygetre nat ui können. Trotz des hohen Eisengehaltes, geschätzt an der tiefblauen Färbung der ausgeschiedenen Verbindung, können die Gehäuse, namentlich bei jüngeren Individuen gar kein Eisen oder nur sehr geringe Mengen davon führen. Das nachgewiesene Eisen wird vom lebenden Flagellaten unter gewissen Bedingungen eben aktiv ausgeschieden und findet sich in Oxydform vielleicht in den äußeren Plasma- schichten - vor: «Ob. !bei.. der nachgewiesenen Eisenreaktion nachher Bildung Traube’scher Zellen erfolgt oder körnelige Niederschläge von Berlinerblau auftreten, hängt von der Geschwindigkeit der Tötung ab; bei fast augenblicklicher Wirkung genügend hoher Konzentration der Reagen- tien ist das Entstehen von blauen’ -Blasenssıen Beuteln die Regel. | Es ist aber noch eine Möglichkeit zu berücksichtigen: Vielleicht könnten die nachgewiesenen Eisenverbindungen doch aus dem umgebenden Wasser des Versuchstropfens stammen, und durch etwa ausgeschiedenen Schleim des Flagellaten eine Adsorption erfolgt sein, oder das Gehäuse beträchtliche Eisenmengen bei der Reaktion in reaktions- fähiger Form abgeben, das dann fälschlich als aus dem Protoplasten stammend hier angegeben wird? Dieser Einwand wird hinfällig durch folgende Beobach- tungen und Überlegungen: 1. Zeigt das Wasser des Versuchstropfens auch nach längerer Zeit in der Umgebung der Flagellaten keine nach- weisbaren Mengen gelöster Eisenverbindungen. TE Studien an Eisenorganismen. 195 2. müßte man eine ganz plötzliche Eisenspeicherung bis zur vollen Sättigung annehmen, um die tiefblaue Färbung zu erklären: eine Annahme, die gewiß allen Erfahrungen über Adsorption widersprechen würde. 3. Ist deutlich — wie schon früher erwähnt — zu sehen, daß die Diffusion der nachweisbaren Eisenverbindungen vom Flagellaten aus um das Gehäuse hofförmig aus- gebreitet erfolgt, nicht aber bei leeren Gehäusen, zu mindest nicht in diesem Maße. 4. Zeigt die Möglichkeit, die Eisenverbindungen ‘nach der Tötung des Versuchsobjektes fortwaschen zu können, daß nicht die Eisenverbindungen des umgebenden Wassers die Reaktion bedingen. 5. Zeigt die Geißel nach der Tötung des Flagellaten nur soweit die »Beizewirkung« der Eisensalze, als die Diffusionszone reicht; dann hebt sich bei der Berlinerblau- bildung die Geißel wie mit Gentianaviolett tingiert ab, wobei die peitschenförmige Gestalt klar hervortritt (Fig. 2b). 6. Würden selbst bei Berücksichtigung der enormen Empfindlichkeit der Eisenreaktion die Spuren in der geringen Wassermenge eines Versuchstropfens nicht hinreichen, um die intensiven Reaktionen bei den angegebenen Versuchen verständlich machen zu können. Auf Grund der erwähnten Überlegungen und der früher mitgeteilten Beobachtungen geben sonach die oben an- geführten Folgerungen die einfachste und naheliegendste Erklärung. E) Die Ausscheidung von Eisenverbindungen, in Form eisenhaltiger Gallerte und Schleime. Auf Grund von Beobachtungen kann schließlich nur die Annahme in Betracht kommen, daß wir darin einen typischen Reizvorgang zu erblicken haben. Es stehen auch hier eigene Beobachtungen an Trachelomonas vollständig im Ein- klang mit den Studien von Klebs! an Euglenaarten-Trache- 1 Klebs Il. c. p. 405 bis 410 und Klebs G., Unters. aus d. bot. Inst. zu Tübingen, Bd. I, 1881 bis 1885, besonders p. 274 bis 277. 196 J. Gicklhorn, lomonas ist ja auch eine Euglenacee —, so daß ich diese Angaben etwas eingehender erwähnen muß. | Zunächst hebt Klebs hervor, daß »die Gallerte bei Flagellaten stets ein Ausscheidungsprodukt und nicht ein Umwandlungsprodukt der periphe- rischen Haut ist« (p. 404). Weiters zeigt namentlich Zuglena sanguinea bei Zusatz verdünnter Methylenblaulösung »in dem Moment der Berührung des Farbstoffes .... ein lebhaftes Hin- und Herzucken, Zusammenziehen und Wiederausdehnen .... von dem Körper strahlen nach allen Seiten sofort tiefblau sich färbende Gallertfäden, welche sich zu einer Hülle in Form eines Netzwerkes vereinigen. Die Gestalt dieser Gallertausscheidung ist in den einzelnen Fällen außerordentlich verschieden, hängt von der Individualität der Euglena, von der Natur, von der Konzentration des Farbstoffes ab....« (p. 405). Oft »erscheint die Gallerte fast wie ein homogener, diluierter Schleim« (p. 405), besonders bei Verwendung von verd. Methylgrün. Ferner ergab sich die Tatsache, daß »das Cytoplasma die Substanz durch die Plasmamembran preßt, welche gegenüber der vegetabilischen Zellhaut sich durch ein sehr viel dichteres Gefüge auszeichnen muß und sich in dieser Beziehung wie die Hautschicht des vegetabilischen Plasmas verhält....« (p. 406). Klebs vermutet sogar, daß bei Zuglena sanguinea ein Zusammenhang der Gallertausscheidung besteht mit den »Gallertstäbchen, welche sehr regelmäßig in Spiralreihen auf der Plasmamembran sitzen, ent- sprechend ihrer Spiralstreifung, so daß wahrscheinlich an den schmalen Furchen zwischen den eigentlichen Spirallinien die Ausscheidung erfolgt«.... Weiters ».... läßt sich feststellen, daß an der noch lebenden Euglena innerhalb der Plasmamembran im peripherischen Protoplasma sich kugelige Körper.... färben, welche vielleicht das Bildungsmaterial für die Ausscheidung darstellen« (p. 406). Weitere Prüfung ergab: »Die größere Mehrzahl der Euglenaceen hat nicht die Fähigkeit, auf äußere Reize hin sofort Gallerte auszuscheiden; die Bildung derselben bei Teilungen, Ruhezuständen geht langsam vor sich, so daß sie nicht direkt sichtbar wird« (p. 406 bis 407), aber es »spricht alles dafür, daß die Hülle in gleicher Weise gebildet wird«..(p. 276 im 1..Bd. der Tübinger Unters.). Die genaue Prüfung der Tatsachen führt zu der begründeten Annahme, daß »die Gallertausscheidungin dieReihe der Reizerscheinungen gehört, da.,nur.lebende Individuen der Euslena.- dieselben zeigen. Die Rolle des auslösenden Reizes können sehr verschiedene Momente spielen, außer Farbstofflösungen auch Salzlösungen, schwache Alkalien, Säuren, mechanischer Druck usw. Diese Mittel müssen eine gewisse schädigende Einwirkung ausüben; denn solche Farbstoffe, wie z. B. Kongoroth, Indigkarmin, Nigrosin.... vermögen nicht die Gallertausscheidung herbeizuführen. Diese reizauslösenden Farbstoffe müssen hierfür auch eine gewisse Konzentration besitzen.... Eine Lösung des Methylenblaus von 1:100.000 wirkt noch deutlich...., eine solche von 1:200.000 nicht mehr.... Meistens tritt der Erfolg sehr schnell ein.... selbst schnell Studien an Eisenorganismen. 194 tötende Mittel, wie Jodlösung, Alkohol bewirken noch eine Ausscheidung. Dagegen tötet 10/, Osmiumsäure so momentan, daß keine Gallerte mehr gebildet werden kann« (p. 405 bis 406). Die Analogie eigener Beobachtungen mit allen wesent- lichen Angaben von Klebs ist so auffallend, daß ich eben diese Studien statt ausführlicher Wiedergabe der eigenen hersetze. Das Verhalten der von mir beobachteten Trache- lomonas-Arten ist das gleiche wie es Klebs bei Verwendung von Farbstoffen gesehen hat und seinen Folgerungen ist nur vollinhaltlich beizustimmen. Auch liegt es nahe, mit Klebs »der Gallerte selbst eine gewisse Veränderungsfähigkeit zu- zuschreiben, insofern sie gleich nach der Ausscheidung in Berührung mit dem Außenmedium in begrenztem Maße Wasser aufnehmen und infolge dieser Quellung zu homogenen Hüllen verschmelzen kann« (p. 407). Ich möchte hier, als Einschaltung gedacht, erwähnen, daß die in der Mikrobiologie so viel verwendete und empfohlene »Tuschemethode« auch als »reizauslösendes Mittele gelten muß, wie eigene Erfahrungen nach Kenntnis der Verhältnisse lehren und daß das Tuscheverfahren mit größter Vorsicht an lebenden (!) Infusorien, Flagellaten, Bakterien usw. anzuwenden ist. Ausführliche Mitteilungen nach Abschluß dieser Beobachtungen werden anderenorts gegeben werden. F) Über die Eisenspeicherung im Gehäuse. Klebs! und ebenso Molisch? lassen zwei Möglichkeiten offen: entweder besitzt die anfangs eisenfreie, zarte Gallert- hülle »eine ganz besonders ausgebildete Anziehungskraft.... infolge deren sie aus der höchst verdünnten Eisensalzlösung (in Form des kohlensauren Salzes), wie sie das Wasser unserer Sümpfe darstellt, das Eisenoxydhydrat herausziehen kann« (Klebs p. 407). Oder man kann auch an die Möglich- keit denken, »daß bei diesen Arten der lebendige Organismus bei der Eisenspeicherung wirksam ist..... « (p. 407). Auf Grund der früher beschriebenen Ergebnisse der vorliegenden Arbeit kann nur die zweite Möglichkeit in Betracht kommen, da nur durch Beteiligung des lebenden Protoplasten jene intensive Eiseneinlagerung im Gehäuse erklärt werden kann. Der lebende Protoplast führt, wie nachgewiesen wurde, 11. c. p. 407, 2 I. ce. Eisenbakterien, p. 54 bis 55. 198 J. Gicklhorn, beträchtliche Mengen einer Eisenoxydverbindung, die nur aus dem umgebenden Wasser stammen kann, und es ist wohl das Naheliegendste und Einfachste, anzunehmen, daß vom Plasma aus gleichzeitig mit Ausscheidung der Hüllen Eisen abgegeben werden kann, beziehungsweise in diese allmählich eingelagert wird. Mit dieser Eisenablagerung ist allem Anschein nach eine physikalisch-chemische Zustandsänderung der Hülle verbunden, deren Adsorptionsvermögen für Eisen sich eben ım Laufe .der Zeit ändern muß. Es ist hier nur ein Spezialfall der bekannten Zustandsänderungen überhaupt der Adsorptionsfähigkeit im besonderen, wie sie allgemein Gallerten und viele Kolloide nach Einwirkung von Salz- lösungen zeigen. Auf diese Frage will ich bei Besprechung der Befunde an Leptothrix zurückkommen, vorerst noch die eine weitere Frage berücksichtigen, nämlich: G) Über die Bindung des Eisens im Plasma und im Gehäuse. Im Gehäuse finden sich Eisenoxyde, aber auch Oxydulverbindungen; der Nachweis mit rotem Blutlaugen- salz und Salzsäure in den von Molisch angegebenen Konzentrationen gelingt jederzeit. Allerdings muß man einige Zeit länger warten als bei der Berlinerblauprobe. Das Plasma führt aber nur sehr geringe Mengen von Eisenoxydul- verbindungen ünd''der ausgestoßene Schleim” Zeiginisehr selten oder nur in ‘nebensächlich geringen Mengen durch Bildung von Turnbullsblau die Gegenwart von Eisenoxydul- verbindungen an. Das Plasma des toten Flagellaten führt weder Fe®O noch Fe,O,-verbindungen in nachweis- barer Menge; beim Absterben, nicht aber bei bloßer Reizung, wird alles Eisen ausgestoßen. Auf die weitere Frage, in welcher Verbindung das. Eisen auftritt, vermag ich keine Antwort zu geben; auch bisher hat man immer von »Eisenverbindungen« gesprochen; nur Winogradsky! nimmt an, »daß nach der Oxydation zunächst ein neutrales Eisenoxydsalz irgend einer organi- 1 Winogradsky S., Über Eisenbakterien. Bot. Zeitung, 1888, 46. Jhrg., p. 260 bis 270, speziell 268. Studien an Eisenorganismen. 199 schen Säure...« sich bildet. Mit gelbem und rotem Blut- laugensalz allein tritt keine Reaktion ein, obwohl zahlreiche organische Eisenverbindungen, wie Molisch! bei der Über- prüfung der Angaben von Zaleski gefunden hat, sicher reagieren. Der versuchte Nachweis von Karbonaten war ebenfalls negativ. Möglicherweise ist durch eine mikro- chemische Untersuchung des ausgeschiedenen Schleimes ein Anhaltspunkt zu gewinnen, obwohl die bisherigen Daten über die Mikrochemie der Schleime sehr dürftig sind. Auch in der Frage, inwieferne der Eisengehalt und die Eisenspeicherung bei Trachelomonas mit der Assimilation zusammenhängt, kann keine abschließende Antwort gegeben werden. Unter Hinweis auf die Versuche von Pringsheim und Hassack hält Molisch? es für sehr wahrscheinlich, daß die Eisenalgen die erforderliche CO, auch den gelösten Bikarbonaten des Eisens entziehen können, durch den bei der Assimilation freiwerdenden O das Eisen oxydieren und in der Hülle deponieren: eine Annahme, die Hanstein? zur Erklärung der Eisenspeicherung bei Eisenalgen zuerst ge- äußert hat. Die Prüfung mit Phenolphtalein auf Alkalien, wie sie bei der Assimilation auftreten*, fiel sowohl makroskopisch als auch im mikroskopischen Bild negativ aus. Doch sind dies Fragen, “die nur durch ausgedehnte physiologische Ver- suche einwandfrei beantwortet werden können. Für die Hauptfragen der Physiologie der Eisenspeicherung scheinen mir die zwei letzten Fragen aber nebensächlich zu sein, besonders dann, wenn man die Verhältnisse bei den Eisen- bakterien, die ja in erster Linie für eine Theorie der »Eisen- organismen« in Betracht kommen, berücksichtigt; hier fallen die Fragen über die Rolle des Chlorophylis, beziehungsweise der CO,-Assimilation im Lichte bei der Aufnahme und Ab- lagerung der Eisenverbindungen überhaupt. weg. 1 Molisch H., Die Pflanze in ihren Beziehungen zum Eisen. 1892. Jena. Verl. Fischer, pag. 51. 2 Siehe Eisenbakterien 2, p. 54. 3 Molisch: 1. ce. p.' 53. 4 Siehe Klebs: 1, e. p. 341. 200 J. Gickihorn, Schließlich möchte ich noch erwähnen, daß für alle mit- geteilten Beobachtungen stets viele Hunderte von Trache- lomonas-Individuen geprüft wurden, daß aber für die meisten Versuche die größeren Formen gewählt wurden und erst ergänzend auch die übrigen herangezogen wurden. H) Ohne auf Details einzugehen, will ich noch erwähnen, daß ver- schiedene Bilder der Berlinerblaureaktion am Gehäuse von Trachelomonas auf einen schaligen Bau des Panzers hinweisen. Durch die rasch an- wachsenden Niederschlagsmembranen kommt es oft zu einer direkten Häutung des Panzers, indem die äußerste, skulpturierte Schichte dem Berlinerblau gewissermaßen den Rückhalt bietet, wobei trotz Dehnung des rasch wach- senden Beutels alle Feinheiten der Skulptur erhalten bleiben (siehe Fig. 4a). Beutelbildung und Verteilung der Eisenreaktion am Trachelomonas-Gehäuse. a) Die wachsende Niederschlagsmembran von Berlinerblau hat die äußerste skulpturierte Hülle auf einer Schalenhälfte abgehoben und gedehnt; der so freigelegte innere Schalenanteil ist vollständig glatt und hat schwächere Blaufärbung; b) am zerdrückten Gehäuse ist die innerste Schichte abgelöst und durch deutliche Fe-Reaktion sichtbar zu machen; c) Schema des Schalenbaues. I. innerste Schichte, II. Zwischenschichte, III. äußerster skulp- turierter Schalenanteil. Vergr. zirka 1000 mal. Desgleichen ist nach Aufsprengen des Gehäuses eine innerste, feine Lamelle ebenfalls häufig durch die wachsenden Niederschlagsmembranen abzuheben (Fig. 4b), so daß zwischen diesen beiden Schichten eine starke Schale, die den Hauptanteil des Panzers ausmacht, zu liegen kommt. Obwohl weder bei noch so starken Vergrößerungen, noch nach verschiedenen Färbungen eine der erwähnten Schichten gesondert zu sehen ist, muß man deren differente Ausbildung doch als wirklich vorhanden annehmen, da die Häutung so leicht und unter so regelmäßigen Bildern erfolgt, daß eine andere Deutung Studien an Eisenorganismen. 201 dagegen: nur gezwungen erscheinen kann. Der Bau der Membran wäre danach so wie Fig. 4c zeigt. Ich glaube, daß man darin ein weiteres Beispiel der Leistungsfähigkeit der Mikrochemie, der Berlinerblauprobe im besonderen, sehen kann, indem hier, ähnlich wie bei Molisch’s Nachweis! des Procambiumnetzes in Kotyledonen von Sinapis eine morphologische Differenzierung am einfachsten und sichersten durch eine mikrochemische Reaktion aufzuzeigen ist. Die Niederschlagsmembranen von Berlinerblau bilden nach längerem Liegen an ihrer Oberfläche eine feine, zierliche netzige Struktur aus, die aber jedesmal entsteht, auch dort, wo vorher keine Struktur des rasch wachsenden Beutels zu finden ist. I. I) Die mitgeteilten Beobachtungen gewinnen nun ein größeres Interesse, wenn man die Übertragung auf typische Eisenbakterien versucht und findet, daß im wesentlichen gleiche Verhältnisse vorliegen.:.Es- ist, auffallend, wie weit die Ähnlichkeit geht und ich glaube, daß’ von hier aus eine klare Beurteilung der bisher gegebenen Theorien der Eisenspeicherung von Winogradsky und Molisch möglich ist. Obwohl gerade in Fragen der Bakteriologie, auch in vielen anderen Gebieten der Physiologie, die Gültigkeit einer allgemeinen Theorie erst am einzelnen Objekt zu prüfen ist, sind in unserem Falle so ziemlich alle bisher bekannten ein- schlägigen Beobachtungen einheitlich zu gruppieren, zum mindesten ohne weitere, erst wieder zu begründende Hilfs- annahmen verständlich zu machen. Für die Untersuchung der BKisenkakterien. habe ich in. erster „Linie. Leptothrix ochracea gewählt, deren Physiologie und Morphologie durch die grundlegenden monographischen Arbeiten von Molisch? genau bekannt ist. Ich hatte üppige Rohkulturen in hohen Standgläsern, wie man sie nach Winogradsky’ sich verschaffen kann; teilweise kam Material — fast spezies- rein in außerordentlich großen Lagern — mit dünner Scheide zur Verwendung; auch im Freien gesammelte Eisenbakterien und Leptothrix von verschiedenen Proben meiner Kultur- 1 Siehe Mikrochemie p. 40. 2 1. c. Eisenbakterien. 3 Siehe Anmerkung p. 198 dieser Arbeit p. 236; in meinen Versuchen nur Grazer Leitungswasser ohne besonderen Eisenzusatz! Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 129. Bd. 14 202 J. Gicklhorn, gläser mit Algen und Infusorien wurde benützt. Die ‚Stärke der Scheiden war in diesen verschiedenen Proben recht wechselnd, ebenso der Grad der Eiseneinlagerung, so daß ich alle Übergänge in gewünschter Vollständigkeit vor mir hatte. Geht man nun vergleichend die Ergebnisse durch, wie sie auf Grund von Untersuchungen an Trachelomonas mit- geteilt wurden, so zeigt sich folgendes: 1. liefert die Berlinerblauprobe entweder eine streng auf die Scheide mit den eingeschlossenen Bakterien lokalisierte Reaktion (Typus I); oder um die Bakterien, beziehungsweise die Scheiden erfolgt körnelig oder homogen blau Berlinerblau- bildung (Typ. I); diese besondere Form der Fe-Reaktion ist bisher weder bei Bakterien noch an anderen Objekten .be- rücksichtigt worden, vielleicht sogar als mißlungene Reaktion angesehen worden. Oder aus den Scheiden, sei es an der Oberfläche oder der Bruchstelle einer kräftigen Scheide, treten kleine Blasen und Säckchen hervor (Typ. II). Fäden mit dünner Scheide sind besonders geeignet für die Reaktion vom Typus II (!) und H, solche mit starker, gallertig ver- quollener Scheide für die Berlinerblaubildung nach Typus Il. Fig. 5 veranschaulicht dies am verständlichsten. Die Bedin- eungen sind die gleichen,‘ unter welchen Trachelomonas bei der Reaktion mit K,Fe(CN), + HCl so wechselnde Bilder gezeigt hat, ebenso gelperse nach der Art der Durchführung’ "der. Probe auch”Rerere willkürliche Darstellung eines der erwähnten Typen; die früher gegebene Erklärung ist auch hier zutreffend. 2. Das nachgewiesene Eisen stammt hier zum größten Teil aus der" braun gefärbten Scheide, doch es isemicneE ausschließlich auf diese beschränkt, sondern in mehr minder großer Menge auch in der lebenden Bakterien- zelle zu finden. Auch dort, wo bei festsitzenden Fäden ein deutlicher Gegensatz von Basis und Spitze der Bakterien- fäden ausgeprägt ist, wo die Scheide um die letzten 4—20 Zellen überhaupt noch nicht oder nur in sehr geringer Dicke gebildet ist, trıtt eine tiefe Blaufarbuns es Bakterienzelle auf, wenn die Scheide kaum einen leicht- blauen Farbenton durch Berlinerblau erkennen läßt. Daher . . . [a Studien an Eisenorganismen. 203 kann auch bei Leptothrix Eisengehalt der Zelle und Eisenspeicherung in der Scheide getrennt sein. Selbst bis tief in die Scheide, — von der Spitze weg gerechnet — die bereitskräftigEisenoxydverbindungeneingelagert zeigt, ist der annähernd gleich intensive Farbenton der Bakterienzelle zu verfolgen, wenn auf Fe,O,-Ver- bindungen geprüft wird. Diese Tatsache scheint zur Beur- teilung der bisherigen Erklärungsversuche der Eisenaufnahme “ u . H E N: MM 4 . ol N 1 : Ha | le: : " " F Fig. 5. Eisenreaktion an Leplothrix ochraceae. a) Die Schleimhülle zeigt Beutelbildung, die Bakterien selbst tiefblau gefärbt; 5) Reaktion an alten Scheiden mit Berlinerblaubildung außerhalb der Scheide; c) Leptothrixfäden mit kräftiger Scheide in der Wasserhaut wachsend; 4) Leptothrixfäden von tieferen Wasserschichten mit bedeutend schwächerer Scheide; die Bakterienzellen selbst weisen bei c) und d) starke Fe-Reaktion auf, auch dort wo noch keine oder nur eine sehr zarte Scheide gebildet ist, die keine Fe-Reaktion erkennen läßt. Vergr. zirka 1000mal. und -speicherung von Bedeutung zu sein. Molisch! kam bei seinen Versuchen zu Ergebnissen, die er in folgenden Sätzen ausdrückt: ».... wenn das Plasma der Eisenbakterie wirk- lich mit so großer Begierde Eisenoxydul aufnähme, dann 1 Siehe: Die Pflanze in ihren Beziehungen zum Eisen, p. 69. 204 J. Gicklhorn, sollte man doch dieses hier auch nachweisen können. Eisen ist aber im Plasma nie nachweisbar, in der Scheide aber immer.! Selbst nach ganz kurzem Aufenthalt in verdünnter Ferrocarbonat- oder in einer anderen Eisen- lösung wird man mit Leichtigkeit mittels der Blutlaugensalz- probe Eisen in der’ GalferfSscherde, nicht?aberener gen Zellen" konstatieren können.«? "Und: weiters wird nach Molisch »ohne vorher erst in das Innere der Zellen oder, genauer gesagt, in das Plasma einzutreten« das Eisensalz eben in erster Linie in der Gallerthülle zurückgehalten, die »wie ein Filter fungiert« (ebenda p. 70). Dem gegenüber betont später aber Molisch in seiner Monographie der Eisenbakterien selbst ausdrücklich, ....»daß die Leptothrix- fäden sehr gierig Eisenoxydulverbindungen aufnehmen....« daß >.... für eine merkbare Reaktion schon einige Minuten genügen....« und daß dann ....»das Eisen in dem Faden sowohl in der Oxyd- als in der Oxydulform vorhanden ist. Es färben sich die Scheiden und de Zellen me Ergebnis seiner so umfassenden und exakten Versuche faßt Molisch* in den letzten Untersuchungen dahin zusammen: »Daher bin ich der Meinung, daß das Eisenoxydul in die Fäden und zwar indie Scheiden, zum Teil auch made Zellen vwerdemnettiegees® Nun beziehen sich aber diese Reaktionen in erster Linie auf Fälle, wo die Eisenbakterien in Lösungen übertragen (|) wurden, die eine ungleich höhere Konzentration der Eisen- salze aufweisen, als es bei gewöhnlicher Kultur in Leitungs- wasser, der Fall’ist. (z. B- ‘durch Oxydation reduziertes Te destilliertem H,O oder nach Durchleitung und Sättigung (!) mit CO,, ebenso »verdünnte Ferrocarbonat- oder eine andere Eisenlösung« (P/,)). Die hier erwähnten Beobachtungen an Leptothrix, die im Leitungswasser ohne Zusatz von Fe,(OH), gezogen wurde und trotzdem auch in den Zellen Eisen- verbindungenin reichlicher Menge führt, besonders dort, 1, 2 und 3 von mir gesperrt. 4 Molisch: Eisenbakterien, p. 49. 5 Von mir hervorgehoben. a DE u u UL un P . » ‘ Fr Studien an Eisenorganismen. 205 wo eine Scheide noch gar nicht merkbar ausgebildet ist, zeigt, daß der Eisengehalt der lebenden Bakterienzelle doch nicht ganz nebensächlich sein kann. Ob das Eisen in der Zelle nachzuweisen ist, hängt ebenauch von der Art der Ausführung der Reaktion ab und aus den Zellen könnte das Eisen recht leicht und schnell diffundiert sein, wenn man nicht das K,Fe(CN), und die Salzsäure gleichzeitig wirken läßt. Das dürfte in vielen Untersuchungen nicht gebührend betont worden sein, da man auf die hier Typus II genannte Reaktionsform beim Fe-Nachweis bisher nicht Rücksicht genommen hat. Vielleicht ist das der Grund, warum Molisch kein Eisen in der Zelle nachweisen konnte und auch in späteren Arbeiten die Reaktion der Eisen- verbindungen der Zelle gegenüber der intensiven Färbung der Scheide zurücktreten läßt. Bei meinen Ver- suchen an gewaschenen Leptothrixfäden oder mit Präparaten nach Molisch’s Deckglasmethode hergestellt, sind gerade die Reaktionen der jüngeren Fäden sehr kräftig gewesen und haben die Eisenbakterien wie mit Methylenblau gefärbt von den eisenfreien, anderen Fadenbakterien abgehoben. 3. Auch bei Leptothrix ist die Eisenreaktion in der Zelle und den Scheiden sehr kräftig, wenn im umgebenden Wasser der Probe kein Fe in nachweisbaren Mengen auftritt; ebenso kann aus toten Zellen das Eisen diffundieren und im Versuchstropfen nachgewiesen werden; ferner ist die neuerliche Eisenspeicherung von eisenfrei gemachten Zellen und Scheiden bei Leptothrix nie so kräftig, als es das lebende Material zeigt; weiters stammt auch hier das Fe der Zelle nicht etwa aus der Scheide, sondern ist in der Zelle schon vorhanden, denn auch die jüngsten Bakterien ohne Scheiden zeigen tiefe Blaufärbung. | Aus alledem folgt, daß der lebende Protoplast eine größere Rolle spielt, als man nach den bisherigen Befunden erwarten sollte. 4. Die Scheidebildung der Eisenbakterien ist ebenso wie bei den Flagellaten durch Ausscheidung seitens des Protoplasten und nicht durch Umwandlung der 206 3Gicklhorn; Membran zu erklären. Gerade bei den Eisenbakterien liegen die Verhältnisse der Gallertbildung durch »reiz- auslösende« Stoffe und Bedingungen recht klar. So sagt Molischt: »Fehlt das Eisen in der Lösung, so wächst und vermehrt sich die Leptothrix zwar sehr gut, allein die Fäden bleiben relativ kurz und die Scheiden bleiben dünn. Bei Darbietung von gelöstem Eisen verdicken sich die Scheiden und Eisen wird darin als Eisenoxyd deponiert« und ferner »....jeder kann sich leicht überzeugen, daß gerade die Dicke? gallertartiger Eisenbakterienscheiden nach der Zusammensetzung des Mediums außerordentlich schwankt....«.” Daß auch mechanische Einflüsse maß- gebend sein können, zeigt die Ausbildung von Haftscheiben bei Cladothrix dichotoma, Chlamydothrix sideropous und den übrigen festsitzenden Eisenbakterien, ebenso die Gallerthöfe von Liderocapsa Treubii und S. major. Auch die kräftige Scheidenbildung an Leptothrix, die knapp unter der Wasseroberfläche wächst oder in der Wasserhaut selbst sitzt, ist vielleicht durch die Wirkung des atmosphärischen Sauerstoffes mit bedingt. Die Stärke der Gallertscheide hängt mit von der Wirkung auf den lebenden Protoplasten ab; ist "nicht einfach eine bis ’zu "einem gewissen’ Gzsg fortschreitende Quellung bereits gebildeter Gallerte, die durch immer kräftigere Eisenspeicherung eine Verdickung erfährt. Zum Teil betont dies auch Molisch‘“. Ich möchte erwähnen, daß auch durch siedendes Wasser abgetötete Leptothrixfäden, wie man sieh mittels der Blutlaugensalzprobe überzeugen kann, Eisenverbindungen gierig anziehen und speichern, doch schreitet die Speicherung nicht bis zu jener auffallenden Verdiekung der Scheiden vor, wie man sie an den. lebenden Fäden, bemerkt Hier fehlt dann der Einfluß der lebenden Zelle. Die Wirkung des umgebenden Mediums auf die Dicke der Gallertscheide ist nur durch den Einfluß des Protoplasten zu erklären. 17@.0P:250; Von mir gesperrt. Ebenda p. 47. Ebenda p. 49. Von mir gesperrt. B oOWw-m MM or ne Studien an Eisenorganismen. 20% 5. Die erhöhte Gallertausscheidung bei Zufuhr von größeren Eisenmengen ist, ähnlich wie in den Versuchen von Klebs, dadurch leicht verständlich, daß die Eisensalze in größerer Konzentration schneller und ausgiebiger als »reiz- auslösende« Wirkung den Protoplasten beeinflussen können, ebenso wie der stete Kontakt der basalen Zellen festsitzender . Eisenbakterien in gleicher Weise wirksam sein kann. Deı Erfoig tritt nur nicht so schnell ein wie bei Trachelomonas, ist aber prinzipiell von der ruckartigen Abgabe gallertartiger, eisenhaltiger Stoffe durch den Protoplasten bei Reizung mannigfacher Art nicht verschieden. Nur darin kann deı »Einfluß des Plasmas auf die Gallerte und ihre merkwürdige Anziehungskraft für Eisenverbindungen«, von weichem die verschiedenen Autoren sprechen, sich geltend machen. 6. Ist es ähnlich wie bei Trachelomonas auch für Leptothrix wohl auf Grund dieser Befunde das Einfachste, nicht ausschließlich eine Filterwirkung anzunehmen, sondern an eine dauernde, langsam vor sich gehende Eisenabgabe vom Protoplasten her zu denken. Damit ist unter geänderten Bedingungen, z. B. beim Abtöten der Zellen und Änderung des Zustandes der Gallerte nach Kochen oder Einwirkung von HCl, ebenso bei älteren Scheiden, ferner beim Übertragen. in stärker konzentrierte Eisenlösungen als das Leitungswasser ist, eine Eisenspeicherung der Gallerte allein zugegeben. Die Zustandsänderung der Gallerte unter gewöhnlichen Bedingungen — Leitungswasser oder solches aus Tümpeln, Teichen etc. — nach Art der »Beizewirkung: von Eisensalzen ist ebenso verständlich, wenn man an eine Eisenabgabe vom Plasma her denkt, als wenn eine Filter- wirkung angenommen wird, die bei jungen Zellen, die sonst wohl Eisen führen, gar nicht anzuwenden ist, da eine als Filter funktionierende Scheide ja noch nicht oder nur in minimalem Grade ausgebildet ist. Es wird einstimmig von Eisenbakterien angegeben — und ich selbst konnte mich überzeugen — daß eine Eisenspeicherung der Gallerte allein nie jenen Grad der Gelb- bis Braunfärbung erreichen kann, als es unter dem dauernden Einfluß lebender Zellen geschieht. Es stellt sich eben bald ein Gleichgewichtszustand 208 J. Gicklhorn, ein, sobald der einer bestimmten Gallertmenge bestimmter Konstitution entsprechende Sättigungsgrad der Adsorption für Fe-Verbindungen erreicht ist. Eine chemische Umsetzung mit der Substanz der Gallerte anzunehmen, wobei eben fort- während für neu eintretendes Eisen Platz geschafft würde, ist schon deshalb abzuweisen, weil ja die Speicherungs- versuche. .mit.leeren }Scheiden /ergeben,- daß nursenzearz bestimmter Grad der Eisenaufnahme nachzuweisen ist — alles das Gesagte für die Dauer des Versuches gemeint. 7.,Es.liegen; ‚auch ‚bei ‚Leptothrix in. erster. Linie 1,02 Verbindungen vor. Wie diese aus dem FeO durch Oxydation entstanden sind, kann hier übergangen werden. Jedenfalls. hat für Leptothrix die Aufnahme’ und Oxydation zu Fe,O, nicht jene Bedeutung, als Winogradsky meinte und es ist ja das wesentlichste und bestbegründete Ergebnis der aus- sedehnten Versuche von Molisch, daß das Eisen für die »Eisenorganismen« nur zum Aufbau des Protoplasten er- forderlich und nicht Energiequelle des Betriebsstoffwechsels ist. Da sowohl FeO als Fe,O,-Verbindungen, wenn auch in ungleichem Grade löslich sind, kann der Protvplast beide aufnehmen und es ist gewiß richtig, wenn Molisch! sagt: »Bei der Aufnahme organischer Eisenverbindungen mag das lebende Plasma auch für die Abspaltung des Eisens sorgen und „auf diese: Weise ,inssden» Prozeß Eisenablagerung eingreifen«. 8. Auch für die Eisenbakterien ist bisher unentschieden, was es denn für »Eisenverbindungen« sind, welche in der Scheide und der Zelle nachgewiesen werden. Auch hier tritt mit gelbem oder rotem Blutlaugensalz allein Keine Reaktion auf. . 9. Das Überwiegen von Fe,O,-Verbindungen ist nicht durch die Wirkung des atmosphärischen Sauerstoffes allein ausreichend in allen Fällen zu erklären. Man findet in Kulturen auch weit unter der Oberfläche braungefärbte Scheiden mit Fe,O, und namentlich das Vorkommen von Eisenoxyden in den Zellen von Leptothrixfäden, die weit 1:Siehe 2,’p. 49. . . _ .: 4 “ Studien an Eisenorganismen. 209 vom Wasserspiegel ruhigstehender Kulturen entfernt sind, müßte diese Annahme gezwungen erscheinen lassen. An der Oxydation von FeO, beziehungsweise der Aufnahme oder Abspaltung von Fe in Oxydform aus irgend welchen Eisen- verbindungen des umgebenden Mediums ist entschieden der . Protoplast mit beteiligt. Die hier mitgeteilten Beobachtungen und Erklärungen gelten in allem auch für die übrigen Eisenbakterien — ich hatte mit Ausnahme von Gallionella — alle anderen zur Verfügung; da diese Versuche aber an den übrigen faden- förmigen Eisenbakterien die gleichen Verhältnisse ergeben, so genügt es, der Kürze halber Leptothrix als Typus hin- zustellen und an dieser Art sind auch die meisten Reaktionen durchgeführt worden. J) Auf drei Punkte kann ich aber in dieser Arbeit noch nicht genauer eingehen: das Verhalten der Anthophysa, die Eisenablagerung in Membranen der Wasserpflanzen und Algen und die Untersuchungen an Spirophyllum. Das Ver- halten der Anthophysa vegetans wird von Molisch! als wichtiger Gegengrund zu Winogradsky’s Theorie hingestellt; doch gelten die von Molisch angeführten Punkte vielleicht nur für A. vegetans, denn eine bisher unbekannte Antho- physaart, die ich den Sommer dieses Jahres wiederholt beobachtete, zeigt ganz abweichende Bilder. Es ist eine schınale, stark eisenhaltige zentrale Röhre bis ganz knapp zur Kolonie der — auch im Bau abweichenden — Flagellaten vorhanden und dieser Stiel erst von einer kräftigen, auch mit Eisen inkrustierten Gallerte umgeben. Genauere Beobach- tungen mit Rücksicht auf die hier behandelten Fragen wurden damals nicht angestellt und zur Zeit ist diese Anthophysa- art nicht zu finden. Spirophyllum ferrugineum, das seit den Studien von Lieske? besonderes Interesse beansprucht, I Eco Dı91. 2 Lieske Rud., Beiträge zur Kenntnis der Physiologie von Spirophyllum feırugineum, einem typischen Eisenbakterium. Jahrb. f. wiss. Bot., 1911, 49.»Bd., p: 91. “ 210 J. Gicklhorn, bedarf einer eingehenden morphologischen und physiologischen Bearbeitung, da die sonst ausgezeichneten Untersuchungen von Lieske in manchen Punkten ergänzt und nachgeprüft werden müssen, ehe dieser Eisenbakterie eine solche Sonderstellung zuerkannt werden sollte. Ich möchte nicht unterlassen, schon hier darauf hinzuweisen, daß nur aus Untersuchungen dieser in vielem recht ungenügend bekannten Bakterie keinerlei »Wider- legung« der so umsichtigen und exakten Versuche von Molisch gefolgert werden kann, was wohl von Lieske selbst betont, von anderen Autoren aber nicht genügend beachtet wird. Da mir derzeit ausgezeichnetes Material von Spirophyllum zur Verfügung steht, wird eine eingehende Untersuchung aller einschlägigen Fragen bei Spirophyllum durchgeführt. Ebenso gsedenke ich die hier wesentlichen Ergebnisse auch an den von mir gefundenen neuen Eisenbakterien — 5 Arten — zu überprüfen, da diese Formen mancherlei Besonderheiten aufweisen. K) Diese vergleichend durchgeführten Studien dürften wohl ohne weiteres die Möglichkeit erkennen lassen, die bisher ohne Vermittlung einander gegenüberstehenden Theorien von Winogradsky und Molisch zu vereinigen; es zeigt sich, daß gewisse Punkte in beiden Theorien, in sachgemäßer Weise vereinigt, einen Standpunkt ergeben können, von dem aus eine einheitliche Erklärung der meisten, vielleicht aller bisherigen, Beobachtungen und Ver- suche möglich ist. | Die Notwendigkeit und die Bedeutung der Eisenaufnahme und Oxydation als Energiequelle ist — vielleicht mit Aus- ‚nahme von Spirophyllum — durch Molisch’s Versuche uneingeschränkt widerlegt, und damit der wesentlichste Gedanke der Theorie von Winogradsky hinfällig. Anderer- seits aber ist sicher eine Anzahl von ‚Fällen aufgezeigt, wo Molisch’s Annahme einer »Filterwirkung« der Scheide nicht ausreicht und einer Ergänzung bedarı. Gelegentlich äußert sich auch Molisch in diesem Sinne, wie aus den früher zitierten Stellen zu ersehen ist. In diesen Fällen aber geben die von Winogradsky geäußerten Gedanken einer Betei- Studien an Eisenorganismen. 211 ligung des lebenden Protoplasten als des wichtigsten und ersten Ortes der Eisenaufnahme und -speicherung eine völlig ausreichende Grundlage. Der Vorgang der Eisenspeicherung ist sonach unter normalen Bedingungen, d.h. in sehr verdünnten Eisenlösungen natürlicher Wässer, als Eisenabscheidung von der Zelle her aufzufassen und nicht nur als Eiseneinlagerung der zur Zelle durch die Scheide vordringenden Lösung. In der durch äußere Mittel verschiedener Art (chemische Bedingungen wie Fe, Mn-Salzzusatz, mechanische Wirkung durch stete Berüh- rung, Reaktion auf O-Zufuhr etc.) nachweisbaren Änderung der Ausbildung der Gallertscheiden durch das Plasma ist der erste Einfluß auf die Eisenspeicherung gegeben. Analog deı Beizewirkung von Eisensalzen an Gallerten, wird auch in diesem Falle die Adsorptionsfähigkeit für Eisen eine Änderung erfahren, eine Verfestigung der Gallerte eintreten können. Die Annahme von Winogradsky, daß nur oder in erster Linie Oxydulverbindungen aufgenommen werden, ist durch die vorliegenden Untersuchungen ebensowenig zu bestätigen, als bei früheren Beobachtungen von Molisch. Es können je nach den äußeren Verhältnissen, sowohl Oxydule als Oxyde, sei es als anorganische oder orga- nische Verbindungen aufgenommen werden; doch wird die Oxydation der ÖOxydulverbindungen, beziehungsweise die Abspaltung von Fe aus irgendwelchen Verbindungen unter Mitwirkung der Zelle erfolgen können und nicht in allen Fällen nur dem zutretenden, gelösten Sauerstoff zuzuschreiben sein. (Trachelomonas im Dunkel gehalten, bei hohem Eisen- oxydgehalt im Protoplasten!) Die hier hervorgehobenen Gesichtspunkte glaube ich durch die mitgeteilten eigenen Beobachtungen und den Hin- weis auf bereits bekannte Ergebnisse der grundlegenden Versuche von Molisch ausreichend genug begründen zu können. Von diesem Standpunkte aus werden Versuche an Spirophyllum, anderen Eisenbakterien als Leptothrix, an Eisenalgen und eisenspeichernden Wasserpflanzen durch- . geführt; es soll dabei sowohl die mikrochemische Analyse als das physiologische Experiment entsprechend berücksichtigt u Ze A are ir du a a en na) Ve te Zu de ne ee u SZ m AZO3O e EE 212 IC ch KRocn ; werden. Diese Ergebnisse sollen Gegenstand einer zweiten Mitteilung sein. Ich möchte nun schließlich auch hier Herrn Professor KW. Linsbauer für das Interesse an dieser Arbeit ergebenst danken, ebenso für die gelegentlichen Anregungen. bei Diskussionen des hier abgehandelten Themas. Zusammenfassung. 1. Berlinerblaubildung als Reaktion auf Fe, O,-Verbin- dungen tritt bei Trachelomonasarten und Eisenbakterien in drei Typen auf: a) lokal auf eisenführende Teile des Orga- nismus beschränkt, 5b) als körneliger oder homogen blauer Niederschlag auch außerhalb der Körperteile, c) in Form Traube’scher Zellen verschiedenster Gestalt und Größe an der Körper- beziehungsweise Schalen- und Scheidenoberfläche. Die Art und der Ort der endgültigen Fe-Probe hängt sowohl von der Art der Durchführung der Reaktion als auch von der Gegenwart des lebenden Protoplasten ab. 2. Außer im Gehäuse von Trachelomonas finden sich im Flagellaten Eisenverbindungen vor, die beim Absterben oder bei Reizung aus dem Protoplasma ausgestoßen werden. 3. Der lebende Flagellat, beziehungsweise die lebende Zelle von Eisenbakterien kann beträchtliche Mengen von Eisenoxydverbindungen führen, ohne daß das Gehäuse, beziehungsweise die Gallertscheide Eiseneinlagerung zeigt; Eisengehalt und Eisenspeicherung können daher getrennt von einander auftreten. 4. Das im Mikroskop zu beobachtende Ausstoßen eisenhaltiger Gallerte und Schleime, nachgewiesen durch Bildung ruckartig anwachsender Traube’scher Zellen beim Fe- Nachweis, ist als Reizvorgang aufzufassen, da nur lebende Trachelomonasarten dies zeigen; mechanische, chemische Reizung bewirkt diese aktive Ausscheidung besonders auffällig. 5. Im Gehäuse von Trachelomonas kommen sowohl FeO als auch Fe,O,-Verbindungen vor; im Flagellaten finden sich nur Fe,O,-Verbindungen. u ae ne D ar . ‘ ’ Studien an Eisenorganismen. 215 6. Durch die mikrochemische Methode läßt sich leicht ein schaliger Bau aus differenten Schichten beim Trache- lomonasgehäuse nachweisen, der aber weder durch direkte Beobachtung, noch durch Tinktionen zu differenzieren ist. 7. Bei Eisenbakterien, Leptothrix ochracea als Typus genommen, sind ähnliche Verhältnisse aufzuzeigen: auch der lebende Protoplast der Zelle führt große Mengen von Fe,O,- Verbindungen; Eisengehalt der Zelle und Eisenspeicherung sind in hohem Maße von einander unabhängig; jüngere Fäden mit kaum merklich ausgebildeter Scheide, die selbst eisenfrei ist, zeigen doch starke Eisenreaktion; die Intensität der Eisenreaktion ist in lebenden Zellen des ganzen Fadens an- nähernd gleich; in toten Zellen ist bei Leptothrix Kein Fe,O, mehr nachzuweisen. 8. Die nachgewiesenen Fe,O,-Verbindungen dürften nicht ausschließlich durch Oxydation der FeO-Verbindungen mit Hilfe des atmosphärischen Sauerstoffes entstanden sein. Die in der vorliegenden Untersuchung mitgeteilten Tatsachen weisen auf einen entscheidenden Einfluß des lebenden Proto- plasten hin. 9. Die bisherigen Theorien der Eisenspeicherung von Winogradsky und Molisch lassen durch eine sinngemäße Vereinigung zu einem Standpunkt gelangen, der so ziemlich alle bisher bekannten einschlägigen Tatsachen erklären kann. Die durch Untersuchungen von Molisch nachgewiesene Entbehrlichkeit größerer Mengen von Fe-Salzen widerlegte die von Winogradsky angenommene Bedeutung der Fe- Verbindungen als Energielieferanten; die Fe-Speicherung, der hohe Fe-Gehalt der lebenden Zelle, die Veränderungen der Hüllen und Gallerten von Eisenorganismen auf Grund der Wirkung äußerer Reizungen weisen dagegen auf die von Winogradsky betonte Hauptrolle des lebenden Proto- plasten hin. Fa e er # äninssefiht rn N r Fee Hol 49,1 ‚nansyAalhg! 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Hartig (Il, 1858) kam auf Grund von Ringe- lungsversuchen an Bäumen zu dem Ergebnisse, daß durch den im Frühjahre aufsteigenden »rohen Nahrungssaft« auch gelöste Kohlenhydrate mitgeführt werden, die im Baustoff- wechsel der sich bildenden Triebe Verwendung finden. Dem im Wintersafte unserer Holzgewächse oft in bedeutender Menge auftretenden Zucker schreibt Hartig (II) eine doppelte Genese zu. »In den Wandersäften ist er entweder nicht mehr auf Bildung organisierter Reservestoffe verwendeter, als Zucker- lösung überwinternder Reservestoff oder er ist als ein Auf- lösungsprodukt vorgebildeter, organisierter Reservestoffe zu betrachten«. Sachs (1863) schloß sich dieser Auffassung insoferne an, . als auch er zu dem Ergebnisse kommt, daß die Stärke »inner- halb des Holzkörpers selbst aufgelöst und in diesem dem Orte ihrer Bestimmung zugeführt (wird), indem ihr Lösungsprodukt mit dem aufsteigenden Rohstoffe zu den Knospen hinauf- getrieben wird«. Die Vorstellung von der Beteiligung des Holzkörpers an der Leitung der Kohlenhydrate fand eine Stütze in den Er- fahrungen über die qualitative Zusammensetzung des Blutungs- 216 KrEiNnNSBpaueT, saftes, der im Frühjahre bekanntlich ansehnliche Zuckermengen enthält (Schröder 1868). Nachdem schon Schröder die im Stamme deponierte Stärke als die Quelle des Zucker Blutungssaft in Anspruch genommen hatte, schloß Haberlandt (1884, p. 366) auf Grund des vorliegenden Tatsachenmaterials »daß im Frühjahre, wenn sich die im Holzparenchym und in ‚den Markstrahlen aufgespeicherte Stärke in Zucker verwandelt, die Zuckerlösung in das wasserleitende Röhrensystem osmotisch hineingepreßt wird und in demselben mit dem Transpirations- strom in die wachsenden Blätter gelangt«. War auch diese Schlußfolgerung, wie Strasburger (1891, p. 880) zeieie soweit sie sich auf einen Versuch von Paul Schulz (1883) über das Aufsteigen einer Tanninlösung im Stamme stützte, nicht gerechtfertigt, so konnte sie doch mit Recht auf die Erkenntnis begründet werden, daß der Zuckergehalt des Blutungssaftes nur aus den im Winter Stärke speichernden Holzparenchym und Markstrahlzellen stammen kann. Der Übertritt von Zucker aus den lebenden Zellen des Holzes in die Gefäße ist jedenfalls auf Grund der gegenseitigen anatomisch- topographischen Beziehung zwischen diesen Elementen leicht verständlich. Einen indirekten Beweis hiefür sah Alfred Fischer (I, 1886) in der von ihm beobachteten Ablagerung von Stärke in protoplasmahältigen Tracheen von Plantago. | Angeregt durch diese Beobachtung wandte Fischer dem »Zuckergehalt des Gefäßsaftes« sein besonderes Augenmerk zu. Seine Untersuchungen über diesen Gegenstand (I, 1888; II, 1891) wurden von grundlegender Bedeutung für unsere ganze Auffassung über die Wanderung der Kohlenhydrate im Stamme der Holzgewächse und die Beanspruchung von Elementen des Holzkörpers als Wanderbahnen. Es gelang ihm eine lokalisierte Reduktion der Fehling- - schen Probe. in Zellen des Holzes zu erhalten, woraus’ er auf die Anwesenheit von Glykose (eventuell von Glykosiden) schloß, da er auf Grund kritischer Erwägungen das Vor- handensein anderer reduzierender Substanzen ausschließen zu können glaubte. »Aus den vorstehenden Auseinandersetzungen 1 Weitere Literatur bei W. Pfeffer (I. Bd., p. 244), Hornberger (1887), ErzZapek Und. Br 37), a a un ad ui a . Bemerkungen über Fischer's »Gefäßglykose«. 213 ergibt sich demnach mit der bei mikrochemischen Unter- suchungen gewöhnlich nur erreichbaren Sicherheit, daß der reduzierende Körper schon ursprünglich in der Pflanze vor- kommt und Glykose ist...« »Jedenfalls ist anzunehmen, daß der Kupferniederschlag auf einen gelösten, stickstofffreien Reservestoff zurückzuführen ist« (II, p. 409). In der Folge bezeichnet Fischer diesen Stoff als »Gefäßglykose« schlecht- weg. Er untersuchte ihr Auftreten und ihre Verteilung in Abhängigkeit von der Jahreszeit und entwarf in seiner all- gemein bekannten Arbeit über die Physiologie der Holz- gewächse ein klares und geschlossenes Bild der Wandlung und Wanderung der N-freien Reservestoffe in den Bäumen, das in seinen Grundzügen in alle Lehrbücher übergegangen ist. An dieser Stelle soll nur von Fischer’s Glykoseunter- suchungen die Rede sein, die im Wesentlichen durch die Autorität Strasburger's ihre Bestätigung fanden (1891,p.883 ff.). Der Nachweis der »Gefäßglykose« durch A. Fischer fand merkwürdigerweise kaum eine Kritik, obgleich manche Beobachtungen geeignet waren, den unbefangenen Leser stutzig zu machen und zu einer kritischen Nachprüfung zu veranlassen. Gegen die Methode selbst wendet nur gelegentlich Lundegärdh ein, daß auch ein großer Teil der Gerbstoffe und Glykoside wie Aesculin u. a. die Fehling’sche Lösung reduzieren, so daß Fischer nicht berechtigt gewesen sei, die Aesculus-Rinde wegen des erzielten Niederschlages von Kupferoxydul als glykosereich zu bezeichnen. Abgesehen aber davon, daß Fischer selbst wenigstens auf die durch Gerb- stoffe bedingte Fehlerquelle aufmerksam gemacht hat (I, p. 408), kommt Notter (1903, p. 18) zu dem Ergebnisse, daß der Aesculus-Gerbstoff keine reduzierende Wirkung aut »Fehling« ausübt. „Jedenfalls bleiben aber noch genügend andere Bedenken bestehen. Ich verweise etwa auf die merkwürdige Differenz im Verhalten der krautigen Pflanzen und eines Teiles der Sträucher gegenüber den Bäumen, von denen nur die letzteren Glykose in den Gefäßen führen sollen, während erstere keinen Oxydul- niederschlag in den Wasserleitungsbahnen ergaben (III, p. 78). Glaubte Fischer daraus auf eine verschiedenartige Benützung Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 129. Bd. 15 2,18 x’ EinspaiWwer, der Wasserbahnen in beiden Fällen schließen zu sollen, so nimmt Strasburger (l. c., p. 896) keinen prinzipiellen Unter- schied an, es wäre denn, daß die Aufspeicherung von Kohlen- hydraten im Gefäßsystem der krautigen Pflanzen überhaupt fehlt; zur Stütze seiner Anschauung zieht er Erfahrungen über die Wirkung eines Zusammenpressens der Stengelteile heran, die lehrten, daß bei vielen Pflanzen Früchte und Samen reifen und Kohlenhydrate speichern, »auch wenn kein anderer Weg der Zufuhr als die Wasserbahnen offen sind« (p. 898). Da der Gefäßinhalt jedoch »Fehling« nicht reduziert, wäre an die Leitung löslicher aber nicht reduzierender Kohlenhydrate zu denken, doch fehlt auch für diese Vermutung der Beweis. Sehr auffällig erscheint mir auch eine Unstimmigkeit zwischen den Angaben, welche Fischer in seinen beiden Arbeiten über das Auftreten der Gliykose im Holze macht. Die ausführlichere Publikation legt nur auf ihr Vorkommen in den Wasserbahnen Gewicht. »Die Holzfasern enthalten in den meisten Fällen, z. B. bei Betula, Populus, Cornus, Acer entweder gar keinen oder nur hie und da spärliche Niederschläge, so daß meistens die Gefäße allein glykosehältig: sind« (II, p. 76). Die von Fischer konstatierten Ausnahmen Pirus Malus und Prunus avium bestehen, wie Strasburger (l. c., p. 884) nachweist, in Wirklichkeit nicht, insofern die »Holzfasern« der Rosifloren tatsächlich Tracheiden darstellen. In seiner ersten Mitteilung "wird ‘aber ganz besonder. auch auf das Glykosevorkommen in den Holzfasern und in den Zellmembranen hingewiesen. Die Untersuchung ergab, daß sie (die Glykose) vorwiegend in toten Gewebeelementen (Gefäßen, Tracheiden, Holzfasern, Markzellen, obliterierte Siebröhren- schicht, mancher Bast) oder in den Wänden lebender Elemente (manche Bastfasern, grüne Rindenzellen) vorkommt. (IL, p. 415). »So ergibt sich, daß die toten Elemente des Holzes und’ die Markzellen als Wanderungsbahnen der Glykose in Betracht kommen müssen« (II, p. 417). Wie aber soll die Glykose in 1 Diese Untersuchungen nehmen allerdings keine Rücksicht auf die eigene Assimilationstätigkeit der Früchte, deren Bedeutung nicht unterschätzt werden darf. Bemerkungen über Fischer’s »Gefäßglykose«., 219 die toten Holz- und Bastfasern usw. gelangen und von hier abgeleitet werden? Nicht minder unverständlich ist auch der Befund, daß der Glykosegehalt im alten Holz nicht weniger bedeutend ist wie in den jungen Zweigen, obgleich doch offenbar die älteren Jahresringe an der Wasserleitung keinen Anteil mehr nehmen. Für Adlanthus glandulosa im besonderen lesen wir, daß hier trotz frühzeitiger Verstopfung der Gefäße mit Gummi »die Glykosereaktion ebenso deutlich in unwegsamen Gefäßen gefunden wurde wie in offenen.«! Auch die Beobachtung, daß im ausgetrockneten Holze und in jahrelang in Alkohol gelegenem Material die »Gefäß- gelykose« in unveränderter Lokalisation und unvermindert gefunden wurde, ist zumindestens unerwartet, da Glykose in Alkohol — absoluter Alkohol wurde doch wohl zur Konser- vierung nicht verwendet — durchaus nicht unlöslich ist. Unautgeklärt bleibt auch — worauf schon Strasburger _hinwies — die Beobachtung des Vorkommens von Glykose in den Gefäßen von solchen Bäumen (Ahornarten), in deren Blutungssaft Schröder zwar Rohrzucker, aber nicht eine Spur Traubenzucker nachzuweisen vermochte. Völlig unerwartet ist jedenfalls auch die Beobachtung, daß Gefäßglykose zu allen Jahreszeiten in allen Teilen des Stammes gefunden wurde, was auch Strasburger ‘(l. c., p. 894) und Notter bestätigten. Daß Glykose das ganze Jahr hindurch mit dem Wasserstrom aufwärts geführt würde, wie Fischer will, hat Strasburger mit Recht bezweifelt. Welche Rolle spielt aber die Gefäßglykose, wenn nach erfolgtem Knospen- schluß und Einstellung der Kambiumtätigkeit die Entwicklungs- vorgänge im Wesentlichen ihren Abschluß gefunden haben? Diese und andere Bedenken veranlaßten mich, anläßlich von Untersuchungen über die Wandelung der Reservestoffe in Holzgewächsen der Glykosefrage näher zu treten. 1 Strasburger (l. c., p. 894) bemerkt nur kurz, daß er das Kernholz an verschiedenen Coniferen, dann bei Robinia und bei der Eiche zuckerfrei fand und glaubt, daß es so auch in anderen Fällen sein werde. IS) ID oO K-LADSBAaURE: Ich erhofite mir zunächst von der Verwendung des Senft'schen Reagens — Phenylhydrazin und Natriumazetat — ein günstiges Ergebnis, da es zum lokalisierten Nachweis der Glykose der Fehling’schen Probe jedenfalls vorzuziehen ist, wenngleich es dieser an Empfindlichkeit nachsteht. Meine Ergebnisse waren aber sehr unbefriedigend; unter Umständen erhielt ich zwar eine schwache Reaktion in lebenden Zellen, doch konnte ich eine Osazonbildung in den Wasserleitungs- bahnen nicht” beobachten. ' Ich griff ‘also "wieder aaa Fehling’sche Reaktion zurück. In Übereinstimmung mit Fischer fand auch ich, daß die Reaktion in der üblichen Weise auf dem Objektträger ausgeführt, nicht das gewünschte Resultat gibt; der erzielte Oxydulniederschlag ist schwach und wenig lokalisiert. Die von Fischer angegebene Modifikation der Fehling’schen Probe führte dagegen ohneweiters zum erwarteten Ergebnisse. ! Fischer geht in der Weise vor, daß er median gespaltene Aststücke auf etwa 5 bis 10 Minuten in eine konzentrierte. Lösung von Kupfersulfat einträgt und nach Abspülung mit Wasser in eine siedende Lösung von Seignettesalz mit Ätz- natron einträgt, in der sie 2 bis 5 Minuten (II, p. 74) kochen müssen.” Warum bei dieser Methode der Zucker nicht aus den Zellen und namentlich aus den Gefäßen herausdiffundieren soll, ist mir nicht recht erklärlich, ebenso war mir die lange Kochdauer zunächst unverständlich, da doch erfahrungsgemäß der Oxydulniederschlag bei Anwesenheit reduzierender Zucker beim ersten Aufwallen der Lauge eintritt. Tatsächlich erzielt man jedoch auf dem eingeschlagenen Wege deutliche Nieder- schläge in den toten Elementen des Holzes. Die auftretenden Oxydulniederschläge sind oft sehr schön auf einzelne Zellelemente lokalisiert; ich fand sie wie Fischer auf die Wasserbahnen beschränkt, häufig aber auch die Libriformfasern dicht erfüllend. Bisweilen sind sie auch in der Zelle lokalisiert. So beobachtet man sie z. B. in den Tracheiden 1 Ich benutzte annähernd mit gleichem Erfolg nach verschiedenen Rezepten (F. Allihn, Artur Mayer u. a.) hergestellte Lösungen. 2 Auch Tunmann (1913, p. 154) übernimmt diese Methode als ge- eignet zum lokalisierten Glykosenachweis. w‘ - Namentlich an Libriformfasern konnte ID — Bemerkungen über Fischer’s »Gefäßglykose«. 2 des Fichtenholzes oft im Umkreise der Hoftüpfel (Fig. 1) oder etwa in den Markstrahlzellen von Avlanthus haupt- sächlich die Tüpfelkanäle erfüllend. Ich lege dieser Er- scheinung indessen keine Bedeutung bei, da vielleicht nur physikalische Gründe für sie maßgebend sind. Ich kann auch die Beobachtung von Fischer bestätigen, daß die Niederschläge in den Wasserbahnen oft der Membran anliegen. Der von ihm gegebenen Erklärung. vermag ich mich jedoch nicht anzuschließen; es ist durchaus unwahrscheinlich, daß bei der Durchführung der Reaktion die Zucker- lösung sich nicht im ganzen Gefäß- lumen verteilt. Bemerkenswert scheint mir eine andere Beobachtung, welche auf eine Beziehung zur Zellmembran hinweist. ich bei verschiedenen Hölzern an günstigen Stellen unzweifelhaft die Bildung des Niederschlages im Be- reiche der Mittellamelle beobachten, Fig. 1. Verteilung des Kupfer- oxydulniederschlages im Be- reiche der Hoftüpfel an einem von wo aus er sich in die Ver- Radialschnitte durch Fichten- dickungsschichten hineinzog (Fig. 2). holz. Ähnliches konnte ich auch an den Markstrahlzellen von Aslanthus nachweisen. Die Angaben Fischer’s über das Auftreten des Oxydulniederschlages inner- halb der Membranen finden somit ihre Bestätigung, doch muß es von vornherein einigermaßen zweifelhaft erscheinen, ob die Bildung des Präzipitates etwa auf einem Glykosegehalt der Membran beruht, die von einer Zuckerlösung infiltriert ist; gerade die augenscheinliche Lokalisierung in der Mittellamelle scheint gegen eine solche Deutung zu sprechen. Ich. habe auch einige Kernhölzer in den Bereich der Untersuchung gezogen, kann aber die schon oben erwähnten Angaben Strasburger's nicht durchaus bestätigen. So fand ich in einem achtjährigen frischen Kirschenaste, der einen Durchmesser von etwa 6 Zentimeter aufwies, im Kern wie im Splinte eine annähernd gleiche Verteilung des Oxydul- 222 KR linsbauer, niederschlages. In einem Kernholz von Caesalpinia echinata aus der Institutssammlung, das einem 12 Zentimeter starken Holzstücke entstammte, konnte gleichfalls ein, wenngleich nur spärlicher Niederschlag erzielt werden. Der Oxydulniederschlag tritt somit a unzweifelhaft auch in alten Teilen des Holzkörpers auf, die jedenfalls keine lebenden. Elemente mehr enthalten und von der Wasserleitung ausgeschaltet sind. Um diese überraschende Tatsache aufzuklären, versuchte ich, auf dem Boden der Fischer'schen Anschauung stehend, die Glykose aus den Gefäßen durch Durchspülen mit Wasser auszu- waschen, wobei ich einen Unterschied im Verhalten der leitenden und von der Leitung bereits ausgeschalteten Wasser- bahnen erwartete. Meine Bemühungen blieben aber ebenso fruchtlos wie die gleichartigen ia, ae ‚Versuche von Alfred Fischer. Ich setzte schlägeindenMembranen etwa 10 Zentimeter lange, zwei- bis von Rotholztracheiden dreijährige Zweigstücke von Ahorn und der Fichte. Das Holz war Weide luftdicht in einen Saugkolben vor Ausführung der Re- Sniaeners ne aktion stundenlang in a ä E strahlpumpe langsam destilliertes Wasser gewechseltem Wasser ausgekocht worden. durch. Nach der Durchspülung wurden die Zweige entrindet und das Kambium sowie die peripheren Holzschichten entfernt. Nachdem die Zweigstücke hierauf sorgfältig abgespült worden waren, um etwa anhaftende Fragmente der abpräparierten Teile zu ent- fernen, wurde ein mittleres Stück von 1 bis 1:5 Zentimeter Länge herausgeschnitten, halbiert und in toto der Fehling’schen Probe genau nach Angabe Fischer’s unterworfen. Das Spül- wasser wurde auf dem Wasserbade tunlichst eingeengt und gleichfalls auf Zucker untersucht. Während aber in diesem auch nicht die Spur einer Reduktion nachweisbar war, zeigten die behandelten Zweigstücke einen im Vergleiche zu den ein und saugte mittels einer Wasser- .- a ‚war, so daß doch wenigstens eine Ver- Bemerkungen über Fischer's »Gefäßglykose«. 220 nicht behandelten Kontrollzweigen unverminderten Oxydul- niederschlag, und zwar wie ich besonders betonen muß, nicht nur in den lebenden Elementen und Holzfasern, sondern auch in den Wasserbahnen. Um mich zu vergewissern, welchen Weg das durch- gesaugte Wasser genommen hat, durchspülte ich andere Zweige mit wässeriger Eosinlösung. Zum Versuche wurden diesmal Ahorn- und Fichtenzweige be- nützt. An der eingetretenen Färbung konnte man sich leicht überzeugen, daß die Spülflüssigkeit durch alle Wasserleitungselemente gesaugt worden minderung des Reduktionsvermögens zu erwarten gewesen wäre. Das Er- gebnis war aber wieder insoferne negativ, als die Reduktion nach wie vor mit unverminderter Stärke eintrat. Eilerorelul ih den Karen Bild.xen der Stärke des Kupfer- > Trgchsiden eines Fichten- oxydulniederschlages zu geben, der in holzes, das vor der Re- einem derartig behandelten Objekte aktion im zerkleinerten (Fichte) auftrat, verweise ich auf die stand einige Stunden nebenstehende Fig. 3, welche tunlichst tem Wasser ausgekocht genau mit dem Zeichenprisma angefertigt Be wurde. Adolf Fischer führte das negative Ergebnis darauf zurück, daß sich die Wasserleitungsbahnen bei der gewählten Versuchsanordnung schnell verstopfen. Immerhin sind doch die in Betracht kommenden Glykosemengen so gering,' daß man erwarten sollte, es würde die Zuckerlösung schon in wenigen Minuten aus den Gefäßen herausgespült sein; selbst wenn eine starke Adsorption des Zuckers stattfinden sollte, wäre wohl wenigstens eine Verminderung des Oxydulnieder- schlages zu erwarten gewesen. | Haben die Durchspülungsversuche zu einem negativen Ergebnisse geführt, so wäre es nach Fischer doch möglich, Fig. 3. Niederschläge von in wiederholt gewechsel- 1 Fischer berechnet für ein Gefäß von 0'05 mm Durchmesser einen Giykosegehalt von 0:0000196 mg auf 1 mm Länge (II, p. 131). 224 K’ EinsbiaWer) die Glykose auszulaugen. Nach 24stündigem Liegen in Wasser wäre der Oxydulniederschlag in den oberflächlichen Zellagen ersichtlich vermindert worden. Aber auch mit dieser Methode bin ich nicht zum Ziele gekommen. Ich untersuchte Zweige verschiedener Art (z. B. Fichte, Ailanthus) nach achttägigem Liegen in Wasser, ohne eine Änderung der Stärke der »Glykose«-Reaktion ermitteln zu können. Dazu muß ich allerdings bemerken, daß ein Abschätzen der Quantität des Oxydulniederschlages umso mißlicher ist, als selbst in gleich- artigen Zellen desselben Schnittes Korngröße und Dichtigkeit des Niederschlages wechseln. Schließlich ging ich noch in radikalerer Weise vor, um etwaige Glykose in Lösung zu bringen. Von der Oberfläche eines durchspülten und entschälten Zweigstückchens wurden teils ganz grobe Späne, teils feinere Schnitte abgenommen und in reichlicher Wassermenge durch eine Stunde aus- gekocht und nachgewaschen. Die jetzt wohl zweifellos zucker- freien Partikeln wurden in der Eprouvette der Fehling’schen Probe unterworfen, wobei sie eine Viertelstunde lang in der Lösung gekocht wurden. Das Ergebnis übertraf meine Er- wartungen. Die Späne reduzierten schon makroskopisch schwach aber deutlich die Fehling’sche Lösung. Ausgekochte Schnitte auf dem Objektträger in gleicher Weise behandelt — sie wurden auf dem .Wasserbade ebensolange erhitzt — zeigten einen kräftigen Niederschlag im Lumen der toten und plasmaführenden Zellen. Zum Teil war der Kupferniederschlag feinkörnig, zum Teil auffallend durch die Ausbildung schöner Krystalle und Krystallaggregate. Das Ergebnis war dasselbe, wenn Sägespäne aus einem trockenen Fichtenholz — es wurde ein altes Fichtenbrett benützt — vor Durchführung der Reaktion stundenlang mit reichlicher Wassermenge ausgekocht wurden. Kocht man die Späne im Reaktionsgemische, so ist die Kupferreduktion schon makrochemisch deutlich nachweisbar. Damit ist wohl. ‘der’ Beweis erbracht, "daß die Reduktion. der.-Fehling sehen. -Probe...in den TrpTss Elementen. des Holzeswder ‚Hauptsache: nachaeıe Bemerkungen über Fischer’s »Gefäßglykose«. 227 auf Glykose und überhaupt nicht auf im »Rohsafte» gelöste Substanzen zurückgeführt werden kann. Die von Alfred Fischer schon in seiner ersten Veröffent- lichung über unseren Gegenstand zugegebene Möglichkeit, daß die Reduktion höchstens auf einen »unbekannten« Stoff zurück- geführt werden könnte, trifft somit wider Erwarten zu, wenigstens insoferne als es sich um die Wirkung eines bisher noch nicht identifizierten Stoffes handelt. Daß Harze und Gerb- stoffe nicht in Betracht kommen, hat bereits Fischer selbst dargetan und geht schon daraus hervor, daß die reduzierende Wirkung trotz Kochens in Wasser und Alkohol erhalten bleibt. Die Reduktionswirkung kann jedenfalls nur durch in Wasser und Alkohol schwer lösliche Inhaltsstoffe oder durch die Membran selbst bedingt sein. Insoferne die Oxydulnieder- schläge lokalisiert in den toten Elementen der Wasserbahnen auftreten, wird man sich für die zweite Eventualität entscheiden müssen. Ein Gleiches gilt für die inhaltsleeren Holzfasern- Ob auch die Membranen lebender Zellen eine reduzierende Wirkung ausüben können, läßt sich dagegen nicht mit gleicher Sicherheit behaupten. Die Gesamtheit des Zellinhaltes können wir nur durch energisch wirkende Agentien entfernen, wobei die Membranen eine derartige Veränderung erfahren Könnten, daß sie erst infolge dieser Einwirkung eine reduzierende Wirkung äußern.! | Wenn wir die Zellmembran für die Reduktion der Fehling- schen Lösung verantwortlich machen, so könnte zunächst daran gedacht werden, daß durch das Kochen mit Lauge ein reduzierender Zucker abgespalten wird. Gegen eine etwaige hydrolytische Abspaltung eines Zuckers aus der Zellulose sprechen aber andere Erfahrungen. Wenigstens wurde be- obachtet, daß Baumwollzellulose bei Behandlung mit Laugen unter Druck zwar in beträchtlichem Maße gelöst wurde, doch gab die Lösung keine Reaktion mit Fehling. »Es ist zu betonen, daß anscheinend keine Zucker gebildet werden; wenn also Alkalien eine Hydrolyse bewirken, so führt diese nicht wie bei Verwendung von Säuren bis zu Zuckern« (Schwalbe, 1 So wirkt z. B. Sulfitzellulose reduzierend (Schwalbe, p. 574). 226 KR Binishba wer, p. 49). Möglich wäre es jedoch, daß durch die Einwirkung heißer Lauge bei Luftzutritt eine teilweise Oxydation der Zellulose erfolgt unter Bildung von Stoffen, die der Oxyzellulose nahestehen, welche bekanntlich Fehling reduzieren. Ob aber die doch verhältnismäßig kurze Kochdauer zu einer ent- sprechenden Oxydation hinreicht, ist zweifelhaft. Es ist jedenfalls auffällig, daß so häufig gerade die Mittellamelle einen lokalisierten Oxydulniederschlag zeigt, also jener Anteil, der am stärksten verholzt ist (Wislicenus 1909). Daß aber diese Reaktion nicht auf das Czapek’sche »Hadromal« zurückgeht, also auf jenen Komplex, den wir für den Eintritt der Phloroglucinsalzsäurereaktion verantwortlich machen, dafür spricht schon der Umstand, daß durchaus nicht alle verholzten Membranen reduzierend wirken, wie schon aus den Beobachtungen Fischer’s hervorgeht, der z. B. das Ausbleiben der Reduktion in den Gefäßen der krautigen Pflanzen betont: Ferner nimmt das Reduktionsvermögen des Holzes durch andauerndes Kochen mit n/,, KOH ersichtlich ab, während die »Holzreaktion« augenscheinlich dabei ungeschwächt erhalten bleibt. Es scheint mir daher wahrscheinlicher, daß die reduzierende Wirkung auf vorliegende Zellulosemodifikationen zurück- zuführen ist. Für die Ligno-, Oxy- und Hydrozellulosen ist ja ein mehr oder minder kräftiges Reduktionsvermögen der Fehling’schen Lösung bezeichnend. Da die chemische Charakteristik der Zellulosen nicht immer zur sicheren makrochemischen Unterscheidung ausreicht, so ist eine mikrochemische Untersuchung von vornherein wenig Erfolg versprechend, umsoweniger als die Reduktion auch auf verschiedenen nebeneinander befindlichen Membran- stoffen beruhen kann.! Die Zurückführung des Kupferoxydulniederschlages auf eine reduzierend wirkende Membransubstanz macht manche Angaben Adolf Fischer’s verständlich. Vor allem erklärt sich jetzt die von ihm für notwendig erachtete lange Kochdauer bei Ausführung der Reaktion. Die reduzierende Wirkung der 1 Wobei natürlich auch an Pentosen zu denken wäre. { Bemerkungen über Fischer’s »Gefäßglykose«. 227 oben genannten Zellulosen stellt sich immer erst nach längerem Kochen ein, während Glykosen sofort reduzieren. Verständlich ist es jetzt auch, daß in Elementen, die mit der Wasser- leitung gar nichts zu tun haben, die Holzfasern und tote Markzellen oder Gefäße, die durch Verstopfung an der Wasser- leitung verhindert sind, nichtsdestoweniger »Gefäßglykose« enthalten können. Daß reduzierende Zellulosen nicht überall vorhanden sein müssen oder erst in älteren Zellen gebildet werden können, erklärt vielleicht auch das abweichende Verhalten krautiger Pflanzen und einjähriger Triebe. Wenn wir die in den toten Elementen des Holzes auf- tretende Reduktion von Fehling auf die reduzierende Wirkung der Zellmembranen zurückführen, so bedürfen aber die Be- obachtungen der jahreszeitlichen Veränderungen in der Stärke des Oxydulniederschlages einer Aufklärung. | Sehr beträchtlich sind sie offenbar überhaupt nicht. Die quantitativen Beobachtungen beruhen natürlich nur auf Schätzungen. Notter, der die jahreszeitlichen Veränderungen im Gehalt an »Gefäßglykose« graphisch wiedergibt, äußert sich über die eingeschlagene Methode folgendermaßen: »Für die Stärke des Kupferoxydulniederschlages stellte ich auch 12 Typen auf, die hinsichtlich Genauigkeit mit den Mängeln aller solcher Bestimmungen behaftet sind, für vorliegende Untersuchungen aber ihren Zweck erfüllen.« (p. 18.) Bedenkt man aber, daß der Niederschlag bezüglich Dichtigkeit und Korngröße sogar in Elementen desseiben Schnittes je nach den Reaktionsbedingungen, die man nicht immer in der Hand hat, verschieden ist, dann wird man den Wert solcher Schätzungen sehr gering anschlagen und Schätzungsfehler um eine ganze Anzahl von Einheiten sind durchaus möglich. Immerhin stehen aber Notter’s Befunde doch mit den viel vorsichtiger gehaltenen Angaben Alfred Fischer’s bis zu einem gewissen Grade im Einklange; eine Veränderung in der Stärke des Oxydulniederschlages ist danach offenbar tatsächlich zu konstatieren. Daß das Reduktionsvermögen der Membran eine Ver- änderung erfahren sollte, ist kaum anzunehmen; die Erklärung ist meines Erachtens viel einfacher: Daß Zucker unter Um- 228 KR. Lins bauer} ständen mit dem Saftstrome mitgeführt wird, erscheint zweifel- los; die Ringelungsversuche und insbesondere die Analysen des Blutungswassers sprechen eine zu deutliche Sprache. Meines Erachtens haben nur Alfred Fischer und seine Nach- folger darin geirrt, daß sie den gesamten Oxydulniederschlag auf Rechnung der Glykose setzten, während ein Teil, wahr- scheinlich sogar der größere, auf die reduzierende Wirkung der Membran zurückzuführen ist. Halten wir uns an die Äußerung von Alfred Fischer (III, p. 86): »Soweit eine Ab- schätzung es gestattet, darf wohl behauptet werden, daß im Frühiahre, von Anfang April bis Ende Mai, die toten Elemente des Holzes am glykosereichsten sind.«! Die Steigerung des Oxydulniederschlages ist unserer Meinung nach auf das tat- sächliche Auftreten von Zucker im »Rohsaft« zurückzuführen, was mit unseren übrigen Erfahrungen im Einklange steht. Was aber wieder zweifelhaft geworden ist, ist die Behauptung, daß die Wasserbahnen das ganze Jahr über Glykose führen. Jedenfalls sind die bisherigen Angaben über das quantitative) Auftretensider (Glykose.in den SNBEErr leitungsbahnen und die daraus gezogenen Schlüsse nur unsicher begründet, da Glykose und andere die Reduktion bedingende Stoffe nicht genügend aus- einandergehalten wurden, so daß die Glykose-Frage eimer erneuten kritischen Untersuchung "dringene bedühftie/ wäre; Zusammenfassung. L...ıDie-, nach. ‚der, Methode Alfred, Fischer's serzielbare Reduktion der Fehling’schen Lösung in den toten Elementen, speziell den Gefäßen des Holzkörpers ist, wenigstens der Hauptsache nach, nicht auf Glykose oder einen anderen gelösten reduzierenden Zucker zurückzuführen. 2. Der Kupferoxydulniederschlag, der unter diesen Um- ständen teils im Zellumen, teils in‘ der Membran selbst zur Abscheidung gelangt, ist vielmehr ausschließlich oder vor- 1 Diese Beobachtung wird auch von Notter bestätigt (p. 31), hingegen scheint mir bezüglich des zweiten von Notter gefundenen Maximums im Herbste eine Nachprüfung dringend wünschenswert. Bemerkungen über Fischer’s »Gefäßglykose«. 229 wiegend aut die reduzierende Wirkung der Membran, wahr- scheinlich bestimmter Zellulosemodifikationen, zurückzuführen; dadurch findet auch die scheinbare Glykosespeicherung in Libriformfasern und den an der Wasserleitung nicht mehr beteiligten Gefäßen ihre ungezwungene Erklärung. Literaturübersicht. F. Allihn, »Über den Verzuckerungsprozeß bei der Einwirkung ver- Sünnter H, SO, auf Stärkemehl, bei höherer Temperatur.« Journ. f. prakt. Chem. N. F. Bd. 22, 1880, p. 46. Fr. Czapek, Biochemie der Pflanzen, II. Aufl., Jena 1913. Alfred Fischer, I. 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Besonders reichlich und beständig kamen drei Formen vor: Achromatium oxaliferum Schewia- koff, MicrospiravacillansGicklhornundPseudo- monas hyalina Gicklhorn. | | An diesen, alle anderen Bakterien an Größe überragenden Organismen lag es nahe, der Frage nach dem Vorhandensein eines Kernes bei den Bakterien mit den neuen Untersuchungs- methoden, wie sie von Arthur Mayer (1912) ausgearbeitet wurden, näherzutreten. Doch schon bei den ersten Versuchen die Zelle von ihren Inhaltskörpern zu befreien, sah ich mich veranlaßt, auch die Mikrochemie derselben zu berücksichtigen. Gleichzeitig stellte sich heraus, daß die zunächst als Schwefel angesprochenen Inhaltskörper von Achromatium zum größten Teil gar nicht aus Schwefel bestanden und daß Microspira vacillans und Pseudomonas hyalina sich ebenso verhielten. Die letzteren wurden daher in die 232 EB. Bersa, Untersuchung miteinbezogen. Da ich mich vor allem auf die Untersuchung von Achromatium einschränkte, ergab sich im Verlaufe der Arbeit folgende Gliederung: 1. Morphologie, Cytologie (Systematik). 2. Mikrochemie {Inhaltskörper). 3. Allgemeines, in welchem einige physio- logische Fragen erörtert werden sollen. I. Morphologie, Cytologie. Unser Organismus ist dreimal beschrieben worden. Als Achromatium oxaliferum Schewiakoff (1893). Modderula Hartwigi Frenzel (1897). Hillhousia mirabilis West & Griffiths (190 Schon Lauterborn (1898), der den Organismus zuerst gefunden hatte, um ihn Schewiakoff zu*überkassen, betont ausdrücklich, daß Modderula Frenzel dasselbe ist wie Achromatium Schewia koff. Fundort, Gestalt, Größenverhältnisse, Fortpflanzungsweise, Bewegungs- art sind genau, dieselben. West & Griffiths haben 1909 dierZArper Schewiakoffs wahrscheinlich übersehen. Erst’ 1913 geben Seren. vergleichende Zusammenstellung der »Unterschiede« zwischen Achroma- tium und Hillhousia. Diese sind nun folgende: Achromatium. Hillhousia. 1. Unterscheidung einer peri- 1. Es ist nur ein gleichmäßig pheren Alveolarschichte und eines gebautes, großmaschiges, proto- großmaschigen Zentralkörpers. plasmatisches Netzwerk vorhanden. 2. Ansehnliche rötliche Chro- matinkörner in den Kanten des Netzwerkes des Zentralkörpers. nicht bestimmt zu erkennen, wohl aber kleine Körnchen, die möglicher- weise aus Chromatin bestehen. . 2. Durch Färbung ist Chromatin 3. Die Inhaltskörper der Vaku- olen bestehen aus Calciumoxalat 4, Kein Schwefel vorhanden. 3. Die Inhaltskörper bestehen aus Calciumkarbonat. 4. Stark lichtbrechende, rötliche Schwefeltropfen im Protoplasmanetz. 5. Größe: 29 u.X15 u im Mittel. 5. Größe: H. mirabilis: 60 vu. X 26 p. H. palustris: 232 u X l4yu Die Unterschiede sind auf den ersten Blick ziemlich bedeutend. Wenn man aber Abbildungen und Beschreibung der beiden Autoren kritisch ver- gleicht, so merkt man bald, daß sie dasselbe Bild gesehen, aber verschieden gedeutet haben. Richtig haben nur West & Griffiths in ihrer zweiten Arbeit (1913) beobachtet. Die rötlichen Körner, die, Schewiakoffas Chromatin gedeutet hat, sind (wenigstens zum Teil) nichts anderes als die Schwefeltröpfchen, die im Protoplasma liegen und sich ohne weiteres heraus- iösen lassen. Durch die starke Interferenz können sie einen rötlichen Glanz vortäuschen, so daß man, besonders wenn das rot oder violett gefärbte u A u ne m ie Der h > . = ° Ye) Kohlensaurer Kalk in Schwefelbakterien. ZönD Plasma durchscheint, der Meinung sein kann, sie seien intensiv rot gefärbt. Ebenso unrichtig hat er die chemische Zusammensetzung der Inhaltskörper ‚gedeutet.1 Denselben Fehler begehen nach ihm auch noch Virieux (1913), Massart (1901) und Nadson (1913). Nach West & Griffiths (1913, p. 89) hätten Virieux und Massart Hillhousia vor sich gehabt und nicht Achromatium, weil sie Schwefeltröpfchen fanden und keine Alveolarschichte feststellen konnten. Sie setzen sich aber ohne weiteres darüber hinweg, daß Virieux und Massart kein Calciumkarbonat finden, sondern die Angabe Schewiakoff's bestätigen. Die Alveolarschichte hat Schewiakoff, zweifellos beeinflußt durch die Ideen Bütschlrs, zu sehen geglaubt und davon den großmaschigen Protoplasten als Zentral- körper unterschieden. Von Arten wurden beschrieben: A. oxaliferum Schewiakoff(1895) Länge 15—43 u Breite 9—22 u. EL 3: RER IT » .30 u. > 20 u. M: Hartwigi Fre nz e1l.(1897)....... >:.,380—50 u.» 9-12 H. mirabilis West & Griffiths Er > 42 860 ».,20 334 H. palustris West & Griffiths ee A et Vor We » 22 » it». A. gigas Nadson (1913) ......... =) bis 1102: Ich habe nun im Laufe eines halben Jahres Gelegenheit gehabt, ein reiches Material zu durchmustern, konnte aber nie zwei oder mehrere in einer Form oder Größe konstant ab- 'weichende Arten finden. Ich kann nur, wie schonSchewia- koff betont hat, ungemein starke Schwankungen in den Größenverhältnissen feststellen. Die kleinsten Zellen waren fast kugelrund und maßen kaum 9ı im Durchmesser, während die größte von mir beobachtete 75 X251u maß. Im Mittel maßen die Zellen 30—40 „.x10—181. Solche Maße beziehen sich auf lebende Zellen, die nicht in Teilung begriffen sind. Da solche in der Größe stark schwankende Zellen zur selben Zeit und oft im selben Präparat vorkommen, so können nur auf Grund von Größenunterschieden verschiedene Arten nicht aufgestellt werden, so daß ich das mir vorliegende Achro- matıum für eine einzige Art betrachte und die bis jetzt beschriebenen Arten zu Achromatium oxaliferum Schewiakoff gehörig halte. Sicherere Uhnterscheidungs- 1 Siehe auch die Fußnote p. 245. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 129. Bd. 16 234 E. Bersa, merkmale ließen sich wahrscheinlich nur aus Reinkulturen gewinnen. Achromatium ist wohl sehr weit verbreitet. Um ein Bild von’der Verbreitung zu geben, führe ich einige Fundorte an: Neuhofer Altrhein (Schew., Lauterb.), Rheinpfalz (Lauterb., p. 96), Müggelsee bei Berlin (Frenzel), Jura- seen (Virieux), Böhmen, Wien (Molisch), Graz (Gieklhorn), Großbritannien an mehreren Stellen (West & Griffiths 1913), Hapsaler Meerbusen (Nadson), Namaqualand, S.-Afrika (West & Griffith). Achromatium hält sich an der Oberfläche des Faulschlammes von Sümpfen und Teichen auf; Orte, an denen reichlich organische Substanzen verwesen und H,S ent- wickeln. Auffallend ist das Auftreten im Brackwasser des Hapsaler Meer- busens, was darauf hindeuten würde, daß es auch Meerwasser bis zu einem gewissen Grade vertragen kann. Möglicherweise sind auch die »Beggiatoen- keime« Cohn’s (1887) und Warming’s (1876) zuAchromatium zu zählen, da ja das Vorkommen im Hapsaler Meerbusen ein Auftreten an der Nordküste Deutschlands nicht unwahrscheinlich macht. Die Zellen sind meist langgestreckt, zylindrisch, mit regel- mäßig abgerundeten Enden, seltener kugelig oder oval (vgl. Fig. 1 der Tafel). Meist sind sie von starklichtbrechesernme 1—10u großen, mehr weniger abgerundeten Inhaltskörpern vollständig erfüllt (Fig. 11 der Tafel). Diese Inhaltskörper verhindern den Einblick in den inneren Aufbau der Zelle; man erkennt nur einen hellen Saum mit einer scharfen Kontur, das randständige Protoplasma mit der Membran. Zellen, die aus irgendeinem Grunde weniger Inhaltskörper enthalten, lassen den Bau des Protoplasten besser erkennen. Schon der lebende Organismus zeigt da ein großwabig gebautes Plasma, welches. gleichmäßig die ganze Zelle erfüllt und in dessen Strängen und Kanten man kleine, bis etwa 21 große, stark licht- brechende runde Körnchen oder Tröpfchen bemerkt, während die von den Wabenwänden umschlossenen Vakuolen leer sind, oder ein: bis mehrere Körnchen von verschiedener Größe und Gestalt einschließen, die so groß sind, daß sie die ganze Vakuole ausfüllen und letztere sich in der Form diesen | Inhaltskörpern anpassen muß. Manchmal sind die Körner aber kleiner und zeigen dann oft eine deutlich eckige Gestalt (Kig, 11..der Tafe)). . Solche _ Körner, können, sich, wenn se nicht zu groß sind, in ausgesprochener Molekularbewegung befinden, ein Beweis dafür, daß sie frei in der Vakuole liegen und ihre eckige Gestalt ihrer festen Beschaffenheit verdanken. t ID Kohlensaurer Kalk in Schwefelbakterien. In selteneren Fällen, unter ungünstigen Lebensbedingungen, trifft man Achromatien ohne Inhaltskörper an, wohl sind aber meist die stark lichtbrechenden Tröpfchen im Protoplasma- netz zu finden. Diese sind mehr an der Peripherie der Zelle gelagert, gegen das Zentrum zu spärlicher werdend. Ganz inhaltsleere Zellen sind wohl abgestorben, was sich oft auch durch eingetretene Veränderungen im Protoplasma, Schrumpfungen etc. verrät. An solchen inhaltsarmen, lebenden Zellen läßt sich der wabige Bau des Protoplasten gut be- obachten und zugleich feststellen, daß die in den fixierten Achromatien sichtbaren Strukturen mit denen in den lebenden Zellen durchaus übereinstimmen. Von einer Alveolarschichte im Sinne Bütschlis ist keine Spur zu sehen, trotz der ‚Angaben von Schewiakoff, daß sie nur am ‚lebenden Objekt an sehr günstigen Stellen zu sehen seien. Auch an vorsichtig fixierten Objekten ist ebenfalls von einer Alveolarschichte, trotz Beobachtung mit starken Immersionen, nicht das mindeste wahrzunehmen. Allerdings muß man beim Fixieren vorsichtig vorgehen. Denn jene Fixierungsflüssigkeiten, welche starke Säuren enthalten, können bei plötzlichem Zusatze die Zelle stark beschädigen. Besonders das zarte Wabengerüst leidet darunter. Wenn nämlich die Inhalts- körper zu rasch herausgelöst werden, so bewirkt der Lösungsvorgang starke Diffusionsströme, teilweise auch Gasentwicklung, was die Wabenwände zer- reißt, das ursprüngliche Bild des Protoplasmanetzes stört und zu Täuschungen . Anlaß geben kann. Auf solche Vorgänge haben schon Schewiakoff und West & Griffiths aufmerksam gemacht. Durch das Zerreißen der peripheren Waben und nachheriges Kollabieren der zentralen Wabenwände kann eine dichtere Protoplasmamasse im Zentrum vorgetäuscht werden, die, wenn sie auch nicht als Kern angesehen wird, - immerhin einem Zentral- körper ähnlich sehen kann. Besonders wahrnehmbar sind diese Zerreißungen, wenn man seitlich am Präparat etwas Säure zusetzt. Durch Diffusion dringt diese bald ein, die Inhaltskörper beginnen sich zu lösen und gleiten durch die zerrissenen Waben hin und her. Am besten fixiert man daher mit Flüssigkeiten, die die Inhaltskörper nur sehr langsam angreifen, während das Protoplasma gehärtet wird. So: 10, Osmiumsäure, Formol (400), und schwächer), wässerige Pikrinsäure. West & Griffiths empfehlen auch 3 Teile Alkohol und 1 Teil Essigsäure. Die Zelfwandıstinnen von einer dünnen, gleich- mäßigstarken Protoplasmaschichte ausgekleidet. Eine Struktur in der Rindenschichte, wie sie Schewiakoff beschreibt, konnte ich nicht entdecken. Er sagt zwar: (p. 53) »Ich muß zugeben, daß die be- schriebene Struktur der Rindenschicht nicht an allen, sondern nur an einigen 236. Pebiereas wenigen lebenden Achromatien zu sehen war und erst an fixierten Exem- plaren mit Deutlichkeit hervortrat.... Im lebenden Zustande muß nämlich eine ganz minimale Differenz im Lichtbrechungsvermögen der Wabenwände und des Wabeninhaltes der Rindenschichte‘ bestehen, weshalb auch von den Strukturverhältnissen derselben so gut wie nichts wahrzunehmen ist und die Rindenschicht meist homogen erscheint. Wird aber bei der Fixierung dieses annähernd vorhandene Gleichgewicht im optischen Verhalten auf- gehoben, so kommen die feineren Strukturverhältnisse zum Vorschein. Sie werden demnach nicht künstlich etwa durch Plasmolyse erzeugt, wie es Fischer meint, sondern bloß wahrnehmbar oder deutlich gemacht.» Aber auch alle späteren Untersucher haben davon nichts wahrgenommen. Selbst Virieuxund West, dedas Achromatium ziemlich genau cytologisch, besonders färbetechnisch untersucht haben, fanden nichts dergleichen, so daß es sich bei Schewiakoff entweder um postmortal entstandene Strukturen handelt, oder um ein Vorurteil bei der Beobachtung. Bei vor- sichtigem Töten, beim Durchsaugen von Farbstofflösungen oder Konservierungs- tlüssigkeiten unter dem Deckglase treten fast regelmäßig bei den meisten Zellen Schrumpfungen ein, die man durch Übertragen in Wasser wieder ruckgangig machen kann. Daß dabei die Struktur des Protoplasten mehr oder weniger leidet, ist klar. Außerdem ist bei keiner echten Bakterie bis jetzt eine Alveolarschichte nachgewiesen worden (Meyer A., 1912, p. 35f. und 78f.). Von den Bakterien sind bis jetzt die wenigsten genau daraufhin untersucht, auch ist die systematische Stellung unseres Organismus vorläufig noch zweifelhaft. An das wandständige Plasma setzt sich sofort das grob- vakuolige zentrale Plasma an (Fig. 5 der Tafel). Diese Waben sind - überall ziemlich gleichmäßig gebaut, nehmen aber gegen die ”Milte zu etwas "an "Große ab’ und können einzelnen Exemplaren im Zentrum etwas dichter gelagert sein, so den Eindruck eines Zentralkörpers hervorrufend (Fig. 7 der Tafel). Ein Kern ist nicht vorhanden. Bei Färbungen mit den gewöhnlichen Kernfarbstoffen ist, mit Ausnahme einer leichten Färbung des feinkörnigen Protoplasten, nicht viel zu erkennen. In den Maschen, hauptsächlich in den Kanten und Ecken findet man hie und da zerstreut etwas stärker färbbare Körnchen von sehr verschiedener Grösse, meist sehr klein und undeutlich. Sie sind auch mit Formol-Fuchsin nach A. Meyer (1912, ‘p. 73) sichtbar zu machen und treten änscheinend in jeder Zelle ziemlich beständig auf, wie auch Virieux sowie auch West & Griffiths (1913) konstatieren konnten. u ne u A ee Er Kohlensaurer Kalk in Schwefelbakterien. 237 Letztere haben auch einige mikrochemische Reaktionen versucht, um sich zu überzeugen, ob diese Körnchen aus Nukleoproteiden bestehen. Nach ihnen (1909, p. 402) werden diese Körnchen von konzentriertem Na,CO,, zehnprozentiger NaCl-Lösung, sowie fünfprozentiger KOH zum größten Teil herausgelöst, - während angesäuertes Pepsin-Glyzerin die Körnchen nicht angreift und nur das protoplasmatische Netzwerk zerstört. Aus diesen Re- aktionen schließen sie zthat a considerable proportion of the granules present in the general protoplasmic network consist of nucleo-proteids« (1909, p. 403). Einen weiteren Beweis für das Vorhandensein von Nukleo-proteiden wollen die Verfasser durch den Nachweis von Phosphor in der Asche der Zelle bringen. Aus dem vorstehenden können wir entnehmen, daß das Vorhandensein einer echten chromatischen Sub- stanz sehr zweifelhaft ist. Die aufgefundenen färbbaren Körnchen bestehen zwar anscheinend aus Nukleo-proteiden, nehmen auch teilweise Kernfarbstoffe an, zeigen aber doch nicht den ausgesprochenen Charakter des Chromatins der echten Zellkerne. Es handelt sich auch wahrscheinlich nicht um A. Mayer’'sche Bakterienkerne, denn diese haben doch eine bestimmte konstante Größe und charakteristische Farben- reaktion. Weitere Untersuchungen werden noch Aufschluß bringen können, besonders wenn man die nächstverwandten Bakterien mitberücksichtigt. Der Protoplast ist von einer im lebenden Zustande nicht immer deutlich sichtbaren Membran umgeben. Sie ist farblos, glatt, strukturlos, und an fixierten Objekten deutlich doppelt konturiert. Sie läßt sich durch Zerdrücken der Zellen leicht isolieren und so bequem untersuchen. Sie scheint ziemlich derb zu sein, nimmt Anilinfarbstoffe leicht auf, färbt sich intensiv, bevor der Farbstoff noch in die Zelle gedrungen ist. Eine punkt- oder netzförmige Struktur, wie sseSchewiakoftf (p. 50 und Fig. 11) beschreibt, ist nicht zu sehen. Gegen chemische Agentien ist sie ziemlich widerstandsfähig, wird von fast allen Substanzen, die ich bei den später beschriebenen mikrochemischen Reaktionen anwendete, nicht angegriffen und ist gegen viele (z. B. Glycerin) sehr schwer durchlässig. Schon West & Griffiths und Schewiakoff haben fest- gestellt, daß die Membran nicht aus Zellulose besteht. Alle diesbezüglichen Reaktionen versagen. Mit Jod färbt sie sich leicht gelb bis bräunlich und bleibt auch in Kupferoxydammoniak, selbst bei längerer Einwirkung, unver- 238 >». Bersa, ändert. Dasselbe ist auch in schwacher Kalilauge der Fall. In konzentrierter Kalilauge löst sich die Membran langsam. Viel rascher in konzentrierter HsSO,, die überhaupt die ganze Zelle rasch zerstört. Langsam aber sicher wird die ganze Zelle auch von starker Chromsäure angegriffen und ganz aufgelöst. Bevor sich die. Membran löst, quillt sie in H,SO, rasch auf und hebt sich auch öfters von den gleichzeitig schrumpfenden Protoplasten ab. Lamellöse Struktur (West & Griffiths 1909, p. A01f., Fig, 13, 32) ist nicht vorhanden. Was die Autoren dafür halten, ist ihnen durch die gequollene Schleimhülle (siehe weiter unten) vorgetäuscht worden. Die Membran durch Plasmolyse von den Protoplasten abheben zu wollen, gelingt auf keine Weise, wenigstens an der lebenden Zelle nicht. Auch an der toten Zelle ist dies nicht sehr leicht. Trotz ihrer großen Widerstandsfähigkeit ist die Membran sehr weich und nachgiebig und scheint mit dem Protoplasten innig verbunden zu sein. Daher kommt es, daß bei Anwendung von wasser- entziehenden Mitteln die ganze Zelle schrumpft, durch zahlreiche Einbuchtungen die Form ganz verliert. Nur .bei Anwendung von Mitteln, die auch kräftig zerstörend wirken, gelingt es den Protoplasten von der Membran abzuheben. So mit konzentrierter H,SO,, oder mit konzentrierter wässeriger Karbol- säurelösung. Bevor die Membran und die Schleimhülle stark quellen, schrumpft der Protoplast oft zu einem formlosen Klumpen zusammen, sich dabei mehr oder weniger vollständig von der Membran abhebend. So kann man sich überzeugen, daß in vielen Fällen die äußerste Plasmaschichte an der Zell- wand hängen bleibt und sich nur der innere Plasmateil durch Reißen der äußeren Plasmalamellen kontrahiert. Oft sieht man noch (besonders mit Karbolsäure), wie dünne Piasmafäden eine Verbindung zwischen dem zentralen und dem wandständigen Plasma herstellen. Aus all dem kann man wohl mit einiger Wahrscheinlichkeit schließen, daß die Membran kein selbständiges Organ darstellt, sondern nur. »eine äußerste, Tester gewordene, aber Zueh chemisch veränderte Plasmaschichte« wie sie Bütschli (1890) bei Chromatium Okenii nachgewiesen hat. Auch ihre chemische Beschaffenheit scheint sich mehr derjenigen mancher Pilze;und Bakterien zu nähern. Als äußerste Umhüllune finden wir bei Achro- matium»eine Schleimschichte, die. an der. lebenden Zelle nicht ohne weiteres nachzuweisen ist; ihre Lichtbrechung ist so schwach und ihre Struktur so wenig ausgeprägt, daß sie im Wasser vollständig verschwindet. Doch schon die Leichtigke’tt, mit der die Organismen an Detritusbrocken hängen bleiben, sowie die oft zahlreichen, an ihrer Oberfläche haftenden Bakterien lassen vermuten, daß die Oberfläche der Zelle zumindest sehr klebrig sein muß. In Tusche eingelegte IT TEN ” A r “ a u et nn > ae 9 Z 0 au Au ne en Kohlensaurer Kalk in Schwefelbakterien. Zr lebende Achromatien zeigen die Schleimhülle sehr deutlich. Sie hebt sich als scharf begrenzter, heller Hof deutlich ab, der eine durchschnittliche Breite von 2 bis 31 erreicht. Seltener trifft man auch Zellen an, deren Schleimhof kaum sichtbar ist. Im lebenden Zustande anscheinend hyalin, erkennt man erst bei Behandlung mit gewissen Reagenzien die wahre Struktur. Mit H,SO, oder wässeriger Karbolsäurelösung läßt sich die lamellöse Struktur andeutungsweise sichtbar machen (Textfig. 1). Die Schleimschichte quillt stark auf, erreicht oft in ihrer Breite ein Drittel des Zellendurchmessers und zeigt sich mehr oder weniger geschichtet.! Man findet regelmäßig bei fixierten Achromatien auch solche, deren Schleimhülle zerrissen und von der Zelle ab- gelöst ist, was auf losen Zusammen- hang hindeutet und daß der Schleim von der Zelle durch die Membran hindurch ausgeschieden wird. Läßt man die lebende Zelle in: Tusche längere Zeit liegen, so kann man nach einiger Zeit bemerken, wie an ein- zelnen Zellen (durchaus nicht an allen) der Schleim ziemlich rasch aufquillt, meist bis zu doppelter und dreifacher Stärke, dadurch weniger dicht und Textfig. 1. daher auch weniger klar und durch- Mit 50/, Karbolsäurelösung sichtig wird, mit ziemlich unregel- behandelte Zelle. Schleim- mäßig wolkigen Umrissen (Fig. 4 der tülle sgequollen. _Vergr. Tafel). Unter diesem Schleim kann AU ai nach einiger Zeit (zirka 15 Minuten) an der lebenden Zelle eine neue, scharf und klar begrenzte Schleimschichte erscheinen, die zuerst sehr- schmal, allmählich an Breite zunimmt, bis sie 1) Diese geouollenen Schichten haben West & Griffiths fälschlich der Membran zugesprochen, da sie den Schleimhof übersahen oder falsch deuteten. Sie sprachen der Membran nur eine klebrige Außenseite zu, hervor- gerufen durch kleine Mengen ausgeschiedenen Schleimes (small amount of mucus, 1913, p. 83). Nur Schewiakoff hat die Schleimschichte gesehen und als solche erkannt, ihr konstantes Vorkommen aber wohl übersehen und daher weiter nicht beachtet. 240 E..Bersa, eine Dicke von 1 bis 2m erreicht hat, ein Vorgang, der sehr charakteristisch und nicht zu übersehen ist.! Beobachtet man die lebenden Achromatien im Dunkelfelde, so ist die Schleimschichte nur als heller Schein undeutlich wahrzunehmen. Diese Erscheinung ähnelt sehr dem an peritrich gegeißelten Bakterien sichtbaren »Heiligenschein«. Nur: ..dadurch läßt. ‚sich «der. .Irrtum „von. West &7G riffiths erklären, die einen begeißelten Organismus vor sich zu haben glaubten. Unerklärlich ist mir auch ihre Angabe, daß bei Fixierung mit 50), Karbol- säure sowie mit 400/, Formalin die durch das Absterben in Ruhe kommenden. Zilien leicht zu sehen seien. Ich lasse die betreffende Stelle hier teilweise folgen (1909,:p. 399): »The organism is@aliperitriehoWs bie terium with,several-hundred ‚short cilia,disposed, alsewer the exterior or the cell-wall. The cilia can be seen immediately on fixation either with a 5-per-cent. carbolic acid solution or with a 40-per-cent. for- malin solution. The action of these reagents results in a cessation of the movements of the cilia in from 10 to 20 seconds, during which period many of them are thrown aff an become disintegrated«... Die Bewegung ist bis jetzt noch ganz rätselhaft, ähnlich wie bei Oszillarien und Diatomeen sehr langsam, schwankend, oft mehr gleitend oder rollend, unsicher und ruckartig. Seltener beobachtet man auch eine drehende Bewegung um die Längsachse. Daß die Bewegung durchaus aktiv ist und nicht durch Wasserströmungen im Präparat hervorgerufen wird, beweist schon der Umstand, daß zufällig dicht beieinander liegende, oder absichtlich zusammengebrachte Achromatien gleichzeitig Bewegungen nach verschiedenen Richtungen ausführen und sich nach einiger Zeit vollständig zerstreut haben. Durch kein Mittel ist es möglich, irgendwelche Bewegüngsorgane sichtbar zu machen. (Siehe auch Sche wia- koff 1893, p. 47) Doch liegt es nahe, an eine Schleim- absonderung ähnlich der der Oszillarien zu denken. Die Fortpflanzung geschieht durch einfache Zweiteilung, doch nicht so, wie bei echten Bakterien. Bei den Bakterien wie bei den Eumyzeten 1 Über die Ursachen dieser Quellungserscheinung und Neubildung der Schleimschichte möchte ich nur eine Vermutung vorbringen. Es kann möglicherweise eine ähnliche Erscheinung sein, wie sie bei mechanischer oder chemischer Reizung von mit Schleimhüllen ausgestatteten Flagellaten eintritt, d. h., daß die Tuscheteilchen durch ihren Kontakt einen Reiz auf die Zelle ausüben. Kohlensaurer Kalk in Schwefelbakterien. 241 »findet die Bildung der Querwand der Zellfäden succedan, die erste Anlage der Zellwand in Ringform statte (A. Meyer 1912, p.- 98), wie es nach Bütschli’s Untersuchungen (1890, p. 14)! bei Chromatium OÖkenii der Fall ist. Eine solche Ringbildung tritt nun bei Achro- matium nicht auf. Die sich zur Teilung anschickenden Zellen sind durch- schnittlich größer, langgestreckt. Die Mitte der Zelle beginnt sich allmählich einzuschnüren; die Zelle nimmt dabei eine biskuitförmige Gestalt an (Fig: 1, 2 und 3 der Tafel). Die beiden Hälften rücken immer mehr voneinander ab, die Einschnürung wird immer tiefer, bis die letzte Verbindung reißt und die neugebildeten Tochterzellen auseinanderfallen. Beobachtet man solche Stadien in Tusche, so bemerkt man auch, wie. die Schleimhülle der Zellmembran der Einschnürung folgt, ohne irgendwelche Schleimkapsel zu bilden, wie sie für viele Cyanophyceen und Bakterien charakteristisch ist. Die Bewegung wird dabei nicht eingestellt. An solchen in der Teilung schon sehr vorgeschrittenen Achromatien kann man auch ähnliche Bildungen beobachten, wie sie von A. Meyer (1912, p. 96) als »Plasmodesmen« bei Bakterien bezeichnet wurden. Zwischen den beiden Hälften besteht noch längere Zeit eine proto- plasmatische Verbindung als feiner Faden (Fig. 3 und 4 der Tafel). Die Vermehrung geht äußerst langsam vor sich; selbst bei stunden- oder tagelanger Beobachtung schon ziemlich vorgeschrittener Teilungszustände sind wahrnehmbare Veränderungen nicht zu bemerken. Dies dürfte auch der Grund sein, warum bis jetzt Kulturversuche fehlgeschlagen haben. II. Inhaltskörper. Achromatium oxaliferum ist in lebendem Zu- stande mehr oder weniger von Inhaltskörpern erfüllt, die haupt- sächlich in den Vakuolen und im Plasma, welches die Wände der Vakuolen bildet, zerstreut sind. Dasselbe gilt auch für Mierospiravacillans undPseudomonas hyalina. Während Achromatium und Microspira ohne Inhalts- körper farblos, hyalin, mit den charakteristischen großen Vakuolen und der scharf konturierten Membran nur bei auf- merksamer Durchmusterung des Gesichtsfeldes zu finden sind, ist Pseudomonas überhaupt nicht sicher von anderen runden farb- und inhaltslosen Bakterien zu unterscheiden (Fig. 6 und 12 der Tafel). Die Inhaltskörper sind stark glänzend und infolge ihrer starken Lichtbrechung fast undurchsichtig. Achromatium erscheint in durchfallendem Licht fast l Zitiert nach Schewiakoff. 242 I. Bersa, schwarz. Besonders bei starker Vergrößerung und bei gewisser Beleuchtung schimmern die unteren Inhaltskörper mit einer etwas graugrünlichen Farbe durch und erwecken den Eindruck, als wäre der Organismus schwach gefärbt. An zerdrückten Zellen erkennt man, daß weder das Plasma, noch die Inhalts- körper eine Eigenfärbung besitzen. Microspira sowie Pseudomonas sind ebenfalls farblos und wegen ihrer geringen Größe bedeutend durchsichtiger. Bei Achromatium und, Microspira finden wir in der Zelle die Inhaltskörper in allen Größen vertreten von ungefähr 10 u Durchmesser bis zu sehr kleinen herab, die nur bei starken Vergrößerungen zu sehen sind; während die. großen gleichmäßig in den Vakuolen verteilt sind, liegen die kleinen runden Tröpfchen im Plasma mehr an der Peripherie der Zelle oder den Raum zwischen den großen Körnern einnehmend. Bei Pseudo- monas finden wir nur ein bis drei Körnchen; in den weitaus meisten Fällen sind aber nur zwei Körnchen vorhanden. Die auffallende Ähnlichkeit der Inhaltskörper mit den Schwefeltropfen der Beggiatoen hat ihre Einreihung in die Gruppe der Schwefelbakterien weranlaßt. Besonders bei Achromatium wurde die Schwefeinatur der Inhaltskörper ohne weiteres angenommen (Molisch, 1912, p. 56), obwohl die Angaben der verschiedenen Uftersucher recht widersprechend lauten. Bei der Nachprüfung stimmten zu meiner Überraschung die chemischen, Veswältnssse+hed? Einschlüssesusn Achromatium mit denen von Mierospiravaeı anz zo Pseudemonas hyalina überein, so daß. ich. die‘ zwei leizteren Formen in diesen Kapiteln auch mitberücksichtige.? 1. Schwefel. Die _letzte Arbeit, ‚die sich ' speziell mit: der-Mikr oc bemaezadez Einschlüsse der Beggiatoen beschäftigt, ist die von Corsini 1905). Nach seinen Untersuchungen, die ich durchaus bestätigen kann, zeigen die Schwefeleinschlüsse folgende Eigenschaften: Leichte Löslichkeit in Äther, Chloroform, Schwefelkohlenstoff, Xylol und Benzin, selbst- verständlich nach Antrocknen der Fäden am Objektträger. Absoluter Alkohol löst den Schwefel nur langsam. Ebenso löst Kalilauge in der Wärme. Mit kochender H,SO, fließen die Schwefeleinschlüsse der Beggiatoen zu öligen gelben Tropfen zusammen. Unlöslich sind sie in H,SO,, HCl und HNO,. 1-Sjehe auch Schewiakorl 1. .c. p. 09 'sowe West 2 or f1tn5 1909, 9,809 2 Obwohl Pseudomonas bipunctata Gicklhorn nielt untersucht werden konnte, so verhält sie sich bezüglich der Inhaltskörper - sicherlich wie Pseudomonashyalina. Al E 4 ah aan el ae he nn ad Kohlensaurer Kalk in Schwefelbakterien. 243 Am auffallendsten ist die leichte Löslichkeit in starker Essigsäure. Wenn man die Fäden mit konzentrierter Essigsäure behandelt, so lösen sich die Einschlüsse rasch und bilden auf und neben den Fäden kleine, doppelbrechende, rhombische Kryställchen, die sich unzweideutig als Schwefel _ identifizieren lassen. Ebenso, wenn auch lange nicht so schön und so schnell, tritt die Umwandlung bei Behandlung mit destilliertem Wasser oder Alkohol ein. Aus mit HCl zersetzten Polysulfureten erhielt Corsini ebensolche Kügelchen, wie sie in den Beggiatoen auftreten und die alle oben angedeuteten Reaktionen gaben. Die Behandlung von Polysulfureten mit Essigsäure ergab sofort sehr schöne und zahlreiche Kryställchen. Molisch (1913) hat später gezeigt, daß durch Behandeln der Fäden mit konzentrierter wässeriger Pikrinsäurelösung durch eine Minute und nach- herigem Auswaschen in Wasser die Umwandlung der Tropfen in Schwefel- krystalle schon nach 24 Stunden vor sich geht. Ebenso erhält man schöne Krystalle durch Einlegen in Glyzerin. Daß aber bei längerem Einwirken der Pikrinsäure die Schwefeltropfen auch herausgelöst werden, scheint er nicht beobachtet zu haben. Ich möchte noch hinzufügen, daß auch Aceton in starker Konzentration sowie Nelken- und Zedernöl den Schwefel rasch lösen. Behandelt man nun Achromatium! mit verdünnten Mineralsäuren, z. B. HCl, so: tritt” eine unerwartete .Er- scheinung ein. Sowie die Säure langsam in das Präparat vor- dringt, beginnen von der Peripherie her die großen Inhalts- körper sich zu verkleinern, nehmen an Umfang immer mehr ab und verschwinden schließlich vollständig. Übrig bleiben nur eine Anzahl kleiner, etwa 2p an Größe nicht über- steigende, stark lichtbrechende Kügelchen. Diese sind durch keine Konzentrationsveränderung der Säure zum Verschwinden zu bringen. Im ersten Augenblick glaubt man in diesen Tröpfchen Überreste der verschwundenen großen Inhaltskörper vor sich zu haben. Durch sorgfältige Beobachtung überzeugt man sich aber, daß diese kleinen Tröpfchen auch an den lebenden Zellen zu sehen sind; daß sie meist an der Beriphierie der Zelle liegen, oder die Zwischenräume, welche. die großen Inhaltskörper freilassen, einnehmen. Wenn man die großen | Inhaltskörper mit HCI vorsichtig herauslöst, so bleibt die Form der Zelle ziemlich unverändert erhalten und läßt 1 Wenn von nun an nicht ausdrücklich andere Angaben gemacht werden, gilt für Micerospira vacillans. und Pseudomonas hyalina genau dasselbe. 244 B.-Bersa, erkennen, daß die kleinen Tröpfchen im Plasma liegen, welches dıe einzelnen Stränge und Waben bildet. Bei Pseudo- monas liegt die Sache insofern etwas anders, als hier durch - die Säure der oder die Inhaltskörper vollständig verschwinden, ohne irgendwelche unlösliche Kügelchen zurückzulassen (Fig. 6 und 12 der Tafe]). Diese stark lichtbrechenden Tröpfchen gleichen voll- ständig den Schwefeltropfen der Beggiatoen und bei sorg- fältiger mikrochemischer Prüfung ergibt sich, daß sie alle jene für die Schwefeleinschlüsse oben angeführten charak- teristischen Reaktionen geben. Beim Erhitzen einer größeren Anzahl von Achromatien über der Flamme verschwinden die Tröpfchen und geben einen deutlichen Geruch nach ver- branntem Schwefel. Daß Achromatium undMicrospira Schwefel enthalten, ist wohl ganz ohne Zweifel, um so mehr, als das Auftreten und Verschwinden dieser Tröpfchen an das Vorhandensein von H,S gebunden ist. Pseudomonas bildet eine Ausnahme, da es mir nicht gelungen ist, solche zu finden, die auch Schwefel im Innern führen. 2. Calciumkarbonat. Die »großen Inhaltskörper« der Vakuolen zeigen eine So starke Lichtbrechung, daß man sie auf den ersten Blick nicht von großen Schwefeltropfen unterscheidet.! Sie sind aber niemals so vollständig rund wie diese, oft gegenseitig ab- geflacht und mit weniger glatter Oberfläche, vielfach von eckiger Gestalt. (Fig. 11a der Tafel.) Schon daraus läßt sich leicht der Schluß ziehen, daß diese Körper eine ziemlich feste Konsistenz besitzen müssen. Zerdrückt man einige isolierte Achromatien im Wasser, so tritt der protoplasmatische Inhalt mitsamt den Körnern heraus und gibt die meisten davon frei. Drückt man weiter auf das Deckglas, so kann man feststellen, daß die Inhaltskörper an ihrer Oberfläche zuerst Risse be- kommen und dann schließlich ganz zerquetscht werden können, ohne Tröpfchengestalt wieder anzunehmen. Im polari- 1Schewiakoff gibt p. 59 an, daß das Lichtbrechungsvermögen zwischen Alkohol absolut. (1'367) und Schwefelkohlenstoff (1'626) liegt. Pd. Kohlensaurer Kalk in Schwefelbakterien. 245 siertem Lichte leuchten sie nicht auf, sind also einfach brechend. Schewiakoft, 1893, p. 60; West & Griffiths, 1913, 2.79), Die einzelnen Körper liegen nicht ganz frei in den Waben, sondern sind von einem äußerst dünnen und zarten Häutchen umhüllt. Wenn man nämlich die isolierten Inhaltskörper vor- sichtig mit sehr verdünnter HCl behandelt, so verschwindet das Korn vollständig und zurück bleibt ein hauchdünnes Häutchen von der Größe‘ und Gestalt des verschwundenen Kornes. Es nimmt Anilinfarbstoffe an, färbt sich mit Jod- alkohol gelbbräunlich, gibt aber nicht die Zellulosereaktion echewiakoff 1 c,p. 60). Das im nachstehenden beschriebene chemische Verhalten wurde zur Kontrolle nicht bloß an ganzen Zellen, sondern womöglich auch an durch Zerquetschen isolierten Inhalts- körpern, sofern sie sich nicht durch ihre Kleinheit dieser Isolierung entzogen (Pseudomonas hyalina), geprüft. BrinstmanzudenOrganismenirgendeine Mineral- Samnzrerthelete). so werden die Körner rasch gelöst. Das- selbe geschieht auch in organischen Säuren, wie Essig-, Apfel-, Bernstein-, ' Zitronen-, Ameisen- und ÖOxalsäure. Es genügen schon sehr geringe Konzentrationen (0'10,,), um diese Wirkung bervorzubringen. Chromsäure, so stark verdünnt, daß sie im Präparat farblos erscheint, löst schon sehr rasch. Werden die Säuren in stärkerer Konzentration zugesetzt und zwar so rasch, daß sie nicht langsam zur Zelle hindiffundieren können, was durch vorsichtigen Wasserentzug an der entgegengesetzten Seite des Deckglases möglich ist, so lösen sich die Inhaltskörper fast momentan unter stürmischer Blasenbildung. Dabei wird die Zelle oft vollständig zerrissen. Die Gasblasen sind vollständig farblos und entsprechend der geringen Menge der Inhalts- körper auch nicht sehr groß. Langsam, aber doch deutlich sichtbar, lösen sich diese Gasblasen auf, werden immer kleiner und verschwinden schließlich vollständig. Bei schwächerer Konzentration oder bei langsamem Zufließen ist die Gasentwicklung viel spärlicher; ja sie kann ganz ausbleiben, wenn die Verdünnung sehr stark ist. Man sieht dann oft nur einige spärliche Bläschen auftreten, die gleich wieder verschwinden. 1 Bringt man Achromatium kurze Zeit in Fixierungsflüssigkeiten, die keine Säuren enthalten, z. B. Alkohol (absolut. oder verdünnt), Sublimat, Er 1 Das Verschwinden oder Nichtauftreten der Blasen beruht auf der leichten Löslichkeit des Gases (hier Kohlensäure) im Wasser. Auf diese Erscheinung, die Schewiakoff und andere zur falschen Auffassung der Inhaltskörper geführt hat, hat schon Melnikoff (1877) hingewiesen. 246 E. Bersa, Osmiumsäuredämpfe, oder tötet die Zellen durch Erhitzen, so bleiben sie zuerst unverändert, zeigen aber dann, in reines Wasser gebracht, daß sich die Inhaltskörper in zirka 1 Stunde auflösen. Rascher geht die Lösung vor sich, wenn man Wasser durch das. Präparat saugt. Ebenso läßt sich die Auflösung an in Wasser zerdrückten Exemplaren beobachten. Ziemlich raschiösen:.sich.die,Inhaltskörper,.auch.in Jo/da Eko Kaliumpermanganat,Chloralhydrat,wässerigerKarbol- säure, Caleiumacetat, Millonschem Reagens, CuSO,, Aceton, langsam. in verdünnter KOH ,verdüünntezerzez Eisenchlorid, K,Cr;0., HSO, CaCl, Kalciumacetat, ver- dünnte Na, CO;. Unlöslich sind sie im Alkohol absolut und bleiben darin auch dauernd unverändert (siehe auch Schewiakoff, p. 62). In verdünntem Alkohol sind die Inhaltskörper nur sehr langsam löslich. Ganz uniöslich sind sie auch in Anilin, Äther, Glyzerin, Chloroform, Bergamotte-, Nelken-, Oliven- und Zedernöl, sowie Schwefelkohlenstoff. Bringt man sie aber ins Wasser zurück, so lösen sie sich vollständig auf. Wir haben es also mit einem Stoff zu tun, der im Gegensatze zum Schwefel in den wichtigsten organischen Lösungsmitteln unlöslich ist, wohllabervon manchen Salzenund verdünnmten Alkalien- aneeegi ze wird, sowie rasch unter Aufbrausen von Säuren gelöst wid. | Ich versuchte nun systematisch einzelne Jonenreaktionen sowie einzelne charakteristische Reaktionen auf organische Substanzen. Dazu wurde meist eine entsprechende Menge von Zellen isoliert, in destilliertem Wasser gewaschen und in das betreffende Reagens eingelegt. Die Reaktionen auforganische Stoffe (wie z. B. Fett, Zucker, Eiweiß etc.) verliefen durchaus negativ. Die Reagentien wurden möglichst frisch bereitet angewendet und durch Parallelversuche auf ihre Zuver- lässigkeit geprüft. K, Na und Mg waren nicht nachzuweisen; ebensowenig gelang es auch nur Spuren von Fe zu finden, was bei dem Vorhandensein einer Schleimschichte und dem starken Eisen- gehalt des Wassers, der durch zahlreiche Eisenorganismen (Trachelomonas, Anthophysa, Eisenbakterien) angezeigt wurde, wohl zu erwarten gewesen wäre. Zum Calciumnachweis wurden die zwei neuen, von Molisch (1916) beschriebenen sehr empfindlichen Reaktionen angewendet, wobei sich mit Na,CO, oder KOH + K,CO, charakteristisch geformte Doppelsalze bilden. Die Zelien wurden in die Lösung ein- gelegt. Nach einiger Zeit schossen besonders an den Kohlensaurer Kalk in Schwefelbakterien. 247 zerdrückten Zellen unter gleichzeitigem Verschwinden der Inhaltskörper große, gut geformte Krystalle an, die alle die von Molisch beschriebenen Eigenschaften aufwiesen (Fig. 13 der Tafel). Daß die Krystallbildung durch die Inhaltskörper veranlaßt wird, beweist schon der Umstand, daß sonst im ganzen Präparate kein einziger Krystall zu finden ist, sowie daß an Zellen ohne Inhaltskörper die Reaktion ausbleibt. Die Reaktion gelingt, beliebig oft wiederholt, immer gut, voraus- gesetzt, daß die Zellen Inhaltskörper enthalten. Auch die Menge der angeschossenen Krystalle deutet darauf hin, daß sie nur von den reichlich vorhandenen Inhaltskörpern her- stammen können. Mit Pseudomonas wurden diese Versuche wegen der Kleinheit der Zellen nicht durchgeführt. Molisch (1916, Nr. 5) beschreibt und bildet auch einen hübschen Versuch ab, der darin besteht, daß bei Zufügung von Oxalsäurelösung zu den gebildeten Doppelsalzkrystallen diese sich lösen, während sich gleich- zeitig um diese herum kleine Beutel aus oxalsaurem Kalk bilden. Fügt man zu den in Wasser liegenden Zellen Oxalsäure hinzu, so werden die Inhalts- körper ohne aufzubrausen, langsam gelöst. während sich die Zelle auch in unserem Falle mit einem körnigen Niederschlag bedeckt. An irgendeiner Stelle brechen diese Beutel auf und vergrößern sich zusehends, bis der osmotische Gleichgewichtszustand erreicht ist. Den Vorgang kann man sehr schön und deutlich an allen drei Arten beobachten (Fig. 9 der Tafel). Fehlen an sonst noch lebenden Exemplaren die großen Inhaltskörper, so bleibt die Erscheinung aus. | Obwohl die Molisch’schen Kalkreaktionen so scharf und empfindlich sind, daß sie als genügende Beweise für das Vorhandensein. des Kalkes selten können, so will ich doch mehrere Versuche beschreiben, die die sich aufdrängenden Zweifel entkräften sollen. Unter anderem wollte ich versuchen, ob der gewöhnliche Kaiknachweis mit H,SO, sich bier auch an- wenden ließe. Die Reaktion ist ja bedeutend weniger empfindlich, da der gebildete Gips in Wasser sowie in H,SO, schon merklich löslich ist. Läßt man mehrere gut gewaschene Zellen auf dem Öbjektsträger an- trocknen, so schrumpfen sie leicht, soweit es die Inhaltskörper erlauben, behalten aber im übrigen ihre Form. Bringt man nun neben den Zellen einen möglichst kleinen Tropfen (1 bis 2 mm im Durchmesser) H,SO, auf den Objektträger, so kann man unter dem Mikroskop das langsame Aus- breiten des Tropfens beobachten, bis der Augenblick eintritt, wo er die Zellen benetzt. In diesem Augenblick brausen diese lebhaft auf und die Inhaltskörper verschwinden. Sogleich, oder nach kurzer Zeit, schießen an derselben Stelle oder daneben einige wenige aber charakteristische Nädelchen von Gips an, die sich im: Überschuß der H,SO, wieder lösen können. 248 i BE. Dersa, Eine größere Anzahl Achromatien (zirka 100) wurde isoliert und durch mehrmaliges Übertragen in destilliertem Wasser gewaschen; nach dem An- trocknen setzte ich eine Spur stark verdünnte Essigsäure (0'10/,) zu, legte sodann einen kleinen, einseitig durch einen Glasfaden unterlegten Deckglas- splitter so auf, daß ein keilförmiger Raum zwischen diesem und dem Objekt- träger entstand und ließ das Ganze, vor Staub geschützt, eintrocknen. Die Essigsäure hatte die Inhaltskörper gelöst und hinterließ beim Austrocknen mehrere aus deutlichen Nadeln gebildete Sphärite, sowie undeutliche Massen, die sich aber auch als doppelbrechend und also krystallinischer Natur er- wiesen. Brachte ich nun zu einem kleinen Bröckchen dieser Masse konzen- trierte H,SO,, so brauste sie nicht mehr auf, löste sich rasch und gah sofort, wegen der größeren Menge, die zum Versuche verwendet wurde, schöne Gipsnadeln. Der Kalk wird also von der Essigsäure aufgenommen und gibt aıs essigsaurer Kalk die undeutlichen krystallinischen Massen. Nachdem ich mich so überzeugt hatte, daß jedenfalls Kalk in den Inhaltskörpern vorhanden war, ging ich daran, die rest- liche Substanz zu bestimmen, an die der Kalk gebunden war. Zwei Möglichkeiten lagen vor. Da das Aufbrausen mit starken Säuren sehr auffallend war und das Gas vom Wasser leicht absorbiert wurde, konnte es sich nur um. CO, oder H,S handeln. Am naheliegendsten war natürlich CO,, da Sulfide oder Poly- sulfide des Calciums noch nirgends im Pflanzenreich gefunden worden sind, anderseits CaCO, eine in vielen Pflanzen weit- verbreitete Substanz ist. Um dies festzustellen, brachte ich gehörig isolierte und gewaschene Zellen in verschiedene Reagenzien, die mit CO, oder H,S charakteristische Reaktionen geben. Bringt man die Zellen in Barytwasser (Ätzbaryt), so geben die Inhaltskörper unter langsamer Auflösung einen kleinkörnigen, farblosen Niederschlag, der streng lokal in und um den Zellen auftritt und unter gekreuzten Nikols hell aufleuchtet. Oder es ‚entstehen an Stelle der Inhalts- körper wenige aber große Sphärite, die im polarisierten Lichte hell leuchten und schöne dunkle Kreuze zeigen. Behandelt man diese mit HCl, so brausen sie auf und lösen sich. Dieselbe Erscheinung tritt bei Behandlung mit Kalk- wasser ein. Weniger deutlich ist es mit BaNO,, doch kann man immerhin schöne Sphärite erhalten. Konzentriertes Bleiacetat (Bleizucker) gibt in und an der Zelle einen weißen körnigen Niederschlag, der sich durch die isolierten Körner ebenso leicht erhalten läßt; er ist ebenfalls leicht in Säuren löslich. Ähnlich liegen die Verhältnisse mit AgNO, oder ZnSO,. Immer entsteht ein in Säuren leicht löslicher weißer Niederschlag. Am überraschendsten vielleicht ist die Erscheinung, die eintritt, wenn man die Zellen längere Zeit in konzentriertes Sublimat einlegt. Nach ” . . * ” . ‘ Kohlensaurer Kalk in Schwefeibakterien. 249 kurzer Zeit beginnen sich in allen Zellen die Inhaltskörper zu lösen und in den meisten entsteht ein prachtvoll gelb bis dunkelroter Niederschlag. Zer- drückte Individuen geben die rote Färbung sofort, und man kann jetzt sehen, wie die rote Färbung ausschließlich an die Inhaltskörper gebunden ist. Der rote Niederschlag sowie die rotgefärbten Körner lassen sich durch einen Wasserstrom langsam auflösen. Die hier aufgezählten Erscheinungen deuten, glaube ich, zur Genüge an, daß es sich in diesem Falle unmöglich um H,S handeln kann. Die angewendeten Schwermetallsalze müßten mit irgendwelchen Sulfiden oder Polysulfiden schwarze oder zumindest dunkle Niederschläge geben. So Bleiacetat, AgNO,, ZnSO, und ebenso HgCl,. Die entstandenen Niederschläge sind aber bis auf die Reaktion mit HgCl, rein weiß. Es kann also nur CaCO, vorliegen, denn alle oben genannten Salze geben mit CO, in Wasser unlösliche weiße Niederschläge, die sich in Säuren wieder leicht lösen. Der in HgCl, entstandene rote Niederschlag könnte möglicherweise für rotes Quecksilber- sulfid (Zinnober) angesehen werden. Ich muß aber darauf hinweisen, daß durch H,S immer nur. schwarzes Quecksilber- sulid gefällt wird, während das rote Zinnober nur durch Sublimation der schwarzen Modifikation erhalten wird. Der Niederschlag braust auch bei Behandlung mit Säuren nicht auf. Wenn man aber das Vorhandensein eines Karbonates annimmt, so läßt sich der rote Niederschlag zwanglos erklären. Denn aus der Wechselzersetzung von Sublimat und in Lösung befindlichen Karbonaten entsteht nicht Quecksilberkarbonat, sondern rotes Quecksilberoxyd, welches die Inhaltskörper sofort rot färbt. Die Färbung kann auch nur in dem Augen- blick eintreten, wo das CaCO, aus der absterbenden Zelle in Lösung geht, denn nur das gelöste Karbonat bringt die Wirkung hervor. Davon kann man sich makro- und mikro- skopisch leicht überzeugen. Lösliche Karbonate (Na,CO,, K,CO,) geben unter CO,-Entwicklung den roten Niederschlag, während CaCO, (krystallisiert) in kürzerer Zeit gar keinen Niederschlag zeigt. Der Vollständigkeit halber führe ich noch zwei Reaktionen an, die ebenfalls auf das Vorhandensein eines Karbonates hinweisen. Bringt man zu den Organismen verdünntes CuSO, und H,O,, so färben sich die Inhalts- körper bald gelblich und nehmen schließlich eine rot-bis dunkelbraune -_ Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 129. Bd. 17 250 E. Bersa, Farbe an, ohne ihre Form merklich zu verändern. Der Vorgang, der sich makrochemisch genau nachahmen läßt, ‚ist nicht schwer zu erklären. Das CaCO, tritt wohl zuerst beim Eindringen des CuSO, in die Zelle mit diesem in Reaktion und gibt CaSO, und CuCO;. Durch das hinzutretende H,O, wird das Kupfer zu CuO oxydiert, während CO, frei wird. Ist letztere in größeren Mengen vorhanden, so wird sie unter Blasenbildung entweichen, wie das in vitro der Fall ist, nicht aber im Präparate, wo ja die freiwerdende Kohlensäuremenge so gering ist, daß sie vom umgebenden Wasser sofort. absorbiert wird. Ebenso dürfte auch der Gips sich lösen. Legt man die Organismen in FeSO,-Lösung ein, so nehmen sie eine braun-grüne Farbe an, welche- zuerst in eine braun-gelbe und nach etwa 15 Minuten in eine goldgelbe übergeht; die Körper wurden somit von der Fe SO ,- Lösung nicht gelöst, sondern blieben darin während dreier Tage erhalten. Schewiakoff hatte diese Veränderung auch schon wahrgenommen (p. 62), ohne aber eine Erklärung dafür geben zu können. Auch diese Reaktion läßt sich zwanglos erklären. Kohlensaure Salze fällen nämlich aus FeSO, grünes. Eisenkarbonat, welches aber wegen seiner Unbeständigkeit sofort in gelbes. Eisenoxyd und dann in Eisenhydroxyd übergeht; dieses ist unlöslich und. verleiht den Inhaltskörpern eine schön gelbbraune Färbung. Was mit dem nebenbei entstehenden CaSO, geschieht, kann ich nicht sagen. Entweder bleibt es in den Inhaltskörpern als unlöslicher Bestandteil zurück und entzieht sich der Beobachtung, oder .es. löst sich in der FeSO,-Lösung vollständig auf. Nun möchte ich zwei Erscheinungen anführen, die mir nicht ohne . weiteres verständlich sind. Behandelt man Achromatien mit starker CuSO,- Lösung, so werden die Inhaltskörper sehr rasch gelöst. Ganz anders fällt der Versuch aus, wenn das CuSO, sehr langsam von der Seite unter das Deckglas hineindiffundiert. Bei jenen Zellen, die von der Lösung rasch erreicht. werden, bemerkt man nichts besonderes, außer daß die Inhaltskörper rasch verschwinden. Wo aber das CuSO, zu den Zellen nur äußerst langsam vordringt, bleiben die Inhaltskörper zuerst unverändert, nehmen bald einen etwas bläulichen Ton an und lösen sich dann langsam auf. Während dieses. Auflösungsprozesses schießen ziemlich rasch oft sehr lange und dünne Krystallnadeln aus den Inhaltskörpern hervor und bilden in der Zelle eine zierliche Druse, die in polarisiertem Lichte lebhaft aufleuchtet. Die einzelnen Nadeln können oft so lang werden, daß sie die Membran nach den ver- schiedensten Richtungen ausbauchen, ja selbst durchstoßen können (Fig. 10 der Tafel). Sowie aber im Präparat eine lebhaftere Strömung einsetzt, ver- schwinden diese merkwürdigen Drusen äußerst rasch. Am Naheliegendsten ist es dabei an eine Bildung von Gips zu denken. Ich kann mich nicht so ohne weiteres entschließen, dies zu glauben, schon aus dem Grunde, weil CaSO, in strömendem Wasser sich nie so rasch löst wie die vorhin ge- schilderten Drusen. Anderseits ist aber der Gips, wie man sich leicht über- zeugen kann, in CuSO,-Lösung viel leichter löslich und so kann dieser Umstand die Ursache des raschen Verschwindens der Drusen sein. en a A a . } F: wi a ki Si 1 ana ar a na nd Ze ID au — Kohlensaurer Kalk in Schwefelbakterien. Eine andere mir noch unklare Erscheinung ist die schon von Sche- wiakoff (p. 64f) an Achromatium bemerkte Tatsache, daß wenn man zu einer Probe, die Achromatium, Microspira oder Pseu- domonas enthält, einen Tropfen mäßig starken Jodalkoh ol hinzusetzt, fast augenblicklich die Inhaltskörper gelöst werden, während zur gleichen Zeit außen an der Zelle sich prismatische Nadeln ansetzen, die allmählich die ganze Zelle bedecken oder zu vielverzweigten Bäumchen und Drusen zusammentreten (Fig. 8 der Tafel). Was die chemische Beschaffenheit dieser Krystalle betrifft, so hat die Untersuchung ergeben, daß es sich zweifellos um CaSO, handelt. Ich kann durchaus nicht den Angaben Schewiakoffs beistimmen, daß die Krystalle in verdünnter HCl, HNO, sowie H,SO, leicht und ohne Aufbrausen löslich seien, während sie in starker oder konzentrierter H,SO, unter Aufbrausen nadelförmige Kryställchen von Gips geben. Nach meinem Befund sind die Krystalle in starker H, SO, nur langsam und ohne Blasenbildung löslich, selbst in einem lebhaften Flüssigkeitsstrom. Mit Alkohol allein oder mit Jodwasser gelingt der Versuch nicht. Nimmt man aber Alkohol, dem einige Tropfen H,SO, zugefügt wurde, so kann man, wenn auch lang- samer, dieselbe Reaktion hervorbringen. Ganz negativ fällt sie mit Alkohol +HC1 aus. Die Bildung des CaSO, kann also_nicht von Säurespuren im Jodalkohol herrühren oder von dem Jod allein. Da ich einen aiten Jodalkohol unbekannter Herkunft verwendete, und mit frischem reinen Jodalkohol der Versuch unter keinen Umständen gelingen will, so glaube ich, daß der Jodalkohol möglicherweise mit Schwefelsäurespuren verunreinigt war. Läßt man eine größere Anzahl gut gereinigter Zellen antrocknen, bedeckt sie sodann mit einem mäßigen Tropfen destillierten Wassers und gibt dann das Ganze in eine feuchte Kammer, um das Austrocknen zu verhindern, so kann man nach einiger Zeit das Verschwinden der Inhaltskörper wahr- nehmen. Rings um die Zelle herum, meist in nächster Nähe, oft in und auf der Zelle selbst, treten aber zahlreich kleine farblose Krystalle auf, die die Gestalt eines schiefen Rhomboeders zeigen. Oft sind diese Kryställchen zu ganzen Drusen verwachsen (Textfig. 2). Da die Zellen gut gewaschen wurden und in destilliertem Wasser lagen, so können diese Kryställchen nur aus den Inhaltskörpern hervorgegangen sein. Außerdem muß, da beim Eintrocknen des Wassertropfens mit Ausnahme dieser Krystalle gar kein weiterer Rückstand zurückbleibt, wohl die ganze herausgelöste Masse der Inhaltskörper -sich in diese Rhomboeder umgewandelt haben. Diese Krystalle sind in "Wasser so gut wie unlöslich, stark licht- und doppelbrechend. Sie sind in HCl, H,SO, Essigsäure und Oxalsäure unter 292 E. Bersa, lebhaftem Aufbrausen leicht löslich. Dabei entsteht mit Oxal- säure ein undeutlich körniger Niederschlag von Calciumoxalat sowie mit H,SO, die charakteristischen Gipsnadeln. In wasserfreier Essigsäure (Eisessig) tritt keine schnell sichtbare Veränderung ein, was sich wohl dadurch erklärt, daß der sich bildende essigsaure Kalk in Eisessig unlöslich ist und die Krystalle vor weiterer Auflösung schützt. Ihrem ganzen Verhalten nach bestehen diese Krystalle also ebenfalls aus CaCO,, entstanden durch Umwandlung aus dem in Lösung gegangenen CaCO, der Zelle. Aus allen diesen Versuchen können wir mit Sicherheit schließen, daß die großen Inhaltskörper zweifellos aus kohlensaurem Kalk bestehen. Wenn schon dieser Befund ein etwas unerwarteter ist, so ist um so auffallen- | der, daß diese CaCO,-Körner, die doch, N (4 wie ich oben gezeigt habe, feste Kon- & sistenz besitzen, nicht doppelbrechend D sind. Es kann sich also nur um eine a amorphe Modifikation handeln. Wenn es anderseits auch schon seit langem bekannt ist, daß sich amorpher kohlensaurer Kalk künstlich herstellen läßt, so wurde er bis jetzt im Pflanzen- AR Cdeileystalle, Verer. reiche und speziell bei den Bakterien ca 1000. noch nicht in fester Form nachgewiesen. Wo er vorkommt, ist er entweder in Form von Inkrustationen oder als Einlagerung beschrieben worden, die aus undeutlich krystallisierten, aber in polari- siertem Lichte hell aufleuchtenden Massen bestehen. Texine: ‚2. Aus den Inhaltskörpern von Achromatium erhal- Kelly war die erste, die das Vorkommen von amorphem CaCO, in den Panzern verschiedener Krustaceen und Myriopoden nachzuweisen suchte. Erst die ausgedehnten Untersuchungen Bütschli's (1908) haben die Ver- mutungen Kelly’s bestätigt und uns über die Eigenschaften des kolloidalen oder amorphen CaCO, etwas aufgeklärt. Der Arbeit von Bütschli ent- nehmen wir, .daß der amorphe kohlensaure Kalk, der sich in reinem, getrocknetem Zustande nur kurze Zeit hält und bald in Caleit über- geht, nur dann haltbarist,wennerin einerEiweisiosune gefällt und mit dieser getrocknet wird. Ein solcher «Eiweißkalk» bleibt Kohlensaurer Kalk in Schwefelbakterien. 253 sehr lange unverändert, was von Interesse ist, da der amorphe CaCO, in der Tierwelt in Vereinigung mit Chitin relativ haltbar vorkommt. Sein spezifisches Gewicht liegt zwischen 2°25 und 2°45. Beim Erhitzen auf 200° bis 230° C wandeltersichin die krystalline Modifikation um. Das- selbe geschieht, wenn man den amorphen Kalk in Wasser oder in eine NaCl-Lösung bringt: Die Umwandlung in kleine Rhomboeder oder undeutliche Sphärite setzt sofort ein und ist in kurzer Zeit vollendet. Er ist in Wasser relativ löslich und wandelt sich in konzentrierte Soda- lösung oder Pottasche in die charakteristischen Doppelsalze um. «Die Reaktion ist recht bezeichnend für die amorphe Modifikation, da Aragonit und Caleit bei gleicher Behandlung nur wenig und langsam Gaylussit geben, der Aragonit etwas mehr, der Kalzit sehr wenig» (Bütschli, 1908, p. 15). Weiters sagt er: »....eine direkte Umwandlung (des amorphen Kalkes) ....findet nicht statt; vielmehr zeigen meine Beobachtungen an gefälltem und getrocknetem amorphen Kalk ebenso wie am Krebspanzer, daß der amorphe Kalk zunächst stets vom Wasser gelöst und dann erst als Caleit ab- geschieden wird«e (Bütschli, 1908, p. 17). Eine langsame Umwandlung in Calcit geht sogar in bereits festem. Kanadabalsam vor sich. Diese Resultate stimmen mit meinen Beoachtungen sehr gut überein. Sowie das CaCO,, in dem Eiweiß oder im Crustaceenpanzer wegen der kolloidalen Form der einschließenden Medien nicht krystallisiert vorkommen kann, ebenso steht es auch bei unseren Organismen. Eine ausschlaggebende Bedeutung schreibe ich dem »Häutchen« zu, welches das Calciumkarbonat umhüllt. "Wahrscheinlich liegt die Sache sogar so, daß die Kalkkörner von einer kolloidalen eiweißähnlichen Masse durchdrungen sind, welche bei der Auflösung des Kalkes scheinbar als zartes Häutchen zurückbleibt. In ähnlicher Form dürfte ja auch der Schwefel in der Zelle kolloidal erhalten bleiben. Leider sagt Bütschli gar nichts über das Verhalten gegenüber anderen Reagenzien. Doch dürfte die Sache ganz klar liegen. Sobald die Zelle durch irgendwelche chemische Agentien geschädigt oder abgetötet wird, wird der CaCO; frei, während die Schnelligkeit des Lösungsvorganges jedenfalls von der zugesetzten Substanz beeinflußt wird. Chemische Wechsel- zersetzungen dürften nur eine geringe Rolle spielen, da ja manche Chemikalien mit dem CaCO, nicht in Reaktion treten. Durch Einlegen in verschiedene Flüssigkeiten konnte festgestellt werden, daß das Lichtbrechungsvermögen dieser Körner bei gewöhnlichem Tageslicht zwischen dem von Zedernöl und Nelkenöl liegt, also bei zirka 1'51—1'54. Die Lichtbrechung ist also ziemlich beträchtlich und weist eben- falls auf Calciumkarbonat hin. Andere Inhaltskörper, wie sie schon Hinze (1901) bei Beggiatoa mirabilis gefunden hat, wurden vergeblich gesucht. 254 E.Bersä, III. Allgemeines. Wenn wiır auf die Ergebnisse dieser Untersuchung zurück- blicken, so können wir sagen, daß wir es mit drei Arten zu tun haben, die sich in ganz auffallender Weise von den bis jetzt bekannten Schwefelorganismen unterscheiden. Aus dem bloßen Vorhandensein von Schwefel in den Zellen auf ihre Zugehörigkeit zu den Thiobakterien zu schließen, wie es bis jetzt noch immer geschah, ist nicht ganz exakt. Migula (1900, I. Bd.) sagt: »Man hat die sämtlichen, Schwefelkörner enthaltenden Arten zu einer physiologischen Gruppe der so- genannten Schwefelbakterien zusammengefaßt, ohne Rücksicht auf ihre systematischen Verschiedenheiten.< Wir müssen be- denken, daß es sicher nur für Beggiatoa und Thiotrix (Keil, 1912) nachgewiesen ist, daß sie H,S und den Schwefel unbedingt zum Leben benötigen! Wenn wir uns also etwas vorsichtiger im Ausdruck fassen, so müssen wir sagen, daß zuider physiologischen Gruppeider Schwer bakterien nur solehe Arten zU.-rechnen singe nicht«-bhoß Schwefelin.iheien Zellen enfhalız sondern von denen winwissendoder zummdesk vermuten, daß sie den Schwefelwasserstoff als EnergiequellezumLebennotwendig brauchen. Der Grund dafür, warum wir die überwiegende Zahl der Formen nur vermutungsweise oder nur auf Grund ihrer morphologischen Eigentümlichkeiten zu den Schwefelbakterien rechnen, liegt in den bis jetzt fast unüberwindlichen Schwierig- keiten, die diese Organismen einer Kultur entgegensetzen, so daß ein sicherer Nachweis nicht erbracht werden kann. Wie wir gesehen haben, enthalten sowohl Achromatium als auch Microspira Schwefeltropfen, die sich in keiner Weise von den bei den anderen Schwefelbakterien nachgewiesenen 1 Hinze (Ber. d.d. bot. Ges., Bd. 21, 1903, p.’894) hat gezeigt "ae in Oscillaria-Arten, die in stark H,S-haltigem Wasser zu leben vermögen, sich Schwefeltropfen gefunden haben. Es ist nicht wohl anzunehmen, daß sie den H,S oxydieren, sondern daß dieser durch den Einfluß des Sauer- stoffs in den as$imilierenden Zellen oxydiert wird, und der Schwefel in der Zelle in Form von Tröpfchen abgelagert wird, ohne für die Algen wahr- scheinlich von irgendwelcher Bedeutung zu sein. an ae Lg aa u Ei 2 Kohlensaurer Kalk in Schwefelbakterien. 233 unterscheiden. Morphologisch können wir diese Formen also ‚ohne weiteres zu diesen rechnen. Wie das Vorkommen in der Natur und die aufgestellten Rohkulturen zeigen!, dürfen wir auch aus dem physiologischen Verhalten (Notwendigkeit von H,S) auf ihre Schwefelbakteriennatur schließen. Im all- gemeinen sind die Formen, soviel ich beobachten konnte, gegen Veränderungen in den Kulturmedien empfindlicher als die übrigen Schwefelorganismen, was besonders bei Pseud.o- monas hyalina der Fall ist. Dies wird von verschiedenen bis jetzt noch ungeklärten Umständen abhängen, von denen das wahrscheinlich recht hohe Kalkbedürfnis keine geringe Rolle spielen dürfte. | Perucomonras hyalina' mun' unterscheidet sich auffallend von den zwei anderen Arten durch den voll- Frdieenr und konstanten Mangelan Schwefel Die Inhaltskörper bestehen bloß aus amorphem CaCO,. Diese Art braucht also entweder sehr wenig H,S oder, was wahr- scheinlicher ist, sie reduziert gerade nur soviel H,S, daß der gebildete Schwefel sofort zu H,SO, verarbeitet wird... Eine dritte Möglichkeit käme noch in Betracht und zwar, daß sie den Schwefelwasserstoff anders verarbeitet, als es die ge- wöhnlichen Schwefelbakterien tun. Überhaupt ist ja auch bei Microspira und Achromatium die verhältnismäßig geringe Menge von Schwefel auffallend, die bei ihrer Größe in den Zellen abgelagert wird. Einerseits ist dies verständlich, wenn man bedenkt, daß diese Formen anscheinend ziemlich viel Sauerstoff brauchen, so daß der gebildete Schwefel nicht zu reichlich gespeichert wird und bald verbrannt werden könnte. Anderseits ist es ja möglich, daß sie ebenso wie Pseudomonas den H,S vielleicht in einer etwas anderen Weise verwerten können. Zu dieser Vermutung gibt auch das ungewöhnliche Vorkommen von CaCO, Anlaß, dessen Menge bei normalen Zellen sicher 90°/, der Masse ausmacht. Zweifel- los ist es auch kein Zufall, wenn der CaCO, bei Mangel an 1 Obwohl im Sommer 1919 zahlveiche Kulturversuche angestellt wurden, gelang doch kein einziger befriedigend. Sobald die bessere Jahreszeit eintritt, werden die Versuche wieder aufgenommen. werden. 296 E. Bersa, Schwefelwasserstoff zuerst.aus der Zelle verschwindet. Trotz alledem können wir Uns über die Rolle, die der kohlensaure Kalk im Stoffwechsel dieser Formen spielt, auch nicht ver- mutungsweise äußern, und es werden weitere diesbezügliche Untersuchungen hoffentlich mehr Anhaltspunkte liefern. Schon aus diesen vorläufigen Erörterungen können wir ersehen, daß diese drei Arten einander physiologisch ziemlich nahestehen, und sich durchaus nicht ganz wie die anderen Thiobakterien verhalten. Die in manchen Punkten abweichende Lebensweise, das Vorhandensein von CaCO, trennt sie morphologisch und biologisch scharf von den übrigen Schwefel- organismen und berechtigt uns, sie zu einer besonderen Gruppe der Schwefelorganismen zusammenzufassen. Diese Arbeit wurde am pflanzenphysiologischen Institute der Universität Graz ausgeführt. Es sei mir gestattet, Herrn Prof. Dr. K. Linsbauer für die stete Förderung der Arbeit und das rege Interesse, welches er ihr entgegenbrachte, sowie Herrn Lektor Gicklhorn für die zahlreichen Anregungen meinen herzlichsten Dank auch an dieser Stelle auszudrücken. Zusammenfassung der Resultate. 1. Achromatium'Schewiakoff ist. identisch” mit Modderula., Frenzel; ,uad., Hilihousiıa . Weszes Griffiths. Die von den Autoren angeführten Größenunter- schiede rechtfertigen noch nicht die Aufstellung mehrerer Arten. Vielleicht können indessen innerhalb der weit ver- breiteten Art mehrere Lokalrassen unterschieden werden. 2. Seine Dimensionen schwanken zwischen 9 bis 70% in:.der..Länge ‚und. 9 bis. 25% .in.‚der«Breite.; Das, Plasmas gleichmäßig grob, vakuolig gebaut und zeigt keine Differen- zierung in eine wabig gebaute Rindenschichte und einen Zenttalkörper. Ein Kern ist nicht„vorhanden ss aber lassen sich kleine chromatin-ähnliche Körnchen im Protoplasma unterscheiden. Die Membran ist ziemlich widerstandsfähig, enthält keine Zellulose und stellt wahr- scheinlich eine verfestigte Protoplasmahaut dar. Die Zelle ist von einer Schleimhülle umgeben, die wahrscheinlich von der Zelle durch die Membran ausgeschieden wird. DeBewegung Kohlensaurer Kalk in Schwefelbakterien. 252 ist sehr langsam und unregelmäßig. Irgendwelche Bewegungs- organe (Geißeln etc.) fehlen. Die Teilung geht durch eine einfache Durchschnürung der Zelle vor sich. 3..Im Plasma von Achromatium oxaliferum und Microspira vacıllan's eingebettet finden sich Schwefeltröpfchen, welche die Ecken und Kanten der Waben einnehmen und die mit dem Schwefelwasserstoff- Gehalt des Wassers auftreten und verschwinden. 4. In den Vakuolen liegen größere (2 bis 12u) Körner von amorphem kohlensauren Kalk, die von einem dünnen Häutchen (Vakuolenhaut?) umschlossen sind. Ihre physiologische Bedeutung, sowie die Bedingungen ihres Auf- | tretens und Verschwindens sind noch unbekannt. 8. Bei Pseudomonas hyalina bildet kohlen- saurerKalkdemeinzigenInhaliskörper. Schwefel- tröpfchen konnten bei dieser Form nicht nachgewiesen werden. 6. Alle drei Arten sind an das Vorkommen von Schwefelwasserstoff gebunden, gehören also zu den Schwefel- bakterien, von denen sie wahrscheinlich eine be- sondere Gruppe darstellen. Literaturverzeichnis. Die mit * bezeichneten Nummern konnten nicht eingesehen werden. 1. Bütschli, O. Über den Bau der Bakterien und verwandter Organismen. , Leipzig 1890. Über die Einwirkung von konzentrierter Kalilauge und konzentrierten Lösungen von kohlensaurem Kali auf kohlensaurem Kalk etc. Ver- handl. d. naturw.-med. Ver. Heidelberg (N. F.), Bd. 8, 1906, p.277— 330. 3. — Über Gaylussit und eın zweites Doppelsalz von Calcium- und Natriumcarbonat. Journ. f. prakt. Chemie, Bd. 75, 1907, p. 556— 560. 4. — Über die Natur der von Biedermann aus Krebsblut und Krebspanzer erhaltenen Krystalle. Biol. Zentrbl. . Bd. 27, 1907, p- 457 — 466. 5. — Untersuchungen über organische Kalkgebilde etc. Abhandl. d. k. Ges. d. Wissensch. zu Göttingen (N. F.), Bd. 6, 1908—10. 6.* Cohn, F. Beiträge zur Physiologie der Phycochromaceen etc. M. Schultze’s Archiv für mikroskopische Anatomie,‘ 3. Bd. 1887. 7. Corsini, A. Über die sogenannten »Schwefelkörnchen«, die man bei der Familie der Beggiatoaceae antrifft. Zentrbl. f. Bakteriologie etc. 2., Abt., Bd: 14, 1905. . Frenzel, J. Neue oder wenig bekannte Süßwasserprotisten. Biol. Zentrbl. Bd. 17, 1897, p. 801. ID | 02) 258 | E. Bersa, 9. Gicklhorn,J. Über neue farblose Schwefelbakterien. Zentrbl. t. Bakt. 2. Abt. Bd. 50. p. 415 —427. 10. Hinze, G. Über den Bau der Zellen von Beggiatoa mirabilis Cohn. Ber. d. deutsch. bot. Ges. Bd. 19, 1901, p. 369—374. 11. — Über Schwefeltropfen im Inneren von Oscillarien. Obige Ber. Bd. 21, 1903, p. 394. 12.* Kelly, A. Über Conchit, eine neue Modifikation des kohlensauren Kalkes. Jenenser Zeitschr. d. Nat.-Wissenschaften, Bd. 35, p. 429 —494. 13. Keil, F. Beiträge zur :Physiologie der farblosen Schwefelbakterien. Cohn’s Beitr. z. Biol. d. Pflanzen. Bd. 11, 1912, p. 335. 14. Lauterborn,R. Über Modderula Hartwigi Frenzel. Biol. Zentrbl., Bd. 18, 1898, .p. 90. 15.* Massart, J. Recherches sur les organismes inferieurs etc. Recueils de: I’Inst: ‚Bot.;ı Univ: de}Bruxelles, Bd.s5,, 190151 p.. 259: 16. Meyer Arthur. Die Zelle der Bakterien. Jena 1912. 17. Melnikoff P. Untersuchung über das Vorkommen des kohlensauren Kalkes in Pflanzen. Inaug.-Diss. Bonn 1877. 183. Migula W. System der Bakterien. 2. Bd. 1897— 1900. 19. Molisch H. Neue farblose Schwefelbakterien. Zentrbl. f. Bakt., 2. Abt., Bd2283,11912, 9.555: Je 20. — Mikrochemie der Pflanze. Jena 1913. 21. — Beiträge zur Mikrochemie der Pflanze. Nr. 5: Über den Nachweis von gelösten Kalkverbindungen mit Soda. Ber. d. deutsch. bot. Ges. Bd. 34, 1916, p..288. 22. — Nr. 6. Über den Nachweis von Kalk mit Kalilauge etc. Dieselben Ber., Bd. 34, 191652 397. 23%, Nads0n,rG. Aber Schwefelmikroorganismen des Hapsaler Meer- busens. , Bullet. d. jard. imp. bot., St. Petersbourg, Bd. 13, 1918, p. 106. (Referat Bot. Zentrbl. Bd. 125, p. 642.) 24. Schewiakoff, W. Über einen neuen bakterienähnlichen Organismus des Süßwassers. Verhandl. des med.-naturhist. Ver. Heidelberg (NP), Bd.i5, .4893,:p:' 44. 25. Virieux, J. Sur lachromatium oxaliferum Schewiakoff. Comptes Rend. de l’acad.v Be. 194 1912,:2. 717. | 26.* Warmıng, E. Om nogle ved Danmarks Kyster levende Bakterier, Kiöbenhaven 1876. 27.West G.S.& Griffiths B.M. Hillhousia mirabilis, a Giant Sulphur Bakterium. Proc. of the R. S. London. Serie B. Bd. 81, 1909. 28. — The Lime-Sulphur Bakteria of the Genus Hillhousia. Ann. of Bot., ba 27, 191ar m. 00% 29. Winogradsky, S. Über Schwefelbakterien. Bot. Ztg. Bd. 45, 1887. 30. — Beiträge zur Morphologie und Physiologie der Bakterien. I. Schwefel- bakterien. Leipzig 1888. 31. — Recherches sur les sulfobacteries. Ann. de I’Inst. Pasteur 1889, p. 49. 2 264 wur! DD Oi co Kohlensaurer Kalk in Schwefelbakterien. Tafelerklärung. Die Zeichnungen wurden mit Objektiv 5 oder 8a, Ok. IV, und Zeichen- apparat von Reichert angefertigt. FectH Fig. 2 Fig. 4 Fig. 5 Fig. 6 Fig. .7 Fig. 8 Fig. 9. Fig. 10. Rig.11. Fig. 12. "Fig. 13. Achromatium, Habitusbild einer lebenden, noch nicht in Teilung befindlichen Zelle. und 3. Teilungsstadien, lebend, bei 3 ist nur mehr ein feiner Ver- bindungsfaden zwischen den Tochterzellen vorhanden. . In Tusche liegendes Teilungsstadium, lebend, mit gequollenem Schleimhof, unter welchem eine ganz schmale neue Schleimhülle zum Vorschein kommt. . Achromatium, mit Formol fixiert, optischer Querschnitt. In den Waben liegen Schwefeltröpfchen. . Mit Säure behandeltes Achromatium, Aufsicht. Das CaCO, ist gelöst worden, nur die Schwefeltröpfchen sind geblieben. . Mit Formol fixiertes Achromatium, optischer Querschnitt; der Proto- plast zeigt im Zentrum einen etwas kleinwabigeren Bau. . Mit Jodalkohol behandelte Zellen zeigen die angeschossenen Nadeln von CaSO,. a) Achromatium, b) Pseudomonas, c) frei in der Lösung gebildete Krystalle. Calciumoxalat-Beutel. 2) Achromatium, b) Microspira, c) Pseudomonas. In einem Achromatium durch CuSO,-Lösung hervorgerufene Krystall- bildung. Isolierte Inhaltskörper. a) Kalkkarbonat, b) Schwefel. a) Microspira mit Säure behandelt, CaCO, gelöst, der Schwefel ist übrig geblieben. b) Pseudomonas ebenso, aber ohne Schwefel. Achromatium mit durch Sodalösung hervorgebrachten Gaylussit- Krystallen. Fig. 4, 8 und 13 bei zirka 400maliger Vergrößerung; die übrigen bei zirka 800maliger Vergrößerung. EIN: Bersa E.: Kohlensaurer Kalk in Schwefelbakterien. Sitzungsberichte der Akad. d. Wiss., math.-naturw. Klasse, Abt.I, 129 Bd., 1920. Aschenbild und Pflanzenverwandtschaft Von Hans Molisch w. M. Akad. Aus dem Pflanzenphysiologischen Institut der Universität in Wien Nr. 139 der zweiten Folge (Mit 3 Tafeln) (Vorgelegt in der Sitzung am 1. Juli 1920) I. Einleitung. Die Pflanzen in einem natürlichem System anzuordnen, in dem ihre Verwandtschaft deutlich zum Ausdruck kommt, war stets eines der wichtigsten Ziele der Pflanzensystematik. Vergleichende Beschreibung, Morphologie, Entwicklung, Ana- tomie, Physiologie, Paläontologie und Phylogenie wurden und werden mit Erfolg herangezogen, um die Pflanzen natürlich zu gruppieren. Auch die Chemie hat der Pflanzensystematik bereits manchen wichtigen Fingerzeig gegeben und nach allem, was wir heute auf diesem Gebiete wissen, kann es wohl keinem Zweifel unterliegen, daß die Verwandtschaft der Pflanze sich auch in der chemischen Zusammensetzung der Gewächse, namentlich im Vorkommen spezifischer Stoffe, aus- drücken kann. Ich erinnere nur an das Ferment Myrosin, das die Familie der Cruciferen und ihre Verwandten in so hohem Grade auszeichnet, ich erinnere an das Inulin der Compositen, an die Ruberythrinsäure vieler Rubiaceen, an das Alkannin vieler Borragineen, an das Phykoerythrin und Phykocyan der Rot- und Blaualgen und andere Beispiele, bezüglich welcher meine Mikrochemie Aufschluß gibt.! 1 Molisch H., Mikrochemie der Pflanze. Jena 1913, p. 8. In neuester Zeit hat mein Schüler, Herr H. Brunswik, die interessante Entdeckung gemacht, daß alle Gattungen der Tamaricaceen, nämlich Tamarix, Reaumuria, Myricaria und Hololachne durch Gipskrystalle ausgezeichnet sind. Sitzber. d. Akad. d. Wissensch. in Wien, Math.-naturw. Kl., Abt. I, 129. Bd. 1920, p. 115. DD (op) ID H. Molisch, Die mikrochemischen Untersuchungen über gewisse Pflanzenstoffe gingen bisher stets Hand in Hand mit anato- mischen, denn man wollte, wenn irgend möglich, nicht bloß wissen, was für ein Stoff in einem Blatt, in einem Stamm oder in einer Wurzel vorhanden ist, sondern auch, wo er sich befindet. Ob in der Epidermis, im Grundgewebe, im Stranggewebe oder ob vielleicht gar nur in einzelnen be- stimmten Zellen. Mit anderen Worten, man wollte wissen, ob der Körper gleichmäßig in der Pflanze verteilt oder ob er lokalisiert ist. Gewöhnlich handelte es sich ja um organische Stoffe und da war es selbstverständlich, daß man die möglichst. intakten Organe, Gewebe und Zellen untersuchte und man dachte im allgemeinen nicht daran, auch die Asche mikro- skopisch zu untersuchen, weil man sich davon nicht viel versprach und sich im allgemeinen mit der mikrochemischen Untersuchung der\Asche begnügte. Der Zweck der vorliegenden Abhandlung ist, nachdrück- lichst darauf aufmerksam zu machen, daß, wie ich mich durch Hunderte von mikroskopischen Aschenuntersuchungen überzeugt. habe,..die, Asche sehr. häulig under 25 Mikroskop nicht mehr oder minder formlos erscheint, sondern ganz charakteristische Bilder aufweist, 53 es, daß die Gewebe‘ und Zellen in .ihrer. Formzuzz Struktur infolge .hochgradiger. Inkrfustierune Toss Membranen mit Aschensubstanzen deutlich erhalten bleiben oder sei es, daß sich in der Asche bestange gewisse mikroskopische Inhaltskörper vorfinden, die der Asche ein’ so charakteristisches Gepräge yes leihen, daß man die dadurch zustande kommenden Aschenbilder für die Erkennung der zugehörigen Pflanze oder Familie in zahlreichen Fällen verwerirz kann. Das Aschenbild oder wie es auch genannt werden kann, das Spodogramm,! ist für viele Pflanzen oft ebenso charak- teristisch wie die Form des Blattes, die Zahl der Blüten- 1 oroöos Asche. Aschenbild und Pflanzenverwandtschaft. 263 blätter oder der Bau der Samenknospe und sollte daher bei der Beschreibung von Pflanzen oder deren Teile mitberück- sichtigt werden. Wenn also vorhin gesagt wurde, daß die Verwandtschaft der Arten und Gattungen, ja sogar ganzer Familien sich auch in der Chemie verraten kann, so gilt dies nicht bloß für die Pflanze als solche, sondern häufig sogar für ihre Asche. Der Anatom hat bisher die Asche meist nur zu Rate gezogen, wenn es sich um die sogenannten »Kieselskelette», d.h. um die Feststellung der Verkieselung der Zellhäute oder den Nachweis von Kieselkörpern gehandelt hat. Aber wie aus den folgenden Zeilen hervorgehen wird, lassen sich die Aschenbilder auch noch für andere Zwecke verwerten. Die Kalkoxalatkrystalle, Kieselkörper und Zystolithen, die sich in der Pflanze mitunter nur sehr spärlich vorfinden und daher leicht übersehen werden können, werden durch eeNerbrennmuns@der. Pflanze oder/ihrer. Teile zu Asche auf ein kleines Volum zusammengedrängt, gehäuft und so leicht gefunden. Aus dem charakteristischen ASschenbilde kann in gewissen Fällen, z. B. bei Gräsern, Halbgräsern, Irideen u. a. die Zu- gehörigkeit zu diesen Familien festgestellt oder die Echtheit vegetabilischer Genußmittel, einer Medizinalpflanze oder einer Droge in nicht seltenen Fällen erkannt oder zur sicheren Diagnose mit Vorteil herangezogen werden. Der Mikroskopie der Asche wird daher in Zukunft mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden müssen als es bisher geschehen ist, weil sowohl der Anatom, ser Physiolöge,.der!: Systematiker und ..der Unter- sucher von Verfälschungen vegetabilischer Nahrungs- mittel aus dem Aschenbilde wertvolle Schlüsse ziehen kann. | | Bezüglich der Methodik sei folgendes erwähnt. Die zu untersuchenden Pflanzenteile — wenn nichts Besonderes bemerkt wird, handelt es sich um Blätter — werden in einem offenen Porzellantiegel wenn möglich bis zum völligen Weiß- werden verascht. Die Verbrennung von Pflanzenteilen bis zum völligen oder fast völligen Weißwerden der Asche macht in 264 H. Molisch, der Regel keine Schwierigkeiten; nur in Fällen, wo Zellwände viel Chloride führen oder wo Haare, Epidermen und Strang- gewebe verkieselt sind, kann die Asche in den betreffenden Teilen schwärzlich bleiben oder erst nach längerem oder langem Glühen weiß werden. Nach dem Abkühlen legt man Teile der Asche, ohne sie mehr als notwendig ist zu zer- bröckeln, auf den Objektträger, behandelt mit einem Tropfen Anilinöl und bedeckt mit einem Deckglas. Das Anilinöl hat den großen Vorteil, daß es die Asche rasch vollends durch- dringt, die Luft verdrängt und das Präparat, ohne es chemisch zu verändern, gut durchsichtig macht. Man sieht die Asche also in ihrer fast unveränderten Form. Anstatt Anilinöl läßt sich mit demselben Vorteil Phenol verwerten und dieses hät, wie bekannt, noch den besonderen . Vorteil, daß es die verkieselten Membranen und Kieselkörper in einem eigentümlichen rötlichen Glanz erscheinen läßt.. In Ermanglung von Anilinöl und Phenol läßt sich auch flüssiger Kanadabalsam anwenden. | | Will man’ Verkieselung feststellen, so behandelt man am Objektträger die Asche mit 2Oprozentiger Salzsäure, wodurch die Karbonate, insbesondere der kohlensaure Kalk, gelöst werden. Die verkieselten Teile bleiben dann zurück. Sollten Zweifel bestehen, ob wirklich Kieselsäure vorliegt, so kann die Asche noch mit »Chromschwefelsäure« behandelt werden, in der alle organische Substanz zerstört und, abge- sehen von Kieselsäure und eventuell der Tonerde, die ganze mineralische Substanz sich löst. | Es gibt Aschen, die vorwiegend aus Karbonaten bestehen und die unter raschem Aufbrausen im Salzsäuretropfen fast augenblicklich verschwinden (Karbonataschen). Dann solche, die nur wenig oder fast gar nicht brausen und oft in zu- sammenhängenden Stücken übrig bleiben (Kieselaschen) und endlich solche, die sowohl reichlich Karbonate als Kiesel- säure enthalten (Karbonat- und Kieselsäureaschen). Alle Aschen lassen sich dauernd in unveränderter Form in Kanadabalsam aufbewahren. Dieser muß durch Xylolzusatz leicht flüssig gemacht werden; in dieser Form kann er auf die trockene Asche direkt aufgetropft und mit einem Deckglas Aschenbild und Pflanzenverwandtschatft. f 260 bedeckt werden. Ein besonderer Verschluß ist nicht not- wendig, es ist höchstens darauf zu achten, daß das ver- dampfende Xylol durch eine entsprechende Menge von Kanadabalsam ersetzt wird. Für die Herstellung der Aschenpräparate können frische und trockene, seit Jahrzehnten im Herbar gelegene Blätter verwendet werden und namentlich bei trockenen Blättern, die infolge von inzwischen eingetretener Mißfärbung die krystallisierten Inhaltskörper, zumal wenn sie nur spärlich vertreten sind, nur schwer und erst nach mühsamer Unter- suchung erkennen lassen, wird man z.B. über die Verteilung des Kalkoxalats in dem betreffenden Pflanzenteil durch die Asche oft rascher und besser orientiert werden als durch ‘Schnitte. II. Aschenbild und Pflanzenverwandtschaft. Jede Zelle enthält Aschensubstanz sowohl im Inhalt als auch in der Wand. Ist die Menge gering wie in den meisten Hölzern, so hört mit der Veraschung der Zusammenhang der Zellen mehr oder minder auf oder die mineralische Substanz sintert so stark zusammen, daß die Asche die zelluläre Struktur gar nicht oder nur sehr undeutlich wiedergibt. Anders jedoch, wenn die Zellhäute mit Kalk oder mit Kiesel- säure hochgradig inkrustiert sind. Dann erhält man Aschen- bilder, die oft so täuschend die ganze Gewebestruktur und die Form der Zellen, nicht selten bis in die feinsten Einzel- heiten widerspiegeln, daß ein Uneingeweihter geneigt wäre, die Asche für das wirkliche Gewebe zu halten. Solche Aschen kennt man von Diatomeen, Equiseten und Gramineen seit langem und hat sie, weil die Zellen- wände hier hauptsächlich aus Kieselsäure bestehen und aus- Sezeichnet erhalten "sind, .als’>Kieselskelette<. bezeichnet. In demselben Sinne kann man aber auch von »Kalk- skeletten» sprechen, denn bei vielen Pflanzen erhält man beim Glühen Aschen, die die zelluläre Struktur gleichfalls wiedergeben, deren Wandskelette aber vornehmlich aus Karbonaten, insbesondere aus Kalkkarbonat bestehen. Solche Kiesel- und Kalkskelette verraten sich schon makroskopisch Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 129. Bd. 18 266 H. Molisch, dadurch, daß das betreffende Objekt, z. B. ein Blatt, nicht zusammensintert, sondern formell gut erhalten bleibt und, wenn es verkieselt ist, auch nach der Behandlung mit Salzsäure wenigstens in großen Stücken seinen Zusammenhang bewahrt. Es soll nun an einigen lehrreichen Beispielen gezeigt werden, wie sich die Verwandtschaft der Angehörigen einer ganzen Familie oder Gattung an gewissen Eigentümlichkeiten der Asche kundgeben kann. | Zystolithen-Aschenbild. 1. Acanthaceae. Die als Zystolithen bezeichneten, höchst auffallend gestalteten und mit Kalkkarbonat stark inkrustierten exzentrischen Wandverdickungen bleiben in der Asche formell der Hauptmasse nach als Kalkkarbonat erhalten und verleihen der Asche ein charakteristisches Aussehen. In dem intakten Blatt mehr oder minder versteckt und verhältnismäßig aus- einandergerückt, rücken sie in der Asche dicht zusammen und treten, weil für das Licht infolge ihrer Dicke schwerer durchlässig und manchmal noch eine Spur Kohle enthaltend, in der sonst weißen Asche um so ‚schärfer hervor. Hiarse Darauf hat auch Naumann E. mit Recht aufmerksam gemacht. Mikrotekniska Notiser. L.—IIl. Bot. Notiser 1915, p. 49 —60. Ihre Form ist verschieden: meist spießförmig, entweder nur an einem oder an beiden Enden spitz, seltener rundlich, länglich oder an beiden Enden stumpf. Die Zystolithen gehören zwar nicht allen Acanihaceen an,- denn sie fehlen ganz den Thunbergieen, -Nelsonieen; Acantheen und Aphelandreen, bei allen übrigen aber sind sie vorhanden. Genaueres über den Bau und das Vorkommen der Zystolithen findet man bei Kohl.! Alle zystolithenführenden Acanthaceen gaben bei der Veraschung der Blätter und Stengel ein - für. zahlreiche Gattungen und Arten dieser Familie eigenartiges Aschenbild, eigenartig, weil die Zystolithen hier die Zusammengehörigkeit. und Verwandtschaft selbst noch im Aussehen .der Asche bekunden. 1 Kohl F., Anatomisch-physiologische Untersuchung der Kaiksalze und Kieselsäure in der Pflanze. Marburg, 1889, p. 134. Aschenbild und Pflanzenverwandtschaft. 267 Strobilanthes isophyllus. Beim Veraschen bleibt die Form des Blattes gut erhalten. Die Asche ist sehr reichlich und besteht der Hauptmenge nach aus-einer Unmasse gestaltlich wohlerhaltener, spießförmiger Zystolithen. Sie liegen in der Asche so dicht über- und nebeneinander, daß dadurch ein überaus charakteristisches Aschenbild zustande kommt. Fig. 1. Über den Gefäßbündeln liegen sie parallel zur Längs- achse dieser, sonst im großen und ganzen quer oder schief zur Längsachse des Blattes. In Salzsäure lösen sie sich zum großen Teile oder ganz unter lebhaftem Aufbrausen auf. Kalkoxalatkrystalle habe ich bei dieser Art in der Blattasche vermißt, desgleichen bei Strobilanthes glomeratus. 2. Die Urticales umfassen die Moraceae, Cannabaceae, Ulmaceae und ÜUrticaceae. Von Moraceen habe ich die Gattungen Ficus, Morus, Broussonetia, Maclura und Dorstenia! untersucht und überall in der Asche die Zystolithen so massenhaft gefunden, daß das Aschenbild für diese Familie ihr besonderes Gepräge besitzt. Ficus elastica. Das Aschenbild macht den Eindruck eines gut erhaltenen Gewebes. Die Oberhaut, das Mesophyll und die Nervatur sind deutlich zu sehen und die Zystolithen erscheinen zumeist als dunkle oder schwarze Klumpen. Die Gefäßbündel sind mit Kalkoxalatkrystallen übersät. Die ellip- soidischen Öffnungen in der Asche entsprechen den Vor- höfen der Spaltöffnungen. Die Oberhaut bleibt, weil stark verkieselt, auch nach Behandlung mit Salzsäure deutlich in ihrer Struktur erhalten. Ficus stipulata. Das Aschenbild dieser Art ähnelt dem von Ficus elastica insofern, als auch hier die Zystolithen, die Kalkoxalatkrystalle des Mesophylis und die mit den Krystallen reichlich bedeckte Nervatur auffallen. Hingegen ist die Verkieselung minimal und daher verschwindet die als 1 Nach Kohll. c. p. sollen der Gattung Dorsienia Zystolithen fehlen. Das ist aber sicher nicht allgemein richtig, denn die von mir kultivierte Dorsienia hatte überaus reichliche Zystolithen. Gerade in zweifelhaften Fällen, wo Zystolithen oder Krystalle nur sehr sporadisch vorkommen, leistet die mikroskopische Aschenuntersuchung ausgezeichnete Dienste, weil sich die erwähnten Leitfragmente hier so rasch und leicht zu erkennen geben. 268 H. Molisch, zartes Kalkskelett vorhandene Asche bei Behandlung mit Salzsäure fast vollends. Andere Ficus-Arten verhalten sich ähnlich, sind sie be- haart, so erscheinen auch die Haare in der Asche gewöhn- lich als Kalk- oder Kieselskelette erhalten. Die Aschenbilder der Urticaceen sind gleichfalls durch die massenhaft auftretenden Zystolithen sehr auffallend. Man betrachte z. B. die Asche von -Boehmeria utilis, Fig. 2. Sie erscheint mit runden, an der Oberfläche etwas sternartig ausgezackten Zystolithen c wie gepflastert. Diese liegen in einem Kalkskelett zarter Zellen. Darüber verstreut finden sich zahlreiche einzellige, gemshornartige Haare h und mehr oder minder lange, gerade oder etwas gebogene Kegelhaare A, und 1,. Die Nerven werden von kleinen Kalkoxalatdrusen in großer Zahl bedeckt. Die Zystolithen und Haare sind stark verkalkt und außerdem doch noch so stark verkieselt, daß sie nach Behandlung mit Salzsäure in ihrer Form entweder tadellos oder noch recht gut erhalten bleiben. FAumnulus Inpulus, Urtica dioica, U. urens, Boehmeria- Arten, Parietaria officinalis und Cannabis sativa zeichnen sich ebenfalls durch eine höchst charakteristische Zystolithen- asche aus. In Solereders! »Systematischer Anatomie« wird auf den systematischen Wert der Zystolithen bei den ver- schiedenen Familien ausführlich hingewiesen, hier sei nur darauf aufmerksam gemacht, daß, wie sich aus dem Vor- stehenden ergibt, selbst die Asche die Verwandtschaft der Glieder der einzelnen Familien durch die Zystolithen zu erkennen gibt und zwar viel bequemer und rascher als es oft Schnitte vermögen. Kalkoxalat-Aschenbild.? a) Raphiden. Die entweder einzeln oder in von Schleim umhüllten Bündeln auftretenden nadelförmigen Krystalle oder Raphiden sind bekanntlich für mehrere Familien geradezu von systema- 1 Solereder H., Systematische Anatomie der Dikotyledonen. Stutt- gart 1899, p. 860 ft. 2 In der Asche liegt das im Gewebe ursprünglich vorhandene KRalk- oxalat nicht mehr als Oxalat, sondern als Karbonat oder bei sehr langem Aschenbild und Pflanzenverwandtschaft. 269 tischem Wert. Es sei nur an die Araceen, Palmen, Comme- linaceen, Liliaceen, Amaryllideen, Orchideen, Bromeliaceen, Önagraceen, Rubiaceen, Ampelideen u.a. erinnert. Infolge der zahlreichen Raphidenbündel im Gewebe erhält natürlich die Asche ein höchst auffallendes Aussehen, weil hunderte solche Bündel in der Asche auf engen Raum zusammen- gedrängt erscheinen. Fig. 3. Dazu einige Beispiele: Onagraceae. Das Auftreten von Raphidenbündeln ist für diese Familie charakteristisch. Sie werden für die Gattungen Epilobium, Zauschneria, Jussiaea, Ludwigia, Gayophytum, Clarkia, Oenothera, Fuchsia, Hauya, Lopezia, Gaura, Gongv- locarpus und Circaea von Parmentier! angegeben. Als Ausnahme wird Trapa angeführt, die keine Raphidenbündel, wohl aber viele Kalkoxalatdrusen enthält. Wenn eine Familie in allen ihren Vertretern Raphidenbündel besitzt und eine einzige Gattung nicht, so mahnt dies, die systematische Stellung dieser Gattung eingehender zu prüfen. In der Tat zeigt die bisherige Literatur, daß man über die Zugehörigkeit der Gattung Trapa durchaus nicht im Klaren ist. v. Wettstein? hebt hervor, daß die erwähnte Gattung in mehrfacher Hin- sicht von den Oenotheraceen abweicht, stellt sie aber noch zu diesen. Hingegen stellt sie Raimann? zu einer eigenen Familie der Aydrocaryaceae. Hier haben wir ein interessantes Beispiel, daß auch das Aschenbild einer Pflanze einen Finger- zeig für die systematische Einordnung einer Gattung geben kann. Fuchsia globosa. Asche massenhaft von Raphidenbündeln durchsetzt. Die einzelnen Raphiden sehr zart. In unmittelbarer Umgebung der Blattnerven sind die Krystallbündel schlanker und annähernd parallel zum Nerv gerichtet. Einzelne Kalk- oxalatkrystalle sind selten. Glühen als Kalziumoxyd vor; wenn daher im folgenden trotzdem von Kalk- oxalatkrystallen der Asche die Rede ist, so sind dann der Kürze halber nicht sie selbst, sondern die durch das Glühen daraus entstandenen Um- wandlungen gemeint. I Solereder H., System. Anatomie 1. c. p. 422. 2 Wettstein v., Handbuch d. system. Botanik. 2. Aufl. 1911, p. 680. > Engler-Prantl, Die natürlichen Pflanzenfamilien etc., IV. Abt. Ili. 8.283. 270 H. Molisch, Circaea lutetiana, massenhaft Raphidenbündel in der Asche Isnardia palustris. 524 >» > SA Epilobium angustifolium » » GERT » Dodonaei > > » oo» > » monlanım >» HR >» » Ampelidaceae. Auch diese Familie enthält, soweit geprüft, durchwegs Raphidenbündel. Untersucht habe ich: Vitis Voiniana. Asche enthält massenhaft Raphidenbündel und Kalkoxalatdrusen. Die. letzteren hauptsächlich längs der Nerven. ‚Vitis Veitschii. Ebenso. | Vitis labrusca. Ebenso, aber die Drusen spärlicher. Cissus discolor. Reichlich Raphidenbündel, Einzelkrystalle und Drusen. Überdies mit Kieselsäure erfüllte polygonale Zellen | Ampelopsis quinguefolia. Die Fig. 3 zeigt die Blattasche dieser Ampelidee mit zahlreichen Raphidenbündeln 7 und Drusen von Kalkoxalat %k. Die übrigen Bestandteile der Asche, die zu wenig prägnant sind und nur wenig minera- lisierte Membranen von Zellen darstellen, wurden fortgelassen. Rubiaceae. Solereder! weist mit Recht darauf hin, daß die Ausscheidungsweise des oxalsauren Kalkes für die Rubiaceen-Gattungen und Unterabteilungen (Triben) von großem systematischen Werte ist. Er kommt in Form von großen und kleinen rhombo£&drischen Krystallen, Raphiden, Krystallsand, Drusen, Nädelchen vor und das Vorkommen ge- rade dieser oder jener Krystallform ist den einzelnen Triben eigentümlich. Gerade hier kann die Aschenuntersuchung über das Vorkommen und die Verteilung der Krystalle rasch und bequem Aufschluß geben und ein Übersehen, das im Gewebe leicht möglich ist, verhindern. b) Krystallsand. Bei. zahlreichen Gattungen kommen bekanntlich Zellen vor, die nicht, wie das so häufig bei Phanerogamen der Fall ist, wohl ausgebildete Einzelkrystalle oder Drusen von 1 Solereder H; L.c52 Aschenbild und Pflanzenverwandtschaft. ZA Kalkoxalat enthalten, sondern eine Unzahl von ungemein kleinen, das Zellumen fast ganz erfüllenden Kryställchen, den sogenannten Krystallsand. Bei den Solanaceen, Chenopo- diaceen und Rubiaceen ist dies eine häufige Erscheinung. Bei Solereder! finden sich nähere Angaben über den syste- matischen Wert dieser Krystallsandzellen. Über die Zahl, Größe, Form und die Verteilung gibt die Asche rasch Aufschluß. Die Tabaksasche von Nicotiana rustica und anderen Tabakarten besteht großenteils aus Krystallsand. Die ver- aschten Zellen liegen so dicht neben- und übereinander, daß die Asche das Licht selbst in Kanadabalsam nur sehr geschwächt durchläßt. Die überaus kleinen Kryställchen ähneln Kokken. Bei Scopolina atropoides sind die Krystallsandzellen verhältnismäßig sehr groß und treten in der Asche deutlich hervor. Atropa’ belladonna, Solanum lycopersicum, S. Imberosum, S. dulcamara und Lycium barbarım zeigen typische Kıystall- sandasche. | Andere Solaneen führen Einzelkrystalle oder Drusen oder beide. So zeigt die Asche von Hhyoscyamus niger massenhaft Einzelkrystalle®, die von Datura stramonium Drusen und die von Physalis alkekengi sowohl Einzelkrystalle als auch Drusen?. Da der Krystallsand im Bereiche der Phanerogamen eine nicht allgemein verbreitete, für viele Gattungen aber eine konstante Erscheinung: ist, so kann die Asche zur Sicher- stellung der Erkennung (Sambucus, Aucuba) und der syste- matischen Stellung, wenn darüber Zweifel obwalten, von Nutzen sein (Garrya). c) Einzelkrystalle ünd Drusen kommen so häufig vor, daß ihr Nachweis im Aschenbild nicht die Bedeutung hat wie der der Raphiden, des Krystall- sands oder der Zystolithen. Immerhin kann das Spodogramm, ı Soterederrii "ke, p.. 694. 2 Bei Zyoscyamus niger, Lycium barbarım und Physalis alkekengi fand ich überdies zahlreiche Sphärite, nicht selten radiär gestreift und mit- ID =] ID H. Molisch, weil in der Form, Menge und Verteilung der Krystalie bei dem- verschiedenen Familien und Gattungen eine große Manniefaltig- keit herrscht, von einigeti, ja mitunter, wie noch später (p. 287 ff.) auseinandergesetzt werden soll, von großer Wichtigkeit sein. Hier sei nur auf einige ganz besonders hervorstechende: Fälle hingewiesen. Irideaceae. Die Asche des Blattes von /ris germanica. besteht zum großen Teile aus großen spießförmigen Kalk- oxalatkrystallen. Sie sind seit langem bekannt und werden ja auch in Gewebeschnitten gesehen, aber erst die Asche: gibt eine gute Übersicht und eine Vorstellung von der unge- heuren Zahl dieser Krystalle. Fig. 4. Sie liegen mit ihrer Längsachse stets parallel zur Längs- achse des Blattes und bilden ganze Reihen, ‚die der Asche ein eigenartiges Gepräge geben. Alle Iris-Arten und alle Iridaceen überhaupt, die ich untersuchte, zeigen diese Eigentümlichkeit: /ris palustris, I. pumila, I. pseudacorus, I. sibirica, I. graminca, 1. tuberosa. und 7. variegata. Bei der letzten Art sieht man in der Asch auch massenhaft kleine Sphärite von Kalkoxalat (?). Ferner (rladiolus communis, G. illyricus, G. imbricatus, G. segetum, Rommlea columnae, R. bulbocodium, Crocus biflorus, ® vernus, C. banaticns und (Ü. sativus. Bei Romulea bulbocodium finden sich, abgesehen von den großen spießförmigen Krystaller, auch rhombenartige, recht große Einzelkrystalle gleichfalls von . Kalkoxalat vor. Es hat daher den Anschein, als ob nach diesen Ergeb- nissen die Kalkoxalat-Spieße einen Familiencharakter für Iridaceen abgeben, doch kann erst nach ausgedehnteren, auf die zahlreichen Gattungen der Iridaceen sich erstreckenden Untersuchungen ein endgültiges Urteil abgegeben werden. Ahnliches gilt von der Asche der Quillaja-Rinde. Auch diese besteht großenteils aus großen, zugespitzten prisma- tischen Kalkoxalatkrystallen von ziemlich bedeutender Größe. [4 unter geschichtet, die in der Familie der Solaneen recht häufig sind und bisher meines Wissens übersehen wurden. Ihre chemische Zusammensetzung bedarf noch der näheren Untersuchung. Aschenbild und Pflanzenverwandtschaft. 278 Überaus reich an Krystalldrusen ist die Asche von ver- schiedenen Kakteen. Opuntia-Arten hinterlassen eine sehr voluminöse Karbonatasche, in der Drusen einen dominierenden Bestandteil ausmachen. Die Fig. 5 zeigt die Asche des die Oberfläche bildenden Gewebes des Flachsprosses von Opumntia missouriensis. Die in der Asche vorhandenen Löcher s geben die ursprüngliche ‚Lage der Spaltöffnungen an. Die Schließ- und Nebenzellen sind so wenig mineralisiert, daß sie in der Asche nicht oder nur sehr schwer aufzufinden sind. Es ist mir wahrscheinlich, daß die Spaltöffnungen deshalb in den Wänden so wenig mineralische Substanzen einlagern, um auch noch in höherem Alter beweglich zu bleiben und die Öffnung und den Ver- schluß der Spalten leichter zu ermöglichen. Unmittelbar unter der Epidermis liegt eine schmale Parenchymschichte, deren Zellen große Drusen von Kalk- oxalat % enthalten. In der Asche liegt Druse an Druse. Man sieht hier so deutlich, wie sich in derartigen Pflanzen, die, vielleicht abgesehen von gewissen Wurzel- ausscheidungen, keine Möglichkeit haben, sich der aufge- nommenen Mineralstoffe zu entledigen, diese in geradezu erstaunlichen Massen in ihrem Körper anhäufen. Aber auch negative Befunde können von Wert sein. Man kennt bereits mehrere Pflanzenfamilien unter den Dikotylen, die der festen Oxalatsalze entbehren: Cruciferen, Fumariaceen, Valerianeen, Campanulaceen, Primulaceen und Plantagineen. In der Asche läßt sich dieser Mangel leicht feststellen und da das Fehlen von Kalkoxalat im Pflanzen- reich verhältnismäßig selten zutrifft, so gewinnt dieses nega- tive Merkmal um so mehr an Wert. Kieselsäure-Aschenbild. Die Kieselskelette, die viele Pflanzen nach dem Glühen hinterlassen, haben die Aufmerksamkeit der Botaniker seit langem hervorgerufen, besonders seit v. Mohl uns seine ausge- zeichnete Abhandlung über das Kieselskelett lebender Pflanzen- zellen beschert hat? 1.Maähl H. .v.,,Botan,, Ztg, 1861,.p. 209. D =] H> H. Molisch, Diese Kieselskelette gehören zu den herrlichsten Aschen- bildern, die wir besitzen, und sind geeignet, das in der vor- liegenden Arbeit gesteckte Ziel in mehrfacher Beziehung zu stützen. Lycopodiaceae und Filices. Im Bereiche “der ersteren Familie verdient die Gattung Selaginella wegen ihrer schönen Kieselskelette besondere Erwähnung. Auffallenderweise wird sie in’ Kohl’s zitiertem Buche 'bei der Orientierung über das Auftreten ger ve .kieselung im Pflanzenreiche nicht erwähnt. Selaginella Martensii. Ich will die Verhältnisse zunächst schildern, wie ich sie bei dieser Art fand. a) Blatt. Das im Phenol liegende Blatt läßt den anato- mischen Bau und auch die Verkieselung deutlich erkennen. Die obere Epidermis besteht aus abgerundeten polygonalen Zellen mit welligem Umriß. Die Zellen der unteren Epidermis sind gestreckt und gleichfalls wellig konturiert. Die in die Zellen vorspringenden Wandfalten lassen an dem rötlichen Glanz die besonders starke lokale Verkieselung an ihrer Spitze erkennen. Selbst in der Asehe treten diese’ verkiesehen Stellen als Knötchen, Strichelchen oder Pünktchen in Er- scheinung. Der in kurze einzellige, kegelige Haare, deren scharfe Spitze infolge ungemein starker Verkieselung sehr .spröde und leicht abbrechbar ist, auslaufende Blattrand er- scheint durch dickwandige, in zwei bis sechs Reihen. neben- einander liegende Sklerenchymfasern ausgesteift. Sie sind es, die in ihren Wänden so stark verkieseln, daß sie in der Asche mit ihrem aus vorspringenden Höckern bestehenden Relief bis in die feinsten Einzelheiten erhalten bleiben. Auch der übrige Teil der Epidermis erfährt eine so starke Ver- kieselung, daß ihre Zellwände samt den Spaltöffnungen als Skelett vollständig erhalten bleiben. Der Mittelnerv unterliegt gegen sein Ende zu gleichfalls starker Verkieselung. So kommt es, daß ältere veraschte Blätter infolge der Mineralisierung nach Behandlung mit Salzsäure oft als Ganzes erhalten bleiben. b) Der Stamm wird von einer Epidermis begrenzt, die sich aus prosenchymatisch gestalteten und sklerenchymatisch Aschenbild und Pflanzenverwandtschatt. 219 gebauten Zellen zusammensetzt, deren Inhalt in alten, stark beleuchteten Pflanzen rote Carotinkügelchen und ebenso gefärbte Chromatophoren führt. Daran schließt sich ein ähn- lich gebautes ein- bis’ mehrschichtiges Hypoderma. Diese Stengelepidermis bleibt nach Veraschung und Behandlung mit Salzsäure als wohlerhaltenes Kieselskelett zurück. Die Verkieselung kann auch die Wände faserförmiger Zellen des Stamminnern ergreifen, ja viele davon können sogar solid verkieseln. Ähnlich wie bei Selaginella Martensii fand ich die Ver- hältnisse bei Selaginella cuspidata. Auch hier erscheint der Blattrand durch die erwähnten verkieselten Sklerenchymfasern gefestigt, bei S. caesia treten sie schon sehr zurück und bei S. spinulosa und helvelica werden sie ganz vermißt. Doch verkieseln die Epidermen und die Blattrandzellen samt den Haaren bei allen genannten Arten so stark, daß sie stets ein charakteristisches Aschenbild aufweisen. | Bei dem Farnkraut Athyrium filix femina und Polypodium alpestre erscheint auch die Epidermis des Blattrandes, und zwar die auffallend dicke Außenwand in hohem Grade verkieselt. Diese bleibt in: einseitig gezackten, mehr oder minder langen Streifen in der Asche zurück. Die wellig konturierte Epidermiszelle der Blattspreite geben herrliche Kieselskelette nicht bloß bei den genannten Farnen, sondern auch bei Pteris aquilina (Fig. 6), Blechnum spicant, Gleichenia polypodioides und Osmunda regalis. Spaltöffnungen können bei den genannten Farnen so stark verkieseln, daß ihr Lumen mit Kieselsäure teilweise oder ganz erfüllt ist. So starke Verkieselung ist aber bei Farnen durchaus nicht allgemein verbreitet, denn es gibt zahlreiche Arten, deren Asche bei Behandlung mit Salzsäure unter raschem Aufbrausen fast ganz verschwindet (Asplenium viride, Scolo- pendrium vulgare, Ceterach officinarum etc.). 1 Molisch H., Über vorübergehende Rotfärbung der Chlorophyllkörner in Laubblättern. Ber. d. Deutsch. bot. Ges., 1902, p. 445. 156) =] oP) H..Moläsch, Egquisetaceae. Die Schachtelhalme sind seit langem als Kieselpflanzen ersten Ranges bekannt und ihr Kieselskelett gehört zu den beliebtesten Demonstrationsobjekten im pflanzenanatomischen Praktikum. Hier sei betont, daß alle von mir untersuchten Arten: Equisetum avrvense, E. pratense, E. telmateja, E. silvaticum, E. limosum,, E. litorale. und E. hiemale ein ‚so. typisches Aschenbild liefern, daß die Equisetum-Natur an einem nicht zu "kleinen Aschenfragment der Stengel- und Blattoberhar leicht erkannt werden kann. Fig. 7. | Allen Eguisetum-Arten gemeinsam sind die eigenartigen, nach einem bestimmten Typus gebauten, in Reihen ange- ordneten Spaltöffnungen s, der mehr oder minder ausgeprägte wellige Umriß der Oberhautzellen e und e', die durch kuti- kulare Höckerchen h zustande kommende Punktierung der Außenmembranen der Epideımiszellen, die je nach den ver- schiedenen Arten besonders auch bei den Spaltöffnungszellen Verschtiedenheiten darbieten Können. Fig. 7. Schon der Monograph dieser Gattung, Milde!, hat den Spaltöffnungsapparaten der Schachtelhalme große Aufmerksam- keit geschenkt und ihren Bau für die Diagnosen der einzelnen Arten verwertet. Die veraschten fertilen Sprosse von Eguisehum arvense und E£. felmateja brausen mit Salzsäure stark auf, während die” sterilen .diessiin viel geringerem Grade’ "tun. Die "rer sind auch weniger verkieselt, geben aber trotzdem schöne Kieselsketefte Gramineae. Die Asche braust mit Salzsäure entweder nur ganz wenig, mäßig oder stark: auf: In der Regel bleibt die Asche nach Behandlung mit Salzsäure in größeren zusammen- hängenden Stücken erhalten und namentlich ist es die Ober- 1 Milde J., Monographia Equisetorum, Nova acta Leop. Carol. 1866, Vgl. auch Porsch O. Der Spaltöffnungsapparat im Lichte der Phylo- genie. Jena 1905, p. 42, hier auch die einschlägige Literatur. ID u S] Aschenbild und Pflanzenverwandtschaft. haut, die ein ungemein genaues Bild ihres Baues in der Asche zu erkennen gibt. Besonders auf Grund der ausgedehnten anatomischen Untersuchungen Grobs! kennen wir den Bau der Blätter recht genau und wissen, daß gewisse FElementarorgane der Epidermis bei den verschiedenen Arten der Grasblätter sich immer wieder einstellen und mit Sicherheit auf die Familie der Gramineen hinweisen. Zu diesen Elementarorganen ge- hören in erster Linie: die Langzellen mit :welliger Kontur, die Kieselkurzzellen, die Trichome, und unter diesen wieder besonders die zweizelligen Winkelhaare und die einzelligen Stachelhaare. Dazu gesellen sich noch die ungemein charak- teristischen vierzelligen Spaltöffnungen, die allerdings auch für einen Teil der Cyperaceen typisch sind. Abgesehen von der tadellosen Erhaltung der Wand zeigt die Asche nach Wegschaffung der Karbonate durch Mineralsäuren auch zahl- reiche, mannigfaltig gestaltete und eben deshalb für die ein- zelnen Arten und Gattungen eigenartige Kieselkörper, d. h. Ausfüllungen der Zellen mit Kieselsäure. Merkwürdigerweise hat Kohl? die weite Verbreitung dieser soliden Ausgüsse der Zelien mit Kieselsäure, obwohl “er Sieh mit dem Auftreten der-Kieselsäure in der Pflanze monographisch beschäftigt hat, bei den Gramineen übersehen. Hätte er sich die Aschen bei einigen beliebig ausgewählten Grasblättern angesehen, so hätten ihm die ungemein zahl- reichen, bei manchen Gräsern auch auffallend großen Kiesel- körper nicht entgehen können.’ Die Fig. 8 macht uns mit der Blattasche einer Bambusa- Art nach Behandlung mit Salzsäure bekannt. Man glaubt ein intaktes Gewebe zu sehen. Alle Zellwände sind, weil hoch- gradig verkieselt, anscheinend tadellos und unverändert erhalten. Man sieht die reihenweise Anordnung der Spalt- öffnungen s und ihren eigenartigen, aus zwei schmalen 1 Grob A., Beiträge zur Anatomie der Epidermis der Gramineenblätter. Stuttgart 1896. Bibliotheca Botanica, 36. Heft. 2-KoblF.G, Le 3 Molisch H,, Beiträge zur Mikrochemie der Pflanze. Nr. 12. Ber. d. Deutsch. botan. Ges., Bd. 36. Jhrg. 1918, p. 474. | 278 H. Molisch, Schließzellen und zwei Nebenzellen bestehenden Typus, ferner die für Gräser so charakteristischen, wellig konturierten Oberhautzellen e, von denen manche se mit Kieselsäure vollends erfüllt sind, und endlich die seitlich ein wenig aus- gebuchteten Kieselkurzzellen %. Die Gestalt der Kieselkurzzellen wechselt, wie dies Grob im einzelnen ausführlich geschildert hat, bei den verschiedenen Gräsern sehr stark und ist für die einzelnen Tribus verwert- bar. Grob bezeichnet sie nach ihrer Gestalt als Kreuz-, Hantel-, Knoten-, Sattel-, Kreis-, Ellipsen-, Stäbchen-, Blättchen- zellen usw. Sie treten hauptsächlich über dem Bast, aber auch über dem Assimilationsgewebe auf und zwar in Reihen. Weil sie solid verkieselt sind, fallen sie in der Asche besonders auf und werden dadurch geradezu zum besonderen Leitfragment in. .der:.Asche. des..Grasblattes. .Jeder; ..der. ‚sich ‚mit. -dieser mannigfaltig, aber doch so eigenartig gestalteten Kiesel- kurzzellen, den wellig umrandeten Oberhautzellen und den typisch gebauten Stomata vertraut gemacht hat, wird auch in der Morphologie der Asche das Grasblatt erkennen. Cyperaceae. Diese Familie steht den Gramineen nahe. Dies äußert . sich unter anderem in dem Grashabitus, durch gewisse Merk- male der Blüte und ihrer Anatomie. Auch hier erscheint die eigenartige Epidermiszelle mit dem welligen Umriß und die reihenweise Anordnung der Spaltöffnungen, deren Typus dem der Glumifloren oder -Gramineen ähnelt oder gleicht. Die Epidermis der Cyperaceen unterscheidet sich aber von der der Gramineen durch den Mangel der so eigenartig- und recht verschieden gestalteten Kieselkurzzellen und durch das, so weit untersucht, nie fehlende Vorkommen der an Stelle der Kieselkurzzellen auftretenden Kegelzellen., Es sind dies höchst charakteristische Epidermiszellen, die dadurch ausgezeichnet sind, daß ihre Innenwand gewöhnlich einen (seltener zwei) in das Lumen vorspringenden, hochgradig verkieselten, kegelförmigen Vorsprung trägt. Aschenbild und Pflanzenverwandtschatft. 279 In Wasserpräparaten können die Kieselkörper der Kegel- zellen leicht übersehen werden, in Phenol werden sie durch ihre Lichtbrechung schon deutlicher, ungemein scharf treten sie jedoch in der Asche hervor. Bei verhältnismäßig nicht zu langem Glühen werden sie geschwärzt, fallen durch ihre oft kohlenschwarze Farbe auf und bilden auf den subepidermalen Bastbündeln aufliegende ein bis drei nebeneinander liegende Längsreihen schwarzer Punkte, die an die Deckplättchen der Orchideen und Palmen lebhaft erinnern. Fig. 9. Bei längerem Glühen werden sie farblos. Als ich sie zum ersten Male sah, hielt ich sie zunächst für Deckplättchen, allein eine genauere anatomische Untersuchung lehrte alsbald, daß es’ sich hier um etwas ganz anderes, nämlich um kegelförmige verkieselte Membranvorsprünge in Epidermiszellen handelt. Wiese Kepelzellen.bleiben, weil verkieselt,:nach Behandlung mit Salzsäure in der Asche einzeln oder in mehr minder langen Strängen oder Ketten übrig und erscheinen, wenn die ursprüngliche Lagerung etwas gestört wurde, bald in der Aufsicht, bald in der Seiten- ansicht. , Fig. 9. , Analoge Bildungen der Kegelzellen sind die Kiesel- kurzzellen der Gräser und die Stegmata gewisser monoku- tyler Familien. Die Kegelzellen wurden schon von Duval-Jouvet, Mazel?, Westermaier?, Zimmermann und Grob? gesehen und beschrieben. Duval Jouve hat 57 den verschiedensten Cyperaceen-Gattungen angehörende Arten geprüft und überall die Kegelzellen gefunden. Duval Jouve gibt an, daß sie eine bis zwei Längsreihen bilden, aber Grob bemerkt ganz 1 Duval Jouve, Mem. de l’acad. de Montpellier. T. VIII. 1872. 2 Mazel A., Etudes d’anatomie comp. s. l. organ. de veget. dans les genre Carex. Geneve, 1891, p. 21. Zitiert nach Zimmermann. 3 Westermaier M., Über Bau und Funktion des pflanzlichen Haut- gewebesystems. Pringsheims Jahrb. f. wiss. Bot., 14. Bd. (1884), p. 69. 4 Zimmermann A., Beiträge z. Morphologie und Physiologie der Pflanzenzelle. I. Bd. 1893, p. 310. 5-Grob. A., ne, pr 0% 280 H. Molisch, richtig, daß es auch mehr sein können und daß diese Reihen ebenso wie die Kegelzellen einer Reihe einander unmittelbar anliegen. Die Aschenpräparate geben über den richtigen Sachverhalt besonders leicht Aufschluß. Die Kugelzellen sind nach meinen Erfahrungen das wichtigste Leftelement im. der. Blattäsche der Cypemceeen denn ich habe sie unter den von mir untersuchten folgenden Scheingräsern nirgends vermißt: Cyperus flavescens, C. fuscus, C. pannonicus, C. longus, C. alternifolius, Eriophorum vagi- natum, E. latifolium, E. alpinum, Scirpus setaceus, Se. silva- ticus, Sc. maritimus, Sc. holoschoenus, Sc. trigueter, Sc. lacus- iris, Sc. palustris, Heleocharis ovata, Cladinm mariscus, Schoenus ferrugineus, Rhynchospora alba, Carex sempervirens, C. hordeiformis, C. flava, .C. silvalica, C. vesicamar er paria, C. acuta, C. humilis, C. digitata, C. pilosa, C. marıma. C. vulpina, C. brizoides, ‘C. Davalliana, C. cyperoides und C. camescens. Kohl! erwähnt diese hochgradig verkieselten Kegelzellen, obwohl sie einen dominierenden und auffallenden Bestandteil der Epidermisasche bilden, auffallenderweise nicht. Hätte er- die Asche genauer untersucht, hätten sie ‘ihm wohl nicht entgehen können. Welch brauchbares Kennzeichen die Kegelzellen für die systematische Verwandtschaft abgeben können, lehrt auch die bisher unsichere Stellung der Gattungen Chrysithrix L., Lepironia L. C. Rich. und Chorizandra R. Br. Man stellte sie bisher. zu den ÜCwyperaceen, "sie "Behören . aber an Pfeiffers?® neuesten Untersuchungen, ım denen "auch we Anatomie berücksichtigt wurde, entgegen früheren Annahmen zu den Restionaceen. Morphologische und anatomische Merk- male und nicht zuletzt der Mangel an Kegelzellen sprechen für ihre Abtrennung von den Cyperaceen und ihre Zuweisung zu den Restionaceen. Ein anderer Fall, der zeigt, welche‘ Bedeulüng wen Kegelzellen für die Systematik in zweifelhaften Fällen ein- Iron G..Fi/AL 2 Pfeiffer H., Zur Systematik der Gattung Chrysithrix L. und anderer Chrysithrichinae. Ber. d. Deutsch. bot. Ges., 38. Jg. (1920), p. 6. Aschenbild und Pflanzenverwandtschaft. 281 geräumt wird, ‚lehrt das Studium der Gattung Caustis. Sie wurde von dem Begründer dieser Gattung R. Braun (1810) zu den Cyperaceen, später von Palla (1888) zu den Restıona- ceen gestellt, von anderen aber trotzdem bei den Cyperaceen belassen. Bei dieser schwankenden systematischen Stellung war daher eine erneute Untersuchung am Platze. Pfeiffer! hat sich ihr unterzogen und kommt auf Grund allseitiger - Berücksichtigung morphologischer und anatomischer Merkmale und insbesondere weil Caustis typische Kegelzellen besitzt, zu dem Schlusse, daß die Einreihung dieser Gattung zu den Cyperaceen vollständig gerechtfertigt ist. In der Tat, wer das, man kann wohl sagen, gesetzmäßige Auftreten der Kegelzellen bei den verschiedensten Cyperaceen-Gattungen und nur bei dieser Reihe kennen gelernt hat, wird dem er- wähnten Schlusse gerne zustimmen. Die Kegelzellen, in der Asche so leicht, sicher und deutlich nachzuweisen, bilden, ebenso wie die Kiesel- kurzzellen für die Gramineen, gewissermaßen den anatomisch-chemischen Indikator für die Familie der Cyperaceen. Neben diesen Deckepidermiszellen finden sich in der Cyperaceenasche große, gut erhaltene Kieselskelette der Öberhaut [Cyperus longus, C. alternifolius, Heleocharis ovalta (Halmepidermis), Scirpus palustrıs, Carex pilosa, C. maxima, C. silvatica] mit Spaltöffnungen (Cyperus longus, C. alterni- folius, Seirpus palustris, Schoenus ferrugineus), aber auch nicht selten solid verkieselte gewöhnliche Epidermis- und Mesophylizellen, sowie einzelne oder ganze Bündel von häufig solid verkieselten Bastzellen (Cyperus longus, Rhyn- chospora alba und Scirpus maritimus). OÖrchideae. Viele Gattungen dieser Familie besitzen bekanntlich den Baststrängen anliegende, mit Kieselkörpern erfüllte, als Deck- zellen oder Stegmata benannte Zellen. Sie sind nicht nur 1 Pfeiffer H., Über die Stellung der Gattung Caustis R. Br. im natür- lichen System. Ber. d. Deutsch. bot. Ges., 37. Jg. (1919), p. 415. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 129. Bd. 19 282 H. Molisch, vielen Orchideen eigentümlich, sondern auch Trichomanes- Arten, vielen Palmen und den Scitamineen (exklusive Zin- giberaceen). Von der Fläche gesehen haben sie Ellipsen- oder Kreisform, im Profil erscheinen sie bikonvex, kegel-, hütchen-, brotleibartig oder kugelig. Ihre Oberfläche ist glatt oder namentlich bei kugeligen warzig. Fig. 10 und 11. Kohl hat eine große Zahl von Orchideen auf Stegmata ım Gewebe untersucht und sie weit verbreitet gefunden. Er hat sie nur bei den Ophrydeen, Listereen, Arethuseen und Cypripedien vermißt. Ich habe folgende zumeist einheimische Arten geprüft: Anacamptis pyramidalis, Cypripedium calceolus, Cephalanthera ensifolia, C. rubra, C. pallens, Goodyera repens, Spiranthes autummalis, Epipactis latifolia, E. rubiginosa, E. palustris, Listera ovata, Ophrys myodes, Chamorchis alpina, Hermi- nium monorvchys, Platanthera bifolia, Himantoglossum hir- cinum, Nigritella angustifolia, Gymnadenia albida, Orchis fusca, O. morio, O. ustulata, Sturmia Loeselii, Malaxis palu- dosa, Acampe papillosa, Cyrtochilum bictoniense, Oncidium microphyllum, Sarcanthus rvostratus, Maxillaria variabilis und Coelogyne cristata. Dabei stellte sich heraus, daß unter den von mir untersuchten einheimischen Gattungen nur die Gattung Cephalanthera! Stegmata besitzt. Alle von mir untersuchten Orchideen enthalten Raphiden "und'*diese ı geben "zusammen na Kieselkörpern der Deckzellen, falls diese vorkommen, der Asche ein‘ sehr ' charakteristisches Aussehen Es empfiehlt sich die Asche, vor und nach Behandlung mit Salzsäure, zu betrachten. Vor Behandlung mit Salzsäure erblickt man die Deckplättchen bei Cephalanthera ensifoliaz in einfachen, doppelten oder mehrfachen Reihen parallel den Leitbündeln (Fig. 10), nach der Einwirkung der Salzsäure liegen die Kieselkörper zu hunderten im Tropfen (Fig. 11). 1 Kohl, 1. e., p. 277, behauptet, daß der Tribus der Arethuseen die Deckzellen vollständig fehlen. Diese Angabe beruht auf einem Irrtum, denn gerade bei der von dem genannten Autor angeführten Gattung Cephalanthera fand ich sie immer in großen Mengen, wie ja auch aus der Fig. 10 zu er- sehen ist. . . ‘ >) Aschenbild und Pflanzenverwandtschatft. 283 Marantaceae. Die von mir untersuchten Arten dieser Familie: Maranta sangwinea, M. spectabilis, M. metallica, M. kerkoviana und Calathea Sanderiana waren sämtlich durch das massenhafte Vorkommen von Deckplättchen in ihrer Asche ausgezeichnet. Sie liegen entweder einzeln, zu zweien, mehreren oder in langen Ketten vor. Die Verkieselung kann sich auch auf die Epidermiszellen erstrecken, ja stellenweise können die Zellen ganzer Gewebestücke, besonders am Blattrande, solid ver- kieselt sein. Die häufig zu den Marantaceen gestellte Gattung Canna gibt gleichfalls ein durch Stegmata hervorgerufenes Aschen- bild zu erkennen. Die Kieselkörper sind rund, warzig oder abgerundet sternartig, ähnlich Kalkoxalatdrusen und hängen oft in langen Ketten zusammen. Bei Maranta sanguwinea finden sich in den meisten Mesophylizellen auch Kalkoxalatkrystalle von Prismen-, Rauten- und anderer Form und in dem subepidermalen Parenchym von M. kerkoviana ganze Haufen prismenartiger Krystalle der- selben chemischen Verbindung. Musaceae. Untersucht wurden Heliconia Seemanni, Musa paradıi- siaca, M. Cavendishii, Strelitzia reginae und Ravenala madagascariensis. Die Blattasche aller dieser Arten führt Raphidenbündel und massenhaft Deckplättchen von recht verschiedener Form. Bei Strelitzia sind sie kugelig und war- zig, desgleichen bei Ravenala, hier sehr häufig auch stern- artig wie Drusen von Kalkoxalat und bei Musa paradisiaca und Heliconia Seemanni erscheinen sie oft an der Basis gesägt, in der Mitte mit einer Reihe punktförmiger Höckerchen und an der Spitze mit einer konkaven Einsenkung versehen, also ähnlich gestaltet wie die Deckplättchen der Marantacee, Calathea Seemannii, die ich seinerzeit beschrieben habe.! 1 Molisch H., Mikrochemie der Pflanze. Jena 1913, p. 74.. Vgl. auch EBK ET. G., ! €, 9: 284 284 H. Molisch, Die Fig. 12 zeigt im Aschenbilde die Ketten von Deck- plättchen d und überdies verkieselte Schraubengefäße s von Musa paradisiaca. Zingiber.aceae. | Wie bereits Kohl! festgestellt hat, entbehrt diese Familie der Stegmata, nur bei zwei Alpinia-Arten konnte er noch so- zusagen Reste dieser Gebilde konstatieren. Sie finden sich bei Alpinia nutans und A. mutica. Die Deckzellen sind hier dünnwandig, begleiten die Bastbündeln in langen Reihen und enthalten viele kleine, rundliche Kieselkörner. Bei anderen Alpinia-Arten, ferner bei Zingiber, Curcuma, Kaempferia, Amomum, Elettaria, Hedychinm und Costus konnte er keine Stegmata nachweisen. Ich selbst habe die Blattasche von Curcuma angustifolia, Zingiber officinalis und Alpinia nutans geprüft und nur bei letzterer Deckplättchen mit runden Kieselkörpern gefunden, aber nicht bloß Reste, wie sie Kohl nennt und zeichnet, sondern je einen warzenartigen Kieselkörper in der paren- chymatischen Deckzelle. Raphiden waren bei allen drei Gattungen vorhanden. Es zeigt sich daher, abgesehen von Alpinia, in der ganzen Familie in dem Mangel von Stegmata eine ganz auffallende Einheitlichkeit gegenüber den nächst verwandten Familien innerhalb der Reihe der Scitamineen. Palmae. Eine kursorische Untersuchung der Palmen: Chamae- dorea oblongata, Ch. Martiana, Ch. Ernesti Augusti, Latania bourbonica, Livistona votundifolia, Phoenix dactylifera, Dae- monorops melanochaetes, Thrinax altissima, Martinezia caryo- taefoliae, Caryota furfuracea, Archantophoenix Cunninghamiü, Rapis flabelliformis, Phytelephas macrocarpa und ÖOnco- sperma filamentosa ließ in Aschenpräparaten der Blattspreite deutlich die oft hochgradige Verkieselung erkennen. Stegmata fand ich immer, Raphiden in den meisten Fällen, Kalkoxalat- drusen selten, bei Martinezia jedoch massenhaft. 1 Kohl F. G.1. c., p. 284. Aschenbild und Pflanzenverwandtschaft. 285 Bemerkenswert ist der bedeutende Größenunterschied in den Kieselkörpern, die die Längs-- und Queradern begleiten. Die ersteren sind klein und die letzteren auffallend groß. Beide sind warzig. Die Verkieselung der Epidermiszellen kann z. B. bei Caryota furfuracea, Pythelephas macrocarpa, Oncosperma filamentosa u. a. so stark sein, daß die Oberhaut in großen Stücken samt den Spaltöffnungen erhalten bleibt. Da die Schließzellen oft nur schwach verkieselt sind, so fehlen sie in der Asche und an ihrer Stelle findet sich eine entsprechende Lücke. Doch können nicht selten gerade die Spaltöffnungs- apparate sehr stark, ja sogar im Lumen, also solid verkieseln, _ und ebenso können einzelne Mesophylizeilen und Elemente des Stranggewebes zumal an den Blatträndern einer hoch- gradigen Verkieselung unterworfen sein. Pandanaceae. An der Asche der untersuchten Arten: Pandanus utilis, P. graminifolius, P. javanicus und P. Veitchii ließ sich fest- stellen, daß die Blätter der Pandaneen in chemischer Beziehung dadurch von den sonst nahestehenden Palmen. abweichen, daß sie trotz ihrer Derbheit und Starrheit keinerlei besondere Verkieselung erkennen lassen und anstatt der Deckplättchen mit Kieselkörpern ähnliche Zellen jedoch mit einem Einzelkrystall von Kalkoxalat besitzen. Kohl! nennt : sie trotzdem Stegmata, obwohl es sich meiner Meinung emp- fehlen würde, diesen Ausdruck bloß für die mit Kieselkörpern und im übrigen so charakteristisch gestalteten Zellen zu beschränken. Will man einen besonderen Terminus für die deckzellähnlichen, die Bastbündel gleichfalls begleitenden Kalkoxalatzellen haben, so könnte man sie als Stegmatoide -bezeichnen, um ihre Verwandtschaft im Bau und in der topographischen Lagerung mit den Stegmata anzudeuten. Neben diesen Stegmatoiden, die in langen geschlossenen Längsreihen die Bastbündel sowie die echten Stegmata begleiten, kommen auch größere Einzelkrystalle (meist monokline Rhombo&der und Zwillingskrystalle mit ein- 1 Kohl F. G.,1. e., p. 288. 286 H. Molisch, springendem Winkel) und bei manchen Arten (P. gramini- folius und P. Veitchiü) im Mesophyli noch sehr zahlreiche kleine Drusen und Sphärite (von Kalkoxalat) vor. Die erwähnten Krystalle, insbesondere die Reihen der Stegmatoide sind für die Pandaneen-Asche äußerst charak- teristisch. Innerhalb der Spadiciflorae gibt es keine Familie mehr mit Deckplättchen, weder bei den Sparganiaceen, Typhaceen, Araceen, Lemnaceen noch bei den den Palmen am nächsten stehenden Cyclanthaceen, von denen ich die Blattasche der beiden Gattungen Carludovica palmata und Cvclanthus bifidus untersucht habe. Werfen wir nun einen Rückblick auf die mit Monoko- tylen gemachten Untersuchungen betreffend die Deckplättchen, so können wir sagen: da die Stegmata nur auf be- stimmte Familien: beschränkt, sind;. da. diese Kia säureführenden. Zellen „innerhalb ..dieser James zahlreiche oder sogar alle Gattungen auszeichnen und..sich in. „det. Asche. .durch,„ihre ‚:Chearer u Gestalt se,leicht ‚verraten, .80 2eben Sie Seine der Asche, noch. ein, ausgezeichnetes Merkmal a2 die Erleichterune. der, Bestimmung. „menoke des Familien ab. Ferner liefern die Stegmata, weil. siessıse bestimmten Familien angehören, hier aber sich auf viele oder ‚alle Gattüngen 'erstrecken,, eine wichki2r Stütze dafür ab, daß die Verwandtschaft zahlreicher Arten sich innerhalb ganzer Familien und ihrer Ver- wandten auch in der Abscheidung von Kieselsäure in. eigenartig. gestalteten lIdioblasten verraten k222 Charakteristische, durch hochgradige Verkieselung aus- gezeichnete Aschen finden sich auch bei Dikotylen nicht selten vor, ich verweise da auch nur auf die Aschenbilder der Rubiaceae-Galieae,' der Asperifolien, vieler behaarter 1 Netolitzky F., Verkieselungen bei den Rubiaceae-Galieae. Österr. bot. Zeitschr., 1911, p. 409. Derselbe: Kieselmembranen der Dikotyledonenblätter Mitteleuropas. Ebenda, 1912, p. 353. Aschenbild und Pflanzenverwandtschaft. 2387 «Cucurbitaceen und auf das besonders reizende Aschenbild von Deutzia scabra. Die in der Asche nach Behandlung mit Salz- säure reichlich vorhandenen sternartigen Haare könnten gerade- zu als Kunstmotive verwertet werden. Außerdem bemerkt man verkieseite Epidermis- und Mesophylistücke. Fig. 14. II. Über die Verwertung des Aschenbildes für die Erkennung von Drogen, Rohstoffen, Nahrungs- und Genußmitteln aus dem Pflanzenreiche. _ Eine genaue Charakterisierung der genannten Objekte beruht unter anderem auf ihrer mikroskopischen Beschreibung. Daher hat man seit langem zum Zwecke der Erkennung die Anatomie des betreffenden Objektes genau geschildert und diese war auch in den meisten Fällen ausreichend zu einer sicheren Diagnose. Sie diente auch dazu, das Objekt von ‚gewissen Ersatzstoffen oder Verfälschungen zu unterscheiden. Diese Aufgabe ist häufig leicht, nicht selten schwer, mitunter sehr schwer, weil es an sicheren Merkmalen zu- weilen mangelt. Auffallenderweise hat man sich bisher nicht daran erinnert, daß das Spodogramm nicht selten mit großem Vorteil herangezogen werden kann, um die Erkennung zu erleichtern. In Lehrbüchern über Pharmakognosien, Nahrungs- und Genußmitteln, desgleichen in den mikroskopischen Be- schreibungen technischer Rohstoffe habe ich vergebens nach . Aschenbildern gesucht. Da nun diese meiner Überzeugung nach für die Diagnose von großem Nutzen sein können, so sollen hier einige Beispiele herausgehoben werden, um das Gesagte näher zu begründen. a) Drogen, aus unterirdischen Achsen bestehend. Rhizoma Iridis. Der geschälte Wurzelstock von Jris germanica, florentina und pallida gibt verascht ein höchst eigenartiges Bild. Das Aschenbild zeigt die Asche fast ganz aus mächtigen, derben Spießen von Kalkoxalat k zusammengesetzt. Siehe p. 264 und Fig. 4. Rhizoma rhei. Der geschälte Wurzelstock verschiedener Rheum-Arten (Rh. raponticum, Rh. palmatum etc.) gibt eine Asche, die abgesehen von wenig charakteristischen Teilen der . 288 H. Molisch, Hauptmasse nach aus großen Krystalldrusen und wenigen. . Einzelkrystallen von oxalsaurem Kalk besteht. Im Wasser präpariert gewährt die Asche im auffallenden Licht ein reizendes Bild: man glaubt bei schwacher Vergrößerung kleine »Schneebalenmit"sternartge m Um sehen, die zu hunderten im Gesichtstelde zemurH dicht gelagert sind. Radix Belladonnae. Die Asche der Tollkirschenwurzel ist ausgezeichnet durch massenhaftes Vorkommen der Kalk- oxalat-Krystallsandschläuche. Sie bilden die Hauptmasse der Asche. Fig. 15: Urginea (Scilla) maritima. Die Zwiebelschuppen hinter- lassen eine von zahllosen Raphidenbündeln ganz durchsetzte Asche. Die Bündel sind von verschiedener Größe; die einen sind verhältnismäßig kurz, die andern lang und die einzelnen Nadeln erreichen darin ganz außerordentliche Dimensionen. Man sieht die Raphidenbündel schon mit freiem Auge sowohl in der trockenen Zwiebelschuppe als auch in der Asche. 6b) Blätter. Cassia angustifolia, ein zu der Familie der Caesalpineen gehöriger Strauch, liefert die als Arzneimittel geschätzten Sennesblätter. | ‚Ihre Asche läßt ein deutliches Kalkskelett des Mesophylis erkennen. Aus ihm hebt sich scharf das Nervennetz hervor, das mit Einzelkrystallen von Kalkoxalat wie übersät ist. Die ganze Nervatur gleicht mehrreihigen Zügen von Krystalien, wie dies so häufig bei Leguminosen zu beobachten ist. Im Mesophyll liegen gleichfalls Krystalle von Kalkoxalat, und zwar Drusen. Erythroxylon coca. Blätter. Die Asche zeigt nichts be- sonders auffallendes; nur besonders längs der Blattnervatur liegen einzeln oder in kurzen Reihen RE von Kalkoxalat, jedoch keine Drusen. Barosma crenata. »Folia Bucco«. In der gut erhaltenen bräunlichen Blattasche sind die Ölräume noch gut zu er- kennen. Zahlreiche Kalkoxalatdrusen erscheinen ziemlich Aschenbild und Pflanzenverwandtschaft. 289 gleichmäßig im Mesophyli zerstreut, nur am äußersten Rande des Blattes fehlen sie fast ganz. Jlex paragnuayensis, Mate, auch Paraguaytee genannt, besteht bekanntlich aus den zerkleinerten Blättern eines süd- ‚amerikanischen Strauches oder kleinen Baumes. Die Blätter geben ein charakteristisches Aschenbild. Die obere Epidermis setzt sich, von der Fläche gesehen, aus polygonalen, über den Nerven reihenweise angeordneten Zellen mit derber, welliger, kutikularer Streifung zusammen. Von dieser oberen Epidermis, die hochgradig verkieselt ist, liegen viele mehr oder minder große Stücke e wohl erhalten in der Asche vor und können zur Sicherung der Diagnose auf Mate dienen. Fig. 16. Seltener bleibt die untere Epidermis mit den zahlreichen eine breite Ellipse bildenden und von Nebenzellen umgebenen Spaltöffnungen erhalten, etwas häu- figer das groß lakunöse Schwammparenchym s, wenn es starke Verkieselung erfährt. Nicht unerwähnt soll die Tatsache bleiben, daß die Blattasche in einzelnen Stücken sich grünblau färbt, vielleicht infolge des großen Mangangehaltes. Cannabis sativa. Die Laubblätter sind mit zweierlei auffallenden, einzelligen Haaren bedeckt. Die Oberhaut der Blattoberseite führt verhältnismäßig kurze, stark bauchig angeschwollene Haare Ah, die der Unterseite längere, schmälere und an der Basis weniger erweiterte Haare h,. Beide sind gegen die Blattspitze gerichtet und enthalten in dem basalen Teile einen die Zelle ziemlich ausfüllenden Zystolithen. Die kurzen Zystolithenhaare sind oft mit einem Wall von strahlig angeordneten Epidermiszellen umsäumt, die gleich- falls mit kohlensaurem Kalk ausgefüllt sein können. In der Asche scheint der Haarzystolith daher wie von radiaren Fortsätzen umgeben, h,. Das Aschenbild des Hanfblattes ist sehr charakteristisch, weil die Asche sich großenteils aus den geschilderten, gestaltlich ausgezeichnet erhaltenen, ver- kieselten und verkalkten Zystolithenhaaren zusammensetzt. Fig. 18. Außerdem finden sich über den ge noch vereinzelte Drusen von Kalkoxalat R. 290 H:Molisch, c) Rinden. Cinchona succirubra. Die Asche gleicht einem Sand- haufen von Kalkoxalat-Krystallsandzellen. Der Krystallsand zeigt, weil die einzelnen Kryställchen der Zelle aneinander haften, noch die ursprüngliche Form der Zelle: rund, abge- rundet, viereckig, gestreckt oder kegelförmig. | Cinchona macrocalyx. Rinde. Die Asche verhält sich ähnlich. Cinchona lucumaefolia. Rinde. Wie vorhin. Cinnamomum zeylanicum. Zeylonzimmt- oder Kanehl- rinde. Die Asche erscheint bei schwacher Vergrößerung in Phenol dicht graupunktiert, in der intakten Asche liegen die Punkte stellenweise noch in dichten Reihen. Diese entsprechen dicht gelagerten Zügen von Parenchymzellen, gefüllt mit Kalkoxalatnadelbündeln. Diese im intakten Gewebe ganz zu- rücktretenden Elemente setzen einen großen Teil der Asche zusammen und bilden hier das Leitfragment. Cinnamomum Cassia. Das Aschenbild der Zimtkassien- rinde ist wesentlich verschieden von der vorhergehenden Rinde, denn die Kalkoxalatkrystalle sehen zumeist ganz anders aus als die vom Zeylonzimt. Bei diesem sind sie nadelförmig, bei jenem aber monokline Rhomboeder, prismen- artig oder quadratisch. Ihr Größenunterschied ist auffallend. Pumica granatum; Rinde. Die Asche besteht großenteils aus kleinen Drusen von Kalkoxalat. Zahlreiche Reihen von solchen Krystallen sind in der unversehrten, nicht gequetschten Asche miteinander zu größeren Stücken verbunden. Diese Reihen verleihen der Asche ein streifiges Aussehen. Fig. 17. Die Beispiele ließen sich leicht vermehren, man könnte damit leicht ein Buch füllen und einen Atlas dazu. Vielleicht wird dies später jemand, nachdem auf die Wichtigkeit der Sache ausdrücklichst hingewiesen wurde, unternehmen. Ein Atlas über Aschenbilder von technich verwerteten Rohstoffen, Nahrungs- und Genußmitteln aus dem Pflanzenreiche würde jedenfalls die heute geübte einschlägige Methodik wesentlich ergänzen und verfeinern. Aschenbild und Pflanzenverwandischaft. 291 IV. Zusammenfassung. Die vorliegende Arbeit zeigt, daß für die Beschreibung und Erkennung eines Pflanzenobjektes nicht bloß die Anato- mie des Gewebes, sondern auch die Morphologie seiner Asche herangezogen werden kann, da das Aschenbild entweder durch sein Zellenskelett oder durch bestimmte Inhaltskörper oder Leitfragmente und ihre bestimmte Anordnung für jede einzelne Pflanzenart sehr charakteristisch ist. Dadurch, daß die Zellwände hochgradig verkieseln oder verkalken oder sowohl verkieseln als auch verkalken, bleiben die Gewebe nach ihrer Veraschung in ihrer zellulären Struktur scheinbar so gut erhalten, daß man glaubt, das noch intakte Gewebe vor sich zu haben. Dazu kommen dann häufig noch Haare und verschiedene in der Asche noch wohl erkennbare Inhaltskörper, z. B. mannigfach ge- formte Krystalle, Zystolithen, Kieselkörper und zwar oft in so charakteristischer Anordnung, daß man in dem so zustande gekommenen Aschenbild oder Spodogramm einzelne Familien, Gattungen oder Arten erkennen kann. Man könnte vielleicht einwenden: Wozu benötige ich die Asche, wenn mir das Gewebe zur Verfügung steht? Das Gewebe zeigt doch mehr als die Asche. Gewiß bietet das Gewebe Einzelheiten, z. B. im Zellinhalt, die bei der Ver- aschung zerstört werden und die daher in der Asche nicht mehr gesehen werden können, aber anderseits bietet die durch einfaches Verbrennen rasch gewonnene Asche oft in größerer Klarheit und in besserer Über- sicht gewisse besondere morphologische Verhält- nisse. Wer einen raschen Überblick über die Verteilung der Zystolithen bei den Acanthaceen und Urticaceen haben will, wird ihn leicht und ausgezeichnet an der Hand von Aschen- präparaten gewinnen. Die Gramineen sind durchwegs durch das Vorhandensein der solid verkieselten Kieselkurzzellen, die Cyperaceen stets durch dıe eigenartig geformten, ver- kieselten Kegelzellen und viele Orchideen, die Marantaceen, Musaceen und Palmen durch die als Deckplättchen oder Stegmata bekannten Zellen mit bestimmt geformten Kiesel- 292 H. Molisch, körpern, manche Familien durch Raphidenbündel oder Krystall- sand ausgezeichnet. Ja sogar große und auffallend gestaltete Einzelkrystalle von Kalkoxalat können für Vertreter einer ganzen Familie bezeichnend sein wie die mächtigen Kalk- oxalatspieße der Irideen. Alle diese "Leitfragementesdtreten aber an #387 Asthelmityreligrößerer”De urlichkeiit und Übersicht- lichkeit hervor als im Gewebe, zumal sie bei der Ver- aschung auf ein kleineres Volum zusammenrücken und so leichter sichtbar werden. Die Zystolithen, Kieselkurzzellen und Kegelzellen stellen einen Familiencharakter dar, der sich in der Asche in besonders prägnanter Weise zu erkennen gibt. Wenn man die modernen Bücher über Pharmakognosie, Drogen, Nahrungs- und Genußmittel und andere Rohstoffe des Pflanzenreichs durchblättert, so ist hier vom Aschenbild kaum die Rede und doch würde das Spodogramm die Be- schreibung des zugehörigen Objektes in vielen Fällen wesent- lich ergänzen, und durch die Herbeiziehung des Aschenbildes in vielen Fällen die Erkennung des Objektes sowie die Fest- stellung seiner Echt- oder Unechtheit sicherlich erleichtern. Ja bei der Diagnostizierung prähistorischer Pflanzenaschen würde die mikroskopische Untersuchung der Asche über- haupt. die wichtigsten wenn nicht sogar die einzigen Er- kennungsmittel bieten. Mit anderen Worten: Wie die Form und die Stellung des Blattes, der "Bau "der Blüte, "die Zahl’ der Staubgebe und die Form der Samenanlage für diese oder jene Pflanzen- familie oder Gattung charakteristisch ist, so kann in zahl- reichen Fällen auch die Morphologie der Asche oder das Spodogramm einen Hinweis abgeben für die systematische Stellung’ "der”die "Asche liefernden "Pfllanze. "Dies"solreue Zukunft mehr beachtet werden als dies bisher geschehen ist. Fig. Fig. auf [5% on | Aschenbild und Pflanzenverwandtschaft. 293 Erklärung der Tafeln. Tat. 1. Strobılanlhes isophyllus. Aschenbild.l Die Asche besteht großenteils aus maiskolbenähnlichen Zystolithen c. Die meisten liegen quer zur Längsachse des Blattes, die oberhalb der Blattnerven befindlichen liegen parallel dem Nerven und sind schmäler. Vergr. 60. Boehmeria utilis. Aschenbild nach Behandlung mit Salzsäure h, h, und hy, Kieselhaare, c Zystolithen. Vergr. 60. Ampelopsis quinquefolia. Aschenbild mit zahlreichen Raphiden- bündeln 7 und Kalkoxalatdrusen k. Die übrigen Bestandteile der Asche, die zu wenig mineralisiertt und daher zu wenig prägnant sind, wurden wie auch in den folgenden Abbildungen weggelassen. Vergr. 60. Iris germanica. Aschenbild. Die Asche besteht der Hauptmasse nach aus langgestreckten, prismatischen Kalkoxalatkrystallen, die parallel zur Längsachse des Blattes gelagert sind. Opumtia missouriensis. Aschenbild der Sproßoberfläche. Massen- haftes Vorkommen von Kalkoxalatdrusen k und dazwischen Lücken s, die die ursprüngliche Lage der Spaltöffnungen andeuten. Vergr. 160. Pleris aquilina. Aschenbild der verkieselten Epidermis nach Behand- lung mit Salzsäure. Vergr. 180. Taf. IE Equiselum pratense. Aschenbild der verkieselten Stengeloberhaut nach Behandlung mit Salzsäure. e Epidermiszellen mit welligem Umriß und kutikularen Höckerchen A, e, Epidermiszellen an einer vorspringenden Stengelrippe. s Spaltöffnung. Vergr. 280. . Bambusa, sp. Aschenbild nach Behandlung der verkieselten Epidermis mit Salzsäure. Man glaubt ein intaktes Gewebe zu sehen. s Spalt- Öffnungen, e wellig konturierte Epidermiszellen, von denen manche se mit Kieselsäure vollends erfüllt sind, und %k die Kieselkurzzellen. Vergr. 285. . Carex silvatica. Aschenbild nach Behandlung mit Salzsäure. e Epi- dermiszellen, s Spaltöffnungen, k Kegelzellen in der Seitenansicht, k, Kegelzellen in der Aufsicht. Vergr. 285. 1 Wo nichts anderes bemerkt wird, bezieht sich das Aschenbild stets die Blattasche. Vergr. 60. Fig. e. 10. 11. 13. 14. AB. H. Molisch, Aschenbild und Pflanzenverwandtschaft. Cephalanthera ensifolia. Aschenbild. 3 Reihen von Stegmata d, außerdem Raphidenbündel r. Vergr. 160. Cephalanthera ensifolia. Aschenbild, nach Behandlung mit Salzsäure. d Deckplättchen in der Aufsicht, d’ Deckplättchen in der Seiten- ansicht. Musa paradisiaca. Aschenbild, nach Behandlung mit Salzsäure, d Ketten von Deckplättchen, s Schraubengefäße. Vergr. 285. Taf. Il: Pandanus graminifolius. Aschenbild. s Reihen von Kalkoxalat- krystallen der Stegmatoide in Längsreihen. k' größere Kalkoxalat- krystalle zwischen den Längsreihen, r Raphidenbündel, *'' kleine Drusen und Sphärite. Vergr. 460. Deuitzia scabra. Blatt-Aschenbild, nach Behandlung mit Salzsäure. h verschiedene, sternartige, verkieselte Haare. e Epidermisstück, m hochgradig verkieselte Mesophylistücke. Vergr. 40. Atropa belladonna. Das Aschenbild der Wurzel zeigt massenhaft. Kalkoxalat-Krystallsandzellen ks. Vergr. 60. Ilex paraguayensis. Blatt-Aschenbild, nach Behandlung mit Salz- säure. e verkieseltes Epidermisstück der Oberseite, s verkieseltes. Schwammparenchym. Vergr. 285. ; Punica granatum. Rinden-Aschenbild. Zahllose Drusen von Kalk- oxalat stehen in Reihen und verleihen der Asche ein streifiges. Aussehen. Vergr. 460. Cannabis sativa. Blattasche in Canadabalsam. % schmale Zystolithen- haare, h, breite Zystolithenhaare, h5 dieselben Haare aber umgeben von den Kalkausfüllungen der benachbarten Epidermiszellen. k Kalkoxalatdrusen über dem Gefäßbündel. Vergr. 60. Molisch, H.: Aschenbild und Pflänzenverwandtschatt Tas rl. Kisser I. et. Molisch H. fec. Sitzungsberichte @. Akad.d,. Wiss., math.-naturw, Klasse, Bd. 129 Abt. I. 1920. Taf. Molisch, H.: Aschenbild und Pflanzenverwandtschaft ee 7 (5 h ’ > m L - - - - rei 5 Kisser I. et Molisch H. fec. Sitzungsberichte d. Akad. d. Wiss., math.-naturw. Klasse, Bd. 129, Abt. I. 1920, Taf. Ill. lolisch, H.: Aschenbild und Pflanzenverwandtschäft gg @ ern . u. 5a 6 © ©» & 7 Der Is} = {3} 7) nd — = u. o -_ = o 07) (7) _ N Sitzungsberichte d. Akad. d. Wiss., math.-naturw. Klasse, Bd. 129, Abt. I. 1920, Akademie der Wissenschaften in Wien Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse Sitzungsberichte Abteilung I] Mineralogie, Krystallographie, Botanik, Physiologie der Pflanzen, Zoologie, Paläontologie, Geologie, Physische Geographie und Reisen | 129. Band. 7. und 8. Heft (Mit 2 Tafeln) Wien, 1920 Österreichische Staatsdruckerei In Kommission bei Alfred Hölder Universitätsbuchhändler Buchhändler der Akademie der Wissenschaften Inhalt des 7. und 8. Heftes des 129. Bandes, Abteilung I der En ,berichte der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse: Seite Jung J., Über den Nachweis und die Verbreitung des Chlors im Pflanzen- reiche. (Mit 1 Tafel.) [Preis: 22 K] . : 297 Klein G., Studien über das Anthochlor. (I. Mitteilung.) (Mit N Tafel.) ee en Se ee 27 a 3. Bis. E on Akademie der Wissenschaften in Wien Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse Sitzungsberichte Abteilung I Mineralogie, Krystallographie, Botanik, Physiologie der Pflanzen, Zoologie, Paläontologie, Geologie, Physische Geographie und Reisen 129. Band. 7. und 8. Heft: 297 Über den Nachweis und die Verbreitung des Chlors im Pflanzenreiche Von pharm. Mag. Josef Jung Aus dem Pflanzenphysiologischen Institut der Universität in Wien. (Nr. 138 der zweiten Folge) (Mit 1 Tafel) (Vorgelegt in der Sitzung am 8. Juli 1920) Die weite Verbreitung des Chlors im Pflanzenreiche ist eine wohlbekannte Tatsache. Es gibt einerseits Pflanzen, die mit Vorliebe Chlor in ihren Geweben speichern, andrerseits wieder welche, die diesen Stoff zu meiden scheinen. Bis jetzt liegt eine systematische mikrochemische Untersuchung über sein Vorkommen und seine Verteilung in der Pflanze selbst noch nicht vor, sondern es sind nur vereinzelte Angaben in der Literatur zu finden. Auch die Methoden für seinen mikro- chemischen Nachweis in der Pflanze fand ich zuwenig genau angegeben, so daß dadurch meine Aufgabe gegeben ist. Wie meine Untersuchungen mir gezeigt haben, dürfte das Chlor nur in Form von Chloriden in der Pflanze vor- kommen. In anderen anorganischen Verbindungen oder in organischer Bindung scheint es zu fehlen. Bei der Durchsicht der für Chloride in Betracht kommenden Reagentien haben sich nur wenige für ihren mikrochemischen Nachweis brauch- bar erwiesen. Speziell Thallosalze und Silovernitrat. Der Nach- weis mit innen hat folgendes ergeben. 298 Jung; Nachweis durch Thallosalze. Mit Lösungen von Thallosalzen erhält man bei Chloriden einen schönen charakteristischen Krystallniederschlag, der kaum mit anderen Krystallen verwechselt werden kann. Die Krystalle gehören dem tesseralen System an, bilden Würfel (10 bis 151 groß), Oktaeder, oft kombiniert mit Flächen von ‚Rhombendodekaeder und am meisten Rosetten (bis 70 w groß). Sie sind durch starke Lichtbrechung ausgezeichnet, so daß sie im auffallenden Lichte weiß, im durchfallenden fast schwarz erscheinen. Nach dem Borodin’schen Verfahren kann man ihre Identität beweisen, indem man die Schnitte mit den Krystallen in eine konzentrierte Lösung von Thallochiorid lest. Bleiben die Krystalle erhalten oder vergrößern sie sich, so bestehen sie aus Thallochlorid, lösen sie sich auf, so gehören sie einer anderen Verbindung an. In der Literatur, die mir zu Gebote stand, fehlen leider genaue Angaben, in welcher Verdünnung das Reagens zu gebrauchen ist. Durch Versuche, die beste Konzentration des Reagens zu finden, kam ich zu folgenden Resultaien. Ver- schieden starke Lösungen von Thallosalzen ergaben ver- schiedene Ergebnisse, sowohl in Bezug auf die Art des Niederschlages, wie auch auf die Reaktionsgeschwindigkeit der chemischen Umsetzung. Verdünnte Lösungen 0°5 bis 1%, rufen bei geringem Chlorgehalt entweder keine Reaktion hervor, oder sie tritt erst langsam bei Verdunsten des Tropfens auf dem Objektträger auf. Bei größerem Chlorgehalt treten mehr oder weniger klumpige, unregelmäßige Krystalle auf. Benutzt man stärker konzentrierte Lösungen, so läßt sich wohl die Empfindlichkeit steigern, aber auch nur bis zu einem gewissen Grade, da stark konzentrierte Lösungen von Thallium- acetat einen nicht charakteristischen, feinkörnigen Niederschlag hervorrufen. Eine Lösung von 5°/, bewährte sich noch am besten. Sie erzeugt schöne, regelmäßige Krystalle, die man sehr leicht identifizieren kann. Dürch einen geringen Zusatz von Glyzerin kann man die Krystallbildung mehr lokalisieren. Mein Reagens bestand aus: | Thalloacetat 0:58, Glyzerin 2g, dest. Wasser 758. Verbreitung des Chlors ım Pflanzenreiche. 299 Statt des bisher gebräuchlichen Thallosulfates wende ich lieber das Thalloacetat an, da es erstens in beliebiger Menge in Wasser löslich ist im Gegensatze zu dem nur bis zu 4°/, löslichen Sulfat, andrerseits um die die Reaktion ungünstig beeinflussende Wirkung von der dabei entstehenden Mineral- säure (H,SO,) aufzuheben, was ich sonst nur durch Zusatz von Natriumacetat erreichen könnte. Die Reaktion tritt nicht ganz lokalisiert auf und ist ziemlich empfindlich. Ihren größten Wert besitzt sie in den ganz charakteristischen, kaum zu ver- kennenden rosettenförmigen Krystallen. Nachweis durch Silbernitrat. AsNO, in Lösung ist auf Chloride in der Makrochemie das am häufigsten gebrauchte Reagens. In der Mikrochemie bevorzugte man jedoch trotz ihrer bedeutenden Minderempfind- lichkeit die Thallosalze, da das erstere mit Chlor einen käsigen, amorphen Niederschlag gibt, den man erst in NH, lösen muß, um beim Verdunsten der Lösung AgUI-Krystalle zu bekommen. Diese Prozedur ist auf einem Objektträger recht umständlich, in vielen Fällen schwer anwendbar. Zu denselben, ja noch besseren Resultaten kommt man, wenn man gleich mit einer NH,-haltigen Silbernitratlösung arbeitet. Fügt man einer AgNO,- Lösung NH, hinzu, so entsteht zuerst ein brauner Niederschlag von Ag,O, welcher sich in überschüssigem NH, zu der Ver- bindung [Ag(NH,),]JOH auflöst. Außerdem ist in der Lösung noch [Ag(NH,),]NO, enthalten. Diese Verbindungen sind sehr labil. Schon an freier Luft, durch Verdunsten von NH, entsteht wieder AgNO,. Ist Cl vorhanden, so bildet sich AgCl in wunderschönen, regel- mäßigen Krystallen. Auch hier wird die Empfindlichkeit nach dem. Massenwirkungsgesetz durch höhere Konzentration der Lösung gefördert, aber die Krystalle werden in demselben Maße kleiner und unkenntlicher. Für nachfolgende Unter- suchungen benützte ich eine 1°/, Lösung von AgNO, in einer 10°/, NH,-Lösung. Bei sehr geringem ClI-Gehalt ist eine 1/,°/, AgNO,-Lösung in 10°/, NH, vorzuziehen, um größere Krystalle zu bekommen. 300 J. Jung, Der Vorgang bei Untersuchungen ist folgender. Man legt einen Schnitt in einen Tropfen des Reagens und läßt das NH, an der Luft möglichst ruhig verdunsten. Allmählich nach 1 bis 2 Minuten, proportional der Verdunstung des NH,, entwickeln sich AgCI-Krystalle an der Oberfläche des Tropfens, die oft eine für den Mikrochemiker selten gesehene Größe annehmen. Sie gehören ins tesserale System, bilden Würfel, Oktaeder, fast immer aber kreuzförmige oder ordensternartige Drusen in großer Mannigfaltigkeit, so daß man bei mancher Reaktion kaum zwei ganz gleiche Krystalle findet. Ihre Größe erreicht oft 100 1. Während der Beobachtung färben sie sich blau, violett bis schwarz, welche Eigenschaft ich als eine der wich- tigsten zu ihrer Identifizierung bezeichne. Unter den Ag-Ver- bindungen, welche alle mehr oder weniger lichtempfindlich sind, färbt sich nur das Chlorid so intensiv violett bis schwarz, während die anderen unter dem Mikroskop in derselben Zeit höchstens ein Grau annehmen. Zu ihrer ganz genauen Be- stimmung sei noch ihre Leichtlöslichkeit in Cyankalium, in unterschwefligsaurem Natron und in einer konzentrierten Lösung von salpetersaurem Quecksilberoxyd angegeben. Manchmal können reduzierende organische Verbindungen (Gerbstoffe u. dgl. m.) in der Pflanzenzelle die Reaktion störend beeinflussen, indem außer den AgCl-Krystallen ein feinkörniger, schwarzer, strukturloser Niederschlag von metallischem Silber entsteht, aber dieser ist bei einiger Aufmerksamkeit sehr leicht neben AgCI-Krystallen infolge Fehlens jeglicher Krystallform zu unterscheiden. Außerdem hat man in diesem Falle bei etwaigem Zweifel das Thalliumreagens zur Verfügung. Manch- mal kommt es vor, daß, wenn Schleim. vorhanden ist, sich unregelmäßige Körner abscheiden oder daß noch andere kıy- stallinische Niederschläge entstehen, was der Fall sein kann, wenn Phosphate vorhanden sind, die mit NH, bei Anwesen- heit von Magnesium reagieren, Körner, die zu wenig charak- terisiertt sind, um als Beweis für die Anwesenheit von Cl dienen zu können. In solchen Fällen läßt man die Schnitte nur einige Minuten in starkem Lichte, am besten in der Sonne liegen und bald differenzieren sich die AgCl-Krystalle von den anderen, indem sie sich infolge der Bestrahlung verfärben. Verbreitung des Chlors im Pflanzenreiche. 301 Außerdem läßt sich auch hier Borodins-Verfahren anwenden, nämlich ihr Verhalten in einer gesättigten AgCI-Lösung in konz. HCl oder NaCl. Die Empfindlichkeit dieses Reagens ist bedeutend größer als die des ersteren aus Thalliumacetat bereiteten, so daß es mit ihm möglich ist, noch ganz geringe Spuren von Chloriden unzweideutig nachzuweisen. Deshalb verwendete ich es haupt- sächlichst bei der Untersuchung der nachfolgenden Pflanzen. Macallum! verwendet das Silbernitrat in Gegenwart von Salpetersäure als Reagens auf Chloride und exponiert den Niederschlag im Lichte. Er bezeichnet diesen Nachweis als äußerst zuverlässig. Es entsteht hierbei ein amorpher Nieder- schlag, der nur die eine Eigenschaft besitzt, daß er sich im Lichte verfärbt, was mir bei dem Fehlen von charakteristischen Krystallformen als Identitätsbeweis zu wenig dünkt. Nachweis durch Thallosulfat mit Platinsulfat. Kley? bemerkt in seiner Mikrochemie, daß man die Empfindlichkeit der Reaktion mit Thallosulfat auf Chlor durch einen geringen Zusatz von Platinsulfat auf das 100fache er- höhen kann. Es entsteht hier ein feinkörniger, krystallischer Niederschlag von Thalliumplatinochlorid. Leider konnte ich trotz aller Mühe, da die Arbeit zur Zeit der Kriegsnot ent- standen ist, kein Platinsulfat erlangen und mußte daher auf eine Untersuchung, ob dieses Reagens für die Pflanzenmikro- chemie geeignet ist, verzichten. Mit Hilfe dieser Chlorreagentien ging ich daran, das Vor- kommen und die Verteilung des Chlors im Pflanzenreiche zu prüfen. Nachfolgende Pflanzen, die untersucht worden sind, sind in systematischer Reihenfolge geordnet. Sie wurden meistens blühend im Freien oder im Glashause gesammelt, im frischen Zustande behandelt und nur Lücken ergänzte ich durch Herbarexemplare, wobei sich die Silbernitratreaktion 1 Macallum A. B., On the Nature of the Silver Reaction in Animal and Vegetable Tissues (Proc. Roy, Soc. 1898, vol. 63, p. 467). 2 Behrens-Kley, Mikrochemische Analyse, IV. Aufl, Leipzig— Hamburg 1915. 302 Jung, auf das beste bewährte, da ja die Krystalle, wie oben erwähnt, an der Oberfläche des Reagenstropfens erscheinen und auf diese Weise deutlich sichtbar werden. Aus folgender Tabelle ersieht man, wie weit verbreitet die Chloride auch unter den Binnenpflanzen sind, die oft dem Salzreichtum der Halophyten gar nicht nachstehen. Die Ver- breitung läßt die Vermutung beinahe zur Gewißheit erstarken, daß das Chlor, manchmal zwar wegen seines geringen Vor- kommens nicht mit Sicherheit nachweisbar, ein allgemeiner Inhaltstoff der Pflanze ist. Auffallend ist es auch, daß es nur wenige Pflanzenfamilien gibt, deren Vertreter alle chloridarm sind, so daß man auch in sonst salzscheuen Familien (Rosa- ceen) Pflanzen findet, die einen größeren Chlorgehalt besitzen, welche aber meistens wieder der Ruderal- oder Segetalflora angehören. Ferner ist der Chloridgehalt derselben Art nicht immer derselbe. Er scheint sehr von der chemischen Beschaffen- heit des Bodens, aber auch von der Jahreszeit, beziehungs- weise Vegetationszeit abzuhängen. Ich untersuchte zwei Kleinien derselben Spezies (Kleinia articulata), die eine aus meinem Besitze in Mistbeeterde mit Sandzusatz gepflanzt, die andere aus dem Institutsglashause, zu gleicher Zeit und be- kam verschieden starke Reaktionen auf Chloride. Meine Pflanze reagierte sehr stark, die andere, anscheinend in Komposterde wachsend, bedeutend schwächer. Blattstiele von Primula obconica enthielten im Frühjahr viel Chloride, während sie im November, wo ich die Absicht hatte, die Krystalle zu photographieren, nur einen mittelmäßigen Niederschlag lieferten. Ob hier in der Vegetationsruhe eine Wanderung des Chlors nach anderen Organen (Wurzel etc.) stattfindet, oder ob die Behauptung Diels! die meisten Halophyten besäßen die Fähigkeit mit irgendwelchen Mitteln die Chloride zu zersetzen und sie aus den Geweben zu entfernen, den Tatsachen ent- spricht, kann ich jetzt nicht behaupten, doch neige ich mehr der Ansicht Beneke’s? zu, der die Arbeit Diels überprüfte 1 Diels S., Stoffwechsel und Struktur der Halophyten. Jahrb. d. w. B,, 1898, Bd. XXXI. D) 2 Beneke W., Über die Diels’sche Lehre von der Entchlorung der Halophyten. Jahrb. d. w. B., Bd. XXXVl. Verbreitung des Chlors im Pflanzenreiche. 303 und eine Entchlorung, wie Diels sie für die Halophyten in Anspruch nimmt, in Abrede stellt. Versuche, die diese und auch andere physiologische Fragen betreffen, sind bereits begonnen und darüber wird später berichtet werden. Pflanzen in systematischer Reihenfolge geordnet. Untersuchte Organe ı Stamm ‚Stengel Peraeh Blatt Name Ver- | schiedenes Ganze Pflanze unten oben "Stiel I. Stamm: Myxophyta. Trichia chrysosperma ....| 01 Tu an a ungen I. Stamm: Schizophyta. 1. Klasse: Schizophyceae. Oscillatoria princeps ..... 1 » lEmosa ....... 1 Il. Stamm: Zygophyla. 3. Klasse: Conjugatae. Spirogyra fallax......... 1 » HUUIRMS.. - =. 2. 1 > (4 andereSpec.).| 1 Zygnema (2 Species) ...... 1 Mougeotia viridis......... 1 IV. Stamm: Euthallophyta. 1. Klasse: Chlorophyceae. _ Oedogonium spec.........| 1 Vaucheria terrestris....... l » (2 Species aus s dem Meerwasser) ....... 12 Udotea desfontainii ...... Cladophora fracta........ 2 > spec. (Meerw.).| 12 > utriculosa ....| 1? Chara fragilis.. cu. ..... .1-8 Zellsaft 2 1 Das Nichteintreten der Reaktion bezeichne ich mit 0, sehr schwache oder schwache mit 1, mitttelstarke 2, 3, starke 4, sehr starke Reaktion mit 5. 2 Die Organismen aus Meerwasser wurden natürlich vor der Reaktion in destilliertem Wasser gründlich abgespült. 304 3. Jung, Untersuchte Organe Stamm | Stengel‘ Blatt a | Name E Ver- | schiedenes I | I Ganze Pflanze Stiel | = Mucorssspes. S%. rer nr 2 Aspergillus glaucus ...... 9) Penicillium crustaceum...| 1 Ascobolus spec. as). Der 1 Boikylis spech ns. Sn N Helotium virgultorum .. 0 Nectria cinnabarina...... 0 HAypoxylon fuscum......:] 0 GIaDarIa aua. own annee Ö Pohporus adustms ........ 0 Polysticius versicolor ..... 1 Daedalea. quereina.. „2... V Dolelus Stabes... wa! 2 Cantharellus cibarius..... 0 CORFINUS"SPER. . nr... 2 actarıa deliaosa,. 2. 2.... 9) Agaricus campestris...... 2 SONS IMELIEHS Er neh 0) > DICOVOR N 9) 3 2 0) 0 0 Milchsaft 0 2. Klasse: Zung!t. | A. Eumvcetes. Stiel + » PROCHES U 2b Sphaerobolus carpobolus .. Lycoperdon spee....»...... » DBWISER.. 2.5... B. Lichenes. Cladonia rangiferina..... 0 Sticta pulmonaria........ 9) Xanltoria parietina....... 0 Ceirania islandicans u. .: 0 Usnea,barbatan...,.. 0 PVerB1a SPEC. sahen 1 VD. Stamm: Cormophyla. 1. Abteilung: Archegoniatae. 1. Unterabteilung: Bryophyta. 1. Klasse: Musci. Dieranun scoparium...:-.|\. |» |. 1.1: 1.1.4 27 Spros 0 Leucobryum glaucum..... le ee ee > 0 Verbreitung des Chlors im Pflanzenreiche. Name Ganze Pflanze Funaria hygromeltrica .... Bryum argenteum........ = FEB IE >. capillare ......... Mnium punclatum ....... » SERUM E Sn ee Polvtrichum spec......... Fontinalis antipyretica.... Leskea polycarpa ........ Thuidium tamariscinum.. Hygrohypnum palustre ... Hypnum molluscum...... ikea » cupressiforme ... Ber N en 36 EUREN ae u BR ur Brachythecium reflexum... » salebrosum Sphagnum cymbifolium... » squarrosum ... » cuspidatum ... » acutifolium ... » fimbriatum ... 2. Klasse: Hepaticae. Fegatella conica ......... Marchantia polymorpha... Bactal Jiuttans . 22... 8% 2. Unterabteilung: Pteri- dophyta. 1. Klasse: Lyvcopodiinae. Lycopodium annotinum... 0|0 » clavatum .... 01|0 Selaginella martensii..... 0|0 » watsoniana ... 21.2 3. Klasse: Zgniselinae. Equisetum hiemale....... 2.3: Da et » ArVense....... Le re EP .eo 0.0. > gracillimum Untersuchte Organe Ver- schiedenes Sproß 0 » 0 > 0 » 0 » 1 » 0 » 0 » 0 > 0 » 9) » 0 » 1 » 0 » 0 > 1 > 1 » 0 » 0 » 0 > 0 > ) Thallus 1 » 1 » 1 Sporophyll © > 0 Sproß 2 fertil. Sproß 3 » » 3 » »i,8 » >» 3 806 3. sung, Untersuchte Organe Stamm | Stengel | Blatt Name Ver- schiedenes . Ganze Pflanze Wurzel Holz Rinde 5. Klasse: Filicinae. LS) Angiopteris evecta ....... Platycerium alcicorne...... Pteridium aquilinum ..... Pets SPec. . Sehe BEMCHEIICRR. en Gymnogramme sulphurea.. Adiantum formosum ..... > mindnla....... » capillus veneris. Scolopendrium vulgare.... Blechnum gracile ........ Aspidium falcalum ...... Struthiopteris germanica .. Davallia spec.. ..\..-. 2... . » TIIENSIS: hen a.) [ap} . ww » Om Or 0O0O0O mem Rhizom! 3 2. Abteilung: Anthophyta. 1. Unterabteilung: Gymno- spermae. 4. Klasse: Ginkgoinae. m pn Ginkgo biloba. „......... 5. Klasse: Coniferae. a) Taxuıs baccatan....... che Seqguoia gigantea ........ Cryptomeria japonica..... Cupressus sempervirens... » fastigata elSteYellere Thuja occidentals ....... Juniperus communis . > virginiand...... Araucaria extelsa........ > brasiliana ..... Abzes alba. „Won eco ee Tsuga martensiana ...... Picen ‚exoelsa... an... MEIST Frucht 0) junger Sproß 3 eier ei eier ne) USA US 1 Bei der Vegetationsspitze. Verbreitung des Chlors im Pflanzenreiche. Name Pinus mıgta ...... 2.8 7 S: 0 SHOUNS 3.4 Maria » pumilio 6. Klasse: Gnetinae. Ephedra gerardiana..... . » campylopoda .... >» procera ...o.00. ... 2. Unterabteilung: Angio- spermae. 1. Klasse: Dicotyledones. 1. Unterklasse: Choripelalae. A. Monochlamydeae. Casuarina equiseltifolia ... Berula alba .. u 18 -Ie00.. Carpinus beiulus .......- de Corylus avellana......... Bastanea salwa.. nn. un:. EEE 7: 02 W7E 577 ER FESTE ENIFEINSA Hd A Dre she Mogus; MSYa susanne. Ficus aerocarpa ..... NE Humulus lupulus........ Cannabis sativa . 222.2...» Ulmus campestris........ U ACHlFOHN . aaa Unkiea,, WEENSIn 4 oihaless E BR: 19.7777 Na BEI RE 3... CANMAbING. nase . Parietaria officinalis ..... » ENEIIER inlaiweiaa Fascum, album 3s.......- BRIERLBFISEHS in denai » obtusifolius 22.2... > conglomeratus »..». » SANZUINEUS. ze neen 1 Glashauspflanze. 2 Holzig. Ganze Pflanze Wurzel Holz Rinde Zone) SESISESTSESHEA ern re me oO OO mm mie oben 8 W8mDe Stamm | Stengel unten Stiel wm. Untersuchte Organe Blatt | "-OARPDPEPRUODM-MOOO-rmT Or m: DO W8D » 307 o Ver- 'D schiedenes = 5 0 10) (0) Sproß 2 > 1 > 1 Sproß 21 Pollen (0) Zweig 2 wo vVrrmr- Over r DD +. +-oOo0O0O0r- OO mmme. 308 3. re‘, Untersuchte Organe © en © Stamm |Stengel| Blatt Name A a 2 Kurse © Ver- SIE|s 3 S|8 |'3 | schiedenes SIE E28 555 Rumex maritimus! ...... Se, 313 2 > geebosah 3... 5 Bi ar Bi » RBELOBeMAN Eee UN ad ZI BB 2 Kheum Spec.L.. I...8.. 8% RE ul ee Polygonum aviculare ..... 3|3|13|3 » lapathifolium . ER a BR 6 » persicarid .... 020 = Da » amphibium ... i 3|2 Mühlenbeckia platyclada.. } Sproß oben 2 » » 5 } i » unten 1 Mercurialis annua |]...... 3 3212 » >... 11225 1 I Euphorbia coerulescens ...| 2 12.1... | Kpidenmiezi » palusmis \ .... 4|4 3 [|Nervd.Blatt.4 » PEDIUS nn 22% 3| 2 2 | Milchsaft 3 » amygdaloides 1. 2 1 > 3 » » .3 le. » 1 Chenopodium quinosa .... PR » vulvaria ... aa) 2 » polyspermum 31913]|%8 » BIbDUM N... 4|4,4|2 » -opulifolium .\ . |. 331318 » MUraler“ .. 2. 2) 2 4|4|4|4 » glaucum.... 3, 94°3:198 » bonus henricus 4|14|4|2 Atriplex canescens ... .... ..t.94]:2.) . jung. Sproß# > NASTaIM 1 >. 8 3:1 7241°3:. 02 Diotis candidissima....... a Beta: comalogona,........ Scheer >., MESINal- 322 1 or 4, 5) 32 4 >) DANASE TS 3-2 Lee x. 2 ; 312 Spinacea oleracea........ - 412 Salicornia herbacea ...... BamEkive Sproß B) » rulteosä .. u 4:84 | . | Epidermis Suaeda maritima |]....... Cal 3 1 ER 5 > >. 7 DIR ge I. 4 Erz >» I TNLIOOSE N. [3 4 A| - Salsola lanatar. }.:.n..% . 4 6) 1 Herbarpflanze. 2 Im Spätherbste untersucht. 3 Andere Pflanze. 4 Holzig. 5 Nicht holzig. 6 Andere Pflanze. Verbreitung des Chlors im Pflanzenreiche. 309 Untersuchte Organe jeD] S £ e | Stamm |Stengel Blatt | Name A : 2 UBER EIRBERE U vn | o Ver- SU u sSlie|/5|-|%| schiedenes FREE TI Br ner | Sa = 0,7, Salsola Cinerea », 2... 00%. 3 3 » LA a DE Pe NE 4 » SO. 1 4 :.. 3 | 21 5 » Ball assh rd ens. B) ) Corispermum marschallü . 0 0 » inlermedium ........ 1 1 ad 1.111222, BE Be 1 1 Kochia trichophylla ...... 3 3 » Brendrid". sn ans 2 az » BEHRENS u Je. s 3 4| 4 Eur BRoswalan 2... 1. 2 ; | » were ee 3 2 | Polycnemum arvense...... 1 1. Nüßchen 1 » METUS 586 1 ort Amarantus hypochondriacus 4| 1|4|2 » DRS AS. 24%: 2 1 » retroflexus ...... 4 Ban 72 » paniculatus .... 1 A} Mesembryanthemum bolusii 3 » linguiforme i 1 Tetragonia expansa ...... j 4|4|j4|1 Opuntia cylindrica....... 2 Rypsalis megalantha ..... 1 Mamillaria wildiü ....... 4 N Epiphyllum truncatum....|2|.|.|.|. 121. 1]. | Epidermis 1 Phyllocactus crenatus..... 3 Add » hybr. (Ruhm von Hamburg)........ 4 Phyllocactus hybr. pfers- DOES SM RE Rue el. 4 Phyllocactus hybr. hookerii | 2 Echinopsis wilkensiü...... 2 Herniaria hirsula ....... Stellaria meia.:. 2.2.2.4. > holastea: u 2.2.2. Arenaria serpyllifolia .... » PHDFB 2.4 » marginala .. 2 Sälene inflata 2... !: un 2... Buriky hr a DEE wm» DS Wwmd« Der De+HW8WDN- > DyDDDt+@8WWRX * Kelch und Korolle 1 ®) =, Q S = S m 107) St’ 3 S Q om S & — 1) 1 Mit viel Mark. 2 Holzig. 310 I. Img, Untersuchte Organe © N S | | = | Stamm |Stengel, Blatt | ‚Name A Bee RE N TR er | rot Ver- SER NE Sr | Sl | schiedenes sl2|e|8|2|€|3 | &, oleızl&2|o | =) E EZ | Diantihus carthusianorum |... ”..| . | :.|]21|. 2 > delroides. . ur N N 2 Lychnis flos cuculi....... 2 1 » chalcedonica ..... Dat a Sue 1 Agrostemma güthago ..... RE . Korolle 2 > Be Hehe ae el... Abas al Eruchkeneen und Griffel 1 Saponaria officinahs ..... 02) 28) ih Eruchikengen u. Korolle 1 B. Dialypetaleae. ı Maonola Nybn.. nn... ee N ON 0 | 0 | Blüte 1) Aetsiolaenid.elemaltıis..a 0.) Sad Las Berberis: LeraSinas.n 2. > .- ULEB | Paeonia officinalis ....... a : 3 my 109 Callha palusirisy..en se: AS 3|2 Trollius europeus.......-- al N LE Lee 0 SR. Helleborus viridisz........ 1 A » HIIEN Sy ern R Zu Hamalegia sBecsH.. hier DT. 1 Negella arvensis. .S...u.: 2 12 1 Delphinium hybridum .... 3 318 » consolida .... FA SR ED le Korolle 2 > > ee ee ee re kr » VORMOSUmK...| 1 =. 1 Sal a ME Änemone pulsatilla....... eh SUR. 2ER Se a Korolle 1 » sulphurea ...... Fa N a a 2) 2 | Rhizom 2 » hepabica . u... eh el en Re Thalietrum dipterocarpum. N Fe Ranunculus vepens....... a a re 2 | 1 |Fruchtknot. 1 » BEUCRSIS SE: A Sl a Adonis vernalis.. ........ 2 Nuphar Iluieum.......... a Nymiphea ‚alba.ss ..n.. 2... ee. U Zi Ceratophyllum demersum..|.ı- |. | - 12.| - 12.122 Papaver somniferum ..... il» ac Polleze 0 > BROS Eh ee SR > 2 » dubium.).. run n Br N N a » alpinum -. .....» Se We De a RE cc 00 > Bl, EL AN Pan Ne Pe Re no Chelidonium majus ...... 0J010)|0 | Milchsaft O Corydalis Inleas.... .Kuor, 3 a >» LT 2 1 Holzig. Verbreitung des Chlors im Pflanzenreiche. 3ll Untersuchte Organe Stamm |Stengel| Blatt Ver- schiedenes Ganze Pflanze Wurzel Spreite Fumaria officinalis ...... „4418 Barbaraea vulgaris....... 21212 Nasturtium silvestre...... 1:01 Cardamine praltensis ..... sm. e 4|\3 Sisymbrium austriacum ..| . | 1 2 4 Stengel- mark 2 » » ale she de ar as he 44a . Isehöfichen 1 » SOME. 2.4. 1 a Erysimum durum........ 2 AR | Camelina sativa |........ 2 3 |Schöttchen (grün) 1 » 1 Be Denn ..| 2 | Blattnerv 3 Alıssum saxahlle. .......4.. 1.) 1 Thlapsi perfoliatum ...... 2.1 1 Capsella bursa pastoris... 212 Lepidium campestre...... 4 1 Brassica oleracea f. capitata ee ar Er N. » an). a PR en U Pe DE DE EP I Sinapis arvensis........: +2. Noll Si Korele 1 > a Rd le ei! Frucht- | knoten 2 Raphanus raphanistrum .. le Be Fr er ee Ur » SatsıygssAadielg\.- | 2 |. Wal ha r&T., Rebe len u. 2240 urn 1 0 0 IE A a: Tamarix telandra........ 2.| 2 4 | Sproßgrün 4 Drosera rotundifolia ..... 171 Camellia japonica ....... es Be Ben nn. Viola odorala!. ,.\..2...* mM a ie han eh 2.2 EN NOHRINAN SE EIER ir 2» 1 DENT ie Aa a 5 r 212 DUB UEBSEN, alu. AEH BU EHI IER Ten Begoma speciz Ma..., 3 ee Bien euere Er Hypericum perforatum ... an...) Ilse ar Hibiscus syriacus...«..-. +» .12.1 2| ..1+..+l48 | 8 (Fruchtknot., Narbe und Staubgefäß 1 » » ee en Er Ben waeKelch 3 Althaea officinalis ....... uulolola4.. ae Korole 1 Malva votundifolia....... z 5 A si Dili enropea 2. 0: Ian 44010 111. |. 14-1 Geranium praltense....... 2 Ben. 311 » MISLIE 3.3.0 u DU ES 2.1 » nobertimum..-».| Sl. | - | »- 12 2 | 1 Erodium cicutarium ..... 1 3|1 Pelargonium zonale...... ah Em er Pen wi Impatiens suliani........ El aa I rear 1 Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 129. Bd. 21 312 T. Jung, Untersuchte Organe S = Stamm |Stengel| Blatt | Name Ba], N, 4,j2 u 2 Bere 73). N | Ban © =) = S = - < F 8 c) 2 schiedenes Slelml2le|35 ala Ciirus auranlil...... ..%> . 1 Polygala chamaebuxus ... 1 1 1 Meer platansides. N... 2... 0. Sl ® 1 Aesculus macrostachya ... el OA LTE. ea Eee Tlex aquifolium..2....... ee Rhamnus frangnla....... KR Se MO 2 1 . Vabısı BaRLfere . 2er 1 < Ranke 1 Sempervivum lectorum .... ; Epidermis 1 > alpinum.... 1 » . welutinum .. Sedum purpureum ...... “ 1 » WIZOON Een ner ee J BI ROHE NEE eh 4 4 Crassula portnlacea ...... » multicava....... i » arborescens ..... - > Jalcdtar. 2. Een des - Cotyledon scheidekeriüi .... - Sarifvaga alzoldes ....... a ee ee a NS u, . » FOLUNNOBA.. N ee er - > SEHOMAESuNn EEE. 2 Blütenstiel 1 » SCOESDE een ann. © - » oe ee ed Eee Blütenstiel 1 > umbYOosa ...... Se a - Tolmiea menziesü ....... 4: 1 Hydrangea opolnides ..... N 3| 2 Ribes americana......... a 04,90 Kerma JPINIa... I. nun 2 | 2 | Zweig 1 RKubus frmciicosus.. une. a a BR ME Ne » 1 INOIaMIaWESCaH N re leh Ju 0: AD RE 3,41 Geum magnificum ....... U .G > 313 > urbonum.. 22 uch 31 Be re WG 1 > 2 PotenHilla' 0paca „u... 2 ER N a 0 & 1 | Blütenstiel 1 Alchimilla vulgaris ...... 1 AR | Agrimonia eupatoria ].... 1 2. 2 > » 11.0.% SP re 93 3 | 3 | Blütenstiel 3 Ulmaria filipendula ...... N. a 2 Polerium sangnisorba .... le Ale 2 ROSE VERBIN N. Ram r | aa Cydonia vulgaris 2.22...» 0 ’ 0|0 Pirus ıspeotabilis... u. 010 0,0 BUNRIRTUB N N 9) 010 Prunus commumis 22.2... : R Same 0 > > Nana... 0) et 1 Holzig. Verbreitung des Chlors im Pflanzenreiche. Name Prunus avium ... EN NECHESTIEREN, u a DIN ZARHSE a ancdan Mimosa pudica.........- Cercis canadensis ........ Astragalus onobrychis .... » glycyphyllos... Robinia pseudacacia .. Lens esculenta Kıka sala as tue Lathyrus megalanthus.... » BRaleRsis ...i.4n» Orobus VerHusı ...2...08.. Phaseolus vulgaris....... Trifolium pratense....... » incamatum .... » BIDENSE. 2.2400 » monlanum ....: Melilotus officinalis ....... » BIERS, 24...04 8 ur Medicago lupulina? ...... » N ER EEE .e en ren n® Cytisus nigricans........ Koromilla. Varia! ...a. Daphne mecereum ....... Lythrum salicaria ]...... » Ir. 2: > hyssopifolium ... Eugenia ugnü .......... Epilobium parviflorum ... Oenothera biennis........ Circaea lntetiana ........ Myricophyllum proserpina- a ER EP Hippuris vulgaris ....... Aucuba japonica.:........ Eryngium campestre ..... ER amelhystinum... Chaerophyllum lemulum .. > aureum ... Tortlis anthriscus >» 1 Holzig. 2 Kultiviert. © S je) kr] = ee © N g S de) Wurzel Holz [er ER or: oO» Rinde 313 Untersuchte Organe DD. mo WDD + ww.» wDeam@Hı* "HKArkmrkemQmDDrm» Stiel wow: Stamm |Stengel Blatt | \ I I | Ver- schiedenes Korolle 1 Stämmchen 1 Korolle 1 Same 0) Same 1) Rhizom 1 Blattscheide 2 314 Name Ganze Pflanze Wurzel Holz Conium macnlatum ...... h Petroselinum sativum..... a Foeniculum piperaceum... Apium graveolens........ Daucns"carata" 1... 3.2 :%. > > das: ki: m: 2. Unterklasse: Symnpetalae. Monolropa hypopitys ..... 0 Rhododendron hirsutum .. Agwaleaispech.n ns: br .Er EIICH CINE FIN Et. > WOHLIAHISE IE 8. ven: Primula acanlıs.... m OD e offemalis' » 1... denticnlata.... malacoides...... CHINEBSIS ... . ee » ODEOMIEA. . nn Cyclamen europeum ...... Lysimachia vulgaris ..... > nummularia.. Convolvulus avvensis ..... > SEPIUM 2... \ Cuscuta epilinum ........ OEM 2 Symphytum officinale..... ar VE DEN » tuberosum.... Anchusa officinalis ]..... > » 0% » ttalica .. Sr Myosotis palustris .... > ADESIHIS nr 2.0 Echiüm vnlzane .....»2.% Gerinthe MiINORB.M... 7.0.8 Atropa belladona ........ Solanum tuberosum .. » NETVUMS.. sche elie » Iycopersicum....| . |» 1 Holzig. dung, Rinde Untersuchte Organe oben ph Oo. @® DD @ OLE ESSTISCH m@e DDD»»- unten Stiel rt Bir Br. Bw ww & : Bw» Bw.» DD 8 We Stamm | Stengel ie He mk+DH+HDDW HR HR cc PKrrkfH He BPe+erDDerm Door Ver- schiedenes Frucht 2 Frucht I! Epidermis 1 Spaltöff- nungen 0 [2 Blütenstiel 4 Adern des : Blattes 2 Zellsaft 2 Blütenteile 1 Verbreitung des Chlors im Pflanzenreiche. 315 » Untersuchte Organe l | | | Stengel| Blatt Name | Ver- | schiedenes Ganze Pflanze unten Stiel | 'Datura stramonium ...... ıNicotiana affinis......... ‚Verbaseum giganteum ... » INAPSUS 0: » blattaria ..... » WIHUM 2... » lwchnttis.. Calceolaria rugosa . Fa ‚Linaria vulgaris ........ ae » alpina .. Ay. | » cymbalaria Porn IST ‚Antirrhinum majus ....... ER Ah < 'Scrophularia nodosa ..... ‚Gratiola officinalis....... ‚Veronica longifolia ...... > ar a Se Digitalis ferruginea ...... N): » purpurala ...... | ‚Melampyrum NEMOYOSUM .. ‚Lathraea squamaria |. 1 > » L.. 0 Pinquicula gypsophila.. f |Orobanche caryopkyliacen . het ‚Tecoma grandiflora ...... 3 AZUSa KEPIans.nen.na.an DIDI MONIEBRS SD Sn 'Lavandula spica......... Salvia pratensis 1.....\... DD wor» Korolle 1 > 1 u 7 >. fer [&) Pollen Korolle Do Mmuewm wm HH]. . VD m pre DB + 0DvHDm m m m (de u PueXm- per Kelch und Korolle 1 |}! N "> I» » 1 BR ne | ‚Thymus serpyllum ........ ‚Origanım majorana ..... ‚Satureja hortensis ....... > monlama ......: 'Calamintha alpima........ ‚Glechoma hederacea ...... ıMarubium peregrinum.... 'Betonica leucoglossa...... » officmalis a... ..: ‚Stachys silvatica..... Te 'Galeopsis ietrahil ,....... | Lamium maculatum...... IS : | Kelch 2 » a eat sn. Seren Rorelle,., 1 D el > I an SS) > Dem Dme Meer Dom Dom PD DD m mm. 1 Mit Mark. 316 Jung, Untersuchte Organe Name Ver- schiedenes Ganze Pflanze oben unten Stiel SE Stengel! Blatt | D Plektranthus fructicosus .. Plantago major.......... > lanceolaia. ....».. » avenaria.s...2.... ; , i ul Gentiana acanlis ........ » BUmDa N. e m Blütenstiel 4 Dr w or: Kelch, Korolle, Staubgefäß0 | Blütenteile O | Korolle Be; > MIR a ‚Erythraea centaurium ..., Vinca minör..:....2..... a LO la he . a Nerium oleander ........ a 1 aa 3b) ES LER ungerSproß2 ‚Stapelia hirsuta ........:|'2, | > variegata ....... 2 u Forsythia suspensa.......|.- |. |1 Ligustrum vulgare....... 1 00 Asperula odorata ........ eo > arbensisy hi. ale Galium ceruciata..... Re 3 Sambucus nigra ....:.. TE > EDWMS'S.% 21.2.0 Valeriana officinalis ..... 1 Dipsaeus'siwester.......; I Knautia arvensis ........| - Cucurpita pepo ........ ir BRYOnIa IDEE "Campanula vapunculoides , > rotundifolia .. > barbata....... Mobelia Speer er] Solidago virga aurea..... ».., Mlabellijoramsı.... Buphthalmum salicifolium. Aster leucanthemum...... BON BEMDIERE Me." MR BI TENICOIBES EEE rei Le He 0 NE 32 1 ER 3 NNGIDIMUS 2.9 a ee 32 11 |) Erigeron "aber... 2.30. eh » ..camadenSis..... Bellis perennis 2... ......| - | | Gnaphalium silwvaticum »..| » | - |- I» |» I» DrD: DW m. Dom mo oO@- DoOmmWe Saft d.Beere 1 De me DW: Dvo»» [er IC) De: We . [U CE Ru W.:. DD WM Hm me m mm DO DD: DI+-. DD DB By DR D DI DO nm. 1 Holzig. 2 Markhältig. Verbreitung des Chlors im Pflanzenreiche. 317 ‚ Untersuchte Organe © N S [4»} c Be Ver- S schiedenes [ss } & Helianthus annuus....... ’ ; 2 Dahlia variabilis ........| .i 3 4|2 Galinsoga parviflora ..... 3 3 Xanthium strumarium.... EN PAR Anthemis austriaca ...... Pb. HT 31. jStrahlen- and I. Scheiben- WERNE blüten 1 Achillea millefolium 1....|..:| . |. |).|21.|.]| 2 » PS 3172 I WORDEN I IR U 0 EZ 0 PR Per DE ne SE u Matricaria chamomilla ...|..:|..: 3 2 Chrysanthemum spee.hybr.\ .;| .:|..:| ..| 3 262 >» leucanthemum:.\ .i| .|| .i| .ı| 3 | 1 3 » inodorum:....]|:.;|.2: Zi 2 Artemisia vulgaris! ...... 1: » absinthium'....]| 21 221.383 Senecio wilsoniana..:....|--i1:., | - [-i] - 313 >»... jacobaea .....: Be Na DE BE ae ee en a 0 Kleinia articulata ]...... | 3131313 : WET N OR IE RE 2 a Echinops sphaerocephalus . a ı Se} Carduus pannonicus ..... |. |. 3 Bull | Cirsium monspessulanum . un 4 Centaurea cyanus:1..3....| I... nz 1 | > SEN IL 3 | » möntana.. 2... ll I] 3 N: 6 > SCHE. EI IR SENSE AES | Barnes... ala. 3 Lappa: offieinalis \.........| .l.|.| .|| 2 2 | > dtomenlosa ........ an 3 am Lactuca sativs .....i... Er. .i + 2 Crepis virens....... as BR 1 NE En ae ap Ei a Dr: > 1608 NEE ae an De NIE ae a u u ae ED ae | . Cichorium intybus ]...... Ei Se a et se ro) En me: 22 57 i x ai. las en | naraxacem offieinale) IE AE N 1-3 | Lampsana communis\.... | .|.|.||3| 2 | 3°) 3 | Milchsaft 1 c i . : I 2. Klasse: Monocotyledones.| i| :| | | Alisma plantago........ ERS dl Dia a Bhuten- as SR 4 BEE DS stengel 3| Dutomascrmbellaius. hl Ah el.1 2.1.8.8 | leo Fruchttragend. Markhältig. Holzig. ww WW 318 J. Jung, & Untersuchte Organe N | S | | = Stamm |Stengel| Blatt Ei Name a ai ee EN. ie u Fe S s|81% 5181%|% schiedenes | S IS la, ale > a | eek “.jeoe|sin|ıun 1 Stratiotes aloides \...... -; | | 1 ‚Hydrocharis morsus ranae. En 2| 2 .}| Zlodea canadensis ....... Ss: EI.ZU .. 1 1 Scheuchzeria palustris...,|.:| 11 .:1..1 1} 1. I | Potamogeton perfoliatus... { 3, : : Colchicum autumnale....: u 1 SIBAJOr vnkguräs .. ........, S 1 3 TGDenWlesceHs vn Et 2 | Hartwegia comosa ...... 130 5 ' Allium sativum. -.. 3 N a 3 | Zwiebel 1| ‚Lilium marlagoNn ....:... ln he El A | Tulipa gesneriana, .. 2.2.1 ih.» | ei1e-)] Zu ur I» iszwesttig.n.....08 SO 3 | Gazeasiuten. 2. who} N N Pe Mh 2 ı Urginea maritima ...... Re 5 ac at 0 I U 4 | Scilla bifolia .. URL a DS E LE RER 3) 2 | Zwiebel 1| | Ormithogalum| miansı....|. |. a ee » umbelldatum: \:. 1. ll. land VACEMOSUM .. 2...» ll st u Le 2 | Perigon 2| ı Asparagus sprengeri ..... Ba 2 Ä "Jancus Slauchsh..... i...% [2 Be | Clivia minuala,......,.% 2 ' Leucojum vernum ...... h 2 ı Iris pseudacotus....-...: De 4 » germanica .. nennen RN U a a eo, 3 > ann Re ge ol 3 | Blüten- U N a stengel 3| ' Cyanotis somaliensis Pass hy 5 Mara ua ER Van er, Epidermis 1 | , Zebrina pendula......... 2.118 2 one us alternifolius ..... el. 1 > DIUSERS IT SERST. I il 2 | Eleoiharss palustris..... 1 2 ; Scirpus maritimus ...... I i 1: 34% > silvabichs.«“..... 300 Ur STE 1 Eriophorum alpinum..... , „l j » vaginatum... R ul 1 "Carex echinaba 22... Be... 1 > date. 1 » fohmis. ini...) Sa | Dan BR BER 1 » ee 2 Re NA 3 31 ß ei i 2 . 1 ; De MANS... Zehn si Eh. 2. I Da U EN ar | 2 | Staubgefäß 1 |) | Andropogon ischaemon ...| . |. |. | - 2 1 | 1 Blütenstengel. Name Panicum capillare ....... Agrostis alba > stolonifera ]..... >» Alopecurus pratensis ..... Phleum pratense........: » alpinum =... » a LE Phragmiltes communis .... Atem SaHVE.: 5: 3.0 men BE NRRNESLENS ... nu...‘ Arrhenatherum elatius.... Da EA nennen » pratensis Glycenta distans......... Sb le 4 WR . Dactylis glomerata....... a Re Festaca elatior'.........:. . F Baus EHeciUS. 22.2.0 te : . . » RENIS SS ssunne ER gt » teclorum 22.224... ES RGRD. 15 Brachypodium pinnatum-.\ | - | - 1.1 - | - Trilieum Vepens .........- Hordeum murinum ...... » FUDGIUM : 222. .%. TR Lolium pratense......... Eee MWardas sirkeia... „2200 Oypripedium Orchis albida Coelogyne cristata ....... a er A Cattleya spec Oncidium splendidum .... » DOReHE area Bpidendron spec... .v.:.. Sarcanthus rostratus .....| . BE re Acampe papillosa........ Er re a Arum maculatum ...... a LE SE a DE Eine EZ Amorphophallus rivieri...\ .I1- | «1: 1-.14-.[3 Eemna WISBIER: 2. 0uuuune Er > WER. SE ar 1 . . . . Verbreitung des Chlors im Pflanzenreiche. Untersuchte Organe Stamm |Stengel| Blatt | | AHRAE 2j2]2]®| Ganze Pflanze Rinde oben unten Stiel > II. 10% vvDo- DD VO DD DmD— & Der Dem DD e+HDmDHm mm DD m. oO u mW INSIME ..... . . . [2 . * . . . . ae ver . Knolle DD" oOooo000090 m OO DrrmmmD-°. 319 9) 320 J. Jung, Aus dieser Tabelle ersieht man, daß sich die ver- schiedenen Familien des Pflanzenreiches bezüglich des Chloridgehaltes verschieden verhalten. Während die Vertreter einiger von ihnen teils zur Gänze teils in großer Anzahl Chloride aufspeichern, kann man andere wieder geradezu als salzscheu bezeichnen. Besonders salzliebend sind folgende: Die Equiseta- ceen, Canabaceen, Ulmaceen, Urticaceen, Euphorbiaceen, Poly- gonaceen, Chenopodiaceen, Amarantaceen, Aisoaceen, Cruci- feren, Tamaricaceen, Malvaceen, Umbelliferen, Primulaceen, Compositen, Liliaceen und Iridaceen. Typisch salzscheu hingegen sind: Die Cyanophy- ceen und Chlorophyceen des Süßwassers, Lichenes, Bryo- phyten, Lycopodiales, Filicales, Coniteren, Betulaceen, Salica- ceen, Crassulariaceen, Rosaceen, Ericaceen und Orchideen. Wie sich in dieser Hinsicht die Cyanophyceen und Chloro- phyceen des Meeres verhalten, kann ich auf Grund meiner lückenhaften Untersuchungen nicht sagen. Es wird dies das Studium einer späteren Arbeit sein. Die wenigen Chlorophy- ceen des Meeres (siehe Tabelle), die ich untersuchte, zeigten einen auffallend geringen Chlorgehalt. Was die Verteilung des Chlors innerhalb der Pflanze betrifft, so zeigen die Untersuchungen folgendes: - Der Chlorgehalt nimmt im allgemeinen von der Wurzel zur Stammspitze zu. Reich an Chlor sind nur die parenchyma- tischen zellsaftreichen Gewebe, so daß es nicht unwahrschein- lich ist, daß die Chloride in Zellsaft gelöst sind. Die jungen Internodien in der Nähe der Sproßspitzen, ferner Blattstiele, Adern des Blattes, fleischige Wurzeln (Daucus carota, Apium gyaveolens), Rhizome (Davallia) zeichnen sich immer durch einen größeren Chloridgehalt aus, während das übrige Gewebe der Pflanze, sei es das chlorophylihaltige Mesophyll, die Epi- dermis, Haare oder die Blütenteile, nur gering reagieren. Ver- holztes Gewebe, Spaltöffnungen, Pollen und Samen enthalten nur Spuren oder sind frei von Chloriden. Zellsäfte wie Milch- säfte reagieren bei chloridreichen Pflanzen immer stark, bei chloridfreien dagegen nicht. SSH Verbreitung des Chlors im Pflanzenreiche. 321 Was die Verteilung des Chlors in der Querrichtung des Stammes anbelangt, so lokalisiert sich dieses in dem Rinden- parenchym und dem Mark, so lange dieses zellsaftreich ist. Epidermis und Stranggewebe, wenn es verholzt ist, weisen nur Spuren auf. Schimper! bemerkt, daß die Chloride eine Vorliebe für chlorophylihaltiges Gewebe zeigen. Ich habe zwar seine Pflanzen nicht untersucht, aber meine Ergebnisse stehen inso- weit mit seiner Ansicht in Widerspruch, als gerade von den parenchymatischen Geweben das chlorophyllihaltige nur Spuren von Chloriden aufweist, während das chlorophylifreie immer eine größere Menge als jenes enthält. Pflanzen nach Vegetationsformationen geordnet. Flora der Wälder. R PR Untersuchte Organe N S | -S | Stamm | Baal Blatt | ! Name u wg | | Ver- o| © | . S = | | schiedenes 8 le | cin] 3 ng ine Pilze, Moose und Farn- | | pflanzen. Clavaria flava......... 0 Boletus scaber..i.....:... 2 | Cantharellus cibarius..... 0 | Lactaria deliciosa.... Bo Milchsaft 0 Asarteus: BICDBH «und. 0 > MUSCATIUS 22...» 3 Stiel - - » PIOEEIUS „in deun. 2 Lycoperdon: Spec.......-.|.0|.. en ee - ‚ Leucobryum glaucum..... ramerslähs.|n ask oprof 0 Bryum capillare......... a en Na ea dr > 0 Mnium punctatum ....... ei hs » l MaınWwailares 2. a » 0 | Polytrichum spec........» » 0) Leskea polycarpa ........ > 9) | 1 Schimper A.F. W., Zur Frage der Assimilation der Mineralsalze durch die grüne Pflanze. Flora 1890. 0%) [S) ID } | t Name Ganze Pflanze Wurzel ISZUEMAIDaR N Eee A ı Rubus [rmticosus n......., | Cydonia vulgaris .....:.. Thuidium tamariscinum.. Hypnum cupressiforme ... Lycopodium annotinum... » clavatum .... Pteridium aquilinum Nadelhölzer. DIES DACCalD nn ae ee ia : Cupressus sempervirens...| . » TOStLSala nr... Thuja occidentalis ....... Juniperus commmmis ..... Abres alba is. een alone Tarix" GECIIMDSS IN Prinus wire. 22 a7 OUMIlIO Sic see IIISIISSIEISIESES Laubhölzer. DemiIESOlDa Se ee . Carpinus beinlus ........ Corylus avellana......... CASTAREa SAaWa. wenns «t Ulmus campesinis.... ....: >.» Gcumjola Yu Ian HITMANeWFOBeat. rn. Won. st Acer platanoides........; Aesculus macroslachya.... Tlex aquifolium....... Dt Rhamnus frangula....... Pirus spectabllis \. ce. >». mus hi hr. SER > » Nana... » BORN ae kenne Een sun +eerasifera) : Je...) al BA IRAAUS Hi in Er Robinia pseudacacia ..... Daphne mecereum........ ISIS . ooo0o-m- mMHo0rr. So e- -E 32 Jung, Untersuchte Organe Om Sion Stengel = | ä o|/2 SE DEDES Blatt E 2|®8 3 | 0) 201070 10) 0) 10) 0) 0 10) 0) (0) S 1 1 1 4. 2 0.50 00 4|1 2 ah 1 1 1 Sell 1 19) oe - RT 0|0 DIR 010 Be 9) 1 1 15.1.0 110 0,0 Ver- schiedenes Sproß 0 > 0 Sporophyli 0 » 0) Zweig y Same ) Korolle | { li Korolle 1 Verbreitung des Chlors im Pflanzenreiche. Name Kräuter. Euphorbia amygdaloides |]. II. SUENE NWIANS » nr annnie Stellaria holostea Helleborus viridis » BEEIEN NS. ea, Anemone hepalica........ ERWARBUS EMVd Annan nes Vıala Oderasa 2.243. Hypericum perforatum.... Geranium robertianum ... Polygala chamaebuxus .... Fragaria vesca Geum urbanum „....2.... Agrimonia cupatoria ].... I... Astragalus glycyphyllos... DEORES DEIRUS una Cytisus nigricans Barca Inleliana..>2..:.... Chaerophyllum temulum .. » aureum... Torilis anihriseus........ Monotropa hypopitys Frimula GcBuüSs2....2..2.. » offeinalis.. ..... Cyclamen europeum ...... Lysimachia nummularia .. Symphytum tuberosum.... Atropa belladona ........ Melampyrum nemorosum.. Lathraea squamaria ]..... >» » » >» na we un .. ee 2.0» » > .». ee. 2.00» Ayuga veplans.. Jr .nuuce Betonica officinalis Stachys silvatica......... Galeopsis tetrahit........ Lamium maculatum > > Vinca winos „neun Asperula odorata ........ Campanula rapunculoides . 1 Markhältig. © S S 8 = je © S je 8 1) Wurzel Untersuchte Organe | Stamm Stengel! Blatt wo DD = ww | | | | Ver- S E E E 3 a schiedenes Be loISsım || | 2 1 |- Milchsaft 3 2 e > 1 Bi. 2 31.8 3 1 143 b 1 4 2 2 a i 202 1 a D a! 1 Ze 3.1 KR 1 21.2 2 . 1 3 | 3 | Blütenstiel 3 Fa 1 2 er OR 1 1 hen 3 Be 1 4108 1 31-1 2 1 4| 4 3143 m 3 ae 3 a 4 sb2 1 1 Ye | 1 A 2 1 = 2 12 ah Su 4 3 Kelch 2 : . | Korolle 1 1 a 3.473. +2 114 | 2 324 De, Untersuchte Organe | Stamm Stengel] Blatt Ver- schiedenes Ganze Pflanze Spreite Solidago virga aurea..... Gnaphalium silvaticum ... | SEHECIO TACcOBReaN. Sn es. B) 412 Lilium marlagon ........ 2 Turlipa Sihiesmis...>...n. 3 Gagen Intense 1 2 Leucojum vernum........ 3 2 INSCETPUS STIVAHCUS........ 3 1 Care ichtlatann. 32... 1 1 Poa nemoralis.......... a 2 1 Arum maculatum........ a Segetalflora. S Untersuchte Organe N e = Stamm |Stengel| Blatt | Name & SR N N Fre Fi S Re © S = N S = S e S|o 3|® schiedenes Slel2l2|2|5 17 DZ Eguisetum arvense....... ee Bess 1er Cannabis Saar... hen 3 Au Drticaurens a... kan 4|4|4| 4 Polygonum lapathifohum.. BU Zu AZ Mercurialis annna ....... 3 u 9.1008 Aa Euphorbia peplus........ 31 2.) ..] 2 |-Milchsalı 3 Chenopodium album ...... 414|4|2 > polyspermum ERIon 1: > glaucum .... 8.1.8 181 8 Kochia "scopammaı. DS... ne 3 4| 4 Amarantus albus ........ ZA, 1 Stellaria media.......... 3 18.11 0 MB Agrosiemma gilhago...... 2 1 Ne Korolle 2 > a > a ee a a I et. | und Griffel 1 Nürella "arvEnsis., 222.2 der 7A 1 Delphinium consolida .:.:|» |- |- |. 181.1» |. |Korolle 2 » » ee 1 a.» 7 & A Ranunculus arvensis ..... R ; E h 1 £ \ 1 Verbreitung des Chlors im Pflanzenreiche. Name Ganze Pflanze Wurzel Holz Papaver somniferum...... > KHOSRE SD 30 = eis ein > dubium .......:. Fumaria offieinalis ...... Capsella bursa pasloris... Lepidium campestre...... Brassica oleracea f. capitala f. botrytis Sinapis arvensis......... > > o * >» > D » Raphanus raphanistrum .. - » sativusf.radiola| . | 2 Frl tlealor ade Malva rotundifolia....... Geranium molle ...2...... Lens esculenta ......-:.... Drssansaima aaa sed. Phaseolus vulgaris....... Inıfolium arvense........ Medicago lupulinal...... » SEI I a ereia dee DD » Veronica triphyllos....... Galeopsis tetrahit ........:. Asperula arvensis........ Anthemis austriaca Matricaria chamomilla ... } Chrysanthemum inodorum.| . | 2 Centaurea cyanus 1....... RE Lampsana communis Allium sativum ......... >» Eee, Secure GR KL EURE BR Avena sativa >» > » TORE WES Musa Irihcum tepens‘......0.. Hordeum murinum 1 Kultiviert. 2 Holzig. Rinde Untersuchte Organe DW DW Bed en: DDderm mm: >» He Be w- oben wmD ra CH unten Stiel D&D + DD ® De — . D + D wir: ww» w- vowWww»-+ Spreite ovVv-woPrD- (dv E) Der» DDr m mm DD» - vye Doom nm DD DD «+ Ver- 329 | Stamm Stengel! Blatt schiedenes Korolle 1 Fruchtknot. 2 Strahlen- u.Scheiben- blüten 1 Milchsaft 1 Zwiebel 1 326 | I.Iung, Ruderalfiora. Untersuchte Organe Stamm |Stengel | Blatt Name Ver- | schiedenes | Ganze Pflanze Wurzel Holz Rinde oben unten Stiel Spreite Urheaurens.. ....: 8... .b. SE a re Parietaria officinalis ..... IEUMERSCHSPUS herein. >» englomeratus ....| «|. >» :SAHZWINREUS ....... all Polygonum aviculare ..... » DEISITEAMIE "nn |. Chenopodium vulvaria .... 8 > polyspermum album ....... opulifolium .| . | - murale ..... 2 glaucum .... » bon. henricus Atriplex hastatum ....... Amarantus retroflexus.....| . | - Saponaria officinalis ..... a Bir Er ES m DW D ww wm wo m fe vvvw PwhrwHpw- POOBVOROBROARWDWDD wm Wh DDvDVADDWR- mw mW WwwmDd- Fruchtknoten u. Korolle 1 m Sisymbrium sophia ...... Capsella bursa pastoris... Erodium cicutarium ..... Agrimonia eupatoria ].... > » 1... 2 EN Eat Er Eryngium campestre ..... a A a ee Dauens Datard anne Ba a a Anchusa officinalis ]..... ee 1 > » N LR% Solanum nigrum ........ 2 Datura stramonium ...... at. 112 Scrophularia nodosa...... ae. Lamium maculatum...... 5 il ae MS I = Kelch 2 » ’ SEE ET Ross Plantage ınmjar.!...W2..2.% - » lanceolata ...... Fe Arm RrWD wm — Pre DDPR$ODHD-— w Blüten- stengel 4 EN) Galinsoga parviflora ..... id We Xanthium strumarium....| . a „2 DH SLME TUNG Anthemis austriaca ...... 418313|.. IStrablen Scheiben- blüten 1 [Se) —D ID Chrysanthemum inodorum . 1 Holzig. ” « ” * ı)e or Verbreitung des Chlors im Pflanzenreiche. 327 Untersuchte Organe © N g | © | Stamm ‚Stengel Stengel, Blatt | Name Be el ra, no u BAR IS lie151|1-|% | schiedenes Ssi2lelsjl2lel2|& le E: mp. 3 ö E | Seneeio: jacobael.......... Ba 3 4| 2 Lappa officinalis ........ 2 2 Be ERBE IR ee 3 SE - CHEN URN. 2.1. ehe: Cichorium intubus ]...... ES » PA EM 4... 31 413 Taraxacum officinale ..... ß 313 Lampsana communis | 3] 2|%3| 3 | Milchsaft 1 1 Markhältig. Flora der Gewässer. Untersuchte Organe ® B = | Stamm |Stengel Blatt | 23 var Eee in | | Baer SIS|Is|o|g|8 3 ‚8 | schiedenes = eızEea rem ie sj2212[3 52 |&| | | A. Submerse Pflanzen. Oscillatoria princeps ..... 1 » 1716,27 MR RER 1 Spirogyra fallax......... 1 » FRORLAIS }:. 2% 1 » (4 andere ne 1 Zyinnema spec. ]..... j » Di BAER. EN 1 Mougeotia vyiridis.....»... 1 Oedogonium spec. ....... 1 Vaucherig spec. I.l......| 13 > Ba EEE, 1 Udotea desfonlanii........ 2 2 1 1 B Clodophora fracla........ » 2121-82 a ae BER > utriculosal ... CRaIa Ka TS einae ae Fontinalis antipyretrica... Ceratophyllum demersum.. SIratoles aloigesS..u a. ... - Elodea canadensis ....... Potamogelon perfoliatus... i Zellsaft 2 | Sproß 0! 1 Aus dem Meerwasser. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 129. Bd. 22 28 IrFung, Untersuchte Organe Stamm |Stengel| Blatt Name Hera Se 22 Anime Ver- schiedenes Ganze Pflanze Wurzel Holz Rinde oben ne Stiel Spreite B. Pflanzen, teilweise sub- mers oder mit Schwimm- blättern. Polygonum amphibium ... Nuphar Inteum.......... Nymphea alba........... Myriophyllum proserpina- BOHRES SE we dee weh. BESETZEN ER I. | Hippuris vulgaris ....... EB ee ee Hydrocharis morsus vanae. .). 1:1 .1.4-. 1 208 Lemna trisulca......... 5 B AENON Eee e 1 DD &@ > Untersuchte Organe Stamm |Stengel| Blatt Ver- schiedenes Ganze Pflanze Wurzel Spreite > inflata 00.0 000 Tunica saxifraga .....2.». Dianthus carthusianorum . > delioides.” ur Anemone pulsatilla ...... Kelch und Korolle 1 Ranunculus vepens ...... Adonis vernalis.........». Ieseda Unteat, 2... 0 IP: Sedum purpureum ....... Poientilla opaca ua.» Ulmaria filipendula ...... Poterium sanguisorba .... Rosa canina Astragalus onobrychis .... Coronilla varia.. ce... Blütenstiel 1 DD pe DD DD Fe Stlene nulans.2. 8 E g 1 Holzig. Verbreitung des Chlors im Pflanzenreiche. 329 Name | Verbascum thapsus 1 Markhältig. 2 Fruchttragend. Ganze Pflanze > MIZTUM ...... » Iychnitis ..... Linaria vulgaris ........ Thymus serpyllum....... Salvia pratensis ]........ » » et Knautia arvensis ........ Buphthalmum salicifolium. Chrysanthemum leucanthe- 2 Ne Mech FREE ME er Artemisia vulgaris?...... » absinthium .... Centaurea scabiosa....... CAruna Gcanlis... 2... REES UERENS nennen Cichorium intybus ]...... » ra | Be Andropogon ischaemon.... PAgrostis aD SD san... » stolonijera 1..... » » 11 BE Pinleum'‘ pralense....%.... Avena flavescens......... Untersuchte Organe 1 2 0) 4+ 2 1 2 3 [er 14 37 Er Eee .h2 E62 But: ‚2 eis 11 mw.» ww.» Ver- | schiedenes avDrvproOo—- DD DDDmmW - ww wm w a“ Flora der Sandfelder (Binnendünen). Name Corispermum marschallii.. > nitidum .... Kochia arenaria ......... >» prosirala „.oee...: © Sı = 3 [re a © S Ss 8 oO Wurzel Holz Untersuchte Organe \ | | Rinde DD - Oo oben Stamm | Stengel unten Stiel Blatt Ver- schiedenes 330 | J. Jung, Untersuchte Organe n 3 = | Stamm Stengel! Blatt | Name Aa Mas o 18 | | 2 Ver- Sa en schiedenes S|5 ı< Be Bel.) se 1818 aa] 5 Herniaria hirsuta ....... Bl 721 32,188 Arenaria serpyllifolia..... ME ri FUBREN lea SIR SB: De Re N: » marginata ..... Are ee we Polycnemum arvense ..... EEE EICH 2 Fe 2 MAUS 2... 12.8: Pe Oenothera biemnis........ KEmEra el SEAHM IacHe N .O=k. en: 4.3.85. Joel Marubium peregrinum.... Eli Bl Plantago arenaria ....... Bulk cha 3; EKLSEFON ACH. eben 2 al » canadensis...... 1 BR! Uferflora. e Untersuchte Organe N = S Stamm Stengel Blatt | Name SP A Der Bu es RR bı re sls| A 25 = e F | 88 = schiedenes Bei mie © | 3 RZ EZ BADEN... 2er 0 Eu. UIMEHLONÄSPIUSIR.. 4.0 nee 24 A 2ER » obiusajolims ...... 31 3.18.18 » maritimus? 2..... 34.8 2 Polygonum lapathifolium..| . e . le aa ei er » PEFERRTERTS PTR RRRBERE 8 OR BR NORD TE RSG» 0 Euphorbia palustris... 4| 4 3 | Blattnerv 4 SIellaria Meg. une EEE 4 ©, 3138 Caltha. palustris, une: komme Bl un CE Er Lythrum salicaria_]...... 2 121 294 » » IR er 4 | 21 3 > hyssopifolium ... 3 3 Epilobium parviflorum .... 0) 0 Lysimachia vulgaris...... ze 2 311 Symphytum officinale..... 2 R 2 3 | 1 | Blattadern 2 Myosotis palustris ....... i 3 2 1 Holzig. 2 Herbarpflanze. Verbreitung des Chlors im Pflanzenreiche. 33l Untersuchte Organe & Stamm | Stengel | Blatt Name A | 2 ae TE | oiedenen AS EIEIEIE HEN ee OD > LE ı® | io) > n un | Gratiola officinalis....... - 1 Veronica longifolia....... 26 u U I ee Io & 1. EEE ER a Valeriana officinalis ..... ae ah ae BE a Alisma plantago......... ee ee re 56 - Butomus umbellatus...... 5 ae 3 ER De rad et > Scheuchzeria palustnis .:..\°.: | 1 |. 1-..| 1 1 N Sella Barola,.=.,....:.4 ML 0° 1 Be Ei: 2 | Zwiebel 1 Juncus glaucus.......:. U DR ee Een 5 7 a SE er Iris psendacorus........: BETT I Dr CE RE ER han. Oyperus alternifolius ..... RER E RE 1 Bleocharis palustris...... le ee AEREHS IEOKEBERES . 2 22 ee » SEWBHRCRS . A... 5 BE EN a | Ir: DE a a | | Ehrasmites cammmnis .: 11°. 1°... PET | | Flora der Wiesen und Wiesenmoore. | 8 Untersuchte Organe e) | r E Stamm ‚Stengel| Blatt 4 Name Bu Be [ee Ver 2 Q | Si | = | 3 h er- = 5 = 3 3 e 3 “ schiedenes | SE e E KL Bryum: binum a... ..... a li el proß 0 Rumexsacelosan, ..d... es Sul, I]. S » acetosella ........ ma 2 2 2 Lychnis flos cuculi....... ea el ‚Caltha palustris ......... la ee Frollius europeus ........ a a Bi Ranunculus repens....... pe | es ee er re Cardamine pratensis...... Re er a ae nr Geranium pratense....... 3 3,1 Alchimilla vulgaris ...... 1 1 Lathyrus pratensis....... 1 8 Trifolium pratense....... a Lotus corniculatus........ ee a ae a 1 Frimula‘ acaulis .ı....... ar en a en | Epidermis 1 » a 2 RE Re | u a © | Vancee | apa) name | Karen Kir: 2 ars 382 J: Jung, & Untersuchte Organe N = gs ; = Stamm Stengel] Blatt | Name A MER 2 | 3 2 Rn ee : SR © | 1% hiede S 5 S je F . = 3 schiedenes Bei ıE Shall 1a | Lysimachia nummaularia..-\.. |. |. |. -1.1931% Convolvulus arvensis ..... a AN A a Symphytum offieinale..... u 22 ann Gratiola officimalhs.“ ..... Be. a 4|. 1 Orobanche campophvlaeea.:\ 1 .| .4.r.|.|. Salvia’praltensis L........: ee ae N en. » » I e a a A BIARIGEO MaIOR ee ee » lanceolata ...... 1.1.0.2 1. 014 ].-u. Biütenskiel Gentiana verna.......... 22.1212 2, ul OD Biken Erythraea centaureum ....|.|.|. 2 . 1111 Korolle ..r | Valeriana officinalis...... ER 2 hl 3 Campanula rotundifolia... ; 12) 2 » barbata .....: 4|. 1 Buphthalmum salicifolium . ZEN Bellis peremnis 2... .... . za | Ach£llea illejolna N. » » rer Hanne a ; Be: Chrysanthemum lencanthe- MUIN nn ee ln a ee Carduus pannonicus......|-|.|.1.138 | 1 Centaurea scabiosa....... 43|4|13 Taraxacum officinale ..... 31383 Colchicum autumnale..... ; 1 Muscari racemosum...... 3 2 Carex.aculiformis 2.2.22... > 1 Agrostis stolonifera ...... 2 2 Alopecurus pratensis ..... 2 2 Phleum pratense: :«. .... .... 2 Bri2a Media tan: .-n. 2 2 Poa pratensishaisia:ke.. 3 2 BIOMUSTEROCUBWEDAL h . 3 2 Lolium pratense......... 3 1 Triticum tepens“.. .-.. .ı... 2 . NT Orchissalbideku) N 4.1 1 0 | Knolle 0 Verbreitung des Chlors im Pflanzenreiche. 333 Felsen- und Gebirgsflora. Untersuchte Organe © 5 | Stamm An Blatt | Name eb =. 872 BEI BE I © Ver- o|nN © & = TR} EIER E18 : 15 | schiedenes 3 ers kaleıs2|s! 3 (= FF || |a ne RR Cetraria islandica........ EEE aM Adiantum capillus veneris.| . |. | .| . |. Sn in Scolopendrium vulgare.. AS 546.104 Ehe Pinus pumilio..i..».4.... 4EJIDOE JG SE NE: Salix rediculata ......... ESBOTL GA a BET TEE ch nen ss sry IRASBOT, LK: 04.8 Tunica saxifraga ....... “BARSEıTS . | 1} Kelch und Korolle 1 Dianthus barbatus........ FIT SITAE BE: 0 IE; Anemone sulphurea ...... DER BEPET 5.2 Papaver alpinum ........ SPAI SER: 2 | 2 | Korolle i » ae ee ee © IE Dr ; > Staubgefäß 2 Sisymbrium auslriacum. 1453 2 4| . | Mark 2 Allysım saxatile......... 1|1 Sempervivum teclorum .... 2 | Epidermis 1 » alpinım .... 2 N Pe BE 1 aa 7722, Day pe 0 Saxifraga aizoides ....... R 3 » rotundifolia ....! . 2 » sedondles ......- | 2 | Blüten- stengel 1 > a A 1 » BORN... 2 |Korolle u. N Blütenstiel 1 | » umbrosa ...... 2\2 Cyclamen europeum ...... 2 2 Myosotis alpestris........ 1 1 Einaria. alpına .......0% 3 2% Korolle 752 Linaria cymbalaria ...... + 1 Calamintha alpina....... 21 8 Satureja monlana........ TR ; “wi rau! Ajuga montana.........- Se er Er Gentiana acaulis ........ ra il » pumila‘....:... 0 |Kelch, Korolle und » Be da n- ar I el . | Staubgefäß 0 Campanula barbalta ...... | En ne Se 1 ASER BIPIBUS Zi anne EP EEE | Centaurea montana....... RE Se De 2 1 Holzig. 334 J. Jung, Heideflora. Name Ganze Pflanze Wurzel Holz Rinde a) Auf trockenem Boden. Cetraria islandica Cladonia ranginifera Juniperus communis Polygala chamaebuxus....).. |. |. Azalen spec: 4.W.n 4: ..} u 15 Erion: aaa)... ....,.6 » vulgaris Thymus serpyllum Nardus stricta eo en 00.0 ..o 00080. b) Auf feuchtem Boden (Heidemoore). Sphagnum cymbifolium ... > squarrosum ... » cuspidatum ... » acutifolium.... » fimbriatum ... Drosera rotundifolia...... Pinquincula gypsophila . ir: Scheuchzeria palustris.....| . | 1 Eriophorum alpinum ..... » vaginalum . Carex echinata oe. ee 80 ee . 0° Name | Ganze Pflanze Casuarina egquisetifolia.... Chenopodium glaucum Atriplex hastatum 1 Glashauspflanze. Stamm | Stengel Untersuchte Organe Blatt schiedenes oben unten Stiel = Bir Ver- 2 | SIEH) 0 er DOrmm mm OD. Y es eHejoge, 1 1 1 1 1 Ri 1 ID @» Verbreitung des Chlors im Pflanzenreiche. 39D Untersuchte Organe je) N Ss I Rn Stamm | Stengel Blatt Name ee 9 ee ie or SS 3 S | = aenee e > S e E EI] E 4 ı Schledene: oleilmIiele|l5ıa Ko Salicornia herbacea ...... Eee Sproß 5 » fruticosal..... 4 | 32] . | . | Epidermis 1 Suaeda maritima |1...... 5 | 32 b) » » a 11m, 4 Ba ar PRikosa. es: a, IV 4 4|. Salsola lanala......:.... "Ar 4 5 > CRACKS des ak . 3 3 » RISaU N. A Ds‘ 4 | » Soda. Mrcatacc 5 | 23 5 » Be se 5 5 Corispermum intermedium.\ . |. | .|.|1 | Althaea officinalis ....... | 3.1.2 1 Korolle” 1 | Tamarız teiandra......:. Ka sn ag 1.12 Sproß (grün) 4 | Apium graveolens........ BIC, .14|3 Seirpus maritimus........ Ss 1 na 1 Glashauspflanze. 2 Holzig. | 3 Mit viel Mark. Epiphyten. ” Untersuchte Organe N £ . .-— & a | Stumm Stengel | Blatt | Name |, er Ver g S ® S 2 de ! S S S ge 3 3 e 3 schiedenes | Ile IB ee ala Xantoria parietina....... 0 . Usnea barbalä......:.... a U TE ie Platycerium alcicorne..... Bee, er] oa Bleitsprpiie® Epiphylium iruncatum!...\2|.|.|.|°.]). |. | - [Epidermis 1 | Phyllocactus crenatusi....| 3 el | » hookeril..... 2 RE Re a I Coelogyne cristata........ ee an. ee gtispreiteV Dattlaya. spec... a. Arc a ee ach weh" Mh » 0 Oneidium splendidum .... » 0 » DAB DER » 0) Epidendron spec......... » 0) Sarcanthus vostratus ..... » 0 Acampe papillosa ........ > 0 2 Glashauspflanzen nicht als Epiphyten gezogen. Ergebnis will ich | daher nicht als maßgebend annehmen. 336 J. Jung, Parasiten. R Untersuchte Organe = = Stamm |Stengel| Blatt Name A a EN > ne © Ver- SISısl0lE|8 ‘3 | schiedenes sı2lelslale|i2|& DIeiw|e ‚oe ıFın | m Aspargillus glaucus ...... 0 Bolsytis ISpec-E na Lan eee 1 Nectria cinnaberina ...... 0 Polyporus adustus ....... 9) Cuscuta epilium......... 0 Lathraea squamaria ]....|1 4 » » 1.227980 Orobanche caryophvllacea..| 1 Viscum album... ........: Blattspreitel | Saprophyten. = Untersuchte Organe & S Ä Ss | Stamm Stengel Blatt | Name FR BE Eh | = = | | © | = 2 | ee s e S EB: 8 = &- Schiedenes ein Ale |5sıon |, Trichia chrysosperma..... 0) IMELGHIEDER: a en 2 Ascobolis spee.2.1.2..u 1 Helotium virgultorum ....| O Hypoxylon fuscum ....... 0 Clavaria flava. ...-. ook 0) Polystictus versicolor ..... 1 Baleins scaben. 2... ec 2 Cantharellus cibarius..... 0 CopYimaSs spec. 2.1....2u$ 2 Lactaria deliciosa........ 0 Agaricus campestris...... 2 > MEIIERS \ .. |. 3:4 0 » DiC0lOn au 8 0) » MUSCATIMS.. |... 2% 3 » PYOBEMMS, »:. 1.2} 2 Sphaerobolus carpobolus...| 0 Lycoperdon spec. ........ 0 » bevisik . u... 9) Monotropa hvpopitvs ..... 0 Verbreitung des Chlors im Pflanzenreiche. 337 Die verschiedenen Formationen weisen in bezug auf den Chloridreichtum ihrer Vertreter ebenfalls große Unterschiede auf. Gewiß ist, daß in diesem Falle die Bodenbeschaffenheit, sowohl die chemische als auch die mechanische mit allen dazugehörigen Faktoren (Feuchtigkeit etc.), einen großen Ein- fluß ausübt. Meerespflanzen, Salzpflanzen, die Ruderal- und Segetalflora, die Uferpflanzen und Gewächse, die feuchten Boden lieben, mit Ausnahme der Heidemooreflora, erweisen sich als halophil, während ‚die Moos- und Farnflora der Wälder, die Holzpflanzen mit wenigen Ausnahmen, die Flora der Sandfelder, die submerse Flora der Gewässer, Heideflora, die Epiphyten, Parasiten und Saprophyten das Gegenteil zeigen. Zusammenfassung. 1. Die vorliegende Arbeit bezweckt auf Grund bewährter mikrochemischer Reaktionen die Verbreitung des Chlors im Pflanzenreiche und seine Verteilung in der Pflanze selbst zu untersuchen. Die für diesen Nachweis am geeignetsten be- fundenen Reagenzien sind sorgfältig ausprobiert worden und haben sich am besten in folgender Form bewährt: .a) Thalloacetat 0°5 8, Glycerin 2 g, destilliertes Wasser POUR b) Silbernitrat O'1g, 10°), Ammoniak 9°9 £. Bei sehr geringem Chlorgehalt ist das Reagens 5b), um möglichst große und charakteristische Krystalle zu bekommen, in nn Weise: umzuändern: Silbernitrat 0-05 g, 10%, Ammoniak 9:95 8. 2. Thalloacetat ist in obiger Verdünnung ein sehr brauch- bares Reagens. Es bewirkt die Entstehung von sehr charak- teristischen Krystallformen, hat aber nur den Nachteil der zu geringen Empfindlichkeit. 3. Weit besser in dieser Hinsicht ist das Silbernitrat- reagens. Es zeichnet sich durch außerordentliche Empfind- lichkeit aus und bewirkt außerdem die Entstehung von großen regelmäßigen Krystallen mit besonderen Eigenschaften. 338 I: June, 4. Ausgestattet mit diesen Reagentien wurden die ver- schiedensten Pflanzen von den niedrigsten Gewächsen bis zu den höchsten, im ganzen 604 Arten, aus 389 Gattungen, beziehungsweise 137 Familien untersucht. o. Die Untersuchungen zeigen, wie weit verbreitet die Chloride im Pflanzenreiche sind. Gibt es doch nur wenige Pflanzen, bei denen man nicht einmal Spuren derselben nach- weisen kann. 6. Der Chloridgehalt bei verschiedenen Familien ist ver- schieden. Es gibt chlorliebende und chlorfeindliche Familien. Doch können innerhalb einer Familie diesbezüglich auch Ver- schiedenheiten obwalten. Besonders chlorliebend sind: die Equisetaceen, Canna- baceen, Ulmaceen, Urticaceen, Euphorbiaceen, Polygonaceen, Chenopodiaceen, Amarantaceen, Aizoaceen, Cruciferen, Tama- rıcaceen, Malvaceen, Umbelliferen, Primulaceen, Compositen, Liliaceen, Iridaceen. Chlorfeindlich dagegen: die Cyanophyceen des Süß- wassers, die Chlorophyceen des Süßwassers, die Lichenes, Bryophyten, Lycopodiales, Filicales, Coniferen, Betulaceen, Salicaceen, Crassulariaceen, Rosaceen, Ericaceen und Orchi- deen. 7. Was die Verteilung der Chloride innerhalb der Pflanze betrifft, wäre folgendes zu sagen. In bezug auf die Längs- achse der Pflanze läßt sich beinahe immer eine Zunahme des Chlorgehaltes von der Wurzel zur Stammspitze zu feststellen. Die Hauptmenge des Chlors befindet sich in den parenchy- matischen zellsaftreichen Geweben, und zwar gelöst im Zellsaft. Bezüglich der Verteilung der Chloride in der Querrichtung des Stammes wäre zu erwähnen, daß sie die Epidermis und das Stranggewebe meiden, dagegen das Rindenparenchym und das Mark, solange es zellsaftreich ist, bevorzugen. Die jungen Internodien in der Nähe der Sproßspitzen, ferner Blattstiele, Adern des Blattes, fleischige Wurzeln und Rhizöme zeigen immer einen größeren Chloridgehalt, während das übrige (sewebe der Pflanze, sei es das chlorophylihaltige Mesophyli, die Epidermis, Haare und die Blütenteile, gewöhnlich gering reagieren. Verholztes Gewebe, die Schließzellen der Spalt- r . . . . ‘ı)‘) Verteilung des Chlors im Pflanzenreiche. 339 öffnungen, Pollen und Samen zeigen nur Spuren oder sind frei von Chloriden. Zellsäfte und Milchsäfte geben bei chlorid- reichen Pflanzen eine starke Reaktion, bei chloridfreien dagegen keine. 8. Formationen, die einen mineralstoffreichen oder nahr- haften oder feuchten Boden lieben, zeigen sich zum Unter- schiede von solchen, die auf einem nährstoffarmen, trockenen Boden wachsen, chloridreicher. So erweisen sich folgende als halophil: die Meerespflanzen, Uferpflanzen, Salzpflanzen, Ruderalflora, Segetalflora und solche, die feuchten Boden lieben, mit Ausnahme der Heidemoorflora, während die Flora der Sandfelder, die submerse Flora der Gewässer, die Heideflora das Gegenteil zeigen. Bemerkenswert wäre noch das Fehlen oder das Vorkommen der Chloride nur in ge- ringen Spuren bei der Moos- und Farnflora der Wälder, bei den Holzpflanzen mit wenigen Ausnahmen, bei den Epiphyten, Parasiten und Saprophyten. 340. J. Jung, Verbreitung des Chlors im Pflanzenreiche. Erklärung der Tafel. 1. Thallochloridkrystalle in einem Teile des Blattstielquerschnittes von Tetragonia expansa. (Objektiv Zeiß C. Projektionsokular I. Vergr. 120.) Dasselbe wie 1, nur stärker vergrößert. (Obj. Zeiß D. Proj. Ok. I. Vergr. 200.) 3. Thallochloridkrystalle. (Obj. Zeiß D. Proj. Ok. I. Vergr. 200.) 4. Silberchloridkrystalle. (Obj. Zeiß C. Proj. Ok. I. Vergr. 120.) Silberchloridkrystalle im chlorophyllosen Mesophyll von Urginea mari- tima durch Tageslicht geschwärzt. (Obj. Reichert 7a. Proj. Ok. I. Vergr. 299.) | 6. Silberchloridkrystalle. (Obj. Reichert 7a. Proj. Ok. I. Vergr. 299.) IS) ot Jung J., Über den Nachweis und die Verbreitung des Chlors im Pflanzenreiche. Sitzungsberichte der Akademie d, Wiss., math.-naturw. Klasse, Abt.I, 129. Bd., 1920. Ha f re oma rn bee eh Hi un aba wi E == A [e, , ur x “ YBr { et 341 Studien über das Anthochlor (I. Mitteilung) Von Dr. Gustav Klein Assistent am pflanzenphysiologischen Institute der Wiener Universität Aus dem pflanzenphysiologischen Institute der Wiener Universität (Nr. 141 der zweiten Folge) (Mit 1 Tafel) (Vorgelegt in der Sitzung am I. Juli 1920) I. Einleitung. So mannigfach die Farbenpracht der Blüten unserem Auge entgegen- tritt, so vieltältig die Nuancen jeder Farbe sind, so wenige Farbstuffe, beziehungsweise Farbstofigruppen sind es, deren die Natur sich bedient, um jene Fülle von Farben hervorzurufen, in der die Blütenwelt uns erscheint, Der Großteil der gelben Blüteniarben wird durch die Gruppe der Carotine und Xanthophylle bedingt, die immer an Chromatophoren gebunden auf- treten und die Marquart! schon 1835 unter dem Namen »Anthoxanthine« zusammenfaßte. Sämtliche Farben von Scharlachrot über Violett bis Lichtblau sind auf die Gruppe der Anthokyane zurückzuführen, die immer im Zellsaft gelöst sind. Daneben gibt es eine dritte Gruppe von Farbstoffen, die eben- falls im Zellsaft gelöst erscheinen, blaßgelb, zitron- oder dunkelgelb gefärbt sind und von den Botanikern Anthochlor genannt werden. Seit mehr als 50 Jahren beschäftigten sich nun die Botaniker sehr eifrig mit den Blütenfarbstoffen und studierten eingehendst die Verbreitung und Verteilung der beiden ersten Gruppen im Pflanzenreich. Auch die chemische Beschaffenheit dieser beiden Farbstoffe wurde vielfach studiert. Die Chemie der Carotinoide ist zum Teil erforscht und dank der mikrochemischen Vorarbeiten von. Molisch2 wurde die Konstitution 1 Marquart L. A., Die Farben der Blüten, Bonn 1835. 2 Molisch H., Über amorphes und krystallisiertes Anthokyan. Bot. Ztg. 1905, p. 159. 342 G. Klein, der Anthokyane, deren Ertorschung sich zufolge den früheren Untersuchungen als schwierig erwiesen hatte, in den großartigen Arbeiten von Willstätter! aufgedeckt. Um so verwunderlicher ist es, daß vom Anthochlor nur spärliche und kurze Notizen vorliegen, die sich überdies noch öfter widersprechen. Dies mag darauf zurückzuführen sein, daß das Anthochlor nur vereinzelt im Pflanzenreich vorkommt und man sich überdies daran gewöhnt hatte, die gelbe Färbung der Blüten in Bausch und Bogen dem Carotin zuzuschreiben. Es erschien daher als eine dankbare Aufgabe, auch diesen Blütenfarbstoff eingehend zu untersuchen, seine Verbreitung und Verteilung im Pflanzen- reiche festzustellen und sein chemisches Verhalten zu prüfen. II. Historisches. Die erste Angabe über einen im Zellsaft gelösten gelben Farbstoff finde ich bei Fremy et Clo&z.2 Sie unterscheiden den in Wasser unlös- lichen gelben Blütenfarbstoff (Xanthin) von dem in Wasser löslichen (Xanthein), welchen sie bei den gelben Dahlia-Varietäten fanden. Das Xanthein soll in Wasser, Alkohol und Äther*3 löslich, aber aus keinem der Lösungsmittel krystallisierend sein. Alkalien färben stark braun, *? Säuren bringen diese Färbung zum Verschwinden. Metalloxyde geben gelbe bis braune unlös- liche Lacke. Hildebrand*+ erwähnt in seiner Untersuchung, die sich hauptsächlich mit Carotin und Anthokyan beschäftigt, einen im Zellsaft gelösten gelben Farbstoff bei den gelben Varietäten von Dahlia variabilis und einigen Acacia- Arten. - Rosanoff findet einen gelben Zellsaft bei Papaver alpinum und nudicaule. Prantl® widmet dem Farbstoff eine eigene Untersuchung, aus der ich das Wichtigste erwähne. Er führt einige Pflanzen an, die blaßgelb gefärbt sind und einen wasserlöslichen gelben Farbstoff im Zellsaft enthalten wie 1 Willstätter R., Untersuchungen über die Anthokyane 1.—XVIl. Lieb. Ann. d. Chem., Bd. 401 (1913), 408 (1915), 412 (1917). 2 Fremy et Clo&z, Note sur ies matieres colorantes des fleurs, Journal de pharmaeie et chimie, t. XXV, annee 1854, p. 241. 3 Die mit Sternchen bezeichneten Befunde früherer Arbeiten haben sich bei den eigenen Untersuchungen als irrig herausgestellt und werden der Einfachheit halber erst im Verlaufe der Ausführungen an den entspre- chenden Stellen richtiggestellt. * Hildebrand F., Anatomische Untersuchungen über die Farben der ‘üten. Jahrb. f. wiss. Bot. 1863, B. 3, p. 64. | | 5 Rosanoff, Mem. de la Soc. des Scienc. nat. de Cherbourg, XII, p:. 211. 6 Prantl K., Notiz über einen neuen Blütentarbstoff. Bot. Ztg. 1871, 32.29, p. 425. Studien über das Anthochlor. 343 Linaria-Arten, Digitalis lutea, *4' Aconitum Lycoclonum, *1 Trifolium pannonicum, *1 Cephalaria : tartarica, Lotus corniculatus, Primula- und Acacia-Arten. »Dieser neue Farbstoff, den ich einstweilen als Anthochlor bezeichnen will, zeigt ganz ähnlich wie das Anthokyan Farbenwechsel je nach der sauren oder alkalischen Reaktion der Lösung, nur beschränkt sich derselbe hier auf verschiedene Töne von Gelb, Die Lösungen werden mit Säuren lichtgelb, mit Laugen bräunlichgelb.« Er betont, daß die Formen mit diesen meist blaßgelben Blüten sämtlich Arten von Gattungen sind, deren übrige Arten Anthokyan besitzen und denen das Anthoxanthin (Carotin) fehlt.1* Einen anderen von Anthochlor verschiedenen Farbstoff enthalten nach ihm die gelben Papaver-Arten und wieder einen andern die gelven Dahklia-Varietäten. Hansen? zitiert die Arbeit von Prantl und bringt an Neuem nur eine kurze Untersuchung des gelben Farbstoffes der Citrusschale. Er findet ihn wasserlöslich und weist mit Alkalien dunkle Gelbfärbung, mit kochender Natronlauge orangerote und mit Schwefelsäure braune Färbung nach. Aus demselben Jahre stammt eine Untersuchung Schimper’s® über Chloro- phyli und Chromoplasten, wo er in einer Tabelle auch die Pflanzen anführt, in deren Blüten er gelben Zellsaft fand. An neuen Befunden wären Verbas- cum, gelbe Rosen, Calceolaria, Anthirrhinum maius, Astragalus vulpinus und Opuntia Ratinesquiana zu nennen. Weiss* untersucht in einer Notiz die schwefelgelbe Partie an der Basis der Blütenblätter von gelbblühenden Papaver-Arten. Bei Einwirkung von Alkohol, Essigsäure und einigen anderen Reagentien wird diese Partie grün, aus dem Zellsaft fällt der Farbstoff in gelbgrünen, wurmartig gekrümmten, ansehnlichen Gebilden heraus, die aus gebogenen Nadeln zusammengesetzt erscheinen. Am eingehendsten beschäftigen sich mit dem Antbochlor zwei Arbeiten von Courchet5 und Dennert.6 Courchet studiert eingehendst die verschiedenen Formen der Chromo- plasten (Chromoleucites) im Pflanzenreich, trifft dabei auch auf einige Formen 1 Bei diesen Pflanzen konnte ich Anthochlor nicht finden. 2 Hansen A., Die Farbstoffe der Blüten und Früchte. Verh. d. phys. med. Ges. zu Würzburg, N. F. B. 18, Nr. 7, 1884. 3 Schimper A. F. W., Untersuchungen über die Chlorophylikörner und die ihnen homologen Gebilde. Jahrb. f. wiss. Bot. 1885, B. 16, p. 132. 4 Weiss A., Über einen eigentümlichen gelösten gelben Farbstoff in der Blüte einiger Papaver-Arten. Sitzb. d. Akad. d. Wissensch. in Wien, 1884, Bd. 90, p.. 108 und 109. 5 Courchet M., Recherches sur les chromoleucoites. Ann. des scienc. nat. 7, ser. Botanique 1888, T. 7, p. 361 u. 362. 6 Dennert E., Anatomie und Chemie des Blumenblattes. Bot. Zbl. 1889, Bd. 38, p. 4830. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 129. Bd. 23 344 G. Klein, mit gelbem Zellsaft, den er chemisch näher prüft. In Betracht kamen Linaria lutea, Eschscholtzia californica, Mesembryanthemum aureum, Lotus corniculatus und die Staubfäden von Dianella. Er ist der einzige, dem es gelang, den Farbstoff zur Krystallisation zu bringen. Er konzentrierte die äthylalkoholische Lösung und erhielt bei Linaria und Eschscholtzia Nadeln, beziehungsweise Sphärokrystalle. Er findet bei Linaria blutrote Färbung . mit konzentrierter Schwefelsäure, mit konzentrierter Kalilauge Lösung in gelber Farbe*, bei-Lofus mit beiden Reagentien Orange-, bei den Staub- fäden von :Dianella Scharlach-, beziehungsweise Purpurrotfärbung, bei Eschscholtzia nur mit Kalilauge ein dunkleres Gelb. Seine Zusammenfassung sagt: Im großen und ganzen unterscheiden sich alle diese Substanzen wesentlich nur dadurch von Chromoleucitenfarbstoffen, ‚daß sie sich mit konzentrierter Schwefelsäure nicht blau färben. Dennert, dessen Untersuchung in letzter Linie die enge Verwandt- schaft zwischen Chlorophyll und Anthoxanthin -einerseits, Anthokyan und Gerbstoff anderseits dartun will, erwähnt nebenbei auch den im Zellsaft gelösten gelben Farbstoff, dem er nahe Verwandtschaft zum Anthokyan zuspricht. Er nennt eine Anzahl neuer Arten, die gelben Zellsaft führen, nämlich Chrysanthemum-Arten, Calliopsis, Coreopsis, Ruta, Muscari comosum, gelbe Althaea und Gladiolus psitiacinus, einige Formen, bei denen in der- selben Zelle neben Carotin Anthochlor vorkommt, wie Primulaarten und die fünf erst genannten und einige, bei denen der gelbe Farbstoff aus Chloro- phyll hervorgehen soll wie die gelbe Varietät von Allhaeca rosea, dann "Bluten, wo der rote und gelbe Farbstoff ineinander übergehen, so bei Dahlia-Varietäten, Carthamus tinctorins und Calliopsis Drummondi, woraus er auf die Identität der beiden schließt. Er prüft mit Kalilauge und findet bei Verbascum die gelbe Farbe unverändert, bei Anthirrhinum”* und Tropaeolum* (enthält aber nur Carotin) orange, bei Allhaea und Dahlia rot verfärbt. Da Gerbstoffe ebenfalls mit Kalılauge Gelb- oder Rotfärbung geben, hält er einen genetischen Zusammenhang des gelben Farbstoffes ebenso wie des Anthokyans mit den Gerbstoffen für erwiesen. Dann sind zwei Arbeiten von Tschirchl zu nennen, der mit Hilfe der Spektralanalyse die Verwandtschaft der natürlichen gelben Blüten-, Frucht- und Blattfarbstoffe untereinander und mit bekannten ‚künstlichen Farbstoffen -zu ermitteln sucht. Dabei berücksichtigt er aber nicht den Unterschied zwischen der an Chromatophoren gebundenen Carotingruppe und dem im Zellsaft gelösten Anthochlor, auch nicht, daß in vielen der von ihm unter- suchten Blüten Carotine, Flavone und Anthochlorfarbstoffe zusammen vor- kommen. Zum Beispiel stellt er als Untergruppe ‘der Xanthocarotine die 1 Tschirch A., ‘Untersuchungen über das Chlorophyll, 1884. — Tschirch A., Vergleichende spektralanalytische Untersuchungen der natür- lichen und künstlichen gelben Farbstoffe mit Hilfe des Quarzspektrographen. Ber. d. D. bot. Ges., Bd. XXI, 1904. Studien über das Anthochlor. 345 Verbascumgruppe mit zwei Absorptionsbändern und Endabsorption auf, zu der er zählt: Verbascum (enthält nur Anthochlor), Viola tricolor (enthält Carotin und Violaquerecitrin, ein Flavon) und Tulipa (Carotin). Die zur Reinigung der Farbstoffe angewandte Kapillaranalyse dürfte doch nicht genügen, denn es wäre sehr merkwürdig, daß chemisch so verschiedene Stoffe dasselbe Absorptionsspektrum geben, während die ein- ander nahestehenden Carotine ganz verschiedene Spektren liefern, und man sieht sich zur Frage gedrängt, ob da nicht doch Verunreinigungen die Hauptrolle spielen. Tschirch sagt ja selbst, daß Cholesterine etc. schwer zu entfernen waren. Solange die Stoffe nicht rein krystallisiert sind, lassen sich solche Versuche wohl nicht einwandfrei durchführen. Aber auch die Richtigkeit der Absorptionsergebnisse angenommen, ließe sich daraus noch immer kein Schluß auf die chemische Verwandtschaft ziehen, wie ja die erwiesenermaßen ganz verschiedene Zusammensetzung der hier in Betracht kommenden Stoffe zeigt. Auch Willstätterl erwähnt in einer seiner Anthokyanuntersuchungen die »noch nicht chemisch untersuchten, im Zellsafte gelösten gelben Farb- stoffe, welche von Botanikern als Anthochlor bezeichnet werden«. Die Farbe der orange- und scharlachroten Dahlien wird durch Mischungen von Pelargonin mit dem eigentümlichen Dahliengelb bedingt. Er trennt die beiden Farbstoffe durch Ausschütteln der wässerigen sauren Farbstofflösung mit Amylalkohol, wobei das Pelargonin (und dies ist für die Anthokyane typisch) in der wässerigen Schicht bleibt, während das Dahliengelb voll- ständig in den Amylalkohol übergeht. Die gelbe Lösung gibt das Pigment an Soda mit intensiver Orangefarbe ab. In einer späteren Untersuchung? berührt er auch den Farbstoff von Papaver alpinum und sagt, daß hier ein im Zellsaft gelöster, rein und intensiv gelber Blütenfarbstoff von Glykosidnatur auftritt, der den Antho- kyanen im wesentlichen analog ist; die rein gelbe, wässerige Lösung gibt mit Alkali eine intensivere Gelbfärbung. III. Eigene Untersuchungen. Die eigenen Untersuchungen wurden im Jahre 1916 während einer militärischen Rekonvaleszenz begonnen und im Frühjahr 1919 wieder auf- genommen. Es wurden alle gelben Blüten, die ich erreichen konnte, unter- sucht und auf ihre Zugehörigkeit zum Carotin oder Anthochlor geprüft. Die Blüten wurden zum Großteil in der näheren und weiteren Umgebung Wiens, aber auch am Isonzo, in Italien, Dalmatien und Montenegro, von 1 Willstätter R. und Mallison H., Über Variationen der Blüten- farben. Lieb. Ann. d. Chemie, 1915, Bd. 408, p. 158 ff. 2 Willstätter R. und Weil Fr., Mohnfarbstoffe I. Lieb. Ann. d. Chemie, 1917, Bd. 412, p. 139 ff. 346 | G. Klein, fremdländischen Pflanzen im botanischen Garten und im Rotschildgarten in Wien gesammelt.1 Infolge der in jeder Hinsicht beschränkten Verhältnisse des letzten Jahres erhebt die Zusammenstellung keinen Anspruch auf Vollständigkeit und werde ich in einer folgenden Mitteilung Gelegenheit nehmen, Ergänzungen anzuführen. Es würde zu weit führen, alle untersuchten Arten mit gelben Blüten (zirka 300) anzuführen, ich beschränke mich nur auf diejenigen, bei welchen im Zellsaft gelöster gelber Farbstoff gefunden wurde. Nachweis des Anthochlors in der Pflanze. Wie schon betont wurde, kann die Gelbfärbung einer Blüte durch Carotin oder Anthochlor bedingt sein. Von einer Ausnahme soll später noch gesprochen werden. Man könnte nun glauben, die Gegenwart von Anthochlor oder Carotin lasse sich schon makroskopisch feststellen und so eine ungefähre Trennung der Blüten nach diesen beiden Farb- stoffen durchführen. Ich konnte mich aber immer wieder überzeugen, daß man aus der Nuance der Blütenfarbe keinen Schluß ziehen darf. Prantl führt als Kennzeichen für Antho- chlor die blaßgelbe Blütenfarbe an. In der Tat führen viele blaßgelbe Blüten diesen Farbstoff. Andrerseits haben zahl- reiche typisch blaßgelbe Blüten, wie die blaßgelben Zropaeolum- Sorten, die blaßgelben Stiefmütterchen, die lichtgelben Arten von Digitalis (D. ambigua, nervosa etc), von Aconitum (A. Lycoctonum, Gmelini), von Rosa (R. Eclanteria und viele Gartenhybriden), von Chrysanthemum, von Iris (J. ochroleuca, aurea, gracilis, Mathioli etc), von Gladiolus und viele andere überhaupt kein Anthochlor, sondern nur spärliches Carotin. Bezeichnen wir aber, und das soll vorläufig fest- gehalten werden,? alle im Zellsaft von Blüten gelöst vor- kommenden gelben Farbstoffe als Anthochlor, so läßt sich äußerlich überhaupt kein Anhaltspunkt finden. Betrachtet man die intensiv gelben, matt glänzenden Blütenblätter einer Oenothera neben denen von Verbascum thapsus oder macrurum, so wäre man entschieden geneigt, ihnen denselben Blütenfarbstoff zuzusprechen, so ähnlich ist 6 1 Für die Überlassung des Materials sage ich auch an dieser Stelle den Leitern dieser Garten meinen ergebensten Dank. 2 Molisch H., Mikrochemie der Pflanze. Verlag Fischer 1913, p. 242. Studien über das Anthochlor. 347 ihr Äußeres. Und doch enthält Oenothera nur Carotin, Verbascum hingegen rein Anthochlor. Die einzig sichere Methode, um nachzuweisen, in welcher Form der gelbe Farbstoff in der Blüte vorkommt, ist ein Querschnitt durch das Blumenblatt, denn nur an diesem kann man feststellen, ob in der einzelnen Zelle gelber Saft oder Chromoplasten vorhanden sind. Neben dem Querschnitt wurde überdies von allen Blüten in angesäuertem Wasser bei einer Temperatur von 20 bis 50° C. ein Extrakt hergestellt. Die Carotine sind als Kohlen- wasserstoffe in Wasser gänzlich unlöslich, die im Zellsaft gelösten gelben Farbstoffe hingegen leicht löslich. Eine Gelb- färbung des Extraktes weist also auf Anthochlor. Die Prüfung des Extraktes war speziell in manchen Fällen notwendig, wo die spärlichen, lichten und fast gar nicht konturierten Chromo- plasten schwer festzustellen waren. Bei Digitalis- und Aconitum-Arten sieht man oft nur einen lichtgelben Schein. Die eventuell noch in Betracht kommenden, wasserlöslichen Flavone sind in neutraler oder saurer Lösung fast farblos und tragen zur Färbung der Blüten überhaupt nicht merklich bei. Nach Willstätter! enthalten die tiefgelben Blüten einer Varietät von Viola tricolor ein Viertel ihres Trockengewichtes an Violaquercitrin, einem Flavon. Extrahiert man dieses mit heißem Methylalkohol, so sind die Blüten unverändert orange- gelb. Nicht die große Menge des Quercitrins, sondern der kleine Gehalt von Carotin bedingt die Farbe.? Verbreitung im Pflanzenreich. Die Tabelle I zeigt die Verbreitung des Anthochlors im Pflanzenreich und die Verteilung im Blütenblatt. Aus dieser Zusammenstellung ist ersichtlich, daß das Vorhandensein oder Fehlen des Farbstoffes in den gelben Blüten von der syste- matischen Stellung und Zugehörigkeit der Pflanze ganz ıL.’6 2 Mikroskopisch kann man sich das Violaquereitrin leicht darstellen, wenn man ein gelbes Blütenblatt in einen Tropfen heißen Methylalkohol legt. Nach einer Stunde liegen am Rande des Deckglases lauter farblose bis lichtgelbe Nadeldrusen. 348 G. Klein, Tabelle Das Anthochlor findet Farbe im Blumenblatt Familie Art der Blüte neben EL allein Chromo- Anthokyahı plasten ; Eriogonum zitron- U Poljohateaz umbellatum gelb 7 Nyctagi- Mirabilis : At naceae Jalapa Me Di Mesembryan- Er themum Din Sr m Aizoaceae | linguiforme > Se # lichtgelb + — scardica Opuntia : EA Ratinesquei Hehtselb Si Gactacede \ 705 SEE lea aa a lea Opuntia 4 A Enselmanni lichtgelb ur | . Dianthus N Caryophyllus | lichtgelb ei ICH P%9 Gartenhybride Papaver dunkel- er IR Kerneri zitrongelb | Papaver intensiv — = nutans gelb | 2 dunkelgelb u Zar N bis orange- le dr veraceae | aurantiacum gelb Glaucium intensiv a 1 | flavum gelb Eschschollzıa | intensiv IE Er californica gelb a Reseda lutea Resedaceae ren blaßgelb =r Em aezs Althaea rosea blaß- ur ER gelbe Varietät | zitrongelb FT de en, — —— Studien über das Anthochlor. 349 Farbe der wässerigen angesäuerten Lösung in der Anmerkung oberen unteren gelb In der roten Form vertritt } das Anthokyan auch in der Verteilung das Antho- | chlor — blaßgelb beim Austritt aus —- der Zelle verblaßt der Farbstoff Beim Verblühen werden die Blüten orangerot — blaßgelb #+ lichtgelb Von derselben Art gibt es ir blaßgelb eine dunkelrote Varietät, die nur Anthokyan führt Alle anderen Formen führen = lichtgelb in derselben Verteilung Anthokyan er » : Men Überall ein schwefelgelber ERIN BeID Fleck an der Basis der Ye Blütenblätter, beim Ein- trocknen wird die gelbe Blüte dunkelorange; in a orangegelb wässeriger und verdünnt alkoholischer Lösung blaßt der Farbstoff aus intensiv gelb Im oberen Teil der Platte | neben Carotin auch Anthochlor, sonst nur Carotin nn, blaßgelb In den roten Varietäten = lichtzitrongelb vertritt der rote den gelben Farbstoff G.. Kleiny: Das Anthochlor findet F b | E . Farbe im Blumenblatt Familie Art der Blüte : | [ | neben allein Chromo- Aal plasten Ruta: intensiv | Be graveolens gelb == je “ EN | | | De R De h Acacıa | ‚Mimosaceae vostellifera gelb au Ei 2 ! . — u Coronilla | cappadociea ‚guakelseib | St = | Papıliona- Lotus 1% | rn ceae corniculalus |" ses ” Se | { Lathyrus ii | Bes dunkelgelb ir — — el zeiman |il., Alalie irn ale lichtgelb Röhre und |. Primula den Makeln Primulaceae elatior u. Pia | | manchmal 2 dunkelgelb = — rot an- veris | ft | gelaufen Verbascum | | thapsus |! macrurum tief | | phlomoides os == al = olympicum, lychnitis " austriacum Scrophu- nigrum | Jartacede Calceolaria | | | rugosa var. | dottergelb‘ _! = — | aurea "#3 im Gaumen | Ben lichtgelb, am Grunde is Gaumen +1 der Haare En orangegelb | auch | | Carotin: Studien über das Anthochlor. 351 in der oberen unteren Epidermis und Griffel — = ei + + | ae Fe | + 5; -- Be = | Blumenblätter, Staubfäden Farbe der BEER Anmerkung angesäuerten - 3 Lösung Neben den beiden Blüten- farbstoffen reichlich Rutin vorhanden; läßt sich mit Methylalkohol leicht ne) krystallisieren In jeder Zelle neben einer Anthochlorvakuole eine farblose Vakuole " gelb Auf der Fahne fünf rote Anthokyanstreifen dunkelgelb a Farbstoff löst sich schnell, Blüte wird farblos zitrongelb Hybriden enthalten statt tiefzitrongelb oder neben Anthochlor Anthokyan ; trübrote Färbung tiefgelb lichteelb Die letzten Blüten im Herbst sind sehr blaßgelb, Gau- orangegelb men fast nicht dunkler macrocephala 302 G. Klein, Das Anthochlor findet Earbe im Blumenblatt | Familie Art der Blüte neben Sa allein - Chromo- Anthokyan plasten | Linaria gleichmäßig| neben 2 genistifolia | zitrongelb | Zesperidin Scrophu- RENNER EEE (BENERGENN SE _ ____-. lariaceae i Anthirr- tief hinum La = — mus ; zitrongelb maius Sideritis E - monlana | Labiatae hyssopifolia blaßgelb — —- sr scorioides Cephalaria alpina fr; | tarlarica Se ‚Mr Dipsacaceae pilosa lichtgelb Scabiosa | BR ochroleuca 7 je: Nr; Anihemis rigescens Br a"; ee) Chrysan- gelb themum Er ar se carinatum macrophyllum Coreopsis a 1 orangegelb === he = NE zitrongelb = >= + Compositae AUERE| EARERHERENEE NE He _ ___ Centaurea A rupestris Be 2; = B een BEREIT ee Centaurea alpina, — En B ruthenica blaß- Ischtrelb ja. Era n in a Centaurea | glastifolia Fr 7 es | Centaurca tiefgelb rg MR fe: | Studien über das Anthochlor. 393 sich | PER Farbe der Be wässerigen oberen | unteren An AR | Lösung Epidermis nz zitrongelb — + lichtgelb — — gelb — © zitrongelb - dunkelzitrongelb LE tiefgelb in einzelnen langgestreckten Zellen und Zellgruppen der Epidermis über den Gefäß- bündeln |—— in einigen langgestreckten lichtgelb Zellen über den Gefäß- bündeln |——— Zellstriemen über dem Siebteil m nm u Anmerkung "Blüten nach dem Extra- hieren tiefgelb; Gewebe erfülltvon Nadelbüscheln, dem von Molisch auf- gefundenem Hesperidin in der gelb-rot gefärbten Blüte vertreten sich die beiden Farbstoffe voll- kommen Alle Farbenübergänge von Gelb, Scharlachrot bis Dunkelpurpur Die übrigen Zellen der Epidermis führen Carotin Sonst im Gewebe Carotin 394 G. Klein, Das Anthochlor findet N Farbe im Blumenblatt Familie Art Br sBiote neben : neben allein Chromo- Anthokyan plasten beim Ver- tiefgelb bis blühen in Carthamus : i scharlach- — — einen tinctorius rot orangeroten Com ositae ra B übergehend Helenium ü een on) = 2 a Billa: Muscari h 5 En S2 Se liaceae an raungrau Gladiolus u, : | Iridaceae primulinus sattgelb —; ==. — Orchis pallens.) rote Flecken Orchidaceae provincialis, \ blaßgelb = — auf der sambucina Lippe unabhängig ist, wie dies ja auch von den andern Blüten- farbstoffen gilt. Selbst nahe verwandte Formen verhalten sich verschieden. Primula vulgaris und elatior führen in den Corollzipfeln nur Anthochlor, Pr. auricula und vertlicillata 2. B. nur Carotin. Die beiden erstgenannten enthalten aber an den dunkleren Makeln an der Übergangsstelle der flachen Korolle in die Röhre beide Stoffe, in der Röhre nur Carotin. Primula veris zeigt einen Übergang, sie führt in allen Epi- dermiszellen beide Farbstoffe. Doch tritt hier beim Altern der Blüte eine Anreicherung an Carotin ein, die sich schon äußerlich in einer dunkleren, mehr orangegelben Färbung zu erkennen gibt. Andrerseits fand ich von Primnla veris auch lichter gelbe Blüten, die nur Anthochlor führten. Auch . die verschiedenen gelben Gartenhybriden von Drimula nehmen eine Mittelstellung ein. Sie führen in der Epidermis am Grunde der Zelle licht- bis dunkelgelbe Chromatophoren, in den Papillen Anthochlor. Die u an ol Studien über das Anthochlor. sich ; Farbe der in der wässerigen u. 2 Anmerkung angesäuerten oberen unteren R Lösung Epidermis e u lichtgelb bis In der orangeroten Blüte dunkelorange ist gelber und roter Farbstoff vorhanden Die das Anthochlor ent- Zellstriemen tiefer im baltenden Zellreihen zie- Gewebe über dem Siebteil hen wie Schläuche durch | Or lichtgelb das ganze let) Die darunter liegende Zell- aM schichte führt Antho- kyan und Carotin, die innerste nur Carotin | .. tiefgelb Am selben Standort blaß- — + blaßgelb gelbe und dunkelrote Formen derselben Art lichteren Formen enthalten viel gelben Saft neben wenig lichtgelben Körnchen am Grunde der Zelle, die dunkelgelben weniger Anthochlor, dafür viele dunkelgelbe Chromatophoren am Grunde und auch 1 bis 2 Körnchen an aer Spitze der Papille. Bei den lichtgelben Formen findet man häufig auch Zellen, die nur gelben Saft enthalten. Aus dem botanischen Garten siand mir Primula auslriaca zur Verfügung, die Wettstein durch Kreuzung aus Pr. acaulis und pannonica gezogen hat. Pr. acaulis führt, wie schon mehr- mals erwähnt, in der Korolle nur Anthochlor, pannonica nur Carotin in Form von dunkelgelben Körnchen, nicht nur in der beiderseitigen Epidermis, sondern auch im Grundgewebe. Alle Kreuzungsformen ähneln der pannonica insofern, als sie die Einzelblüten auf einem gemeinsamen Blütenstiel tragen; in der Färbung und Farbstoffverteilung konnte ich drei Typen feststellen. Eine lichtgelbe Form, etwas dunkler als acaulis; in jeder Zelle sind neben viel Anthochlor nur einige kleine lichtgelbe Chromoplasten. Die zweite Form ist dunkler als die erste, enthält neben Anthochlor viele kleine Chromoplasten zu Haufen geballt und führt im Grundgewebe kein Carotin. Eine dritte Pflanze hat noch dunklere Blüten, aber lichter als pannonica. Die Blüten zeigen viel Carotin neben wenig Anthochlor, auch in den Papillen und im Grundgewebe. 3D6 G. Klein, Dieses Beispiel nur möge die Variation der Farbstoffe bei nahe verwandten Formen demonstrieren. Bei den Papaveraceen enthalten die gelben Papaverarten Anthochlor, Chelidonium maius Carotin, Eschscholtzia Carotin und Anthochlor. Selbst bei den Scrophularineen, die in über- wiegender Anzahl Anthochlor führen, finden sich wieder Spezies nur mit Carotin, wie Mimnlus Inteus (dottergelb) oder die schon genannten Digitalisarten (lichtzitrongelb) zeigen. Innerhalb der engsten Verwandtschaft freilich ist die Einheitlichkeit und Konstanz im Vorkommen der Blüten- farbstoffe häufig gewahrt, so bei Verbascum, Papaver, Linaria, Cephalaria, Sideritis und Acacia. Bei diesen Arten enthalten die gelben Blüten nur im Zellsaft gelösten gelben Farbstoff. Verteilung in der Pflanze. Das Anthochlor hat immer seinen Sitz in der Epidermis, beziehungsweise im Epithel der Blütenblätter, entweder in der oberen und unteren oder in einer von beiden, nie. aber im darunterliegenden Mesophyli. Kommt das Anthochlor in Verbindung mit Carotin vor, so trifft man immer das Carotin im Grundgewebe verteilt, in den Oberhautzellen beide Farbstoffe in ein- und derselben Zelle. Meist sind die Chromoplasten am Grunde, der gelöste Farbstoff in der äußeren Hälfte, bei papillösen Zellen in den kegelförmigen Papillen. Sehr schön ist dies zu sehen bei den Primulaceen, bei Ruta, Lotus und Coreopsis. Beziehungen zum Anthokyan. Am interessantesten sind die Beziehungen zwischen Anthochlor und Anthokyan. Erstens findet man Anthochlor speziell bei Arten, deren andere Varietäten rot gefärbt sind, Z. B. bei Dahlia, Anthirrhinum, Linaria, Althaea und Primnla. — Zweitens läßt sich feststellen, daß sich bei den Arten, die rote und gelbe Varietäten aufweisen, die beiden im Zell- saft gelösten Farbstoffe in Lagerung und Verteilung genau ersetzen. Sowie der gelbe tritt auch der rote Farbstoff in vielen Fällen nur in der Epidermis, immer aber bloß in den äußersten Schichten auf. Studien über das Anthochlor. 357 Drittens lösen die beiden Farbstoffe einander oft in derselben Blüte, ja von Zelle zu Zelle ab. Da diese Fälle als Beispiel für die nahen Beziehungen der beiden Farbstoffe sehr instruktiv sind, seien einige ausführlicher besprochen. — Verschiedene Primulaarten blühen in unseren Gärten sowohl in gelben wie roten Varietäten. Bei beiden findet man am Querschnitt homogenen, gefärbten Saft in der Epidermis, bei den gelben Anthochlor, bei den roten Antho- kyan. So gibt es eine blaue Gartenform von Primula acanlis. Die Oberseite ist azurblau, die Unterseite blauviolett. Diese zeigt im Mikroskop von der Fläche betrachtet in jeder Zelle eine andere Farbe, von rosa über violett bis blau alle mög- lichen Mischfarben. Primula rubra hat violetten Zellsaft. Eine Hybride von yubra und acanlis! ist lichtviolett. Die Blüte enthält beide Farben; unter dem Mikroskop sieht man in der Epidermis manche Zellen und Zellgruppen gelb, andere rosa, in den meisten Zellen ist Gelb und Rot zu den verschiedensten Nuancen gemischt. In der Natur findet man manchmal Blüten von Primula veris, die an der Unterseite rot angehaucht sind; hier zeigt sich dasselbe. Bei Calliopsis Drummondi sind die Zungenblüten gold- gelb, an der Basis dunkelrot. Der Querschnitt zeigt im Basal- teil jeder Epidermiszelle Carotinkörner, in der Papille an den gelben Stellen Anthochlor, an den roten Anthokyan. Die Blüten von Anthirrhinum maius sind in der Natur- form dunkelrot mit gelbem Gaumen. Auf der Oberseite sieht man an der Übergangsstelle von Gelb in Rot schon mit bloßem Auge eine Mischungszone, die in trübroter Misch- farbe erscheint. Erst zirka !/, cm von der Übergangsstelle entfernt sind die Farben wieder rein gelb, beziehungsweise so rotviolett, wie die ganze Unterseite ist. Der ‚Querschnitt zeigt das Entsprechende: Wir finden nicht gelbe Zellen und angrenzend rote, auch nicht gelbe zwischen den roten ‚mosaikartig verstreut, sondern in derselben Zelle ein Gemisch beider Farbstoffe; erst rein zitrongelbe, dann schmutziggelbe, 1 Alle Formen ‘standen ‚aus dem botanischen Garten zur Verfügung. 358 G. Klein, orangerote, schmutzigrote, blutrote und dann erst rein rot- violette Zellen. Dabei ist in der einen Zelle die Basis rötlich, der Kegel gelb, in der andern der Kegel rot und die Basis gelb und zwischen mehr roten Zellen liegen noch mosaik- artig verstreut mehr lichtere, gelbliche. Es ist also ein allmähliches Mischen und Ineinanderübergehen der beiden Farbstoffe, ganz so wie bei den Farbennuancen des Antho- kyans bei der blauen Primnla acanlis. Es gibt eine weißrote Dahlia-Varietät, bei der im Sommer jede Zungenblüte weiß und von scharlachroten Rändern um- säumt ist. An der Übergangsstelle von Rot in Weiß sieht man schmale gelbe Zonen, die Unterseite ist immer lichter, also orange gefärbt. Gegen den Herbst sind die Blüten orange gerändert; die. Oberseite zeigt wie bei Anthirrhinum eine Mischung von Rot und Gelb, die Unterseite ist bloß gelb. Die letzten Blüten sind schon rein gelb umrandet und zeigen oben und unten rein gelbe Farbe. Im Sommer über- wiegt, wie ich später noch durch Ausschüttelung zeigen werde, der rote Farbstoff, er nimmt im Herbst ab und in den letzten Blüten ist nur gelber vorhanden. Carthamus tinctorins blüht in rein gelber Farbe. Beim Verblühen wird der Blütenstand von außen nach innen allmählich intensiv orange- bis feuerrot und welkt in dieser Farbe. Der Querschnitt zeigt bei den jungen Blüten in den längsgestreckten Epidermiszellen zitrongelben, in den alternden orangeroten Zellsaft. Diese Blüten geben orangeroten Extrakt. Die Lösung aus den gelben Blüten ist lichtgelb, wird aber. bald dunkelorange. Dasselbe erreicht man, wenn man zu den gelben Blüten oder dem gelben Extrakt Lauge oder kon- zentrierte Schwefelsäure zusetzt. Mischungen von Gelb und Rot sind in den Zellen nicht zu sehen, es scheint also der gelbe Farbstoff homogen in eine rote Modifikation über- zugehen, worauf später noch zurückzukommen ist. Endlich treffen wir Gattungen, deren einzelne Arten oder Arten, deren Varietäten in allen Abstufungen von Zitrongelb- über Rot bis Violett gefärbt sind. Ein Beispiel für den ersten Fall bietet Papaver, für den zweiten Dahlia. Alle Papaver- arten führen, wenn sie überhaupt Farbstoff enthalten, diesen. Studien über das Anthochlor. 359 nur im Zellsaft gelöst. Papaver Burseri und Sendtneri unserer Alpen haben überhaupt keinen Farbstoff, sind weiß. Papaver Kerneri (lllyrien) ist zitrongelb, nudicaule und nutans intensiv gelb, aurantiacum orangegelb, rhoeas und dubium orange- bis feuerrot und somniferum zeigt alle Nuancen von rot bis tiefpurpur und lila. Interessant ist, daß alle diese Blüten beim Eintrocknen bis zur Nuance der nächstgenannten Art nachdunkeln, eine Erscheinung, die, wie wir bald sehen werden, auch unter dem Einfluß von Reagentien erreicht werden kann. Löst man den eingetrockneten Farbstoff in Wasser, so bleibt die dunkle Nuance in der Lösung erhalten. Dasselbe bunte Bild zeigen die Dahliavarietäten unserer Gärten, eine Farbenpalette von Weiß, Zitrongelb, Orange, Scharlach, Carmoisin bis Dunkelpurpurn und Violett. Überall ist in der beiderseitigen Epidermis homogener gefärbter Zellsaft. Die verschiedenen roten Farbstoffe von Papaver und Dahlia wurden von Willstätter und seinen Mitarbeitern bereits als Anthokyane aus der Gruppe der Cyanine und Delphinine festgestellt, der Nachweis der chemischen Zu- gehörigkeit der rein gelben Farben zu den roten steht noch aus. Chemisches Verhalten. Eine Unterscheidung der verschiedenen gelben Farbstoffe gibt uns die anatomische Betrachtungsweise nicht. Den Einblick in das Wesen und die Unterschiede der einzelnen Farbstoffe bietet erst die chemische Untersuchung. Diese wurde zuerst rein mikrochemisch auf dem Objektträger, später in Eprouvettenversuchen durchgeführt. Gerade die mikrochemische Methodik war hier zur ersten Aufdeckung der allgemeinen chemischen Eigenschaften und mangels an reichlicherem Material und Chemikalien das einzig Mögliche. 1. Die Löslichkeitsverhältnisse sind bei allen im Zellsaft gelösten gelben Farbstoffen die gleichen. Sie decken sich im allgemeinen mit denen des Anthokyans. Die Farbstoffe sind löslich in destillierttem Wasser, besser in angesäuertem Wasser, sehr gut löslich in Säuren und Alkalien, häufig mit Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 129. Bd. 24 360 G. Klein, roter Farbe. Sie sind sehr gut löslich in Äthylalkohol und Essigsäure mit intensiv gelber Farbe, gut löslich in Methyl- alkohol. In den meisten organischen Lösungsmitteln, wie Äther, Petroläther, Benzol, Chloroform, Schwefelkohlenstoff, Azeton und Anilin sind sie vollkommen unlöslich, Äther und Azeton, die Wasser enthalten, nehmen den Farbstoff an und färben sich lichtgelb. 2. Auch die gelben Farbstoffe zeigen ähnlich wie das Anthokyan Farbenumschläge bei Behandlung mit ver- dünnten Säuren und Alkalien. Nur sind sie hier nicht so markant und bei den einzelnen Farbstoffen verschieden. Die Farbstoffe der Dahliagruppe zeigen mit Alkali orangegelbe bis orangerote Farbe, mit Säure schlagen alle in zitrongelb um, das Papavergelb ist mit Alkali dunkelgelb, mit Säure zitron, das Verbascumgelb endlich zeigt kaum einen Unterschied, es ist mit Lauge tiefgelb, mit Säure wird es lichtgelb mit ‘ grünlichem Stich, erst nach Stunden wird es grünlich bis braungrün. Dieser letzte Farbenumschlag ist natürlich keine Indikatorreaktion wie beim Anthokyan. 3. Sehr instruktiv ist das Verhalten des Farbstoffes im Blütenblatte gegen Säuren und Alkalien, besonders gegen konzentrierte Schwefelsäure und Kali- oder Natronlauge. In vielen Fällen tritt intensive Rotfärbung auf, in manchen andern nicht. Die folgende Tabelle II gibt ein Bild diesen hältnisse. Die Farbenreaktionen wurden an Stücken der frischen Corolle auf dem Objektträger durchgeführt und mit freiem Auge sowie unter dem Mikroskop bei 130facher Vergrößerung geprüft. Die Farbennuance ist beidemal fast die gleiche. Eine Gruppe gibt mit Alkalien und konzentrierter Schwefel- säure rote Farben. Ihre Hauptvertreter sind Dahlia, Anthir- vhinum, Linaria, Althaea, Acacia und Coreopsis. Diese geben intensivrote Farben. | Die blaßgelben Blüten, die Prant!’s Anthochlor enthalten, bieten orange Farbennuancen. Zwischen diesen beiden Typen finden wir in der Gruppe alle Übergänge in der Farben- intensität. Mesembryanthemum und Gladiolus zeigen ein ab- weichendes Verhalten. Studien über das Anthochlor. 361 Der gelbe Papaverfarbstoff stellt eine von der vorgenannten abweichende, eigene Gruppe vor. Der Farbstoff tritt, mit den Reagentien behandelt, rasch aus und zeigt nur intensiver gelbe bis orange Färbung. Eine dritte von beiden verschiedene Form bildet der Verbascumfarbstoff. Er gibt keine Färbung, sondern speziell mit Laugen eine sichere und schöne, gelbe Krystallbildung. Neben diesen beiden Reagentien geben auch andere Säuren und Basen Färbungen. Salz- und Salpetersäure reagieren ähnlich wie Schwefelsäure, aber nicht so intensiv. Die konzentrierte Salpetersäure rötet, die Färbung verblaßt aber bald und wird schließlich gelblich bis farblos. Natrium- und Kaliumkarbonat, Kalziumhydroxyd, 'Barytwasser und Ammoniak färben ähnlich wie die Alkalihydroxyde, aber die drei letzten schwächer. Organische Säuren, z. B. Essigsäure, färben nur ganz konzentriert dunkler gelb, sonst lösen sie in gelber Farbe. Eine Tabelle mag dies veranschaulichen. Tabelle III. Die Konzentration der Reagentien ist für den Ausfall der Färbung durchaus nicht gleichgültig, bei Säuren und Laugen aber verschieden. Während die Alkalien, speziell die Alkalihydroxyde auch verdünnt noch starke Färbungen geben, tritt diese nur bei konzentrierten Säuren auf. Die folgende Tabelle IV zeigt dies. Die Proben wurden in Schälchen in die Reagentien eingetragen, um schnelles und gleichmäßiges Eindringen des Reagens zu ermöglichen. In der Wirkungsweise der Säuren und Alkalien ist ein prinzipieller Unterschied, indem erstere nur in konzentrierter Form Färbungen hervorrufen, während letztere, speziell die starken Laugen, auch bei weitgehender Verdünnung noch gleich intensiv färben. Alle diese Reaktionen wurden auch mit Farbstofflösungen ausgeführt. Die Färbungen sind ähnlich wie im Blumenblatt, nur infolge Verdünnung des Farbstoffes meist weniger intensiv. G. Klein, 362 sne yoseı uarıyenxf wog 13 Yorsqıed opeysAry -uipuiodsaH ]J0oA agemay ‘gedjon WWF U9OU UMMIYEHXF WOp y9eN JOJ9FUBIO SIG AFUEIO | H0.mIq Sıq J0.19Fue.1o 4014073 pun s17nv90 vjnmiag vıyofıdosshy pun s3p1011098 sıyı1apıs mnzpjjsqun mnnoSoi1T Sn40]nI1IN4109 SNJOT v9390ppddv9 v7]1u0105 v4a/11121504 01wIY v35041 vavyyıYW vıjofıduo] Sısdoa10J vıofı7sınad pıwurT sıwöjna vıouT SNnIDEm mwnUuyAan yyuy qrasyyor 93UBJ0 yo14nIq SIG F0.193u8.1o y[9Juo1]Iz I3UBIO yonIq q[9Fuo.n1zJoT} 9IUr.Io 30.1n]q SIq 30.193UR.Io aIesadue.ıo J0193UL.IO omg q[9393uR.1o omg Ssıq J01UI9M J019JUe10 [OYII qla3Joy pun gopejquoinig }0.193UV.10 yoynIq arasyyor] 3o11n]q F0IYISATH q93]oyunp Jong 301[9yunp ap guo.INzjoN R gppgaduelo uaumen yornjg J019JUL.IO ata3ıyor aynıg 40213014 yoJyasım] gasjon SIq -Iyor] yo1nJq JOIYISAN gPFUo11ZzJo1} Sıjıqvı1aoa vıyocr SUnYyI9WuYy | | Pos®Hyomp 3ungaey | HON yamp Jung ng op oqueg 1-2HsgeT | | ozueyg Jop aweN 363 Studien über das Anthochlor., 19.18]03 o3u8.o usynjqIay wıogq Ogaman uap sn® pLsny wg IgeiqIoA 0ISsgqIey JO1J9B[IBUIS SIG I019FUR.1O uaynjgzsa wmqg Wwapıam uaynıg peiqusinig 9zue3 sep yo.mp USPe] 1901 UI 9IM UY9IS Yyaız yaneydsıopyooqyyuy 9Iqep3 A0q yeredeig sep yamp 301 Jueyrew uWOLISIOZ Ip uonyesy A9p ydeu uojne] -I9A JIy uoJuueusjzy9] OP Tog sojgIe; uuep puis Jopreiq -uaIng oIp ‘sne usynum uoadıuom um uUOIyenxyg wog 1 Jorsqieg g[939Fue.o qlesjpoyunp oZur.ıo 10.193UuR.10 I0.J19IUB.IO 10.19 3U8.10 g[9393uv.o q[9393uR.10 q[9393ue.ı1o ajagagur.o q[9393u8.ı1o ql93odur.o oZue.lo qua gppspoyunp 9SUR.Io gpI9Fgue.ı1o gq[939J3ur.1o 10.193UB.1O IZURBIO 1019JUR.10 I0I93UBIO 10193UuR.1o 0.193UB.10 I0.193uR.10 0J03u810 gpsjoyunp qrasyyor yerq qrad1opop qjaapon qrosyyor grosjoyunp grasryor ge) uoA ua9uenN SUFPATYOS.IOA qppägerg qrasjon grosgeig gradgerq qrasjayunp Mic; omaofınbun mnmayjupdagmasa vddopf sing D31ND "ICA DSOSNA 0110109910) sn1A0J9n1] SNMOYAWI opı.IgÄH 99[93 ayYpuus}Lıen) ajpummynp umıu2]aF] su2953514 Sımayyuy | undydonmwpm pun mnzjovuı9 mnmaymosday) VINI0ANI0 VSO1PIS ‘939 010yd9019011 poımayymı onıdjo vaınv7u3) vsopd pun 091107107 vuıdjv 01107014439) sısuawad SNAhYWT, suaJ09wA8 vıny 30103uv10 | 40o103uwı1o | J0.19JUB.IO | 40.193917 yomnıq q[9.°J01 30193ur1o | J01pdaız | yomnıq v1ı1wulT] UOA yomnjqgor} | Jong Fon 401791 yonnig 301y9S.11N ql937o1} 1019 3ur.I0 yomnq Jong Jon v24Pq uoA yerquownjg &(Ho)ea | &Ho)e) | oaten HN 0, ee SONH IIH | "os®H zuoy | 'zuoy "zuoy 'zuoy HOM lo0P nn "zuoy 'ZuUoy | "zuoy San | = Im eIToaeL S z 6) uodumjy upSsny- pun Joyosngq pun uayauJoy -[IpeN 9q[9FuoA1mz 93701} oqj93 uage]L uasıura | usymum uestuom sıq qjesr4yd] se ua) gen Yaroıq SqTeg | UDeN Yqroıq oqleı qlasaFue.ı1o uauypor], wIiegq Sungmwmopjfung | - PS Jo[yunp ap2sppyunp ql93jo4 uselsaedeg 94[98 | qrasyyor] q[9.I19140P 479J01A40.1 qpasyyes snunnmind Snjo1pv]H9 ö | a Zunyowuy Pos®eH yaınp Zungue | HOM y9ınp Junge ang Op aqıe] | 9zuefd 19P aueN de) u | : | Dane Sp) TR ne u EN EEE En TE an nn en En a u En nd EEE 2 Studien über das Anthochlor. j ] | na nenne, I PERSEDENENEENE SungIe,g Suroy afpsfoyunp OIUR.IO Sıssasıq 70.19 3uB.10 yonniq yo yomniq yomnq Jon 101701 JomnIq O0JoS Jowmm ou joamiq 40.1791} }10}0$ “| 10708 "1 o0F | m m m nn nn puaynejue | 701 44919] | 30.199UV.IO 0.1 JapueyN afesfoyunp Sungre,] 9uloy 19puey ZungIe J 9uroy qafosjoyunp 1970.93 sumo J0.193ULIO | pusjnejue 401 34919] uopuey usp ue Zungseg oulay gasjoyunp 404-197 01] 3omnjgq on suadeay ZunuunpIsA\ -9p peıg "pepquawnig-vr/7yP(T 19q UauolJeasusgieT "AI eIToqgeL 366 G. Klein, Die Blüten wurden in mit Salz- oder Schwefelsäure angesäuertem Wasser kalt extrahiert. Der Farbstoff tritt bei den einzelnen Arten ver- schieden schnell aus. Manche Blüten sind sehr bald vollständig entfärbt, | z. B. Lathyrus, Mesembryanihemum und auch an andere bleiben noch stark gelb, z. B. Dahlia‘ und Verbascum. l Die eingetretene Rotfärbung bleibt een erhalten. Durch Säuren oder Alkalien rot gefärbte Lösungen werden beim Neuttalisieren wieder gelb, im Überschuß der Lauge oder Säure, mit der man neutralisiert, schlagen Sie abermals in Rot um, eine Erscheinung, die man beliebig oft wieder- holen kann; \ | : Aus einer auftretenden Färbung darf, man indes nicht ohneweiters auf Anthochlor schließen, ehe man sich durch einen Querschnitt oder eine Extraktion hievon überzeugt hat. Es geben ja auch andere Inhaltsstoffe, .z. B. Gerbstoffe, Glykoside und Eiweißstoffe ähnliche Färbungen. Gerbstoffe geben ‘mit Alkalien gelbe Bis rote. Töne, ‚die Anthrachinon- glykoside mit Alkalien und Schwefelsäure rote Färbungen, Eiweißstoffe bei Gegenwart von Zucker mit Schwefelsäure intensiv rote Farbe (Raspail’sche Reaktion), Eiweißstoffe allein gelbe Töne mit Alkalien. Auch Carotin enthaltende Blumen- blätter geben mit Alkali orange Färbung. Hiefür einige Bei- spiele in Tabelle v | | Tabelle V. | Name der Pflanze: ' Färbung mit H,SO, | mit KOH | | | Narcissus rein weiß zitrongelb zitrongelb Balsamina rein weiß zitrongelb zitrongelb \ 5 \ lichtrot, wohl etwas | Dahlia rein weiß Anthokyan | nk £ ropaeolum lichtgelb nur | lau rötlich Cärotin Studien : über das Anthochlor. 367 Chlor bleicht sämtliche gelben Farbstoffe. In Chlorwasser eingetragene Corollstücke sind nach einiger Zeit farblos, Chlorkalklösung entfärbt nicht. 4. Die Anthochlorfarbstoffe sind reduktionsfähig. Doch verhalten sich die einzelnen Farbstoffe verschieden. Auch die Reduktionsmittel wirken nicht gleich. Die folgenden Tabellen geben ein Bild der Verhältnisse. Tabelle VI, VII und VII. ' Durch schweflige Säure werden die Angehörigen der Papaver- und Verbascumgruppe entfärbt. Die Papaverfarbstoffe sehr leicht und schnell, der Verbascumfarbstoff langsamer und schwerer. In der Dahliagruppe entfärbt schweflige Säure nicht. Mit dieser behandelte Blumenblätter und Lösungen bleiben auch nach langer Einwirkung normal gelb. Dasselbe gilt vom gasförmigen Schwefeldioxyd. Nach mehrtägiger Ein- wirkung werden die Farbstoffe der Dahliagruppe in saurer wie alkalischer Lösung nur lichtgelb. Dagegen fördert die schweflige Säure, wie später noch gezeigt werden soll, das Krystallisieren eines dieser Farbstoffe. | Naszierender Wasserstoff reduziert viel energischer. So tritt bei Behandlung der Farbstoffe mit Zinkstaub und Salz- oder Essigsäure bei Verbascum und Papaver sofort, bei den anderen Farbstoffen nach längerer Reduktionsdauer Entfärbung ein. In alkalischer Lösung mit Zinkstaub und Kalilauge behandelt, werden die Papaver- und Verbascumfarbstoffe farb- los, die orange bis rot gefärbten Vertreter der Dahliagruppe lichtgelb. | | Natriumamalgam wirkt in saurem und alkalischem Bade ähnlich. Bei der Reduktion mit Zinkstaub und Natriumamalgam trat eine merkwürdige Erscheinung zutage. Reduziert man nämlich mäßiger durch längere Zeit (mit verdünnter Salzsäure oder mit Essigsäure), so tritt bei gewissen Farbstoffen, z. B. von Anthirrhinum, Linaria und Primula nicht Entfärbung, sondern von der Oberfläche der Lösüng nach unten intensive Rotfärbung auf, die erhalten bleibt. Reduziert man die rote Lösung weiter, so folgt Entfärbung; nur die oberste Schicht, speziell der an der Oberfläche stehende Schaum bleibt rosen- rot. Bei Luftabschluß tritt bleibende vollständige Entfärbung 368 G. Klein, Tabelle VI. Reduktion mit schwefliger Säure in saurer Lösung in alkalischer Lösung | Nieder- | Farbe ee Farbe | | | | Nieder- Kae | schlag vorher nachher | schlag | | 3 etwas gelbbraune Dan lichter gelb | Körnchen buntuet Be: im Blumen- blatt Be Krystall- Farbe a m etwas i Körnchen Linaria - bildung, | orangerot etwas äichterselbi, , . : und in Lösung lichter Flecken gelbe Stäbchen # etwas gelbe Primula lichter gelb| Körnchen orange dichter al Seht gelbe 3 ! lichtgelber Verbascum lichtgelb och tiefgelb | lichtergelb Ncder schlag farblos | Papaver —HCl — dunkelgelb gelb = gelb Iehtgelber orange a Coreopsis \lichter gelb} Nieder- tiefrot Fl wi d | Sohlas ecken un Nadeln Carthamus lichtgelb ul Kügelchen orangegelb | dunkelgelb | Körnchen Tabelle VII. Reduktion mit naszierendeımn Wasserstoff aus Zinkstaub in saurer Lösung in alkoholischer Lösung bei Farbe bei Farbe bei Farbe Farbe ı starker mäßiger vor der nach der Einwirkung | Einwirkung | Einwirkung | Einwirkung Dahlia farblos _— -. blutrot lichtgelb Linaria farblos | granatrot orangerot lichtgelb Anthirrhinum farblos rosenrot blutrot lichtgelb Primula farblos rosenrot oran gerot Be Studien über das Anthochlor. 369 Reduktion mit naszierendem Wasserstoff aus Zinkstaub in saurer Lösung in alkalischer Lösung bei | Farbe bei Farbe bei Farbe Farbe | starker mäßiger | vor der nach der | Einwirkung | Einwirkung | Einwirkung | Einwirkung Centaurca farblos rosa orange farblos | Althaea las a — bed Hehiesib v Acacia farblos .— L orange 1 72 aM Dianthus farblos = } orangegelb NN Carthamus farblos _ orangegelb farblos Coreopsis farblos — tiefrot gelb Verbascum BE: — : . tiefgelb farblos Papaver farblos | — dunkelgelb farblos _ — Tabelle VI. Reduktion mit 10/, Natriumamalgam in saurer Lösung in alkalischer Lösung | Wrarbevor der | Farbe nach der | Farbe | Einwirkung | Einwirkung Dahlia farblos blutrot farblos Linaria rotbraun oran gerot ‘ farblos Anthirrhinum karminrot blutrot rotorange Primula rosenrot orange | farblos Carthamus zitrongelb orangegelb farblos Centaurea farblos — _ Verbascum lichtgelb zitrongelb farblos Papaver farblos tiefgelb farblos Gladiolus farblos purpurviolett lichtgelb — 370 G. Klein, ein. Setzt man zu der entfärbten, vordem roten Lösung Wasserstoffsuperoxyd, so erscheint die rote Farbe wieder. ! Die roten Lösungen bleiben mit Mineralsäuren versetzt gleich rot, mit Lauge werden sie intensiv gelb, im Überschuß der Lauge. nehmen sie den für den normalen Farbstoff der Dahliengruppe charakteristischen orangen bis blutroten Ton an. Die entfärbten Lösungen werden mit Laugen wieder tiefgelb, mit konzentrierter Schwefelsäure orange bis blutrot, Die mit konzentrierter Salpetersäure lichtgelb bis farblos gewordenen Farbstoffe nehmen mit Lauge ebenfalls orange bis blutrote Färbung an; selbst Verbascum wird orange, welche Färbung ich hier sonst nie erzielen konnte. 5. Zu betonen. ist noch, daß der Papaverfarbstoff ın wässeriger alkoholischer Lösung verblaßt, bis die Lösung farblos. ist. Bei Zusatz von Salzsäure wird die Lösung nach der lichtgelb, mit Alkali sofort tiefgelb. Es scheint also : Farbstoff in eine Pseudobase überzugehen, wie dies ne die roten Mohnfarbstoffe und alle Anthokyane charak- teristisch ist. Aus Mesembryanthemum geht der Farbstoff. mit licht- gelber Farbe in den wässerigen Alkohol über, mit verdünnter HCi wird er sofort farblos, mit Alkali wieder gelb. 6. Metalloxyde und deren Salze geben mit den Antho- chlorfarbstoffen ın saurer und alkalischer Lösung gelbe, orange, braune oder rote Metallniederschläge, die mit ver- dünnter Salz- oder Schwefelsäure gespalten, das entsprechende Metallsalz und den gelben Farbstoff in Lösung geben. Z. B. zeigen die ziegelroten Bleiniederschläge mit Säure gespalten dichte Massen von Bleisulfat oder -chlorid ünd den Farbstoff wieder in gelber Lösung. Die folgende Zusammensteliung zeigt die bei einigen Farbstoffen mit den einzelnen Metall- salzen erzielten Niederschläge. Tabelle IX. et 1 Auch bei der Reduktion von typischen Flavonkörpern, spez. Quercitrin, Quercetin und Morin, ist es Stein, Hlasiwetz und Pfaundler, Everest und Willstätter gelungen, intensiv rote, anthokyanähnliche Reduktions- produkte zu erhalten. Siehe Wiilstätter, Untersuchungen über Atithokyane, II., Lieb. Ann. d. Chem., Bd. 408, Jhrg. 1915, p. 26 bis 28. RZ | ; 3 Studien über das Anthochlor. soumeJo3 qla8 gppsqn. odurIo | gfpsfoyunp I sofg.Ie} = = Sunso7 gasuonz q[93[oyunp une.g U9NOOoLJ 9q[93 adıusm uoy9o] ouneigqyyoT] odruam suneigqyyor] 9ruaMm ‘uneıggjo3 uoyo00oLJ qrasyyar anpdv] | mnIsDgAaA | qrasgyar qta8 q]93 = une.ug = glosjon q[93 | | | vpnmug | | q103 4123 odue.ıo SraNdE ogfosppyunp vaanpjua) | Snmvy7}107 uneig sısd0240 als ‘aosjayunp oduvı1o qpasjon yorıqjos 9duv.ıo q193 unv.Ig -[9yunp uneig -[79yunp 70.19.3917 en souryeJos 3oJuneuIg qpaajon umeig -[9yunp — unelgJo.! q[93 q[93 uneug unerayygor uneuIg uneig Zoos unv.g 40.191983 | num I SER | -111yjuUYV Era 199 Jejy9SI9PsIN U9PU9SI0F 43N9Z.190 (ee ee a En En EU En TEN mn rn Emmen sr vorn ar. an era mr Te. A ae na. ke, cn. Care Te EEE TEE Seen nur men nase nen. 4 XI eII2g®L -79yunp ziesuadng] Ing SOA[9I yewo4lyoumıes unpjerpey] PLIOJY.19QIISNVONG PLIOJySn UST My PHOJUONUIZ yej9ow1ojJdny PLIOJyOUISIT | PRIOJYOTOJE] veuurorg yerpdvpg os su9svoy 372 | G. Klein, 7. Dementsprechend bilden die Farbstoffe auch aut gebeizter Faser Metallsalzniederschläge. Sie färben aberschwach, der Farbstoff läßt sich relativ leicht ausziehen. Die Tabelle X zeigt die beizenziehende Kraft der einzelnen Farbstoffe. Am besten färben Dahlia und Verbascum. | Tabelle. X: Baumwolle färbt an | | ee Zan FpKE en VreSeergacnee > | Fromme 100 >] Socken Soc Dh Wale VolmeT mE ENTDE DET Te NErTEEE Te Porn malen Fi TscTecaheT Dr En nn | ohne Beizs mit Alaun mit Tannin | ohne Beize bei in saurem gebeizt in gebeizt in in alka- Bade saurem Bade | saurem Bade | lischem Bade m — Dahlia zitrongelb tiefgelb tieforange orangerot Linaria lichtgelb intensivgelb tiefgelb orangegelb Primula lichtgelb lichtgelb lichtgelb orange Carthamus zitrongelb zitrongelb |tief zitrongelb tiefgelb Coreopsis zitrungelb zitrongelb | braunorange | orangebraun Lathyrus sehr lichtgelb | sehr lichtgelb | lichtbraun u orange Verbascum tiefgelb tiefgelb tiefgelb tiefgelb Papaver schwach gelb | schwach gelb | . gelb 8. Willstätter hat bei seinen Anthokyanuntersuchungen eine Reaktion verwendet, die bei allen untersuchten Farb- stoffen dieser Gruppe gleichmäßig verläuft und als eine Erscheinung der Glykosidspaltung zu erklären ist. Die angesäuerte Farbstofflösung gibt nämlich beim Durchschütteln mit Amylalkohol an diesen nichts ab, er bleibt farblos. Wird aber.die stark saure Lösung 1/, bis 1/, Stunde gekocht, so wird das Glykosid gespalten und der gespaltene Farbstoff, d. h. die zuckerfreie Komponente, das . Aglykon, läßt sich nun gänzlich mit Amylalkohol ausziehen. Das Glykosid ist also in Amylalkohol unlöslich, der zuckerfreie Farbstoff sehr gut löslich, er geht in diesen über und gibt aus ihm durch Ausschütteln mit Wasser oder Natriumazetat nicht das mindeste ab. Mit wässeriger Sodalösung geschüttelt, geht der Farbstoff mit blauer Farbe voilständig in die wässerige Studien über das Anthochlor. 379 Schicht über. Aus diesem Verhalten zog Willstätter den Schluß auf die einheitliche Glykosidnatur aller Anthokyane, eine Annahme, die durch die nachfolgenden Untersuchungen bestätigt wurde. Diese einfache Probe wurde auf die beschriebenen gelben Farbstoffe angewendet und gab folgendes in Tabelle XI zusammengestelltes Resultat: Die gelben Mohnfarbstoffe ver- halten sich genau so wie die roten und zeigen hiedurch ihre nahe Verwandtschaft zu den Anthokyanen. Der Farbstoff gibt in mit Schwefelsäure angesäuerter Lösung an Amylalkohol nichts ab, nach viertelstündigem Kochen geht er beim Aus- schütteln vollständig in den Amylalkohol über. An Soda gibt der Amylalkohol den Farbstoff mit dunkelgelber Farbe ab. Ebenso verhält sich eine Reihe von Farbstoffen aus der Dahliagruppe, die andern Angehörigen dieser Gruppe, darunter Dahlia, ebenso wie der Verbascumfarbstoff zeigen das ent- gegengesetzte Verhalten. Sie gehen aus wässeriger, ange- säuerter Schicht vollständig in den Amylalkohol über und lassen sich aus diesem nicht auswaschen. Nach Hydrolyse gehen sie ebenso in den Amylalkohol über. Auch gegen Sodalösung ist das Verhalten einheitlich. Vor der Hydrolyse gehen diejenigen, welche sich mit Amylalkohol ausschütteln ließen, nach der Hydrolyse alle in die Sodalösung über. Das Verhalten der intakten Farbstoffe gegen Amylalkohol ist also verschieden, nach der Hydrolyse und gegen Soda ein- heitlich. Daraus kann man wohl schließen, daß man es überall mit Glykosiden zu tun hat. Der direkte Beweis für die Gilykosidnatur läßt sich freilich nur mit reiner, krystallisierter Substanz durchführen, die ich in der erforderlichen Menge noch nicht zur Ver- fügung hatte. Denn wenn auch die Farbstofflösungen nach dem Kochen mit Säure sowohl nach der Fehling’schen wie nach der Osazonmethode viel mehr Zucker aufwiesen wie vor dem Kochen, so könnte man diesen Befund ebenso mit der Spaltung von anderen in der Blüte enthaltenen Glykosiden erklären. Schließlich sei noch betont, daß der zuckerfreie Farb- stoff so wie beim Anthokyan in konzentrierter Säure unlöslich, apsppyunp SOJq.IEF SoJgq.IyF «98 OFURB.IO Sofq.1eJ sojgq.ieJ g]93 IUR.1o SOTqIEJ sojq.ie ge yon sofqie sojq.ie 93 I44%, rare} aunvıq 14 1916] jaTe] gl oo une1glo. uneigJoA sojq.reJ sofq.ieJ ouneuig - a en: i sofqieJ SoJq.1e} q]98 -ZIEMUOS on ImBIgJoN sofqIeJ sojg.v} ei aoFadueıo | SOofqIez SEM q[93 qajesadurıo| sorqier sojgIe} nr 40.107} soJq.eJ soJgq.Ie} q]93701} a S ee ee > Q Q qj98 q © q[a3 sofgq.eJ sojgqJeJ dfe3 omg sofq.e] SoJq.re} yaunız S ee ne ae de Se 7 | Dee 5 osseu afosfoyunp sofg.reJ sojqIe; | -usyouloy] | qeZjoyunp soJqJe} 4193 SojqIe} 9gq[93 joyoxJe R joyoyje joyoyre - joyoxe Se er JOSSe N, kur Zunsofepog ker Josse M ae Sunypsowy dunsofepos joyoyjej4uy Zunsojepogs | joyoyjezkuvy u9393 Joyoyjefkuy 19393 ZunsgT aınes u9393 Joyoyjejkwvy 19393 ZunsgT aınes Yoynyosagsne 3490993 uomunm < Fos°H ?/o03 Mu yorsqauyg 374 DES SISE onny9ses -sne ZunsoT Jeıngs ur YoysqIe,] Jojyeyur v.12/17121504 DIIDIY vıjofınua] sısd02109 snıvın mnuıyAarıyuY sıwöna VI1ADWT q793 “wıyoq En -WNISBAIIA uoyıelaaedeg 94][93 ozueljd Jap OUeN das Anthochlor. 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Klein, in verdünnter schwer löslich ist und infolgedessen nach der Hydrolyse in Form von Körnchen oder Flocken in der Säure erscheint; beim Ausschütteln löst er sich meist nicht ganz, sondern sammelt sich in Form von Flocken an der Grenze der beiden Schichten an. Die orange und scharlachrot gefärbten Dahliensorten enthalten, wie schon erwähnt, ein Anthokyan, Pelargonin und Anthochlor, das Dahliengelb. Behandelt man den an- gesäuerten Extrakt dieser Blüten mit Amylalkohol, so ist die saure Lösung rot, die Amylalkoholschichte intensiv gelb. Auf diesem Wege hat Willstätter die beiden Farbstoffe von- einander getrennt. Die bei der Reduktion rot gefärbten Farbstoffe zeigen dasselbe Verhalten gegen Amylalkohol wie die intakten gelben. So gibt das rot gefärbte Anthochlor von Anthirrhinum an. Amylalkohol nicht das Mındeste ab, nach der Hydrolyse geht es vollkommen in die Amylalkoholschicht über. Aus dieser geht es mit gelber Farbe in wässerige Sodalösung. Auch mit Phenol läßt sich Anthochlor aus wässeriger, saurer Lösung ausschütteln, wie folgt: Tabelle XI. Name | Dahlia | Linaria | Verbascum Papaver en Phenol tiefgelb braun tiefgelb dunkelgelb m farblos farblos farblos farblos Schicht Krystallisation. 1. Im Blumenblatt. Vom Anfang an war mein Bestreben darauf gerichtet, die gelben Farbstoffe in krystallisierter Form zu erhalten, wie es Molisch in so schöner und einfacher Weise beim Anthokyan gezeigt hatte. Doch gelang es nur in wenigen Fällen auf diese Art Krystallbildung zu erzielen, wohl aber Studien über das Anthochlor. 317 erhielt ich Krystallisation im Blumenblatt auf verschiedene andere Weise. Nach Molisch legt man ein rotes Blumenblatt von Rosa, Pelargonium und anderen in verdünnte Salzsäure, Essigsäure oder auch destilliertes Wasser und erhält nach einiger Zeit im Blumenblatt und außerhalb, speziell am Rande des Deckglases, rote Nadeln und Nadelbüschel von Anthokyan. Papaver. Behandelt man die schwefelgelbe Partie am Grunde der Corollblätter von Papaver Kerneri und aurantiacum mit Alkohol, Essigsäure oder angesäuertem Wasser, so Kry- stallisiert der Farbstoff sofort aus; in vielen Zellen findet man gelbliche oder gelbgrüne wurstförmige Gebilde und gekrümmte, spirillenförmige Stäbchen von Krystallnatur, die aber bald in Körnchen zerfallen und sich mit lichtgelber Farbe lösen. Sie geben mit Lauge und Schwefelsäure orangerote Färbung, die beim Neutralisieren wieder in Gelb zurückkehrt. Der Farbstoff dieser schwefelgelben Partie, die beim Trocknen, beziehungsweise beim Absterben tiefgrün wird, ist also verschieden von dem des Corollblattes. Dahlia. Legt man ein Stück eines Corollblattes der gelben Georgine in konzentrierte Zuckerlösung, so tritt in kurzer Zeit Plasmolyse ein, in jeder Zelle findet man eine dunkelgelbe Kugel. Wäscht man nun die Blattstücke rasch in Wasser ab, zieht einigemale durch Alkohol, überträgt wieder. in die Zuckerlösung ‘auf einen Objektträger und läßt die Präparate einige Stunden unter einer Glocke liegen, so sieht man in manchen mächtige, gelbe Nadelsphärite das Gewebe erfüllen. Fig. 1. Sie geben mit Schwefelsäure und Kalilauge die typischen roten Farben. Linaria. Die Blüten zeigen nach längerer Einwirkung von Essigsäure derbe gelbe Spieße, meist zu Bündeln vereinigt, im Gewebe. Auch mit konzentrierter Zuckerlösung erhält man speziell im Sporn, der den Farbstoff am konzentriertesten enthält, Krystalle. Legt man nämlich etwas angetrocknete Blüten- sporne in Zuckerlösung, so findet man in wenigen Minuten in jeder Zelle schöne Krystalle des rhombischen Systems oder lange, breite Nadeln; waren die Blumenblätter stärker eingetrocknet, so bildet sich nur Krystallsand. 378 G. Klein, . Die meisten Zellen sind angefüllt von kleinen gelben Nädelchen und Stäbchen. | | Dieselben Krystalle erhält man beim Einlegen in wenig Amylalkohol, schweflige Säure, Schwefeldioxyd oder Natrium- bisulfitlösung. Fig. 2. Diese Krystalle werden mit konzentrierter Schwefelsäure unter Lösung blutrot, mit 50°, Kalilauge färben sie sich kirschrot bis purpurn und lösen sich schließlich mit violetter bis tiefblauer Farbe, eine sehr auffallende Erscheinung, die ich sonst nie beobachten konnte. ® Verbascum. Sehr leichte, sichere und schöne Krystall- bildung zeigt der Verbascumfarbstoff sowohl im Blumenblatt wie außerhalb beim Zusatz von Alkalien. Versetzt man ein Blumenblatt von Verbascum mit wässeriger oder alkoholischer Alkalilauge, so fällt bei einer Laugenkonzentration über 20%, sofort, bei niedrigerem Gehalt nach einiger Zeit der gesamte Farbstoff krystallisiert aus; in den Zellen in Nädelchen, Nadel- büscheln und ganzen Sträuchern von zitrongelber Farbe, außerhalb des Präparates in Kugeln, die aus lauter ge- krümmten, schmalen, rhombischen Blättchen bestehen und am Rande des Deckglases in mächtigen, bärlappähnlichen Sträuchern bis zu 2 mm Größe, aus lauter gelben Nädelchen gebildet. Fig. 3, 4 und 5. Ähnliche Bildungen, nur langsamer, erhält man mit allen anderen Alkalıien. Der Verbascumfarbstoff zeigt aber auch sonst Neigung zur Krystallisation und ein von den andern gelben Farb- stoffen abweichendes Verhalten. Besonders auffallend ist die Wirkung von Essigsäure, die olivgrüne Färbung und Bildung von grünen Krystallen bedingt. Tabelle x]1. l | Konz. H,S0O, | Konz. HNO; | | | 400), KOH | Eisessig | Konz. HCl | | | | intensiv gelbe| homogene | braungrüne | dunkelgelbe | sehr lichtgelbe, Nadeln und | Grünfärbung | Nadeln und | bis braune | meist farblose Nadelbüschel | nach einiger Büschel gekrümmte Nadelbüschel Zeit olivgrüne Nadelbüschel | aus kurzen, Nadeln und kompakten Nadelbüschel Nadeln Studien über das Anthochlor. 379 Nimmt man die Säuren in einer Verdünnung von 1:3, so ist die Färbung bei Salzsäure gelbgrün, bei Schwefelsäure gelbbraun und bei Salpetersäure lichtgelb. Mit Lauge werden diese mit Säuren entstandenen Bildungen wieder tiefgelb. Überträgt man andrerseits die in Lauge eingelegten Blütenblätter in die Säuren, so erhält man ähnliche Resultate wie mit frischen. Es verwandeln sich die gelben Nadelgebilde in Eisessig in grüne, in Salzsäure in gekrümmte gelbbraune, in Schwefelsäure in dunkelgelbe bis braune, in Salpetersäure in lichtgelbe bis farblose gebogene Nadeln und Nadelbüschel. In organischen Lösungsmitteln, in welchen die Farbstoffe unlöslich sind, erhält man ebenfalls Krystallisationen, wenn man die Blumenblätter länger in diese einlegt. Tabelle XIV. | Lösungsmittel | Dahlia | Linaria Verbascum Papaver im Präparate und auf der | rhombische gelbe Klumpen gelbe Nadeln ER Oberfläche Prismen, ; £ und sehr Petrolätheı 3 mit radialer ; gelbe, seiden- | Krystallsand Streifun viele gelbe glänzende und Klumpen 5 Klumpen Nadelbüschel Äther ähnlich wie bei Petroläther große gelbe Nadeln quer |gelbe typische Amylalkohol durch die Nadeln und Zelle und Klumpen gelbe Klumpen gelbe Sphäro- krystalle in Gruppen im Gewebe 3. Im Extrakte. Auch mit Farbstoffextrakten in verschiedenen Lösungs- mitteln, also außerhalb des Gewebes, wurde im kleinen Maßstabe Krystallbildung versucht und mehrfach erzielt. 380 G. Klein, Dahlia. Der wässerige angesäuerte Extrakt läßt, im Vakuum bei Zimmertemperatur in Krystallisierschalen einge- dampft, nach längerer Zeit lauter feine, kurze, beiderseits zugespitzte, lichtgelbe Nädelchen ausfallen. | Mit 3°/, Salzsäure zu gleichen Teilen versetzt, zeigt der Extrakt bei derselben Behandlung große, dichte Nadelkugelr, die durch die dichte Lagerung dunkelorange erscheinen. In zehnprozentiger salzsaurer Lösung erhält man kleine Sphärite, bei noch höherer Konzentration in der Hauptmenge nur mehr Körnchen- und Stäbchenaggregate neben typischen Einzel- nadeln. Konzentrierte Salzsäure gibt nur eine orange bis rostrot gefärbte Masse, aus Körnchen und Stäbchen zusammen- gesintert. Alle diese Bildungen lösen sich in konzentrierter Salz- und Schwefelsäure mit orangeroter, in Kalilauge mit. blutroter Farbe. Der Eisessigextrakt zeigt, über Schwefelsäure im Vakuum eingedampft, blutrote Lösung und rostroten Niederschlag; dieser besteht aus orangeroten Kugeln und Schollen, die sich durch die radialen Risse als Sphärokrystalle zu erkennen geben. Kalilauge löst blutrot. | | Bei Äthylalkohol, in dem sich Anthochlor am reichlichsten löst, tritt im konzentrierten Extrakt relativ leicht Krystallisation ein. Legt man eine Anzahl Einzelblüten in wenig 96pro- zentigen Alkohol, so daß die Lösung unvollständig bleibt, so hat der Alkohol bald eine goldgelbe Farbe erreicht, die Blätter sind noch gelb. In dem Falle tritt nach einiger Zeit Trübung ein, die immer mehr zunimmt und aus lauter reinen, lichtgelben Nädelchen besteht. Fig. 6. Aus der konzentrierten Lösung fällt etwas Farbstoff aus, dadurch kann sich neuer lösen usw. Dieselben Nadeln erhält man beim langsamen und vor- sichtigen Verdunsten des Alkohols. Beim schnellen Eindampfen bildet sich nur ein amorpher Rückstand. Immer wird beim Eindunsten die Lösung dunkel- gelb, dann orange bis rot, erst bei dieser Konzentration tritt Krystallisation ein. Die alkoholische Lösung gibt auch beim Versetzen mit konzentrierter Salzsäure oder methylalkobolischer Salzsäure bald Nadeln und Körnchenmassen. Studien über das Anthochlor. 381 Leichter und schneller erreicht man Krystallbildung beim Versetzen der alkoholischen Lösung mit chemisch indifferenten organischen Lösungsmitteln, die den Farbstoff unverändert fällen. So fällt absoluter Alkohol typische gelbe Nädelchen und orange Tropfen, die allmählich in feste Kugeln über- gehen; aus diesen entwickeln sich schließlich Sphärokrystalle und schöne Nadelbüschel. Fig. 8. Sie werden mit Lauge blutrot. Aceton gibt Nadeln und mächtige orange Kugeln, die sich in Sphärokrystalle umwandeln. Fig. 7. Äther fällt durchaus reine Nadeln, die mit Lauge dunkel- bis orange- gelb werden. In all den genannten Fällen zerfließen die Nadeln, auf den Öbjektträger gebracht, sehr rasch, unterm Deckglas nicht. Die Nadeln sind in Wasser unlöslich, in Alkohol leicht löslich, in Alkalien löslich mit dunkel- bis orangegelber Farbe, in konzentrierten anorganischen Säuren unlöslich. Auch die Amylalkoholausschüttelung gibt bei vorsichtigem Eindunsten neben orange gefärbten Kugeln nur einen körneligen Rückstand, mit alkoholischer zweiprozentiger Salzsäure aber neben Körnchen auch viele große orangerote Sphärokrystalle, die sich aus Alkohol umkrystallisieren lassen. Linaria. Der Farbstoff von Linaria ist ziemlich emp- findlich. Extrahiert man den Farbstoff mit 5 bis 10°), Salz- oder Schwefelsäure oder mit 30°/, Essigsäure in der Kälte, so gibt der Helm eine lichtgelbe, der Gaumen orangegelbe Lösung; die Farbe bleibt dauernd. Bei 60° aber schon erhält man braune bis schwarzbraune Lösung, aus der nach einiger Zeit ein schwarzer Niederschlag ausfällt, der in wenigen Tagen fast vollständig ist. Mit konzentrierten Mineralsäuren oder bei starkem Er- hitzen beziehungsweise Kochen der verdünnten Lösung erreicht man dasselbe in einer Viertelstunde. Der fast schwarze Nieder- schlag zeigt sich aus lauter dunkelgelben Körnchen und Stäbchen zusammengesetzt. Er ist in kaltem und heißem Wasser unlöslich, in angesäuertem Wasser fast unlöslich, in Alkohol mit tiefgelber, in Essigsäure mit dunkelgelber, in Salzsäure mit zitrongelber und in Alkalien, z. B. Kalilauge oder Ammoniak mit orangeroter Farbe leicht löslich. 382 G. Klein, Die alkalische Lösung wıd mit Säuren wieder licht- gelb. | = Von den übrigen Farbstoffen zeigt nur das Verbascum- gelb Ähnliches. Die andern Blüten, z. B. das nahverwandte Anthirrhinum mains geben bei 60° reingelbe Lösungen. Der wässerige oder alkoholische Extrakt gibt beim langsamen Eindunsten eine gelbe Masse aus Körnchen bestehend. Diese geben mit Kalilauge orangerote Färbung. Kalte salz- oder essigsaure Lösung gibt mit Äther gelbe Körnchenaggregate. Der Amylalkoholauszug zeigt im Vakuum eingedampft, schwarzgrüne Lösung und ebensolchen Niederschlag. Der lichtgelbe Farbstoff von Helm und Sporn und der orangegelbe des Gaumens sind voneinander verschieden. Nicht die Konzentration des Farbstoffes bedingt die mehr minder intensive Färbung; denn die lichtgelben Partien der Blüte geben immer lichtgelben Extrakt, die orangegelben auch bei starker Verdünnung orangegelben. Die Farbenreaktionen sind bei beiden gleich intensiv. Im Sporn ist tiefzitrongelber Farb- stoff in sehr konzentrierter Form; er krystallisiert, wie schon gezeigt, unter den verschiedensten Bedingungen sehr leicht und gibt tiefrote Farbenreaktionen. | Verbascum. Der Farbstoff von Verbascum gibt, wie schon geschildert, wie im Blumenblatt, so auch im Extrakt leicht Krystallisation beim Versetzen mit Alkalien. Wässerige und alkoholische Lösungen geben mit 40 bis 100°/, Kali- lauge herrliche tiefgelbe Nadelkugeln, -büschel und -sträucher. Schüttelt man eine Lösung mit Amylalkohol aus und unter- schichtet diesen Auszug mit Lauge, so bilden sich an der Grenzzone, sowie der Farbstoff in die alkalische Schicht übergeht, dieselben Nadeln und Bäumchen in sehr reiner Form. | Auch mit Ammoniak erhält man nach längerem Stehen Krystallbildung, und zwar meist regelmäßige tetraederähnliche Formen oder sechsseitige Plättchen. Fig. 12. Lösungen mit Essig- oder Salzsäure versetzt, werden bald oliv- bis dunkelgrün, nach einiger Zeit fallen grüne Körnchen und Tropfen, die: sich in lichtgrüne Sphärokrystalle und Büschel verwandeln. Diese grünen Krystalle geben mit uw OR wo Studien über das AÄnthochlor. Alkalien wieder tiefgelbe Lösung. Mit Säuren kann man also hier nie bleibend gelbe Lösungen erhalten. Die gelben Krystalle des Verbascumfarbstoffes sind leicht löslich in Alkohol, schwerer löslich in Wasser, unlöslich in den anorganischen Säuren. Papaver. Das Papavergelb gibt in angesäuerter, wässeriger Lösung beim Eindampfen gelbe Körnchenaggregate und dunkelgelbe Kugelsphärite, aus denen lichtgelbe Nadeln herauswachsen. Der alkoholische Auszug gibt lauter gold- gelbe Nadelbüschel und Drusen. Diese Bildungen werden mit KOH dunkelgelb bis orange gelöst. Mit 10°/, Salzsäure fallen nach einiger Zeit kleine gelbe Nadelkugeln. Endlich geben auch die Metallsalze relativ leicht neben den schon besprochenen amorphen Metallniederschlägen Krystallbildungen des reinen Farbstoffes. Diese zeigen nämlich mit Alkalien und Schwefelsäure die für den intakten Farbstoff charakteristischen Rotfärbungen, während die Metallverbindung damit nur dunkelgelbe bis orange Färbung gibt. Um Wieder- holungen zu vermeiden, seien alle mit anorganischen Säuren, Basen, mit Metallsalzen etc. erzielten Krystallisationen in kurzer tabellarischer Übersicht gegeben. Tabelle XV. Die Metallsalzniederschläge sind in Wasser unlöslich, in Alkohol unlöslich, in Säuren mit gelber bis roter Farbe sofort löslich, ebenso in Alkalien mit den charakteristischen Farben. Schwefelsäureprodukt. Schließlich sei noch eine interessante Erscheinung betont, die ich freilich bis jetzt nur bei Dahlia konstatieren konnte. Versetzt man eine Eisessiglösung des Dahlienfarbstoffes mit dem gleichen Volumen konzentrierter Schwefelsäure, so bilden sich vorerst gelbe Nadelkugeln, die nach einigen Tagen schmutzigrot und schließlich granatrot werden. Fig. 9. Sie gleichen im Aussehen vollkommen den Anthokyankrystallen. Mit Lauge lösen sie sich in tiefpurpurner bis dunkelvioletter Farbe. Versetzt man mit Wasser, so werden die roten Krystalle wieder rein gelb. Diese zeigen mit Schwefelsäure Lösung in roter, mit Kalilauge in purpurvioletter Barber Die gelben Nadelbüschel bleiben in der mit Wasser verdünnten Lösung uajjeg usypujoy pun ”T 9Sofq.Ief A pun ujodny 9qj93 | ufppeN 9qj93 9]ara JOSSEM.IOIUN “[ oqjaöjyo] Jyos % > Jon “7 aaasyyar | ayas “7 qasyyor 30I1Y9SATY | joydsngjopeN sye3e13deuaysgqeIsS | HOM- uIsı ayas ER ] 99]95j01 pun upSny ayor pun -Joöny “upsnyJopeN 99013 -ZuoxgfeH -unıd “7 aunısgfo | aqJed °T auneıgjoı | pun ujepeN 99][93 Jane] °T 3}0193UR10 30193UB10 HON+ Q UNYIOWUV uoA Jojyooyyuy | woNlorge1xe Toyoyjy 0/96 ru 124 Sunpjrgjfe4sA1y 9Us49.149SuIa epson 77 g®N uaysposny 70.193u810 HON+ dstas S gegen oqf03 outey (TT-ILN)eIıEydspeäny en Be kn aangsıgyodieg = HOM + sojqıe] "7 | ‘qIesjo HOM-+ SOI 95018 agj3 ‘gedren uuep "zuoy E gg] UUep "appa"T neue] 'gjagesueno "7. .,j4guRro Asa] Nd er EEE ET MT TE EL RE SEE nern 1 er en ee re | Fe I ee I & : as "SD z andındHOM + uj2onY SLeydsjsänyy aujaz YeF3913Ieuayd Tayosnquayo -[opeN 2}0.17eue13 yaıs -ur pun wayogejS | -uIgy} pun ayııgyds -gPIS pun usyouIoy | uoppig ıopds 01 a) s 3 -[93ny 9Zzıemy9s = 7 i se '"zuoy BeSrost Sg |; „. |PzIemy9s Yonnyq "7 | -InIq HOM-+-USJdorL -[J9yunp Y0193ue1o "| -uneig Yolunesg "7 oypram pun ujopeN ogj93 Yonnıqjon "7 : 11aunay7 A12wdog snsdoy} mnssvqaaA | Sıavsjna vıavurT smıgpiava vıyaag | | suodeay AXIS E 384 Studien über das Anthochlor. ME tee mie Be usy90]J Zruam pun "7 oune.igyyot] oje32133euayIgeIS pun uoyouloy 493 “7 oq[98 ussnıgq pun [oyosngjopen 2qj23 “uasseW aq[93 aydıam]| „, -750] ‘T ounesqgq[o3 SjLIpus(] 99193 7 aqosryor "I oqjosjon ——1mm gs süss | ss. ——————— nn) 0 la 000 m upSsny pun u9][oy9S 9q4[93 “T oqjo3joyunp "| agqjagjon UIYIUIOY 99193 “ya °T 2SOoJg.te} ujoöny a4[a3 pus}yona] para "7 aqjasyyoN] uaysunmegjpegskry pun joyasngj>peN 9j93 ayasıd% uay9uIoy 9q193 yon “TI oqgadryor q123 HOM + I 9sorgqaeJ BejydsgapsIN = 'N ‘FunsoT = "I :uadunzinyyy uoy>qe}s pun uaypJ93ny 99]93 N Jsunelgziemyos usJdon], pun ujp&sny 99[98 rT 910193URI0 upp®eN pun uay9uloy 9993 ‘T 930.193u8.0 7 »Jonniq raydsnq -J9peN pun upsny aqjs3 "7 oqjasgyor YeZ3133euUay9uU1o4 pun updny ag “T aqjadjen sqq3 7 aqjaäjen jonniq HON-+ oyımyds -[93ny] pun ufjppeN ag[93 ‘[osuuLien souneigjoyunp Zunso]pLIoJy9uasıJ die aILIassem 93uwlo HOM+ SAT N. isn eg ouro} pun ujodny RR 9gq[93 °T sYonyngq UOUOUJOY pun ujsny 9993 JOSSEMAJeEM ayoıp “I Young epog Ao9po 1.9902792unp odnepyey 09/008 yosındınd HON-+ up23ny 99]93 0,.: -[oyunp pun UJ9peN amesıog YoP yormiq MON aaa, J9ssemwolg pun ujaöny ‘ujopeN RER aqasren “7 vqjagjar Klein, G. 386 100/, wässerige bei saurer Lösung Anthochlor von Linaria vulgaris Verbascum thapsus | Reagens | | Dahlia variabilis Ü braune L. und Gerinnsel, feine gelbe dunkelgelbe L., Nadelkugeln und gelbe Klumpen, Schollen zu vielen | Sphärite und Drusen beisammen dunkelbraune L. und Gerinnsel, gelbe Tropfen und Nadelkugeln wässerige 30/) Kupferacetatlösung ziegelrotes Gerinnsel Er EN ’| gelbrotes Gerinnsel, viele gelbe Nadeln S; und dunkelgelbe gelbe en Pie.19) Kugelsphärite und Sibenen gelbe L. und Massen, schöne gelbe Drusen gesättigte wässerige Bleiacetatlösung, neutral und sauer gelbe L., große harte Massen, sehr reine Nadeln und Kugeln lichtgelbe L., gelbe gelpeeE,, Kugelsphärite 100), wässerige gelbe Körnchen Zinkchloridlösung gelbe Körnchen gelbbraune Körnchen) und schwarzbraune Körnchen gelbe L., gelbe Körnchen und Schollen Silbernitratlösung dunkelgelbe L., flockig gelatinös, gelbe Nadeln und Kugeln gelbe L., stark gelatinös, gelbe Kugeln und Sphärite 90), wässerige gelbe gelbe L. gelatinös, Blutlaugensalzlösung gelbe L., viele gelbe Nadeln und orange- konz. wässerige dunkelbraune L. tiefgelbe L., gelbe Schwefelkalium- Se Kulvelneoneh und dunkelgelbe Kugeln und lange lösung = 2 Körnchen +KOH rot | haarfeine Nadeln im Blumenblatt Nach 24 Stunden eingetretene Krystallbildung bei mit 960), Alkohol extrahiertem gelbe Sphäritkrystalle Anmerkung Papaver Kerneri dunkelgelbe L. und wenige Flocken dunkelgelbe L. und wenige Flocken gelbe LE. farblose L., dichte | in ammoniakalischer gelbbraune Lösung grauschwarzer Körnchenmassen N. L. farblos. gelbe L., gelatinös, kleine gelbe Körnchen farblose L., gelbe Körnchenaggregate | Studien über das Anthochlor, 387 unverändert erhalten. Die Lösung ist immer vollständig farb- los. Auch mit dem Farbstoff in wässeriger Lösung erhält man bei Zusatz von Schwefelsäure nach : wochenlangem Stehen trübrote Nadelbüschel. IV. Überblick. Überblicken wir die Resultate der bisherigen Uhnter- suchung, so ist festzustellen: l. Daß die als Anthochlor bezeichneten gelben Blüten- farbstoffe in bezug auf Verteilung und Verbreitung in der Zelle und im Gewebe der Blüten sowie in den Löslichkeits- verhältnissen mit den Anthokyanen übereinstimmen. Die Amylalkoholprobe weist bei allen auf Glykosidnatur hin. Aus ihrem Verhalten gegen Säuren läßt sich schließen, daß Oxoniumbasen vorliegen und daß hier wie bei den Anthokyanen beim Lösen in verdünnten Säuren Oxonium- salzbildung eintritt. Auch die Reduktionsfähigkeit und die Bildung von Metall- oxydniederschlägen, die bei den einzelnen Farbstoffen mehr oder weniger stark auftreten, sind für alle charakteristisch und zeigen wieder Analogie zu den Anthokyanen. Sie geben ebenso wie die Anthokyane Farbenumschläge mit Säuren und Alkalien, nur sind diese hier nicht so auf- fällig und bei den einzelnen Farbstoffen verschieden intensiv. Endlich sind auch hier die intakten Farbstoffe in Säuren leicht, die zuckerfreien schwer löslich. 2. Wohl unterschieden sind: sie aber von den Antho- kyanen durch ihre Resistenz auch gegen konzentrierte Alkalien, ihr charakteristisches Verhalten Alkalien und Säuren gegenüber und die Bildung eines krystallisierenden Säure- additionsproduktes mit konzentrierter Schwefelsäure, das mit Wasser wieder zerlegt wird (Dahlia). Dies sind aber Eigen- schaften der eigentlichen Flavonfarbstoffe.! Daß sich aber diese gelben ebenso wie die roten Blütenfarbstoffe von den 1 Rupe H., Die Chemie der natürlichen Farbstoffe, 1900, Verlag von Fr. Vieweg. 388 G. Klein, Flavonen, beziehungsweise deren Derivaten ableiten, kann auch jetzt schon, uns makrochemische Analyse behauptet werden. Die -Flavone "(z. B: Quereitin, Rutin,. "Chrysin, "Nege Luteolin etc.) sind mehr minder löslich in Wasser, löslich in Alkohol, sehr leicht löslich in Alkalien mit intensiv gelber, orangeroter oder roter Farbe, meist unlöslich in Äther. Sie geben mit Metalloxyden orange, rote oder braune bis schwarze wasserunlösliche Metallsalze und ziehen infolgedessen gut auf Beizen; sie werden ja heute noch technisch als Farbstoffe verwendet. Sie lassen sich leicht reduzieren und geben öfter mit Natriumamalgam in angesäuerter, alkoholischer Lösung rote Produkte. ‚Diese. roten Körper können wieder in zdss Ausgangsprodukt zurückverwandelt werden. Sie reduzieren leicht Silbernitrat- und Fehling’sche Lösung, oft schon in der Kälte. Auch geben sie mit Phloroglucin und mit Anilinnitrat in salpetrigsaurer Lösung rote Niederschläge. Fast alle diese Eigenschaften wurden auch bei den Anthochlorfarbstoffen festgestellt. Gerade hier kann aber nur die Analyse weiterführen, die “mikrochemische Methodik zeigt nur die mehr äußerlich auf- fälligen Eigenschaften auf. 3. Haben nun die Anthochlorfarbstoffe die wichtigsten Eigenschaften gemeinsam, so zeigen sie nach ihrem feineren chemischen Verhalten charakteristische Unterschiede, die sie in drei Gruppen unterscheiden lassen. a) Das Papavergelb zeigt in der Art zu krystallisieren, in der leichten Reduktionsfähigkeit, in der Bildung von Pseudobasen, in der Amylalkoholprobe etc. vollständige Analogie mit "den roten Papaverfarbstoffen. In der Gattung Papaver finden wir denn auch alle Blütenfarben von Gelb bis Dunkelviolett einander vertreten. b) Die zweite Gruppe, die ich nach dem bestuntersuchten und auffälligsten Farbstoff der Dahlia vorläufig die Dahlia- gruppe nennen will, zeigt als charakteristische Eigenschaft mehr minder intensive Rotfärbungen mit Alkalien und kon- zentrierten Mineralsäuren. Studien über das Anthochlor. 389 Dieselbe Erscheinung finden wir bei einer Reihe von Glykosiden, den Anthrachinonglykosiden und deren Derivaten. Nicht für die Glykoside als solche ist die Reaktion typisch, sondern für das Aglykon. Hierher gehören die Glykoside von Rhamnus (Emodin und Chrysophansäure), von Aloe (Aloin), Rubia (Krappfarbstoffe), Morinda etc. Sie sind in unverändertem Zustand gelb und krystallisieren in gelben Nadeln. In ihren “ sonstigen Eigenschaften stimmen sie mit den Anthochlor- farbstoffen nicht überein; sie sind in Äther, Benzol, Chloro- form löslich, in Wasser nicht, sublimieren leicht etc.; wohl aber zeigen sie so wie die Farbstoffe der Dahliagruppe die typischen Färbungen, Reduktionsvermögen etc. Man wird nicht irre gehen, wenn man die chinoide Bindung als die gemeinsame Ursache für das gleiche Verhalten sonst ver- schiedener Stoffe annimmt. Alle Farbstoffe dieser Gruppe geben intensiv gefärbte Verbindungen mit Metallsalzen. Gegen Amylalkohol zeigen sie kein einheitliches Verhalten; die einen lassen sich aus- schütteln, die andern in Analogie zu den Anthokyanen nicht. Die hydrolysierten Farbstoffe aber verhalten sich alle gleich. Alle lassen sich zu farblosen Verbindungen reduzieren, in manchen Fällen tritt ein rotes beständiges Zwischenprodukt auf, das wieder in den gelben Farbstoff zurückgeführt werden kann. Mit der Tatsache der Einreihung in diese Gruppe soll nicht gesagt sein, daß die hierher gestellten Farbsioffe auch wirklich zusammengehören. Bei genauerer Prüfung werden sich gewiß Unterschiede, bei manchen auch andere Zusammen- hänge ergeben. Lediglich auf Grund der gemeinsamen Eigen- schaften, besonders mit Säuren und Alkalien und da mir ‘ keine spezifischen Unterschiede vorliegen, seien sie vorläufig zusammengestellt. Nun kennen wir bereits einen Farbstoff, das Helichrysin aus Helichrysum bracteatum, arenarium und einigen anderen Pflanzen, das sich in seinen Eigenschaften mit denen der Dahliagruppe fast deckt. Nach Rosoll,! dem wir die Kenntnis 1 Rosoll A., Beiträge zur Histochemie der Pflanze. Sitzber. d. Akad. d. Wiss., Bd. 89, Jhrg. 1884, p. 138. 390 G. Klein, dieses Stoffes verdanken, ist es in Wasser, Alkohol, organischen Säuren und Äther löslich, in Benzol etc. unlöslich, wird durch Mineralsäuren und Alkalien purpurrot, von Metalloxyden mit roter Farbe gefällt, von schwefliger Säure und Natrium- amalgam in alkalischer Lösung stark reduziert; im getrockneten Blütenköpfchen sitzt der Farbstoff in der Membran, im jungen, lebenden im Zellinhalt, seiner Meinung nach im Protoplasma, und geht erst beim Absterben der Zelle in die Membran über. Rosoll hält diesen Farbstoff für eine chinonartige Verbindung. Mir stand nur ein junges Köpfchen von FHelichrysum arenarium zur Verfügung, ich fand aber die Farbstoffverteilung so wie bei den anderen Anthochlorfarbstoffen; speziell Erio- gonum zeigt den Farbstoff ebenfalls im Zellsaft, solange die Pflanze lebt, dann in. der Membran. Eine genauere Uhnter- suchung dieser und ähnlicher Membranfarbstoffe wird folgen. Jedenfalls ist das Helichrysin dem Anthochlor sehr nahe- stehend, wenn nicht mit ihm identisch. c) Der Farbstoff von Verbascum endlich weist ein ab- weichendes Verhalten auf. Die leichte Krystallisierbarkeit mit Alkalien, die Fähigkeit mit Säuren grüne Verbindungen zu geben und das Ausbleiben der roten Farben mit konzentrierten Säuren und Alkalien charakterisieren den Farbstoff und weisen auf Unterschiede gegenüber den beiden anderen Gruppen hin. Es scheint, daß nicht die Unlöslichkeit des Farbstoffes in Säuren und Alkalien Ursache der Kıystall- bildung sind, sondern daß schwerlösliche Alkalisalze, bezie- hungsweise Säureverbindungen des Farbstoffes entstehen. Anhang. Der gelbe und der rote Farbstoff von Carthamus tinctorius wurde hier als zusammengehörig, respektive ineinander über- gehend betrachtet, wofür ja auch die hier angeführten Tat- sachen sprechen. In der chemisch - technischen Literatur! 1 Salvetat, Ann. chim. phys. (3), 25, 337, nach Rupe. Schlieper A, Über das rote und gelbe Pigment des Saflors. Ann. d. Chem. u. Pharm., Bd. 57, Jhrg. 1846, p. 357. Malin G., Über das Carthamin, ebendort, Bd. 136, Jhrg. 1865, p. 115. Studien über das Anthochlor. 391 werden sie aber immer als zwei verschiedene Farbstoffe beschrieben. Der gelbe Farbstoff ist das Safflorgelb, er ist in Wasser leicht löslich; der rote heißt Carthamin und ist in Wasser schwer löslich. Nur der rote wird in der Färberei verwendet. Diese beiden Farbstoffe sind wenig untersucht und noch nicht krystallisiert erhalten worden. Nach Salvetat finden sich in der Blüte zirka 28°/, gelber, in kaltem Wasser löslicher Farbstoff, n°/, gelber, nur in alkalischem Wasser löslicher und 0°5°/, roter in Alkohol und Alkalien löslicher Farbstoff. Für die Untersuchungen wurde wie bei der tech- nischen Verwertung das Safflorgelb durch längeres Waschen mit Wasser entfernt, das Carthamin mit Sodalösung gelöst und auf Baumwolle niedergeschlagen, nachdem es durch Essig- säure in Freiheit gesetzt war. Dem Stoff wurde das Carthamin wieder mit Sodalösung entzogen, mit Säuren gefällt, in Alkohol gelöst und eingedampft. Man erhält so dunkelrote, grünschillernde Krusten. Dieses Carthamin ist in Wasser und Äther schwer löslich, in Alkohol leicht. Durch Kochen der alkoholischen Lösung entsteht eine gelbe Verbindung, ebenso beim Erhitzen oder längerem Stehen mit Alkalien. Die Safflorgelblösung läßt aber nach meinen Er- fahrungen einen gelbroten, in Wasser unlöslichen Niederschlag fallen. Dies alles zusammen mit dem bereits früher Ange- führten bestärkt mich in der Meinung, daß man es hier mit ein und demselben Farbstoff in zwei verschiedenen chemischen Formen zu tun hat. Möglicherweise ist der rote eine durch die Alkalität beim Absterben der Blüte bedingte hydroxyl-. reichere Modifikation des gelben Farbstoftes. Hierzu sei noch bemerkt, daß auch bei Mesembryan- themum der gelbe Farbstoff der Blüte beim Eintrocknen der- selben in eine rote, wasserunlösliche Modifikation übergeht. Endlich möchte ich noch erwähnen, daß ein anscheinend in die Gruppe der Anthochlore gehöriger Farbstoff bereits makrochemisch durch Perkin untersucht wurde. ! -Perkin A..6., Jouri. Chem. see, 1899,..75, p. 161, 325. Perkin A. G., Die Farbstoffe der Baumwollblüten. Journ. Chem. Soc. 2909; 95, :p.' 288L. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 129. Bd. 26 392 G. Klein, Dieser Forscher findet in den gelben Blüten. von Gossypium herbaceum, der Baumwolle, ein in Wasser leicht lösliches Glykosid, wahrscheinlich ein Kaliumsalz, das er Gossypetin nennt. Es ist ein Flavonkörper, gibt gelbe Nadeln, die sich in Alkali mit orangeroter Farbe lösen, zeigt mit Bleiazetat einen roten Niederschlag, gibt in der Alkalischmelze Protokatechusäure und hat nach der letzten Analyse die Eormer GEH50;. Daneben findet Perkin noch einen zweiten Flavonkörper Quercimeritrin, das bei der a Dextrose und ı liefert. Auch in Hibiscns sabdariffa findet Perkin? Cosheile neben zwei anderen Flavonen, Quercetin und gelbem Hibiscetin. Die Beziehungen speziell des Gossypetins zu Jen Flavonen einerseits, den Anthokyanen andrerseits liegen klar zutag. Der“ Farbstoff: ‘Steht "den zur u gestellten Anthochloren bestimmt sehr nahe. Soweit führt die Mikrochemie. Sie zeigt .die Krystalli- sationsmöglichkeiten, findet wichtige Reaktionen, die für den Stoff charakteristisch sind und deckt Zusammenhänge und Unterschiede mit anderen bekannten Stoffen auf. Die Analyse, die Ermittlung der Konstitution, des feinen chemischen Auf- baues bleibt der makrochemischen Untersuchung überlassen. Unter Verwertung des hier schon Gefundenen und in. viel- facher Anlehnung an die mustergültigen . Anthokyanstudien Willstätters wird sie nicht mehr schwer fallen. Ich hoffe im kommenden Herbst bereits die wichtigsten Vertreter der geschilderten Farbstoffe bearbeiten zu können. Schließlich ist es mir eine angenehme Pflicht, meinem hochverehrten Lehrer, Herrn Hofrat Molisch, für das Interesse, das er ständig der Arbeit entgegenbrachte, wärmstens zu danken. Herrn Demonstrator Josef Kisser danke ich herzlichst für die freundliche Anfertigung der Zeichnungen. 2 Perkin A. G., Die Farbstoffe der Blüten von Hibiscus sabdarifa und Thespasia lampas. Journ. Chem. Soc. 1909, 95, p. 1855. Studien über das Anthochlor. 393 Zusammenfassung. Neben den Carotinen und Anthokyanen findet sich bis- weilen auch ein im Zellsaft gelöster gelber Farbstoff in Blüten vor, das Anthochlor. 1. Dieser Farbstoff wurde auf seine Verbreitung im Pflanzenreich und Verteilung im Gewebe der Blütenblätter hin untersucht. Von zirka 300 untersuchten Arten mit gelben Blüten führen 60 Anthochlor, die übrigen meist Carotin. 2. Es wurde sein gelegentliches Zusammenvorkommen mit Carotin, Flavon und Anthokyan geprüft und seine nahen Beziehungen zum Anthokyan bei nahe verwandten Pflanzen und in ein- und derselben Blüte anatomisch festgestellt. Seine chemischen Eigenschaften wurden mikrochemisch untersucht. 3. Danach ist das Anthochlor nicht ein einziger Farbstoff, sondern stellt wie die anderen Blütenfarbstoffe eine Gruppe von verschiedenen, einander nahestehenden Farbstoffen vor. Seine Löslichkeitsverhältnisse decken sich im allgemeinen mit denen des Anthokyans. Wie dieses zeigt auch das Anthochlor Farbenumschlag mit Säuren und Alkalien, nur häufig nicht so intensiv und bei den einzelnen Farbstoffgruppen verschieden. 4. Die Glykosidnatur der Anthochlorfarbstoffe wurde wahrscheinlich gemacht. 0. Besonders charakteristisch ist das Verhalten gegen konzentrierte Mineralsäuren, speziell Schwefelsäure, und gegen Alkalien, auch in verdünnter Form, sowohl im Blumen- blatt wie ‚in der Lösung. Danach kann man drei Bussen deutlich voneinander unterscheiden. Eine große Gruppe gibt mit den genannten Reagenzien rote Farbentöne, was auf eine chinoide Bindung im Molekül schließen läßt. | Mit konzentrierter Schwefelsäure wurde ein rotes, in Wasser zersetzliches Krystallisationsprodukt erhalten (Dahlia). Eine zweite Gruppe zeigt dunkelgelbe bis orangegelbe Farbe (Papaver). 394 G. Klein, Die dritte gibt mit Säuren grüne bis braune, mit Alkalien tiefgelbe Krystallisationsprodukte (Verbascum). 6. Die Anthochlore lassen sich zu farblosen, beziehungs- weise roten Körpern reduzieren (Flavone). Sie geben mit Metallsalzen gelbe bis rote Metallnieder- schläge und färben gebeizte Faser schwach an. Sie sind höchstwahrscheinlich Flavonabkömmlinge mit nahen Beziehungen zum Anthokyan, dem der gelbe Papaver- farbstoff am nächsten steht. 7. Endlich wurden Vertreter der einzelnen Gruppen auf mehrfache,. verschiedene Art und Weise zur Krystallisation gebracht und die hiebei auftretenden Erscheinungen näher studiert, so daß eine Reindarstellung für die makrochemische Analyse möglich gemacht erscheint. Fig. Fig. [86] N] Er 12, Studien über das Anthochlor. 395 Figurenerklärung Dahlia variabilis (gelb), Stück eines Blumenblattes. Anthochlor- krystaile nach Behandlung mit konzentrierter Zuckerlösung-Alkohol. Vergr. 460. Linaria vulgaris, Sporn. Anthochlorkrystalle nach Behandlung mit Amylalkohol. Vergr. 285. Verbascum thapsus, Blumenblatt, Anthochlorkrystalle nach Behandlung mit 400), Kalilauge. Vergr. 285. Verbascum thapsus, ebenso behandelt, ein Anthochlorkrystallaggregat außerhalb des Blattes unterm Deckglas. Vergr. 460. Verbascum thapsus, dendritische Krystallbildungen nach Behandlung mit 400/, Kalilauge am Deckglasrande anschießend. Vergr. 285. Dahlia variabilis (gelb), Einzelnadeln von Anthochlor aus äthyl- alkoholischer Lösung. Vergr. 460. . Dahlia, Sphärokrystalle von Anthochlor durch Einengen der wässerigen Lösung mit Aceton. Vergr. 285. Dahlia, Nadelbüschel von Anthochlor durch Einengen der alkoholischen Lösung. Vergr. 285. Dahlia, rote Nadeldrusen aus essigsaurer Lösung durch konzentrierte Schwefelsäure. Vergr. 40. . Linaria vulgaris, Anthochlor, Nadelsphärite durch Bleiacetat gefällt. Vergr. 285. Linaria vulgaris, Anthochlor, Sphärokrystalle nach Behandlung mit Salpetersäure. Vergr. 460. Verbascum thapsus, Anthochlor, Krystalle aus alkoholischer Lösung mit konzentriertem Ammoniak gefällt. Vergr. 460. 4 ee N En Gr Die dring Be zur | ei Sn Br EURER eR BR | ur Die‘ Aueh ie Aoses SHE ie ira A ‚dan FEM Re Terien EN a. er ae 12 0 = Ser yrulbanai deal RR ni ee N al rer nt neh Den E | r = IB Ne iz ATEN ER ER RE | Een. . 288 orte ” eh ech dan vestueiih u nem a De 2% BEN. y a8 a Va Re u Fl 2. ‚79 E13 a # Ben . a 2 SE, venärh R zn a ee asahsaakyr 1sb se 4 Koh False LRON ri | ascaältodonie ab nagnenki dor JaktsoinA aov ineücabni, | a > & er er N | ahehinsanoi da anreä was aun nasirn u an R* IE ee ea aldi} Yaladalsitl Harıb ansehen est Ar 2 bin zunlbaiga Bao, ale blos Silo Ba aller) e: eben | IE aa alneg HalnaktmR van e = IT ME 2 ar Klein, G.: Studien über das Anthochlor, Kisser fec. Sitzungsberichte d. Akad. d. Wiss., math.-naturw. Klasse, Bd. 129, Abt. 1. 1920. “ EEE 0 A / vissenschaftliche Klasse ; u EN] Abteilung I ante; Krystallographie, Botanik, Physiologie der Pflanzen, _ age, Palä johtolagte, Geologie, krieg GeserapBieN und $ | er Reisen BREITET Ne (Mit 20 Textfiguren) Wien, 1920 _ Österreichische Staatsdruckerei Ih Kommission bei Alfred Hi ölder / j - Universitä tsbuchhändler. ee der Akademie der Wissenschaften Inhalt des 9. Heftes des 129. Bandes, Abteilung I der Sitzungs- berichte der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse: Seite Doelter C., Neue Untersuchungen über die Farbenveränderungen von Mineralien durch Strahlungen. (Mit 6 Textfiguren) [Preis: 18 K] 399 Handlirsch A., Beiträge zur Kenntnis der paläozoischen Blattarien. (Mit SB texthienren,yılbreis: uR1s Ser . 431 Früchtl F., Planktoncopepoden aus der nördkehen kan (Mit 6 Text. Beten). Preis: 182 Kl Eos Na nz a Akademie der Wissenschaften in Wien Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse Sitzungsberichte Abteilung I Mineralogie, Krystallographie, Botanik, Physiologie der Pflanzen, Zoologie, Paläontologie, Geologie, Physische Geographie und Reisen 129. Band. 9. Heft LS6) | d Bere u - S ET ® 399 Neue Untersuchungen über die Farbenveränderungen von Mineralien durch Strahlungen Von C. Doelter k. M. Akad. Wiss. (Mit 6 Textfiguren) (Vorgelegt in der Sitzung am 1. Juli 1920) Ich habe in früheren Veröffentlichungen! über die Farben- veränderungen von Mineralien durch Radium-, Kathoden- und ultraviolette Strahlen berichtet. Es hatte sich schon damals ergeben, daß nicht alle be- strahlten, einer und derselben Mineralart angehörigen Individuen sich gleichmäßig verändern, wenn auch in vielen Fällen ein solches gleichmäßiges Verhalten konstatiert worden war. Ich habe mir nun die Aufgabe gestellt, die Mineralien vieler verschiedener Fundorte und auch verschiedene Exem- plare eines und desselben Fundortes näher zu untersuchen. Eine zweite Aufgabe war es, die verschiedenen Stadien im Verfärbungsprozeß näher kennen zu lernen und dann auch die Geschwindigkeit desselben festzustellen. Was die erste Aufgabe anbelangt, so wurde durch die Untersuchungen der Luminiszenz, verursacht durch ultra- violette und Kathodenstrahlen, nachgewiesen, daß Mineralien 1 Diese Sitzungsber., 117, 1282 (1908). — Ferner: Das Radium und die Farben. Dresden 1910. 400 C. Doelter, von verschiedenen Fundorten sich nicht immer gleich ver- halten, obwohl bei Kathodenstrahlungen häufig auch Exem- plare verschiedenen Fundortes sich gleich in bezug auf Luminiszenz verhielten. Siehe darüber die Arbeiten Engel- hart’st und A. Pocchetino’s? sowie von C. Baskerville und G. Kunz Wenn aber Mineralien von verschiedener Provenienz sich ungleichmäßig verhalten, so zeigt dies, daß die Ursache der Luminiszenz in Beimengungen ‚liegt, was wir übrigens aus den Arbeiten von P. Lenard und anderer geschlossen haben. Reine Stoffe leuchten nicht und nur durch Zugabe gewisser Beimengungen konnte Phosphoreszenz erreicht werden. Ähnliches dürfte bei den Verfärbungen der Fall sein. Nur solche Mineralien verfärben sich, welche Pigmente enthalten. Allerdings können auch sogenannte reine Präparate kleine Änderungen zeigen: hier ist aber zu berücksichtigen, daß ganz reine Stoffe überhaupt nicht existieren. Da’ aber ar Farbenänderungen und die Färbung überhaupt durch Pigment- beimengungen minimalster Mengen verursacht sind, welche oft chemisch nicht nachweisbar sind, so kann man’annehmen, daß auch die angeblich chemisch reinen Stoffe solche kleinste Beimengungen enthalten können. Dies wird durch die Wahr- nehmung bestätigt, daß bei größerer Reinheit die Farben- änderungen auch schwächer werden. Ich habe dies bereits in früheren Mitteilungen bei Chlor- natrium, Zirkonerde, Tonerde nachgewiesen. An und für sich geben sie kein Verfärbungsresultat und das, was färbt, ist ein Pigment, über dessen Verteilung im Körper wir allerdings nicht ım klaren sind. Es läßt sich aber behaupten, daß ein ähnlicher Fall vorliegen dürfte wie bei Salzen, denen man kleinste Mengen von organischen Farbstoffen zumengt, wie dies beispielsweise P. Gaubert bei Färbung von Bleinitrat durch Methylenblau annimmt. Es dürfte sich um Adsorp- tionen handeln. J F. Engelhart, Inaug.-Dissert. Jena. APoechetino,Z. Kryst.051,21213 (3918). C. Baskerville und G. Kunz, Amer. Journ., 18, 25 (1904/05). 10) Ib) Farbenveränderungen von Mineralien. 401 Eine wichtige Frage ist die, ob die Färbung farbloser Mineralien, also das betreffende Pigment, durch Einwirkung der Strahlen erst entsteht (z. B. könnte man an Zerstäubung kolloider Metalle denken) oder ob bereits im unbestrahlten Krystall das Pigment existierte. Beide Möglichkeiten sind nicht abzuweisen. Da jedoch farblose reine Stoffe nur eine ganz geringe. oder gar keine Färbung geben, so ist die zweite Annahme doch die wahrscheinlichere. Demnach ist der fär- bende Bestandteil, das Pigment, als ursprünglicher, also bei der. Entstehung des Minerals gleichzeitig gebildeter Bestand- teil anzunehmen. Was die zweite Aufgabe anbelangt, so war sie durch fort- laufende Beobachtung durchzuführen. Es resultiert daraus eine skalenartige Reihenfolge der Verfärbungsgeschwindigkeiten bei einzelnen Mineralien, welche aber, wie es sich nunmehr er- weist, nicht mehr wie früher auf die Mineralien in ihrer Gesamtheit, sondern auf die Mineralien verschiedener Fund- orte sich bezieht. Man kann also nicht sagen, daß etwa Stein- salz sich langsamer verfärbt als Flußspat, sondern . dies gilt nur für Steinsalz und Flußspat gewisser Fundorte, da es z. B. Flußspate gibt, welche sich gar nicht verfärben. Wenn auch die meisten Flußspate sich rascher verfärben als Quarze und die Unterschiede in der Geschwindigkeit sogar sehr große sind, so gibt es doch wieder Flußspate, welche sich über- haupt nicht verfärben, diese also in einer solchen Skala hinter manchem Quarz rangieren. Ebenso gibt es, wie unten gezeigt werden soll, Saphire, welche sich rasch verfärben, aber auch solche, welche gar keine Farbenveränderungen wahrnehmen lassen. Es muß also die von mir 1910 angegebene Skala in dieser Richtung modifiziert werden. Eine weitere Art der Untersuchung ergab sich aus dem Vergleiche von Krystallen, Spaltungsstücken und körnigen Varietäten. Denn a priori ist auch die Möglichkeit vorhanden, daß sich ein Krystall mit einer anderen Geschwindigkeit ver- färbt als ein krystallines Aggregat desselben Stoffes. Ferner besteht auch die Möglichkeit, daß die Durchdring- barkeit eines Krystalls in verschiedenen Richtungen verschieden 402 C. Doelter, sein kann, daß also die Färbungsgeschwindigkeit in verschie- denen Richtungen verschieden sein könnte. Es sollen auch in dieser Hinsicht Versuche unternommen werden. Diese Untersuchungen sind noch nicht abgeschlossen und sollen ihre Ergebnisse später zur Veröffentlichung gelangen. Zur Untersuchung wurden nur einige wenige Mineral- arten verwendet, und zwar solche, bei welchen eine markante Verfärbung schon bekannt ist. Es wurden nun die ver- schiedenen Fundorte dieser Mineralarten untereinander ver- glichen und ebenso verschiedene Varietäten (namentlich um einen etwaigen Unterschied zwischen Krystallen und krystal- linen Varietäten herauszufinden). Ein weiterer Vergleich war in der Richtung der Verfärbungsgeschwindigkeit verschiedener Mineralarten unternommen, wobei also verschiedene Mineral- arten gleichzeitig bestrahlt wurden. Zur Untersuchung gelangten: Flußspat, Steinsalz, Quarz, Baryt, Apatit, Topas und Saphir. Von diesen wurden verschiedene Fundorte untersucht. Zum Vergleiche wurden auch Cölestin, Kunzit und Phenakit herbeigezogen, um die Verfärbungsgeschwindig- keit zu studieren. Flußspat. Von diesem Mineral wurden viele Fundorte geprüft. 3 .. 40 Farbenveränderungen von Mineralien. u—1l6 = JT6 Tg eG, sI& Lip; s06 pun »[% BL E AONOM uajyenswnipey ylw Sungeajsd9gq.19poT A BIENSUagqIug oydsoppey Ip yaınp AJoynay IM 973]0]19 nmt—1]|% al SOJq.IYF 116 “OL us ulG pls vsı | 191 266 | ws | 286 ' 166 | 49 sI& 9] ds pun dle “r& 4r6 dle uTrs 006 006 ude ud] sb 016 12.896 us] Ss 966 GT 49 491 SOJQ.IVJ gl d|le byrG 9486 416205 uspuns G uajye.g U9779]01A -eaypn yrur Zunjyensag ydeu aqıeı usst]L 9 ydeN | { | E\ T | ussu Lg yoeN ı d9% PSOl dez yaıpneıq ! ar 1 j N j “9 ugg BSOl ‚ SOJqIe} mL qjag 19] neıa SOJq.I2F yoyS WUunıS yoıunısyyor] ag] neıdg[as SOJ4LIYJ 3 unjyw1jsog] Jop J0A 9qıle] "voyedsgnyg u Syloasyonsıa A ZunwwpsoqusgqIug lq ‚Wi } ' ernennt ptoson, nennt PIBAUUNZ rt ipugpragumn): x. « | « « | (jozuoddy) neuagg' 1) er en ee & N ent TTBMIULION)! TERN nenn OPEN), ee IE MUIog) se a Laden T .. esiuny, er anrusäguag! BR: Srsdathuy -uwgdoaoy). ‘07 vıjpuy‘ uvydolorg;) 'NSUrydsyIoN BURERUSE Wi Ba wir “"ulsjsusgey. C. Doelter, 404 ! Fundort Farbe vor der | Bestrahlung . Nach 3 Tagen Nach 6 Tagen Farbe nach Bestrahlung mit ultra- violetten Strahlen 5 Stunden - Wieder- bestrahlung mit Radium- strahlen ‚|weitere 3 Tage Nr. Sarntal ONFONE TE. een. farblos Wölsendorf (umgeschmol- | Oele nee ee > Rabenstein (Tirol)........ > MELNTEL TORE BR Eee AR veil 220 Bases Alpes ............| farblos, Stich ins Grün- liche 'Amelia ‚Co. Chlorophan... 30.f— 32 Künstlicher Flußspat (um- geschmolzen) ......... farblos Inolleberode .... ........ u. farblos Marienberg ... Derbyshire II. Stollnere =, 3% 'Hakenbach ... 'Mauerberg Bug) Tavitstock .... 1 An verschiedenen fast farblos, gelber Stich farblos blauer Stich farblos > Stellen ungleich. 40P 20% 21h 194 16r 23m 18c—19d 1 399—r 19 IAAR2IOA 9NIS 9ZUrd Ad 9 "YABMOA IS Igel Ad «a "Jq.BJI9A Sig A0p "7 uapunIg GC URN F egylawusg ‘198593 usysymu um yeiedeıg wop 1Oy9foM ‘9g012[9PrUN994S UoA Iyjund uadızum woum ur nu Sunyamurg g Zungieplo‘ Sdıpurjsjfoa uose]L g YOeN 'GOUy99183 sne yeredeadummpey WOA) Jq1R]IoA ang op F ea uspungg @ Y9eN z UspunmuypsiA Zzue3 7s27 purg onviq SEP »g Tag umpury uoneiq pur soF Sqiepdney 405 Gr ar Be 2 = —_ == - sofqleJ "*SOIBULBIN [IEISÄANSA1OgT st. ue] m—ug] ugl ug] 05 ST ee VERIET N 3 0 0darcı © ITZUOS A S6l J6l 9 fol a 361 v o6l & 50% = SoJgq.Ir} .purj]loqundg < = 97 78% r66 266 BGE OR soF nor 327 aaa & E = A une dHE d6E b6E u kaner — ygq.27yuo |" pMopuasppM Yedsgnyg S rr or u0r nOF s56 506 s56 Nn—166 « EZ « 7 er 18 109 dg btE -uGgE soF OF SOoJg.12F EERRFRE | « « z cr p£ pe Ele 1507 Be AR Kae T 461 0 AnggeIg ZIESUISIS = olFr 166 416 gE nee a = — 12E Se A « « = Ir et p82 787 — _ — —_ /63 rer Uojken yyuIzeÄdH S or >G y9 49 ı9 2 bce = er a er A RT # SD 68 ar 4 — si — > 2 30% rer ER TEOTRN, TIUBE 3 SE 109 19 1u9 PIE ale sle en Sogq.imJ A Pr 1, F R: B JE € 18 18 09 ee et — ac ELLE, £ ” = 9% 16 ug de bOE = 466 Enz s66 ya EEE ES STIRBT IEBEDN 3 GE 40F yreE 18& yre& ar. ne — 46€ 2 « « « E F£ 40F ılF A _ — - — Iq12u9 “" pieyyon 785 zıenbyaney 2 cE EEG 366 = -_ — —_ ges 1422 ee. 2 » rn IE 166 88 «FF blr 16€ 5 = y sojqIey er. ZOMUIS 4sÄypuly 23uL 8 +- | au, + | IS8F + | IS8I+ | RNESARETNSE | KM: x N ed yopun]J N aydıyzunıdsıp uajyenyswnipey pw 19nepszunjyensag | | ‘ızuny “Yedsgnjg ‘zesursgg ‘yyurzeid “rydes ‘sedo] ‘zıen I ızuny pun ueymedy ‘uszfesursg ‘wuızeky ‘uosedo] ‘uszıeny uoyasımz yoropduo‘ - VE 4 nu ee FE nn tn de a ra a N C. Doelter, 406 Vergleich von Quarzen und Baryten. ‚ .. Fundort Beschaffenheit _ Ursprüngliche Farbe Quarze Nadersnital,......n 0. Krystall farblos _ 42r 33f 51 lee to 113 A Prem HERR DO — blaßlila 428 42r 4249 42p 52 » Be Mean — farblos unverändert | unverändert | unverändert 5° ZIERT uni ana. ee ae —_— . farblos, mit milchweißer 31a 31 sin 54 Randschale BitlesEallseNn, Ya: ‚Krystall farblos 345 340 33e b5 Baia... mens wann Krystallsplitter » unverändert 421 32749 96 Miarmmaos I... an Krystall > » unverändert | unverändert Da ee » u » » » 58 I En ee es Chalzedon 408 408 408 40r 59 el ee Krystall wasserhell alu 41p 34m 60 Baryte Buben... ca Krystall farblos 390 181 18.f 61 Taplitz), . ante u a Radiobaryt 55, am Rande Streifen R on a 62 eo siehe Zeichnung Fig. 2 Pelsabanya.an. udn .an. Krystallstock weißlich, trüb durch- 390 39m 3ym 63 (Täfelchen) scheinend Giabeiland Krystalltafel farblos 408 41P 41m 65 N Großer Baryt von Przibram, farblos, an manchen Stellen etwas grau, wird nach 8 Tagen graublau Streifen, abgebildet in Fig. 6 (p. 428). Der dem Präparat näherliegende Teil war mehr violettblau. mit dunklen violetten 407 Farbenveränderungen von Mineralien. | SHrLE-+ | ode, g-+ |uapunyg gp-+| vapunys g—+ | »punys | + IN 1u8] SER 2A 0—u6E All A—bl| be "SOJGI2F 9SIOAJIOL g Aajyunp puvy wy g 'pury we mN x bs I « u—0oG% > 06% } b0l A9JOTA s6 “ 4ߣ gran « sofg.Ie} HIOmyaTnu « SOJAq.1YJ G apungg © sqieg oyaıpdunıds.in JOnEpssunyensag “(ur}s9]09) usyIyedy pun USZ[ESUIIS UOA Y9IOTSAOA ‘s Jojun Joy I "ıyuasun “uNsa]gy ers ropuung - puenuoddeuy } > prrmuosseyos | Z Er ET & = or 9 uamany "au OIyUSY | a De a TE I 1 i Iy2S] EEERER RR, vor... « un ot 2. "++ Byzöljor N 2 + 199 SYOoLI © * jeysypripaLıd er gmygulg opunJ C. Doelter, 405 Vergleich von Topas, Steinsalz, Baryt (Anhydrit), Quarz, Apatit. ne _— 4 u win Pr u NE, lern 3 ae prün gi che Bestrahlungsdauer | Kasakdı 1 Tag —- 3 Tage WEN EEE Eh I a al a a ee za nl a a a Er Topas.. .........| Rio belmonte, Brasilien farblos 449 4q u i®) RER Schneckenstein » 50 —5k Am Dis SR 80 z 2 REN RUEN: Rio fonto entfärbt — 31 93 SIEINaRIZ Wieliczka farblos — Gm bis 60 | Am Rande, welcher dem 82 Präparat am nächsten, wie 67 » EEE Faserig von ebenda » or 6P 84 De ee Cumberland > — A 83 » u, RR AA Rabenstein weiß 17394 209—r 35 Anhydtrit, körnig... Wieliczka farblos E _ Nach 3 Wochen unverändert 86 OBRZILE ewegen. | Kormy > — — Be » » 38 SUR ET NEHEPEENT Krystall, Maderanertal » u m ER » » 89 Berull 2 nn... a2 Pisek, gelb entfärbt — _ N » » 92 Flußspat, körnig... Stollberg farblos 404 40i—k 87 I. BE Bamle grau — — ni » » 90 a Pisek entfärbt — — 91 Farbenveränderungen von Mineralien. 409 Vergleichende Versuche mit Cölestin, Citrin, Topas, Apatit und Sylvin. h Mineral | Fundort Ursprünglich Bash 6 Tagen Nr. Cölestin .... Girgenti weiß 17k Eure » » 17p > ld goldgelb Rn Hampshire farblos Br EN Debreczin? entfärbt ha Rotenkopf, Zillertal farblos 335 EEE Floitental Be Kalusz 1 Vom Präparat entferntester Teil. 2 Entfärbt. Vergleichende Versuche mit Flußspat, Baryt, Apatit. N Lan | | ‚Mineral Fundort Ursprünglich ‚Nach 6 ne Nr. L | 1 Flußspat.... Marienberg farblos 18e —19e 1 RAR aRlE Tavigstock » 399—r Bay... Przibram farblos, an manchen 201 Stellen etwas graul Spalt.z .. .. Auburn entfärbt, ursprüng- 3ym—n lich violett | | 1 An verschiedenen Stellen verschieden. 410 GC: Deoelier, .: Resultate der Versuche. Aus dem Vergleiche der einzelnen Flußspate von ver- schiedenen Fundorten geht hervor, daß diese sich bei sonst gleichen Bedingungen sehr verschieden verhalten. Einzelne Flußspate verfärben sich (bei Anwendung von 1?/,g Radium- chlorid) überraschend schnell, so namentlich die Vorkommen von Cornwali und Derbyshire. Auch solche von Cumberland waren zum Teil schnell intensiv gefärbt. Ein Flußspat von Derbyshire war nach einer Stunde intensiv gefärbt. Es gibt aber auch einzelne Vorkommen, welche, wie die Tabelle p. 403—404 zeigt, sich nur schwach in derselben Zeit färben und sogar nach längerer Bestrahlung nur schwach gefärbt sind. Leider sind die Fundortsbezeichnungen in den Samm- lungen und bei Händlern sehr vage, so daß man nicht genau sagen kann, woher die betreffenden Exemplare stammen. Sehr rasch und intensiv färben sich auch die Chlorophane von Amelia Cy und von Nertschinsk, dann Flußspat von Rotleberode und Marienberg, jener von Gerstorff. Schwach färbt sich Rabensteiner Flußspat; jener vom Sarntal verfärbt sich fast gar nicht oder nur spurenweise. Wenig verfärbt sich der Rosaflußspat vom Gotthard. Er wird mehr bräunlichrot, ebenso Flußspat von Tavitstock. Die Quarze verfärben sich im allgemeinen langsamer. Manche nehmen aber nach langer Bestrahlung eine intensiv braune Farbe an wie ein Rutilquarz von Brasilien. Entfärbter Amethyst nimmt allmählich wieder seine ursprüngliche Farbe an. Natürlich gefärbte Amethyste werden etwas mehr viol- braun. Manche Quarze wurden nicht gefärbt, wie der von Marmaros und einzelne vom Maderanertal, während andere von dort braun werden. Ebenso verhalten sich verschiedene brasilianische Quarze sehr verschieden, manche verfärben sich stark, andere bleiben hellbraun. Jedenfalls sind die Quarze viel widerstandsfähiger als die Flußspate. Steinsalz verfärbt sich im allgemeinen rasch und nur ganz wenige Vorkommen färben sich nur schwach, z.B. das Farbenveränderungen von Mineralien. 411 von Friedrichshall. Die Intensität ist aber bei gleicher Be- strahlungsdauer verschieden. Saphire auch von demselben (allerdings meistens sehr allgemein gehaltenen) Fundorte verhalten sich sehr verschieden. Einzelne Ceyloner werden rasch gelb, andere verhalten sich ganz widerstandsfähig. Der Saphir von der Iserwiese bleibt unverändert dunkelblau. Auch Topase verhalten sich ungleich; am schnellsten scheint sich der Schneckensteiner zu verfärben. Die brasiliani- schen zeigen große Unterschiede. Sehr intensiv verfärbt sich der von Hampshire, während der Nertschinsker sich weniger verfärbt. Apatite verfärben sich nicht alle; so war einer von Bamle unverändert und auch ein Piseker. Dagegen verfärbten sich - stark jener von der Knappenwand und jener vom Floitental und Rotenkopf. Sehr merkwürdig war das Ver- halten jener von Auburn. Sie verfärben sich nach Entfärbung durch Hitze, jedoch nicht intensiv; dabei wurde ein Exemplar wieder violett, ein anderes gelb ‘und ein anderes mehr grün. Vergleich der einzelnen Mineralarten in bezug auf Verfärbungsgeschwindigkeit und Farbenintensität. Ein Vergleich ist, wie aus dem früher Mitgeteilten ersicht- lich, nur so möglich, daß man bei jeder Mineralart einzelne Exemplare von bestimmten Fundorten vergleicht und dann bei jeder Mineralart wieder die einzelnen Exemplare von ver- schiedenen Fundorten untereinander vergleicht. Die Vergleiche können sich also nicht auf die Mineralarten im allgemeinen, sondern nur auf solche von gewissen Fundorten beziehen. Die Vergleiche können sich auf die Geschwindigkeit der ersten Verfärbung beziehen oder aber auch auf die Intensität der Verfärbung nach einer für alle Mineralien gleichen Art der Bestrahlung während einer bestimmten Zeit, welche lang genug sein muß, um überhaupt eine genügende Veränderung zu ermöglichen, denn die Geschwindigkeit der Farbenverände- rung ist ja eine sehr verschiedene. 412 C. Doelter, = Versuche, die Geschwindigkeit des Farbenumschlages, beziehungsweise eine beginnende Veränderung betreffend. Am’ besten ließ sich dies durch Beobachtung der ersten leisesten Veränderung bei farblosen Krystallen bewerkstelligen. Es wurden zwar auch, wie aus den oben angegebenen Ver- suchsresultaten hervorgeht, die erste Farbenveränderung, b>- ziehungsweise die Zeit gemessen, in welcher eine solche ein- tritt, jedoch läßt sich am besten die Zeit vergleichen, innerhalb welcher die erste Farbe bei farblosen Krystallen eintritt. Es wurden zu diesem Zwecke größere Platten von Kry- stallen hergestellt, die alle dieselbe Dicke hatten, nämlich 5 mm. Dies war notwendig, um einen exakten Vergleich zu SIMOSTLOHMEN mE TEE D STIEM, Es wäre auch wünschenswert gewesen, allen Platten gleiche Fläche zu geben; dies war aber leider nicht genau durchführbar, da manche Mineralarten nicht in so großen Krystallen vorkommen, daß sie in den nötigen Dimensionen zu beschaffen gewesen wären. Die Platten hatten ungefähr die Dimension 25 X 10 bis 12 mm, wovon jedoch der Saphir, welcher in solchen Platten nicht verschaffbar war, eine Aus- nahme machte. Dieser hatte nur die Dimensionen 5X 10 mm. Es wurden folgende Mineralarten ‘untersucht: Saphir, Topas, Quarz, Steinsalz,. Flußspat, Baryt, Kaszıı Von den beiden erstgenannten wurden zwei Platten ver- schiedener Dicke untersucht, beide von Ouro preto, Brasilien. Von Quarz ebenfalls zwei, der eine von Little Falls, der andere vom Maderänertal. Alle diese Mineralien waren farblos oder nahezu farblos mit Ausnahme des. Kunzits, welcher seine natürliche Rosafarbe besaß, jedoch durch Erhitzen auf zirka 500° farblos gemacht wurde. | Es wurden dann von einer halben Stunde zu einer halben Stunde Beobachtungen gemacht, dann in größeren Intervallen, wobei es sich ergab, daß nach höchstens zirka 24 Stunden alle Platten eine leise Färbung bereits erreicht hatten. Diese Platten wurden dann noch durch 3 Tage exponiert, wobei es sich ergab, daß alle intensiv, aber in sehr ver- schiedenem Maße gefärbt waren. u > s Y Farbenveränderungen von Mineralien. 413 - Die einzelnen Daten sind in nachstehender Tabelle ver- zeichnet. Als Resultat dieser Versuchsreihe ergibt sich, daß in bezug auf die Verfärbungsgeschwindigkeit das Steinsalz von Wieliczka die größte besitzt, denn schon nach einer halben ‘Stunde wurde bei diesem eine Spur von Färbung SHEIEBE Nach 2?°/, Stunden zeigen kleinste Veränderungen: Quarz von Little Falls, Fluorit von Cumberland, Topas ‘von Ouro preto. Diese drei Mineralien zeigten gleichzeitig die erste Farbe. Hierauf folgt Baryt von Cumberland. Quarz vom Maderanertal und Saphir von Ceylon zeigten erst nach 9 Stunden die erste Veränderung, ebenso ein zweiter brasilianischer Topas erst nach 19 Stunden, während Kunzit erst nach 34 Stunden sich verändert. Es ergibt sich daher dafür die Reihenfolge: Steinsalz (Wieliczka); Quarz (Little Falls), Fluorit ann) Topas (Brasilien); Topas I (Brasilien); Baryt (Cumberland); Saphir (Ceylon); Quarz (Maderanertal); Topas II (Brasilien); Kunzit. Die Beobachtungen zeigen aber auch, daß, wenn man .die Intensität der Farbe bestimmt, die Reihenfolge anders verläuft. Nach 9 Stunden ist Saphir am meisten gefärbt, dann folgen .Steinsalz (Wieliczka), Fluorit und die dünne Topasplatte. Erst ‚dann kommen Baryt und schließlich Quarz von Little Falls. Nach 34, beziehungsweise 37 Stunden verhält sich die ‚Sache wieder anders. An der Spitze steht dann Fluorit, es folgt Saphir, dann kommen Wieliczka-Steinsalz, Baryt, Kunzit, “Topas dünne Platte, während die dicke Platte sogar nach ‚Steinsalz kommt. Die letzten Mineralien sind die Quarze von ‚Little Falls und schließlich der vom Maderanertal, welcher noch immer keine deutliche Farbe zeigt. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 129. Bd. 28 414 C. Doelter, Bestrahlungsdauer Mineraiart | Fundort | a | | | Al EA Made- | — | — | — | — | — | — |[’viol schimmernd 17 ranertal | =® 35 ee — E Falls 3.8 ee) | ” Sana. Ceylon — — — — = — — ar | — | — AN A 3 Steinsalz ...|Wieliczka|? 8 | -2| gelblich | 35% | 357 | 35° | 956 | 7 — ZZ o © Y } 7.179: = 8 Fluorit .....] Cumber-- | — | = I — — | blau schimmernd | 19? | — _- land c (eD} = Bausya 22 2..% > u _ — | —- | — 58 1237-n[23t—u) — == 2: oO 7 =. - ® © = = Topas 12... Ouro — — — — = 8 | 3 Ta =. preto .|1e it { un 107} Kunzit :....1S. Diego a ei RE n— = — — = = Topas..... 1. Brasilien | = u Zn NE ENT Dee 38 1 Diese Topasplatte hatte eine Dicke von nur 3 mm; Farbenveränderungen von Mineralien. 415 2 Stunden j | - Nr. | 24 | 28 34-+1:.37..1 42 1,52 57 60 75 | 180 195 ‚ 1 | | unverändert _ 41% 41" — 41" _- 33r ’ 7 | | Alu | dis | die | — | — | Alu | it zon4s —.a I Se ö | % j ER I I or | ER on) I Ton | Pe) 2 - u . ’ SUR IR ey 6! 65 | 5r-s — ii 6r—q 67 are H9—r — um —yA 5) | 192 | 190 | ı9 | — | —, | 19m [im | — | ı® | — 19f | ) | en | Be Bar u lol sl _ | | 2er - I | ee a | a a Be ee 7 Va 2 Bez ur GR Bikes BBES a H t Br | I — — + grün- | 172 | 178 — — I16r-9|- — J16r—ml.. —,.| 4 | | lich | u — = 35 5, _ 4r las ae | T g“ » | a | 2 | | | 416 0.2Do elle, Nach 57, beziehungsweise 60 Stunden ist wieder Fluorit der erste, hierauf Saphir, Steinsalz, Topas (dicke Platte), Kunzit. An diese reihen sich an: Baryt, Topas (dünne Platte), Quarz von Little Falls, schließlich Quarz vom Maderanertal. Nehmen wir die letzte Beobachtung, so ist 1. wieder Fluorit an der Spitze, dann kommen gleichmäßig gefärbt: 2. Kunzit, Saphir, Steinsalz. Hierauf folgen: 3. "Ozean Little Falls und Topas (dünne Platte). Schließlich haben wir: 4. Quarz vom Maderanertal, dann noch 5. schwächer gefärbt: Topas (dicke Platte) und 6. als letzten: Baryt. Berücksichtigt man, daß die dünne Platte jedenfalls eine stärkere Färbung zeigen würde, wenn sie 5 mm dick wäre, so muß man zu dem Schlusse gelangen, daß dann vielleicht gleich nach Steinsalz dieser Topas folgen würde. ‚Kunzit, zuerst der letzte, rückt vor und bei langer Beob- achtung dürfte er vielleicht der erste sein. Graphische Darstellung. Es wurde der Versuch gemacht, die vorhin erwähnten Daten bezüglich der Geschwindigkeit der Verfärbung graphisch darzustellen. Es ist jedoch, da die Verfärbung in zwei Rich- tungen fortschreitet, dies nicht möglich, da dazu drei Achsen notwendig wären. Es wurde, um die Resultate auf einer Ebene! darzustellen, daher nur die Intensität berücksichtigt nach den Daten der Radde’schen Farbenskala, bei welcher a den dunkelsten Ton, # den schwächsten der betreffenden Farbe gibt. Diese Intensitäten wurden auf der Abszisse, die Zeit dagegen auf der Ordinate aufgetragen. Der Topas von Brasilien wurde nur in der 5 mm dicken Platte berücksichtigt, die Daten bezüglich der dünneren Platte von S mm dagegen weggelassen. Daraus ergibt sich ein ungefähres Bild aber nur in bezug auf Intensität, so daß dieses in einer Richtung ein ungünstiges ist, wie z. B. sich bei Kunzit zeigt, da nur das Dunkler- werden und nicht der Umschlag in Grün dargestellt ist. Der Ostwald'sche Atlas, welcher ja viel rationeller ist, konnte nicht angewendet werden, da ich mir wegen seines Farbenveränderungen von Mineralien. 417 hohen Preises diesen nicht anschaffen konnte und derselbe in Wien nur in ganz wenig Exemplaren vorhanden auf längere Zeit nicht ausgeliehen werden. Stunden ‚200 \ 190 180 170 Er nn S Farbal: li. WE. Ws Fr TEN £ ES Fig. 1. I Quarz Maderanertal II Quarz Little Falls III Saphir Ceylon IV Steinsalz Wieliczka V Fluorit Cumberland VI Baryt Cumberland VII Topas Brasilien VII Kunzit S. Diego ist, > die Es hätte hier auch der Farbenumschlag zur Darstellung gelangen möglich ist. können, was nach der Radde’schen Skala nicht 418 sr C. Doelter, Vergleich der Intensität der Verfärbungen. KR Bi solcher Vergleich ist leider nur bei gleichmäßiger Bestrahlungsdauer approximativ möglich, dadurch, daß man mit der Farbentabelle die Farben vergleicht. Solche Vergleiche habe ich bereits vor Jahren angestellt! und veröffentlicht. Die Reihenfolge, welche ich damals durch gleichzeitige Bestrahlung erhielt, welche Bestrahlung durch Wochen andauerte, so daß man von Endfarben sprechen konnte, ergab sechs Farben- intensitätsstufen: Kunzit; Steinsalz, Saphir, Flußspat; Topas, Hyazinth; Rauchquarz, Rosenquarz, Citrin; Aquamarin, Hiddenit; Diamänt. Bei dem letztgenannten Mineral war die Verfärbung eine ganz geringfügige. Das angewandte Präparat enthielt !/, g Radiumchlorid, Dauer 30 Tage. Bei den jetzigen Untersuchungen war der Versuch nur 9 Tage fortgesetzt worden, so daß man trotz der Stärke des Präparates (1!/, g) vielleicht noch nicht von Endfarben sprechen kann. Nun haben wir aber gesehen, daß der Gang der Ver- färbung bei den einzelnen Mineralien sehr verschieden ist, so daß die Reihenfolge nach wenigen Stunden bei längerer Be- strahlung. umgekehrt wird. So wird Baryt, welcher anfangs eines der am schnellsten veränderten Mineralien war, schließ- lich das letzte, während der Quarz vom Maderanertal, welcher anfangs das am langsamsten verfärbte Mineral ist, vor den Baryt und Topas tritt. Ebenso verfärbt sich Kunzit anfangs sehr langsam, färbt sich aber dann plötzlich sehr stark. Es ist daher wahrscheinlich, daß Kunzit, welcher bei dem seiner- zeitigen Versuch das erste war, vielleicht auch diesesmal den ersten Platz: einnehmen könnte, wenn. noch durch einige Wochen weiter bestrahlt worden wäre. Darüber müssen weitere Versuche entscheiden. Ir | clale 1 Das Radium und die Farben. Dresden 1910. Farbenveränderungen von Mineralien. 419 Allerdings ist es auch nicht unmöglich, daß verschiedene Exemplare von Kunzit sich verschieden verhalten. Auch wurde bei früheren Versuchen nicht geglühter entfärbter Kunzit angewandt wie bei den jetzigen Versuchen. Daß bei Flußspat die Provenienz, also der Fundort, maß- gebend ist, wie auch bei Quarz, Baryt und Topas, sahen wir bereits, so daß eine aufzustellende Reihenfolge ja überhaupt nicht allgemein gedacht werden kann, sondern nur für be- stimmte Fundorte. Die Reihenfolge: ist nach den neuen Versuchen: . Fluorit (Cumberland), . Kunzit und Steinsalz von Wieliczka, . Saphir (Ceylon), Quarz (Little Falls), . Quarz (Maderanertal), . Topas (Brasilien), . Baryt (Cumberland). SNOUROVD — Vergleich von krystallinen Aggregaten und Krystallen. Es war auch von Wichtigkeit, diesen Vergleich durch- zuführen. Das Material war allerdings kein großes, da ich keinen körnigen Topas hatte. Bei den Mineralien Baryt und Steinsalz war kein Unterschied wahrnehmbar. Körniger Quarz verfärbte sich nicht, wie das ja für manche Quarzkrystalle zutrifft. Versuche mit Pulvern. Wenn die Ansicht richtig ist, daß die Verfärbung auf einem beigemengten Pigment beruht, so müssen Pulver chemisch reiner Stoffe von der Zusammensetzung der betreffenden Mineralien keine Färbung zeigen. Nun ist allerdings zu erwägen, daß es sehr schwer ist, chemisch ganz reine Stoffe zu erhalten und daß. die im Handel als »purissima« bezeichneten Reagenzien immer noch winzigste Mengen von Beimengungen enthalten können. Man kann daher weder im Handel ganz reine Sub- stanzen erwerben, noch sich selbst solche ganz reine Sub- stanzen herstellen. Denn wir wissen, daß es nur Spuren der be- treffenden Pigmente sind, welche Färbungen erzeugen können. 420 u C. Doellter, Daher ist a priori zu erwarten, daß auch die sogenannten reinem Substanzen eine schwache Färbung aufweisen könnten. Jedoch ist immer die Wahrscheinlichkeit vorhanden, daß bei sehr geringer Verunreinigung die Färbung eine zum mindesten sehr schwache sein wird. Die ausgeführten Versuche zeigen nun, daß die betreffenden Pulver tatsächlich entweder keine Verfärbung zeigen oder aber eine sehr schwache. Es wurden behandelt: Chlornatrium, Bariumsulfat, Fluor- calcıum, Tonerde, Zirkonerde. Diese wurden mit den Pulvern der Mineralien: Steinsalz, Baryt, Flußspat, Korund und Zirkon verglichen. Wie zu &rwarten war, zeigen auch die Mineral- pulver eine etwas schwächere Farbe als die Mineralien in Krystallen. | Der Unterschied jedoch dieser Mineralpulver und der ana- logen chemisch reinen Stoffe ist ein prägnanter. Flußspat. Flußspat zeigt auch in Pulverform eine ent- sprechende Farbe, die, wie gesagt, etwas schwächer ist als die der Krystalle. Angewandt wurde Flußspat von Cumberland Kir zeigtidie Karbe 192 Reines Fluorcalcium war nach 14 Tagen Bestrahlung farblos geblieben. Chlornatrium. Möglichst reines Chlornatrium zeigte nach 8 Tagen eine ganz schwache Färbung 5” bis. 5”. Dagegen war Steinsalz von Wieliczka in derselben Zeit (bei gleichzeitiger Bestrahlung) 4° geworden, also bedeutend stärker. Nach 14 Tagen war Chlornatrium 4 geworden, also schwächer als Steinsalz nach 8 Tagen. : Bariumsulfat. Baryt wird ungefähr 197. Reines Bariumi- sulfat verblieb unter denselben Umständen vollkommen farblos. (Bestrahlungsdauer 14 Tage). | | Über den Vergleich von Tonerde habe ich bereits früher berichtet.! Es zeigte sich, daß Tonerde nicht gefärbt wird. Zirkonerde nahm, wie ich 1915 berichtete, eine so geringe Färbung an, daß sie mit der Radde’schen Farben- skala nicht bestimmbar war. | 1 Diese Sitzungsberichte, 124, I, 411 (1915). Farbenveränderungen von Mineralien. 421 Diese Beispiele dürften genügen, um zu zeigen, daß die betreffenden chemischen Stoffe. entweder im Vergleiche zu den Mineralien viel schwächer Farbe zeigten, wie bei Stein- salz und Zirkonerde, oder aber überhaupt keine Färbung durch Radiumstrahlen erleiden, wie dies bei Aluminiumsesqui- oxyd, Bariumsulfat, Fluorcalcium etc. der Fall ist. Aus diesen Versuchen geht daher übereinstimmend mit den Versuchen an Krystallen hervor, daß die Färbung nicht den Stoff des Krystalls, sondern das Pigment betrifft. Damit stimmt: auch überein, daß manche Vorkommen, wie früher nachgewiesen, sich nicht verfärben, wie Quarz, Korund,. Zirkon,. Flußspat u. a. mehr. Geschwindigkeit der Entfärbung der durch Radiumstrahlen gefärbten Mineralien bei darauffolgender Bestrahlung durch ultraviolette Strahlen. Es ist bekannt, daß manche Mineralien durch ultraviolette Strahlen jene Färbung wieder verlieren, welche sie bei der Bestrahlung durch Radium erhalten hatten. Manche Stoffe, welche: durch Hitze entfärbt wurden, können auch durch ultraviolette Strahlen wieder ihre Farbe zurückerhalten, doch ist dies kein häufiger Fall. Ich habe dies namentlich bei Saphir und Chrysoberyll beobachtet. Diese Mineralien nehmen aber nicht: ihre frühere Färbung wieder an, sondern bekommen eine andere Farbe oder wenigstens eine andere Intensität der Farbe; so wird Saphir nur bläulich, Hyazinth nimmt seine frühere Farbe wieder an. Die übrigen Mineralien nehmen aber nach Entfärbung durch ultraviolette Strahlen keine Farbe an. Farblose Mineralien, welche durch Radiumbestrahlung gefärbt wurden, verlieren jedoch ihre Farbe wieder durch‘ . Bestrahlung mit .ultravioletten Strahlen. 7 In der nachstehenden. Tabelle sind die untersuchten Mineralien in dieser Hinsicht zusammengestellt.. / 422 C. Doelter, I. Versuchsreihe. Flußspat. En Bestrahlung Fundort strahlen mit ultravioletten Strahlen erhaltene Farbe | 1 Stunde 5 Stunden + GCumberland! 272... 215 2ıR Zinnwald 1.02 PR ERRERT® j 21m... 2jm—p Gerstort td. AN EN, 1 EBEN 6" 22m 23n RN a ee farblos Derbyshirenneer nee | 18€ 23€ ee Rosenquarz von Bodenmais... 419 unverändert 2349 | ee Die Tabellen zeigen, daß es sich bei der Entfärbung um den umgekehrten Verlauf wie bei der Bestrahlung mit dem Radiumpräparat handelt. Bei dieser verlauft die Verfärbung erst sehr langsam, indem eine Reihe von Stunden vergingen, oft sogar Tage, bis eine Farbe auftrat, dann aber steigt die Intensität der Farbe ziemlich rasch, in manchen Fällen, wie bei Kunzit und Flußspat, sehr schnell. Das entgegengesetzte zeigt sich bei der Bestrahlung mit ultravioletten Strahlen. Die Farbe verblaßt anfangs sehr rasch, im weiteren Verlaufe der Bestrahlung wird die Veränderung immer geringer und schließlich zeigt die Farbe eine gewisse Stabilität. Es ist allerdings nicht ausgeschlossen, daß bei sehr langer, durch viele Wochen fortgesetzter Bestrahlung die Mine- ralien wieder, wie es bereits bei mehreren nach 48 Stunden der Fall ist, ganz farblos werden könnten. Aber es ist für einige, wie für Flußspat von Wölsendorf und den grünen Flußspat, nicht wahrscheinlich, weil diese Mineralien jene Farbe annehmen, wie sie in der Natur vorkommt. Da ja auch in der Natur ultraviolette Strahlen, wenn auch nur schwach, wirken, so dürften derartige Färbungen nicht vorkommen, wenn ultraviolette Strahlen die Eigenschaften hätten, die be- treffenden Mineralien wieder zu farblosen umzuwandeln. | Farbenveränderungen von Mineralien. a8] a—nd sojgıyJ 350] IS 87 nd a—ndy sojg.nJ a—nOr a—nOP b—d6% "OF b-dIE IS 98 sg sG sg sg PM) n—4G n—G 1% 1% sg nIo nle— nor n16 le 16 n—0F re ‚re st& 4% n— 0% s0r "Is —sgE Are Abe d—08% d—066 | 0-u66 WG 166 166 7 sOF|ls 69 —bOr 168 anar s0F d9] d9| u—oL] u—oL] dl 15 #1 75 8 757 | "UN SS | "UN 08 Zunjyensag op Jonvd "Symısyoansıa\ ‘I "Aunyens qua JassnYy BrZOH9LM umany uarjısw.ug] MOpuosjoM 1opunJ Pqummey dOp YUN I "**zj8surmIg et anedy NT SSydorL + wdsgapg ER} FAruıre) “ gedsgugy jvaouıw 424 Bet ADoslker, Ich halte es daher für wahrscheinlich, daß auch bei fort- gesetzter Bestrahlung die beiden genannten Mineralien nicht ganz farblos werden. Sehr merkwürdig ist es, daß der Apatit von Auburn eine andere Färbung annimmt, als er sie ursprünglich hatte; er wird schließlich farblos. Bei den übrigen, welche ursprünglich farblos waren und durch Radium erst farbig wurden, wird die ursprüngliche Farblosigkeit wieder hergestellt. Die Wirkung der ultravioletten Strahlen äußert sich aber nicht nur darin, daß die Intensität der Farbe sich abschwächt, es kann sich, wie dies in mehreren Fällen beobachtet wird, auch eine andere Farbe zeigen, und zwar scheinen die grauen Farben besonders wiederzukehren. Es zeigt sich dies bei dem grünlichen Flußspat,: bei Topas und Apatit, während bei dem Wölsendorfer Flußspat, bei Steinsalz nur die Intensität der Farbe sich abschwächt. Was die Schnelligkeit der Verfärbung anbelangt, so treten schon nach 55 Minuten starke Veränderungen auf, dann ver- langsamt sich die Farbenänderung und schließlich bildet sich eine stabile schwache Verfärbung von geringer Intensität heraus, bei manchen tritt nahezu Farblosigkeit auf. Diese würden wahrscheinlich beı lange fortgesetzter Bestrahlung ganz farblos. Einwirkung von Tageslicht. Durch Radiumstrahlen gefärbte Mineralien verblassen auch zum Teil bei Tageslicht. Die Veränderung erfolgt jedoch ganz langsam, ist aber nach längerer Zeit oft deutlich. Es betrifft dies aber nicht alle früher geschilderten Mineralien. So zeigten dunkelbraun gefärbte Quarze und blau gefärbte Flußspate keine Veränderung. In folgenden Fällen war das Verblassen besonders be- merkbar:! Von den früher p. 423 mit ultravioletten Strahlen be- handelten Exemplaren wurden grüner Flußspat, violetter (von 1 Eine direkte Einwirkung von Sonnenstrahlen war vermieden worden. Farbenveränderungen von Mineralien. 425 Wölsendorf) und die beiden Steinsalze durch 14 'Tage dem Tageslicht ausgesetzt. Der violett Flußspat verblaßte wenig. Steinsalz von Wieliczka Nr. 67 war ganz farblos geworden, während der von Friedrichshall noch etwas gelblich war, sich also kaum mehr verändert hatte. Ferner wurden einige mit Radium bestrahlte Mineralien ebenfalls zuerst 8 Tage bei Tageslicht belassen. Das körnige Steinsalz, p. 21, war ganz farblos geworden, dagegen ein anderes Nr. 79 von Wieliczka noch gelblich 5*. Nr. 44 (Kalusz) war entfärbt worden. Quarz von Brasilien Nr. 56 war wenig blässer geworden. Die Farbe veränderte sich von 41? zu 347. Fiußspat von Annaberg (21?) war blässer violett, ein bläulicher war verblaßt, ein grünlicher auch etwas. | Rosenquarz war nur wenig verändert. Er war 41°. Dem- nach findet ein allerdings nur schwaches Verblassen statt. Nach 14 Tagen waren die Steinsalze bis auf Nr. 67 von Friedrichshall farblos geworden. Dieses war noch etwas gelb- lich, 6°, allerdings der letzte noch bestimmbare Farbenton. Flußspat von Appenzell, Ebenau, welcher ursprünglich die Farbe 36” hatte, also blaß grüngrau, war schließlich wieder ähnlich geworden, nämlich 36°. Ein anderer Flußspat, Nr. 5, von Wölsendorf, war schließlich 22? geworden. Quarz Nr. 56 von Brasilien, welcher oben genannt wurde, war 348. Ein Flußspat von Zinnwald war von 20° zu 167 geworden. Ganz merkwürdig ist das Verhalten des Sylvins. Er wird mit Radiumstrahlen schön violblau, entfärbt sich aber binnen 3 gänzlich bei Tageslicht. Beziehung zur Luminiszenz. Bei dieser wissen wir heute genau, daß sie durch die Beimengungen verursacht ist. Ich verweise auf die Arbeiten von P. Lenard und anderer. Speziell das Zinksulfid ist in dieser Hinsicht in den letzten Jahren genau studiert worden, namentlich auch wegen der praktischen Verwendung. Reines Zinksulfid leuchtet nicht, aber ganz verschiedene Beimengungen rufen sie hervor. Dabei ist die Wirkung derselben eine andere. je nachdem man mit ultravioletten, Röntgen-, Kathodenstrahlen 426 C. Doelter, oder Radiumstrahlen arbeitet. In manchen Fällen kann aber die Wirkung der letztgenannten Strahlen auch die gleiche sein. - Was die Mineralien anbelangt, so zeigen die Arbeiten von Engelhardt, daß mit Mineralien von verschiedenen Fund-. orten bei Anwendung ultravioletter Strahlen die Luminiszenz- farbe verschieden ist. Ähnliches beobachtet man auch mit Radiumstrahlen und Röntgenstrahlen. So verhalten sich ver- schiedene Scheelite (CaWO,) verschieden und auch verschieden vom reinen Wolframat. | Für die Luminiszenz durch Kathodenstrahlen fand A. Po- chettino :bei Mineralien verschiedener Fundorte teilweise gleiches Verhalten, teilweise aber auch verschiedenes. Dies ist also analog wie bei der Verfärbung von Mineralien ver- schiedener Fundorte, wie sie im vorhergehenden geschildert wurde. | Luminiszenz braucht nicht mit der Verfärbung parallel zu gehen. So gibt es. stark luminiszierende Mineralien, welche sich nicht verfärben oder nur wenig, z. B. Scheelit, Zink- blende, Diamant, Wollastonit. Dann gibt es wieder Mineralien, wie Steinsalz, Topas, welche sich stark verfärben, ohne Lumi- niszenzerscheinungen zu zeigen. Endlich gibt es eine Reihe von Mineralien, welche mit Radium- oder Röntgenstrahlen sich stark verfärben und gleichzeitig stark luminiszieren. Dazu gehört der Apatit und Kunzit. | Kunzit, welcher stark luminisziert mit Radium verfärbt sich auch stark mit Radiumstrahlen, aber merk- würdigerweise nicht mit Röntgenstrahlen. Ein Mineral, welches sehr stark mit beiden Strahlenarten luminisziert, ist der Willemit (oder besser der manganhaltige Troostit). Weder Willemit noch Troostit verfärben sich. Aus dieser Verschiedenheit muß man schließen, daß die Beimengungen, welche die Luminiszenz hervorrufen, nicht dieselben sein müssen wie. jene, welche Verfärbung hervor- bringen. Es ist aber dabei nicht ausgeschlossen, daß in manchen Fällen auch die Ursache beider Erscheinungen der- selben Beimengung zuzuschreiben ist. Dies halte ich : bei Apatit für wahrscheinlich. .. - . = [ Farbenveränderungen von Mineralien. 427 Wir kommen jetzt zu der Frage, wo liegt die letzte Ursache der Farbenveränderungen? Wenn wir auch annehmen, daß diese im Pigment vor sich geht, so sind doch noch zwei Möglichkeiten vorhanden. Entweder sind es Vorgänge im Atom der verfärbenden Substanz, also des färbenden Pigmentes, oder es sind Unterschiede in dem Dispersitätsgrade des Pigmentes. Die Veränderungen werden aber nicht allein durch Radium- strahlen, beziehungsweise durch Röntgen- und Kathoden- strahlen, sondern auch durch ultraviolette Strahlen sowie auch durch die Wärme hervorgebracht. Dabei ist die vielfach entgegengesetzte Wirkung der Wärmeeinwirkung und der genannten Strahlungen zu berücksichtigen; ferner die ent- gegengesetzte Wirkung ultravioletter Strahlen. Ursachen der Verfärbung. Die. wichtigste Frage ist die, welches die Natur der Färbungen ist, d. h. wie die Farbe entsteht. Vor allem muß entschieden werden, ob der Sitz der Verfärbungen im Mineral selbst liegt oder ob das der Mineralsubstanz an und für sich fremde, also als Beimengung gedachte Pigment sich in der Farbe ändert, Was nun diese Frage anbelangt, so könnte man schon a priori behaupten, daß, da wir ja die betreffenden Mineralien als allochromatische bezeichnen, damit die Annahme verbunden ist, daß die Farbe und also auch die Farbenänderung im Pigment liegt. Es ist aber auch behauptet worden, daß das Pigment aus der Substanz des Minerals entstehen kann. So wurde von R. Strutt die Ansicht geäußert, daß der Hyazinth seine Farbe den Strahlen seiner radioaktiven Substanz ver- dankt. Daß Färbungen auf diese Art entstehen können, wissen wir aus dem Vorkommen der pleochroitischen Höfe (Halos). Die betreffenden Mineralien müßten aber radioaktiv sein oder fein verteilte Einschlüsse von solcher Substanz enthalten. Bei man- chen Stoffen, wie Steinsalz, Quarz, ist dies aber sehr unwahr- scheinlich. Die Entscheidung kann aber getroffen werden, wenn man nachweisen kann, daß die Färbungen bei verschiedenen Exem- plaren verschieden ausfallen und sogar bei einem und dem- -4285 C. Doelter, ‘selben Individuum (Krystall) verschieden ausfallen. Dies ist aber, wie meine jetzigen Untersuchungen zeigen, wirklich -der AR N ANTE Fig. 2. \.: . Fig. 3. Radiobaryt von Teplitz. Flußspat'von Ebenau. Fall. Erstens verhalten sich Krystalle von verschiedenen Fund- orten verschieden, zweitens sind Krystalle sogar von dem- Fig. 4. Fig. 5. Flußspat von Cornwall. Flußspat von Derbyshire. selben Fundorte manchmal verschieden und drittens zeigen sich an einem und demselben Krystall mitunter verschiedene Farben. Baryt von Cumberland. Besonders letzteres ist auffallend. Als Beispiele führe ich an: Baryt von Cumberland, Flußspat (vgl. Fig. 2—6) und Quarz vom Maderanertal. - .. . . ‘ Farbenveränderungen von Mineralien. 429 Ich gebe hier die Abbildung eines großen Barytkrystalls (Fig. 6) von dort, bei welchem im Innern eine stark bläulich- graue Farbe sich zeigt, während der übrige Teil nur ganz wenig gefärbt ist. Dies kann nur durch Einschlüsse verursacht sein. Ein zweiter Baryt von dort, ein tafelartiger Krystall, zeigt zwei sehr verschiedene Farben. Auch bei Flußspat und bei Saphir konnte eine ver- schiedene - Farbe nach der Beleuchtung mit Radirffstrahlen beobachtet werden. Früher habe ich bereits eine Quarzplatte abgebildet, -welche regelmäßig verteilte Färbungen aufwies; dies konnte als durch Zwillingskrystalle verursacht gedeutet werden. Im: allgemeinen ist der Fall, daß dunkle Flecken ent- stehen, in einem Krystall nicht gar selten. Allerdings könnte man sagen, daß der Krystall auch Risse und Sprünge zeigt, auf welchen die Färbung sich deutlicher zeigt. Aber gerade die oben angeführten Beispiele, welche oft eine sehr scharfe Grenzlinie zwischen farbigem Teil und ungefärbtem zeigen, weisen darauf hin, daß es sich um eine ungleiche Verteilung des Farbstoffes handelt. Es liegen nun zwei Möglichkeiten vor, daher zwei Hypo- thesen aufgestellt werden können. Nach der einen würde es sich um eine Einwirkung der Strahlen (auch der Wärme- strahlen) auf das Pigment oder auf das Atom (beziehungs- weise Molekül) des betreffenden Stoffes handeln oder aber es sind einfach verschiedene Größen des kolloiden Pigmentes in Betracht zu ziehen. Wir haben nun gesehen, daß aus den früher entwickelten Gründen wohl die Wirkung nicht im Atom liegt, sondern im Pigment. Denn sonst müßten Pulver ebenso gefärbt sein wie Krystalle und diese müßten ren mäßig gefärbt sein. AR Immerhin wäre es noch denkbar, daß im Atom des Pig- mentes Ionisationen oder andere Vorgänge, welche als Elek- tronenaustritt charakterisiert wurden, vor sich gehen. Die zweite Annahme, welche sich auf die verschiedenen Farben kolloider Lösungen stützt, nach welcher die Farbe mit dem Dispersitätsgrad wechselt, wird durch die Arbeiten der Physikeı Sitzb. d. mathiem.-naturw. Kl., Abt. I, 129. Bd. 29 430 C. Doelter, Farbenveränderungen von Mineralien. wie Mie, Ehrenhaft und seine Schüler gestützt (siehe darüber meinen Aufsatz in den »Naturwissenschaften«, 1920). Ich halte diese Annahme für die hier behandelten Stoffe für wahrscheinlicher, da sie mit den Beobachtungen gut im Einklange steht. Demnach werden durch Strahlungen und durch Wärme die Teilchengröße verändert, wodurch sich: Farbenveränderungen erklären ließen. ImMerhin ist jedoch auch die andere Annahme nicht ausgeschlossen. Es scheint, daß ein Krystall durch radio- . aktive Einschlüsse gefärbt werden kann, wobei vielleicht jene Hypothese Gültigkeit haben könnte. ; Vorläufig läßt sich eine Entscheidung nicht treffen. Ich glaube jedoch, daß mit den Beobachtungen die Hypothese, wonach es sich um verschiedene Teilchengröße handelt, besser die Erscheinungen erklären kann. Daß es sich um kolloide Pigmente handelt, halte ich für erwiesen, da ja idiochromatische Stoffe und namentlich Kry- stallisierte keine dauernden Veränderungen erleiden. So geht aus den Beobachtungen auch hervor, daß isomorph bei- gemengte Pigmente sich schwer dauernd verändern. Der Akademie der Wissenschaften spreche ich für die gewährte Subvention meinen Dank aus. | Herrn Prof. Dr. St. Meyer, welcher mir liebenswürdig die Benutzung der Radiumpräparate gestattete, sowie Herrn Prof. Dr. V. Hess spreche ich hier ebenfalls meinen Dank aus. Dem Herrn Direktor Koechlin und Herrn Dr. Michel danke ich für Beschaffung des Materials, endlich auch be- sonders Herrn Privatdozenten Dr. H. Leitmeier für seine mühsame, fortdauernde Mithilfe bei den Beobachtungen. Beiträge zur Kenntnis der palaeozoischen Blattarien Von Anton Handlirsch k. M. Akad. Wiss. (Mit 8 Textfiguren) (Vorgelegt in der Sitzung am 8. Juli 1920) Meine Absicht, eine vollständige Revision dieser fossilen Insektengruppe zu liefern, ist leider in absehbarer Zeit nicht durchführbar. Darum möchte ich zunächst außer einer, wie ich glaube, verbesserten systematischen Einteilung nur die seit 1906 neu dazugekommenen Formen und einige kritische Bemerkungen der Öffentlichkeit über- geben, denn ich bin der Ansicht, daß auch durch diesen bescheidenen Beitrag das Bild, welches wir uns von dieser für das Ende des Palaeozoikums so charakteristischen Gruppe machen können, an Schärfe gewinnen dürfte. Auf den ersten Blick mag es wohl wertlos erscheinen, den Hunderten bereits bekannter Formen weitere anzufügen, die sich anscheinend ja doch nur durch unwesentliche Details unterscheiden. Blickt man aber etwas tiefer, so zeigt sich, daß diese Massen von wenig verschiedenen, vielfach am gleichen Orte vorkommenden Formen, die einer Einteilung in höhere Kategorien so große Schwierigkeiten entgegensetzen, doch deszendenztheoretisch von hervorragendem Interesse sein können. Blattarien treten zuerst im mittleren Oberkarbon auf und nehmen im oberen Oberkarbon enormen Aufschwung. Zu- 432 A. Handlirsch, nächst »splittern« sie in unglaublicher Weise: Gleichviel ob. Vorder- oder Hinterflügel, ob Thorax oder Larve, keine zwei Exemplare sind einander gleich. Versucht man es, sie in Reihen zu bringen, so erscheinen die Extreme sehr ver- schieden, aber alles ist durch Übergänge verbunden und nirgends scheinen scharfe Grenzen zwischen den Einheiten zu bestehen. Dies gilt besonders für jenen größten Teil, den ich als Archimylacridae, als die Stammgruppe bezeichnete, und hier wieder in höchstem Grade in der Gruppe Phylo- blatta. Aber schon im obersten Oberkarbon und dann im Perm sehen wir eine etwas schärfere Scheidung der Gruppen ein- treten. Während die Archimylacriden und Mylacriden noch kaum voneinander abzugrenzen sind, bieten schon die Spilo- blattiniden, dann die Dictyomylacriden, Pseudomylacriden, Neorthroblattiniden, Neomylacriden, Poroblattiniden, Meso- blattiniden etc. viel geringere Schwierigkeiten. | Wenn wir uns nun noch vor Augen halten, daß das, was wir besitzen, nur einen verschwindend kleinen Bruchteil dessen vorstellt, was in jenen fernen Perioden tatsächlich existierte, so werden wir wohl den Eindruck gewinnen von einer ganz unglaublichen Formenproduktion, in welche zu- nächst noch keine Selektion eingegriffen hatte. Gegen den Schluß des Palaeozoikums verändert sich aber dieses Bild mehr und mehr, bis zuletzt die permische Eiszeit derart mit der Masse aufräumt, daß nur wenige nun scharf geschiedene Typen das Mesozoikum erleben. Von ihnen leitet sich das in scharfe systematische Kategorien geschiedene Volk der kainozoischen Blattarien ab. Leider bleibt uns vorläufig nicht viel mehr zu tun übrig als eine möglichst weitgehende analytische Bearbeitung des Materiales, selbst auf die Gefahr hin, Individuen zu beschreiben. Erst wenn durch diese Vorarbeit ein möglichst reiches Materiale deskriptiv festgelegt sein wird, mag mit Erfolg die Synthese einsetzen. Was wir in letzterer Richtung schon jetzt tun können, wird immer den Eindruck des + — Willkürlichen machen und soll nur dazu dienen, einigermaßen‘ eine Orientierung in der Masse zu ermöglichen, um das Materiale auch für stratigraphische Zwecke verwendbar zu machen. Zur Kenntnis der palaeozoischen Blattarien. 433 Im ursprünglichsten Blattarienflügel stecken offenbar allerlei Potenzen, welche die orthogenetisch in bestimmte Richtungen fortschreitende Entwicklung der einzelnen Teile gewährleisten. Fast jeder solche Prozeß läßt sich in verschiedenen Reihen verfolgen, so daß die einzelnen höheren Typen offenbar heterophyletisch zustandegekommen sind. ich erwähne hier nur die wichtigsten Fälle: 1. Das ursprünglich lange bandförmige Costalfeld verkürzt sich unter Beibehaltung seiner Form und der kammartigen Anordnung der Äste der Subcosta (Sc). Oder das Costalfeld wird durch Schrägstellung der Subcosta + — dreieckig; dabei lagern sich die Äste der Subcosta allmählich so um, daß sie schließlich strahlenartig aus einem Punkte entspringen (Typus »Mylacris«). Andrerseits führt eine immer weitere Verkürzung der Subcosta und Einschränkung der Zahl ihrer Äste schließlich zum Typus »Poroblattina«. Endlich kommt es auch zum Schwund aller Äste, durch Umwandlung des ganzen Costalfeldes in einen länglichen aderlosen Wulst: Typus »Mesoblattina«. 2. Der Radius ist ursprünglich geschieden in den eigent- lichen Radius (R), der einige kurze Ästchen schief zum freien Vorderrande sendet, und in den verschieden verzweigten Sektor radii (Rs). Zwischen diesem Urzustande, den ich der Kürze wegen RI bezeichne, und dem abgeleiteten Typus, bei dem der R eine einheitliche Ader bildet, .deren zahlreiche gleichwertige Äste schief nach vorne und außen auslaufen (RII), gibt es viele Übergänge. 3. Die Medialis (M) ist ursprünglich aus zwei Haupt- ästen gebildet (von denen der hintere vielleicht etwas stärker verzweigt war) MI; daraus entwickeln sich heterophyletisch zwei vorgeschrittene Typen: M II, bei dem aus dem Haupt- stamme mehrere Äste schief nach hinten auslaufen, und MIII, bei dem sie nach vorne auslaufen. 4. Der Cubitus (Cu) ist normal ziemlich gleich groß mit dem R oder der M und sendet eine Reihe von Ästen schief zum Hinterrande. Manchmal gibt es auch (? sekundär) einen isolierten nach vorne abzweigenden Ast und andere 434 | A. Handlirsch, Spezialisierungen; heterophyletisch erfolgt häufig + — weit- gehende Einengung des Cubitus. 0. Das Analfeld enthält ursprünglich mäßig viele gleich- mäßig in den Hinterrand herabgebogene Äste der Analis (4). Spezialisierungen in verschiedener Richtung. | .6. Das Zwischengeäder besteht ursprünglich aus mäßig dichten Queradern, die in den breiteren Feldein netzartig. anastomosieren. Spezialisierung durch Vermehrung dieser Queradern oder durch Verdrängung derselben durch + — feine und dichte lederartige Runzelung, oder Beschränkung dieser letzteren auf den Saum der Adern. Alle Übergänge. Z, Ursprüngliche Form des Vorderflügels ziemlich oval, mäßig breit. Spezialisierung durch oft enorme Verbreiterung oder durch Verlängerung, Krümmung etc.; alles heterophyletisch. Die Hinterflügel folgen in mancher Beziehung den Vorder- Nügeln, nur behalten sie immer den ursprünglichen Radius (RI) bei. Der Prothorax, ursprünglich mäßig breit und von mehr biroförmigem Umriß, wird in den verschiedensten Reihen sehr verbreitert. | Ein Ovipositor kommt bei echten Blattarien nicht vor. Die Larven haben alle gut entwickelte vielgliedrige Cerci und die ursprünglichen Formen sind schlank mit schief abstehen- den Flügelscheiden. Seit dem Erscheinen meines Handbuches (1906 bis 1908) sind viele palaeozoische Blattarien beschrieben worden, aber die meisten wurden von den Autoren in unrichtige Genera eingereiht. In der folgenden Übersicht werden diese neueren Arten und Gattungen, sowie die hier zuerst aufgestellten meinen heutigen Ansichten gemäß 'eingereiht. Aus nahe- liegenden Gründen wähle ich die denkbar knappste Form der Darstellung. | | Systematische Übersicht. ' Familie Archimylacridae Handl. Zur Erleichterung der Übersicht habe ich die Genera in Gruppen zusammen- gefaßt, die entweder später als Genera oder als Unterfamilien betrachtet werden können. Zur Kenntnis der palaeozoischen Blattarien. 435 1. Gruppe: Palaeoblatta. RI. Zwischengeäder ursprünglich, MI, Il oder fast Ill. Genus Palaeoblatta Handl. paucinervis Sc. (M. Oberc.) Genus Aphthoroblattina Handl., fascigera Sc., Johnsoni Woodw. (Fig. 1), carbonis Handl. (M. Oberc.). Genus Parelthoblatta Handl. belgica Handl. Pruvosti m. (= Archimylacris belgica Pruvost [nec. Handl.], 1912, t. 9, f. 4). Eine etwas vorgeschrittene Form in Bezug auf u. MW: (M. Oberc.). Fiesd. Aphthoroblattina Johnsoni, 1'5mal vergr. Skizze nach der Type im Brit. Museum (Original). | Genus Polyetoblatta Handl. calopteryx Handl. (M. Oberc.). | Genus Kinklidoptera Handl. lubnensis. KuSta, vicina Handl. (meine Abbildung ist um 180° zu drehen). . 2. Gruppe: Archimylacris. R fast I, MIIl. Queradern oft fast Runzeln (M. Oberc.). -.. Genus Archimylacris Sc. acadica Sc., venusta Lesqu., Desaillyi Leriche, reticulata Meun. (von Meun. als Syscio- phelia! beschrieben; scheint der vorhergehenden Art ähnlich), Pruvosti m. (= Archimyl. Simoni Pruvost 1912, t. 10, f. 2). 436 op: Handlirsch, ie Simoniana m. (= Archim. Simoni Pruvost 1912, t. 10, f. 3)» gallica m. (= Archim. Simoni Pruvost t. 10, f. 4; der von Pruvost als Typus der Art Simoni bezeichnete Flügel gehört wohl zu Phyloblatta). | | 3. Gruppe: Amorphoblatta. Costalfeld stark. vergrößert. RU, M II. Queradern. Genus Amorphoblatta Handl, Brongniarti Handi. (M. Oberc.). | | r Genus Dictyoblatta Handl., Dresdensis Gein. (U. Perm). 4. Gruppe: Kinklidoblatta. RI, M II. Genetzt. Genus Kinklidoblatta Handl., Lesquereuxi Sc. (M. Oberc.). Genus Gondwanoblatta Handl, reticulata Handl. (Gondwana). ER d. Gruppe: Actinoblatta. R II, eingeengt, MI. Queradern (M. Oberc.). Genus Actinoblatta Pruvost, Bucheti' Pruv. 1912, Eaa,T > | | 6. Gruppe: Dromoblatta. Schmale Form. RIL, MI-—-I (Perm). | E Genus Dromoblatta Handl., sopita Sc. 7. Gruppe: Adeloblatta. RI, MII (Oberc.). Genus Adeloblatta Handl., columbiana Sc. Sellardsi Handl,? Gorhami Sc. 8. Gruppe: Mesitoblatta. Subc. verkürzt, zum Typus Mylacris neigend. RI, MI—I (M. Oberc.. Genus Mesitoblatta Handl.,, Brongniarli Handl. - Genus Sooblatta Handl., lanceolata Sterzel. Genus Sooblattella n. g., Vorderflügel nur wenig mehr wie doppelt so lang als breit, fast elliptischh, Sc etwas vor der Mitte des Vorderrandes endend, mit 4 einfachen Ästen. Costalfeld breit, R fast gerade zur Mitte des Spitzenrandes: ziehend; 1. Ast einfach, 2. fünf, 3. vier, 4. zwei Zweige bildend. MI, mit 4 einfachen Ästen, die zum Hinterrande ziehen, Cu daher verkürzt, nicht geschwungen, mit 6 meist einfachen Ästen. A 2/5 der Flügellänge, etwa 5 einfache Zur Kenntnis der palaeozoischen Blattarien. 437 oder gegabelte Äste. Grob lederartig genetzt. Britannica n. sp. Vorderflügel 15 mm. Im Mus. prakt. Geol. London, Nr. 25413, aus Clydach Merthyr Colliery, Glamorgan. (Mittl. Oberc.). (Fig. 2.) Genus Apophthegma Handl., Sierzeli Handl., anale Handl., saxonicum Handl. (Geol. Ges. Wien 1909). 9. Gruppe: Anthracoblattina. Schulter schwach. R II, MI. Cu lang, A kurz, lederartig (M. u. O. Oberc.). Genus Anthracoblattina Sc., spectabilis Goldenb. (der Gegendruck ist meine Auranoblatta saxonia), didyma Rost, gigantea Brongn. ie} 2 Sooblattella britannica n. sp. 4mai vergr. (Original). 10. Gruppe: Elaphroblatta Handl., R fast noch 1, ME BI. Beine lang, Pronot. klein (M. Oberc.). Genus Elaphroblatta Handl,, ensifera Brongn., Douvillei Zieurn DS Soc Gr 1, VIE 287,1 9,72, 1907 — als Sysciophlebia! beschrieben). (Fig. 3.) 11. Gruppe: Plagioblatta. RII, auffallend schräg gegen das distale Ende des. Hinterrandes. M Il, schon in den Hinterrand mündend. Queradern.. Thorax _ breit (M. Oberc.). Genus Plagioblatta Handl., parallela Sc, Campbelli Handl. | | 12. Gruppe: Hesperoblatta. Breit. R fast I (1. Hauptast reicher verzweigt) M III, eingeengt, Cu eigenartig (M. Oberc.). Genus Hesperoblatta Handl., abbreviata Handl. 438 Ar, Handlirsch, 13. Gruppe: Archoblattina. Riesenform. Pronotum lang, trapezförmig. R zwei Hauptäste, deren Zweige nach hinten auslaufen. M? I, reduziert (M. Oberc.). Genus Archoblattina Sell. Beecheri Sell, ? Scudderi Handl. (Hinterflügel). er 14. Gruppe: Gyroblatta. Sehr groß, nierenförmig, Quer- adern. R wenige lange Äste. MIIL, groß, Cu eingeschränkt, 4 kurz (0..0beich Genus Gyroblatta Handl, Clarki Sc., ? scapnlaris Sc. Fig. 3. Elaphroblatia Donvilleie Meun. 1'3mal vergr. Nach dem Photogr. (Original). 15. Gruppe: Dysmenes. Sehr groß, nierenförmig. R II, M IN, Cu normal, A kurz. ?Keine Queradern. (O. Oberc.). Genus Dysmenes Handl,, illustris Sc. 16. Gruppe: Phoberoblatta. Sehr groß, lang elliptisch, lederartig. RIL, M II, Cu normal, A kurz (M. Oberc.). Genus Phoberoblatta Handl., grandis Handl. 17. Gruppe: Eumorphoblatta. Groß. „ Phoberoblatta. Queradern (M. Oberc.). Genus Eumorphoblatta Handl., heros Sc., Boulei Agnus. ? Genus Apotypoma Handl,longa Handl., Arndti KusSta, platyptera Handl. ae Zur Kenntnis der palaeozoischen Blattarien. 439 Genus Boltonia m. sulcata Bolton (Gerablattina [Aphthoroblattina] sulcata Bolton 1911, t. 8, f. 1—3). Anal- feld besonders lang! 18. Gruppe: Flabellites. „ Eumorphoblatta aber meist sehr breit. Queradern. R Il, manchmal fast I, M III (M. Oberc.). Genus Sterzelia Handl., Steinmanni Sterzel. Genus Platyblatta Handl., Steinbachensis Kliver, bohemica Fritsch, propria Kliver. Genus Gongyloblatta Handl., Fritschi Handl. Genus Flabellites Fritsch, Zatus Fritsch. 19. Gruppe: Pruvostia. Schulter stark. Costalfeld mehr dreieckig. RIl, M II, Lederrunzeln (M. Oberc.). Genus Pruvostia m. Villeti Pruvost, Lafittei Pruv., Godoni Pruv. (von Pruvost 1912, p. 354, t. 11, f. 3, als Necymylacris beschrieben). 20. Gruppe: Stephanoblatta. Durch auffallende Asymmetrie bemerkenswert. Die beiden Flügel so verschieden, daß ich sie, einzeln gefunden, in verschiedene Genera stellen würde. Schulter nicht stark. R I, M IN oder Il, Cu normal oder mit isoliertem Vorderast. Lederartig quergerunzelt. Thorax scheibenförmig groß (M. Oberc.). Genus Stephanoblatta Handl, Gaudryi Agnus, Fayoli Leriche, discifera n. sp. aus Commentry, Original im Brit. Mus. Schausammlung (J. 7282). Subcosta mit etwa 10 Ästen, R mit 4 bis 5, M links 2 gleichwertige, rechts 3 gegabelte Äste, nach vorne abzweigend, Cu links mit in 3 Zweige gespaltenem, nahe der Basis entspringenden Vorderaste und 7 Zweigen normal aus dem Stamme. Pronotum nur wenig breiter als lang. Erhalten 41 mm, total zirka 46 mm. (Fig. 4.) 21. Gruppe: Phyloblatta. Subc. normal, selten etwas ver- kürzt. RI, MIIL, selten noch fast I, Cu normal. Lederartig, oft + — deutlich querrunzelig. | Genus Etoblattina Sc. M sehr eingeengt, fast noch I], gröber lederartig genetzt; primaeva Gold. (M. Oberc.). Genus. -Anacoloblatta m. Jacobsi Meun. (Fig. 5). (Dicetyomylacris Jacobsi Meun. 1907). Pronotum fast rhombisch, 440 ö A. Handiirsch, etwa um ein Drittel breiter als lang, Sc verkürzt mit nur 4 bis.5 Ästen, RII, groß, M II, eingeschränkt, mit wenigen Ästen, Cu normal. Beine auffallend kurz! Flügel zirka 36 mm, Commentry. Genus Schizoblatta Handl., alutacea Handl. M fast noch* 1 (O0. Obere.} Genus Phauloblatta Handl, clathrata Heer, porrecta Gern. Mast ed) Der Fig. 4. Stephanoblatta discifera n. sp. 1'2 mal vergr. (Original). Genus Aissoblatta Handl., rossica Handl., Orenburgensis Hand, MT oder IN (U berm). I Genus Phyloblatta Handl. Diese enorm formenreiche Gattung reicht von M. Oberc. bis ins Perm und ist in Nord- amerika und Europa verbreitet. RU, MIII, Cu normal, alle drei fast gleich groß. Lederartig oder dichte Querrunzeln. Ich rechne hierher: | | Aus dem mittleren Oberc. Amerikas: Hilliana Sec., diversipennis Handl. 1911. Aus den Stephanien: Gallica Handl., Agnusi Handl., Brongniarti Handl., stephanensis Handl., alutacea Handl., reniformis Handl, ?FHenneni Meunier (1914, Bull. Soc. Zur Kenntnis der palaeozoischen Blattarien. 441 Ent.‘ Fr. 389, t: 5, f. 2), anonyma m. (= Gerablattina sp. Brongn., t. 46, f. 7 = Blattoidea sp. Handl., t. 30, f. 35). Aus dem Westphalien von Frankreich: Morini Pruvost (Ann. S. Geol. N. XLI, 345, t. 10, f. 7, 1912), Crwelettei Pruvost (ibid. 343, t. 10, f. 6), Simoni Pruvost (= Archi- mylacris Simoni Pruv., 1. c. 338, t. 10, f. 1. — nec Fig. 2—4), fontanensis Meunier. Amacoloblatta n. g. Jacobsi Meun. 1'6mal vergr. Unterseite nach dem Photogr. (Original). Aus dem ?Ob. Oberc. von Nordamerika; Rhode Isl: Late- bricola Sc. (Blaitoidea latebricola Handl., t. 30, f. 21). Aus dem Oberen Oberc. von Deutschland: Wemmets- weilerensis Gold. (Typus der Gattung Hermatoblattina Sc., die sich als unhaltbar erwies. Die Abbildung f. 15, t. 19 der Foss. Ins. ist um 180° ‘zu drehen), carbonaria Germ,, flabellata Germ,, anaglyptica Germ., regularis Handl,, saxonica m. (Phyloblatta sp. Handl., p. 228, t. 23, f. 44), 442 | A. Handlirsch, ignota Handl,! confusa, eximia, perplexa, germana m. (Phyloblatta sp. Handl., 226, t. 23, f. 38), similis, Martiu- sana, generosa, regia, obsoleta, assimilis, monstrnosa, amabilis, lenta, levis Handl., Wettiniana wm. (incerta Schlechtend. i.l. — Phyloblatta sp. Handl. 223, t. 23, f. 21), Fritschiana ‚Handl,, lapidea m. (Phyloblatta sp. Handl. 222, t. 23, f. 18), Frechi, blanda, Handlirschiana (Schlecht. i. l.), striolata, solida, corrugata, curta, angnstata, Hauptiana, lepida, soluta, perfecta, wettinensis, rugulosa, honesta, difficilis, efferata, grata, plana, ardua, mollis, amoena, secunda, Fritschi, splendens, venosa, - Scheibeana alle von Handl, leptophlebica Gold., russoma Gold., Geinitzi Gold., Giebeliana Schlechtend. (Nova acta 1913,46, 1.6, LA Zg'immapTypatıca” pp. Giebel, ZIrTIE 417, 1867), fera Schl. Handl. (= anaglypiica pp. GieBer, Schröteri : Giebel (Typus der Gattung!), ramosa Gieb, Löbejüna m. (incerta Schl. i. l. = Phylobl. sp. Handl. 2277 t. 23, f. 41), nana, mutila, exasperata, misera, manca, Credneriana, incerta, Credneri, tristis, Schröteriana, exilis, imbecilla, Hochecornei, modica, :elegans, irregnlaris, inter- media, Saueriana alle Handl.,, Dölanana m. (= berlichiana Schl.i.l. = Phylobl’sp..Handl.226, ’t..23/T. 36), Derlichtune venusta, callosa, Wittekindiana alle Hand. Aus dem Ob. Oberc. von Kansas und Ohio: Occidentalis Sc., separanda m. (= Etobl. Scudderi Sellards. Un. G. Surv. Kans. IX,:507, t. 71, f. 6, t: 78, f. 2, 1908. — Die anderen erwähnten Exemplare nicht zu deuten), Scadderi Sell. (Etobl. Scadderi, "Sell, 1, T 75,1 8, 78,:1..1), Tore (Etobl: fulva; ‘Sell., 1. c: 512, t. 70, .9,.1.81, % 6), fOlsEErsE (Etobl: fulva, Sell; .1.*c., 170,6, T. 81, 7.3) Jeeree (Etobl. fulva, Sell. 1: c., t. 70, f. 4, t. 79, f. 3), Zawrenceana m: (Etobl. occidentalis, Sell,’ c., 912,1.’70, 1-T nee er Kansasia m. (ktobl. occidentalis Sell, 1. c., t. 70, nr 27E7E f.. 3, nec.S c.H;n brevicubitalis Sell@((l. ve.,:511, 1:80, 222 = Die nicht abgebildeten Exemplare gehören wohl auch zu verschiedenen Arten), "Savage Sell: (1. c., 810, 15 Aberzz t. 82, f. 1. — Fig. 4 ist, nach der Photographie zu schließen, 1 Die von Schlechtendal i. I. benannten Arten werden hier der Kürze wegen nur mit Handl. bezeichnet, Zur Kenntnis der palaeozoischen Blattarien. 443 in Bezug auf Cu wohl unrichtig), magna m. (Etobl. obscura Sell.,l. c., 509, t. 83, f. 1, 2), Zugubris m. (Etobl. obscura Sell., l. c., 509, t. 81, f. 2), fusca m. (Etobl, obscura Sell., 1. c., t. 79, f. 1, 2), obsoura Sell. ‘(l. c, 509, t. 81, f. 4), Jeffersoniana Sc. (= Blattoidea Jeffersoniana Handl. 294, t. 30, f. 25), stipata Sc. (= Blattoidea stipata Handl. 293, t. 30, f. 20). Aus dem unteren Perm Deutschlands: Ornatissima Deichm. (= Deichmülleria ornatissima Handl. 353, t. 35, f. 5. — Die Gattung Deichmülleria möchte ich nicht mehr aufrecht halten, trotz der queraderähnlichen Struktur), dyadica Gein. (= Blattina cf. anthracophila Gein. N. Jahrb. 694, t.9, f. 2, 1873, Blattina [Etoblattina] flabellata var. dyadica Gein. Verh. L. Car. Ak. XLI, 437, t. 39,: f. 7, 1880. — Die beiden Figuren stellen sicher dasselbe Objekt dar). Deich- möüllleriana m. (Etoblattina? carbonaria var, Deichmüller, Fur ates, Isis, Tanz Bere 2), Steleneri Deichm. (= Etobl. flabellata. var. Stelzneri, Deichm., Sb. Ges. Isis 1882, 34, t. 1, f. 1, 1a bis 4), Deichmülleri Gein. (= Blattina [Etoblattina] Carbonaria var. Deichmülleri, Geinitz, Verh. I Bar ALL As 39, E83, 1880), gracilis Gold. (wäre der Typus der Gattung Petroblatiina Sc., die jedoch auf einer gänzlich falschen Zeichnung — auf einem Irrtume — beruht), Fritschii Heer, Manebachensis Goldenb. Aus dem unteren Perm Böhmens: Purkynei n. sp. (Fig. 6). Kounovaer Schacht in Kottiken bei Pilsen. Ein 36 mm langes Fragment eines etwa 57 mm langen linken Vorderflügels mit stark gebogenem Vorderrande. Adern scharf ausgeprägt, auf- fallend dick. Skulptur nicht zu sehen. Sc etwa drei Fünftel der Länge, schwach geschwungen, schief zum Vorderrande ziehend, so daß das Costalfeld ähnlich Apophthegma etc. fast spitz dreieckig erscheint. Es enthält einen einfachen Endast und vier gegabelte, proximal noch vier feinere Äste. Rad. mit drei schiefen Ästen; der erste nahe der Basis ent- springende bildet vier Zweige. M HI, mit ihren wenigen Ästen den Spitzenrand einnehmend. Cu schwach geschwungen mit etwa 6 bis 7 einfachen oder gegabelten? Ästen. Wird vielleicht einmal als eigenes Genus abgetrennt werden. Als zweites fossiles Insekt aus dem Perm Böhmens und wegen der bedeutenden Größe gewiß bemerkenswert. 444 A. Handlirsch, Aus dem unteren Perm von Nordamerika: Communis Se, macroptera Handl., macilenta Sc., mucronata Sc., mediana Sc. ovata 'Sc., deducta Sc. abdicata Sc., uniformis Sc., funeraria Sc., lata Sc., angusta Sc., residua Sc., cassvilleana Handl., regularis Handl., abbreviata Handl, mactata Sc., expugnata Sc., obatra Sc., elatior Handl., dichotoma Handl., fracta Handl,: arcnuata Handl., mortua -Handl., exsecuta Sc., gratiosa Sc., vulgata Handl. virginiana Handl., immo- lata Se., debilis Handl., accnbita Sc., expulsata Sc., macerata Sc., imperfecta: Se., secreta Sc.,: concinna Sc., Scudderiana Handl, praedulcis Sc., Rogi Se., dimidiata Handlh, rebapti- zata Handl., pecta Sell. (Etobl. pecta Sell, Un. G. Surv. Kans. IX, 514, t. 73, f. 2, 1908), curtula m. (Etobl. curta Fig. 6. Phyloblatta Purkynei n. sp. 1'4mal vergr. (Original). Sell., 1. e., 513, t. 73, f; 4), Wellingtoniana m. (Etobl. curta Sell. 1. c., t. 78, £. 1. — Der-Name curta ist präokkupiert), ?permiana Sell. (Etobl. permiana Sell. 1. c., 512. — Wohl mehrere Arten aber ohne Abbildung nicht zu trennen), ?-Meieri Sc. (Petrablattina Meieri Sc. = Archimylacridae Meieri Handl.: 384, t. 37, f. 6). a Genus -Kafar n. g. Thorax breit, nierenförmig, im Ver- gleiche zu den Flügeln klein. Costalfeld lang bandförmig mit zahlreichen Subcostalästen.. R mit zwei fast gleichwertigen Ästen, M IIL- mit etwa vier parallelen gerade zum Spitzenrand laufenden auffallenden Ästen. Cu eingeengt mit 4 bis 5 wenig verzweigten Ästen nur den mittleren Teil des Hinterrandes erfüllend. Analfeld ziemlich kurz. Skulptur lederartig. Gallus n. sp., etwa 55 mm lang, - Ein. Exemplar aus Commentry in der Schausammlung des Brit. Mus. (J. 7276). (Fig. 7.) _ Zur Kenntnis der palaeozoischen Blattarien. . 445 Genus Olethroblatta Handl., americana Handl. inter- media Gold. Genus Syncoptoblatta Handl. thoracica Handl. Genus Miaroblatta Handl., elata Handl. Genus Asemoblatta Handl., pennsylvanica Handl., Danielsi Handl., mazona Sc., Brongniartiana Handl., anthra- cophila Germ., gemella Handl. Glamorgana n. sp. (Fig. 8). Der 14 mm lange Endteil eines Vorderfflügels von etwa 20 mm Länge. Costalfeld am Ende schräg abgestutzt. RX in zwei Hauptäste geteilt, von denen der Big: 7, Kafar gallus n. sp. 1 '5mal vergr. (Original). l.in sechs, der 2. in fünf Zweige zerfällt, die alle noch in den Vorderrand münden. M mit fünf nach Typus III auslaufenden Ästen, die in zwölf Zweige zerfallen, welche den Spitzenrand einnehmen, Cu geschwungen, lang mit mindestens neun zum Teil verzweigten Ästen. Lederartig. Ein Exemplar im Museum für prakt. Geol. in London: »Geol. Surv. Coal Meas. Clydach Merthyr Colliery, Glamorgan. Nr. 25412.« ? Humenryi Pruvost (Ann. Soc. -Geol. Nord. XLI, 342, t. 10, f. 5, 1912) ist auffallend kurz und erinnert in der Gestalt an Cardioblatia etc. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 129. Bd. 30 446 A. Handlirsch, Genus Atimoblatta Handl., curvipennis Handl, reni- formis Hand. Genus Xenoblatta Handl., fraterna Sc., mendica Handl. Genus Metaxys Handl., fossa Sc. Genus Metaxyblatta Handl., hadroptera Handl. (wäre vielleicht besser mit Phyloblatta zu vereinigen?). Genus Discoblatta Handl., Scholfieldi Sc. Genus Liparoblatta Handl., ovata Sc. vadiata Sc. (gleichfalls kaum scharf von Phyloblatta zu trennen). Genus Bradyblatta Handl, sagittaria Sc. Genus Amblyblatta Handl., lata Sc. Genus Compsoblatta Handl., Mangoldti Handl. IP >> Fig. 8. Asemoblatia glamorgana n. sp. 4mal vergr. (Original). 22. Gruppe: Cardioblatta. Ein sehr verkürzter Phylo- blattentypus. Sc normal, RL, MI, Cu kurz. Runzelige Queradern. (Ob. Oberc.) Genus Cardioblatta Handl., Fritschi Handl. 23. Gruppe: Sphaleroblattina. Sehr klein, kurz lanzett- förmig. Sc kurz, RI, MI, Cu kurz. Lederartig. (Ob. Oberc.) Genus Sphaleroblattina Handl. ingens Handl. 24.? Gruppe: Oxynoblatta. Nahe verwandt mit Phylo- blatta, mehr breit lanzettförmig, Sc normal, RI, MI, Cu normal. (M. Oberc.) | Genus Oxynoblatta Handl., alutacea Handl., ?trian- gularis Sc., ?americana Sc. 25.? Gruppe: Metachorus. Sc kurz, RII, groß, -M II, klein, Cu normal. Sehr breit und kurz. Quer-lederrunzelig. (M. Oberc.) Zur Kenntnis der palaeozoischen Blattarien. 447 Genus Metachorus Handl., Zestudo Sc. striolatus Handl. 26. Gruppe: Procoptoblatta. Stark spezialisiert in der Richtung zu Mesoblattiniden. Stellenweise mit Schaltadern. Sc verkürzt, R I, MII, mit sehr langen parallelen Ästen. Cu geschwungen. (U. Perm.) Genus Procoptoblatta Handl.,, Schusteri Handl. (Geogn. Jahresh. XX, 235. Fig., 1908). / 27. Gruppe: Amoeboblatta. Eigenartig spezialisiert, schmal und lang. Sc lang, R II, mit horizontalen Ästen, M gegabelt, sehr reduziert, Cu normal. Querrunzeln. (U. Perm.) Genus Amoeboblatta Handl., permanenta Sc. 28. Gruppe: Sellardsula. Subcosta stark verkürzt, nicht halb so lang als der Flügel. Lanzettförmige. RI, :-MII, Cu normal. (O. Oberc.) Genus Sellardsula m. cordata m. (= Etoblattina obscura eralneit. So. Kars. IX, 009, U 70, f.'5, 1908), ? radialkis Sl Frommlacris Tradiakis Sell. 1. c., 5086, .t..80, f. 8, BrelLd.o). 29. Gruppe: Distatoblatta. Subcosta normal, RII, M II, Cu sehr groß, scheinbar aus dem geschwungenen Haupt- stamme außer den normalen hinteren Ästen einige nach vorne und horizontal zum Spitzenrand laufende aussendend. (U. Perm.) Genus Distatoblatta Handl., persistens Sc. 30. Gruppe: Exochoblatta. Klein, breit lanzettförmieg. Sc kürzer, RU, MIII, eigenartig zur Mitte des Hinterrandes herablaufend und seine Äste parallel mit dem Hinterrande zum Spitzenrande sendend. Cu stark reduziert. (U. Perm.) Genus Exochoblatta Handl. hastata Sc. 31. Gruppe: Acosmoblatta. Subcosta normal, R II, sehr reduziert, fast nur zwei Äste. MI, groß, Cu normal. (U. Perm.) Genus Acosmoblatta Handl., permacra Sc., Eakiniana Sc. 32. Gruppe: Drepanoblattina. R II, groß, MI, Cu auf 3 bis 4 Zweige reduziert; klein und schmal, nierenförmig gebogen, lederartig. (Ob. Oberc.) Genus Drepanoblattina Handl. plicata Handl. 448 | A, Handilärsch, 33. Gruppe: Penetoblatta. Subcosta lang, ihre Äste sehr lang und schief. RII, groß, M II, groß, Cu stark eingeschränkt. Breit und klein. (U. Perm.) ‘Genus Penetoblatta Handl., virginiensis Sc., rotun- data Sc. 34. Gruppe: Apempherus. Subcosta normal, RI, M ge- schwungen mit einem Hauptstamme, der nach vorne und hinten Äste aussendet. Cu eingeschränkt. (U. Perm.) Genus Apempherus Handl., complexinervis Sc., fossus Sc. 35. Gruppe: Symphyoblatta. Subcosta normal. RIIl, MII, beide an der Basis ein Stück weit verschmolzen. Cu + — eingeengt. Querrunzeln. (U. Perm.) Genus Symphyoblatta Handl., debilis Sc. Genus Pareinoblatta Handl. (+ Puknoblattina Sell. 1908) expuncta Sc., compacta Sell. (= Puknoblattina compacta Sell., l. €, 829,1. 78, £. 8), Sellardsi' Handl.-(=. Paknoblauına compacta Sell. l. c.t. 73, f. 6), curvata Sell. (= Puknoblattina enrvata Sell.,.l-.e 920.178, 2,8). 36. Gruppe: Scudderula. Auffallend schmal und lang. RI, MIN, Sc ind Cu normal, A schmal, mit nur 3 oder Adern. (U. Berm)) Genus Scudderula m. arcta Sc. (= Etoblattina arcta Sc. —= Blattoideaarcte Handl. 583, 18..37,. 12. Gruppe zweifelhaft: ?Genus Limmatoblatta Handl., permensis Handl. ’Genus Anomoblatta Handl., Rückerti Gold. ?Genus Stygetoblatta Handl., Zatipennis Handl. ’Genus Necymylacris Sc., lacoana Sc. Genus:? Ingberti m. (= Blattoidea sp. Handl. 295, t. 30, f. 31), (Vorderflügel), camerata Kliver (Vorderflügel), Winte- riana Gold. (Hinterflügel), incerta Kliver (Hinterflügel), steinbachensis Kliver ?Vorderflügel), Tischbeini Gold. (Vorder- flügel), scaberata Gold. (Vorderflügel), Pelzi Handl. (Hinter- flügel), ligniperda KuSta (Vorderflügel), bituminosa KuSta Zur Kenntnis der palaeozoischen Blattarien. 449 (Vorderflügel), bohemiae m. (= Gerablattina? Fritsch — Archimylacridae sp. Handl., t. 24, f. 28) (Vorderflügel), nürschanensis m. (= »ganzes Insekt ohne Kopf«, Fritsch 1895) Boltoniana m. (= Phyloblatta? sp. Bolton 1912, t. 33, f.3—5) ein Stück aus der Radialgegend eines Vorder- flügels aus Kent; britannica m. (= Phyloblatta? sp. Bolton, l. c. 321, t. 33, f. 8, 9): Die Rekonstruktion Bolton’s dürfte falsch sein; das Costalfeld scheint viel schmäler zu sein (Vorderflügel). Kirkbyr Woodw. (Vorderflügel), mantidioides Gold. (Vorderflügel), inversa m. (= Archimylacris sp. Bolton 1911, t. 10, f. 3) ist jedenfalls ein Stück aus der Mitte eines großen Hinterflügels, aber verkehrt dargestellt; die Queradern sind deutlich. Celtica m. (= Archimylacris sp. Bolton, l. c., t. 7, f. 2) ein großes Pronotum und ein Stück des Hinter- flügels; obovata Bolton (= Archimylacris [Schizoblatta| obovata Bolt., 1. c., t. 7, f. 4, 5, 6): Nicht wie Bolton meint ein Vorderflügel, sondern ein Hinterflügel; was er als Sc deutet, halte ich für den R. Jacobsi Meun. (= Paromylacris Jacobsi Meun., C.R.Vol. 154, 1912, p. 1194), Thevenini Meun. (= Paromylacris Thevenini Meun., C. R. Vol. 154, p. 1194), Boulei Meun. (= Paromylacris Bonlei Meun., ibid., p. 1194), semidiscus m. (= Necymylacris? sp. Brongn. 1893, t. 46, f. 23 = Archimylacridae sp. Handl. 238, t. 24, f. 35, 36), volans m. (— Etoblattina sp. Brongn,,t. 47, f.6, 7 —= Blattoidea sp. Handl., t. 30, f. 44, 45) (Hinterflügel); fracta m. (= Eto- blattina sp. Brongniart, t. 47, f. 8, Handl., t. 30, f. 46), (Hinterflügel); Pruvostiana m. (Blattoide indetermine, Pruvost, Arin. Soc: G! N=1912, 1. 125.8 6) ist verkehrt: orientiert, um 180° zu drehen; magna m. (Insecte indetermine, Pruvost, Laer. 9, 1. :2)0) Vermutlich" ein’ Stück‘ eines sehr "großen ? Vorderflügels einer Archimylacride mit schönen Queradern. Lensiana m. (Archimylacride indet. Pruvost, 1. c., t. 12, f. 3), (Vorderflügel); ovalis m. (Archimylacride indet. Pruvost, l. e., t. 12, f. 4), Vorderflügel mit sehr breitem Costalfeld, sicher nach dem Original zu zeichnen; oligomeura m. (Biest: 'indeti. Prüuvost, 1. tu 12, -T. 2), (Hinterflüge)); sp. Pruvost (l. c., 363), (ein unbeschriebenes Fragment); sp. Pruvost (lc, 363, t. 12,°f. 8): Nur ein Stück eines 490 aan A. Handlirsch, Analfeldes; rugulosa m. (Archimylacride. indet. Pruvost, I. c., t.12,f. 5). Basalteil eines Vorderflügels mit auffallend scharfen Runzeln. Elongata m. (Blattoidea indet. Pruvost, ]. c., t. 12, f. 7), (Hinterflügel); Lievina m. (Blattoidea indet. Pruvost, 1. c., t. 12, f. 1), (Hinterflügel); reticulata m. (Blattoidea sp. Handl., t. 30, f. 36), (Hinterflügel); sepulta Sc. (ist falsch gezeichnet und ohne Original nicht zu deuten); exilis Sc. (Vorderflügel); sp. Sc. (Handl,, t. 30, f. 22); Packardi Clark (Hinterflügeh; areolata m. (Blattoidea sp. Handl, t. 30, f. 42) (Hinter- flügel); latissima Sell. (Mylacris latissima Sell., Un. G. S. Kans,, IX, :505,.1. 71, £.-9, 1. 82, %.2)::.Die. Fig. 5 Beer falsch, ebenso die Deutung als Mylacride. Coriacea Sell. (Etoblattina? coriacea Sell. ibid., t. 77, f. 9). Diese‘ neue Abbildung:.; macht...die: alte,. Art‘ nicht ‚klarer. Ree@ Ser (Archimvlacris recta Sell, ibid.,, 514). Sellards vergleicht diese leider nicht abgebildete Form mit parallela — also Plagioblatta m.; die Beschreibung stimmt damit aber nicht überein; es ist sicher keine » Archimylacris« in meinem Sinne. Laurencea m. (= Etoblattina sp. Sell, l. c., 530,.t. 80, f. 4), (Hinterflügel); aliena (Schl.) Handl. (Vorderflügel);. propingua (Schl.) Handl. (Vorderflügel); notabilis (Schl.) Handl. (Vorder- flügel); paupercula (Schl.) Handl. (Vorderflügel); mirabilis (Schl.) Handl. (Vorderflügel); bella (Schl.) Handl. (Vorder- flügel); pulchra (Schl.) Handl. (Hinterflügel); eta m. (= ala 17.Schlecht. a ,L.== Blatioidea sp. Handl. 298,'t. SO, (Hinterflügel); rugosa (Schl.) Handl. (= Blatioidea rugosa Handl. 298, t. 30, f. 54), (Hinterflügel); Zuedeckei (Schl.) Handl. (Blattoidea Luedeckei Handl. 299, t. 31, f. 5), (Hinter- flügel); mi m. (ala w Schlecht. i. I, Blattoidea sp. Handl. 299, t. 31, f. 6), (Hinterflügel); indeterminata (Schl.) Handl. (Blattoidea indet. Handl. 295, t. 30, f. 34), @ Vorderflügel); sp. Handl, t. 24, f. 41, (Vorderflügel), zu unvollkommen. Remigii Dohrn (Vorderflügel); venosa Gold., (Vorderflügel); robusta Kliver (Vorderflügel); Scudderi Gold. (Blattoidea Sceudderi Handl. 300, t. 31, f. 13), (Hinterflügel): Zur M möchte ich nur die beiden großen in je drei Zweige geteilten, vor dem Cu liegenden Adern rechnen, alles andere zum R; labachensis Gold. (Vorderflügel); multinervis m. (Blattoidea sp. Zur Kenntnis der palaeozoischen Blattarien. 451 Handl,, t. 31, f. 1), (Hinterflügel); ampla Handl. (Blattoidea ampla, Handl., 385, t. 37, f. 12), @ Vorderflügel); Rollei Deichm. (Blattoidea Rollei, Handl. 384, t. 37, f. 7), (Vorder- flügel); Geinitziana m. (= Blattina |[Anthracoblattina] cf. Soectabilıs,.Geinitz, Verh.,L.. Car. Ak. XLIL, 437, :1.,39,.$..6), (Vorderflügel); coriacea m. (Blattoidea sp. Handl., t. 37, f. 10) ist vielleicht verkehrt dargestellt; meuropteroides GÖPpPp. (Blattoidea neuropteroides Handl., t. 36, f. 52), (Hinterflügel); inculta Sc. (= Blattoidea inculta Handl, 383, t. 37, f. 4), (Vorderflügel); eversa Sc. (Vorderflügel); virginica m. (— Blattoidea sp. Handl., t. 37, f. 9), (Hinterflügel); cassvillana m. (= Blattoidea sp. Handl., t. 37, f. 8), (Hinterflügel); aegua Sc. (= Petrablattina aegua Sc. Handl., t. 36, f. 16), (Vorder- flügel): Ich habe diese Art früher als Typus der Gattung Petrablattina betrachtet, doch ist richtiger sepulta Sc. dieser Typus. Acompacta m. (Puknoblattina compacta Sell, |. c., IN, 525, t. 74, f. 4), (Vorderflüge!). Von den zahlreichen bekannt gewordenen Jugendformen rechne ich folgende zu den Archimylacriden: Insignis Gold.; exilis Woodw. (Handl,, t. 17, f. 16); Woodwardi m. (= exilis Woodw. pp. Handl., t. 17, £. 17); Carri Schuch.; mazonana m mazona..sell. 1904, pp. — ‚Blattoidea sp. Handl, t. 18, f. 40); larvalis m. (= mazona Sell. 1904, pp. = mazona Handl., t. 18, f. 39); paidium m. (= mazona Sell. 1904, pp. — sp. Handl, t. 18, f. 38); exuvia m. (= Blatioidea sp. Handl, 174, t. 17, f. 20); Germari Giebel; curvipennis m. (= Blattoidea sp. Handl, 174, t: 17, f. 24); velicta. Handl. ( hlatioidea velicte Handl., t. 1/, f. 28); .. Berlichiana m. (=: Leptoblattina Berlichiana Schlecht. i. I. = Blattoidea sp. Handl., t. 17, f. 22); delicula Handl. (= Leptoblattina Brreue schl. 1. |, Blatioidea _delic.. Handl., t. 17, f. 21); adolescens m. (= Blattoidea sp. Hanäl. 175, t. 18,. f. 4); bella Handl. (— Blattoidea bella Handl., t. 18, f. 15); pleurigera m. (= Blattoidea sp. Handl. 178, t. 18, f. 25); juwvenis Sell. (= Blattoidea juvenis Handl, t. 18, f. 41—45). Familie Speloblattinidae Handl. Gleicht in der Anlage des Geäders völlig den Archimylacriden, nur sind die Zwischen- 452 A. Handlirsch, räume zwischen den Hauptstämmen des Geäders breiter und die runzeligen Queradern aut einen schmalen Raum längs der Adern beschränkt, so daß in den breiteren Zwischen- räumen Fenster bleiben, die offenbar transparent waren. Dieselben Eigenschaften finden wir bei den Hinterflügeln (?ob bei allen). Die Gruppe fehlt in den älteren Stufen, tritt erst im obersten Carbon auf und reicht in das Perm hinein. Im Mesozoikum ist sie verschwunden. Genus Sysciophlebia Handl., Subcosta normal, RI, M II. Lawrenceana m. (= Spiloblattina maledicta Sell, 1. c., 1%,4919,/44,.76,., 5:27, 677,1 8); | Sellardse., m. (Ei Male Sehnlicazt. 76, f. 28,11:.7% 146) ercnate Selkle re 7 blattina, arcuata Sell, |, c,t. 70, f: 3); acntipennis Handl.; obtusa Handl.; nana Handl.; rotundata Handl.; adumbrata Handl.; picta Handl.; Schucherti Handl.; Whitei Handl.; apicalis Sc.; marginata Se.;. fasciata ‚Sc, hastatar Sc funesta. Sc.;, variegala ScC.;: ramosa Sc.;| affuniz Hanse benedicta Sc.; maledicta Sc.,;, hybrida Handl.; Scudderz: Handl.; ignota Handl.; lenis Handl.; stulta Handl.; elegan- tissima Handl.; modesta Handl.; tenera Handl.; signata Handl.; nobilis Handl.; agılis Handl.; deperdita Handl.; angustipennis Handl.; elongata Handl.; euglyplica Germ.; Laspeyresiana Handl.; Schlechtendai m. (= Weissiana Schlecht. i.1.= sp. Handl. 244, t. 25, f. 28, 29); oligoneura Handl.; saxonica m. (= carbonaria: Schlecht. LJ2 2 5 Handl. 243, t. 25, f. 24); Martiusana Handl.,;, producta Sc. (= Blattina euglyptica pp. Gold. = Gerablattina producta Sc. = Sysciophlebia sp. Handl, 241, t..25, f. 10 = Sysan- phlebia producta Schlecht., Nov. Acta ‚1913, 80, t, 2, f. 20); Huysseni Handl.; Weissiana Gold.; pygmaea Meun.; invisa Sc.; recidiva Sc.; patiens, Sc.; occulla Sc.; diversipennis a0, Cassvici Sc., fenesivaia Hahndl.; gutiata Sc., triassica ‘Sc.: Fyankei Handl.; Ilfeldensis Handl.; elongata Sc.; Weissi- gensis Geinitz. Genus Dicladoblatta Handl. Ähnlich Sysciophlebia, R II, M I. Willsiana Sc.; tennis Sc.; ?limbata Handl.; subtilis Handl.; defossa Sc.; ? marginata Sc. Zur Kenntnis der palaeozoischen Blattarien. 453 Genus Syscioblatta Handl. RX mit stärker verzweigten 1. Ast — fast: RI MU. Lineata Sell. (= Spiloblattina lin. Sell. l.c. 522, t. 81, f. 1); gracilenta Sc.; Hustoni Sc.; obscura Handl.; exsensa Sce.; misera Handl.; Steubenvilleana Handl.; minor Handl.; anomala Handl.; Dohrni Se. Genus Ametroblatta Handl. Etwas zweifelhaft. R II; M, einfache Ader, dafür der Vorderast des Cu so wie sonst die M beschaffen. Muß neu untersucht werden; strigosa Sc.; ? longingua Sc. Genus Atactoblatta Handl. Subcosta verkürzt, R II, MII; anomala Handl. Genus Doryblatta Handl. Subcosta länger, R fast |], M U; longipennis Hand. Genus Spiloblattina Sc. RI, MI—Il. Gardineri Sc.; perforata Handl. Genus Arrhythmoblatta Handl. Costalfeld schmal zu- gespitzt, RU, MI. Detecta Sc., Scudderiana Hand. Spiloblattinidae incertae sedis: abdomen m. (= maledicta BeSell =en. Hand, 8 .27,- 8.6). ,Hinterleib;. alata m. (= Minlesicie, pp. Sell; = sp. Handl.,. t. .27,.f,.9), Hinter- flügel; lara Sell. (l. c., 523 ut Spiloblattina) vermutlich ein Gemisch; curvata Sell. (I. c., 522, t.80, f. 3); Schlechtendalana De Blatioidee sp. Hlandl.:299, t..81; f. 4,, Hinterflügel; humeralis m. (= Spiloblattina sp. Handl. 258, t. 27, f. 12), Vorderflügel; Zinkeniana Handl.; pictipennis m. (= sp.Handl,, u 20, 1.9.10), Worder- ‚und Hinterflügel; ‚poslica. m. (= sp. Handl, .t.;27, £\8), Hinterflügel; grandis m. (= Sp. Handl, E28: 5 7) ‚„Elimserlugel: ? Wagneri .Kliver. (= Blastoidea Wagneri Handl., t. 30, f. 49), Hinterflügel; ?aperta Sc. (— Blattoidea aperta Handl,, t.37, f.3), Vorderflügel; balteata Sc., Vorderflügel; triassica Sc., Vorderflügel; ?Gardinerana Handl., Hinterflügel; Mahri Gold. Familie Mylacridae Scudder. Das Geäder im ganzen archimylacriden-ähnlich, nur laufen die Subcostaläste statt kammartig nacheinander aus dem Stamme, einzeln oder in Büscheln aus der unteren Ecke des + — dreieckigen Costal- 454 A. Handlirsch, feldes schief zum Vorderrande. Durch Übergänge mit den Archimylacriden verbunden. Mittlere und untere Stufen des oberen Obercarbon, später fehlend. RN, Genus Hemimylacris Handl. Costalfeld noch nicht typisch. RI, M fast I oder II], Cu ziemlich klein. Analfeld schlank. Clintoniana Sce., ramificata Hand. Genus Discomylacris n. g. Sehr breit oval. Äste der Sc. in Büscheln nahe der Basis entspringend. R II, groß, fast die vordere Hälfte des Flügels einnehmend, schwach geschwungen, mit fünf teilweise verzweigten Ästen. Analfeld lang, mehr als halb so lang als der Flügei, seine erste Ader verzweigt. M III, mit drei verzweigten Ästen. Cu mäßig groß mit vier teilweise verzweigten Ästen. Obtusa Bolton (Hemimylacris obtusa Bolt, Ou. T.G. S. L.. LXVI, 154, t. 10, £ 45,011 ones Wales. | Genus Soomylacris Handl. R mit zwei fast gleich- wertigen Ästen, MI, Cu eingeschränkt, A, verzweigt. Deanensis Sc. 'wallica. m. (= "Orthomylacris"sp: Prüvost Le 357, t.. 11,125, 94, 1912)’ "aus - Lievin "in Frankreichhwerer Deanmensis sehr ähnlich. | Genus Orthomylacris Handl. Die Hauptgattung der Gruppe. Costalfeld typisch. RIL MINI Cu mäßig groß. A, verzweigt. Analis Handl.; rugulosa Handl.; truncatula Handl.; elongata Handl.; Mansfieldi Sc:; lusifuga Sc.; Heeri Sc.; alntacea Handl.; Piutens Se., 'antigna Sc.; pennsylvaniae Re pennsylvanica Handl., 1906); contorta Handl. (Am. Journ: Se. XXX, 369, f. 52, 1911); Gurleyi Sc. (= Mylacrhaae £urleyi Handl., t. 29, f. 1); rigida Sc. (= Mylacridae: rigida Handl., t. 28, f. 31); pennsylvanica Sc. (= Mylacridae penn- sylvanica Handl,, t. 28, f. 28, 29); ?panperata Sc. (= Myla- cridae paupevata Handl, tt. 28, f. 22); -pitlstonianae”Se: (= Mylacridae pittstoniana Handl,, t. 28, f. 27). Genus Actinomylacris Handl. Costalfeld kurz, RU, die vordere Hälfte des Flügels einnehmend. M II, Cu eingeschränkt. A, einfach. Carbonum Sc.; vicina Handl., Genus Exochomylacris Handl. Mehr oval. Costalfeld groß und lang. RI, MII, Cu normal. A einfach (vielleicht zu Orthomylacris). Virginiana Handl. Zur Kenntnis der palaeozoischen Blattarien. 455 Genus Anomomylacris Handl. Costalfeld lang, der.ganze Flügel gestreckt, RU, MII, klein, Cu groß, sein zweiter Ast reich verzweigt. A, verzweigt: Cubitalis Handl. Genus Stenomylacris Handl. Viele und feine Adern, gestreckt. Costalfeld kurz. RH, MII, groß, Cu klein, A? ein- fach: Elegans Handl.; lanceolata Bolton (Orthomylacris Janceolata Bolt. ]. c., 167, t. 10, £. 1, 2, 1911); ? Montagnei Pruvost (Stenomylacris Mont. Pruv., 1. c.,. 358, .t. 11, f. 6, 1912). Genus Phthinomylacris Handl. Schulter sehr stark. Kurz. Costalfeld groß, R IL, groß, MII, klein, Cu klein, A einfach: Cordiformis Handl.; medialis Handl. Genus Chalepomylacris Handl. Costalfeld klein, R groß, zwei Hauptäste mit je etwa acht Zweigen, MII, Cu klein, A einfach: Pulchra Handl. Genus Brachymylacris Handl. Sehr kurz und breit. RU, MI oder I, Cu klein, A einfach: Elongata Handl.; cordata Handl.; rotundata Handl.; mixta Handl.; ? Pruvosti m. (= .Soomylacrıs sp. Pruvost, l. c., 355, t. 11, f. 4, 1912). Wie bei der vorhergehenden Art, R in zwei große Äste geteilt und M fast I. Genus Sphenomylacris Handl. Eigentümlich geformt. RI, M nur zwei Gabeläste, Cu klein, A durch schräge nicht gebogene Falte begrenzt: Singular is Handl. Genus Platymylacris Handl. Eigenartig geformt. Sc De sichelartig geschwungen, R II, nur drei lange gegabelte Äste, MI, mit wenigen langen Ästen, Cu normal, A sehr kurz, Sutur gebogen: Paucinervis Handl. Genus Goniomylacris Handl. Schulter sehr eckig vor- gezogen. Costalfeld vermutlich kürzer als ich annahm; es schließt nur die in vier Zweige geteilte: Ader ein, und die folgende wäre dann der 1. Ast des relativ ursprünglichen R, MI, Cu normal, A schlank: Pauper Handı. Genus Mylacris Sc. Subcosta lang, typisch verzweigt. RU, MII, Cu normal, A schlank, die. 1, Ader meist gespalten: Anthracophila Sc.; elongata Sc.; similis Handl.; dubia Handl. (M im Hinterflügel noch IH, im. Vorderflügel II); 456 A. Handlirsch, : Sellardsi Handl.; ? pseudocarbonum Handl. (= Mylacridae pseudocarbonum Handl., t. 28, f. 23); ampla Sc. ?Genus Aphelomylacris Handl. ?= Mylacris. Weniger Adern, namentlich M reduziert, Cu groß, A einfach, Costal- feld kurz, RI; Modesta Hand. Genus Lithomylacris Sc. Besonders schlank, Sc lang, RI, groß, MINI, Cu normal, A schmal und schlank, nur wenige Adern; Angusta Sc. Genus Amblymylacris Handl. Kurz oval, stumpf ab- geründet. Sc kurz, RI,’ M reduziert '? IE. Car mermmalr Clintoniana Sc. Harei Se. Genus Promylacris Sc. Subcosta eigenartig. RI, MI, A groß: Ovalis Sc. Genus Paromylacris Sc. Besonders breit gebaut. Fl. am Ende breit äbgerundet. Se' groß) RU, M?L Tage A mäßig groß: Rotunda Sc., ?priscovolans Sc. (= Mylacridae priscovolans Handl., t. 28, f. 21) mit sehr stark verzweigter I Analıs. Genus Etomylacris n. g. Herzförmig. Sc kurz, RI, groß; MI, klein; A kurz, 1. Ader verzweigt. Burri Bolt. (= Soo- mylacris |Etoblatt.] Burri Bolt, 1. ec. 318 t 3,812 7912). Genus Simplicius n. g. Wenige Adern, Sc groß, typisch; R I, nur vier gleiche einfache Äste parallel zur Spitze sendend; M einfache Gabel; Cu mit zirka drei Ästen; A schlank; Simplex Sc. (= Lithomylacris simplex Sc. = Mylacridae simplex Hlandl.,'t.28, f. 26). Mylacridae incertae sedis: Ampla Sc.; amplipennis m. (= Promylacris rigida Sell. Pop. sc. monthly 1906, 248, f. 4), Hinterflügel; ovalis Sc. (= Blattoidea ovalis Handl,, t. 30, f. 37), Hinterflügel. Larvae Mylacridarum: Lawrenceana m. (= Blattoidea sp. Handl, t. 18, f. 46); Schucherti Handl. (= Blatioidea Schucherti Handl., t. 18, f. 32); Sellardsi Handl. (= Blattoidea Sellardsi Handl., t. 18, f. 33); Melanderi Handl. (= Blattoidea Melanderi Handl, t. 18, f. 34); Schuchertiana Handl. (= Blattoidea Schuchertiana Handl, t. 18, f. 35, 36); Zur Kenntnis der palaeozoischen Blattarien. 457 Sellardsiana Handl. (= Blattoidea Sellardsiana Handl., t. 18, f. 37); diplodiscus Pack. (= Blatioidea diplodiscus Handl., t. 18, f. 27—30); Peachi Woodw. (= Blattoidea Beach: Handl, t !2. f. 26); amceps. Sell... (= Blattoidea anceps Handl., t. 18, f. 24). Familie Pseudomylacridae Handl. Sehr klein, Costalfeld typisch wie bei Mylacriden. R zwei Hauptäste, MI oder II. Cu sehr klein. A mit gebogener Sutur. Einzelne Queradern. Ob. Oberc. Genus Pseudomylacris (Schl. i. 1.) Handl. Weltinense (Schl.) Handl. Familie Neorthroblattinidae Handl. Kleine Formen. Sc kurz aber kammartig. RI, M I oder fast II. Cu klein, A, ver- zweigt, die Äste gegen die Sutur gerichtet. Einzelne Quer- adern. Ob. Oberc. und Perm. Genus Mylacridium (Schl. i. 1) Handl. Germari (Schl.) Handl.; Handlirschi (Schl.) Handl.; Fritschi (Schl.) Handl.; Schröteri (Schl.) Handl.; Berlichi (Schl.) Handl.; longulum (Schl.) Handl.; Goldenbergi (Schl.) Handl.; jucundum (Schl.) Handl.; superbum (Schl.) Handl.; planım (Schl.)) Handl,; Brongniarti (Schl) Handl; pulcrum (Schl) Handl,; Berlichianum (Schl) Handl.; incertum (Schl) Handl.; depressum (Schl.) Handl.; gracile (Schl.) Handl.; ?diversum (Sschl) Handl (= Biatioidea :diversa‘ Han di., 't.’80, 29); ?nanum m. (— Blatioidea sp. Handl., t. 30, f. 30). Genus Neorthroblattina Sc., albolineata Sc. Familie Dietyomylacridae Handl. Größere Formen. Sc Reist zur Mwylacrisform. Rl, MIIL.. Cu etwas "eingeengt. A mit gebogener Sutur, in die einige Adern münden. Quer- adern. Mittl. und ob. Oberc. Genus Dictyomylacris Brongn., insignis Br.; Poiraulti Br.; multinervis (Sell) Handl. FamilieNeomylacridaeHandl.Subcosta mylacridenähnlich. RIL M klein ? noch I. Cu normal, A: einige Adern münden in die gebogene Sutur. 458 A. Handlirsch, Genus Neomylacris Handl. Major Handl.; pulla Handl. ?paucinervis Handl. Familie Pteridomylacridae Handl. Ganz aberrant. Sc mylacridenähnlich. R II, M einfache Gabel, Cu wenig Äste, A sehr lang, bis zum Spitzenrande reichend, mit fast gerader Sutur und einfachen‘ Adern. Ob.®bere: Genus Pteridomylacris Handl., paradoxa Handl. Familie Idiomylacridae Handl. Sc fast wie bei Myla- cridae. RI (gleichwertige Äste); M I, Cu normal, klein, A mit Bogensutur und eigenartigen Adern. Ob. Oberc. Genus Idiomylacris Handl., gracilis Handl. Familie Poroblattinidae Handl. Klein. Sc kammartig aber sehr kurz, RI, groß, MI bis IL, Cu reduziert, mit Schaltsektoren, A normal, Adern in den Hinterrand. Ob. Oberc. und Perm. | Genus Poroblattina Sc.: Brachyptera Handl.; lata Handl.; richmondiana Handl.; tenera (Schl.) Handl.; incerta (Schl.) Handl.;\ debihs '(Schl.).,Handl., sabthis (Schl) Hauser undosa (Schl.) Handl.;. inversa (Schl.) Handl.; vastvata m. (='Poroblattina sp. Handl.;!t., 29, f. 39); warza Seh Handl.; obscura (Schl.) Handl.; lZongula (Schl) Handl; Germari Gieb. (= virgula [Schl.] Handl,, t. 29, f. 43, 44); ambigna (Schl.) Handl.; ornata (Schl.) Handl.; striolata. (Schl.) Handl.; ?modesta (Schl) Handl.; ?nmervosa (Schl.) Handl.; arcnata Sc., Lakesii Sc. Genus Autoblattina (Schl.) Handl.: Amoena (Schl.) Handl;: elegans ‚(Schl.). Han.dl.; "graciis (Schl) HazzE Schlechtendah‘ "m... = sp... [Schl] FHandl, it. 30 Res difficilis (Schl.) Handl; jucunda (Schl) Handl.; ?inversa (Sch!.) Handl. (= Blabioidea mversa Handl, t. SS 27277 ? fallax (Schl.) Handl, (= Blattoidea fallax Handil, 23, Dr). ?Genus Systoloblatta Handl., Ohioensis Sc. Familie Mesoblattinidae Handl. Sc ohne Adern, einen + — kurzen Wulst bildend. RI, MI, Cu + — reduziert; A zum Teil in die Sutur mündend. Spezialisiert. ie) Zur Kenntnis der palaeozoischen Blattarien. 45 Genus Acmaeoblatta Handl., /anceolata Handl. Genus Dichronoblatta Handl.,, minima Sc. Genus Nearoblatta Handl.: Parvula Gold., exarata (Schl.) Handl.; pygmaea (Schl.) Handl.; rotundata Sc.; Lakesii Sc. Genus Epheboblatta Handl., attenuata Sc. Genus Scutinoblattina Sc., Brongniarti Sc. Familie Diechoblattinidae Handl. M verschwunden, ? ob mit R oder Cu verschmolzen. RII, Sc reduziert. Analadern in die Sutur mündend. Perm. Genus Nepioblatta Handl., intermedia Sc. Genus Brephoblatta Handl., recta Sc. Familie Proteremidae Handl. Perm. Ein eigenartig spezialisierter Hinterflügel. | | Genus Proterema Handl. rarinervis Göpp. Blattariae incertae sedis: A. Vorderflügel: Converza Bolton (Hemimylacris Br eo. u fans ta 7, 1 £.1198,2 1911); Kusiae: m; (— Blattoidea sp. Handl,, t. 30, f. 23); sp. plur. Grand Eury (weder beschrieben noch abgebildet); sp. Andrä (nicht beschrieben); bretonensis Sc. (= ? Mylacridae bretonensis Handl., t. 28, f. 25); Kliveri m. (= Blattoidea sp. Handl,, ol, 15) asılıs (Schl) Handl,; confusa (Schi) ;-Handl.; tennis Sell. (Haenoblattina tennis Sell, 1. c. 524, t. 71, f. ]): Muß als Typus der Gattung Haenoblattina. Sell. gelten; rarinervis Sell. (Haenoblattina varinervis. Sell, 1. c. 525, t. 71,f. 2) gehört in ein anderes Genus als fennis; Schucherti Sell. (Schizoblattina Schucherti Sell; 1. c. 518, t. 70, f. 7); minor Sell. (Schizoblattina minor Sell, 1. c. 518); Rich- mondiana Sc.; carbonina Handl. (= Mylacridae carbonina Handl, t. 28, f. 24); lebachensis Gold.; constricta (Schl.) Handl.; Canavari m. (= Blattinariae Canavari 1892), Goldenbergi Mahr. (= Gerablattina Goldenbergi auct.) müßte als Typus einer Gattung Gerablattina gelten; perita Sc.; exigua Sc.; coloradensis m. (= Blattoidez sp. Handl., t. 36, 460 A. Handlirsch, f.58); schematica m. (= gen:et. sp. nov., Sellards,:Pop. Sc. monthly 1906, 245, f. 2). B.. Hifterflügel: sp. Seudder - (Handl, ut. 3.22 23 Fragment; venusta (Schl.) Handl.; separata (Schl.) Handl.; Schlechtendalella. m. (= Blatloidea sp. Handl, t SL E27 excellens (Schl.) Handl.; reticulosa m. (= Blattoidea sp. Handl., t. 31,.f. 7); simillima m. (= Blattoidea sp, Lei singularis (Schl) Handl; dictyoneura (Schl) Handl,; propria (Schl.) Handl.; saxigena m. (= Blattoidea sp. Handl.,:t. 8%, f. 12); poshica m. (= Blatioidea sp Hana t.'30, f. 38); altera m. (= Blatloidea sp. Handl, € Be 73% euptera m. (= Blattoidea sp. Handl., t. 30, f. 43); normalis m. (= Etoblattina.:sp.:-Sell, ı. ‚ec: 1929, 11.:.28: 4.5 iger 2 cognata m. (= Etoblattina sp. Sell. 1. c. 530); oligoneuria m... (= Blatioidea sp. Handl. t..37,.f. 11); musnaz (— Blatioidea sp. Handl,, t. 37, f. 13); Reisi m. (Alzrarız sp. Reis,. Geogn. -Jahresh. XXV, 251, t. 3 1.6 2er 1912) ein verkehrt orientierter Hinterflügel ohne Vorderrand; debilis m.. (Puknoblattina sp. Sell, I. c. 533, t. 74, f. 58); parva m. (Puknoblattina compacta? Sell. l. c. 532); dyadica m. (Etoblattina sp. Sell., 1..c. 532: et Pop. Sc. Monthly’ 7906; 1. 0); insiruchwva‘ m. (Btoblattina? sp. Sell, I. ec Sera f. 3), latipennis: m. (Etoblatiina sp. Sell, 1. ec. Ssl merzaa Banneria (Eioblaltna sp. Sell, L: c. 581, t 7 2222 Wellingtonia m. (Eioblattina sp. Sell. 1. c. 531, £ TE) © Unkenntliche Flügelfragmente: sp. (Schl.) Handl. (t. SL, 2.:16);. sp...(Schl.) Handl.,(t..31, E47); spamesrnEs Handl. 384 (Koproliten). D. Pronota: Zriangularis m. (Blattoidea sp. Handl,, t. 31, £ 19); semicircularis m. (= Blattoidea sp. Handl, t. 31, f..20);. discifera. m. ‚(= Blatioidea‘ sp. Hand ea f. 21)5\.circnlaris: m! (Blattoidea. sp. Handl., t. 31772225 trapezoidea m. (Blattoidea sp. Handl., t. 31, f. 23); striolata m. (Blattoidea sp. Handl., t. 31, f. 24); laticollis m. (Blattoidea sp. Handl, t..31, f. 25); longicollis ın. (Blatioidea sp, t. 31, f. 26); elongata m. (Blattoidea sp. Handl, t. 31, f. 27); interjecta m. (Blattoidea sp. Handl., t. 31, f. 28); discula m. Zur Kenntnis der palaeozoischen Blattarien. 461 «Blattoidea sp. Handl., t. 31, f. 29); sculpticollis m. (Blattoidea sp. Handl., t. 31, f. 30); iransversalis m. (Blatiöidea sp. Alandl., t. 31, f. 31); ovalis m. (Blattoidea sp. Handl., t. 31, f. 18). E. Körper: Corpus m. (Blattoidea sp. Handl. 301); Jobata Handl. _ F. Larven und Teile von solchen: Limulus m. (= Sell. ‚Pop. Sc. mouthly 1906, 249, f. 7); minuta (Schl.) Handl.; = (Schl,) Handl. (t. 18, f. 6); aeuminata (Schl.) Handl.; perbrevis (Schl.) Handl.; minima (Schl.) Handl.; sp. (Schl.) Beat 18,816); Sp. (Schi). Handl. (t, 18, f. 12); sp. neh) tlandl (t. 18,8 Lt); "sp. (Schl) Handl. (ft. 18,.f. 9) ‘ist vielleicht keine Blattarie!; sp. (Schl.) Handl. (t. 17, f. 25); Era chl) Handl. (1.18, 1.2) Sp. (Seht). Handl.. t. ‘78, Bee (Schlierlandal. (1.18, 10). 5P>.(Schl) Handl Bere, ep Veh) Haneli.d. 18, f 8), sp. (Schl.) Bram 2 lSserl).e*sp. (Schl.). Handiı.'(t. 18,,1.'23);: sp. Sehly Hand! (18 1.22); sp. (Schl.) Handl. (t. 18, f. 21); =p (schl) Handl (t. 18, E20); sp..(Schl.) Handl. .(t. 18, rsatlschl), Hamdl. (t.:18 f. 18). G. Eierkapseln: Ootheca m. (= Blattoidea sp. Handl,, 218, 7.49): ovifera m. ? Blaltoidea sp. Handl,, t. 18, -f. 48); _fertilis m. (Blatioidea sp. Handl,, t. 18, f. 47). :Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 129. Bd. Sl 463 Planktoncopepoden aus der nördlichen Adria‘ Von Dr. Fritz Früchtl Assistenten am Zoologischen Institut der Universität Innsbruck (Mit 6 Textfiguren) (Vorgelegt in der Sitzung am 1. Juli 1920) Das Material für die vorliegende Untersuchung wurde vom Forschungsdampfer »Rudolf Virchow« der Deutschen zoologischen Station in Rovigno auf einer Sommerfahrt im Jahre 1977 längs, der Ostküste‘. der nördlichen Adria in 23 Fangstationen gesammelt und mir im darauffolgenden Winter von meinem hochverehrten Lehrer, Herrn Prof. Dr. Ad. Steuer, zur Bearbeitung übergeben. Die mikroskopischen Untersuchungen konnten noch kurz vor Beginn des Welt- krieges zu Ende geführt werden. Die Veröffentlichung der 1 Die vorliegende Arbeit ist der 17. Teil der Ergebnisse der Virchow- Planktonfahrten (siehe diese Sitzungsberichte, Bd. CXIX, 1910 [Steuer, Adriatische Planktoncopepoden], Bd. CXX, 1911; B. Schröder, Adriati- sches Phytoplankton; Stiasny, Radiolarien aus der Adria; Steuer, Adria- tische Planktonamphipoden; Steuer, Adriatische Pteropoden; Steuer, Adria- tische Stomatopoden und deren Larven; Stiasny, Über adriatische Tornaria- und Actinotrocha-Larven; Stiasny, Planktonische Foraminiferen aus der Adria; Ol. Schröder, Eine neue marine Suetorie (Tokophrya steueri nov. spec.) aus der Adria], Bd. CXXI, 1912 [Schweiger, Adriatische Cladoceren und Planktonostracoden; Sigl, Adriatische Thaliaceenfauna; Neppi, Adria- tische Hydromedusen; Kalkschmid, Adriatische Heteropoden; Übel, Adria- tische Appendicularien], Bd. CXXU, 1913 [Laackmann, Adriatische Tin- tinnodeen]), Bd. CXXVI, 1917 [Moser, Die Siphonophoren der Adria und ihre Beziehungen zu denen des Weltmeeres)). 464 F. Frucht, Arbeit erlitt aber durch meine Einberufung zum Frontdienst sowie durch eine dreijährige russische Kriegsgefangenschaft eine Verzögerung von mehr als fünf Jahren. Triest Paricolöse MR mn DON SS erColörc & \\ lussin SN N EI Skarda N Ai NS Pta Bonaster 3° aon N N go Sebenico Purarassuas, KA \ 74 Lucietta / N M Pomo 15 Fig. 1. Reiseweg des »Rudolf Virchow«, 25. Juli bis 5. August 1911. 1 bis 23 Fangstationen. Da der zur Verfügung stehende Raum es leider nicht gestattet, die Arbeit als ein in sich geschlossenes Ganze in diesen Sitzungsberichten in Druck zu bringen, mußte ich mich darauf beschränken hier nur den systematischen »Speziellen Teil« derselben der Öffentlichkeit zu übergeben. Die all- gemeinen Ergebnisse der Un:srsuchung sollen an anderer Stelle nachfolgen. Planktoncopepoden aus der Adria. 465 Es sei mir auch an dieser Stelle gestattet, meinem hoch- verehrten Lehrer und Chef, Herrn Prof. Dr. Ad. Steuer, für die vielfachen Anregungen und die Liebenswürdigkeit, mit welcher er mir seine reichhaltige Privatbibliothek jederzeit zur Verfügung stellte, meinen tiefsten Dank auszusprechen. Zu großem Dank verpflichtet bin ich ferner meinem hochverehrten Lehrer, Herrn Geheimrat Prof. Dr. K. Heider (Berlin), welcher mir vor dem Kriege durch sechs Semester hindurch einen Arbeitsplatz im hiesigen Institut gütigst überließ und dem Fortgang meiner Arbeit reges Interesse entgegenbrachte. Für Bestimmungen, Materialsendungen und die Über- prüfung einzelner Befunde spreche ich Frau Maria Dahl (Berlin-Steglitz), meinem hochverehrten Lehrer, Herrn Prof. Dr. V. Brehm (Eger), sowie den Herren G.P. Farran (Dublin), Dr. R. Grandori (Padua) und Dr. Br. Schröder (Breslau) meinen besten Dank aus. | Spezieller Teil. Verzeichnis der vom Stationsdampfer „Rudoif Virchow“ in den Sommermonaten des Jahres 1911 gesammelten Planktoncopepoden. (Die für die Adria neuen Arten werden fett gedruckt.) A. GYMNOPLEA. I. Trivus AMPHASCANDRIA. 1. Fam. CALANIDAE. Genus Calanus Leach, 1316. Calanus helgolandicus (Claus). Größe: 0 252 bis 322 mm, d 2°6 bis 2:38 mm. Nörd- liche Adria. | G. O. Sars (1903) unterscheidet eine nördliche polare Form C. finmarchicus (Größe: ? 4 bis 5 mm, d' 3:60 mm) von einer südlichen C. helgolandicus (9 bis 3 mm; S 2:80 mm). Wolfenden (1904) hält die unterscheidenden Merkmale (Größe, Kopfform der Weibchen, fünfter Fuß der Männchen) als »too inconstant to admit such a separation into specific. forms« 466 F. Früchtl, und betont gleich Mräzek, welchem aber nur Weibchen vorlagen, die große Variabilität dieser Form. Esterly (1905) beschreibt 9 und Z von C. finmarchicus, wobei jedoch die auf p. 125, Fig. 1 (c) gegebene Skizze des fünften Fußes des Z mit C. helgolandicus übereinstimmt. Als Länge. gibt er für beide Geschlechter 2°6 bis 131mm was darauf hinweist, daß ihm dieselbe Form vorgelegen hat, welche Steuer (1910) und neuerdings auch ich in der Adria vorfanden. Es ist nun sehr bemerkenswert, daß Steuer in seiner Arbeit neben helgolandicus (Claus) auch finmarchicus (Gunner) aufführt, von der letztgenannten Art jedoch nur erwachsene 9 bei Selve und Ragusa fand, während er sich genötigt sah, die erbeuteten Z der zweiten Spezies helgo- landicus (Claus) zuzuteilen. Meine Bemühung, ein d von finmarchicus zu entdecken, blieb, trotzdem ich über 20 Fänge, welche Triester Winter- plankton vom Jahre 1902/03 enthielten, noch obendrein durch- suchte, ebenfalls ergebnislos. Bei sämtlichen Z (zirka 50 Exemplaren) war das Längen- verhältnis zwischen Exopodit und Endopodit des fünften Fußes vollkommen konstant und entsprach genau der von Sars (1903) auf Pl. III gegebenen Abbildung. - Auch nach Giesbrecht’s (1892) Zeichnung vom fünften Fußpaar des d von finmarchicus (Taf. 8, Fig. 31) zu schließen, scheint im Mittelmeer in der Tat bisher nur das Männchen von C. helgolandicus (Claus) aufgefunden worden zu sein. Während ich bei Bestimmung der Männchen niemals über deren Artzugehörigkeit in Zweifel geraten konnte, ergaben sich solche bei der Untersuchung der Weibchen So fanden sich im vierten Fang (bei Punta Bonaster) neben typischen Weibchen von C. helgolandicus (Claus) auch einzelne Exemplare, welche sich von (. finmarchicus (Gunner) nur durch ihre geringere Körpergröße (bis 3'2 mm anstatt 4 bis 5 mm) unterschieden, in der Form des Kopfes dagegen Übergänge zwischen C. helgolandicus (Claus) und C. fin- marchicus (Gunner) aufwiesen. Wenn ich dessenungeachtet die erbeuteten Weibchen zu C. helgolandicus (Claus) stelle und ferner die Ansicht ausspreche, daß alle von verschiedenen Planktoncopepoden aus der Adria. 467 Autoren bisher aus der Adria gemeldeten Calanus finmarchicus- Weibchen der anderen Art C. helgolandicus zugeteilt werden müssen, so stütze ich mich bei dieser Behauptung auf folgende drei Tatsachen: il. Alle bis heute aus dem Mittelmeer bekannt gewordenen Männchen gehören zu C. helgolandicus (Claus). 2. Es ist bis jetzt nicht gelungen, am fünften Fußpaar dieser Männchen Schwankungen im Längenverhältnis zwischen Exopodit und Endopodit festzustellen. 3. Die Körpergröße der Männchen und Weibchen stimmt mit der von C. helgolandicus (Claus) überein. Die Zahl der Zähnchen am Innenrand von 5, des fünften Fußes variiert bei den Weibchen zwischen 27 bis 34. Fundorte: Gruica, Skarda-Isto, Punta Bonaster, Punta Velibog, Purara, westlich und südlich von Lucietta, Klippe Mulo, Pomo, Dolfin, Punta Colorat, Lussin, Pericolosa, südlich von Kap Merlera, südlich Galliola, östlich von Punta nera. Bi Wen bekannt. Ouarnero,; selve,..Lueietta (Steuer, 1910). ; Zahlenwerhälinis der Geschlechter: Hans: 21.2 3 4 DEE 7 10 26 120 1961, .140°..15 29: PD uva 0092,06 287.67, .08 3 2 4 — Pole as 3 juv 1 — 3 6 b - - 0. — Calanus minor (Claus). Größe: 0 1:77 bis 1:92 mm, d 1:76 mm, Pomobecken. (2 1:8 bis Z2mm, S 1:7 bis 1’8 mm), Golf von Neapel. C. minor ist im Pomobecken neben Euchaeta hebes Gies- brecht die individuenreichste Spezies. Bei der Mehrzahl der Männchen waren die Furkaläste parallel zueinander gestellt; bei einigen ausgewachsenen J’ zeigten sie mehr oder minder starke Divergenz. Fundorte: Gruica, Skarda-Isto, Lucietta, Klippe Mulo, Pomobecken, Maon-Dolfin, Pericolosa, südlich von Kap Merlera, Golf von Triest (im Winterplankton 1902/03, Fang 54). Bisher bekannt: Lucietta, Ragusa (Steuer, 1910), Porto Lignano, Malamocco, Viesti, Brindisi, Otranto (Grandori, 1910). 468 | F. Früchtl, Zahlenverhältnis der Geschlechter: Fang 1 Be 3 4 5 6 % 8 10 12 13 14 15- 9: a a ae eier 7 ie LEE ER IR TE N Au, 227 BO Calanus tenuicornis Dana. Größe: 9 2:07 bis 2'25 mm, d' 1'87 mm, Lucielta: (9 1:9 bis 25mm, S' 1:85 bis 195 mm), Neapel. Fundorte: Gruica, Skarda-Isto, Punta Bonaster, Punta.‘ Velibog, Klippe Purara, westlich und südlich von Lucietta, Klippe Mulo, Pomobecken, Punta Colorat, Kap Merlera, Punta nera. | Während meines Aufenthaltes an der Zoologischen Station in Triest (September 1912) konnte ich in einem nach starker Bora gemachten Planktonfang die Art auch für den Golf nachweisen. | ’ Bisher bekannt: Selve, Lucietta, Ragusa (Steuer, 1910) Malamocco, Brindisi, Otranto (Grandori, 1910). Zahlenverhältnis der Geschlechter: Fang: 1 EN: SR) 6 7 8..10 12:2 7 Roc x: 2 On me a, RE EL 25 MON ae So — —- 2 — 1 == 2 6 Io — 1 74 Calanus gracilis Dana. Drei Weibchen wurden beobachtet. Größe: 9 3:23, 3:38, 3'46 mm (lateral gemessen), Pomo- becken. (9 3 bis 3:25 mm), Neapel. Fundorte: Südlich von Lucietta, vor Pomo. Bisher bekannt: Ragusa (Steger, 1910) 2. Fam. EUCALANIDAE. Genus Eucalanus Dana, 1852. Eucalanus attenuatus Dana. | Größe: 9 4:84 mm, Pomo. (9 42 bis 485 mm), Neapel. Nur ein Weibchen wurde von dieser Art erbeutet. Fundort: Vor Pomo (Fang 15). Bisher bekannt: Lucietta, Ragusa (Steuer, 1910). Planktoncopepoden aus der Adria. 469% EFucalanus elongatus Dana. Größe: 9 5:81 bis 5:96 mm, Pomo. ie 9:9 bis 7'l mm), Neapel. | | Nam) den beiden. von Steuer in .der Adria \(Lueietta, Ragusa) gefundenen Spezies attenuatus (Dana) und monachus Giesbrecht ist elongatus leicht durch sein viergliedriges Abdomen zu unterscheiden. Sieben geschlechtsreife Weibchen. und ein juveniles Männchen lagen vor. Bei sechs Weibchen befand sich der. größere Furkalast mit der längeren Furkal- Dosste aut, der ;Jinken.. Körperseite.. ‚Nur bei dem größten Weibchen (596 mm) war .der rechte Furkalast der: größere und mit der längeren Borste versehen. (Schon Giesbrecht [1892] hat an Exemplaren aus dem Neapler Golfe die gleiche Beobachtung gemacht und sagt bei der Besprechung des Genus p. 136: »Furka asymmetrisch, der. linke Zweig [bei elongatus zuweilen der rechte] stärker ent- wickelt als der rechte.«) Buudert.., Sudlieh yon Lucietta,..ver. Bömo. (kang 15). Der größte Copepode der nördlichen Adria. Genus Mecynocera J. C. Thompson, 1888. Mecynocera clausi J. C. Thompson. Größe: 0 1:062 bis 112 mm, vor Pomo. (92',0'92 bis I mm), Neapel. Ein ausgesprochener Hochseeplanktont. Die ersten An- tennen sind über doppelt so lang als der Rumpf, reich be- borstet und bilden für den ohnehin schlanken Körper vor- treffliche Balanceorgane. Fundorte: Klippe Mulo, südlich von Zirona, Weg nach Pomo, vor Pomo. Bisher bekannt: Lucietta (Steuer, 1910), Porto Lignano (Grandori, LINON GETZ ren loun Er. Near), Deldgosa (Steuer, 1912). | | Steuer (1910) hat die Arbeit von L. Car (1901) nicht berücksichtigt und daher die Form als für die Adria neu Dezeichttet. ee 470 F. Früchtl, Zahlenverhältnis der Geschlechter: Fang: 1 A SE BO RN NEL > 10 12 13 14 15 ) ee I u 4 2 1 + 7 Voß 0-0... 0 1 — 3. Fam. PARACALANIDAE. Genus Paracalanus Boeck, 1864. Paracalanus parvus (Claus). P. parvus ist in mäßiger Individuenzahl über die nörd- liche Adria verbreitet und in fast jedem Oberflächenfang anzutreffen. Die Länge der gemessenen Tiere schwankt bei den Weibchen zwischen 0:77 bis 0:8lmm und bei den Männchen zwischen 0'81 bis 0'91 mm. Sie sind demnach kleiner als die von G. O. Sars im Christiania-Fjord und an der Südküste Norwegens gefundenen Exemplare, welche eine Größe bis zu 1 mm erreichen können. Wolfenden (1904) unterscheidet auf Grund der sich beim eingehenden Vergleiche zwischen Giesbrecht’s P. par- uns aus dem Mittelmeere mit dem von Sars abgebildeten parvus aus Norwegen ergebenden Differenzen eine nördliche und südliche Form des P. parvus. Er faßt sie aber nicht als verschiedene Arten auf, sondern läßt sie nur als »Varietäten« gelten, was aus der hier wörtlich angeführten Stelle (p. 129) hervorgeht: »They are not distinct species, but undoubted varieties, and the northern form, though extending as far south as lat. 51° (Valentia), does not probably reach the Medi- terranean, from which point southwards the southern variety extends«. Pesta. (Copepoden ‚aus ‚dem. Golf von: Persien, 49123 führt in dieser Arbeit P. aculeatus auf und bildet auf ’p. 7; Fig. 4, das fünfte Fußpaar des Männchens dieser Form ab. Da mir bei meinen Untersuchungen wiederholt unreife Männ- chen von P. parvus (Claus) untergekommen waren, deren fünfter Fuß mit Pesta’s Skizze übereinstimmte, sah ich in der auf p. 6 angeführten Arbeit von Cleve (Plankton from the Indian Ocean and the Malay Archipelago, p. 47,.T. 6 Planktoncopepoden aus der Adria. 471 Fig. 1—10) nach und fand meine Vermutung, daß das ver- meintliche acnleatus JS eine Jugendform des parvus sei, bestätigt. Cleve sagt bei der Beschreibung des P. aculeatus S wörtlich: »Abdomen 4 jointed; longitudinal proportion of the joints 1:1:1:2. Analsegment as long as broad.« Das viergliedrige Abdomen und das auffallend lange Analsegment ließen auf den ersten Blick das unreife parvus © erkennen. Auch das in Fig. 8 dargestellte fünfte Fußpaar wies auf den »Jüngling« hin. Ich möchte an dieser Stelle noch bemerken, daß schon Claus (Neue Beiträge zur Kenntnis der Copepoden, 1880) auf T. III, Fig. 3, das viergliedrige Abdomen mit dem linken viergliedrigen fünften Fuß des jungen (vor der letzten Häutung stehenden) Männchens von P. parvus und in Fig. 2 das fünf- gliedrige Abdomen des reifen d abgebildet hat. Nach ihm hat Canu (Les Copepodes du Boulonnais, 1892) nochmals auf Taf. I in Fig. 1 das reife, mit einem fünfgliedrigen Abdomen ausgestattete Männchen von parvus abgebildet und ihm in Fig. 2 das »Mäle jeune, a l’avant-dernier stade« mit dem noch aus vier Segmenten bestehenden Abdomen an die Seite ge- ee 2 in "Die. 0. sind ‚außerdem die ‚letzten Thorax- und Abdominalsegmente des jungen 9 von der Ventralseite zu sehen sowie sein rechts zwei- und links viergliedriges fünftes Beinpaar. Im Zoologischen Anzeiger (XXXIX. Bd., Nr. 3) beschreibt Grandori ein n. gen. et n. sp. Piezocalanus lagunaris d., das sich von P. parvus vor allem durch das sechsgliedrige fünfte linke Bein und einen zweigliedrigen Exopodit der hinteren Antenne auszeichnen soll (siehe p. 100, Fig. 7). Nun ist der Exopodit von A, bei Paracalanus parvus d sechsgliedrig (Giesbrecht, 1892, #49, Kig.'298); Calanus gracilis d siebengliedrig (T. 7, Fig. 3); Calanus finmarchicus JS siebengliedrig; Calocalanus styliremis & siebengliedrig; Clausocalanus arcuicornis d' siebengliedrig (T. 10, Fig.13); Eucalanus attenuatus S achtgliedrig (T. 11, Fig. 18); 472 F. Früchtl, demnach bei keiner Calanide weniger als sechsgliedrig, wes- halb ich Zweifel hege, daß Grandori eine geschlechtsreife Form vorlag. Fundorte: Gruica, Skarda-Isto, Punta Bonaster, Punta Velibog, Klippe Purara, Lucietta, südlich von Zuri, Klippe Mulo, südlich von Zirona, Pomo (juv.), Maon-Dolfin, Punta Colorat, Pericolosa, Kap Merlera, Klippe Galliola, Punta nera. Bisher bekannt: Aus mehreren Lokalitäten der nörd- lichen Adria (Claus, 1881; Car, 1883, 1884, 1888, 1893, 1898 bis 1899, 1902; Graeffe, 19005 "Steuer 1 OEıEEEE GrandetiN 1910,71912; Leder, 1917). Zahlenverhältnis der Geschlechter: Fang: RB a Ban 10; 13:1. ‚la Sa 0: 7.1662: 41,21 :4.8 18..9 03 eo gg: 10. 7, 28 area 1 Juve Genus Calocalanus Giesbr., 1888. Die Vertreter dieses Genus zählt Giesbrecht zu den eisentümlichen Spezies des warmen Gebietes. Pearson (1905) bezeichnet daher ihr Auftreten in den irischen Gewässern als Seltenheit. Calocalanus pavo (Dana). Größe: 9 1'193 mm, südlich von Zirona. (9 0:88 bis 12 mm), Neapel. Ein sehr gut erhaltenes Weibchen wurde beobachtet. Das Abdomen ist zweigliedrig; die Furkaläste, welche ge- spreizt getragen werden, bilden mit der Körperlängsachse einen nahezu rechten Winkel und sind so lang als der übrige Teil des Abdomens. Der fünfte Fuß und Basipodit des vierten Fußes sind gleichgroß. Ri 3 des dritten und vierten Fußes trägt nur eine Gruppe von Stacheln. Die Si der Furka ist an beiden Ästen wohlerhalten, während die Se an ihrer Basis abgebrochen sind. Das Endglied der gut erhaltenen rechten ersten Antenne ist fünfmal so lang als das vorletzte Glied derselben. Planktoncopepoden aus der Adria. 478 Fundort: Südlich von. Zirona. Bisher bekannt: Triest (Graeffe, 1902), Ragusa (Steuer, 1910). | | Calocalamus styliremis Giesbrecht. Größe: © 0:59 bis 0:66 mm, Punta Bonaster. (9 0°6 bis 0:72 mm), Neapel. i C. styliremis ist ziemlich gleichmäßig, wenn auch in geringer Individuenzahl, in der nördlichen Adria verbreitet. Er zählt zu den kleinsten Copepoden der Adria und dürfte von früheren Untersuchern möglicherweise übersehen worden sein. Graeffe (1902) hat seine Verwandten C. pavo und plumnlosus nur während der Wintermonate als seltene Gäste im Triester Golf angetroffen. Das erste Weibchen dieser Art entdeckte ich in einem Glase mit lebendem Plankton, das am 2. Dezember 1911 im Triester Hafen gefischt und dem hiesigen Institut für den zoologischen Kurs übersandt worden war. Als für die Diagnose wichtige Merkmale sind zu nennen: 1. das dreigliedrige Abdomen; 2. das Endglied der ersten Antenne, welches doppelt so lang als das vorletzte Glied ist, und 3. das dritte Glied des Innenastes des dritten und vierten Fußes, welches je zwei Gruppen von Stacheln trägt. Bundorte: Triest (1914), "Klippe Gruica;' Skarda-Isto, Punta Bonaster, Punta Velibog, östlich von Purara, westlich und südlich von Lucietta, Klippe Mulo, Pomobecken, Punta Colorat, Punta nera. Zahlenverhältnis der Geschlechter: Fang: De 2.2 RN NER ET NER TO 12 13 14. 88 u 1 bYiBnuesl = Kr ll. — 1 1 a; -_ - -— - - - - - -- - — 1 4. Fam. PSEUDOCALANIDAE. Genus Clausocalanus Giesbrecht, 1888. Ei Zahlenverhältnis der Individuen beider Spezies: « Fang: 1 C. arcuicornis: 27 C. furcatus: _ PL 102174 53: 483 2 4 777 a I) Fe I a EI 179° 1477952 "87010777 1 2 5 B LSTELDT I 474 F. Früchtl, Clausocalanus arcuicornis (Dana). Größe: 9 0°85 bis L’5l mm, d 1 bis 1:17 mm, Punta Bonaster. (9 1:15 bis 16 mm, d 1'12 bis 12 mm), Neapel. C. arcnicornis ist in beträchtlicher Individuenzahl im untersuchten Gebiete verbreitet. Das reichliche Material gab mir Gelegenheit zu eingehenden genauen Messungen, deren Resultate ich an anderer Stelle zu veröffentlichen gedenke. Fundorte: Gruica, Skarda-Isto, Punta Bonaster, Punta Velibog, Klippe Purara, Lucietta, Klippe Mulo, südlich von Zirona, Pomobecken, Maon-Dolfin, Punta Colorat, Lussin, Peri- colosa, südlich von Kap Merlera, südlich von Galliola, Punta nera. Bisher bekannt: Triest (Claus, 1863, 1866, 1881; Car, 1884, 1901; Graeffe, 1900), Quarnero, Cigale auf Lussin, Corrente bei Lussin, Selve, Lucietta, Ragusa (Steuer, 1910), Porto Lignano, Malamocco, Ancona-Viesti, Viesti, Brindisi, Otranto (Grandori, 1910), Pelagosa (Steuer, 1912), Comisa auf Iissaxtsteuer. 1912): Zahlenverhältnis der Geschlechter: Fang: 1 2 3 4 SS H 8 10 12 il 14 15 DE 24 158 .136..48. 61-5. .64. 104° 94 .160 Bere I 15) % 8 9 0 Clausocalanus furcatus (G. Brady). Größe: 9 1'063 bis 117mm, d 0:86 mm, Punta Bonaster. (9 1:1 bis I’2 mm, d 0:83 mm), Neapel. Fundorte: Skarda-Isto, Punta Bonaster, Punta Velibog, - Klippe Purara, westlich von Lucietta, Pomobecken, Kanal von Lussin, Pericolosa, Kap Merlera, südlich von Galliola, Punta nera. Bisher bekannt: Barbariga, Quarnero,Corrente bei Lussin, Selve, Lucietta, Ragusa (Steuer, 1910), Comisa auf Lissa Site wer, 1912): Zahlenverhältnisder Geschlechter: Fang 17. 2 Cal A Bro Mes ‚10 10 1 0: ig lg Hill Dr Kurse. 27) Be Ed ng) rc Mi hc ig Br el Planktoncopepoden aus der Adria. 475 Genus Ctenocalanus Giesbrecht, 1888. Ctenocalanus vanus Giesbrecht. Größe: 9 1:04 bis 1:26 mm, d’ 1'242 bis 1'260”mm, P. Bonaster. (9 I’Imm Giesbr, JS 1:25 mm Wolfenden, 1904). | Das reichliche Material gab mir Gelegenheit, das rudi- mentäre fünfte Bein des Weibchens bei seiner Rückbildung Fig. 2. Clenocalanus vanıs Giesbrecht. Reduktion des fünften Fußes der Weibchen. Station Skarda-Isto. zu verfolgen. Nur ganz vereinzelt fand ich Exemplare (Skarda- Isto, Fang 2), bei denen der linke fünfte Fuß aus vier Gliedern bestand, welche aber keine deutlichen Segmentgrenzen er- kennen ließen. Bei der überwiegenden Mehrzahl der Weibchen (über 90°/,) war der linke fünfte Fuß auf einen kurzen zwei- gliedrigen Stummel reduziert (Fig. 2). Steuer (1910) hat die Arbeit von L. Car (1901) nicht berücksichtigt und daher diese Art als für die Adria neu aufgeführt. 476 F. Früchtl, Fundorte: In allen Fängen des »Rudolf Virchow«e. Auch im Winterplankton. des Triester' Golfes. Rn Dezember 1911) fand ich zahlreiche Individuen. Bisher bekannt: Gruz, Koreula (L. Car, 1895); See) Ragusa, Lucietta (Steuer, 1910); Malamoecco, Viesti, Brindisi, Otranto. (Grandori, 1910); Belagosa (Steuer, 1912) Zahlenverhältnis der Geschlechter: BT Er 107 12 Fang Sr 16/884: 1394 371032.39 .2.10508,..49 ,. 66 1.48 4 V2D ee Ge: 12. 2068, 0802..1015 Ze. 10 8 1 — 2 4 Genus Pseudocalanus Boeck, 1864. Pseudocalanus elongatus (Boeck). Größe: 9 0:84 bis 105 mm, SZ 0'774 mm, Punta Bonaster. (9 1:2 bis 16 mm, J 1:25 bis 1'36 mm). Nach vanBreecmen. P.elongatus istnach Pearson (1906), Farran (1902 —1908) und Jörgensen (1909—1910) eine der gemeinsten Spezies des nordatlantischen Ozeans und sowohl an der Öber- fläche in Küstennähe als auch in Tiefen von 3000 m (1700 fathoms) häufig anzutreffen. Th. Scott (1902) fand ihn im Firth of Clyde in großer Zahl vom Jänner bis Ende März, in den Sommermonaten dagegen nur in beschränkter Zahl. ‚Nach meinem Dafürhalten dürfte auch im Quarnerolo die Zahl der Individuen in den Wintermonaten steigen. Wie Boeck (1872) und Mräzek (1902). konnteaueh ich an einem Weibchen aus Punta Bonaster noch ein zwei- ‚gliedriges Rudiment des fünften Fußpaares beobachten. Fundorte: Gruica, Skarda-Isto, Punta Bonaster, Punta Velibog, Maon-Dolfin, Punta Colorat, Kanal von Lussin, Peri- .colosa. Bisher bekannt: Selve, ‘Sebenieo '(S. Vito) (Steuer 1910); Malamocco (Grandori, 1912); Canal di Leme bei Rovigno (Steuer, 1910). Zahlenverhältnis der Geschlechter: Fang: 28h MIN 10) 18 Fee D%: ee I KM MM 00-00 Be BE Rs u ARE | ne Planktoncopepoden aus der Adria. 477 5. Fam. AETIDOIDAE. Genus .Aetidius Brady, 1883. Zahlenverhältnis der Spezies: Fang: 1 kN. Ds in ee A. armalus: _-— - - - — 2 6 2 1 1 — — A. giesbrechti: . - — -— —- — 3 il —-— 0. Aetidius armatus (Boeck). Größe: 9 1:64 bis 1:76 mm, südlich von Lucietta. (9 1:7 bis 18 mm). Nach Wolfenden (1911). Fundorte: Westlich und südlich von Lucietta, Klippe Mulo, Weg nach Pomo. Bisher bekannt: Lucietta, Ragusa (Steuer, 1910). Zahlenverhältnis der Geschlechter: Fang: 1 2 3 + 5) 6 T S 10 12 13 14 15 ee En nr ce: 0-00... —- lim -— 0-0. — Aetidius giesbrechti Cleve. Syn. Aet. mediterraneus (Steuer, 1910); Syn. Aet. armatus Brady, Giesbrecht, 1892, p. 213. | Größe: 9 1:72 bis 1:73 mm, südlich von Lucietta. (2 1:55 bis 19 mm), Neapel. Vier Weibchen wurden erbeutet. Ba eine bei der Klippe Mulo (Fang 10) gefischte 9 entbehrte auffallenderweise der knopfartigen Chitinverdickungen am basalen Teil des Rostrums, welche neben dem dorsalen Stirnkiel für Ae. giesbrechti charak- teristisch sind. Das spärliche Material erlaubte es nicht, den systematischen Wert dieses Merkmals eingehend zu prüfen. Erwähnt soll an dieser Stelle nur noch werden, daß A. Scott (The Copepoda of the Siboga Expedition, Part. I, 1909, Plate V, fig. 1—12) ein Aetidius bradyi n. sp. beschreibt, welches sich von Ae. giesbrechti durch die geringere Länge der flügelartig erweiterten Fortsätze des letzten Thoraxsegmentes (dieselben vseichen bloß bis zur Mitte des zweiten Abdominalsegmentes) Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 120. Bd. 32 478 F. Früchtl, und durch das Fehlen der erwähnten Chitinknöpfe am Rostrum auszeichnet, während die Stirn mit einem dorsalen Kiel ver- sehen ist. Diese Form nimmt zweifellos eine Mittelstellung zwischen armalus und giesbrechti ein. Von Interesse wäre es daher, festzustellen, ob bei beiden verwandten Spezies das Längenverhältnis der Thorakalflügel "nicht doch vielleicht variiert und desgleichen die Chitinknöpfe am Rostrum von geringerem systematischen Wert sind, als man bisher annahm. Fundorte: Südlich von Lucietta, Klippe Mulo. Bisher bekannt: Ragusa (Steuer, 1910). .6. Fam. EUCHAETIDAE. Genus Euchaeta Philippi, 1843. Euchaeta hebes Giesbrecht. Größe: 9.2'64 bis 3:35 mm; d’ 2:74 bis 3:1ld mm, Pomobecken. (9 2:85 bis 2:95 mm, d 2:75 mm), Neapel. E. hebes scheint im Pomobecken unter den günstigsten Existenzbedingungen zu leben. Sie übertrifft dort die anderen Spezies an Individuenzahl beträchtlich und verleiht den Fängen (7. bis 15.) ein charakteristisches rötlichgelbes Aussehen. Über 50°), der erbeuteten Individuen waren von der marinen Suctorie Tokophrya steneri OÖ. Schröder besiedelt. Fizahl; SobissıLl. Fundorte: Triest (19. Jänner 1903), Skarda-Isto, Punta Bonaster, Klippe Purara, westlich und südlich von Lucietta, Klippe Mulo, südlich von Zirona, Pomobecken, Maon-Dolfin, südlich von Kap Merlera, südlich von Galliola (juv.). Bisher bekannt: Lucietta, Ragusa (Steuer, 1910); Mala- mocco, Ancona-Viesti, Viesti, Brindisi, Otranto (Grandori, 1910); Triest (24. Jänner 1914, Leder, 1917). Zahlenverhältnis der Geschlechter: Fang: 1a Barum Va 10. 12 To 0: 2b ze 103: 181.7 MASS ENDEN TUN War Mg aa 19». 64! (BO Planktoncopepoden aus der Adria. 479 7. Fam. SCOLECITHRICIDAE. Genus Scolecithrix Brady, 1883. Zahlenverhältnis der Spezies: Fang: Bed ee er 121 I S. bradyi: rn, EEE 7ER I RENT S. dentata: re Ne Se en 8 En. S. tenuiserrata:: — — — - = Zum LIE NER LA SE Scolecithrix bradyi Giesbrecht. Größe: 9 1:33 bis 1'35 mm, südlich von Lucietta. (9 11 bis 13 mm), Neapel. _ Fundorte: Südlich von Lucietta, Weg nach Pomo (130 m Tiefe). Bisher bekannt: Ragusa (Steuer, 1910). Scolecithrix dentata Giesbrecht. Größe: Q9 1:53 bis 1:54 mm, Lucietta und Weg nach Pomo. (9 1:3 bis 145 mm), Neapel. Fundorte: Westlich von Lucietta (180 m Tiefe), Weg nach Pomo (130 m). Bisher. pekaännt: Ragusa (Steuer, 1910); Otranto (Grandori, 1910). Scolecithrix tenuiserraiq Giesbrecht. Größe: 0 1'19 mm, Pomobecken. (2 1:15 mm), Neapel. Im 12. Fang fand sich neben Sc. bradyi und Sec. dentata auch ein weibliches Exemplar von Sc. tenuiserrata. Die Größe des Tieres betrug (lateral gemessen) 1'19 mm, stimmte also mit Giesbrecht’s Form überein. Die vorderen Antennen, welche das Hinterende des Vorderkörpers etwas, überragten, waren 2i1gliedrig; von ihren mittleren Gliedern waren das 8. bis 10. und 12. bis 13. miteinander verschmolzen .und von nahezu gleicher Länge. Das fünfte Fußpaar war auch bei meinem Weibchen rudimentär und entsprach genau der von Giesbrecht auf Taf. XIII, Fig. 39, gegebenen Abbildung. Fundort: Weg nach Pomo (130 m Tiefe). 2° Do > ER; Fraüchtl, ‚1. Tribus ISOCERANDRIA. 1. Fam. DIAIXIDAE. . Genus Diaixis G. ©. Sars, 1902. Diaixis pygmaea (T. Scott). Größe: 2 0:79 bis 0:86 mm, d 0°75 mm, Skarda-Isto. (2 0:95 mm, JS bei Scott und van Breemen keine Größen- angabe). ch = le Kr = I, er , VA "R ER EF ” 7 h F AN Fig. 3. Diaixis pygmaea (T. Scott), Männchen aus Skarda-lIsto. ee En linken fünften Fußes. T. Scott (1899) hatunter dem Namen Scolecithrix pyg- maea eine neue Spezies be-. schrieben, welche er im Firth of Clyde als eine »moderately rare form« vorgefunden hatte. Die f hat er nicht gemessen, dafür aber auf Taf. X das fünf- gliedrige Abdomen (Fig. 9) und den fünften Fuß "abgebildet (Die, 7). Da mir genug d zur Ver- fügung standen, habe ich auf Herin Prof. Steuer’s Vorschlag die Endglieder des linken fünften Beines des 0’ bei stärkerer Ver-. größerung (Ok. 4, Obj. 7, Tub. 0) genau gezeichnet (Fig. 3). Das fünfte Fußpaar der < hat nach meinen Messungen eine Länge von 0'34 mm, ist also fast halb so lang als das ganze Tier. Das letzte Thorax- segment ist bei den d’ klein und abgerundet, während es 32 kon 0 ‚in jeinen Pi ventralwärts eingebogenen Zipfel ausläuft. Planktonceopepoden aus der Adria. 481 Das Abdomen eines bei Gruica (Fang 1) gefischten 9 war von einer Diatomacee Synedra investiens W. Sm.l besiedelt: Fundorte: Gruica, Skarda-Isto, Punta Bonaster, Punta Velibog, südlich von Zirona (19), Punta Colorat (19), Kanal von Lussin (2 0), Pericolosa (juv.), Kap Merlera @ juv.), süd- lich von Galliola (3 2), Punta nera (19). | Bisher bekannt: ‚Sebenico '(S. Vito), 'Selve ' (Steuer, 1910). | Zahlenverhältnis der Geschlechter: Fang: I 9: 87 .-91: 66,62 — Van et: I Re Ne ee EN Er DR MENT III. Tribus HETERARTHRANDRIA. 1. Fam. CENTROPAGIDAE. Genus Centropages Kröyer, 1848. Centropages typicus Kröyer. Größe: g@ 1:44 bis 162 mm, JS 1:48 bis. 1:62 mm, Punta Bonaster. (0 1:6 bis 2 mm, S 1'42 bis 185 mm), von Devon (Giesbrecht, 1892). en Die Jugendformen, welche von dieser weitverbreiteten Art in fast jedem Fange angetroffen wurden, ähnelten im . Bau des weiblichen fünften Fußes so sehr dem (. Zypicus var. aucklandicus Krämer, daß ich mich dazu entschließen kann, ihn als ein vor der letzten Häutung stehendes @ von C. typicus zu betrachten. Fundorte: In allen Fängen des »Rudolf Virchow« (ausgenommen Fang 13). Bisher bekannt: ‚Triest (Car, 1884; Graeffe,' 1902); Kor£ula, LoSinj (1893, Car), Zrnovnica kod Senja (Car, 1898); Vodice, Zlarin, Rieka (Car, 1902); Barbariga, Quarnero, Cigale auf Lussin, Selve, Zara, Lucietta, Ragusa (Steuer, 1910); 1 Die Bestimmung dieser Bacillariacee verdanke ich der RER ürdig- keit des Herrn Dr. Bruno Schröder (Breslau). 482 F. Früchtl, Porto Lignano, Malamocco, Ancona-Viesti, Viesti, Brindisi (Grandori,.1910); Triest (Leder, 1917); ‚Pelagosa (Stewer 1912). Zahlenverhältnis der Geschlechter: Fang: ee 3 4:78 220 0 are 107, A12 13 „14 5 DE 15..99..181:, 104 | 42 DIT 36 226 5 — SG: 87.48: 72.1, 08 8. Mm DS 152 3 — 1 1 Centropages kröyeri Giesbrecht. Größe: o L’Iimm, Punta Colorat. (9 1'25 bis 1'35 mm, d' 1'2 mm), Neapel. Sechs Weibchen wurden beobachtet. Fundorte: Maon-Dolfin, Punta Colorat, Pericolosa, süd- lich von Galliola. Bisher bekannt: Triest (Car, 1884, als C. hamaltus aufgeführt; es ist mehr als wahrscheinlich, daß ihm C. kröyeri vorgelegen hat, Graeffe, 1900); Sebenico, Brindisir(Steger 1910); Malamocco, Val Figheri (Grandori, 1912), Cara Leme (Steuer, 1910). Centropages violaceus (Claus). Größe: 9 2:01 mm, Pomobecken. (9 1:76 bis 1'92 mm), Neapel). Nur ein geschlechtsreifes © wurde auf dem Wege nach Pomo (Fang 14) erbeutet. Es mag auffallen, daß mein Exemplar über die Giesbrecht’schen Größenwerte hinausgeht. Abgesehen davon, daß gerade violaceus am stärksten zu variieren scheint, hat schon Giesbrecht an C. typicus die gleiche Beobachtung gemacht. Er fand von C. iypicus, für welchen er 1'6 mm als Regel anführt, bei Devon auch Exemplare, welche bis zu 2 mm lang waren. Fundort: Pomobecken (Station 14). Bisher bekannt: Triest (Graeffe, 1900, auf offenem Meere beobachtet). Planktoncopepoden aus der Adria. 4853 Genus Isias Boeck, 1864. Isias clavipes Boeck. Größe: 9 1"22 bis 1’25 mm, 0’ 1'24 mm, Klippe Gruica. (9 1:25 bis 13 mm, d’ 125 mm), Neapel. Eine echte Küstenform, welche in der nördlichen Adria die gleiche Verbreitung besitzt wie die Borealtypen: Diaixis pygm., Temora longic., Pseudocalanus elong. Fundorte: Gruica, Skarda-Isto, Punta Bonaster, Punta Velibog. Bisher bekannt: Lussin (Corrente), Selve (Steuer, 1910, fand nur Weibchen); Canal di Leme bei Rovigno (Steuer, 1910). Zahlenverhältnis der Geschlechter: Fang: te an Da a ı DEE Teer. Dame ı SE 9: Bernie - d: an a Br Ber rin 2. Fam. TEMORIDAE. Genus Temora W. Baird, 1550. Zahlenverhältnis der Spezies: Fang: ER: And. 07 na : Are co. > IN | ı a FRE © Ze. DR e een aan 16 3 7 1 237% dongic.: nm aa Temora stylifera (Dana). Größe: 9 1:35 bis 1'46 mm, J’ 1'42 mm, Punta Velibog. (9 1:45 bis 1:7 mm, J' 1:4 bis 1:55 mm), Neapel. Von T. longicornis auf den ersten Blick durch das in zwei spitze Flügel ausgezogene letzte Thoraxsegment zu unterscheiden. Aus der nahezu gleichförmigen Verbreitung und konstanten Zahl der Individuen möchte ich den Schluß ziehen, daß stylifera, obzwar sie auch in der Küstenregion zu existieren vermag, doch eher als ozeanische denn neritische Art aufzufassen ist. Schwärme wurden keine beobachtet. 484 FF. Fracht, Fundorte: Skarda-Isto, Punta Bonaster, Punta Velibog, Klippe Purara, westlich und südlich von Lucietta, Klippe Mulo, südlich von Zirona, Pomobecken, Maon-Dolfin, Punta Colorat, Kanal von Lussin, Pericolosa, Kap Merlera, südlich von Galliola, Punta nera. | Bisher bekannt: Aus vielen Lokalitäten der nördlichen Adria von Triest bis Otranto (Claus, 1863, 1866, 18815’ Car, 1883, 1888, 1893, 1898, 1902; Graeffe, 1900; Steuer, 1910; Granders, 1910. Beder pl) Zahlenverhältnis der Geschlechter: Fang 1 2 3 + B) 6 7 8. .10..,3.12 ., (SS Age 9: == 4 A 0) | 3 3 6 2. 7 g: == Se) 6 — 00 — 6 5) 1 9 3 Temora longicornis (Müller). Größe: 0 0:97 bis 1'1 mm, JS 1:13 mm, Punta Velibog. (9 1 bis 15 mm, JS 1.bis 135 mm) nach. van Breemen. T. longicornis ist eine typische neritische Art. Im nord- atlantischen Ozean zählt sie nach Canu, Farran, Pezisa» und Sars zu den gemeinsten Spezies des Küstengebietes, zeigt jedoch eine ausgeprägte Neigung zur Schwarmbildung, so daß selbst benachbarte Fänge in quantitativer Hinsicht erheblich voneinander abweichen. | So zeigt auch ein Vergleich der ersten vier Fänge aus der nördlichen Adria deutlich, wie 7. longicornis, welche im ersten, zweiten und dritten Fang nur in spärlichen Exem- plaren anzutreffen ist, plötzlich im vierten Fang neben Centro- pages typicus und Ctenocalanus vamus zur vorherrschenden Art wird. In ihrer Verbreitung schließt sie sich ‘enge an Diaixis pygmaea und Pseudocalanus elongatus an. Fundorte: Gruica, Punta Bonaster, Punta Velibog, Maon- Dolfin, Punta Colorat, Kanal von Lussin, Pericolosa, Punta nera. Bisher bekannt: Triest (Car, 1883; Graeffe, 1900); Novigrad (Car, 1899); Canal di Leme (1905), Selve, Sebenico (S. Vito) (Steuer, 1910). | Planktoncopepoden aus der Adria. 485 Zahlenverhältnis der Geschlechter: Fang: 1 2 5 4 d 6 7 8 10 12 13 14 15 Bi: FE BET NE Te Ep or See ARE Er 2 ER A 7 at EEE N 3. Fam. HETERORHABDIDAE. Genus Haloptilus Giesbrecht, 1898. Haloptilus longicornis (Claus). Syn. Hemicalanus longicornis, Giesbrecht, 1892, p. 384. Größe: 9 2:34 mm, Pomobecken. (9 21 bis 2:5 mm; cd 1:18 mm), Neapel. Zwei Weibchen wurden erbeutet. Fundort: Vor Pomo (130 m Tiefe). Bisher bekannt: Lucietta, Ragusa (Steuer, 1910); Otranto (Grandori, 1910). 4. Fam. CANDACIIDAE. Genus Candacia Dana, 1846. Candacia armata Boeck. Syn. C. pectinata, Giesbrecht und Schmeil, 1398, -p. 128. Größe: 0 2:14 bis 2:39 mm, d 1’8 mm, Punta Velibog. 0 1:95 bis 24 mm, d 1:7 bis 212 mm), Neapel. (9 1:95 bis 2:7 mm, d 1:7 bis 2:7 mm) nach van Breemen. Fundorte: Gruica, Skarda-Isto, Punta Bonaster, Punta Velibog, Klippe Purara, westlich und südlich von Lucietta, Klippe Mulo, Weg nach Pomo (130 und 142 m Tiefe), Maon- Dolfin, Punta Colorat, Kanal von Lussin, Pericolosa, Kap Merlera, Klippe Galliola, Punta nera (juv.). Bisher bekannt: Selve, Ragusa (Steuer, 1910); Mala- mocco (Grandori, 1910); Triest (Leder, 1917). Zahlenverhältnis der Geschlechter: er ee a A 5 6 7 meta, 14. 15 Sk 3 al 1 — 1 Br SIRER. 1 = I — — d: a ee re Zn 2 e a 486 BE. Früchtl, 5. Fam. PONTELLIDAE. Genus Labidocera Lubbock, 1853. Labidocera wollastoni (Lubbock). Größe: 9 2:21 mm (Thorax 1'62, Abdomen 0:59 mm), Triest; d 2:32 mm (Thorax 1'’8, Abdomen 0°52 mm), Triest. (9 2:2 bis 2:3 mm, S 2:2 bis 2:3 mm), Neapel. i Bei Durchsicht der Winterfänge aus dem Triester Golfe ‘vom Jahre 1902/03 stieß ich im Fang Nr. 20 (21. Mai 1902) auf je ein geschlechtsreifes Weibchen und Männchen von L. wollastoni. Beide Exemplare stimmten genau mit der in Giesbrecht’s Monographie, p. 747, gegebenen Diagnose und Abbildung überein (Taf. 23, Fig. 37). Es ist auffallend, daß diese Form bisher in den vom »Rudolf Virchow« in den Jahren 1907 und 1909 gesammelten Planktonproben nicht beobachtet wurde. Ihre nächste Ver- wandte, L. brunescens Cerniawsky, wurde von Grandori (1910) bei Lignano und Otranto gefunden. Fundorte: Triest (21. Mai 1902), Maon-Dolfin. Bisher bekannt: Senj (= Zengg im Canale della Mor- lacca) (Car, 16. Juli 1898); Triest (14. Februar 1914, Leder, 19417): Genus Pontella Dana, 1846. Da nur Nauplien und Copepoditen zur Beobachtung kamen, war es mir nicht möglich zu entscheiden, ob es sich um P. lobiancoi (Canu) oder P. mediterranea (Claus) handle. Steuer hat in der Corrente von Lussinpiccolo beide Spezies im selben Fang vorgefunden. Fundorte: Skardo-Isto, Punta Bonaster, Punta Velibog, Weg nach Pomo, Punta Colorat, Pericolosa, Kap Merlera, südlich der Klippe Galliola, Punta nera. Bisher bekannt: Triest (Graeffe, 1900); Correnterbei Lussin (Cigale auf Lussin, Zara nur Nauplien); Selve, Lucietta (Steuer, 1910); Malamocco (Grandori, 1910). Planktoncopepoden aus der Adria. 487 6.Fam. ACARTIIDAE. Genus Acartia Dana, 1846. Acartia clausi Giesbrecht. Größe: 9 1'08 mm, co 1:04 bis 1:06 mm, Punta Velibog. (9 1:17 bis 122 mm, 0° 1 bis 1:07 mm), Neapel. Eine im Küstengebiet häufige Art. In den südlicheren Fängen, welche schon stark mit Hochseewasser vermischt sind, nimmt sie beständig an Zahl ab und fehlt im eigent- lichen Pomobecken. Das fünfte Fußpaar der Weibchen variiert merklich in bezug auf Länge und Form; bald erscheint es gedrungen, bald wieder lang und schwach säbelförmig gekrümmt. Bezüglich der Männchen möchte ich an dieser Stelle darauf hinweisen, daß sie sich im Bau des fünften Fuß- paares von den Neapler Tieren insofern unterscheiden, als sowohl die höckerartige Erhebung am Innenrand von Re 2 des rechten Fußes wie auch der Innenrand des hakenförmigen Re 3 desselben mit je einer Borste versehen sind, während ‚sie bei Giesbrecht’s ” an den genannten Gliedern fehlt (T. 30, Fig. 36). | Bei Durchsicht der mir zu Gebote stehenden Literatur sah ich, daß gerade vom fünften Fußpaar des d bei den einzelnen Autoren abweichende Bilder wiedergegeben wurden und halte es daher für nicht unangebracht, im folgenden eine kleine Zusammenstellung davon zu geben (Fig. 4). Da es ausgeschlossen ist, daß ein so ausgezeichneter Beobachter wie Giesbrecht die schon bei schwacher Ver- größerung gut erkennbaren Borsten an Re 2 und Re 3 über- sehen hat, glaube ich mit Recht behaupten zu können, daß die vorliegenden JS der nördlichen, von G. O. Sars abge- bildeten A. clausi näher stehen als der von Giesbrecht aus Neapel beschriebenen Form. Fundorte: Gruica, Skarda-Isto, Punta Bonaster, Punta Velibog, Klippe Purara, südlich von Lucietta, Klippe Mulo, Weg nach Pomo (sehr spärlich), Maon-Dolfin, Punta Colorat, Kanal von Lussin, Pericolosa, Kap Merlera, südlich von Galliola, Punta nera. 488 F. Früchtl, Bisher bekannt: Längs der Ost- und Westküste der Adria aus vielen. Lokalitäten (Car, Graeffe, Steuer, Gran- derilkLeder). OL Fig. 4. Acartia clausi Giesbrecht. Fünfter Fuß des Männchens. a. nach Giesbrecht, B nach G. OD. Sars, 7 nach“ Th Seaer Zahlenverhältnis der Geschlechter: Fang: 1 2 3 4 B) 6 T. 8 10 12 13 14 15 5 9 2 B. PODOPLEA. I. Tribus AMPHARTHRANDRIA. 1. Fam. OITHONIDAE. Genus Oithona Baird, 1843. Der genauen zahlenmäßigen Durcharbeitung dieses zweifel- los in reger Artbildung begriffenen Genus stellten sich in Planktoncopepoden aus der Adria. 489 Anbetracht der übergroßen Zahl der Individuen und zeit- raubenden Untersuchungsmethoden große Hindernisse in den Weg. Um das Erscheinen der vorliegenden Arbeit nicht auf unbestimmte Zeit hinausschieben zu müssen, ..habe ich die Fänge nur auf die schon sicher bestimmten Spezies durch- gesehen und mir das umfangreiche Oithona-Material für eine spätere spezielle Bearbeitung vorbehalten. Oithona plumifera Baird. Größe: 2 1:38 bis 148 mm, Ü 0:79 bis 0:82 mm, Gruica. (2 1 bis 5 mm, JS 0:75 mm), Neapel. (9 1 bis 1:6 mm); nach G. P. Farran (1908). Die Weibchen sind. in der nördlichen Adria, insbesonders im Küstengebiet, in großer Zahl anzutreffen. Sie variieren, wie ich an anderer Stelle zeigen werde, beträchtlich und sind mit der von Farran (1908) aufgestellten O. atlantica durch Zwischenformen der verschiedensten Art verbunden. Männchen wurden nur wenige beobachtet. Eizahl: Acht bis neun. Fundorte: In allen Fängen des »Rudolf Virchow«, im Pomobecken spärlich, meist Jugendformen. Bisher bekannt: Aus zahlreichen Stationen der nörd- lichen Adria (Car, Graeffe, Steuer, Grandori, Leder). Oithona plumifera var. atlantica (G. P. Farran). Größe: po 1:13 bis 128 mm, Punta Bonaster. (9 1:00 bis 1:16 mm) nach G.P. Farran (1908). Unterscheidet sich von O. plumifera durch die geringere Körpergröße, das stärker ventralwärts gebogene Rostrum, die relative Länge der ersten Antennen (dieselben reichen bis an das Ende des vierten Abdominalsegmentes), die überaus schwache Befiederung der Außenrandborsten der Schwimm- füße. | Eizahl: Fünf bis neun. Nach oberflächlicher Schätzung scheint sie hinter der typischen O. plumifera Baird in der Individuenzahl kaum zurückzubleiben; besonders reich an Individuen sind die Fänge aus dem Quarnero und Quarnerolo. 490 F. Früchtl, Fundorte: Gruica, Skarda-Isto, Punta Bonaster, Punta Velibog, Klippe Purara, östlich von Purara, westlich und südlich von Lucietta, Klippe Mulo, südlich von Zirona, Weg nach Pomo (Fang 12, 13, 14, 15, überall spärlich), Punta Colorat, Kanal von Lussin, Pericolosa, südlich von Kap Mer- lera, Punta nera. Oithona setigera Dana. (Syn. Oithona setigera var. pelagica G.P. Farran, 1908.) Größe: 9 1'44 bis 154 mm, im Quarnero. (9 1‘5 bis 1:6 mm) nach Giesbrecht, (9 1:36 bis 1'092 mm) nach G. P.Farran (1903), (9 1:6 bis 1,9 am) nach GP (1913). Die Außenrandborste an B 2 „des zweiten Bußes zet bei allen untersuchten Weib- chen zart befiedert, lang und dünn und verjüngt sich all- mählich gegen das Ende zu. G. P»Farran (19173) Rena A an Tieren von Christmas Island Variationen in der Endverdickung der Se beob- u achten und auf die inter- “ essante Tatsache hinweisen: »That, in-the‘;N. ER Auane O. setigera, whether the cause be racial or environmental, is not found with thickened setae, while intropical regions these setae are almost always present.« G.P. Farran, aus Skarda-Isto. ae NOrliesen wel Weibchen. a Kopf lateral, euenE weichen VOREE Ka » Kopf dorsal. schen O. setigera Dana auch in der Form des Rostrums ab, dessen Spitze bei ihnen ventralwärts eingebogen ist (Fig. 5). oO 2 Oilhona seligera var. pelagica Planktoncopepoden aus der Adria. 491 Männchen wurden nicht beobachtet. Fundorte: Gruica, Skarda-lIsto,. Punta Bonaster, Punta Velibog, Klippe Purara, westlich und südlich von Lucietta, Klippe Mulo, Weg nach Pomo (2 9), Maon-Dolfin, Kanal von Lussin, Pericolosa. Bisher bekannt: Lucietta, Ragusa (Steuer, 1910). Oithona similis Claus. Größe: 9 0:69 bis 0:76 mm, d’ 0:58 bis 0:60 mm, Punta Bonaster. (9 0:73 bis 0:8 mm, JS 0:59 bis 0'61 mm), Neapel. Fundorte: Gruica, Skarda-Isto, Punta Bonaster, Punta Velibog, Klippe Purara, östlich von Purara, westlich und süd- lich von Lucietta, Klippe Mulo, südlich von Zirona, Pomo- becken, Maon-Dolfin, Punta Colorat, Kanal von Lussin, Peri- colosa, Kap Merlera, südlich von Galliola, Punta nera. Mehr als die Hälfte aller aufgefundenen Männchen (22) gehörten zu O. similis. Bisher bekannt: Aus zahlreichen Stationen der nörd- Bee dei) (Gar Graetle, steuer, Grandori, Leder). Oithona nana Giesbrecht. Größe: 0 0:48 mm, 0:5 bis 0°54 mm, Kap Merlera. (d. 0:48 bis 0:5 mm, 9 0:5 bis 0:53 mm), Neapel. Der kleinste Copepode der »Virchow«-Fahrt. Fundorte: Gruica, Skarda-Isto, Punta Bonaster, Punta Velibog, östlich von Purara, südlich von Lucietta, Klippe Mulo, Pomobecken, Punta Colorat, Kap Merlera, südlich der Klippe Galliola, Punta nera. Bisher bekannt: Aus mehreren Stationen der nörd- hiehen Adria (Car, Steuer, Grandori, Leder). 2. Fam. CYCLOPIDAE. Genus Cyclops Müller, 1776 (ex parte). Cyclops bicuspidatus Claus var.? Von der Gattung Cyclops wurde nur ein Weibchen mit zerquetschtem Thorax im Fange vor Punta Bonaster erbeutet. 492 F. Früchtl, Es besitzt ein rudimentäres, zweigliedriges, fünftes Fußpaar, dessen Endsegment zwei Anhänge trägt. Die drei letzten Segmente der elfgliedrigen ersten Antennen sind ohne hyaline Membranen und ohne Dornenreihen. Das Tier gehört dem- nach zweifellos in die bicuspidatus-Gruppe. Das schwach gefüllte Receptaculum seminis des in Formol konservierten Tieres schien leider noch nicht die zur einwandfreien Be- stimmung nötigen charakteristischen Umrisse zu besitzen. Dessenungeachtet möchte ich, im Hinblick auf den inter- essanten neuen Fundort dieses Cyclops nicht unterlassen, wenigstens auf die Form hier aufmerksam zu machen und gebe in der folgenden Figur das Genitalsegsment mit dem Receptaculum seminis und die elfgliedrige rechte erste Antenne des einzigen (leider .. recht dürftigen) weiblichen Exemplars wieder (Fig. 6). | 3. Fam. PORCELLIDIDAE. Genus Porcellidium Claus, 1860. Porcellidium fiimbriatum Claus. Ein noch nicht zur Geschlechtsreife gelangtes Weibchen wurde beobachtet. G. O. Sars bemerkt zu dieser Form: »It lives as a rule on the fronds of Laminariae, to which it applies its flattened body so closely, that it is only with great difficulty that it can be loosened from its hold, when alive«. Fundort: Punta Velibog. Bisher bekannt: Obrovac, Pag (Valle delle Saline), Novigrad (Car, 21. Juli. 1899); Triest: (Graeffe, 1900/znIEch} planktonisch); Krka, Vodice (Garz4902): 4. Fam. DIOSACCIDAE. Genus Diosaccus Boeck, 1872. Diosaccus tenuicornis (Claus). Nur ein Weibchen wurde erbeutet. Fundort: Südlich von Galliola. Planktoncopepoden aus der Adria. 493 | || |) Ä Iı Cyclops bicuspidalus Claus var.! j aus Punta Bonaster. W || a Genitalsegment des Weibchens, 2 b erste Antenne des Weibchens. N Fig. 6. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 129. Bd. 33 494 F. Früchtl, Bisher bekannt: Triest (Car, : 1888; 'Graeffe, 10005 Barbariga (Steuer, 1910); Val Figheri (Laguna Veneta) (Gran- dori, 1912). | o. Fam. TACHIDIUDAE. Genus Euterpina Norman, 1903. Syn. Euterpe Claus und Giesbrecht. Euterpina acutifrons (Dana). Größe: 9 0:56 bis 0:64 mm, d 0:52 mm, Punta Veli- bog. (9 0:53 bis 0:73 mm, d 0:5 bis 0°56 mm), Neapel. Fundorte: Punta Velibog, Klippe Mulo, Maon-Dolfin,, Punta Colorat, südlich von Kap Merlera. | Bisher bekannt: Triest (Car, 11883; Gr aette nes Leder,, 1917); Korcula, Kotor, ' Losinj. (Gar, MIeeBr (— Zengg im Canale della Morlacca) (Car, 1898); Pag (Valle delle Saline) und (Valle di Pago) (Car, 1899); Tiesno (Stretto),. Vodice, Zlarin, Rieka (Car, 1902); Barbariga, Quarnero, Cigale auf Lussin, Selve, Zara, Sebenico (S. Vito, Luks, Prokljan, Krka, Scardona), Lucietta (Steuer, 1910); Rovigno (Steuer, 1 Il 191). 6. Fam. CLYTEMNESTRIDAE. Genus Ciytemnestra Dana, 1852. Ciytemnestra rostrata (G. Brady). Größe: © 1 mm, Merlera. (9 1 mm, d 0:87 mm), Neapel. Fundort: Kap Merlera, Triest (2. Dezember 1911), Bisher bekannt: Triest (Car, 1888; Graeffe, pr Rovigno (Car, 1890); Lucietita, (Steuer, 1910). 7. Fam. ASTEROCHERIDAE. Genus Dermatomyzon Claus, 1889. Dermatomyzon nigripes (Brady & Robertson). Größe: 0 0'994 mm, Punta Velibog, (9 0:9 bis ’ö mm, d 0:7 bis 0:8 mm) nach Giesbr.,, (9 1:35 mm, d' 0:9 bis Imm) nach Canu. Planktoncopepoden aus der Adria. | 495 Ein einziges d lag vor. Das Tier fiel im Fang bei Punta Velibog sofort durch seine braune Färbung auf, welche nur an den Segmentgrenzen von hellgelben Streifen unter- brochen war. Giesbrecht hat an seinen 3 d’ ebenfalls braunes Chitin sowohl am Hinterrand von Th I als auch am Abdomen, den beiden Antennen und Schwimmfüßen beob- achtet, während Canu (p. 261) berichtet: »La coloration est blanche dans les deux sexes, sans traces de cette teinte brunätre signalee par Brady dans Üvycl. nigripes.« Das Abdomen des d’ besteht aus fünf Segmenten. Der vor- springende Hinterrand der Genitalklappen trägt eine kräftige kurze Fiederborste und daneben eine kleine Zacke. Die vorderen Antennen sind bei meinem 0? 17gliedrig und mit sieben langen Ästhetasken versehen (vgl. Giesbrecht, 1899, 22 5, Fig. 10). Wie Giesbrecht gezeigt hat, kann beim durch Verschmelzung der Glieder Aa 2—6 und 7—3 eine nur 13gliedrige Antenne zustande kommen, an welcher dann aber auffallenderweise nicht sieben, sondern nur ein sehr langer und dicker Ästhetask vorhanden ist. Als echter Halbparasit hat D. nigripes einen gedrungenen flaschenförmigen Sipho. Der Mandibelpalpus ist eingliedrig und mit einer sehr langen und einer kurzen Borste ausgerüstet. Über den Wirt dieses Semiparasiten findet sich in der Literatur keine Angabe. Fundort: Punta Velibog. Bismer bekannt: Triest (Claus, 1889, fand nur ein mit zwei Spermatophoren behaftetes Weibchen). I. Tribus ISOKERANDRIA. 1. Fam. ONCAEIDAE. Genus Oncaea Philippi, 1843. Die von GE. Farran. (1906) ‚auf. 'p. 9a für die 9 des Genus gegebene Bestimmungstabelle ermöglichte eine rasche und sichere Erkennung der einzelnen Spezies. +96 : F. Früchtl, Zahlenverhältnis der Spezies: Fang: 1 2 > A Fe 6 7 8.410 ..125. 25 Mae OÖ. mediterr.: Sr 7 Do 2 2 4 4 3 4 1 O. media: —— 1 - — 2 1 — 2 °- IT OÖ. venusta: - -— oo [2 03[.03[.0 0.0 — 1 ee O.subtilis: —— 1 2. — 0 Oncaea mediterranea Claus. Größe: 2 1:16 bis 134 mm, d 0:93 mm, Weg nach Fomo, [Bane12].0 17bıs 13 mm) 0: 0.9: bis 0:95 mm), Neapel. | Fundorte: Gruica, Skarda-Isto, Punta Bonaster, Punta Velibog, westlich und südlich von Lucietta, Klippe Mulo, Pomobecken, Maon-Dolfin, Punta Colorat, südwestlich von Pericolosa, Kap Merlera, südlich der Klippe Galliola, Punta nera. Bisher bekannt: Gruz, Korcula, Kotor (Car paar Iniest (Car, 1884. Graebte, 1000, Leder Iorzr Zrnovnica kraj Senja (u moru) (Car, 1898); Vodice, Rieka (Car, 1902); Quarnero, Selve, Lucietta, Ragusa (Steuer, 1910); Malamocco (Grandord,, 1910); Pelagosa (Steuer, 1912) | Zahlenverhältnis der'Geschlechter: Oncaea media Giesbrecht. Größe: 0.0.59 mm, !d.0.52 mm, Weg nach Pomo, |Fang 12]. (9 0:55 bis 0:82 mm, S 0:6 bis 0:63 mm), Neapel. Fundorte: Punta Bonaster, westlich und südlich von Lucietta, Weg nach Pomo, südlich der Klippe Galliola. Bisher bekannt: Barbariga, Quarnero, Cigale auf Lussin, Selve, Zara, Sebenico (S. Vito), Lueietta (Steuer, 1910;7E222 gosa, Blaue Grotte von Busi, Comisa auf Lissa (Steuer, 1912). Zahlenverhaltnis: der Gesehlechter: Planktoncopepoden aus der Adria. 497 Oncaea subtilis Giesbrecht. Größe: 2 0:52 mm, Punta Velibog. (9 048 bis O5 mm, JS unbekannt) nach Giesbrecht. Fundorte: Punta Bonaster, Punta Velibog, südlich von Lucietta, Punta Colorat, südwestlich von Pericolosa, Kap Merlera. Pasherbekanın:sselve (steuer, 1910). Oncaea venusta Philippi. P Größe: 9 1'12 mm, Weg nach Pomo. (9 1:1 bis 127 mm, S 0:8 bis 0:95 mm) nach Giesbrecht. Bei dem einzigen vor Pomo erbeuteten Weibchen waren das Chitin des Rumpfes und der Gliedmaßen sowie auch die letzten Abdominalsegmente exklusive Furka intensiv violett gefärbt. Das Analsegment war etwa doppelt so breit als lang. Die breiteste Stelle des Rumpfes lag weit vor der hinteren Grenze des Kopfes. Fundort: Weg nach Pomo (Fang 13). Bisher bekannt: Porto Lignano, Malamocco (Grandori, 1910). 2. Fam. SAPPHIRINIDAE. Genus Sapphirina J. V. Thompson, 1829. Zahlenverhältnis der Spezies: Fang: Va, 6 7.285,40 al 1350140718 nigromae.: 1 41 2 A — — — 2 — en A maculosaı: — 3 jw 3 — -— - - 1... — ovalolanc.:. —_ — — — = — — Eu 6) SR E39 re gemma: oe oe oe elle 3 6 2 3 auroniins: — — — — — —— 2 Sapphirina nigromaculata Claus. Graneronls ıbis. 2705 mm; > 1197 bis) 2r 05 mm, Skarda-Isto. (9 1:9 bis 2 mm, SZ 2:05 bis 2:45 mm), Neapel. Die gemeinste Sapphirina der nördlichen Adria. 498 F. Früchtl, Fundorte: Gruica, Skarda-Isto, Punta Bonaster, Punta Velibog, südlich von Lucietta, Weg nach Pomo, Maon-Dolfin, Punta Colorat, südwestlich von Pericolosa, Kap Merlera, süd- lich der Klippe Galliola, Punta nera. Bisher bekannt: Aus zahlreichen Lokalitäten der nörd- lichen ‘Adria (Steuer, 1895, 1907, 1910; Grandor lee Zahlenverhältnis der Geschlechter: Fang 2 4 ) 6 7 8. 10 12 10 Sp SE 10.85. 1.12 4. — 20 — 1 — A e — 6 Sapphirina maculosa Giesbrecht. Größe: 0 2, 2:08, 21mm, d 2:37 mm, Punta Velibog. (9 —, d’ 2:2 mm), Neapel. Vier Weibchen und drei Männchen lagen vor. Das erste Weibchen dieser Art wurde von Steuer (1895) in der süd- lichen Adria entdeckt und beschrieben. Fundorte: Skarda-Isto, Punta Bonaster, Punta Velibog, südlich von Zirona. Bisher bekannt: Aus mehreren Lokalitäten der süd- lichen Adria (Steuer, 1395, 1907); Selve, Ragusa"(Stewer IORO). Sapphirina ovatolanceolata Dana. Größe: 9 3:06 mm, d 3:52 mm, Weg nach Pomo. (9 24 bis 2:85 mm, d 3°5 bis 3:8 mm), Neapel. Fundort: Weg nach Pomo (Fang 12). Bisher bekannt: Aus einzelnen Lokalitäten der süd- lichen Adria (Steuer, 1895, 1907); Porto. Lignano, ZViEzer Brindisi, Otranto (Grandori, 1910). Sapphirina gemma Dana. Größe: 9 2:13 bis 2:65 mm, d 3mm bis 3:52 mm, Pomobecken. (9 1:9 bis 31 mm, JS 2:15 bis 3'1 mm), Neapel. Ist mit der vorhergehenden Art sehr nahe verwandt und findet sich wie diese vorwiegend in den an Salpa democratica- mucronalta reichen Fängen aus dem Pomobecken. Planktoncopepoden aus der Adria. 499 Fundorte: Südlich von Zuri, Klippe Mulo, südlich von Zirona, Weg nach Pomo, vor Pomo, Punta Colorat. Bisher bekannt. Triest (Graeffe, 1900, 'nur .im' Spät- herbst und Winter beobachtet); Quarnero und südliche Adria steuer, 1895, 1907. Zahlenverhältnis der Geschlechter: Fang: 1 2 3 + 5) 6 7 8 10 12 13 14 1 ee en File. 2 re a m WB Qt Sapphirina auronitens Claus. Größe: 9 212mm, d 1:96 mm, Pomo. (9 1:8 bis 2-1 mm, d 1:85 bis 2:2 mm), Neapel. Ein Weibchen und ein Männchen wurden erbeutet. Fundort: Vor Pomo (Fang 15). Bisher bekannt: Adria-Tiefsee-Expedition (V. »Pola«- Expedition 1894) [Station Nr. 21: 10. Juni, 42° 33’ nördl. Breite, 16° 35’ östl. Länge; Station Nr. 36: 17. Juni, 42° 33’ 5" nördl. Breite, 16° 28’ östl. Länge; Station Nr. 96: 10. Juli, = 32 29, nordl Breite, 187585” östl. Länge; Station 043118 Julin38° 107 Ni nördii Breite, 18° 57720: ’östl. Länge; Station Nr. 129: 18. Juli, 40° 36’ nördl. Breite, 18° 31’ östl. Länge] (Steuer, 1895). Genus Copilia Dana, 1849. Copilia mediterranea (Claus). . Syn. Cop. denticulata Claus, 1863. Größe: 9 3:6 mm, 2°47 mm, 4'1 mm, nördliche Adria. (o Amm, d 33mm) nach Claus »freilebende Copepoden«. Fundorte: Weg nach Pomo (Fang 12), südlich von Kap Merlera, südlich der Klippe Galliola (juv.), Punta nera (juv. 2, 45 mm). | Bisher bekannt: Triest (Car, 1888; Steuer, 1907), Rovigno, Canal della Morlacca, Gravosa (Steuer, 1907); Selve, Lucietta, Ragusa (Steuer, 1910); Malamocco, Brindisi (Gran- dori,. 1910). 00 F. Britechtl, 3. Fam. CORYCAEIDAE. Genus Corycaeus Dana, 1845. Zahlenverhältnis der SEES”. Fang: 1 2 I SA CEN N 8 10 12 13 14 1> rostratus: a a curtins: u — — 1 — — anglieus: ae ea u ee li — .— .— brehmi: ®) 6...28...901 2. — 3. — 3 6 — — — — ovalis: — 2A. ON 1 -- — 1 _ 20 catus: — B 112 — — — 1 = — — 1 2 Ivpieus: a un Dee NN Ar 1 I — 2 claust: —_—_ ——{o--- — 1 — = — ni 1 Die Vertreter dieses Genus wurden nach der jüngst erschienenen umfangreichen Monographie von M. Dahl (1912) bestimmt. | | Subgenus Corycella G.P. Farran. Corycaeus (Corycella) rostratus Claus. Größe: 9 0:72 mm, Punta Velibog. (2. 0:72 mm, JS 0:73 mm) nach Dahl. Drei Weibchen wurden erbeutet. Fundorte: Gruica, Punta Velibog. Bisher bekannt: Korcula (Car, 1893); Senj, Zrnovnica (Car, 1898); Zlarin (Car, 1902); Quarnero, Cigale auf Lussin, SelvenZaraslsteler, 11910) Corycaeus (Corycella) curtus G. P. Farran. Größe: d 0:65 mm, ‚Punta Colorat. (9 0:72 mm,.. S 0:64 mm) nach Dahl. Der vorhergehenden Spezies sehr nahe verwandt. Fundorte: Weg nach Pomo (Fang 13), Punta Colorat, Kap Merlera. Bisher bekannt: Brindisi (Steuer, 1910). Steuer (Planktoncopepoden aus dem Hafen von Brindisi) hat an dem einzigen erbeuteten $ (welches er als C. rostratus, Planktoncopepgden aus der Adria. D01 7 aufführt) gefunden, daß gs »nicht ganz mit der von Gies- brecht gegebenen Diagyose übereinstimmte. Die Furka war etwas länger, das ist fast dreimal so lang als breit und mehr als ein Drittel so lang /wie das übrige Abdomen«. Subgenus‘ Ditrichocorycaeus M. Dahl. Corycaeus (Ditrichocorycaeus) brehmi Steuer. Größe: 90 1044 mm, cd 0'828 mm, Punta: Bonaster. (0 0:95 bis 1'1 nm, fd 0:84 mm) nach Dahl. Eine echte‘ Küstenform, welche vor allem im Quarnero häufig angetroffen wird. Das Längenverhältnis von Anal- segment und Furka variiert bei den Weibchen merklich, eine Tatsache, die schon M. Dahl (nach brieflicher Mitteilung an Herrn Prof. Dr. Steuer) beobachtet hat. Von dem nahe ver- wandten C. anglicus Lubbock unterscheiden sich die 9 in erster Linie dadurch, daß der distale Rand von B 2 der Hinterantenne zwei spitze Zähne trägt, während das d an der genannten Stelle einen größeren und einen kleineren (zweispitzigen) Zahn besitzt. Eundoerte: Triest (2. Dezember 1911), Gruica, Skarda- Isto, Punta Bonaster, Punta Velibog, östlich von Purara, süd- lich von Lucietta, Klippe Mulo, Maon-Dolfin, Punta Colorat, Kanal von Lussin, südlich von Zirona, südwestlich von Peri- colosa, südlich von Kap Merlera, südlich der De Galliola, Punta nera. Bisher bekannt: Triest EN 1906; Lederz IH 7o5 Barbariga, Quarnero, Cigale auf. Lussin, Corrente bei: Lussin, Selve, Zara, Sebenico (S. Vito), Lucielta, Ragusa (Steuer, 1910). Zahlenverhältnis der Geschlechter: Bea ee ea erg ner 7 aeg er a ea ee Be rel g: ee EN Corycaeus (Dürichocorycaeus) anglic us Lubbock. Größe: d 0:9 mm, Pomobecken. ee 1:147 mm, 0:87 bis 0:95 mm) nach Dahl. 902 F. Früchtl, Ein einziges, aber vorzüglich konserviertes Männchen fand sich auf dem Wege von Zirona nach Pomo (G:A:F= ==92 210 Ho)! Es ist sehr bemerkenswert und speziell für die Deutung der nahe verwandten vorstehenden Spezies von großem Inter- esse, daß C. anglicus, welchen M. Dahl als die typische Form der Westküste Europas bezeichnet, nun auch für die nörd- liche Adria nachgewiesen werden konnte. Es wird Aufgabe künftiger .Untersucher sein, an größerem Material (etwa dem von der »Najade« gefischten) die Variationsbreite beider Spezies zahlenmäßig festzustellen und nach Zwischen- formen Umschau zu halten. Fundort: Weg nach Pomo (Fang 12). Car (1901) führt: C. anglicus für Triest an. Ich halte es für mehr als wahrscheinlich, daß ihm der etwas kleinere C. brehmi untergekommen ist. Subgenus Onychocorycaeus M. Dahl. Corycaeus (Onychocorycaeus) ovalis Claus. Syn. C. obtusus 9 Giesbrecht, 1892. Größe: 90 Imm, G:A: F= 70:25:23, Punta Vellboe. (2101 mm, d' 0:88 mm) nach M. Dahl (G:A:F:36:12:12), (2 0:9 bis Imm) nach Giesbrecht. M. Dahl (1912) hat auf die Übereinstimmung von Gies- brecht’s C. obiusus mit C. ovalis Claus 9 hingewiesen. Da Claus das Vorhandensein oder Fehlen eines medianen Hakens am Genitalsegment des J nicht ausdrücklich erwähnt, glaubt sie auf das letztere schließen zu dürfen und identifiziert das einzige bei Neapel gefundene d mit dieser Form, wobei sie p. 99 erwähnt: »Vergleicht man jedoch die vorzüglichen Abbildungen Giesbrecht’s von seinem (. obtusus mit denen meines C. ovalis, so erkennt man die Übereinstimmung der Formen sofort. Nur den medianen Haken des Männchens habe ich bei dieser Art nicht gesehen, wohl aber bei C. latus, der Form des Atlantischen Ozeans und C. catus, einer Form des Indo-Pazifischen Ozeans.« Planktoncopepoden aus der Adria. 903 Nach meinen Untersuchungen ist C. ovalis Claus als eine der gemeinsten Spezies von Corycaeus zu betrachten. Da sie gleichzeitig in der Adria der einzige Vertreter des Subgenus Onychocorycaeus M. Dahl ist, muß es auffallen, daß nicht ein C. ovalis d vorgefunden wurde, sondern daß sämtliche Männchen (28 Exemplare) der nächstverwandten Spezies C. catus F. Dahl zugeteilt werden mußten. Fundorte: Skarda-Isto, Punta Bonaster, Punta Velibog, östlich der Klippe Purara, Weg nach Pomo (Fang 12 und 14), Kanal von Lussin, Pericolosa (mit Eiern), 'Kap Merlera, süd- lich der Klippe Galliola, Punta nera. Bisher bekannt: Kor£ula (Car, 1893); Tiesno (Stretto), Zlarin (Car, 1902); Corrente bei Lussin (Steuer, 1910). Corycaeus (Onychocorycaeus) catus F. Dahl. Syn.C.iobinsis Sg Giesbrecht, 1392,‘p. 673. Größe: ?08limm, G:A:F=50:17:20, Punta Veli- bog!. (90 0:95 mm, d 0°8 mm) nach Dahl, (—, F 0:9 mm) nach Giesbrecht. Giesbrecht’s Männchen von C. obtusus hat mit dem von C. catus F. Dahl den Besitz eines medianen Hakens am Genitalsegment gemein und wird daher von M. Dahl für »teilweise identisch mit (C. catus F. Dahl« angesehen. Giesbrecht’s Weibchen von (. obtusus dagegen wurde von Dahl zutreffenderweise mit C. ovalis Claus identifiziert. Diesem Weibchen aber ordnete Dahl im Anschluß an Claus ein Männchen zu, welches sich von den Männchen des C: latus Dana und C. catus F. Dahl schon durch das Fehlen des medianen Hakens am Genitalsegment unterschied. Da nun im Laufe meiner Untersuchung wiederholt Männchen von C. catıs F. Dahl mit medianem Haken am Genitalsegment zur Beobachtung kamen und diese ganz auf- 1 Das Längenverhältnis zwischen Analsegment und Furka war merk- lichen Schwankungen unterworfen. So ergaben sich bei den Männchen aus dem gleichen Fange (Punta Velibog) beispielsweise die folgenden Werte: KurSA ERS 65825859805 G:A: F=65: 2413157 (GYArRe 65726 ı 33 204 F. Frücht!l, fallenderweise in ihrer Verbreitung sich enge an die Weibchen der vorgenannten. Art anschließen, sei hier die Vermutung ausgesprochen, daß es sich bei ihnen um die richtigen Männchen der vorstehenden Art handeln dürfte. Auch der Umstand, daß Steuer (1910) in seinen Fängen nur Männchen mit medianem Haken beobachtet hat, spricht für die hohe Wahrscheinlichkeit der Zusammengehörigkeit beider Ge- schlechter. | Die Entscheidung dieser Frage bleibt künftigen Unter- suchungen vorbehalten. Fundorte: Skarda-Isto, Punta Bonaster, Punta Velibog, südlich von Lucietta, :Weg nach Pomo (Fang 14 und 15), Pericolosa, Kap Merlera, Punta nera. Bisher bekannt: Koröula, Lo$inj (Car, 1893); Zrnov- nica (Car, 1898) 9°; Triest (Graeffe, 1900) Oueı Selve, Zara, S. Vito (Sebenico), LukS (Sebenieo), , Lucie Brindisi (Steuer, 1910); Malamocco (Grandori, 1910). allen Arbeiten als C. a Dana d angeführt. Subgenus Agetus Kröyer. Corycaeus (Agetus) typicus Kröyer. Syn. C. elongatus d Giesbrecht, 1892, p. 674. Größe: 9 1:66 bis 17 mm, 0 1:44 mm, Pomobecken. (2 1:62 bis 1'65 mm, JS 1'42 mm) nach Dahl. M. Dahl glaubt sich berechtigt, das Q des Giesbrecht- schen (. elongatus mit C. limbatus Brady identifizieren zu dürfen. Nun bestehen aber zwischen ihren Exemplaren von C. limbatus (9 1:35 mm) und C. elongatus (9 1:45 bis 1'65 mm) Differenzen in der Körpergröße, welche sie durch die Annahme zu beseitigen sucht, daß »Giesbrecht entweder ein anormal großes Stück dieser Art vor sich hatte oder daß ihm in der Größenangabe ein Irrtum unterlaufen sei«. Ich kann Dahi’s Ansicht nicht teilen, sondern muß viel- mehr auf Grund des mir vorliegenden Materials für die Richtig- keit der Giesbrecht'schen Größenangaben eintreten, denn ein Planktoncopepoden aus der Adria. 505 Weibchen aus dem Pomobecken (Fang 12) erreichte z. B. die Größe von 1'7 mm. Fundorte: Skarda-Isto, Punta Bonaster, Punta Velibog, südlich von Lucietta, Weg nach Pomo (Fang 12 und 15), Pericolosa, südlich der Klippe Galliola. Bisher bekannt: Quarnero, Lucietta, Ragusa (Steuer, 1910). Subgenus Corycaeus Dana. Corycaeus (Corycaeus) clausi F. Dahl. Syn. C. ovalıs Giesbrecht, 1892, p. 659 ff. Größe: 2 1'638 mm, Pomobecken. (9 1'566 mm, JS 1'35 mm) nach Dahl. Drei Weibchen wurden beobachtet. Fundorte: Westlich von Lucietta, Weg nach Pomo (Fang 14 und 15). Bisher bekannt: Tiesno (Stretto), Zlarin (Car, 1902); enrrerte bei Lussin (Steuer, 1910). 806 F. Früchtl, Literatur. Brehm V., Ein neuer Corycaeus aus dem Adriatischen Meere. In: Archiv f. Hydrobiol. u. 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Fühis a Be Yy Ks - u NE ne PL , 2. 2 ver Er! e. he; irblı ; A: "Perruts f} X. an DB Kir en Me a RN TE ER Bindel. { 244 Mr ae : : } 6 Walt. de er We RR WAT: £ En | z e Prnkardneineenay 3 x OR IR, Bi ee i ” Yy y Y r “ * va Me} TER \ i8..47 e Br N hi Veran FE. CR Ti Men, Larti,! v d \ . . R J N z 8 5 y n DV. - i he r 2 I . ' ie Cr n N So Termine, Be 4 ; Ines: Rerür Fe Kos Er Leigiig w “5 - * ‘ ie, N j Gr \ # ’ RT, . a za Bi ee PrgeanEn saher H a EE BR a az a j \ an \ x "al . N Akademie der Wissenschaften in Wien Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse Sitzungsberichte Abteilung I Mineralogie, Krystallographie, Botanik, Physiologie der Pflanzen, Zoologie, Paläontologie, Geologie, Physische Geographie und Reisen 129. Band. 10. Heft (Mit 5 Tafeln und 6 Textfiguren) Wien, 1920 Österreichische Staatsdruckerei In Kommission bei Alfred Hölder Universitätsbuchhändler Buchhändler der Akademie der Wissenschaften Inhalt des 10. Heftes des 129. Bandes, Abteilung I der Sitzungs- berichte der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse: Seite Diener C., Neue Ceratitoidea aus den Hallstätter Kalken des Salz- kammergutes. (Mit 1: Tafel.) [Preis: 40. R] =... 2. Gi ae Schmidt W., Zur San der Umgebung Leobens. [Preis: 14 K] . . 889 Fürth P., Zur Biologie End Mikescheate einiger BES (Mit 1 Tafel 104 3: lextiguren.) TPreis? 32.8] .7 2,22... 022: a Diener C., Die Ceratitoidea der karnisch-norischen Mischfare i& Feuer- kogels bei Aussee. (Mit 3 Tafeln und 3 Textfiguren.) [Preis: DE N TE a ar ea rl Akademie der Wissenschaften in Wien Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse Sitzungsberichte Abteilung I Mineralogie, Krystallographie, Botanik, Physiologie der Pflanzen, Zoologie, Paläontologie, Geologie, Physische Geographie und Reisen 129. Band. 10. Heft Neue Ceratitoidea aus den Hallstätter Kalken des Salzkammergutes Von Dr. C. Diener 2 w. M. Akad. (Mit 1 Tafel) (Vorgelegt in der Sitzung am 14. Oktober 1920) In einem vorangehenden Hefte dieses Bandes der Sitzungs- berichte habe ich eine Beschreibung der trachyostraken Ammo- niten mit kurzer Wohnkammer — Ceratitoidea — aus der karnisch-norischen Mischfauna des Feuerkogels bei Aussee veröffentlicht. Es bleibt mir nunmehr noch eine kleine Zahl neuer oder wenig bekannter Ceratitoidea zu beschreiben übrig, die aus anderen Niveaux der Hallstätter Kalke und von anderen Lokalitäten des Salzkammergutes stammen. Mit dieser Arbeit erscheinen die Beiträge zur Kenntnis der Cephalopoden der Hallstätter Kalke des Salzkammergutes, die sich auf das Material aus den Sammlungen Heinrich’s und Kittl’s gründen, zum Abschluß gebracht. Gen. Ceratites de Haan. Subgen. Epiceratites Diener. Epiceratites Venantii nov. sp. Taf. I, Fig. 4. In der Einleitung zu Pars 8 des »Animalium fossilium Catalogus« (Cephalopoda triadica) habe ich im Jahre 1915 für die obertriadischen Zwergformen von Ceratites die subgene- rische Bezeichnung Epiceratites in Vorschlag gebracht. Zu 914 C. Diener, dieser Gruppe gehört auch die vorliegende neue Art, die sich allerdings in ihren Dimensionen bereits dem größten Vertreter des Subgenus, E. viator v. Mojsisovics (Cephalopoden der Hallstätter Kalke, Abhandl. Geol. Reichsanstalt, VI/2, 18983, p. 410, Taf. XLUH, Fig. 2) nähert und auch in der Skull a mit demselben bedeutende Ähnlichkeit aufweist. Die hochmündigen, einander weit umfassenden Umgänge schließen einen engen Nabel ein, der von einer "niedrieen Nabelwand begrenzt wird. Ein steil gerundeter Nabelrand ver- mittelt den Übergang in die sehr flach gewölbten Seitenteile, die durch eine deutlich ausgeprägte, stumpf gerundete Marginal- kante von dem abgestutzten Externteil geschieden werden. Die Skulptur besteht, wie bei Epiceratites viator, aus schwachen Sichelrippen, die vom Umbilikalrand bis zur Mar- ginalkante ziehen, aber nicht auf den Externteil übertreten. Dazu kommen schwache Andeutungen von Knoten, am häufigsten an der Marginalkante, ausnahmsweise auch in der Umbilikalregion. Die Oberfläche der Schale ist mit feinen Zu- wachsstreifen bedeckt, die dem Verlauf der Rippen folgen. Auf den Flanken treten Rippenspaltungen nicht auf. Nur an einer Stelle sieht man zwei Rippen aus einem gemeinsamen Um- bilikalknoten entspringen. Dimensionen: Durchmesser.set.o ea 30 mm Höhe der Schlußwindung..... 16 Dieke,.>. De re 9 »Nabelmellerss. Bas ö Loben: Nicht bekannt. Vorkommen, Zahl der untersuchten. Exemplare: Feuer- kogel, Julische Hallstätter Kalke 1, coll. Heinrich. | .‚Subgen. Halilucites Diener. Halilucites sp. ind. aff. rustico Hauer. In meiner Arbeit über die Cephalopodenfauna der Schiech- linghöhe bei Hallstatt (Beiträge zur Paläontol. und Geol. Öster- reich-Ungarns etc., XIII, 1900, p. 10) habe ich zum erstenmal auf eine Vertretung jener merkwürdigen bosnischen Ceratiten- Hallstätter Ceratitoidea. 245 gruppe in den Nordalpen hingewiesen, die von mir später (diese Sitzungsber., 114. Bd., 1905) in dem Subgenus Halilucites zusammengefaßt worden ist. Damals lagen mir nur zwei stark beschädigte Gehäuse vor, die sich am nächsten an A. obliquus Hauer anzuschließen schienen. Aus den Trinodosuskalken der gleichen Lokalität besitzt die Sammlung Dr. Heinrich’s ein leider ebenfalls schwer be- schädigtes Windungsbruchstück, das an einer Stelle noch den unverletzten hohen Mittelkiel, im übrigen eine gröbere Skulptur als A. obliquus zeigt, so daß eine Identifizierung mit A. rusti- cus v. Hauer (Beiträge zur Kenntnis der Cephalopoden aus der Trias von Bosnien. II. Nautileen und Ammoniten mit cera- titischen Loben aus dem Muschelkalk von Haliluci; Denkschr. Akad. Wiss. Wien, mathem.-naturw. Klasse, LXII, 1896, p. 259, Taf. IX, Fig. 1-4) in Frage kommen dürfte. Gen. Beyrichites Waagen. Beyrichites nov. sp. ind. aff. Bittneri Arth. Die durch das Auftreten von zarten Lateralknoten ge- kennzeichnete Gruppe des DBeyrichites splendens Arth., B. Bittneri Arth. und B. Gangadhara Diener findet auch in der Hallstätter Fazies eine Vertretung. Aus dem Trinodosus- kalk der Schiechlinghöhe liegt mir ein leider mangelhaft er- haltenes Wohnkammerfragment eines großen Deyrichites vor, der sich an B. Bittneri:v. Arthaber (Cephalopodenfauna der Reiflinger Kalke, Beiträge zur Paläontologie und Geol. Öster- reich-Ungarns etc, X, 1896, p. 230, Taf. XXVI, Fig. 11) an- schließt. Der Externteil ist, wie bei der Spezies aus den Reif- linger Kalken, gegen die Flanken deutlich abgesetzt, doch sind die letzteren stärker gewölbt. Auch ist der Querschnitt breiter als bei 2. Bittneri oder B. splendens v. Arthaber (l. c., p. 229, Taf. XXVIl, Pig. 1). Mit Rücksicht auf die schweren Beschädigungen der Schalenoberfläche ist es nicht möglich festzustellen, in welchem Wachstumsstadium die zarten Lateralknoten zuerst erscheinen, die neben den falcoid geschwungenen Anwachsstreifen das einzige Skulpturelement unserer Art bilden. Die Lateralknoten 916 C. Diener, treten spärlicher und in größeren Entfernungen voneinander auf als bei den beiden genannten Arten aus dem Reiflinger Kalk. Dimensionen: Dürchmesser sa N 2. 82 mm Höhe der Schlußwindung .... 42 Dicke >» > EI Nabelweiter. . ug ter... 10% 12 Loben: Nicht bekannt. Vorkommen, Zahl der untersuchten Exemplare: Schiech- linghöhe, Trinodosus-Zone 1, coll. Heinrich. Gen. Judicarites Mojs. Judicarites arietiformis v. Mojsisovics. 1882, Balatonites arietiformis v. Mojsisovics, Cephalopoden der medi- terranen Triasprovinz. Abhandlungen Geol. Reichsanstalt, X, p. 85, Dab X RR VI, ist Das Genus Judicarites ist von E. v. Mojsisovics im Jahre 1896 für die bis dahin nur aus den Prezzokalken von Südtirol bekannte Gruppe der Balatonites arietiformes er- richtet worden. Im Jahre 1902 hat K.v. Fritsch (Beitrag zur - Kenntnis der Tierwelt der deutschen Trias. Sonderabdruck aus Abhandl. Naturforsch. Ges. Halle, XXIV, p. 63, 64) zwei Arten aus dem deutschen Muscheikalk, Arniotites Schmerbitzii und Arniotites Stautei, beschrieben, die ebenfalls dem Genus Judicarites — nicht der kanadischen Gattung Arniotites Whiteaves — zuzurechnen sind. Außerdem kennt man Judi- carites durch die Arbeiten Martelli’s aus der mittleren Trias von Montenegro. Nunmehr hat sich dieses seltene Genus auch in der nordalpinen Hallstätter Fazies in zwei Arten gefunden. Aus der coll. Heinrich liegt mir ein sicher bestimmbares Exemplar des Judicarites arietiformis vor, das das kleinere der beiden von E. v. Mojsisovics abgebildeten Stücke in seinen Dimensionen ein wenig übertrifft. Es stammt, ebenso wie ein zweites, minder gut erhaltenes Stück, dessen Bestim- mung daher eine gewisse Unsicherheit anhaftet, aus den Tri- nodosuskalken der Schiechlinghöhe bei Hallstatt. Di jr I Hallstätter Ceratitoidea. Judicarites Trophini nov. sp. Taf. I, Fig. 1. Diese neue Art gehört in die nächste Verwandtschaft des Judicarites Meneghiniü v. Mojsisovics (Cephalopoden der Mediterr. Triasprovinz; Abhandl. Geol. Reichsanstalt, X, 1882, p- 86, Taf. LXXXI Fig. 6) aus dem judikarischen Prezzokalk. Sie stimmt mit der genannten Spezies in dem Besitz eines gekerbten, mit Hohlkehlen eingesäumten Externkiels und falcoid geschwungener Flankenrippen überein, die meist. am Nabelrande paarweise in schwachen Knoten entspringen. Ver- Sebiedenheiten, die ‚eine ‘Trennung der! beiden Spezies 'be- gründen, liegen in den Involutionsverhältnissen — bei gleicher Nabelweite ist die Windungshöhe bei J. Trophini erheblich größer — und in der relativ dichteren Berippung der Hall- eratter Art. Auch raot.bei der letzteren der Kiel beträchtlich stärker über die Marginalkanten empor. Er ist mit zahlreichen, sehr feinen Kerben versehen, die jedoch erst bei der Anwen- dung der Lupe als solche deutlich hervortreten. Dimensionen: Diareamesser 2, u een. 39 mm Höhe der Schlußwindung..... 17 Dicke » De ee 10 Nabelkwmeiier. ee... 12 Loben: Nicht bekannt. Mindestens der halbe letzte Umgang des abgebildeten Stückes gehört der Wohnkammer an. Vorkommen, Zahl der untersuchten Exemplare: Schiech- linghöhe, Trinodosus-Zone 1, coll. Heinrich. Gen. Buchites v. Mojsisovics. E. v. Mojsisovics hat in seiner Systematik der Hall- stätter Ammonea trachyostraca das Genus Ceraltites in eine Anzahl von Gruppen oder Untergattungen zerlegt, unter denen einige, wie Buchites und Phormedites, von ihm als Stamm- formen gewisser Gruppen oder Untergattungen von Arpadites (Clionites, Daphnites) angesehen werden. Mit einer solchen Auffassung steht die obige Systematik in einem inneren Wider- 018 G. Diener, spruch. Eine natürliche Systematik. müßte Buchites mit Clio- mites, Phormedites mit Daphnites unmittelbar verknüpfen, während die phylogenetisch zusammengehörigen Gruppen aus- einandergerissen werden, wenn man sie als Subgenera bei verschiedenen Hauptgattungen (Ceratites — Arpadites) unter- bringt. Ich habe daher, um: diese Klippe zu vermeiden in meiner Übersicht der Cephalopoda triadica im »Animalium fossilium Catalogus« (Junk, Berlin 1915) die Erhebung aller dieser Subgenera zu selbständigen Gattungen befürwortet und halte auch hier an dieser Auffassung fest. Buchites Helladii nov. sp. Taf. 1, Fig. 2. Das abgebildete Windungsbruchstück, in dessen Nabel- region noch. ein Teil des vorletzten Umganges der rap achtung zugänglich ist, steht dem Buchites Aldrovandii v. Moj- sisovics (Cephal. der Hallstätter Kalke; Abhandl. Geol. Reichs- anstalt, VI/2, 1893, p..411, Taf. CXXIIL, Fig. 11) schronzne Der Hauptunterschied liegt in den abweichenden Querschnitts- verhältnissen, da die neue Art erheblich 'schlanker er Verhältnis der Höhe zur Dicke der Schlußwindung beträgt bei ihr 18:5 zu 1O mm (gegenüber 17:13 mm bei B. Aldro- vandii). Auch ist sie stärker eingerollt, da einem Durchmesser von 45 mm eine Nabelweite von 14 mm entspricht — gegen- über 53:24 mm bei B. Aldrovandiü,. Die Berippung ist bei Übereinstimmung im Skulptur- charakter schwächer als bei B. Aldrovandiü, aber an der stumpf gerundeten Marginalkante verstärkt, so daß der Verlauf dieser Kante durch eine Perlknotung markiert erscheint. Dimensionen: Durchmesser JAN rt IR 45 mm Höhe der Schlußwindung...- : 18°5 Dicke » » RT ERPRE &) Nabelweite a rer 14 Loben: Genau die Hälfte des abgebildeten Fragments entfällt auf die Wohnkammer. Die Anordnung der Suturele- mente scheint mit jener bei B. Aldrovandii übereinzustimmen. Hallstätter Ceratitoidea. 519 Der kurze zweite Laterallobus fällt mit dem Nabelrand zu- sammen. Zwischen dem letzteren und der Naht steht noch ein kleiner zweiter Lateralsattel. Vorkommen, Zahl der untersuchten Exemplare: Feuer- kogel, julische. Hallstätter .Kalke 1, coll. Kittl. Buchites Heriberti nov. sp. Tateıka Rie.3. Das abgebildete kleine Gehäuse dürfte. wahrscheinlich bereits die Wohnkammer besitzen. Es besteht aus zahlreichen, sehr langsam anwachsenden, hochmündigen Windungen von fast rechteckigem Querschnitt. Doch geht die flach gerundete Externseite ohne Intervention einer Marginalkante in die mit- einander parallelen Flanken über. Von den bisher bekannten Arten scheint Buchites Emer- soni Diener (Fauna of the Tropites limest. of Byans, Palae- omiol lad, ser; XV. Himal. Foss. Vol: V,;.No 1, 1906,. p. 25, Pr. V, fig. 8) aus dem Tropitenkalk von Byans der unserigen am nächsten zu stehen. Doch ist die Skulptur der letzteren erheblich zarter und besteht zumeist aus einfachen Rippen, die auf den Seitenteilen fast ganz verschwinden und nur im Be- reiche des Nabels und auf dem Externteil hervortreten. In der Mittellinie des Externteiles ist keine Unterbrechung der Skulptur vorhanden. Die außerordentlich zarte Ornamentierung gestattet eine leichte Unterscheidung unserer neuen Art von allen bisher be- schriebenen Buchiten aus der Öbertrias der Alpen und Siziliens. Dimensionen: Ditshmesseri.. a. Jesse 26 mm Höhe der Schlußwindung..... 8 Dicke » Di) WIE ru, 5 Napelwueite. nun ars sr. 19 Loben: Nicht bekannt. Vorkommen, Zahl der untersuchten Exemplare: Feuer- kogel, julische Hallstätter Kalke 1, coll. Heinrich. 320 C. Diener, Gen. Thisbites v. Mojsisovics. Subgen. Parathisbites v. Mojs. Parathisbites nov. sp. ind. aff. scaphitiformis v. Hauer. Taf. 1, Fie. 5. Eine neue, dem Parathisbites scaphitiformis v. Hauer (Beiträge zur Kenntnis der Cephalopodenfauna der Hallstätter Schichten; Denkschr. Akad. Wiss. Wien, mathem.-naturw. Kl., IX., 1855, p. 149, Taf. II, Fig. 4—6) sehr nahestehende Form unterscheidet sich von diesem durch niedrigere Windungen und einen weiteren Nabel. Die Sichelrippen setzen in der Gestalt von Zuwachsstreifen über den breiten Mediankiel hin- weg wie bei P. Hyrtli v. Mojsisovics (Cephal. der Hallstätter Kalke; Abhandl. der Geol. Reichsanstalt, VI/2, 1893, p. 445, Taf. CXXXLI, Fig. 13). Die Flankenskulptur stimmt mit jener des P. scaphitiformis überein. Loben: Übereinstimmend mit jenen des P. scaphitiformis. Vorkommen, Zahl der untersuchten Exemplare: Sommerau- kogel, norische Stufe 2, coll. Heinrich. | Gen. Drepanites v. Mojsisovics. Drepanites Domitii nov. sp. Pall., Bi9.:0. Das abgebildete Exemplar ist trotz seiner geringen Größe als ausgewachsen anzusehen, da es nicht nur die Wohn- kammer besitzt, sondern auch die mit Knötchenkanten ver- sehenen scharfen Externkanten zeigt. Diese Externkanten sind nicht, wie bei D. Hyatti, nur an der Außenseite gekerbt, son- dern die Kerben schneiden in die Externkanten selbst ein, die durch eine tiefe, an der Basis winkelige — nicht gerundete — Hohlkehle geschieden werden. Obwohl das abgebildete Stück die Seitenteile nur auf einer Seite erhalten zeigt, gestattet es doch eine befriedigende Rekonstruktion der Involutions- und Querschnittsverhältnisse. Hallstätter Ceratitoidea. 021 Unsere Art ist entschieden den schmalen, hochmündigen Formen zuzuzählen und schließt sich in dieser Richtung an D. fissistriatus an. ! In der Skulptur erinnert sie einigermaßen an Drepanites aster v. Hauer (Beiträge zur Kenntnis der Cephalopodenfauna der Hallstätter Kalke: Denkschr. Akad. Wiss. Wien, mathem.- naturw. Kl. IX, 1855, p. 160, Taf. V, Fig. 18-20). Vom Nabel strahlen wulstige Faltrippen aus, die in der oberen Seitenhälfte eine sichelförmige Krümmung annehmen, aber zugleich eine sehr erhebliche Abschwächung erfahren. Die meisten Faltrippen gabeln sich schon in der unteren Hälfte der Seitenteile. Dimensionen: Durchmesser. 227 28 Ba IE 5 14 mm Höhe der Schlußwindung..... 9 Dicke » A 4 Nabelweit®e 2: FI 9, 2a, Sa 1 Loben: Nicht bekannt. Vorkommen, Zahl der untersuchten Exemplare: Sommerau- Eosel norische Siufe 1, coll. Heinrich. Drepanites (?) nov. sp. ind. Tal 1) Big. 7, Eine interessante Form, die eine Zwischenstellung zwi- schen Drepanites v. Mojs., Daphnites v. Mojs. und Dionites v. Mojs. einzunehmen scheint, liegt mir leider nur in einem für eine zufriedenstellende Diagnose nicht ausreichenden Wohnkammerbruchstück vor. Die wohlerhaltene Externseite zeigt eine tief ausgehöhlte Medianrinne, die von scharfen Externkanten eingefaßt wird. Diese Kanten sind mit zarten, voneinander ziemlich weit ab- stehenden Knötchen besetzt. Jedes dieser Knötchen bildet das Ende einer zarten, falcoid geschwungenen Rippe, die vom Nabelrand über die flachen Seitenteile hinwegzieht. Zwischen den Seitenteilen und den Externkanten schaltet sich noch eine stumpf gerundete Marginalkante ein. Die schmale Zone zwi- schen Extern- und Marginalkante wird von drei Knotenspiralen e ”) 4 r 822 GG; Brener, eingenommen. Die Knoten stehen an der Kreuzungsstelle mit den Rippen und sind stark ın die Länge gezogen, wie bei Dionites Caesar v.Mojs. Auch auf den Flanken sind vier Reihen sehr zarter Knoten erkennbar, die aber im Gegensatz zu: jenen auf dem Externteil eine kreisförmige oder quer ver- längerte Basis besitzen. Beachtenswert ist die große äußere Ähnlichkeit unserer Art mit Protrachyceras v. Mojs. Allerdings stellt sich einer Vereinigung mit Protrachyceras — abgesehen von dem strati- graphischen Niveau — die Stellung der kleinen Perlknoten auf einer scharfen Externkante entgegen. Man könnte sich hingegen sehr wohl vorstellen, daß aus einem typischen Daphnites eine Form mit Perliknoten (vgl. Daphnites Tristani v. Mojs.) hervorgeht, bei der später die scharfen Externkanten von Drepanites und endlich eine an Dionites erinnernde Spiral- skulptur auftreten, so daß die vorliegende Art eine Vereinigung . aller dieser Merkmale aufweist. Die Ähnlichkeit mit Protrachy- ceras wäre in diesem Faile in das Gebiet der Konvergenz- erscheinungen zu verweisen. Vorkommen, Zahl der untersuchten Exemplare: SO en kogel, norische Stufe 1, coll. Heinrich. I Gen. Daphnites v. Mojsisovics. Daphnites Flaviani nov. sp. far. 1, Eie-S. Die "neue. Art ist ein typischer Vertreter desyeenee Daphnites, bei dem die Rippen an der tiefen Medianfurche des Externteils ohne Knotenbildung enden. Sie schließt sich nahe an D. Ungeri v. Mojs. (Cephal. der Hallstätter Kalke; Ab- handl. Geol. Reichsanstalt, VI/2, 1893, p. 485, Taf. CXLI, Fig. 4,5) und D. Berchtae v. Mojs. (l. c., p. 486, Taf. CXLII, Fig. 3) an. Von beiden unterscheidet sie sich. durch@een engeren Nabel und die weniger dichte Berippung, die erst in einem späteren Wachstumsstadium als bei den beiden ge- nannten Arten auftritt. Die falcoid geschwungenen Rippen sind nicht gebündelt. Neben einfachen und gegabelten Rippen 1 DD ws Hallstätter Ceratitoidea. kommen auch einzelne auf die Marginalzone beschränkte Schaltrippen vor. Dimensionen: Düschmesen en. 0.2... 17 mm Höhe der Schlußwindung..... 9 Dicke » 2 er 6 Mabekwelten nun; 2 Loben: Nicht bekannt. Vorkommen, Zahl der untersuchten Exemplare: Sommerau- kogel, norische Stufe 2, coll. Heinrich. Gen. Clionites v. Mojsisovics. Clionites angulosus v. Mojsisovics, var. 1893. Clionites angulosus v. Mojs., Cephal. der Hallstätter Kalke; Abhandl. Geol. Reichsanstalt, VI/2, p. 465, Taf. CXXIU, Fig. 10. In der coll. Heinrich befindet sich ein Exemplar dieser Spezies aus den julischen Hallstätter Kalken des Feuerkogels, das sich von dem Arttypus dadurch unterscheidet, daß ein- zelne der an der glatten Medianzone des Externteils mit Knoten endenden Rippen einander direkt gegenüberstehen, während bei dem Typus vom Raschberg alle Rippen auf den beiden Schalenhälften miteinander alternieren. Ein weiterer Unterschied liegt in der gelegentlichen Einschiebung von Schaitrippen zwischen den Hauptrippen in der Marginalzone der Seitenteile. Auf dem halben letzten Umgang des mir vor- liegenden Stückes kommen fünf solche Schaltrippen auf 13 Hauptrippen. Beide Unterschiede können wohl nur den Wert von Varietätsmerkmalen beanspruchen. Clionites Nicetae nov. Sp. Taf. I, Fig. 14. Eine Anzahl winziger Gehäuse aus dem norischen Hall- stätter Kalk des Taubensteins im Gosautal weist auf eine Zwergform hin,: die einen sehr einfachen Typus des Genus Clionites darstellt und vielleicht als ein Vorläufer des .Clionites Ares v. Mojs. angesehen werden könnte. 24 C. Diener, Die langsam anwachsenden, einander nur über dem Extern- teil umfassenden Umgänge sind erheblich dicker als hoch. Den abgeflachten Flanken steht ein breit gewölbter Externteil gegenüber. Zahlreiche radial verlaufende Rippen ziehen über die Seitenteile und den Externteil und brechen vor der schmalen, glatten Medianzone mit Knoten ab. Einzelne Rippen gabeln sich in der Mitte der Flanken, doch bleibt die Mehrzahl der- selben ungespalten. Außer der externen Knotenspirale ist keine Andeutung weiterer Knotenspiralen vorhanden, ebensowenig treten Spuren einer Längsskulptur hervor. Dimensionen: Dütchmesser 2. 2.0. 2. 11’ mm Höhe der Schlußwindung... 3°5 Dicke >» » ER Nabelweltter ne ne ) Loben: Nicht bekannt. Vorkommen, Zahl der untersuchten Exemplare: Tauben- stein, norische Stufe 5, coll. Kittl (1901). Gen. Cyrtopleurites v. Mojs. Cyrtopleurites sp. ind. aff. bicrenati Hauer et Saussurei v. Mojs. Taf. I, Fig. 13. In meiner Abhandlung über die Ceratitoidea der karnisch- norischen Mischfauna des Feuerkogels ist auf die Überein- stimmung einer Zwergform des Genus Cyrtopleurites mit einem inneren Kern aus dem norischen Marmor des Sommeraukogels hingewiesen worden, der sowohl zu C. bicrenatus Hauer als zu ©. Saussurei v. Mojs. sehr nahe Beziehungen zeigt. Ich trage hier die Abbildung dieses Stückes nach und verweise im übrigen auf die an der zitierten Stelle gegebene Beschrei- bung. | Hallstätter Ceratitoidea. 325 Cyrtopleurites Partheniae nov. sp. Taf. I, Fig. 12. Diese Art ist in der Sammlung Kittl’s nur durch ein einziges, aber tadellos und nahezu vollständig, mit einem Teile seines Peristoms erhaltenes Exemplar vertreten. Sie steht dem Pariser vw. Mojs. (l. €, pP. 918, Taf. CLVHI, Fig. 10) aus den Ellipticus-Schichten des Feuerkogels sehr nahe. Wie bei C. Herodoti fehlen Umbilikalknoten, während Lateral- und Marginalknoten wohlentwickelt sind. Die Rippen- skulptur tritt am kräftigsten auf dem Externteil zwischen Marsinalknoten und Externohren hervor. Die Unterschiede gegenüber C. Herodoti sind die folgenden. Bei gleichem Gehäusedurchmesser ist C. Partheniae erheb- lich schlanker — Windungsquerschnitt 17:11 gegenüber 17:14 bei C. Herodoti. Die Skulptur ist zarter, die Berippung dichter. Insbesondere ist die Zahl der eingeschalteten Rippen und damit auch der Marginalknoten größer — 21 gegenüber 15 auf der ersten Hälfte des letzten Umganges. Endlich verlaufen die Rippen bei unserer Art zwischen den Lateral- und Marginal- knoten stärker sigmoid geschwungen als bei (. Herodoti, bei dem sie — wenigstens am Beginn der Schlußwindung — eine fast gerade Richtung einhalten, ähnlich wie bei (. Vestaliae Diener, der aber wohl individualisierte Umbilikalknoten besitzt. An dem vorliegenden Exemplar ist das Peristom auf der linken Schalenhälfte von der Naht bis zur Mitte des Raumes zwischen den Lateral- und Marginalknoten erhalten. Es be- schreibt auf dieser Strecke eine flache Kurve, deren Konvexität nach außen gekehrt ist. Dimensionen: Ditschmmessen.. ..i...2ndris Slmm Höre der Schlußwindung. -... 1 Dicke » Bm WR al Rebelwzeite .... u. 4 Loben: Nicht bekannt. Vorkommen, Zahl der untersuchten Exemplare: Millibrunn- kogel am Vorder-Sandling, Linse mit Thisbites Agricolae (tuvalisch) 1, coll. Kittl. 326 | G. Diener, Subgen. Hauerites v. Mojsisovics. Hauerites rarestriatus v. Hauer, var. 1849. Ammonites rarestriatus v. Hauer. Neue Cephal. aus den Marmor- schichten von Hallstatt und Aussee; Haidinger’s Naturwiss. Abhandi. II., p. 11, Taf. V, Bie..10; Ta, VI, Wip.A, 3, 1893. Cyrtopleurites (Zauerites) rarestriatus v. Mojsisovics; Cephal. der Hallstätter Kalke. Abhandl. Geol. Reichsanstalt, VI/2, p. 529, Taf. CL, Fig. 5. Ein dem Originalstück v. Hauer's an Größe ein wenig nachstehendes Exemplar, das ich im Jahre 1916 für das Paläontologische Institut der Universität in Wien aus den Auf- sammlungen Fabers im roten Marmor des Sommeraukogels erworben habe und ein Windungsfragment aus der coll. Hein- rich von dem gleichen Fundort zeigen die Spirallinie, an der die Rippen den sigmoiden Schwung annehmen, in zarte Knöt- chen aufgelöst. Der Wert eines Speziesmerkmals ist dieser geringfügigen Abweichung vom Arttypus wohl nicht beizu- messen. | Gen. Distichites v. Mojsisovics. Distichites cf. megacanthus v. Mojsisovics. In Kittl’s Aufsammlungen aus dem Hallstätter Kalk des Taubensteins im Gosautal befindet sich ein gut erhaltenes Exemplar eines Distichites, der in seiner Größe und Skulptur mit dem von E.v.Mojsisovics (Cephal. der Hallstätter Kalke, l.c., p. 598, Taf. CXLVI, Fig. 4) abgebildeten Original des D. megacanthus aus dem roten Marmor des Sommeraukogels übereinstimmt und sich von demselben nur durch den engeren Nabel unterscheidet. Das Verhältnis des Durchmessers zur Nabelweite beträgt bei unserem Stück 147:40 gegenüber 137:45 bei dem Originalexemplar vom Sommeraukogel. Andere mit D. megacanthus nächstverwandte Formen, wie D. nov. sp. ind. ex aff. megacanthi Diener (Fauna Tropites limest. of Byans, Pal. ind. ser. XV. Himal. Foss. Vol. V. No, 1906, p. 98, Pl. I, fig. 3) und D. megacanthus timorensis Welter (Obertriad. Ammon. etc. v. Timor, 1. c., 1914, p. 161, Taf. XXXVJ, Fig. 3, 5, 11) sind von der Stammform durch noch größere Nabelweite unterschieden. Hallstätter Ceratitoidea. 527 Gen. Ciydonites v. Hauer. Ciydonites Goethei v. Mojsisovics var. 1893. Clydonites Goethei v.Mojsisovics, Cephal. der Hallstätter Kalke; Ab- handl. Geol. Reichsanstalt, VI/2, p. 721, Taf. XCI, Fig. 4, 5. In den Aufsammlungen Kittl’s aus den. julischen Hall- .‚stätter Kalken des Feuerkogels (Ellipticus-Schichten) ist der "echte Clydonites Goethei durch einige Exemplare vertreten, von denen eines sehr bedeutende Dimensionen erreicht. Es ist mit einem Durchmesser von 62mm das größte bisher bekannte Stück des Genus Clydonites. Neben dem Arttypus kommt an der gleichen Lokalität (coll. Heinrich) eine Varietät vor, die sich durch die gelegent- liche Verstärkung einzelner Rippen in der Umbilikalregion ‚kennzeichnet. Ciydonites nov. sp. ind. Ser der Gruppe der‘ (. jaevixostan liest mir ein mit clydonitischen Loben versehenes Windungsbruchstück vor, das aus dem roten Marmor des Sommeraukogels (coll. Heinrich) stammt. Ich weise hier auf dieses für eine Artdiagnose unzu- reichende Fragment hin, weil es von stratigraphischem Inter- esse ist. Es beweist das Hinaufgehen der Gruppe in norische Bildurgen, während die bisher bekannten Vertreter der (1. laevicostati (C. Goethei v. Mojs., CE. Hecnba v. Mojs.) auf die karnische Stufe beschränkt sind. r Gen. Trachyceras Laube. Trachyceras Schroetteri v. Mojsisovics. Msgs. 7 rachyceras Schroetteri v.Mojsisovics, Cephal. der Hallstätter Kalke; Abhandl. Geol. Reichsanstalt, VI/2, p. 663, Taf. CLXXNXVI, Fig. 3. E. v. Mojsisovics kannte, diese . Art nur .aus. den Aonoides-Schichten des Raschberges bei Goisern. Sie hat sich auch in Dr. Heinrich’s Sammlung aus den julischen Hall- „stätter Kalken des Feuerkogels gefunden. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl. Abt. 1, 129. Bd. 36 528 GC. Diener, Trachyceras cf. felix v. Mojsisovics. 1893. Trachyceras felix v.Mojsisovics, Il. c., p. 651, Taf. CLXXV, Fig. 2. Dieser, durch ihre Hochmündigkeit und den Wechsel in der Stärke der Dornenspiralen gekennzeichneten Spezies aus den Aonoides-Schichten des Raschberges schließt sich ein Exemplar in Kittl’s Aufsammlungen aus den julischen Hall- stätter Kalken des Feuerkogels sehr nahe an. Es weicht nur durch die geringere Zahl der Dornenspiralen von dem Original- typus ab. Trachyceras austriacum v. Mojsisovics. 1893. Trachyceras austriacum v. Mojsisovics, l.c., p. 677, Taf. CLXXXIU, Fig..8;. Taf. CLXXXIL, Fig. 3, 5—9; Taf. CLXXXIV, DEe. 2 Taf. CLXXXV, Fig. 1. Eine vollständige Synonymenliste bei Diener, Cephal. triadica, Foss. Cata- logus, Pars 8, Junk, 1915, p. 2893. In der Sammlung Dr. Heinrich'’s befindet sich ein Exem- plar dieser Spezies, das in seinen Dimensionen dem von E. v. Mojsisovics in Fig. 1 auf Taf. CLXXXIV abgebildeten Originalstück des Arttypus vom Feuerkogel nahezu gleich- kommt. Es stammt aus den julischen Hallstätter Kalken des. Vorder-Sandling bei Goisern. Trachyceras cf. triadicum v. Mojsisovics. Ein für die sichere Bestimmung hinreichend gut erhaltenes. Exemplar schließt sich an T. triadicum v. Mojsisovics (|. c., p. 682, Taf. CLXXXV, Fig. 2-5; Taf. CLXXXVI Fig. 1—3) so nahe an, daß ich eine spezifische Trennung nicht vor- nehmen möchte. Die Nabelweite ist etwas größer — 20 mur bei einer Windungshöhe von 32 mm —, die Zahl der Dornen- spiralen ein wenig kleiner — 11 auf der einen, 13 auf der anderen Windungshälfte —, während typische Exemplare des. T. triadicum bei gleicher Windungshöhe 13 bis 14 Dornen- spiralen aufweisen. Doch sind beide Unterscheidungsmerkmale von so geringem spezifischem Werte, daß ich sie unberück- sichtigt gelassen hätte, wenn nicht die Provenienz des Stückes Hallstätter Ceratitoidea. 529 zu einer besonderen Vorsicht bei der Bestimmung mahnen würde. Das Stück ist nämlich von Dr. Heinrich in den Sub- bullatus-Schichten des Feuerkogels gesammelt worden, mithin in einem Niveau, aus dem bisher, wenigstens in der alpinen Trias, Trachyceraten nicht bekannt waren. Trachyceras cf. Fortunae v. Mojsisovics. Ein dem T. Fortunae v. Mojsisovics- (l. c, p. 692, Taf. CLXXV, Fig. 5) sehr nahestehendes Exemplar hat sich in der coll. Kittl aus den julischen Hallstätter Kalken des Feuerkogels gefunden. Rippenteilungen treten an diesem Stück seltener auf als an dem Originalexemplar aus den Schichten mit Trach. austriacum vom Raschberg. Subgen. Protrachyceras v. Mojs. Protrachyceras Zenobii nov. sp. Taf. I, Fig. 9. Diese neue Art gehört der Gruppe der P. furcosa v. Mojs. an und in die nächste Verwandtschaft des Protrachyceras Thous v. Dittmar (Zur Fauna der Hallstätter Kalke, Benecke’s roen. Dal. Beitr 1, 1866, p. 385, Taf. XVII, -Fig. 11—13). Selbst wenn man die letztere Art noch weiter fassen wollte als E.v. Mojsisovics (l.c., p. 629, Taf. CLXVII, Fig. 3—11), der ihr eine ziemlich bedeutende Variabilität zugesteht, würde es sich doch empfehlen, an der Selbständigkeit unserer neuen Spezies schon mit Rücksicht auf deren Niveauverschiedenheit festzuhalten. P. Zenobii zeigt die gleichen Involutionsverhältnisse und den gleichen Querschnitt wie P. Thous. Eine Externfurche gelangt nur infolge des Aufragens der Externknoten über das mittlere Niveau des Externteils zur Ausbildung. Die Grund- elemente der Oberflächenskulptur bilden, wie bei P. Thous, die breiten, auf den Flanken schwach gekrümmten, in der Marginal- region nach vorwärts gebogenen Faltrippen, während die Knotenspiralen noch mehr als bei der erstgenannten Spezies 580 C. Diener, an Bedeutung zurücktreten. Schon die schräge — nicht spiral — verlängerten Externknoten überhöhen die Rippenkämme nur unerheblich. Von den bei P. Thous kräftig entwickelten Um- bilikal- und Marginalknoten sind bei unserer Art auf der Schlußwindung nur noch schwache Andeutungen vorhanden. Auf den innerhalb der Nabelöffnung sichtbaren inneren Um- gängen treten außer der umbilikalen noch drei schwache laterale 'Knotenreihen hervor, "die jedoch berelis au acer ersten Quadranten der Schlußwindung erlöschen. Diese frühzeitige bis zur Öbliterierung auf dem letzten Umgang sich steigernde Abschwächung aller Knotenspiralen mit Ausnahme der Externknoten unterscheidet unsere neue Art von P. Thous in ausreichender Weise, um deren spezifische Selbständigkeit zu rechtfertigen. Dimensionen: Dürchmesser ne NM NUT 58 mm Höhe der Schlußwindung über der Naht........... 26 » » » ».. dem. , Externteil "der vorhergehenden Windunenn 2... re re 20 Dickeurder Schlußwiodung an a. 18 Nabelweite ma MER FIRE PL DE 15 Loben: Übereinstimmend mit jenen des P. Thous. Zweiter Lateralsattel sehr klein. Erster Auxillarsattel mit der Nabel- kante zusammenfallend. | | Vorkommen, Zahl der untersuchten Exemplare: Feuer- kogel, Subbullatus-Schichten 1, coll. Heinrich. Subgen. Anoleites v. Mojsisovics. Anolcites teltschenensis v. Hauer, var. nov. 1860. Ammoniles tellschenensis v. Hauer. Nachtr. zur Kenntnis der Cephal.- Fauna der Hallstätter Schichten; diese Sitzungsber., XLI. Bd., p. 138, Tal. Il Fie.r1W,12 1893. Anolcites tellschenensis v. Mojsisovics. Cephal. der Hallstätter Kalke; Abhandl. Geol. Reichstanstalt, VI/2, p. 695, Taf. CLXVII, Fig. 23, 24. Das vorliegende Stück, das in seinen Dimensionen mit dem kleineren der: beiden Originalexemplare v. Hauer’s über- einstimmt, ‘unterscheidet sich von dem Arttypus in ähnlicher Hallstätter Ceratitoidea. >31 Weise wie P. Zenobii von P. Thous durch das Zurücktreten der Knotenspiralen in der Oberflächenskulptur. Selbst auf den innersten Umgängen sind nur schwache Andeutungen von Umbilikal- und Lateralknoten vorhanden. Auf der Schluß- windung ist die Zone der Marginaldornen durch eine An- schwellung der Rippen ersetzt. Da das Stück aus dem gleichen stratigraphischen Niveau wie die beiden Originalexemplare v. Hauer’s stammt, lege ich diesen geringfügigen Unterschieden nur die Bedeutung von Varietätsmerkmalen bei. Vorkommen, Zahl der untersuchten Exemplare: Feuer- kogel, julische Hallstätter Kalke 1, coll. Heinrich. Gen. Sörenites v. Mojsisovics. Sirenites Elvirae nov. sp. Taf. IL, Eig.: 10. Diese neue Art fällt in die nächste Verwandtschaft des S. Dromas v. Dittmar (Zur .Fauna d. Hallst. Kalke, 1. c., 1866, p. 374, Taf. XVII, Fig. 3—5). Da das abgebildete Stück trotz seiner geringen Dimensionen bereits eine Wohnkammer besitzt, die den inneren Windungen gegenüber durch Ver- änderungen der Skulptur charakterisiert ist, so dürfte es sich hier um ein erwachsenes Exemplar einer Zwergform handeln. In den Involutionsverhältnissen, in der Weite des Nabels; in der Entwicklung der gegen die Flanken leicht abgesetzten Zopfkiele und im Charakter der Berippung besteht Überein- stimmung mit S. Dromas. Spaltungen oder Einschaltungen von Rippen treten ebenso selten auf wie an den drei Exem- BlarensscieiE. v2Mojsisovies (l.:c, Taf. CLXIV; 'Kig.4, 5; 6) von dieser Spezies abbildet. Ein Unterschied liegt allerdings in der größeren Breite der Interkostalfurchen, die jene der Rippen übertrifft. Auch macht sich keine Anschwellung der Rippen in der unteren Seitenhälfte bemerkbar. Wesentliche Unterscheidungsmerkmale von spezifischer Bedeutung gegenüber S. Dromas liegen in der Spiralskulptur. Diese besteht bei unserer Art nicht aus spiralförmig ver- längerten Knoten, sondern aus echten Dornen von kreis- 532 C. Diener, förmiger Basıs, die in einer wesentlich geringeren Zahl als bei S. Dromas auftreten. Auf den inneren Umgängen und noch am Beginn der Schlußwindung zählt man vier Dornen- spiralen, eine umbilikale, zwei laterale und eine marginale, während die Zahl der Dornenspiralen bei S. Dromas sich bis auf 11 steigern kann. Auf der Wohnkammer schwächen sich die Dornen ab, so daß unweit der Mündung, die an unserem Exemplar dem ursprünglichen Peristom nahe liegen dürfte, nur mehr die oberen Lateraldornen und die Marginal- dornen angedeutet erscheinen. Dimensionen: Durchmesser. HP. SEE 27 mm Höhe der Schlußwindune über dere Naher 3 Höhe der Schlußwindung über dem Externteil der vorhergehenden Wiodune 2 2. en SB Dicke/der Schußwnduner. 2 22 were ee 6-5 Nabelweilen ven Sa a ee en 10:5 Loben: Nicht bekannt. Vorkommen, Zahl der untersuchten Exemplare: Feuer- kogel, julische Hallstätter Kalke 1, coll. Kittl. Sirenites Euphemiae nov. sp. Taf. I, Fig. 11. Auch diese neue Art aus der Verwandtschaft des S. striato- falcatus vw. Hauer (Neue Ceph. aus d. roten Marmor v. Aussee, Haidinger’s Nat. Abh., I, 1847, p. 273, Taf. IX, Fig. 7—9) ist nur durch kleine Exemplare vertreten, die bereits mit der Wohnkammer versehen sind. Die einander bloß über dem Externteil umfassenden Umgänge wachsen langsamer an als bei SS. striatofalcatus und sind verhältnismäßig niedriger. In der Involution steht demzufolge unsere Art dem S. Dromas Dittm. näher. Dagegen stimmt sie mit S. striatofalcatus in der Beschränkung der Flankenskulptur auf Faltrippen und in der Abwesenheit einer ausgesprochenen Knotenbildung überein. Nur am Umbilikal- rand zeigen sich einzelne Rippen knotenartig angeschwollen. Auch Andeutungen einer Längsstreifung fehlen durchaus. Hallstätter Ceratitoidea. 533 Die Berippung der inneren Windungen stimmt mit jener bei S. striatofalcatus nach den Darstellungen von E. v. Mojsi- sovics (l. c, p. 741, Taf. CLXIV, Fig. 1—3) überein. Auf der Schlußwindung jedoch nehmen die Faltrippen an Zahl ab und erreichen dafür eine ungewöhnliche Breite, so daß sie am Externrande nicht, wie bei S. striatofalcatus, in zwei, sondern in eine größere Zahl — drei bis fünf — Zopfrippen zerfallen. Diese breiten Faltrippen gehen aus der Verschmelzung von zwei ursprünglich einfachen, am Nabelrand zusammen- laufenden Rippen hervor. Rippenteilungen in der oberen Flankenhälfte sind an unseren Stücken nirgends zu beob- achten. Wohl. aber treten gelegentlich, wenn auch selten, Schaltrippen in der Marginalregion auf. Dimensionen: Beeimie sem een de 27 mm Hohe der’ Schlußwindung über der’ Naht... ...: . -. 9 Höhe der Schlußwindung über dem Externteil der Deirkersehende® Windunz. En. 2er. 7 Besen der: Schlüßwindung.:.. 2.2.% a2 Na. 3a OIDENTISLLE ie la aA ir Er 11 Loben: Nicht bekannt. Vorkommen, Zahl der untersuchten Exemplare: Feuer- kogel, julische Hallstätter Kalke 1, coll. Kittl; 1, coll. Heinrich. Subgen. Diplosirenites v. Mojs. Diplosirenites Starhembergi v. Mojsisovics var. 1893 Sirenites (Diplosirenites) Starhembergı v. Mojsisovics, Ceph. Hallst. Kalke, Abhandl. Geol. Reichsanst., VI/2, p. 759, Taf. CLXII, Fig. 6. Zu dieser Art, die E. v. Mojsisovics nur in einem einzigen Exemplar aus den Aonoides-Schichten des Rasch- berges vorlag, rechne ich ein kleineres Stück von 60 mm Durchmesser, das trotz schwerer Beschädigungen doch die für D. Starhembergi charakteristischen Merkmale in der Ex- tern- und Flankenskulptur deutlich erkennen läßt. Gut ent- wickelt sind insbesondere die Doppeldornen auf den einzelnen Flankenrippen, die sich teils als spiral gestreckte Dornen, 534 C. Diener, teils — und zwar die am Hinterrande der Rippen stehenden — als einfache Dörnchen darstellen. Die Dornenspiralen sind von ungleicher Stärke. Fünf sind kräftiger, fünf weitere nur sehr schwach ausgebildet, ohne indessen regelmäßig mit-- einander abzuwechseln. Ich betrachte diese Abweichungen vom Arttypus nur als: Varietätsmerkmale. Vorkommen, Zahl der untersuchten Exemplare: Feuer- kogel, julische Hallstätter Kalke 1, coll. Heinrich. Subgen. Anasirenites v. Mojsisovics. Anasirenites Ekkehardi v. Mojsisovics. 1893 Sirenites (Anasirenites) Ekkehardi v. Mojsisovics, Ceph. Hallst.. Kalke, Abhandl. Geol. Reichsanst., VI/2, p. 773, Taf. CLIX, Fig. 5, 6. Ein tadellos erhaltenes Exemplar dieser schönen, leicht. kenntlichen Art, die E. v. Mojsisovics nur aus den Sub- bullatus-Schichten des Vorder-Sandling kannte, hat sich in Kittl’s Aufsammlungen aus dem gleichen Niveau am Feuer- kogel gefunden. Zusammenfassung. Die Untersuchung der Ceratitoidea in den Sammlungen von Kittl und Heinrich hat uns, wenn wir von der karnisch- norischen Mischfauna des Feuerkogels absehen, mit 11 neuen Arten bekannt gemacht, die die Einführung einer besonderen spezifischen Bezeichnung rechtfertigen. Zu ihnen kommen noch sechs weitere Arten, die unbenannt geblieben sind. Sie verteilen sich auf die Gattungen, beziehungsweise Unter- gattungen: Epiceratites, Buchites, Parathisbites, Halilucites,, Beyrichites, Judicarites, Cyrtoplenrites, Drepanites, Daphnites, Distichites, Clionites, Clydonites, Protrachyceras und Sirenites. Aus den anisischen Hallstätter Kalken der Schiechling- höhe bei Hallstatt stammen drei neue Formen: Ceratites (Halilncites) sp. ind. aff. rustico Hau. Beyrichites nov. Sp. ind. aff. Bitineri Arth. Judicarites Trophini. Hallstätter Ceratitoidea. 535 Von Interesse ist der Nachweis des Genus Judicarites in nordalpinen Kalken der Hallstätter Fazies. Es ist an dieser Lokalität auch durch eine bezeichnende Art des Prezzokalkes, J. arietiformis Mojs., vertreten. | Die julischen Hallstätter Kalke des Feuerkogels haben fünf neue Arten geliefert: Epiceratites Venantii Buchites Helladii » Heriberti Sirenites Elvirae > Euphemiae. Die an erster Stelle genannte Art erinnert an E. viator Mojs. aus dem gleichen Niveau. Buchites Helladii steht dem B. Aldrovandii Mojis. sehr nahe. B. Heriberti unterscheidet sich von anderen Buchiten der alpinen Trias durch seine zarte Ormamentierune. - Die beiden ı Sireniten gehören der Gruppe der S. striatofalcati an und finden ihren Anschluß sowohl an S. striatofalcatus Hau. als an S. Dromas Dittm. In den tuvalischen Hallstätter Kalken des Feuerkogels (Subbullatus-Schichten) hat sich nur eine neue Spezies ge- funden, die dem Subgenus Protrachyceras angehört, P. Zenobii aus der Verwandtschaft des P. Thous Dittm. Mit ihm zu- sammen kommt auch ein echtes Trachyceras vor, das viel- leicht mit T. triadicnum Mojs. direkt identifiziert werden könnte. Während in den oberkarnischen Bildungen Nord- amerikas und Ostindiens das Zusammenvorkommen von Trachy- ceras mit Tropites seit lange bekannt war, erscheint es nun- mehr auch in der alpinen Trias sichergestellt. Herrn Dr. A. Heinrich gebührt das Verdienst dieser Entdeckung, auf dıe ser im Jahre: 1916 (Mitteil. Geol.. Ges. Wien, VIII, 1915; p. 245) zuerst hingewiesen hat. Sonst ist mir aus der tuvalischen Unterstufe nur noch eine neue Spezies des Genus Üyrtopleurites, C. Partheniae, ein sehr naher Verwandter des ©. Herodoti Mojs., aus den Schichten mit Thisbites Agricolae am Millibrunnkogel (Vorder- sandling) bekannt geworden. 936 GC. Diener, Dürftig ist die Vertretung neuer Arten in der norischen Stufe. Aus dem grauen Marmor des Taubensteins im Gosautal liegt mir neben einem großen Distichites, der vielleicht mit D. megacanthus Mojs. identisch ist, eine Zwergform des Genus Clionites, C. Nicetae, vor. Der rote Marmor des Sommerau- kogels hat fünf neue Arten geliefert, von denen jedoch nur zwei, Drepanites Domitii Daphnites Flaviani, mit besonderen Speziesnamen belegt werden konnten. Von den drei übrigen ist Clydonites nov. sp. ind. von stratigraphi- schem Interesse, weil die Gattung Clydonites bisher nur aus karnischen Schichten bekannt war. Die zweite ist ein Para- thisbites aus der nächsten Verwandtschaft des P. scaphiti- formis Hau., die dritte ein durch seine ungewöhnlich reiche, an Trachyceras erinnernde Verzierung der Schale auffallender Vertreter des Genus Drepaniites. Fig. 1a,b » aca,b >» 3a,b >» 4a,b 8 > 6a,b = 76H » 8b > 9a,b Zen 16) Seh, >.062 4, b 6.5 Hallstätter Ceratitoidea. Tafelerklärung. Judicariles Trophini Dien. Schiechlinghöhe, Trinodosus-Zone, coll. Heinrich. Buchites Helladii Dien. Feuerkogel, julische Unterstufe, coll. Kittl. Buchites Heriberti Dien. Feuerkogel, julische Unterstufe, coll. Heinrich. Epiceratites Venantii Dien. Feuerkogel, julische Unterstufe, coll. Heinrich. Parathisbites nov. sp. ind. aff. scaphitiformis Hau. Sommeraukogel, norisch, coll. Heinrich. Drepanites Domitii Dien. Sommeraukogel, norisch, coll. Heinrich. Drepanites (an Dionites?) sp. ind. b Externseite 2 mal vergrößert. Sommeraukogel, norisch, coll. Heinrich. Daphnites Flaviani Dien. Sommeraukogel, norisch, coll. Heinrich. Protrachyceras Zenobii Dien. Feuerkogel, Subbullatus-Schichten, coll. Heinrich. Sirenites Elvirae Dien. : Feuerkogel, julische Unterstufe, coll. Kittl. Sirenites Euphemiae Dien. Feuerkogel, julische Unterstufe, coll. Kittl. Cyrtopleurites Partheniae Dien. Vordersandling, Schicht mit Thisbites Agricolae, coll. Kitt!. Cyrtopleurites sp. ind. aff. bicrenato Hau. et Saussurei Mojs. Sommeraukogel, norisch, coll. Diener. » 14a,b,c Clionites Nicetae Dien. b, c 2 mal vergrößert. Taubenstein, norisch, coll. Kittl. P SERBE e) en % ie v9 . DE } - A RN BE I ER Er < ETUI Be BE EM F a 20 ad IF ? a 12) LS | v N s . d h N AR. 5 le U # 4 i . 4 { va, e 72; yr 4 a 3 Pe " REEL Aa Hallstätter Ceratitoidea. Diener, C. K. Reitschläger del. Druck Hohlweg & Blatz, Wien. Sitzungsberichte d. Akad. d. Wiss., math.-naturw. Klasse, Bd. CXXW,Abt. I ..1920 Zur Oberflächengestaltung der Umgebung Leobens Von Dr. Walter Schmidt in Leoben (Vorgelegt in der Sitzung am 7. Oktober 1920) Bei der von mir unternommenen geologischen Aufnahme der weiteren Umgebung Leobens ergaben sich auch eine Reihe morphologischer Erkenntnisse, die im folgenden ge- bracht werden sollen. Zur Darstellung sollen insbesondere einzelne Züge der Gneismasse im S der Mur kommen, die als Gleinalmmasse bekannt ist. Gemäß der allmählichen Ausdehnung des Aufnahmsgebietes werden aber mehr anhangsweise auch die Oberflächenformen der Gebiete nördlich der Mur, Himbergeck- Kletschachzug sowie der Sekkauer Alpen Beachtung finden. Da diese Untersuchungen nur Nebenfrucht einer anderen Untersuchung sind, können sie auf Abgeschlossenheit keinen Anspruch machen. Ihre Ergebnisse werden einer weiteren Vertiefung und Ausdehnung über benachbarte Gebiete bedürfen. Betrachtet man die Berge im S des Murtales vom Tale aus, so erhält man einen einförmigen und düsteren Eindruck. Neben- und übereinander bauen sich Kämme auf, bedeckt -von dunklem Fichtenwalde, in ewiger Wiederholung, so daß es schwer wird, einzelne Formen aus dem Gewirre hervor- zuheben. Den Grund der Einförmigkeit merkt man besonders beim Zeichnen. Ganz dicht ist das Gewirre der Gräben, die die Flanken der Berge zerschneiden, dazwischen scharfe Kämme, eckig verlaufend. Ihre Seiten sind dachartig glatt und fallen alle unter demselben Neigungswinkel ab. 540 W. Schmidt, Es ist diese Landschaft eine der schönsten Verwirk- lichungen des Idealfalles, den Davis in der »Erklärenden Beschreibung der Landformen« für einen reifen Zyklus der Landformen gegeben hat. Dies gilt für den Bereich des Gneises. Am N-hang des. Muglzuges bilden karbone Phyllite die Abhänge. Wir sehen dort, wo diese zusammenhängende Massen bilden, z. B. am Massenberg und Windischberg im S von Leoben, daß der Zyklus schon zu gerundeten Rückenformen fortgeschritten ist, aus denen Kalkeinlagerungen als Klippen hervorragen, wie z. B. Kuhberg bei Niklasdorf, Pampichlerwarte. Bildet aber der Kalk mächtige Massen, wie der Galgenberg im W von Leoben, so trägt auch er die reifen Formen wie der Gneis. ' In dieses wirre Bild kommt sofort Ordnung, wenn wir auf eine Höhe emporsteigen, z. B. auf den Mießriegel (Schmollhuben) zirka 1200 m. In die Tiefe gesunken ist das Gewirre von Gräben und Kämmen, wir sehen vor uns die ernsten ruhigen Formen des Hauptkammes von der Hochalm zur Gleichalm mit den vorgelagerten Gipfeln des Rotündlt und Oxenkogels. Die Kuppen sind sanft gerundet, das Ent- 'wässerungsnetz ist weit, der Jungzyklus, der außen die scharfe Zerschneidung schuf, hat noch nicht bis hieher zurückgegriffen, es sind Formen einer früheren Zeit aus dem »Altzyklus«, der es bis zu einem »Unterjochten Bergland« gebracht hat. Von diesen Bergen gehen nach NW Kämme aus gegen die Mur; diese hauptsächlich sind es, die man vom Murtal zu sehen bekommt, die an ihren Flanken die Spuren des Jungzyklus tragen. Auffällig an ihnen ist aber ihr annähernd söhliger Verlauf, auch ihre Höhen stimmen annähernd über- ein; gleich vom Anfang an gewinnt man den Eindruck, daß sie aus einer und derselben Verebnung herausgeschnitten sind, und zwar durch den Jungzyklus. Bestätigt wird diese Vorstellung, wenn man sieht, wie auf einzelnen noch Reste der Verebnung verschont sind, wie gerade am Mießriegel, noch schöner im Bereich S von Kraubat am Lichtensteinberg, wo die junge Zerschneidung eigenartig schwach ist. Oberflächengestaltung der Umgebung Leobens. 41 Die Grenze der Verebnung gegen das Bergland ist durch- aus scharf, wenn auch hier zum Teil später zu beschreibende Erscheinungen mitspielen. Schön zu sehen, z. B. am plötz- lichen Anstieg der Mugl von der Hollmaier- (Gstattmar)alm. Wir werden uns also folgendes Bild aus der Zeit vor dem Einsetzen des Jungzyklus vorstellen: Ein unterjochtes Bergland von 500 bis 800 m Höhe grenzt an eine breite Ebene, die wir uns vielleicht als breite Talau einer früheren Mur vorstellen können. Diese Erscheinungen sind schon lange bekannt, wurden schon von C. Österreich in »Ein alpines Längstal zur Tertiärzeit« Jb. GRA. 1899 ausgesprochen, dann von Aigner »Geomorph. Studien über die Alpen der Grazer Bucht«. Jb. GRA. 1916. Sie erstreckt sich nicht bloß auf unser Gebiet; dieser hohe Boden begleitet die Mur auf ihrem Durchbruch, die Lavant und andere Täler des Gebirges. Vorhin wurde gesagt, daß der Jungzyklus hauptsächlich die Gebiete der Verebnung neu zerschnitten hat. Aber auch in das Gebiet des Berglandes hat er schon zurückgegriffen. Doch muß er hier noch immer in der Grabentiefe arbeiten, die massigen Bergklötze konnte er noch nicht bezwingen. Nur die am weitesten. vorn liegende Mugl trägt an ihrer Westseite bis hinauf die scharfen Schnitte junger Tätigkeit, wodurch ihre Form gegen die der anderen Berge, auch gegen ihren östlichen Nachbar, den Roßkogl durch Schneidigkeit - absticht. Auch Rotündl und Oxenkogl tragen an ihren West- seiten junge Formen weit hinauf. In den Tälern reicht dagegen der Jungzyklus ziemlich weit hinein, doch gibt es auch hier innerste Winkel, in der er noch nicht hineingegriffen hat, dort gehören auch die Talformen dem Altzyklus an. Eine solche Stelle, die allerdings besonderer Entstehung ist, ist der oberste Groß Gößgraben, ein breites Wiesental, in welchem der Bach sich schlängelt, von beiden Seiten sinken die runden Flanken 300 bis 400 m hoher Hügel herab. Eine andere schöne alte Landschaft ist das oberste Weiderlingtal am Rotündl. Von dieser flachen Kuppe senken . Ne 542 W. Schmidt, sich sanfte Riedel in den Talkessel herunter, die Gräben sind von Schutt zugekrochen, unter dem der Bach verschwunden ist und aus dem er erst tief unten austritt, ein Bild wie im Wienerwald, nur auf 1200 m Höhe mit Fichten statt der ‚Buchen und Aplit und Hornblendegneis statt des Flysches. Einige 100 m talab und der Bach springt schon über die ersten Gefällsbrüche, die Flanken werden dachsteil. und Felsnasen stehen aus ihnen heraus. Soweit ließe sich also das Landschaftsbild einfach er- klären. Forscht man aber weiter in seinen Zügen, so sieht :man noch anderes in ihnen: große Furchen, die es durch- schneiden, in denen sich Talstücke und Pässe aneinander- reihen, und diesen Erscheinungen soll die weitere Unter- suchung gewidmet sein. Ihr Verlauf ist annähernd geradlinig OW. Bei einer ‘Betrachtung des Gebietes von N treten sie daher stark zurück, fallen aber außerordentlich auf bei einem Standpunkt im W, z.B. in der Knittelfelder Gegend. | Es sind. im Wesentlichen zwei solcher Furchen, — Tiefen- linien — vorhanden. Die Nördliche will ich Trasattellinie nennen. Verfolgen wir. ihren Verlauf vom Trasattel, dem Paß zwischen der Hochalm und dem Roßkogel (1314 m), so liegt ‚auf ihr der oberste Klein-Gößgraben. Allerdings weicht dieser beim Punkt 1118 der Spezialkarte von ihr in einer Schlucht etwas nach S ab, während die Linie als Sattel im N zu verfolgen ist. Auch weiterhin im W sieht man Reste des alten Bodens der Senke als gerundete Schultern am N- Hang ‚des Tales. Beim Gehöft at verläßt das Tal die Linie, diese zieht über den Sattel Preßler (etwa 980 m, nur 50 m über .der Sohle des Klein-Gößgrabens) in das weite Becken des ‚Groß- -Gößgrabens beim Moderer. Von hier aus scheint sich. die Linie zu ‚spalten, ger südliche. Ast über ‚die tiefe Scharte, beim Partlehner (914), „die nördliche. beim Lehberger (1000 m), in die Weite des ‚Schladnitzgrabens zu ziehen, der am N-Hang wieder beim Oberflächengestaltung der Umgebung Leobens. F Satner und Egger alte Ebenheiten mit später zu beschreibenden Bodeneigentümlichkeiten zeigt. Ä Jenseits des Schladnitzgrabens umschließen beide Linien ‚den Schinninger (990 m). Die südliche Linie läuft über den - Sattel zwischen Hochegger und Votschberger (936) in den durch seine Geradlinigkeit und weite auffallenden Lohitz- graben. Eine weitere Fortsetzung Konnte nicht mehr. gefunden ‚werden. £ Der andere Zweig zieht über den Sattel beim Hullmayr in den Tertiärstreifen der Einöd und zum Dorfe Lainsach. Es wäre verlockend, die weitere Fortsetzung im Tertiär vom Mayr im Kreith zu suchen, dem Sattel, der östlich von St. Stefan eine Krystallininsel im Murtal mit der südlichen "Talseite verbindet, die Linie weiter zu verfolgen in das Tertiär von Leising, das von Kraubatar als Senke nördlich der Gulsen verläuft. Man käme damit gerade an die N-Grenze des Sekkau-Ingering-Tertiärs. Doch harren letztere Vermutungen noch der Bestätigung. | ‚Verfolgen wir ebenso die Linie nach O: Vom Trasattel nach O sehen wir in den obersten, von W nach O laufenden Teil des Utschgrabens, dem ebenso in der Linie verlaufend, vom Eisenpaß (1195) der Schiffgraben entgegenkommt. Der Utschgraben bricht nach N durch. Er wie der Schiffgraben zeigen bis oben hin die Formen des Jungzyklus. Doch sprechen eine Reihe von Schultern auf den Seitenkämmen von einem alten Boden in 1100 bis 1200 m Höhe, der dann seitlich abgezapft wurde. SH re In der weiteren Verfolgung der Linie sehen wir vom Eisenpaß in die Zlatten. Oben eine Talweite mit alten Formen. Diesen Talboden kann man von oben her noch weit aus- "wärts verfolgen, der Jungzyklus hat aber in ihn eine eng mäandrierende Schlucht geschnitten, die bis zum Brunnsteiner reicht. Die weitere Fortsetzung der Linie ist man versucht über den Sattel südlich des Kirchdorfer Berges zu legen. ' Dies ist die eine der beiden Tiefenlinien. Eine. zweite ‚liegt südlich davon, verläuft annähernd gleich, bildet .aber ‚einen weiten nach N offenen. Bogen, ihr ‚südlichster Punkt liegt am’ Pöllersattel, der Senke: zwischen .Pöllerkogel und Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 129. Bd. ar 544 W. Schmidt, Rotündl, die mit 1278 auch den höchsten Punkt der Linie bildet. Ich will sie Pöllerlinie nennen. Ihr gehören an: Vom Pöllersattel nach © der oberste Teil des Groß Gößgrabens der Sattel des Almwirts (Hochalmwirt 1178). Blickt man von hier nach Osten, so sieht man in die S-Abhänge der Hochalm hinein. Sie werden durch den Gamsgraberı und den Laufnitzgraben mit ihren Seitengräben zur Mur entwässert. | In allen Kämmen, die vom Hauptkamm nach S herunter- ziehen, trifft man dort, wo die Linie sie schneidet, einen Sattel, in den Gräben eine Erweiterung. Auf jeden Sattel hat ein Bauer seinen Hof hingestellt, mit Wiesen und Feldern ringsum, so daß die Linie der Karte 1:200.000 als Aneinanderreihung brauner Flecken im Grün des Waldes sehr schön zu sehen ist. Weiterhin- gehört der Trafösgraben unserer Senke an. Blicken wir vom Pöllersattel nach W. Vor uns liegt in der Linie der oberste Schladnitzgraben, geradlinig, ziemlich breit. Dort wo er nach NW umbiegt, leitet uns ein 1181 hoher Sattel zwischen Oxenkogel und Erdegg (1455 und 1569 m) hinüber in einen Seitengraben des Lainsachtales, der an seinem N-Hang wieder in Schultern einen alten Tal- boden anzeigt. Auf diesen liegen die Höfe Galler (1039), Dürnbacher (983), Sattler (941 m). Ein allerdings nicht sehr ausgesprochener Sattel (zirka 1000 mn) führt hinüber in das. breite Becken von Lobming mit seinem hügeligen Tonboden. Im Weiterstreichen der Linie finden wir den auffallenden Illsattel (947), der in die Weite des Tanzmeistergrabens bringt. Weiterhin kommen wir in den gerade in der Linie liegenden Preggraben mit seinem Tertiär, der so eigentümlich der Mur entgegenfließt. | Über den Sattel des Stellerkreuzes kommen wir dann ins Murtal. Schaut man aber von einem Höhenpunkt, z. B. vom Pöllersattel die Linie entlang, so fügen sich viel weiter draußen noch immer Formen dem Gesetze ein, man sieht gerade im Profil den Südrand des Sekkauer Tertiärs und sieht gerade Oberflächengestaltung der Umgebung Leobens. 945 hinein in den so eigenartig geraden Spalt des untersten Gaal- grabens. Und hier kann man die Spur der Linie wieder genau verfolgen. Der Gaalgraben läuft nicht gerade auf der Linie, sondern etwas nördlich davon. Alle Rücken aber, die vom Fohnsdorferberg nach N herabziehen, haben an derselben Stelle den Sattel, die Gräben Weitungen und Ablenkungen. Sehr schön ist dies vom Bauer Herker südlich von Gaal zu sehen, mit einem eindrucksvollen Überblick nach O bis zum Pöllersattel. Wir haben beide Linien nach OÖ bis zur Mur verfolgt. Jenseits derselben treffen wir nun nicht die unmittelbare Fort- setzung, aber doch ähnliche Verhältnisse. Zwischen Rennfeld und Hochlantsch zieht die Breitenau weit vom O herein. Eine Reihe von Gräben streicht vom Rennfeld zu ihr herunter mit Kämmen zwischen sich. Und geradeso wie S der Hochalm zieht eine Tiefenlinie über sie hinweg, Sättel in den Kämmen, Weitungen in den Gräben bildend, bis zum Eywegsgsattel. Ich will sie Eywegglinie nennen. In ihr liegt der Gabraungraben, der nördlich Pernegg in die Mur mündet, weiterhin geben die Höfe Ecker (835), Löffler (826), Obersattler (919), Steinbichler, Rauter (942), Kreser (961) den Zus der Linie: las Die Eywesgglinie liegt ziemlich in der Fortsetzung der Trasattellinie, ist aber etwas mehr gegen N verschwenkt. Über ihr Verhalten zur Pöllerlinie wird noch zu sprechen sein. Dies ist der Befund, die nächste Frage ist nach der Erklärung der Entstehung der Formen. Der geradlinige Verlauf läßt allein Sprünge als mögliche Erklärung zu, die Annahme ehemaliger Flußtäler ließe sich mit dieser Gestalt nicht vereinen. Es ist aber nicht etwa möglich die jetzige Tiefenlage als Folge der Verwerfung hinzustellen. Meist erheben sich zu beiden Seiten‘ der Linie die Berge mit ziemlicher Steilheit, so daß man unglaublich lang bandförmig schmale Grabenbrüche annehmen müßte. Die jetzige Form der Linie als Tiefe ist nur eine Folge der Zertrümmerung des Gesteins durch die Verwerfer, das dann leicht ausgeräumt wurde. Der aufnehmende Geologe wird hier zur Verzweiflung gebracht. Im ganzen Bereich der 946 W. Schmidt, Linien ist es unmöglich ein frisches, schleifbares Gesteins- stück zu schlagen, alles ist vermorscht, rostig zersetzt, während sonst das Gestein durchwegs gutartig ist. Das übrige Gebiet hat einen mageren Boden, der wohl Fichtenwälder trägt, dessen Weidegrund aber besonders im Amphibolgneis recht mager und dürr ist. Um so über- raschender ist es, wenn man in diesem Bereiche Inseln findet von einem sehr tiefgründigen roten oder rotbraunen Tonboden, der üppige Wiesen trägt. Und diese Inseln liegen nur auf den Linien, fast ein jeder der eigenartigen Sättel bildet einen solchen Punkt. Der oben gegebene Zusammenhang zwischen den Linien und der Besiedlung beruht nicht bloß auf der einladenden Lage, sondern noch mehr auf dem Vorzug des Bodens. Schöne Beispiele dieses Rotbodens bildet der Moderer- kessel im Groß-Göß, die Lobming, die Sättel S der Hochalm. Dort wo das Gestein eisenreich ist, konnte sich dieses bei der Bodenbildung anreichern. So besonders im Gebiete des Kraubater Peridotits. Die roten Tone des Tanzmeister und Preggrabens mit den Bohnerzen, die früher abgebaut. wurden, auf die auch in neuester Zeit geschürft wurde, gehören dem Bereich der Pöllerlinie an. Derzeit entstehen hier durch Verwitterung keine Rot- böden, das Eisen wird als Hydroxyd gelöst. Es muß zur Zeit der Bildung ein wesentlich anderes Klima geherrscht haben, ein Klima der Lateritbildung, zum mindestens ein subtropisches. Viele der Talstücke und Sättel der Linien tragen die Form des Altzyklus: Verwerfung und Boden- bildung spielten sich also vor dem Altzyklus ab. Haben wir so die Anlage der Linien als eine alte er- kannt, so ist es anregend zu untersuchen, wie sich Alt- und Jungzyklus mit diesen vorgezeichneten Furchen abgefunden haben. Ganz reizende Einzelheiten finden sich hier, von denen nur einige gebracht werden sollen. ' Beim Kartenstudium kam ich zur Ansicht — es war dies, bevor ich eine Vorstellung von den Tiefenlinien hatte — daß der oberste Groß-Gößgraben ehemals dem Gamsgraben 7 ‘ Oberflächengestaltung der Umgebung Leobens. 047 angehört habe, — er hat ganz die entsprechende Richtung — und. daß dieses Stück dann vom Gößgraben angezapft wurde. Fe Im Gelände sieht man nun folgendes: Es ist wohl mög- lieh, daß eine derartige Anzapfung stattgefunden hat, doch kann diese nur zu einer Zeit geringer Erosion stattgefunden haben, es fehlt die Tieferlegung des abgeleiteten Stückes, der Bach liegt nur 40 m unter dem Almwirtsattel, das Gefälle ist ober und unter der Anzapfungsstelle ausgeglichen. Die Formen gehören dem Altzyklus an. Man erwartet nun jenseits des Almwirtsattels das verödete, enthauptete Flußtal zu finden und ist sehr erstaunt, hart am Sattel nach OÖ den außerordentlich steilen Abfall in den Sammeltrichter des Gamsgrabens zu finden, 270 m Gefälle auf 1 km. Es ist der Jungzyklus, der hier so weit zurück- geschnitten hat. Nur etwa 150 m muß der Gamsgraben noch zurückschneiden, den niederen Rücken des Almwirt weg- räumen, und er enthauptet den Groß-Gößgraben. Blickt man aber links, so sieht man in die Schultern und Sättel der Pöllerlinie. Wenn der Groß-Gößgraben also etwas angezapft hat, so war es die: Talung-. der: Pöllerlinie :in -der.; Zeit des Alt- zyklus, im Jungzyklus ist der Gamsgraben gerade daran, der vom Gefälle begünstigten Ostseite ihr Recht zurück- zugewinnen. | | Ganz ähnliche, nur kleinere Verhältnisse findet man im obersten Strickbachgraben, dem östlichen Seitengraben des Laufnitzbaches. | Sein Beginn ist eine nicht weite Wiesenmulde voll Rot- boden auf der Pöllerlinie. Auffällig ist, daß der Bach in die Wiesen einige Meter tief eingeschnitten ist, die ursprüngliche Oberfläche als Terrassen zurücklassend. Doch sind die Ein- schnitte recht weit. Der Bach läuft zwischen hohen Bergen nach S hinaus in einem verhältnismäßig engen, doch schon ausgeweiteten Tale. Nach O aber haben wir einen weiten, ganz flachen Sattel! gegen das Traföstal, der nur etwa 10 m ober dem Strickbache liegt. Die Terrassen in der Mulde . weisen auf- 548 W. Schmidt, fällig gegen den Sattel hin. Also wieder ein Bild, das auf Anzapfung eines ursprünglich dem Traföstale angehörigen Talstückes durch den Strickbach schließen läßt. Gehen wir nun über den Sattel, so finden wir statt des verödeten Talstückes einen außerordentlich steilen Hang zur Trafösschlucht. Wieder stehen wir vor der Rückanzapfung des Strickbachkessels durch den Jungzyklus des Trafös- baches. Im N der Schlucht finden wir aber die alte Senke mit Äckern, Bauernhöfen, Rotboden, der Grabenweg vermeidet - die Schlucht, geht über die Senke. Diese ists, die ehemals der Strickbach anzapfte. Es sei hier eine Abschweifung gestattet. Die Formen des Strickbachkessels mit seinen Rotboden- terrassen gehören dem Altzyklus an, sehen trotzdem ganz frisch aus. Das ist ein Eindruck, den man im ganzen Bereich des Altzyklus hat, in ihm 'hat sich seit langer Zeit nichts mehr geändert, in der ganzen Zeit, in welcher der Jungzyklus seine Gräber schuf, dann in der Eiszeit mit ihren erhöhten Niederschlägen und denı Herabrücken aller Grenzen. Nicht einmal ein nennenswerter Schuttabwurf hat stattgefunden, sonst müßten die Täler des Altzyklus bei ihrem geringen Gefälle viel stärker zugeschüttet sein. Der Altzyklus ist ver- steinert. Es ist dies eine Ansicht, die ich mehr gefühlsmäßig gewonnen habe, die ich aber für höchst wichtig zur Beur- teilung der Ursachen eines neuen Zyklus halte. Es heißt dies nämlich: die bedeutende Erhöhung der Niederschläge in der Eiszeit hatte für die Oberflächengestaltung eine verschwindend . geringe Wirkung gegenüber einer Verlegung der Erosions- basis, wie dies vor Beginn des Jungzyklus geschah. Kehren wir zur Talgeschichte zurück. Ähnlich wie der Strickbach sich einen Anteil an der Tiefenlinie erobert hat, steht jetzt ein Seitengraben des Gams- grabens, jener zwischen Sattlerkogel und Kreuzkogelkamm (Jockelbauer) unmittelbar davor, in diese zurückzugreifen. Der _ Sattel dazwischen ist nur noch 100 m hoch. Ich habe in beiden früheren Fällen davon gesprochen, daß die Tiefenlinie im Altzyklus angezapft wurde, ohne es recht beweisen zu können; es können vielfach auch epi- Oberflächengestaltung der Umgebung Leobens. 949 genetische Erscheinungen mitgespielt haben. Insbesondere möchte ich dies für die Breitenau ins Auge fassen. Hier geht das jetzige Tal gleichlaufend mit der Eywegglinie, zwischen beiden eine Reihe höherer Berge, und alle Seitengräben schneiden durch Tiefenlinie und Bergreihe durch, zum Teil ohne von ersterer abgelenkt zu werden. Die Ablenkung und Zusammenfassung der Seitengräben im Schlaggraben kann als nachträgliche Enthauptung konsequenter Bäche durch einen in der Linie liegenden subsequenten gut gedeutet werden. :Es wäre hier leicht anzunehmen, daß die Anlage des Talnetzes in einer Zeit erfolgte, in der die Tiefenlinie ganz angefüllt war, sei es mit Rotboden, sei es mit anderem Tertiär, das aber dann ganz ausgeräumt wurde. Dies wäre dann ein Fall von Epigenesis. Gerade bei. der Anlage des Breitenauer Grabens spielt aber vielleicht noch etwas anderes mit. Wir haben die Pöller Linie nicht über die Mur nach OÖ verfolgt, während wir die Trasattellinie in die Eywegglinie verlängert haben. Es wäre recht gut möglich, daß das so eigenartig neben einer Tiefen- linie gelegene Breitenauertal selbst durch eine Tiefenlinie vorgezeichnet war, die Fortsetzung der Pöller Linie. Es wäre von Bedeutung zu wissen, in welchem Sinne die ersten Bewegungen an den Linien stattgefunden haben. Aber sowohl geologische als morphologische Kennzeichen fehlen vorläufig dafür. Dagegen lassen sich an diesen Linien jüngere Be- wegungen feststellen, und mit diesen in den Jungzyklus fallenden Bewegungen wollen wir uns im folgenden be- schäftigen. | Im Eingang wurde die auffällige Ebenheit der Kämme in den dem Murtal zunächst liegenden Teilen geschildert und daraus auf eine Verebnung, einen alten Murtalboden geschlossen. Doch fallen bald einige Unstimmigkeiten auf. Der Mießriegelkamm, der eine schöne Ebenheit darstellt, ist um 200 m höher als die anderen. Im Kamm zwischen Groß-Göß und Schladnitz steht die Hochtratten um 100 m heraus, im nächsten Kamm der Schinninger um 90 m. Sämt- äiche dieser Punkte liegen knapp im N der Trasattellinie. 550 W. Schmidt, Es deuten ‘diese Unstimmigkeiten der Höhenlage darauf hin, daß an der Linie nach der Einebnung noch Verstellungen in der Senkrechten stattgefunden haben. Diese Beweisführung läßt sich nur im Bereich der Verebnung führen. Um allge- meine Untersuchungen durchführen zu können, müssen wir noch andere Erscheinungen heranziehen, wir gewinnen solche aus der Talform. Der unterste Teil des Gößgrabens bei und ober Kalten- brunn zeigt gegenüber anderen Gräben des Jungzyklus merkwürdig unreife Formen. Sein Gerölle ist unausgeglichen, sein Querschnitt oft klammartig, seine Flanken steiler als sonst, überall stehen Felsen heraus. Diese Übersteile des: Hanges setzt sich an der N-Seite des Klein-Gößgrabens bis zu Trasattel hin fort. Gegen innen zu folgt sowohl im. Groß- wie im Klein- Gößgraben eine Strecke auffallender Weite, wo nicht nur der alte Rotboden nicht ausgeräumt ist, sondern der Bach auch jetzt noch anschottert. Die Grenze zwischen beiden Gebieten ist die Trasattellinie, nördlich von ihr ist der Jungzyklus: besonders jung, südlich von ihr gebremst. Dieselbe Er- scheinung in der Schladnitz. Vorne die Talenge, die aller- dings nicht so unreif ist, wie die Gößgrabenschlucht, hinten die schöne Talweite. | * Bei''Lainsach soll die Linie ’die: Mur kreuzen. Und hier ergeht es der Mur gerade so wie früher beiden: Bächen. Sobald sie in den N-Flügel der Linie übertritt, muß sie sich durch Felsen einen Weg bahnen, in recht jungen Formen, während auf dem S-Flügel ihre Kraft gehemmt war, so. daß sie das weite Becken Kraubat—St. Michael anschottern mußte. | "Im O setzt die Mur im Brucker Durchbruch nochmals über die Trasattellinie, und auch hier sehen wir dieselbe Erscheinung. 'Südlich ‘vom "Übelstein bee eine Talstrecke, die besonders jugendlichen Eindruck macht. In mächtigen ein- gesenkten Schlingen hat die Mur sich in den alten Talboden eingefressen. Die Talau ist schmächtig, dachartig sind die Hänge, die Seitengräben schwach entwickelt. Sobald aber Oberflächengestaltung der Umgebung Leobens. ool die Mur bei Zlatten auf die S-Seite der Trasattellinie über- tritt, weitet sich das Tal. ' Wir haben einen einheitlichen Befund. In der N-Scholle der Trasattellinie ist die Erosion jugendlich belebt, in der S-Scholle gehemmt. Es muß also die N-Scholle jung gehoben sein. Es stimmt dies auch dem Grade nach mit dem Befund aus der Verstellung der Verebnungsfläche überein. Dehnen wir diese Untersuchungsweise auch auf die Pöllerlinie aus, so werden wir ähnliche Ergebnisse erhalten, doch nicht so einheitliche wie bei der Trasattellinie. Es wechselt hier die Stärke der Verstellung des N-Flügels sehr rasch. Es hat den Anschein, als wäre dieser durch etwa SO—NW streichende Sprünge in Teilschollen zerlegt, die sich in junger Zeit selbständig verschoben hätten. Solche Sprünge möchte ich auch annehmen, um den eigenartigen SO—NW- Lauf der Gräben zu erklären, die der Mur entgegenkommen, deren Richtung so eigenartig mit der der N-seitigen Zuflüsse der Mur übereinstimmt, wie Liesing, Erzbach und andere. Diesen: Zusammenhang hat schon Österreich in der Arbeit »Ein alpines Längstal zur Tertiärzeit«, Jb. GRA. 1899, für Lamming und Murdurchbruch bei Bruck ausgesprochen. An den östlichen die Pöllerlinie kreuzenden Gräben sah ich kein Anzeichen junger Bewegung, auch der Groß-Göß- graben zeigt nördlich und südlich der Pöllerlinie die gleichen Altformen. Um so auffallender ist der nächste Graben, der Schladnitzgraben. Das oberste Stück, im Zuge der Pöllerlinie zeigt die alten ausgeglichenen Erosionsformen. Dort wo der Bach aber beim Reiner (962) die Linie nach NW verläßt, beginnt eine Klammstrecke, die an Unreife die Gößgraben- schlucht noch weit übersteigt, ganz eng, mit Felswänden im untersten Teile, unausgeglichenem Gefälle, das auf 1 km 75 m beträgt. Ganz ähnlich ist auch der Östlich einmündende Mühlbach. Es wäre also auch hier die N- Sun en der südlichen gehoben. ‚Dieselbe Erscheinung im RENNER 5:der Linie mäßig weit, ist sein Durchbruch durch den N-Flügel der Linie: ‚eng, allerdings nicht derartig. ee wie beim Schladnitzgraben. O1 Si DD "WW. Schmidt, Einen großen Gegensatz dazu bildet die Lobming. Ihr weites Becken auf der Pöllerlinie wurde schon besprochen. Dieses öffnet sich gegen NNW in einem weiten geradlinigen Tale nach St. Stephan hinaus, das eigentlich einen alten Eindruck macht. Es gehört aber doch dem Jungzyklus an, da es in die Verebnung eingeschnitten ist. Es hat wohl eine kleine Hebung der N-Scholle stattgefunden, der Bach ist unterhalb Martinrein etwa 10 m in einem alten, schotter- bedeckten Talboden eingeschnitten, eine steilwandige, doch schon verbreiterte Schlucht. Der große Betrag der Hebung der N-Scholle im O ist also vollständig geschwunden. Um so auffallender ist es, daß der nächste, der Tanz- meistergraben, wieder auf das auffälligste den Unterschied zwischen Weitung im S und Durchbruch im N der Pöller- linie" zeigt. Es ‘ist dies das schönste‘ Beispiel einer Klamm im ganzen Gebiete, die auch landschaftlich wegen der Eigenart des Peridotits und seiner Flora einzig dasteht. Es müßte hier "eine kleine Scholle, die‘ des Niesenberges’ und etwas im W dazu, gehoben worden sein. Es spricht sich dies auch in der Höhenlage aus, da dieser Berg die Ver- ebnung um etwa 100 m überragt. | Der unvermittelte Übergang von dem Gebiete wo Hebung fehlt, in der Lobming, zum so stark gehobenen Niesenberg legt es nahe, hier einen Querbruch anzunehmen, der mit der Richtung des Lobmingtales vielleicht auch dessen auffällige Form bedingt. Aber auch gegen Westen muß die Niesenbergscholle scharf absetzen, denn es folgt die Scholle des Lichtenstein- berges und Windberges bei Kraubat, die, wie schon erwähnt, die Verebnung noch am unberührtesten erhalten hat, etwa auf 870 m. Zwischen den Gräben sind noch weite Stücke der Verebnungsfläche unberührt, so daß es vielleicht nahe- liegt, für diese Scholle sogar eine Senkung anzusetzen. Doch schon westlich des Wintergrabens hebt sich das Land wieder. Pöllersberg (1000 m) und Gulsen (930 m) gehören einer gehobenen Scholle an, die von der Mur durchschnitten ist. Und gerade so wie die gehobene N-Scholle der Trasattel- linie den Durchbruch bei St. Michael erzeugte, verursachte Oberflächengestaltung der Umgebung Leobens. 2098 die Hebung dieser Scholle den Durchbruch :von Kraubat und davor das Schotterfeld von Knittelfeld-Judenbureg. Weiterhin im Verlaufe der Pöllerlinie, im Becken von Sekkau lassen sich keine Anzeichen über junge Bewegungen beobachten; insbesondere sah ich keine im Ingeringdurchbruch. Allerdings ist dieser durch den Schotterrückstau aus dem Murtal her stark verschüttet. Bis jetzt wurde in der Untersuchung nichts über den Zusammenhang zwischen diesen Linien und dem geologischen Aufbau gesagt. Es sind eben die Untersuchungen hierüber noch nicht weit genug gediehen. Es sei nur soviel, einer ausführlichen Darstellung vorausgreifend, gesagt. Die Trasattel- linie fällt mit einer bedeutungsvollen tektonischen Grenze zusammen, an ihr stößt eine südliche Gneismasse, die Gleinalmmasse, aus Amphibol und Aplitgneisen bestehend, unter Zwischenlagerung von verschiedenen Glimmerschiefern an eine nördliche Masse, die aus von Graniten injizierten Gneisen bestehende Sekkauer-Muglmasse an. Ob die saigere Stellung der Glimmerschiefer an der Trasattellinie die Folge der jungen Bewegungen ist oder schon früher bestand, kann ich derzeit nicht sagen. Für die Pöllerlinie konnte ich eine tektonische Vör- zeichnung nicht finden. | Soviel über die Oberflächenform in meinem engeren Aufnahmsgebiete. Es ist naheliegend, die Untersuchungen noch weiter auszudehnen. Insbesondere möchte ich darauf hinweisen, daß die Linie Margarethen Rachau, Gleintal, Gleinalmwirt Übel- bachtal wieder ein derartig geradliniger OW-Zug ist, der einer Untersuchung bedürfte. | Wenden wir nun unseren Blick kurz auf die N-Seite des Murtales. Dieses macht zwischen Bruck und Oberaich nicht mehr den Eindruck gehobener Blöcke, die oben Eben- heiten tragen, dann stark Zerschnitten wurden, sondern den eines Pultes, das in mäßiger Neigung vom Kamm des Himberg- ecks, Gschwandt, Penggen nach S einfällt. Dieselbe Neigung hat auch das kohlenführende Tertiär von Seegraben und seine Überlagerung, das kalkalpine Konglomerat. Es ist 094 W. Schmidt, wieder eine. Verebnungsfläche, die aber nach S gekippt worden ist. Wir kennen den Verwerfer, der diese schräg- gestellte Scholle im S begrenzt, es ist der Seegrabenbruch. Die Fläche ist durch Gräben zerschnitten, doch macht. diese Zerschneidung einen anderen Eindruck als jene des südlichen Berglandes. Folgebäche rinnen dem Gefälle nach herunter in weiten Abständen, in breiten Riedeln noch die ursprüngliche Form zwischen sich lassend. ‘Man hat auch nicht mehr den Eindruck, in einem ganz jungen Zyklus zu stehen, die Täler sind weit offener. Es hat hier wohl die Neubelebung: des Jungzyklus durch die jüngsten Bewegungen gefehlt, vielleicht spielt auch hier das andere Gestein, Phyllit mit.! 1 Es sei hier darauf hingewiesen, daß wir im S-Hang der Sekkauer Alpen eine ganz ähnliche schräggestellte Scholle haben, wie in der Scholle des. Himbergecks, diesmal aber im Gneis. f Der ganze Hang von der Sekkauer Hochalm zum Zinken und auf der anderen Seite der Ingering der S-Hang des Ringkogels ist ein derartiges Pult, eine Verebnung aus dem Altzyklus. Allerdings scheint vom Pabstriegel bis zur Sautratten im N des Sekkauer Beckens eine sich in der Oberfläche aus- sprechende Störung nach Art unserer Tiefenlinie das Pult zu unterbrechen; diese Verhältnisse bedürfen noch einer Untersuchung. Wieder ist diese- Fläche von weitgestellten Folgebächen nicht tief zerschnitten, die zwischen sich wurstartige Riedel lassen. Wie in diese Formen sich schüchtern die: ersten Formen der Eiszeit hineinlegen, während auf der N-Seite schon ein Riesenkar das andere berührt, verleiht der Gegend besonderen Reiz. Das Eigenartige ist nun, daß an den Zinken nach NW sich drei Berge: anschließen, die gänzlich anders aussehen. Es sind dies die dem Ingering-- gebiet angehörigen Mauerangerkogel. Brandstätterhöhe, Hochreichart. Bis hinauf zum Gipfel tragen sie die Formen des reifen Jungzyklus. wie nur irgend ein Berg bei Göß oder Schladnitz, scharfe Grate, wie mit dem Schnitzer geschnittene Flanken. Es ist meines Wissens der einzige Punkt in den Alpen, wo man Berge von 2400 m - Höhe sieht, rein in der Tracht eines reifen Zyklus normaler Erosion. Eiszeitliche Spuren sind nur ganz zart in den Gräben angedeutet. Doch gleich NW des Reichart, im Hirschkadl und der Höll beginnen auch in der Ingering die schönen Kare: und. damit die Zackenkämme. ap Diese ‚Insel eines jungen Zyklus stellt eine schwere Frage. Man ist zunächst geneigt,. sie mit dem Durchbruch der Ingering und der dadurch verstärkten Erosion zusammenzuhängen. Doch warum zeigt die W-Seite des Ingeringstales in den reichlichen von der Eiserosion verschonten Formen nur die Züge des Altzyklus, ebenso der in die Ingering mündende Gaal- graben? Es ist dies eine Frage, die noch der Entscheidung harrt. en Öberflächengestaltung der Umgebung Leobens. 89 Westlich einer Linie Knappenriedel N von Leoben-2, Dorf im Laintal und nördlich einer Linie Knappenriedel-Ortner sehen wir wieder eine andere Scholle, der ich auch das Gebiet des Traidersberges zurechnen möchte. Es fehlt hier die Schrägstellung; besonders im Osten des Donawitzertales sehen wir eine ganz ausgezeichnete Verebnungsfläche im Gebiete der Tollinggräben und der Friesingwand auf etwa 900 m, die wieder sehr reich und sehr jugendlich zertalt ist. Gehen wir nun über die Pultscholle des Himbergecks nach N, so kommen wir wieder an eine Linie, die schon wohlbekannt ist, es ist die Trofaiachlinie. Gleichlaufend mit den früheren zeigt sie in der Oberflächengestaltung bis in die Einzelheiten gleiche Erscheinungen, die Tiefenlinie bestehend aus Talstücken von verschiedenen Wasserläufen benutzt, da- zwischen tiefe Sättel, dieselbe Bodenbeschaffenheit, das Ein- greifen in die Gestaltung der Tertiärbecken. Diese Linie hat für die Tektonik der Alpen eine bedeu- tende Rolle gespielt. Von Vetters (Verh. GRA. 1911) wurde sie als Spur einer OW-Verschiebung gedeutet, während Heritsch (Verh. GRA. 1911) und Kober darauf hinwiesen, daß dieselben Erscheinungen in der Gesteinsverteilung auch durch eine senkrechte Erhebung des N-Flügels erzeugt worden sein könne. | Ich möchte mich hier auf die Seite der letzteren Ansicht ‚stellen. | Die Trofaiachlinie gehört organisch in die besprochene Schar von Brüchen. Für die anderen derselben haben wir keine Anzeichen einer streichenden Verschiebung erhalten. Deshalb würde auch hier eine Steilverschiebung besser in .das Bild passen. So haben wir ein geschlossenes Bild: Die Mur-Mürzlinie ist zwischen Knittelfeld und Kapfenberg, wo auch das Tal einen so seltsam uneinheitlichen Verlauf nimmt, zerschlagen in ein Bündel von Sprüngen mit OW-Verlauf, deren zwischen- liegende Schollen sich bis in jüngste Zeit gegeneinander verschoben haben. Der Blick wendet sich von hier nach N und wir sehen vor uns die. S-Abstürze der N-Kalkaipen. Betrachten wir die Berge im Profil, z. B. vom Reiting aus, BD. W. Schmidt, so sehen wir die alte Landoberfläche, die ihre Stöcke oben begrenzt, entweder mit einem Sprung um 300 bis 500 m ab- sinken, wie am Hochschwab-Trenchtling, oder in Staffeln, wie am Eisenerzer Reichenstein-Zölz, oder als schräggestellte- Platte absinken, wie der Reiting selbst; überall erkennen wir aber das Wirken junger Verstellung. Die Zeitbestimmung für den Bewegungsvorgang be- kommen wir aus dem Alter der verworfenen Landfläche. Über diese. Frage ist schon viel veröffentlicht worden. Siehe Literaturangabe in Winkler: »Über jungtertiäre Se- dimentation und Tektonik am Ostende der Zentralalpen«, Mitt. Geol. Ges., Wien, 1914, p. 290. Winkler hält mit Götzinger die Formen der hoch- alpinen Verebnungen für eine Gestaltung der Zeit der Augen- steinbildung, also aus einer Zeit geringer Erosionstätigkeit der Alpen, die er wohl mit Recht der Zeit des Braunkohien- tertiärs gleichstellt. Ich möchte dem aber gegenüber halten, daß die Formen der Kalkalpen»verebnung« vielleicht doch einem späteren Zyklus angehören. | | In dem Teile, den ich besonders kenne, den Eisenerzer Alpen, fallen die Verebnungen zwar gegenüber den Abstürzen auf, betrachtet man sie aber für sich, so bekommt man doch: den Eindruck ziemlich bedeutender Mittelgebirgsformen. Die Landflächen des Reiting, des Wildfeldstockes, stehen eigent- lich hinter Formen, wie die des Rotündl, Hochalm nicht zurück, in den Böden des Trenchtlings haben wir ein Tal- gebiet von nicht geringem Höhenunterschied. Schon von Götzinger wurden die alten Oberflächenformen als Hügel- landschaft beschrieben (Mitt. d. Geogr. Ges., Wien, 1913). Mir erscheinen nun die Höhenunterschiede dieser Hügelland- schaft zu groß, um für die Zeit der Augensteine zu passen. Die Formen stimmen dagegen mit den Formen unseres Alt- zyklus sehr gut überein. Ein anderer Grund für diese Ansicht liegt im Miozän- konglomerat der Kohlenbecken. | "Wir sehen, wie nach der ruhigen Sedimentation der Kohlen und ihrer Tone eine plötzliche Verstärkung der Erosion O1 = Oberflächengestaltung der Umgebung Leobens. mit Umkehr der Entwässerungsrichtung folgt. Riesige Mengen von kalkalpinen. Geröllen werden in allen Senken abgelagert. Diese Konglomerate fügen sich im Seegraben dem Altzyklus derartig ein, daß. ich nicht anstehe, sie der Zeit nach dem Altzyklus zuzuordnen. Sie liegen auf einer Fläche des Alt- zyklus und werden oben wieder. von einer solchen. begrenzt. Diese Geröllmengen müssen aber auch einer ergiebigen Ausräumung und damit Formänderung in den Kalkalpen entsprechen. Auf der Suche nach Augensteinen auf. den Trenchtling- boden fand ich nicht diese, wohl aber wohlgerundete faust- große Gerölle von Werfener Schiefer. Auch dies stimmt mit meiner Ansicht, daß die Kalkalpenhochflächen hier einer ziemlich starken Erosion ausgesetzt waren. Solche Rollstücke dürften weit häufiger sein, Kalkrollstücke werden sich aber auf den Kalkflächen der Beobachtung leicht entziehen, dürften teilweise auch der Verkarstung zum Opfer gefallen sein. Aus diesen Gründen möchte ich die Formen der Kalk- hochalpen dem Altzyklus zuschreiben, die Augensteine wären dann nur Reste aus einem früheren Zyklus. Der Übergang von diesem zum Altzyklus dürfte durch das Aufleben der Kalkalpenbrüche gegeben sein, ähnlich wie wir auch im Gneisgebiet die Brüche schon vor dem Altzyklus bestehend fanden. | | Nach Ausbildung der Geländeformen haben wir dann weitere Bewegung an den Bruchlinien bis zu den bedeutenden Höhen, die jetzt die S-Wände der Kalkalpen schufen, es ist dieselbe Bewegung, die das Seegrabenkonglomerat schief- stellte und wohl auch im S den Jungzyklus einleitete. Auch in den Kalkalpen müssen diese Bewegungen bis in jüngste Zeit angedauert haben. In den Trenchtiingböden finden wir langhinziehende Bruchstufen von bis 8 m Höhe die durch. Dolinen, Schneelöcher hindurchsetzen. Wir haben wohl für unsere Linien eine Entstehung vor dem Altzyklus festgestellt, haben aber noch nicht untersucht, wie weit diese Entstehung zurückreicht. Ich möchte fast annehmen, daß sie in den ersten Anfängen den Beginn der Zeit unseres Braunkohlentertiärs einleiteten und hiebei die 858 W. Schmidt, Oberflächengestaltung der Umgebung Leobens. Beckenbildner waren. Denn diese schließen sich in der An- lage dem Bruchplane an und zeigen immerhin solche Uhnter- schiede in dem Schichtaufbau, daß man sie sich zum Teil schon von Anfang als getrennte Becken vorstellen muß. In die Zeit der Braunkohlenbildung möchte ich auch die Ausbildung der Rotböden verlegen und stütze mich hiebei insbesondere auf die roten Tone des Braunkohlentertiärs von Trofaiach, die denen unserer Linien stark ähneln, wenn sie vielleicht auch verlagert sind. Folgner Verh. Gr. A. 1913 H 18. Diese werden dort von kalkalpinem Konglomerat überlagert, was wieder mit unserer Erkenntnis stimmt, daß die Rotböden älter als der Altzyklus sind. Zusammenfassend hätten wir also folgende Zeitfolge: 1. Zeit der Augensteine: Geringe Höhenunterschiede, Entwässerung nach N. Beckenbildung durch Brüche. Kohlen- bildung. Rotbodenbildung. 2. Zeit des Altzyklus: Starke Verstellung an den Brüchen, Ausbildung des Murlaufes, Entwicklung eines normalen Zyklus bis zu unterjochten Formen mit großer Schuttlieferung von N ins Murtal. 3. Zeit des Jungzyklus: Weitere starke Verstellungen mit Ausbildung des Kalkalpensüdrandes. Neubelebung der Erosion. Fortdauer der Verstellungen bis in jüngste Zeit. Es ist dies eine Zeitfolge, die mit der von den anderen genannten Werken aufgestellten bis auf die hervorgehobenen Unterschiede gut übereinstimmt. Zur Biologie und Mikrochemie einiger Pirola-Arten Von Paula Fürth Aus dem Pflanzenphysiologischen Institut der Universität in Wien (Nr. 142 der zweiten Folge) (Mit 1 Tafel und 3 Textfiguren) (Vorgelegt in der Sitzung am 4. November 1920) Inhaltsübersicht: En 1 nee, 7a DIA aesboninsun raten 0 Pre ertplkenzune emiser Prols-Atten 2 NH. FU NEN RITDB5CO Eee er DD TEE BEHBBEBTUNEEN,. 2 nn nee a 1. Eigene Beobachtungen in der Natur . .. 2. 2.2. 1... 563 Br Keimasisversuchen Mn. una. 2 ee BE SamenS"; An... AN EN, a POREDRATE PISGR ne ee ee ae EN ne DE a RER) SE a ORTE ARE RR ANORG 3, B. Ben Beahachlüunseni. ni, = zur um: we ee IV. Versuche über die Kultur des Mykorrhizapilzes . . . .... 577 ner Benfnichtüngen 2 2 ZEN ALERT TR A. Der Bau der Blattepidermis von Pirola chlorantha . . . . 578 B. Über die Verbreitung von Phloroglucotannoiden bei den MB ENCHEEALS ET en en ne a ee N ten 2 Bl n Pi C. Über einen schön krystallisierenden Inhaltskörper der Ela MERTIORSET E23 taz. u et gene. Teac Meng ee ser RD RISHEBENENIRSHUNGE au HT a a ee ae Be Bund iz 585 SIRET EI EREIGNISSE EN N NE ARE 2 0 u LEI SON IRRE nn N ee 2er DZ Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 129. Bd. 38 260 P. Fürth, Einleitung. Im folgenden wird, im Anschluß an eine mir von meinem verehrten Lehrer, Hofrat Prof. Dr. H. Molisch, gegebene Anregung, die bisher noch nicht bekannte Keimungsgeschichte der Pirolaceen zu studieren, ein kleiner Beitrag zur Biologie dieser interessanten Pflanzengruppe geliefert. Außerdem gebe ich auch einige Beobachtungen anatomischer und chemischer Natur wieder. Bevor ich jedoch zu meinem eigentlichen Thema übergehe, spreche ich Herrn Hofrat Molisch sowie den Herren Prof. O. Richter und Dr.“G. Klein für ihre weitest- gehende Unterstützung meiner Arbeit den wärmsten Dank aus. I. Die Fortpflanzung einiger Pirola-Arten. A. Literatur. Irmisch (1855) gibt an, daß er die Keimung der Pirolaceen nicht kenne, doch liefert er eine genaue Beschreibung der vegetativen Fortpflanzung von P. secunda und P. uniflora. Er betont als erster den auffallenden Unter- ‘schied in den unterirdischen Organen der letztgenannten Art und denen aller übrigen Pirolaceen und stellt P. secunda und P. uniflora einander gegenüber. ‚Bei der ersteren, die er als Vertreter der Gruppe: P. secunda, chlorantha, minor, media und rotundifolia, die sich diesbezüglich alle gleich verhalten, "wählt, wird die vegetative Fortpflanzung durch weithin im Boden kriechende ‘unterirdische Achsen besorgt. Bei P. uniflora dagegen fand er regelmäßig an den Wurzeln, die er an ihrem anatomischen Bau als solche erkannte, Adventivknospen, durch die allein die vegetative Fortpflanzung erfolgt, da ‚diese Art keine Rhizome besitzt. Er fand auch einige Pflänzchen von P. secunda, deren Stamm direkt in eine Hauptwurzel überging, die sich also nicht aus einem Rhizom entwickelt hatten, und betrachtete sie als Keim- pflänzchen; sie hatten alle schon mehrere Blätter entwickelt und es gelang ihm nicht, jüngere Stadien aufzufinden. Er nahm an, daß sich beider :Keimung von P. secunda aus dem Samen zuerst ein Stämmchen bildet; für ‚die Keimung von P. uniflora fehlten ihm alle Anhaltspunkte. 1889 schreibt Drude in seiner Monographie der Pirolaceen, es sei wahr- scheinlich, daß sich die jüngeren Keimpflänzchen ohne CO,-Assimilation, nur mit »Wurzelzersetzungstätigkeit« ernähren und bedauert, daß es bisher noch nicht gelungen sei, die Samen zur Keimung zu bringen oder einwandfreie ‚jüngere Keimungsstadien in der Natur aufzufinden. Bezüglich der Wurzel- adventivknospen.von P. uniflora verweist er auf Irmisch, : gr Von Velenovsky erschien im Jahre 1892 eine mir nicht zur. Ver- ‚fügung stehende Arbeit »Über die Biologie und Morphologie der Gattung . \ (or) jan Biologie einiger Pirola-Arten. 6) Monesis«, deren Ergebnisse jedoch in seiner späteren, im Jahre 1905 er- schienenen Abhandlung »Über die Keimpflanzen der Pirolaceen« mitgeteilt werden. Sie beziehen sich vor allem auf die unterirdischen Organe der P. uniflora (Monesis), denen er, da sie morphologisch nicht einer Wurzel, anatomisch nicht einem Rhizom gleichzusetzen sind, den neuen Namen »Pro- kaulom« gab. Auch hat er nach seiner Meinung solche Prokaulome frei in der Erde lebend, ohne Zusammenhang mit oberirdischen Pflanzenteilen, ge- funden. In der zweiten Arbeit spricht er zunächst von seinen Keimungs- versuchen. die er u. a. auch im Walde, an den natürlichen Standorten der Mutterpflanze, vornahm und die nie zu einem Resultat führten. Ferner beschreibt er Keimpflanzen von P. secunda, deren er ein einziges Mal mehrere an ein und demselben Orte fand. Sie besaßen schon sämtlich mehrere voll entwickelte Blätter, zum Teil sogar schon in zwei Stockwerken über- einander, so daß er annehmen mußte, sie seien ein- bis zweijährig; jüngere Stadien odeı überhaupt noch mehr Keimpflänzchen aufzufinden, gelang ihm nicht, obwohl er während zweier Monate unzählige Standorte danach ab- suchte. Er beschreibt Pflänzchen von P. secunda, die sich aus abgerissenen Wurzeln endogen entwickelt haben und die sich von Keimpflanzen durch ihre bedeutende Größe und Üppigkeit und durch die Dicke und dunkle Farbe der Wurzel, aus der sie entspringen, unterscheiden. Übrigens hat auch schon Irmisch solche aus Adventivknospen an abgerissenen Wurzeln hervor- gegangene Pflanzen gefunden und beschrieben. Was zu der Annahme führen könnte, daß es sich bei den von Velenovsky gefundenen Keimpflänzchen nicht wirklich um solche, sondern nur um aus Wurzeladventivknospen hervor- gegangene Pflanzen handle, ist die Tatsache, daß der oberirdische Stamm nie direkt in die Wurzel übergeht, sondern an der Übergangsstelle stets eine Anschwellung vorhanden ist und es manchmal so aussieht, als ob der Stamm seitlich aus der Wurzel hervorgebrochen wäre. Jedoch ist in solchen Fällen das obere Ende der Wurzel immer unverletzt, wodurch der Verdacht, daß es sich um aus abgerissenen Wurzeln hervorgegangene Pflänzchen handle, hinfällig wird. Gerade auf diese Art des Hervorbrechens des Stammes aus der Wurzel stützt Velenovsky seine Hypothese über den Verlauf der Keimung, denn obwohl seine diesbezüglichen Annahmen ja recht einleuchtend sind, kann man sie doch nur als Hypothese bezeichnen, da er, ebensowenig wie jemand anderer vor oder nach ihm, jemals ein jüngeres Keimungsstadium beobachtet hat und es kann nicht genug hervorgehoben werden, daß die ersten drei der seiner Arbeit beigegebenen Abbildungen jugendlicher Keimungs- stadien nicht nach der Natur gezeichnet, sondern reine Schemen seiner Hypothese sind. Danach verläuft die Keimung von P. secunda folgendermaßen: zuerst entwickelt sich aus dem Samen ein unterirdischer, bleicher, zylindrischer Körper, der nach unten zu eine Wurzelhaube ausbildet und ein Prokaulom vorstellt. Hat dieses eine gewisse Länge erreicht, so bricht aus seinem oberen Ende endogen eine Knospe hervor, die sich zu einer Pflanze entwickelt, die dann später, oberhalb der Insertionsstelle des Stammes, aus diesem 862 pP. Furth, entspringende, gewöhnliche Rhizome entsendet. Etwas anders stellt er die Keimungsgeschichte von P. uniflora dar; nur allein auf der Tatsache fußend, daß er einmal ein Prokaulom ohne Zusammenhang mit einer Pflanze fand, schreibt er folgendes: »Aus dem Samen der Monesis keimt ein ähnlicher ungegliederter Körper, welcher sich aber bipolar nicht entwickelt, sondern sich nach allen Richtungen hin unregelmäßig verzweigt und fadenförmig verlängert. So entsteht ein Ge- flecht von fadendünnen Ausläufern, welche als selbständiger Organismus in der Humuserde saprophytisch vegetieren. Ein solches Fadengeflecht habe ich wirklich beobachtet und schon im Jahre 1892 abgebildet. Es ist ein wurzel- artiges Prokaulom, welches von dem (hypothetischen! F.) der P. secunda dadurch abweicht, daß es lange lebt, sich fortwährend verzweigt und die Aufgabe der vegetativen Vermehrung der Pflanze übernimmt, dieselbe Aufgabe, welche bei der P. secunda die weitkriechenden Rhizome versehen.« Danach teilt er die Entwicklung einer P. uniflora in zwei Generationen ein, eine unterirdische ungeschlechtliche und eine oberirdische geschlecht- liche und zieht Parallelen mit dem Generationswechsel der Muscineen, indem er das Prokaulom mit einem Protonema vergleicht. Sollte das nicht zu weit gegangen sein, wenn man bedenkt, daß all das auf der Beobachtung eines einzigen freilebenden Prokauloms basiert, das vielleicht doch nur durch Abreißen von einer oberirdischen Pflanze entstanden ist? Auch Goebel erwähnt in seiner Organographie das Wurzelsystem von P. uniflora. Doch ist es mir nicht bekannt, ob er sich dabei auf die Angaben Velenovsky’s stützt oder eigene Beobachtungen mitteilt. In dem Abschnitt »Freilebende Wurzeln« schreibt er: »Auch finden sich Wurzelsysteme, die offenbar jüngere Stadien dar- stellen und noch keine Sprosse entwickelt haben. Es ist die Keimung leider noch unbekannt. Wahrscheinlich aber geht aus dem ungegliederten Embryo des keimenden Samens nicht wie sonst ein beblätterter und bewurzelter Sproß, sondern unter Verkümmerung des letzteren nur ein saprophytisch lebendes Wurzelsystem hervor, .an dem dann später endogene Sprosse ent- stehen.« Kinzel gibt in seiner Arbeit über Lichtkeimung an, es scheine ihm nach dem Verlauf seiner Versuche unwahrscheinlich, daß die Pirola-Arten- ohne Pilzwirkung keimten. In seinem Buch »Frost und Licht als beein- Nussende Kräfte bei der Samenkeimung« sagt er, daß sich Samen von P. uniflora und P. secunda während eines vier Jahre dauernden Keimungs- versuches im Dunkeln unverändert erhalten hätten. | »Die sehr kleinen Samen dieser Famüie waren trotz mannigfaltiger Versuche auf keine Weise zum Keimen zu bringen und da so ziemlich alle Möglichkeiten in der Behandlung berücksichtigt wurden, muß man wohl annehmen, daß sie, wie die Samen der Orchidaceen, nur in Symbiose mit den dazugehörigen Wurzelpilzen sich zu entwickeln vermögen. « Biologie einiger Pirola-Arten. 863 B. Eigene Beobachtungen. 1. Eigene Beobachtungen in der Natur. In den Wäldern in der Umgebung von Payerbach (Nieder- österreich) kommen P. secunda und P. chlorantha massen- haft vor, nicht ganz so häufig P. minor. Ich wählte zum Suchen nach Keimlingen Stellen aus, wo die Pflanzen dicht standen und möglichst viele vertrocknete Fruchtstände vom vorigen Jahr zu sehen waren. Denn an solchen Stellen, wo oft im Bereich weniger Quadratdezimeter viele Fruchtstände stehen, müssen im vorhergehenden Herbst viele Tausende von Samen. ausgestreut worden sein. Ich nahm meine Nach- forschungen in der Zeit von Ende April bis Anfang Juni vor, denn ich dachte, daß die Keimung um diese Zeit schon ein- getreten sein müsse und ich die jüngsten Stadien finden - werde. Aber obwohl ‚ich oft und an den verschiedensten Standorten stundenlang Nachgrabungen vornahm und den Boden auf weite Strecken hin mit der Lupe durchforschte, fand ich nie etwas anderes als vollkommen unversehrte Samen, die ganz unverändert, so wie sie im Herbst ausgestreut worden waren,. im Boden lagen. Auch die mikroskopische Unter- suchung zeigte keine Veränderung gegenüber trocken in einer Schachtel aufbewahrten Samen. Da diese Nachforschungen zu keinem Ziele führten, ver- suchte ich, wenigstens die von Irmisch und Velenovsky beschriebenen älteren Keimpflänzchen zu finden. Zu diesem Zwecke grub ich möglichst vereinzelt stehende kleine Exem- plare aus, die eben erst aus der Erde herauskamen und bei denen kaum anzunehmen war, daß sie durch Rhizome mit anderen in Verbindung ständen. Ein einziges Mal fand ich ein Pflänzchen von £. chlorantha, das mit den aus der Literatur bekannten Keimpflänzchen übereinstimmte, in allen anderen Fällen entsprang die Pflanze stets aus einem Rhizom, das oft zu meterweit entfernten älteren Pflanzen hinleitete oder an einem Ende abgestorben war. Meist war es reich verzweigt und jeder Ast endete entweder mit einer älteren Pflanze oder mit einer Knospe, die schon bereit war, über den Boden hervorzutreten. Man sieht stets ganze Kolo- 064 P. Fürth, nien gleich alter Pflanzen, was daher kommt, daß viele Rhizom- verzweigungen zu gleicher Zeit angelegt werden und dann- auch wieder zu gleicher Zeit ihre in eine Knospe ausgehenden Enden über den Boden erheben. Die Entwicklung des Rhizoms ist besonders bei P. secunda eine sehr üppige: Kolonien von nur drei oder vier Pflanzen sind verhältnismäßig selten. Ein- mal zählte ich in einer großen Kolonie weit über 100 Pflanzen, die alle miteinander in Verbindung standen, und ich glaube, daß man bei sorgfältigen Nachgrabungen finden wird, daß so große Kolonien gar nicht selten sind und daß viel mehr Pflanzen durch gemeinsame Rhizome verbunden sind, als es bei oberflächlicher Betrachtung den Anschein hat. Die Rhizome reichen auch zur Anlage von weit entfernten Kolonien voll- ständig aus, so daß die Verbreitung durch Samen als über- flüssig erscheinen könnte. Die Untersuchungen. über P. wuniflora nahm ces Semmeringgebiet vor. Bei meinen wiederholten Nachgrabungen daselbst fand ich weder freilebende Prokaulome, wie Vele- novsky eines gefunden haben will, noch sonstige Keimungs- stadien. Die Pflanzen stehen immer in Kolonien beisammen und sind durch dünne Wurzelfäden miteinander verbunden, die beim Ausgraben sehr leicht abreißen. Dagegen scheint mir die folgende Beobachtung von größter Bedeutung zu sein: ich kultivierte in Blumentöpfen je einige Pflanzen von P. uniflora und P. chlovantha, die ich zur Blütezeit an ihrem Standort mit einem größeren Erd- ballen ausgegraben hatte und die dann später im Topf Früchte trugen und ihre Samen ausstreuten. Ende Oktober durchsuchte ich die Erde eines dieser Töpfe von P. uniflora, um zu sehen, was aus den Samen geworden sei. Dabei fand ich ein bleiches, walzenförmiges Gebilde (Fig. 1) von ungefähr 15 mm Länge und einem größten Durchmesser von 3 mm. Aus dem einen dickeren Ende brach eine winzige Knospe hervor, am ent- gegengesetzten viel dünneren Ende waren die Kanten so scharf, daß es fast wie abgehackt erschien; es war jedoch unverletzt. Dieses Gebilde war der Länge nach mit sechs langen, dünnen, ziemlich reichlich verzweigten Wurzeln be- setzt. Die mikroskopische Untersuchung zeigte, daß der ganze Biologie einiger Pirola-Arten. 869 walzenförmige Körper den Bau einer Wurzel besaß; er setzte sich zusammen aus einem dünnen, regelmäßig triarch gebauten Zentralzylinder, einem sehr breiten, mit großen Stärkekörnern zum Zerplatzen vollgepfropften Rindenparenchym und einer Epidermis von normaler Breite. Diese hatte keine Wurzel- haare und war von demselben braun gefärbten, mit Schnallen- bildungen versehenen Pilz in derselben Weise, wie ich es in dem Kapitel über die Mykorrhiza für die Wurzeln von P. uni- flora beschreibe, umhüllt. Ein Eindringen der Hyphen in das Innere der Zellen habe ich nicht beobachtet. Es wechselten, ebenso wie bei den Wurzeln von P. uniflora, längere mit weniger häufigen kürzeren Epidermiszellen ab. Auffallend war nur, daß die Stärkekörner des Rindenparenchyms ganz un- vergleichlich größer waren als die normaler Wurzeln. Die Wurzeln dieses merkwürdigen Körpers waren sehr reichlich mit Haaren besetzt und besaßen eine spärliche Pilz- umhüllung. Sie enthielten Stärkekörner von derselben Größe und vom selben Aussehen wie normale Pirola-Wurzeln. Besondere Verschiedenheiten gegenüber normalen Wurzeln von P. uniflora habe ich nicht konstatiert. Nach meinen Beobachtungen bin ich zu der Überzeugung gelangt, daß ich -es hier wirklich mit einer jungen Pirola-Pflanze zu tun hatte. Die beste Erklärung für die Entwicklung eines verhältnis- mäßig so großen und so reich mit Reservestoffen versehenen Körpers aus dem mikroskopisch kleinen Samen ist die An- nahme einer saprophytischen Lebensweise unter Mitwirkung .des Pilzes, ähnlich wie sie No&@l und Burgeff für Orchideen- keimlinge beschrieben haben. Ich kann nicht sagen, wie sich dieses Gebilde weiterentwickelt; am wenigsten Schwierig- keiten begegnet die Annahme, daß, nach Entwicklung ober- irdischer Assimilationsorgane, der ganze Körper, nachdem ihm. ‚sämtliche Reservestoffe entzogen wurden, ähnlich wie ver- brauchte Kotyledonen, unter Einschrumpfen zugrunde geht. Die Auffindung dieses merkwürdigen Gebildes steht mit der T